Haus Tosters (Neubau Seniorenheim) 1 Factbox Adresse Langäckerweg 2 Bauherr / Bauherrin Stadt Feldkirch Vorgangsweise Nicht offener Realisierungswettbewerb mit EU-weitem Präqualifikationsverfahren (20 Teilnehmer) Planung Architekten Noldin & Noldin, Innsbruck (1. Preis) Nettonutzfläche 3.018 m² Kubatur 11.640 m³ Baufertigstellung 2006 Bausumme 5,87 Mio netto
2 Objektbeschreibung Haus Tosters ist die konsequente Weiterführung des Anfang der 1990-er Jahre in Angriff genommenen Altenpflegekonzeptes der Stadt Feldkirch, dessen Grundgedanke war, dass in jedem der Feldkircher Stadtteile ein eigenes Seniorenheim errichtet werden sollte. Der Vorteil dieses Konzeptes liegt darin, dass die einzelnen Häuser mit durchschnittlich 40 50 Betten eine überschaubare Größenordnung erhalten und die BewohnerInnen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Haus Tosters ist in Fortführung dieses Modells der dezentralen Konzentration nach den Häusern in Nofels und Gisingen der 3. Neubau innerhalb von 10 Jahren. Wie für alle öffentlichen Bauvorhaben wurde gemäß Bundesvergabegesetz auch in diesem Fall ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, zu welchem 20 Teilnehmer eingeladen waren, die im Zuge eines Präqualifikationsverfahrens ausgesucht worden sind. Im Preisgericht haben Arch. Mag. Marta Schreieck und DI Walter Chramosta den Fachbeirat vertreten. Das siegreiche Projekt der Architekten Noldin & Noldin aus Innsbruck (die auch den Wettbewerb für das Haus Gisingen gewonnen hatten) wird im Protokoll des Preisgerichtes vom 22. 2. 2002 wie folgt beschrieben:...es wird ein dreigeschossiger Halbhoftyp im Norden des Areals angeboten. Das Erdge schoss umschließt mit Büros, Küche, Andachtsraum, Tagesbetreuung, Mehrzweckraum und Ergotherapie eine nach Süden offene Mittelzone mit Speiseraum, Cafe und nicht zuletzt einem hofartigen Außenraum. Es greift nördlich und östlich mit Nutzflächen weiter aus als die Obergeschosse. Das Bauwerk wird wegen des Standortes in Zentrumsnähe als in seiner Grundkonzeption nach innen gerichtet verstanden. Trotzdem verspricht die Grundrisskonfiguration eine besondere Einbeziehung der landschaftlichen Attraktionen für die Bewohner. Die Zimmer orientieren sich nach Osten und Westen, während die dienenden Zonen der benachbarten Bebauung zugewandt sind. Die Ge meinschaftsflächen in den Obergeschossen sind sämtlich zum Hof geöffnet. Dadurch ent stehen interessante interne und externe Sichtbeziehungen. Die Funktionalität ist somit sehr gut gelöst. Das konstruktive System in Stahlbeton ist konsequent und wirtschaftlich ausgelegt [...]. Die Erweiterung ist nach Süden durch Verlängerung der Zimmertrakte bzw. durch Verlän gerung des Halbhofes vorgesehen. Die Wirtschaftlichkeit ist sehr gut, die Energieeffizienz wird als durchschnittlich angenommen. Weg- und Wartezonen trennen die einzelnen Funktionsbereiche voneinander. Dem Protokoll vom 15. 9. 2002 des Fachbeirates ist zu entnehmen, dass die im Zuge der Weiterentwicklung des Projektes durchgeführten Planänderungen vorteilhaft sind und es zur Ausführung empfohlen wird.
