Abgestimmte Handlungsempfehlungen zur Kinderernährung Netzwerk: Gesund ins Leben Maria Flothkötter aid/gesund ins Leben Fachtag: Umgang mit Allergien in Kitas, Berlin, 16. 3.2016 1 aid infodienst e. V. 2013
Wer sind wir? 2 aid infodienst e. V. 2016
Gesund ins Leben Netzwerk Junge Familie 3 aid infodienst e. V. 2016
Säulen und Maßnahmen des Netzwerks Handlungsempfehlungen Qualifizierung von Multiplikatoren: Programme (Folien + Referentenhandbuch) 1-tägige Seminare Referentenpool Zuschüsse Vorträge Medien, Info- und Schulungsmaterial: Aufkleber Flyer Poster Präs.-mappen App(s) Öffentlichkeitsarbeit: Präsenzen: Tagungen, Kongresse (auch eigene) Internet-Auftritt Newsletter Pressemeldungen Nachgefragt Netzwerkarbeit 4 aid infodienst e. V. 2016
Warum abgestimmte Handlungsempfehlungen? 5 aid infodienst e. V. 2015
Gleiche Botschaften für ALLE! Gleiche Botschaften geben Sicherheit im Handeln und im Alltag! Die Lotsenfunktion von Multiplikatoren nutzen! 6 aid infodienst e. V. 2015
Wie alles anfing? Handlungsempfehlungen (HE) für das NW Initialworkshop Dez. 2008 Zielfindungs-Workshop März 2009 Auftrag zur Erarbeitung der HE (Säuglingsernährung) Projektstart Okt. 2009 7 aid infodienst e. V. 2013
Wie entstehen abgestimmte Handlungsempfehlungen? 8 aid infodienst e. V. 2015
Die ersten Schritte Recherche und Vergleich von Empfehlungen Experten-Casting Wer muss an der Entwicklung der Handlungsempfehlungen beteiligt werden? (wiss. Beirat) Expertengespräche: Vergleich Bewertung Veröffentlichung auf 1. Netzwerkkongress: Juni 2010 9 aid infodienst e. V. 2013
Wie sind sie entstanden? Recherche und Vergleich bestehender Empfehlungen Auswertung von Elternforen, Ratgebern Koop. mit REVAN Literaturrecherche (anteilig) Gastexperten-Casting für neue Themenfelder Themensammlung im wiss. Beirat Themendiskussion mit NW-Partnern auf (NW-Kongress 2012) Feedback durch Anwender/NW-Partner 10 aid infodienst e. V. 2013
Bedeutung der H-Empfehlungen von der Arbeitsgrundlage zum Beratungsstandard Verbreitung HE Säuglingsernährung: Monatsschrift Kinderheilkunde Abdruck 1000 Ex. Sonderdruck Startauflage 20.000 Ex. / Jahr ( Multiplikatoren!!!) 550.000 Abdrucke insgesamt 11 aid infodienst e. V. 2013
Bekanntheitsgrad Nach 1 Jahr Nach 3 Jahren 24,6 % kennt sie nicht 31,9 % haben davon gehört 41,7 % haben sich mit HE beschäftigt 13,5 % kennt sie nicht 23,3 % haben davon gehört 63 % haben sich mit HE beschäftigt 73,6 % kennen die HE Befragung 2011 (Berufsverbände, v. a. Hebammen) 86,3 % kennen die HE Befragung 2013 (v. a. Kinderärzte) 12 aid infodienst e. V. 2013
3 HE für 3 Lebensphasen 2010 2011/2012 2013 13 aid infodienst e. V. 2013
Handlungsempfehlungen Kleinkinder wie verbreiten? Sonderdruck Elternflyer Aufkleber U-Heft Pressearbeit www.gesund-ins-leben.de Fachkräfte-Newsletter: www.gesund-ins-leben.de/fuerfachkraefte/newsletter Folienvorträge für Fachkräfte 14 aid infodienst e. V. 2013
Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter Auszüge aus den Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben Netzwerk Junge Familie, Nahrungsmittelunverträglichkeiten 15
Allergisch oder nicht allergisch? Allergisch Immunologische Reaktion (IgE) Reaktion auf kleinste Allergenmengen Beispiele: Urtikaria, Asthma, Heuschnupfen, Lebensmittelallergie Nicht Allergisch Nicht Immunologische Reaktion Beschwerden sind dosisabhängig Beispiele: Unverträglichkeiten auf Lebensmittelinhaltsstoffe wie Milch- und Fruchtzucker, Histamin; Pseudoallergien auf natürliche Lebensmittelinhaltsstoffe wie Aromastoffe, Benzoate aid infodienst e. V. 2015 16
Häufiger vermutet als vorhanden Diagnose nichtallergische NM-Unverträglichkeit Diagnose allergische NM- Unverträglichkeit 0,7 % 3,5 % Eigenangabe 38 % 0 10 20 30 40 % Befragung von Kindern und Jugendlichen (0-17 Jahre) (Roehr et al. Clin Exp Allergy 2004; 34:1534-41) Gefahr: Ausschluss von Lebensmitteln auf Verdacht 17
Ausschluss von Lebensmitteln Gefahr der Mangelernährung Belastet das Kind ( anders essen in Gemeinschaft ) Kein Vorteil im Sinne der Allergieprävention (S3-Leitlinie Allergieprävention) 18
Häufigkeiten bei Kleinkindern Nahrungsmittelallergie: ca. 4 % 1 Nahrungsmittelallergie bei atopischer Dermatitis: 33 bis 50 % Nichtallergische Nahrungsmittelunverträglichkeiten: selten Laktoseunverträglichkeit: Kleinkinder i.d.r. nicht betroffen 2 1 Augustin et al. 2010 2 Heyman Pediatrics 2006; 118:1279-1286 19
