Nichtmotorische Störungen bei Parkinsonkrankheit

Ähnliche Dokumente
Parkinson und Demenz Sankt Andreas Apotheke Kirchheim

in der industrialisierten Welt stark ansteigt und auch weiter ansteigen wird, ist mit einer weiteren Zunahme der Zahl der Betroffenen

INHALT TEIL 1 ALLGEMEINER TEIL... 17

Behandlung nicht-motorischer. Beschwerden

Die vielen Gesichter des Parkinson

Medikamente bei nicht motorischen Symptomen. M. Böddeker Zentrum für Neurologie und Neurorehabilitation Luzerner Kantonsspital LUKS

Medikamentöse Behandlung bei motorischen Komplikationen in der Spätphase der Parkinsonerkrankung

Nicht-motorische Störungen bei der Parkinsonerkrankung

Die Parkinson Krankheit. Diagnostik und Therapie

Parkinson: Zunehmende Aufmerksamkeit für nicht-motorische Störungen eröffnet neue Therapieoptionen

M. Parkinson: Nicht-motorische Symptome. Dr. M. Florian Bethke Klinik für Neurologie Klinikum Ibbenbüren

M. Parkinson Ursache und Diagnose

Was hilft im fortgeschrittenen Krankheitsstadium?

Patientenakademie Neurologie am Universitätsklinikum Jena

Schlucken / Verdauung und Darm. Aufmerksamkeit / Gedächtnis

LoFric encathopedia. Behandlung von Blasenproblemen. Wie sich Parkinson auf die Blase auswirkt. ISK kann helfen

Schlafstörungen Wie komme ich zu meinem verdienten Ruheschlaf? 25. Februar 2014 Dr. med. Andres Ricardo Schneeberger, Co-Chefarzt 1

Aktuelle Behandlung bei M. Parkinson: Update Früh - bis Spätphase. Prof. Dr. J. Kassubek Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Ulm

Parkinson häufig von Depression und Demenz begleitet

. Frühe Anzeichen eines Parkinson-Syndroms... 5

Pflege von Menschen mit Parkinson

Parkinson und die Blase

Tiefe Hirnstimulation und Störungen des vegetativen Nervensystems

Morbus Parkinson Ratgeber

Die Multimodale Parkinsonkomplexbehandlung

Historisches. Schwäche und Tremor. Übergreifen auf die Gegenseite Feinmotorische Störungen (Schreiben, Knöpfen etc.) Haltungs- und Gangstörungen

Phase 1: Das Geschehen rund um die Diagnosestellung 14

Cindy Former & Jonas Schweikhard

Safinamid- ein neuer Wirkstoff- eine neue Option? REM-Schlafstörung, Halluzinationen und Wahn

15. Informationstagung der Reha Rheinfelden. Pharmakotherapie des idiopathischen Parkinsonsyndroms

Vorwort. Abkürzungsverzeichnis. 1 'Anatomie und Physiologie der Gedächtnisfunktion. 1.1 Anatomische Grundlagen des Gedächtnisses 2

Pathophysiologie. Klinik. Pathophysiologie. Medikamentöse Therapie. Medikamentöse Therapie

Vortrag Schwangerschaft Schwangerschaft und Geburt Nicht immer nur Mutterglück Dr. med. Suzanne von Blumenthal

Kognitive Störung bei Parkinson: Warum wichtig für den Hausarzt

Schlucken / Verdauung und Darm. Aufmerksamkeit / Gedächtnis

Symptome und Diagnosestellung des Morbus Parkinson

Pflege von Menschen mit Parkinson

Alzheimer und andere Demenzformen

1.1 WAS IST EINE DEMENZ?

Tiefe Hirnstimulation - Wann ist eine Operation sinnvoll. Florian Hatz Ethan Taub

Psychopharmakotherapie griffbereit

Abgrenzung von anderen Störungen und Krankheiten

Die Parkinson Krankheit. Diagnostik und Therapie

Pflege von Menschen mit Parkinson

Was bedeutet Restless-Legs-Syndrom eigentlich? Eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen... 19

Neurologische Komplikationen bei Nierenerkrankungen

Früh- und Vorbotensymptome der Parkinsonerkrankung

PARKINSON. Die Krankheit verstehen und bewältigen. Prof. Dr. med. Claudia Trenkwalder

Das idiopathische Parkinsonsyndrom (IPS) ist eine der. Die Parkinsonpsychose. Halluzinationen, illusionäre Verkennungen, Wahn

Psychopharmaka - Definition

Alzheimer-Krankheit: Antworten auf die häufigsten Fragen

L-Dopa und Dopaminagonisten: Einfluss auf Schlaf und Vigilanz

Demenz Hintergrund und praktische Hilfen Dr. med. Christine Wichmann

Morbus Parkinson. Was gibt es Neues in Diagnostik und Therapie? Priv. Doz. Dr. Sylvia Boesch Medical University Innsbruck Innsbruck, AUSTRIA

Parkinson: die Krankheit an der Wurzel packen

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Lewy-Körperchen-Demenz und Parkinson-Demenz Informationen für Betroffene und Angehörige

Parkinson- Krankheit

Schlafstörungen und Schmerzen

Parkinson - Die Krankheit verstehen und bewältigen

Inhaltsverzeichnis. 1 Einleitung Geschichtlicher Überblick Begriffsbestimmung... 5

Depression: aktuelle Diagnostik und Behandlung. Prof. Dr. med. Christoph Nissen Jahressymposium des Berner Bündnis gegen Depression 5.

