Nachhaltigkeit und Ernährung Potenziale und Hindernisse

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Transkript:

Nachhaltigkeit und Ernährung Potenziale und Hindernisse Dr. Margret Büning-Fesel Geschäftsführender Vorstand aid infodienst BMBF-Kongress Impulse für Landwirtschaft und Ernährung, 18.1.2006, Berlin

Nachhaltige Ernährungskonzepte: Vollwert-Ernährung und Ernährungsökologie Nachhaltige Ernährung sollte Nachhaltigkeit und Ernährung worum geht es? bedarfsgerecht, alltagsadäquat, sozialdifferenziert gesundheitsfördernd risikoarm umweltverträglich sein. Eberle et al. 2004 Foto: Bundesprogramm Ökologischer Landbau

Nachhaltigkeit: schwer zu vermitteln: Kommunikation über Nachhaltigkeit hat sich über all die Jahre als schwierig erwiesen, auch bei uns in Deutschland. Als Begriff ist Nachhaltige Entwicklung in den letzten zwei Jahren nicht bekannter geworden. Nur 22 % der Befragten geben an, ihn zu kennen. Umweltbewusstsein in Deutschland 2004 (BMU) Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage Die hohe gesellschaftliche Bedeutung des Nachhaltigkeits-Konzepts hat kein journalistisches Pendant: es gibt momentan keine Agenda Setting für das Thema Nachhaltigkeit im Fernsehen. TV-Medien und Nachhaltigkeit Adolf Grimme Institut i. A. des Rates für Nachhaltige Entwicklung

Bedürfnisfeld Ernährung Hauptprobleme einer nachhaltigen Entwicklung Ökologisch Intensivierung der Landwirtschaft Transporte Ökonomisch Sozial Gesundheitlich Welternährung Intensivierung der Lebensmittelverarbeitung Wirtschaftsstruktur Liberalisierung und Wettbewerb Armut und soziale Benachteiligung als Ursachen von Fehlernährung Arbeitslosigkeit und inhumane Arbeitsbedingungen McDonaldisierung und Autonomieverlust Ernährungsmitbedingte Krankheiten Diskrepanzen in der Risikobeurteilung Mangelnde Wertschätzung der Nahrung Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung 2003

Bedürfnisfeld Ernährung Teilziele nachhaltiger Entwicklung Ökologisch Ökologische Tragfähigkeit Erhalt und Entwicklung der Arten- und Biotopvielfalt Ökonomisch Sozial Gesundheitlich Ressourcenschonung Nahrungssicherheit Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen Stabile und effiziente Märkte Internationale Gerechtigkeit Stärkung von Verbraucherinteressen Solidaritätsprinzip Arbeitsplatzsicherheit Gesundheitsförderung Sinnlicher Bezug und Genuss beim Essen Veränderung der Ernährungsgewohnheiten Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung 2003

Gesellschaftlicher Wertewandel in Sachen Ernährung: Die Förderung der Lebensqualität tritt in den Vordergrund. Es geht um Leben, Erleben, Genuss und Gesundheit statt um materiellen Konsum. Kochen wird zum Event - immer weniger Zeit wird in traditionelles Kochen und Einkaufen investiert. Gewonnene Zeit wird für andere Lebenswerte verplant. Erwartung: Lebensmittel ohne großen Aufwand zu einem perfekten Essen arrangieren oder einfach zwischendurch spontan genießen. Quelle: LP-Kundenmagazin, Chilled Food 2006

Ansatzpunkt Landwirtschaft Integrierter Landbau Spektrum Ökolandbau Lebensmittelverarbeitung Managementsysteme technische Innovationen Konsistente Vorprodukte Konsistente Verarbeitung Handel Fair Trade Greening Goliaths Regionalisierung Multiplying Davids Konsum Staatliche Suffizienz- Kommunikation NRO- Verbraucherinteressen- Kommunikation Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung 2003

