Die Bedeutung der Zuwanderung für Deutschland

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Transkript:

Die Bedeutung der Zuwanderung für Deutschland 2. Nacht des Wissens Universität Hamburg, 9. Juni 2007 Referenten: Tanja El-Cherkeh und Max Steinhardt Migration Research Group (MRG) Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)

Gliederung Teil I: - Die Migration Research Group - Fragen in der Migrationsforschung - Migration im globalen Kontext - Zuwanderung nach Deutschland Teil II: - Brauchen wir Zuwanderung? - Zuwanderer auf dem deutschen Arbeitsmarkt - Das neue Zuwanderungsgesetz

Migration Research Group (MRG) Internationales und interdisziplinäres Forscherteam: etwa 15 ForscherInnen Grundlagenforschung Intensive Kooperationen bzw. Netzwerke Politikberatung Informationsservice focus Migration

Fragen in der Migrationsforschung Untersuchung von Push- und Pull -Faktoren, insb. von zukünftigen Bewegungen Die Rolle von Netzwerken, die Meso -Ebene Die Wege/Routen/Formen der Migration Entstehung/Vermeidung von irregulärer Migration (einschl. Schattenwirtschaft) Migration und wirtschaftliche Aspekte Migration und Entwicklung: Rücküberweisungen, Diaspora, Brain Drain/Gain/Circulation Integration Diversität und Diversity Management

Migrationszahlen weltweit Einige Zahlen zum Weltmigrationsgeschehen (GCIM): - 200 Mio. MigrantInnen = 3% der Weltbevölkerung - 48,6% Frauen - Anstieg: 1970 82 Mio.; 2000 175 Mio. - Zielländer: USA, Russische Föderation, Ukraine, Deutschland - Zielregion Europa: 56,1 Mio. - Hauptherkunftsländer: China, Indien, Philippinen - Irreguläre Migration: 2,5-4 Mio./Jahr - 600,000 800,000 Opfer von Menschenhandel/Jahr - Menschenhändler/Schmuggler: $ 10 Mrd. Gewinn/Jahr - 2004: $ 150 Mrd. (formelle Wege) + $ 300 (informelle Wege) Rücküberweisungen = 3 X Offizielle Entwicklungshilfe.

Zuwanderung nach Deutschland Zuwanderung nach Deutschland: - Nach 2. Weltkrieg: 12 Mio. Vertriebene und Flüchtlinge - 1949-1961: 3.8 Mio. Von Ost nach West (Deutschland) - Gastarbeiterabkommen: Italien, Griechenland, Spanien, Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien, später: Familienzusammenführung - Aussiedler (sowie Spätaussiedler): 4.4 Mio. bis 2004-1988-1992: 1.1 Mio. Asylantragsteller; 2006 (von 6.7 Mio): 40.000 Asylbewerber, 76.000 Asylberechtigte, 60.000 Konventionsflüchtlinge - 207.000 Jüdische MigrantInnen (seit Anfang der 1990er)

Zuwanderung nach Deutschland Ende 2006: 6,7 Mio. Ausländer 8,2% der Gesamtbevölkerung 1,4 Mio. in Deutschland Geborene Mikrozensus 2005: 15,3 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund 19% der Bevölkerung

Zuwanderung nach Deutschland

Brauchen wir Zuwanderung? Wandel von Nachfrage und Angebot auf dem deutschen Arbeitsmarkt Entwicklung zur Wissensgesellschaft - Technologische Entwicklung und Innovation - Bedeutung von Fachkompetenz/Qualifikation steigt Demographischer Wandel - Schätzungen für 2050: 75 Mio. Menschen in D - Altersquotient : 2001-2050 von 44 auf 55/78 * (Verhältnis Rentner/erwerbsfähige Bevölkerung) *Laut Statistischem Bundesamt (2003)

Brauchen wir Zuwanderung? Bildung und Ausbildung sinkende Ausbildungszahlen in Schlüsselsektoren Stagnation Universitätsabschlüsse* Hohe Arbeitslosigkeit, aber Mismatch auf dem Arbeitsmarkt Qualifikation, Mobilität, Informationsdefizite Engpässe auf dem Arbeitsmarkt Gesundheitssektor, Ingenieure, Dienstleistungen *Siehe Konsortium Bildungsberichterstattung 2006, Statistisches Bundesamt 2007

