Malassimilation Malabsorption / Maldigestion



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Malassimilation Malabsorption / Maldigestion 1456 1856 Matthias Kraft / Markus M. Lerch Abteilung Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald Medizinische Klinik der königlichen Universität Greifswald

Morbus Whipple Erstbeschreibung 1907 durch George H. Whipple als intestinale Lipodystrophie chronische Infektionskrankheit mit schleichendem Verlauf über Jahre Inzidenz: 1 Neuerkrankung / 1 Mio. Menschen / Jahr m : w = 4:1; Durchschnittsalter 45-55 Jahre Erreger: Tropheryma Whipplei, gram pos. Actinomycet 1992 intrazelluläre Vermehrung unter bestimmten Wirtsfaktoren hohe Assoziation mit HLA-B27 persistierende Defekte des zellulären Immunsystems (TH 1 Zellen) verminderte Mitogen-induzierte Proliferation von T Zellen verminderte Expression von Zell-Adhäsionsmolekülen (CD11b, CR3) kutane Anergie auf Recallantigene IL-12 Sekretion aus Makrophagen vermindert Störung der Phagozytose und verzögerte intrazelluläre Elimination des Bakteriums

Morbus Whipple Klinik Gewichtsverlust Diarrhoe Arthralgien/Arthritis kolikartige Abominalschmerzen Häufigkeit % 70 65 65 55 Laborveränderungen erniedrigtes Serum- Karotin Hypalbuminämie Anämie BSG Erhöhung Häufigkeit % 95 93 75 70 Hautpigmentation 40 Uveitis selten Lymphadenopathie Fieber ZNS Befall Insomnie/Amnesie 15 10 10-40 5 DD: Enteritis anderer Genese rheumatoide Arthritis Spondylarthropahien Kollagenosen Uveitis

Morbus Whipple Diagnostik: Makroskopie: gelegentlich wulstige Schwellung der Duodenal-SH Mikroskopie: PAS-positive Einschlüsse Transmisionenelektronenmikroskopie: intrazelluläre und exztrazelluläre stäbchenförmige Bakterien, PAS positive Einschlußkörperchen auch bei HIV mit atypischer Mykobakteriose, Darmtuberkulose PCR: Nachweis von Gensegmenten Liquordiagnostik

Morbus Whipple Therapie bei Nachweis initial liquorgängiges Antibiotikum i.v. Cephalosporine (Ceftriaxon 2 x 1 g tgl.) Meropenem (3 x 1 g tgl.) für 14 Tage im Anschluss orale Behandlung mit Trimethoprim- Sulfamethaxol (Bactrim) 2 x 160/800 mg tgl. für 1-2- Jahre Rezidive: Tetracycline (nicht bei ZNS Befall da schlecht liquorgängig) ggf. IFN-γ (Schneider T et al. 1998, Ann Intern Med, 129:875-877)

Virale Infektionserkrankungen: Enteroviren ECHO-Viren Rotaviren Parvoviren CMV Infektiöse Darmerkrankungen CMV-Enteritis

Infektiöse Darmerkrankungen Clostridium difficile -Enterokolitis Erreger: grampositives Sporenbild. Stäbchen, Zytotoxinproduktion A+B. Toxin B 1000mal toxischer als Toxin A. Ausbildung einer antibiotika-induzierten pseudomembranösen Enterokolitis durch Überwucherung nach Antibiotikagabe, vor allem Clindamycin, Ampicillin, Lincomycin, prinzipiell aber bei allen Antibiotika möglich.

Infektiöse Darmerkrankungen Clostridium difficile -Enterokolitis Klinik: oft plötzlich innerhalb von 2 Tagen bis wenigen Wochen nach Antibiotikagabe. Wäßrige Diarrhoe, Bauchkrämpfe, Fieber. Selten toxisches Megakolon oder akutes Abdomen. Diagnostik: Erregeranzucht in Spezialmedien, Toxin-Nachweis. Typisches endoskopisches Bild mit weißlich-gelblichen Plaqueartigen Pseudomembranen, aber oft auch nur unspezifische Colitis, manchmal segmental begrenzt. Therapie: Oft genügt Absetzen der Antibiotika, Unterstützung der Rekolonistion durch Sacharomyces boulardi. Schwere Fälle: Metronidazol oral oder i. v., Alternative Vancomycin oral.