Toleranzentwicklung Viele Nahrungsmittelallergien verlieren sich bis zum Schulalter Kuhmilchallergie: 90 % 1 Hühnereiallergie: bis zu 70 % 2 Erdnussallergie: bis zu 20 % 2 1 Koletzko et al. Monatschr Kinderheilkd 2009; 7:687-91 2 Lange Pädiatr Allergol 2009;12:7-9 20
Handlungsempfehlungen Der Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit allein rechtfertigt keinen längerfristigen Ausschluss von Nahrungsmitteln aus der Ernährung. Dieser kann Kinder erheblich belasten und ihrer Gesundheit schaden und soll nur auf Grundlage einer gesicherten Diagnose erfolgen. 21
Gesicherte Diagnose Anamnese Elimination Provokation mit den verdächtigten Lebensmitteln ggf. Hauttest bzw. Invitro-Test auf IgE-Antikörper 22
Nicht geeignet für die Diagnose! Bestimmungen von IgG und IgG4 Bioresonanz Kinesiologie Elektroakupunktur zytotoxischer Lebensmitteltest Lymphozytentransformationstest Vegatest Irisdiagnostik Haaranalysen Pendeldiagnostik u. a 23
Zöliakie Häufigkeit: 0,7 % der Kleinkinder 1 Diagnose: Antikörperbestimmung und Untersuchung der Dünndarmschleimhaut 2 Ernährungstherapie: glutenfreie Ernährung auf Dauer 1 Koletzko Monatschr Kinderheilkd 2013;161:63-78 2 Husby et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2012;54:136-160 24
Neurodermitis Einflussfaktoren Allergene (darunter auch Lebensmittel möglich) Umwelteinflüsse Stress Klima Bakterien/Pilze u. a. Zucker kein Schubfaktor * * Ehlers et al. Acta Derm Venereol 2001;81:282-284 25
Handlungsempfehlung Eine diätetische Behandlung bei Neurodermitis ist nur bei nachgewiesener Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln gerechtfertigt. 26
Handlungsempfehlungen Liegt eine Nahrungsmittelallergie vor, muss das unverträgliche Lebensmittel bzw. der Lebensmittelinhaltsstoff vollständig gemieden werden. (Bei NM-Unverträglichkeit - Schwellenkonzept!) Die verbleibende Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein. Sie muss den altersentsprechenden Bedarf an Energie und Nährstoffen decken. Ernährungstherapie unter fachlicher Beratung 27
Handlungsempfehlungen Wie sieht eine ausgewogene Ernährung für (Klein-)Kinder aus? Reichlich Getränke und pflanzliche Lebensmittel Mäßig tierische Lebensmittel Sparsam Zucker und Süßigkeiten, Salz, Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren sowie Snackprodukte aid infodienst e.v., Idee: S. Mannhardt 28
Essen lernen braucht Gemeinschaft Mehr Familienmahlzeiten häufiger empfehlenswertes Essverhalten, Gewicht eher im Normalbereich 1 Angenehmes soziales Umfeld fördert die Ausprägung von Lebensmittelvorlieben und Essgewohnheiten 2 Familienmahlzeit wichtiger Teil des Familienlebens (Versorgung, Gemeinsamkeit, Zusammenhalt, Austausch) Eine gute Mahlzeit ist eine ausgewogene Mischung aus guten Speisen, Sorgfalt, engen Bindungen, einem Erlebnis der Sinne und aus unvorhersehbaren menschlichen Gefühlen und Stimmungen (J. Juul) 1. Hammons/Fiese Pediatrics 2011; e1565-e1574 2. Birch/Anzman-Frasca Physiol Behav 2011; 641-645 29
Handlungsempfehlungen Mahlzeiten in Gemeinschaft sind wünschenswert mit genügend Zeit und Ruhe (ohne Ablenkung z. B. durch laufendes Fernsehgerät) mindestens einmal am Tag in der Familie gemeinsam in freundlicher Atmosphäre (positives Ess-Erlebnis) 30
Handlungsempfehlungen Eltern sollten ihrem Kind ermöglichen und es darin unterstützen, selbstständig zu essen aktiv an den Mahlzeiten teilzunehmen 31
Vielfalt so früh wie möglich auch für allergische Kinder Vorteile für die Nährstoffversorgung Genuss beim Essen Esskultur Gewohnheiten werden langfristig geprägt Verweigerungen (Food-Neophobie) zwischen 2 und 6 Jahren am häufigsten * * Dovey et al. Appetite 2008;50:181-193 32
Handlungsempfehlungen Kinder sollten ermutigt werden, neue Lebensmittel/Speisen zu probieren und zu entdecken, wie sie aussehen, wie sie riechen und sich anfühlen, welchen Geschmack sie haben, welche Konsistenz sie haben. Eltern/ErzieherInnen sollten für vielfältiges Angebot sorgen. 33
Fazit für den Kita-Alltag? Teilhabe von Kindern mit Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten ermöglichen; ggf. kindgerechte Kennzeichnung Qualifizierte Ernährungsfachkräfte als Lotsen zwischen Erzieher/innen, Küchenpersonal, Caterern, Eltern, Ärzten (Adressen DAAB, Finanzierung durch Präventionsgesetz) Basisqualifikation von Beteiligten: Informationsmaterial, Runde Tische, ggf. Schulungen Ängste abbauen Alltagskompetenzen stärken (in Kita und Familie) 34
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 35 aid infodienst e. V. 2013