Lösungsoptionen Brauchen wir Zuwanderung? Verstärkte Weiterbildung der Beschäftigten (Nach-) Qualifizierung von Geringqualifizierten Erhöhung der Erwerbstätigenquote von Frauen Verlängerung der Lebensarbeitszeit Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland Siehe auch: Kurzdossier N 2 (Boswell/Straubhaar), focus Migration, www.focus-migration.de

Zuwanderer auf dem deutschen Arbeitsmarkt in v.h. 70,0 60,0 1995 2000 2004 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 EQ insg. Deutsche Ausländer insg. Erwerbstätigenquote: Anteil der Erwerbstätigen (15-64 Jahre) an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) Quelle: Steinhardt et al. 2005 / berechnet mit Daten des Eurostat Labour Force Survey EU-14 NML Polen Türkei

OECD 2005 INL 100 Zuwanderer auf dem deutschen Arbeitsmarkt Qualifikationsstruktur D UK NL CA USA hoch 19 20 19 31 27 mittel 57 29 40 37 51 niedrig 24 51 41 32 22 AUSL 100 hoch 14 35 18 38 26 mittel 34 25 29 32 34 niedrig 52 41 53 30 40

Zuwanderer auf dem deutschen Arbeitsmarkt Arbeitslosenquoten nach Nationalität 1995 2000 2004 ET insgesamt 8,2 8,0 10,7 Deutsche 7,5 7,5 10,0 Ausländer insg. 15,1 12,9 17,9 EU-14 9,4 7,3 9,2 Polen 17,3 11,6 19,8 Türkei 16,7 18,2 24,3 Arbeitslosenquote: Anteil der Arbeitslosen (15-64) an den Erw.- Quelle: Steinhardt et al. (2005): Effekte der Migrationssteuerung bei Erwerbstätigen durch das Zuwanderungsgesetz

Zuwanderer auf dem deutschen Arbeitsmarkt Exkurs: Ökonomische Effekte der Zuwanderung Arbeitsmarkteffekte Schätzung für den Zeitraum 1975-2001 Geringer Effekt auf inländische Löhne und Beschäftigung Hinweis auf Komplementarität Fiskalische Effekte Kosten-Nutzen-Bilanz für 2004 2000,- mehr in Sozial- und Staatskassen eingezahlt als aus ihnen erhalten Vorteilhafter Altersquerschnitt * Steinhardt (2006): Die Lohn- und Beschäftigungseffekte der Zuwanderung für Deutschland * * Bonin (2004): Der Finanzierungsbeitrag der Ausländer zu den deutschen Staatsfinanzen: Eine Bilanz für 2004

Das neue Zuwanderungsgesetz Umfassende Regelungen zur humanitär begründeten und arbeitsmarktorientierten Zuwanderung, als auch eine Reihe von Maßnahmen zur Integration Umorientierung von einer rein aufenthaltsrechtlichen zu einer bedarfsorientierten Gesetzgebung Anwerbestopp für Niedrig- und Geringqualifizierte bleibt bestehen Öffnung für Hochqualifizierte Kriterium: Gehalt entspricht mind. dem Doppelten der Beitragsbemessungsgrenze Selbständige: Investition von mind. 1 Mio. Euro und Schaffung von mind. 10 Arbeitsplätzen Studenten Verzicht auf Steuerungsinstrument (Punktesystem)

Das neue Zuwanderungsgesetz Vorläufige Ergebnisse bzgl. Zuwanderung von Hochqualifizierten* 2005: 700 900 (Niederlassungserlaubnisse) 2006: 421; davon: 355 Einreise vor 2006, 66 in 2006 (nach inoffiziellen Angaben) *Quelle: Steinhardt (2007): Die Steuerung der Arbeitsmigration im Zuwanderungsgesetz eine kritische Bestandsaufnahme aus ökonomischer Sicht, Policy Paper 3-2, HWWI

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Studien/Publikationen www.hwwi.org www.migrationresearch.org Kurzdossiers/Länderprofile www.focus-migration.de