Malassimilationssyndrome Verdauung und Resorption von Kohlenhydraten Aufnahme: ca. 300 g / 24 h 60 % Stärke, 40 % Zucker (30 % Saccharose, 6 % Laktose, 3 % Fruktose, 1 % Maltose) Intraluminal: Kochtopf... (Stärke kristallin Gelform) Mund (Speichelamylase) Magen (saurer ph inaktiviert Speichelamylase) Pankreas (alpha-amylase) membranständige Digestion: Disaccharidasen, Glykoamylase, Saccharase/Isomaltase, Laktase, Trehalase

Malassimilationssyndrome Maldigestion und Malabsorption von Kohlenhydraten physiologische Malabsorption: pflanzliche und Getreide-Kohlenhydrate unverdaulicher Stärke pflanzliche Polysaccharide hoher Anteil an bakterielle Fermentation im Kolon Lignin der Weizenkleie Ballaststoff, wenig abbaubar, erhöht Stuhlvolumen Sorbit: Polyalkohol (Früchte, kalorienverminderte Nahrungsmittel) osmotische Diarrhoe Fruktose: sehr langsame Resorption, 37 % gesunder Probanden 25-50 g bereits symptomatische Resorptionsverminderung

Malassimilationssyndrome Maldigestion und Malabsorption von Kohlenhydraten 1) Mangel an pankreatischer α-amylase 2) Mangel oder Fehlen an Disaccharidasen der Enterozyten 3) Reduktion der Resorptionsfläche primär (meist selektiv) versus sekundär (meist global) Stärke Laktose Trehalose (in frischen Pilzen) Saccharose Isomaltose Maltose, Maltodextrine, α-grenzdextrine Glukose / Galaktose (Na-Glukosetransporter, aut. - rez.) Fruktose (25 50 g) D-Xylose

Malassimilationssyndrome

Laktasemangel primär (10% / 95%) sekundär, erworben (Kurzdarmsyndrom, Sprue) Laktase Laktose Galaktoseund Glukose Laktose im Dickdarm CO 2, H 2 und Laktat (Bakterien) typische Klinik mit Tenesmen und Durchfall, Blähungen, Flatulenz nach Milchgenuss seltener echte Milchallergie Unterschied: Patient mit Laktasemangel verträgt noch etwas Milchzucker (je nach Restaktivität) Diagnose: Laktosetoleranztest, H 2 Atemtest, saurer Stuhl ph Therapie: Milchfreie Diät

Malassimilationssyndrome Digestion und Resorption von Proteinen intraluminale Hydrolyse durch Proteasen des Magens sowie des Pankreas Aufspaltung der Oligopeptide zu freien AS Magen Pepsine (A + B) Gastrin CCK-Stimulation Pankreas Endopeptidasen Trypsinogen Chymotrypsinogen Proelastase Trypsinogen Enterokinase Trypsin Trypsin (Lys, Arg) Chymotrypsin (arom. AS) Elastase (aliphatische AS) Ektopeptidasen Procarboxypeptidase A Procarboxypeptidase B Carboxypeptidase A Carboxypeptidase B

Malassimilationssyndrome Digestion und Resorption von Proteinen (2) Proteine Aminosäuren Aminosäuren große Peptide kleine Peptide 2 1 4 5 6 3 Peptide 1 = Enterokinasen 2 = AS-Transporter,spezifisch (7 verschiedene Carrier) 3 = Transporter für Di- und Tripeptide 4 = intrazelluläre Peptidasen 5 = AS-Transporter basolateral (5 verschiedene Carrier) 6 = Peptidtransporter basolateral

Malassimilationssyndrome Digestion und Resorption von Fetten der Nahrung tgl. Aufnahme ca. 100 g / 24h > 95 % Resorption, 30-40 % des Energiebedarfs essentielle ungesättigte FS (ω-3 und ω-6 FS) Triacylglycerol langkettig (C 14-22 ) mittelkettig (C 6-12 ) kurzkettig (C 3-6 ) Triacylglycerin Pankreaslipase oco oco oco OH oco OH ß-Monoacylglycerin OH oco OH oco oco oco Hydrolyse im Magen zu 10-30 % Kolipase-Lipase System des Duodenums quantitativ entscheidend Pankreaslipase im Überschuß!, > 90 % Zerstörung >> Maldigestion OH OH oco α-monoacylglycerin OH OH OH OH OH oco OH OH Glycerolphosphat OH OH Glycerin OPO 3 2- OH

Malassimilationssyndrome Digestion und Resorption langkettiger Fettsäuren im Lumen Emulgierung Stabilisierung Diffusion / Carrier FABP in der Mukosa Aufnahme Transport zum ER Triglyzerid-Resynthese Chylomikronen-Bildung lymphatischer Abtransport LCT MCT Resorption Lumen Digestion und Resorption mittelkettiger Fettsäuren im Lumen MCT MCFS (löslich) Diffusion in der Mukosa keine CoA Aktivierung keine Triglyzerid-Resynthese keine Chylomikronen-Bildung Abtransport über Portalvene

Malassimilationssyndrome Malabsorption Störung der Resorption von Nahrungsbestandteilen oder des Abtransportes derselben Dünndarmerkrankungen Sprue M. Whipple Dünndarmresektion (Kurzdarmsyndrom) Störung der enteralen Durchblutung Störung der enteralen Lymphdrainage hormonell aktive Tumoren Maldigestion Störung der Vorverdauung im Magen, der Aufspaltung durch Pankreasenzyme oder der Emulgierung der Fette durch Galle Z. n. Magenresektion chron. Pankreatitis Mangel an konjugierten Gallensäuren Cholestase Gallensäureverlust- Syndrom Mangel an Bürstensaumenzymen

Sprue glutensensitive Enteropathie gehäuft bei Diabetes mellitus Typ I (4 %, häufig symptomarme Sprue!) Down Syndrom Dermatitis herpetiformis Duhring (3,5 %) selektiver IgA-Mangel Osteoporose genetische Prädisposition (HLA-DQ 2 und DQ-8) Unverträglichkeitsreaktion gegen Gliadinfraktion des Glutens Weizen, Roggen (Secalein), Gerste (Hordein) (Hafer (Avenine)) Klinik: Adynamie, Diarrhö, Steatorrhoe, Gewicht, Malabsorption Merke: Sprue ist keine Nahrungsmittelallergie

Sprue glutensensitive Enteropathie Pathogenese intestinales Lumen Gliadin (Weizen) Secaline (Roggen) Hordeine (Gerste) Infektionen ++? Epithel Lamina propria Makrophagen MHCII HLA-DQ2 HLA-DQ8 + + gliadinreaktive T Zellen Th 1 IFN-g ttg + + dendritische Zellen MHCII HLA-DQ2 HLA-DQ8 + B Zellen MHCII HLA-DQ2 HLA-DQ8 Endothel

Sprue glutensensitive Enteropathie Pathogenese Histologie: Marsh-Klassifikation Grad I: Grad II: vermehrte intraepitheliale Lymphozyten Kryptenhyperplasie, Entzündung der Lamina propria Grad III: ausgeprägtes entzündliches Infiltrat a-c: zunehmende Villusatrophie Merke: Merke: Marsh I - Läsion erlaubt nicht die Diagnose einer Sprue bakterielle und virale Infektionen führen zu gleichartigen Veränderungen histologischer Schweregrad korreliert nicht sicher mit Klinik

Sprue glutensensitive Enteropathie Diagnose IgA anti-gliadin AK aussagekräftiger als IgG Sprue? IgA-anti ttg (EMA) positiv je älter Patienten umso weniger spezifisch besser: EMA AK - 100 % Sensitivität je nach Labor-Qualität nein negativ IgA Defizienz? ja IgA Defizienz in 2% der Fälle 10 x häufiger als Normalbevölkerung negativ IgG-anti ttg positiv in komplizierten Fällen: HLA-Typisierung Fehlen von HLA-DQ2 / DQ 8 schließt Sprue aus Duodenalbiopsie (> 3) Zottenatrophie (IEL erhöht)