3 Haus Tosters - Wettbewerbsprojekt oben links: oben rechts: unten links: Grundriss EG Schnitt Grundriss EG
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Statement von Helmut Wehinger, Geschäftsführer der Seniorenbetreuung Feldkirch 5 Ich denke, dass das Haus sehr zweckmäßig und kostengünstig gebaut wurde, es ist kein Quadratmeter verschwendet. Alles ist sehr sinnvoll eingeteilt und die räumlichen Zuordnungen sind für den Betrieb optimal gelöst. Auch die Materialwahl scheint mir gelungen: es herrscht nach Auffassung der meisten Bewohner und Mitarbeiter eine gemütliche Atmosphäre im Haus. Natürlich sind Betonwände im Erdgeschoss für gewisse Personen gewöhnungsbedürftig, ich glaube aber, dass wir alles in allem mit dem Haus Tosters ein tolles Gebäude erhalten haben. Es gibt hier insgesamt 46 Einbettzimmer. Dabei hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, dass wir im Zuge der Planung das Erdgeschoss völlig umgestaltet haben. Ursprünglich waren 36 Zimmer in den Obergeschossen und relativ großzügige Mehrzweckräume im Erdgeschoss vorgesehen. Nun haben wir hier stattdessen angrenzend an den geschützten Außenbereich eine eigene kleine Station für demente und verwirrte Personen eingerichtet. Diese Personen brauchen eine intensive Betreuung durch das Personal und es ist wichtig, dass man den betreffenden Bereich immer im Auge hat. Im Vergleich der einzelnen Häuser ist die Kompaktheit dieses Hauses vorteilhaft. Das wirkt sich auf die Betriebskosten sehr positiv aus. Die Raumaufteilung ist hier sehr klar, was dem Personal die Arbeit erleichtert. Das Haus ist inzwischen voll belegt, was auch auf die anderen Häuser der Seniorenbetreuung Feldkirch zutrifft. Wir alle sind mit dem Haus Tosters sehr zufrieden, aber es gibt kleinere Mängel, beispielsweise bei der Beschattung des Balkons im 2. Obergeschoss. Dieser ist deswegen nur eingeschränkt nutzbar. Ein gewisses Problem ist auch der Holzlattenrost auf der Terrasse, der dem Wetter ausgesetzt ist, sich verzieht und damit möglicherweise zur Stolperfalle wird. Überwiegend gibt es jedoch Positives zu vermelden. Das Haus ist baulich erweiterbar, eine Möglichkeit, die bereits im Zuge des Architektenwettbewerbes vorgesehen wurde. Wir haben hier ja vorwiegend Bewohner in den hohen Pflegestufen, was insofern eine Herausforderung ist, als mit der zunehmenden Belegung auch die Personalsituation immer wieder angepasst werden musste. Diese oft schwierigen Situationen wurden dank der Flexibilität der Mitarbeiterinnen hier im Hause sehr gut gemeistert. Da ist es natürlich ein Vorteil, dass die Seniorenbetreuung über vier Einrichtungen verfügt und somit immer wieder Potenziale umgeschichtet werden können. Die Versorgung mit Mittagessen wird durch das Haus Nofels gewährleistet, in der Küche hier werden nur Frühstück und Abendessen zubereitet. Auch die Verwaltungsarbeit wird zentral vom Haus Nofels aus durchgeführt. Ich würde auch heute nichts wesentlich anders machen oder anders haben wollen. Wir haben hier eine Spielgruppe des Kindergartens untergebracht, denn es tut gut Alt und Jung unter einem Dach zu haben. Dieses Nebeneinander von Kindern und Heimbewohnern findet auch bei diesen selbst Zustimmung, sie empfinden es als Bereicherung. Die Tagesbetreuung wurde noch nicht in Betrieb genommen, weil wir bislang im Haus Nofels das Auslangen gefunden haben, deshalb hatten wir überhaupt Platz für die Spielgruppe. Damals, im Planungsstadium, hat man keinen Bedarf für die Aufnahme von Kindern gesehen und ich finde es schade, dass die Spielgruppe das Haus wieder verlassen muss, sobald wir die Räumlichkeiten für die Tagesbetreuung benötigen. Sehr bewährt hat sich, dass der Krankenpflegeverein hier im Haus seinen Stützpunkt hat. Zuguterletzt sei noch die Lage des Hauses hervorgehoben. Wir sind im Grünen und doch sehr zentral und für die Angehörigen leicht erreichbar. Durch diesen außerordentlich günstigen Standort sind wir auch im Bewusstsein der Bevölkerung präsent, was ich für sehr wichtig halte.