Teil I: Offenes Beispiel

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Transkript:

Methodenlehreklausur 3/98 1 Teil I: Offenes Beispiel Sperka, Markus (1997). Zur Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung der Kommunikation in Organisationen (KomminO). Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 41, 4, 182-185. Zusammenfassung Obwohl der organisationsinternen Kommunikation seit einiger Zeit eine zunehmende Beachtung geschenkt wird, lag in Deutschland bisher noch kein Instrument zu ihrer systematischen Erfassung vor. Aus diesem Grunde wurde - aufbauend auf den Organizational Communication Questionnaire von Roberts und O Reilly (1974a) - ein Fragebogen zur Erfassung der Kommunikation in Organisationen (KomminO) entwickelt. Nach faktorenanalytischer Datenanalyse resultierten 7 Skalen (Kommunikationsqualität, Feedback, Vertrauen, Bedeutung der Kommunikation, Informationsüberlastung, Zusammenfassung von Informationen, Zurückhaltung von Informationen), die die Kommunikation jeweils mit den Vorgesetzten, den Kollegen und den unterstellten Mitarbeitern erhoben. Einleitung Das Thema organisationsinterne Kommunikation wird in deutschen populärwissenschaftlichen Zeitschriften seit einiger Zeit recht engagiert diskutiert. (...) Im Gegensatz zur Situation in Deutschland findet die organisationsinterne Kommunikation in den USA bereits seit Anfang der 70er Jahre ein deutlich größeres wissenschaftliches Interesse. Erst in jüngerer Zeit ist die umfangreichere sozialwissenschaftliche Rezeption dieser Ansätze im deutschen Sprachraum eingeleitet worden. Allerdings liegt in Deutschland bislang noch kein systematisch erarbeitetes Instrument vor, das eine umfassendere Erhebung der Kommunikation im Feld erlaubt. (...) Das bisher wohl einzige umfassende und systematisch entwickelte Instrument zur Erfassung von Kommunikationsprozessen in Organisationen - (...) OCQ - wurde in den USA von Roberts und O`Reilly entwickelt. Vor diesem Hintergrund wurde - ausgehend vom OCQ - ein Fragebogen zur Erfassung der Kommunikation in Organisationen (KomminO) konstruiert, der eine Kommunikationsforschung auf breiter empirischer Basis ermöglichen und Vergleiche innerhalb und zwischen Organisationen zulassen soll. Untersuchung Stichprobe und Durchführung: Der Fragebogen wurde in zwei Organisationen - einem Dienstleistungsunternehmen und einer öffentlichen Verwaltung - an 375 Personen aller hierarchischen Ebenen einschließlich Auszubildender verteilt. 230 Fragebögen kamen zurück und gingen in die Auswertung ein, was einem Rücklauf von 61,3% entspricht. Ergebnisse Statistische Auswertung: Es wurde zunächst eine Faktorenanalyse für die Items zur Kommunikation mit dem Vorgesetzten, anschließend eine zur Kommunikation mit den Kollegen durchgeführt. Da der Vorgesetzte als Einzelperson einen prägnanteren Beurteilungsgegenstand als die Kollegen darstellt, über die nur ein verhältnismäßig unscharfes Summenurteil abgegeben werden kann, wurde das Ergebnis der ersten Faktorenanalyse stärker gewichtet; die daraus resultierende Faktorenanzahl wurde als Vorgabe für die zweite Faktorenanalyse übernommen. Aufgrund einer zu geringen Fallzahl von N=65 wurde die Kommunikation mit Mitarbeitern faktorenanalytisch nicht behandelt. Zur Kommunikation mit den Vorgesetzten Eine erste Faktorenanalyse (Hauptkomponentenmethode mit Varimax-Rotation ohne Vorgaben) erbrachte zunächst acht Faktoren, wobei die Skala Zusammenfassung in zwei Faktoren zerlegt wurde. In einer weiteren Analyse ohne Vorgaben wurden sieben Faktoren extrahiert (65,4 % aufgeklärte Varianz). Dabei wurden die vier Skalen Zugang zu Informationen, Informationsmangel (mit negativen Ladungen), Genauigkeit der Information und Zufriedenheit mit der Kommunikation in einen Faktor integriert (Eigenwert: 11.09), der mit Kommunikationsqualität bezeichnet wurde. Die übrigen Skalen wurden in folgender Reihenfolge bestätigt: Vertrauen (Eigenwert: 2.4), Feedback (Eigenwert: 2.1), Bedeutung der Kommunikation (Eigenwert: 1.8), Informationsüberlastung (Eigenwert 1.7), Zusammenfassung (Eigenwert: 1.4), Zurückhaltung (Eigenwert: 1.1).

Methodenlehreklausur 3/98 2 Zur Kommunikation mit den Kollegen Im zweiten Schritt wurde das gleiche Verfahren mit der Vorgabe von sieben Faktoren auf die Items zur Kommunikation mit Kollegen angewendet. Es resultierte ein identisches Ergebnis, wenngleich mit 58.2% aufgeklärter Varianz erwartungsgemäß etwas weniger prägnant: Kommunikationsqualität (Eigenwert: 9.5), Vertrauen (Eigenwert: 2.3), Feedback (Eigenwert: 1.9), Bedeutung der Kommunikation (Eigenwert: 1.6), Informationsüberlastung (Eigenwert 1.5), Zusammenfassung (Eigenwert: 1.3), Zurückhaltung (Eigenwert: 1.2).

Methodenlehreklausur 3/98 3 Frage 1: Die Autoren haben eine Faktorenanalyse mit Varimax-Rotation durchgeführt. a) Erläutern Sie die Logik dieses Verfahrens. b) Bewerten Sie die Angemessenheit der gewählten Varimax-Rotation im Vergleich zu möglichen Alternativen.

Methodenlehreklausur 3/98 4 Frage 2: Welche Extraktionskriterien kennen Sie? Bitte erläutern Sie diese ausführlich und begründen Sie, welche Kriterien Ihrer Meinung nach in dieser Untersuchung angewendet wurden. Skizzieren Sie für die erste Faktorenanalyse der Autoren den Eigenwertverlauf, soweit ersichtlich.

Methodenlehreklausur 3/98 5 Frage 3: Die Autoren führen die Faktorenanalyse in einer Stichprobe durch, die aus Angehörigen zweier Organisationen besteht. Diskutieren Sie diese Stichprobenwahl, insbesondere im Hinblick auf die Alternative, beide Organisationen getrennt zu behandeln.

Methodenlehreklausur 3/98 6 Frage 4: Die Autoren behaupten, die zweite Faktorenanalyse über die Kommunikation mit Kollegen habe im Kern ein identisches Ergebnis wie die erste Faktorenanalyse über die Kommunikation mit Vorgesetzten. Als Beleg teilen sie Eigenwerte und Benennung der extrahierten Faktoren mit. Warum reicht das gegenüber einem skeptischen Kritiker nicht?