Sprue glutensensitive Enteropathie Therapie Phylogenie der Getreidearten Familie Poaceae Unterfamilie Pooideae Oryzoideae Pani coideae Andropo gonoideae Tribus Triticeae Aveneae Oryceae Paniceae Zeeae Genus Tricitum Weizen Secale Roggen Hordeum Gerste Avena Hafer Oryza Reis Pennisetum Hirse Zea Mais

Sprue glutensensitive Enteropathie Therapie lebenslanges Meiden von Gluten (< 20 ppm in der Nahrung) M auch bei symptomarmer Sprue vermehrtes Auftreten von sprue-assoziierten Autoimmunerkrankungen (35 % nach 20 J.) somit auch bei diesen glutenfreie Nahrung indiziert Absolutes Verbot: glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern) glutenhaltigen Produkte (M verstecktes Gluten, Fertigprodukte) In der Initialphase der Ernährungsumstellung Hafer ebenfalls meiden; später werden eventuell Mengen bis zu 50 g / d toleriert (individuelle Austestung)

Sprue glutensensitive Enteropathie bei Stuhlfettausscheidung (> 15-20g Fett/d) kann zur Verbesserung der Energiebilanz übliches Nahrungsfett teilweise durch Spezialfette (MCT-Fette) ersetzt werden. Verbesserung der Zufuhr essentieller Nährstoffe (v.a. in der Anfangsphase) ggf. Supplemente (Mulitvitamin- Präparate, Trinknahrungen) Bei Obstipation: reichlich Flüssigkeit. Mais-, Soja-, Reiskleie; Laxanzien auf Methylzellulose-Basis Milchprodukte nach Therapiebeginn meiden (sekundäre Laktoseintoleranz) nach Regeneration der Dünndarmschleimhaut langsam steigern

Sprue glutensensitive Enteropathie Erlaubte Stärkequellen sind: Getreide: Reis, Mais, Kartoffeln, Leinsamen, Hirse, Sorghum, Amaranth, Johannisbrotkernmehl, Tapioka, Buchweizen (und daraus hergestellte Produkte) Körner / Samen / Nüsse: Sonnenblumenkerne, Kokosnuss, Sesam, Mohn, Haselnüsse, Mandeln, Walnüsse, Kastanien, Alfalfa Hülsenfrüchte: Linsen, Erbsen, Bohnen, Erdnüsse

Sprue glutensensitive Enteropathie Perspektive: Erzeugung gentechnisch veränderten Weizens Erzeugung einer oralen Toleranz durch Zufuhr von Gliadinpeptiden mit der Nahrung welche eine gegenregulatorische, Th 2 vermittelte, Immunantwort induzieren

Kurzdarmsyndrom Malabsorption von Nahrungsbestandteilen meist Folge einer ausgedehnten Dünndarmresektion quantitativ: kritische Unterschreitung der Resorptionsfläche qualitativ: funktionell nicht kompensierbare Darmabschnitte 2 Typen proximales bzw. jejunales Kurzdarmsyndrom Entfernung > 50 % des Jejunums Verlust der großen Absorptionsfläche des Jejunums distales bzw. ileales Kurzdarmsyndrom Resektion mehr als 30 cm terminales Ileum schwer behandelbare Diarrhöe und Steatorrhoe enorme Flüssigkeits- und Elektrolytverluste

Kurzdarmsyndrom Ursachen Vaskuläre Schädigung Thrombose / Embolie A. mesenterica superior Thrombose der V. mesenterica superior Volvulus und Strangulation post-operative Schädigung abdominelles Trauma jejunoilealer Bypass (gelegentlich i.r. Adipositaschirurgie) versehentlicher gastrokloischer/ilealer Bypass M. Crohn Bestrahlungsenteropathie / Strahlenenteritis maligne Tumoren (Dünndarmkarzinom, Karzinoid, Lymphom)