Nicht motorische Symptome NICHT MOTORISCHE SYMPTOME RICHTIG BEHANDELN

Schizophrenie. Molekulare und biochemische Ursachen neuraler Krankheiten WS 15/16 Hüsna Öztoprak, Barbara Paffendorf

Die Parkinson Krankheit

Geistige Einschränkungen und Demenz als Symptom der Krankheit

Versorgungsforschung in der Integrierten Versorgung am Beispiel der INVA. VADE ggmbh

Kompendium der Alters-Psychiatrie und Alters-Neurologie für Altenpfleger/innen

Wie können wir in Zukunft diese Fragen beantworten?

Tiefe Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen. Klinik für Neurologie Klinik für Neurochirurgie

Parkinson und Führerschein Wichtige Leitlinien und Entscheidungshilfen

Name des Medikaments

Kein Hinweis für eine andere Ursache der Demenz

PARKINSON. Die Krankheit verstehen und bewältigen

Neues zum evidenzbasierten Einsatz von Antipsychotika in Psychiatrie und Neurologie

Symposium Dement, depressiv oder beides? - Problemstellung -

Behandlung: Medikamente und Chirurgie

Mehr Lebensqualität dank Pumpentherapie

Wie kann ich mein Demenzrisiko senken?

Demenz Strategien für eine gemeinsame Versorgung

Psychopharmaka- therapeutische oder sedierende Wirkung? Christina Kirschner Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie

individualisierten Therapie

Das Leben ruhig angehen!

Depressive Verstimmung oder Depression?

Gerontopsychiatrie. Dr. medic. Ligia Comaniciu Leyendecker

Delir. Dr. Josef Kirschner

Delir akuter Verwirrtheitszustand acute mental confusion

Therapie des Morbus Parkinson. Apotheker Tim Langenbuch, Sonnen-Apotheke Wismar

Wege aus der Depression

Kasuistische Beiträge zur modernen Pharmakotherapie mit Quetiapin

Parkinson - Verstehen und Nutzen der Möglichkeiten des Gehirns

Kooperationstagung zum Thema Demenz Strategien für eine gemeinsame Versorgung

Psychische Erkrankungen Brain-Net

Verstopfung mit einhergehenden Schmerzen im Bauchbereich

5. Schlafbezogene Bewegungsstörungen

SCHLAFSTÖRUNGEN & TAGESMÜDIGKEIT BEI PARKINSON

M. Parkinson. Diagnostik und Therapie. Definitionen

Wenn Unruhe zum Alltag wird: Das Restless Legs Syndrom quält Millionen

Copyright Christian Mögel

Transkript:

Nichtmotorische Störungen bei Parkinsonkrankheit Selbsthilfegruppe Parkinson Landkreis Ebersberg Gasthof Altschütz 12.10.11 Dr. Claus Briesenick Neurologe und Psychiater, Baldham

Definition Die Parkinsonkrankheit ist keine Geisteskrankheit! Es handelt sich um eine Erkrankung des Nervensystems, die durch Störungen der Beweglichkeit, aber auch nichtmotorische Probleme, gekennzeichnet ist. 2

Ursache I Dopamin wird zur Weiterleitung von Nervenimpulsen benötigt Acetylcholin und Glutamat sind Gegenspieler Bildung von Dopamin in bestimmten Hirnregionen 3

Ursache 2 Dopamin fehlt Acetylcholin und Glutamat erhalten Übergewicht Parkinsonkrankheit: fortschreitende Zerstörung dieser Region Ursache unklar 4

Ursache 3 Dadurch: Zittern Steifigkeit Bewegungsarmut Verlangsamung 5

Häufigkeit M. Parkinson: 250.000 in Deutschland Zunahme bis 2030 um 50% erwartbar

Parkinsonkrankheit Ab dem 65. Lebensjahr häufige Erkrankung (1 bis 2 %) Verschiedene Erkrankungsgründe: genetisch und umweltbedingt Hauptursache: Verminderung von dopaminherstellenden Nervenzellen Dopamin und Dopaminagonisten sind besonders wichtig bei Behandlung 7

