Osteoporose. PD Dr. med. habil. Stephan H. Scharla 1,2 & Dr. rer. nat. Uta G. Lempert-Scharla 1

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Transkript:

Osteoporose im Erwachsenenalter PD Dr. med. habil. Stephan H. Scharla 1,2 & Dr. rer. nat. Uta G. Lempert-Scharla 1 1 Osteologisches Labor, Praxis für Innere Medizin und Endokrinologie, Bad Reichenhall 2 Ludwigs-Maximilians Universität, München

Osteoporose Knochenschwund

Osteoporose Knochenschwund Die Osteoporose ist eine systemische Stoffwechselerkrankung des Skeletts, die mit einer verminderten Knochenfestigkeit einhergeht

Osteoporose Knochenschwund Die Osteoporose ist eine systemische Stoffwechselerkrankung des Skeletts, die mit einer verminderten Knochenfestigkeit einhergeht verminderte Knochenmasse gestörte Knochenarchitektur verminderte Knochenqualität

Normaler vertebraler Knochen Zur Verfügung gestellt von D. Dempster, Ph.D., Helen Hayes Hosp., NY.

Osteoporotischer vertebraler Knochen Dempster, Ph.D., Helen Hayes Hospital, NY

Häufigkeit von Osteoporose in Deutschland >50J.: 7,8 Mio von Osteoporose betroffen [%] A nteil der Patienten n mit Oste eoporose 7% 50 64 Jahre 65 74 Jahre > 75 Jahre 11% 16% 23% 47% 59% 1,3 Mio Männer 6,5 Mio Frauen Häusler et al.: Dtsch. Ärzteblatt Jg 103, Heft 39, 29.September 2006: 2542-2548

Die Knochenmasse im Lebensverlauf bei Frauen und Männern Peak Knochenmasse (g Ca) Modeling Remodelling Senile Postmenopause Senile Alter (Jahre)

Knochenstoffwechsel Wachstumsfaktoren IGF-1 1, TGF-beta Vitamin D-Hormon Sexualhormone Parathormon Osteoblasten Osteoprotegerin Zytokine Zytokine Osteoklastendifferenzierungsfaktor Calcitonin Osteoklasten Osteozyten

Gesteigerte osteoklastäre Resorption zerstört Struktur L. Mosekilde. Z Rheumatol 2000;59(Suppl 1):1-9

Erhöhte osteoklastäre Resorption führt zu trabekulärer Perforation Bild aus : Seibel, Robins, Bilezikian. Bone and Cartilage Metabolism. Academic Press 1999

Stabilität

Vertebrale Kompressions- Fraktur

Osteoporotische Frakturen Hüftfraktur (Proximale Femurfraktur) Andere osteoporotische Knochenbrüche: Unterarm am Handgelenk Oberarm in Schulternähe Becken Rippen Andere

Unvermeidbares Schicksal?

Patienten mit Rückenschmerzen, Körpergrößenabnahme, Verdacht auf Wirbelbruch Beeinträchtigte Funktion Verminderte Lebens- qualität Lungenfunktionsstörung Mortalität Biomechanische Auswirkungen

Langzeitkonsequenzen von Wirbelfrakturen Die humanen Kosten Beeinträchtigte Funktion Verminderte QOL Lungenfunktionsstörung Mortalität Biomechanische Auswirkungen

Primäre Osteoporose - Genetisch - verstärkt durch postmenopausalen Östrogenmangel - Lebensstil - Bewegungsarmut - Genussmittel - Calciumarme Ernährung - Geringe Sonnenexposition, Vitamin D-Mangel

Sekundäre Osteoporose - Endokrin-Metabolisch - Iatrogen-Medikamentös - Immunogen - Maligne Erkrankungen, hämatologische Erkrankungen - Mastzellretikulose (Mastopathie) - Osteoporose in der Schwangerschaft - Hereditäre Bindegewebserkrankungen - Intestinale Osteopathie

Sekundäre Osteoporose - Endokrin-Metabolisch - Iatrogen-Medikamentös - Immunogen - Maligne Erkrankungen, hämatologische Erkrankungen - Mastzellretikulose (Mastopathie) - Osteoporose in der Schwangerschaft - Hereditäre Bindegewebserkrankungen - Intestinale Osteopathie

Sekundäre Osteoporose - Endokrin-Metabolisch - Iatrogen-Medikamentös -Hypogonadismus - Immunogen -Hypercortisolismus - Maligne -Hyperthyreose Erkrankungen, hämatologische Erkrankungen - Mastzellretikulose -Hyperprolaktinämie (Mastopathie) - Osteoporose in der Schwangerschaft -Wachstumshormon-Defizit - Hereditäre Bindegewebserkrankungen -Diabetes mellitus Typ 1 - Intestinale Osteopathie - Primärer Hyperparathyreoidismus

Cushing- Syndrom Männlich, 18 Jahre

Knochendichtemessung Knochendichtemessung mit 2-Energie Energie-Röntgenabsorptiometrie DXA

Bildschirmbild Prox. Femur

Differentialdiagnostik der Osteoporose unter Berücksichtigung des Labors Empfohlene Basisparameter für jeden Osteoporosepatienten bei Erstdiagnostik Serum: Calcium Phosphat Eiweiß-Elpho Alk.Phosphatase g-gt Kreatinin TSH EDTA-Blut: Blutbild Diff. Blutbild Citrat-Blut: Blutkörperchen- senkung Urin (24 h-sammlung, über Säure): Calcium Phosphat Kreatinin Eiweiß

Labordiagnostik bei Osteoporose Erwartungen - Ziele Erkennung von Osteoporoserisiko / Frakturrisiko Differentialdiagnostik Messung von Knochenumbauaktivität zur Entscheidungshilfe bei Differentialtherapie Verlaufskontrolle unter Therapie

Wichtig: Ernährung mit Milchprodukten (Calcium), Fisch (Eiweiß, Vit. D), grünem Gemüse (Vit. K), Obst (Vit. C)

Vitamin D (700 IE tgl.) und Calcium (500 mg) verhindern periphere Frakturen bei mobilen älteren Frauen > 65 Jahre Dawson-Hughes et al. N Engl J Med 1997;337:670-676676 Kumulativer Prozentanteil der Fran mit extravertebralen Frakturen Kumulativer Prozentanteil der Frauen mit extravertebral en Frakturen 15 10 Plazebo 5 0 Calcium + Vitamin D 0 6 12 18 24 30 36 Monate

Krafttraining erhält die Knochenmasse Änderung der Wirbel- säulen- Knochen- dichte in % bei prämenopausalen Frauen Friedlander et al. J Bone Miner Res 1995;10:574 1 0-1 -2 Training -3-4 Kontrolle 0 1 2 Jahre

Therapie der postmenopausalen Osteoporose Ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D (Effekt bei älteren Frauen hinsichtlich extravertebraler Frakturen nachgewiesen) Evidenzgrad A Raloxifen 60 mg/tag p.o. Alendronat 10 mg/tag p.o. oder 70 mg/woche Risedronat 5 mg p.o. oder 35 mg/woche Ibandronat 150 mg p.o einmal im Monat oder 3 mg intravenös alle 3 Monate Zoledronat 5 mg als Infusion einmal im Jahr Parathormon/PTH-1-34 einmal am Tag subcutan Strontium Ranelat 2 g pro Tag oral

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit