Vortrag am 27.7.2017 Ängste bei Kindern und Jugendlichen und ihre Hintergründe
Einleitung Angst ist eine völlig normale und eine gesunde Reaktion des Menschen, sie warnt vor Gefahren, sichert somit das Überleben und dient der sozialen Anpassung an die äußere Realität. Es gibt viel verschiedene Ängste, Trennungsangst, Verlustangst, Schuldangst, Angst vor Kränkungen, Angst vor Liebesverlust, Angst vor Autonomie und Autonomieverlust und viele andere. Reale Angst warnt und schützt uns vor realen Bedrohungen und Gefahren. (Angst vor Gewitter, Angst vor Dunkelheit) Störend sind lediglich ein zuviel oder ein zu wenig an Angst sowie unbegründete, der Situation unangemessene Ängste.
Angstinhalte Die Angstinhalte von Kindern verändern sich mit dem Alter und der kognitiven Entwicklung: Gegen Ende des ersten Lebensjahres treten vor allem Ängste vor fremden Menschen, fremden Gegenständen oder lauten Geräuschen auf. Zwei- bis vierjährige Kinder haben oft Angst vor Tieren, vor Dunkelheit sowie vor dem Alleinsein. Bei den vier- bis sechsjährigen Kindern kommt es zu Ängsten vor Fantasiegestalten wie Gespenstern, Monstern, Geistern oder Blitzen. Das Denken ist in dieser Zeit noch sehr magisch. Bei den sieben- zehnjährigen beziehen sich die Ängste zunehmend auf die Schule, auf Versagen und negative Beurteilungen durch andere sowie auf die Gesundheit.
Zentrale Angststörungen In unserer Praxis und im klinischen Alltag treten vor allem vier Störungsbilder auf: Trennungsangst Phobische Störungen (vor allem die Schulphobie /Schulangst) Generalisierte Angststörung Panikattacken.
Trennungsangst Die Trennungsangst ist zunächst eine Angststörung des jungen Kindesalters. Sie tritt auf bei realen und befürchteten Trennungen von den Bezugspersonen, z.b. im Kindergarten oder Schule, wenn sich ein Kind nicht durch eine angemessene Antwort beruhigen lässt. Wichtig ist die Objektkonstanz Objektkonstanz bedeutet nämlich die Fähigkeit, eine konstante innere Vorstellung von der Mutter oder dem Vater über die Trennung hinaus zu erhalten. Jedes Kind muss lernen, dass wenn die Mutter oder der Vater körperlich nicht da sind, es ein inneres Bild von Ihnen aufrecht erhalten kann, das ihm hilft, die Gefühle von Einsamkeit und alleine-sein auszuhalten. Wenn das Kind dies nicht kann, entsteht Trennungsangst, die Kinder haben dann Angst, vor Kindergarten, Schule, Schullandheime usw..
Schulphobie / Schulangst Fallbeispiel Anna Bei der Schulphobie gibt es vier typische Familienmuster, die im Hintergrund bestehen. Im ersten Familienmuster leiden der Vater oder die Mutter unter Angst und binden das Kind als Gefährten zu Hause. Im Zweiten Familienmuster fürchtet das Kind, dass dem Vater oder der Mutter etwas zustößt und möchte zu Hause bleiben, um dies zu verhindern. Im dritten Familienmuster hat das Kind Angst, das Elternhaus zu verlassen, weil es fürchtet, ihm selbst könne etwas zustoßen und im vierten Muster fürchtet ein Elternteil dass dem Kind etwas zustoßen könne und behält es deswegen zu Hause. In allen Fällen spielt eine sehr enge symbiotische Verstrickung eine Rolle, innerhalb der Autonomiewünsche unterdrückt werden müssen.
Unterscheidung zwischen generalisierender Angst und panischer Angst Angst von unsicheren Kindern, oder auch die sogenannte generalisierte Angst Sie kann als die Angst vor allem und jedem bezeichnet werden Angst als Folge eines Scheiterns des frühen Containments und des Beziehungsaufbaus Im günstigen Fall finden Eltern beruhigende Worte für ängstigende Gefühle ihrer Kinder. Der vom Kind erlebte Stress kann für die generalisierte Angststörung zur charakteristischen Erwartungsangst oder zu Sorgen führen. Diese Erwartungsangst ist durch negative Gefühle, die mit der wahrgenommenen Unfähigkeit zusammenhängt, gekennzeichnet.
Beispiel Die wahrgenommene Unfähigkeit führt zu Unsicherheit Der Versuch gewünschte Ergebnisse in bevorstehenden Ereignissen vorhersagen zu können Der Wunsch die Ereignisse kontrollieren zu können Bzw. gewünschte Ergebnisse erreichen zu können Dies führt zu dem Ergebnis: Verlagerung der Aufmerksamkeit auf selbstbewertende Inhalte Übermäßige Wachsamkeit gegenüber angstauslösenden Reizen Diese Wachsamkeit führt wiederum dazu, dass viele verschiedene Lebensumstände als bedrohlich wahrgenommen werden.
Die Angst nach traumatischen Ereignissen bei Kindern, wird auch panische Angst genannt Diese Angst ist das Ergebnis einer Überflutung oder der Zerstörung der seelischen Struktur Hat ein Kind oder eine/er Jugendliche/er panische Angst, reagiert die Psyche auf die Überflutung mit einem Panikzustand Die Affekte entziehen sich der psychischen Kontrolle und Selbstanteile drohen sich aufzulösen. Die Angst als wichtigen und lebenserhaltenden Signalcharakter fehlt hier Die Angst wiederholt scheinbar automatisch, eine erlebte gefährliche Situation. Beispiel einer 14-jährigen