Westfälische Wilhems-Uni versität Münster. Hauptvorlesung Radiologie. Neuroradiologie I

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Transkript:

Westfälische Wilhems-Uni versität Münster Hauptvorlesung Radiologie Neuroradiologie I

Themen Technik Computertomographie (CT) Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) Digitale Subtraktionsangiographie (DSA) Klinische Entitäten I Tumoren Entzündungen

Schnittbildverfahren (CT / MRT) Computertomographie Magnet-Resonanz-Tomographie Schnell verfügbar Kurze Untersuchungszeit Hoher Weichteilkontrast Keine Strahlenexposition (Keine) Kontraindikationen Strahlenexposition Nicht immer verfügbar Lange Untersuchungszeit Eingeschränkter Weichteilkontrast Kontraindikationen (HSM) Notfalluntersuchung Elektive Untersuchung

Schnittbildverfahren (CT / MRT) Computertomographie Kortex und Stammganglien: hyperdens Marklager: hypodens Liquor: stark hypodens T2 Magnet-Resonanz-Tomographie T2 Kortex und Stammganglien: hyperintens Marklager: hypointens Liquor: stark hyperintens T1 Kortex und Stammganglien: hypointens Marklager: hyperintens Liquor: stark hypointens

Computertomographie Spiral-CT Multiple Schwächungswerte als Volumendatensatz Durch Computer Berechnung von Schwächungswert für jeden Bildpunkt der Matrix

Röntgen-Kontrastmittel KM enthält Jod Absorption Rö-Strahlen Kontraindikationen bek. anaphyl. KM-Reaktion Niereninsuffizienz (latente) Hyperthyreose (Plasmozytom) (Diabetes mellitus)

Zerebrale Toxoplasmose CCT nativ CCT + KM

CT-Angiographie Maximum-Intensitäts-Projektion

Magnet-Resonanz-Tomographie Starkes äußeres Magnetfeld Prezession um die Achse Protonen werden als Dipole entlang des Magnetfelds ausgerichtet Durch Hochfrequenzimpulse Auslenkung der Protonenachse Messung der Relaxation Magnetfeld Proton Spin

MR-Kontrastmittel KM enthält Gadolinium Paramagnetismus, beschleunigt T1-Relaxation Kontraindikationen bek. anaphyl. KM-Reaktion

Tuberkulöses Granulom T1 nativ T1 + Gd

Digitale Subtraktionsangiographie Negative Maske Bild mit KM-Injektion (B-A) Computerprozess Bildempfänger Rö- Röhre Angiographisches subtrahiertes Bild

Digitale Subtraktionsangiographie

Tumoren - Epidemiologie Inzidenz 10-15/100.000 Einw./J. Davon 30-50% Metastasen Lokalisation Kinder: 70% infratentoriell Erw.: 70% supratentoriell Klinik: Hirndruck Fokale Neurologie Epileptische Anfälle Psychische Auffälligkeiten Bewußtseins-/Wesensveränderungen Endokrine Störungen

Tumoren - Einteilung Tumoreinteilung nach WHO (1993) Grad I: zellarm, keine Mitosen/Nekrosen /Gefäßproliferationen Grad II/III: Zwischenstufen Grad IV: zellreich, polymorph, atypische Prognose Grad I: Heilung Grad II: ÜZ 3-5 Jahre Grad III: ÜZ 2-3 Jahre Mitosen, Nekrosen, Gefäßglomerula Grad IV: ÜZ 6-9 Monate

Tumoren - Anforderung Lokalisation/Größe des TU Dignität des TU (maligne/benigne) Komplikationen Mittellinienverlagerung Hirnstammkompression Liquorzirkulationsstörung Einblutung Bei Verlaufskontrollen Rezidiv TU-Progress

Meningeom T2 T1 IR T1 Gd Häufigster nicht-glialer primärer Hirn-TU 15-20% aller primären Hirn-TU 90% supratentoriell 1-3% anaplastisch, invasiv Bei multiplem Befall DD:NF 2 (AKN?)

Glioblastoma multiforme T2 T1 Gd T1 Gd Häufigster primärer Hirn-TU In bis zu 20% multifokal Liquormetastasen selten Extraneurale Metastasen Rarität DD: - Metastase - Abszess - Lymphom

Metastasen T2 T1 Gd T1 Gd Bis zu 50% aller Hirn-TU, bei Autopsie in 25% d. Ca-Pat. 50% solitär, 20% 2 Met., 30% 3 u. mehr Met. Formen: RF Grenze graue/weiße Substanz Meningeosis carcinomatosa Paraneoplastisches Syndrom (Limbische Enzephalitis)

Tumoren - Zusammenfassung Zeichen für benignen TU Keine Infiltration Verdrängendes Wachstum Zeichen für malignen TU Diffuse Infiltration Zerstörung der Hirnarchitektur Evtl. leptomeningeale Metastasierung

Entzündungen - Epidemiologie Bakteriell Viral Meningoenzephalitis (otogen, Meningokokken) Hirnabszess / embolische Herdenzephalitis ZNS-Tuberkulose Herpes-simplex-Enzephalitis Mykotisch Parasitär Nicht-infektiös Enzephalomyelitis disseminata

Entzündungen - Anforderungen Hinweis auf Ätiologie/Erreger Ausmaß Komplikationen Liquorzirkulationsstörung Einblutung Abszedierung Verlaufsbeurteilung unter Therapie

Meningoenzephalitis FLAIR T1 Gd T1 Diagnose Meningoenzephalitis = Klinik + Labordiagnose (LP) DD: - Sarkoidose - Meningeosis carcinomatosa - Meningeosis leucaemica Wichtig: leptomen. Enhancement auch nach LP gesteigert

ZNS-Tuberkulose FLAIR T1 Gd CT Thorax Formen Tuberkulöse Meningitis basale Meningitis Tuberkulöser Abszess Tuberkulöse Vaskulitis Praktisch immer sekundär ( CT Thorax!) Bildbefund kann andere Erkrankungen imitieren

Herpes-Enzephalitis T2 T1 Gd FLAIR Typische Lokalisation: Limbisches System Häufig unilateral MRT: diffuses Ödem ohne Gd-Enhancement Sensitivität MRT >> CT

Enzephalomyelitis disseminata FLAIR T1 nativ T1 Gd Kein pathognomonischer Bildbefund Dawson-Finger (Balkenläsionen) Aktive Entzündungsherde mit KM-Enhancement Verschiedene Entzündungsstadien nebeneinander (DD-Kriterium zu ADEM) FLAIR

Entzündungen - Zusammenfassung Meningoenzephalitis klin. Diagnose MRT gibt Hinweise auf Erreger (bakteriell vs. viral) HSV: limbische Enzephalitis Tbc: basale Meningoenzephalitis Erkennen von Komplikationen Z. B. Liquorzirkulationsstörungen bei basaler Meningitis (Tbc) Verlaufsbeurteilung v. a. bei chron. Entz. (ED) wichtig