Achten sie auf ausgewogene Vielfalt in Ihrem Speiseplan und ersetzen Sie Fleischwaren öfter mal durch Gemüse und andere pflanzliche Nahrungsmittel. Achten Sie beim Einkauf auf das Bio-Siegel. Bevorzugen Sie saisonales Obst und Gemüse aus ihrer Region. Kaufen Sie fair gehandelte Produkte. Convenience Produkte gibt es auch in Bio- Regalen. Achten sie wenn möglich auf Mehrwegverpackungen. Fragen Sie nach Produkten mit sozialverträglichen und umweltschonenden Standards. Empfehlungen für einen nachhaltigen Lebensmitteleinkauf: Quelle: Rat für nachhaltige Entwicklung: Der nachhaltige Warenkorb Foto: Bundesprogramm Ökologischer Landbau

Empfehlungen für eine gesunde Ernährung Idee: Sonja Mannhardt

Beim Einkauf von Lebensmitteln ist der Preis wichtiger als die Qualität sagen Prozent der Verbraucher in: Foto: Fair feels good Italien 36,9 Spanien Großbritannien Österreich Niederlande Polen 49 49,5 55,8 57 59,7 Frankreich 60,1 Deutschland 61,7 0 20 40 60 80 Quelle: GFK; imu 117 0205

Kaufen Sie fair gehandelte Produkte

Nachhaltigkeit und Ernährung: Handlungsbedarf Vernetzung von Nachhaltigkeitsstrategien für verschiedene Handlungsfelder zu einer in sich konsistenten Nachhaltigkeitsstrategie als Basis für eine Nachhaltigkeitspolitik für Deutschland. Schaffung von Diskussionsforen für Experten und Laien über die unterschiedlichen Wahrnehmungen ernährungsbedingter Risiken (z. B. im Internet). Siehe www.was-wir-essen.de, Foren Strategien zur Gesundheitsförderung im Sinne nachhaltiger Ernährung. Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung 2003

Nachhaltigkeit und Ernährung: Forschungsbedarf Konzeption von Leitbildern nachhaltiger Ernährungs-, Konsum- und Lebensstile, die an die realen Ernährungs-, Konsum- und Lebensstile der breiten Bevölkerung anschlussfähig sind. Möglichkeiten und Grenzen der Veränderbarkeit des Lebensmittelkonsums. Untersuchung von Hemmnissen und Chancen für die Übertragbarkeit von Modellprojekten nachhaltiger Ernährungs-, Konsum- und Lebensstile auf breite Kreise. Auswirkungen eines geringeren Konsums tierischer Produkte und Entwicklung von Anpassungsstrategien für die deutsche Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung. Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung 2003

Lifestyle of Health and Sustainability LOHAS: Menschen, die Bio- Lebensmittel bzw. gesündere Lebensmittel auswählen, ethisch und umweltfreundlich einkaufen, weniger Ressourcen nutzen, fast alles recyceln und möglichst öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Immer mehr LOHAS auch in Deutschland? Quelle: http://lohas.tribe.net/

6. Lebensdauer und Lagerung von Nahrung Nachhaltigkeit kommt in Materialien zur Ernährungsbildung kaum vor: Die sieben Themen- und Handlungsfelder der Ernährungsbildung nach REVIS und ihre Verteilung in den analysierten Materialien (n=129*): Themen- und Handlungsfelder 1. Essen und Selbstkonzept 2. Essgewohnheiten und Einflüsse 3. Ernährung, Körper und Gesundheit 4. Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung von Nahrung 5. Lebensmittel, Märkte, Verbraucher und Konsum (Nachhaltigkeit) 7. Nahrungszubereitung: Kultur und Technik Gesamt 84 91 65 88 Häufigkeit des Auftretens 105 114 117 664* Als Schwerpunktthema 80-100 % * Da manche Materialien mehrere Konsumfelder behandeln, ist die Summe der behandelten Konsumfelder größer als die Anzahl der analysierten Materialien 3 1 16 10 1-4 35 Als gleichgewich -tetes Teilthema 29 53 64 41 56 9 23 275 52 51 34 40 60 56 61 Als Randthema < 20 % 354 Quelle: www.evb-online.de

Bildungsziel Nachhaltiger Konsum Bildungsziel: Die Schüler und Schülerinnen treffen Konsumentscheidungen reflektiert und selbstbestimmt. Themenbeispiele: Lebensstil und Lebenslage Soziale und ökonomische Folgeabschätzung Soziale Verantwortung Nachhaltigkeit Globalisierung www.evb-online.de Foto: 5 am Tag http://schule.oekolandbau.de