Allgemein Übertragung von Nervenimpulsen Neurotransmitter 8

Nichtmotorische Störungen I Depression Antriebsstörung (Apathie) Freudlosigkeit (Anhedonie) Einschränkung des Planens, der Gefühlskontrolle (exekutive Dysfunktion) Demenz Psychose

Nichtmotorische Störungen II Schlafstörungen Schlafunregelmäßigkeiten, u.a. auch RBD, PLMS, RLS Pathologische Tagesmüdigkeit Vegetative Dysfunktion Niederer Blutdruck Speichelfluss Urogenitale Störungen Verstopfung Sensorische Symptome/Schmerzen Riechstörung Farbsinnstörung Schmerz

Häufigkeit nach GEPAD GEPAD (German Study on Epidemiology of Parkinson s Disease with Dementia) Ergebnisse: 71% aller Patienten hatten mindestens eine NMS. Die geschätzten Häufigkeiten betrugen bei der Depression 25%, bei der Demenz knapp 30 % und ca. 13 % zeigten psychotische Symptome. Weitere häufige Komplikationen waren Schlafstörungen (49%) und Angststörungen (20%). Diskussion: Nicht-motorische Symptome waren mit über 40% sehr häufig. Quelle: Riedel, O., Dodel, R., Spottke, A., Deuschl, G., Förstl, H., Henn, F., et al. (2006). Wie beurteilen Ärzte die Häufigkeit demenzieller, depressiver und psychotischer Symptome bei Patienten mit der Parkinson-Krankheit? Eine Befragung von 500 Fachärzten im ambulanten Versorgungssektor Deutschlands. Aktuelle Neurologie, 33, 374-380

Depression bei M. Parkinson Vor allem gekennzeichnet durch Angst, Freudlosigkeit, Panikanfälle, Schlafstörungen Häufigkeit etwa 30-40% Behandlung u.a. durch Gespräche, Medikamente (Pramipexol, Nortryptilin, Desipramin, Citalopram)

Psychose bei M. Parkinson Halluzinationen, Illusionen, Wahnvorstellungen, Verwirrtheit Rsikofaktor für Pflegeheimeinweisung Häufiger unter Behandlung mit Dopaminagonisten als unter Dopa-Behandlung Häufiger bei Demenz, hohem Alter Therapie: Kontrolle auslösender Faktoren, Behandlung von Infekten, Ausgleich von gestörtem Flüssigkeitshaushalt, weniger Vielfachbehandlung, insbesondere Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Dopaminagonisten, Gabe bestimmter Antipsychotika (Quetiapin oder Clozapin; Olanzapin, Risperidon wegen motorischer Verschlechterung kontraindiziert!), Gabe von Cholinesterasehemmern (nur

Autonome Störungen bei Parkinson Häufigkeit von Unterdruck (30%), von Blasenfunktionsstörungen 32%, Verstopfung 36%-70% Unterdruck äußert sich in Verschwommensehen, Gangunsicherheit, Schwindelgefühl, Nackenschmerzen, Bewusstseinsstörungen Blasenstörungen äußern sich in vermehrtem Harndrang mit häufigen Blasenentleerungen, inkompletter Blasenentleerung mit Restharnbildung sowie Dranginkontinenz Behandlung des Unterdrucks durch elastische Stützstrümpfe, salzreiche Ernährung, Kortison, u.a. Behandlung der Blasenstörungen z.b. mit Oxybutynin 5 15 mg/tag und Trospiumchlorid 20 40 mg/tag Behandlung der Verstopfung mit ballaststoffreicher

Störungen der Schlaf-Wach- Regulation bei Parkinson Ein- und Durchschlafstörungen mit Schlafunterbrechungen, verminderter Erholfunkktion, krankhafte Tagesmüdigkeit, insbesondere die REM- Schlafassoziierte Verhaltensstörung (RBD) mit fehlender Muskelentspannung; dadurch bei Träumen Bis 90% aller Erkrankten Behandlung durch Clonazepam 0,5 mg/ Tag (RBD), abendlicher Dopaminagonist

1) Häufigkeit: Parkinsondemenz Zwei von fünf Parkinsonpatienten entwickeln eine Demenz. 2) Symptome vor allem: - Antriebsstörung - Einschränkung der örtlichen Orientierung - Gedächtnisstörung - Verlangsamung - Depression, Angst, Halluzinose 16

Parkinsondemenz 3) Risikofaktoren: - hohes Lebensalter - die Krankheitsdauer - Überwiegen von Bewegungseinschränkung (Akinese) - schlechtes Ansprechen auf die dopaminerge Therapie - Halluzinationen und Depressionen 17

Behandlungsansätze Oberstes Prinzip: ausreichend Dopamin bei wenig pulsatiler Reizung, also: Aufteilung der Dopadosis Verkürzung der Einnahmezeiten Kombination mit COMT und MAO Oder mit DA und Amantadin Kontinuierliche Zufuhr von Dopa (Duodopa) oder DA (ApoGo) 18