Kurzdarmsyndrom jejunale Resektion Resorptionsstörung Durchfall Gewichtsverlust erste und wichtigste digestive und absorptive Station ileale Adaptation möglich! Ileocoecalklappe Modulation der Transitzeit Schutz vor Bakterienaszension ileale Resektion verminderte Rückresorption von Wasser und Elektrolyten verminderte Reabsorption von Gallensalzen Steatorrhoe Vit. A,D,E,K Mangel Ileumverluste > 60 cm Vit. B12 Mangel epitheliale Hyperplasie kann bei gering ausgeprägter Reseketion im Sinne einer ilealen Adaptation kompensieren Beginn 24-48 h nach Resektion Kinder tolerieren Resektion weitaus besser als Erwachsene

Kurzdarmsyndrom shortbowelsyndrome Resorption von Kohlenhydraten und Eiweißen hängt nur von Resektatlänge ab, bei Fetten nur mit Abstrichen Ileum mit hoher funktioneller Reserve Laktose und Folsäureresorption am kritischsten (geringe Adaptation) Malabsorption: Fette und fettlösliche Vitamine bei Ileumverlust Gallensäurenverlustsyndrom bei Verlust der Ileocoecalklappe bakterielle Fehlbesiedlung

Kurzdarmsyndrom short bowel syndrome Klinische Symptome Gewichtsabnahme wässrige, sekretorische Diarrhoe Gallensäurenverlust bereits ab 25 cm term. Ileum Steatorrhoe bei gestörter Mizellenbildung, ab ca. 50 cm Laktoseintoleranz Anämie megaloblastär, Vit. B12, ab > 50 cm term. Ileum + bei Ileocöcalklappenverlust bakterielle Besiedelung Tetanie (Kalziummangel) Nachtblindheit (Vitamin A) hämorrhagische Diathese (Vitamin K) Cholezystolithiasis (verminderte Gallensalzresorption) Nephrolithiasis (Hyperoxalurie) D-Laktazidose bei erhaltenem Restkolon und KH-reicher Kost

Kurzdarmsyndrom short bowel syndrome Folgen einer verminderten intestinalen Gallensäurenresorption Anstieg der GS-Konzentration im Kolon bakterielle Dekonjugation der Gallensäuren Anstieg freier Gallensäuren Anstieg des Glyzingehaltes Gallensäurenmangel NaCl-Resorption Cl - Sekretion Steigerung der Oxalatresorption Vermehrter Anfall von Oxalat lithogene Galle verminderte Mizellenbildung Diarrhöe Nephrolithiasis Cholezystolithiasis Steatorrhoe

Kurzdarmsyndrom short bowel syndrome Phasen des Kurzdarmsyndroms mit stadiengerechter Therapie Stadium 1. Hypersekretion > 2,5 l / 24 h 2. Adaptation < 2,5 l / 24 h 3. Stabilisation Dauer 1-4 Wochen 4 Wochen - 1Jahr 3 12 Monate post-op Therapie TPE, Säureblockade, Octreotid, enterale Zufuhr isotoner Lösung überlappender Kostaufbau, MCT Fette und Cholylsarcosin bei Steatorrhoe, Antidiarrhoika, Octreotid Mischkost, häufig kleine Mahlzeiten Substitution essentieller Makro u. Mikronährstoffe

Strahlenenteritis Inzidenz: chron. Strahlenenteropathie 2,5 25 % akute Schädigung fast 100 %, Klinik meist milde Bestrahlung Frühschaden wenige Stunden Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe 5-HT 3 und ZNS vermittelt freie Radikale, Enterotoxine Intervall 3-6 Monate Spätschaden partielle Dünndarmobstruktion kolikartige Schmerzen intermittierender Ileus / Subileus Übelkeit, Appetit, Gewichtsverlust Malabsorption

Strahlenenteritis Therapie akute Schädigung symptomatisch Diarrhöe: Loperamid, Diphenoxylat Ileitis terminalis chologene Diarrhöe Colestyramin therapierefraktär: Sulfasalazin, lokale / systemische Glukokortikoide fett- / ballaststoffarme, laktosefreie Kost Spätschäden: konservativ, unterstützend, symptomatisch Antidiarrhoika, Spasmolytika, Colestyramin Sulfasalazin und Glukokortikoide Antibiotikum bei bakterieller Überwucherung Vitamin, Spurenelemente, Elektrolyte fett- / ballaststoffarme, laktosefreie Kost, ggf. TPE