Nichtmotorische Störungen bei Parkinsonkrankheit Selbsthilfegruppe Parkinson Landkreis Ebersberg Gasthof Altschütz 12.10.11 Dr. Claus Briesenick Neurologe und Psychiater, Baldham
Definition Die Parkinsonkrankheit ist keine Geisteskrankheit! Es handelt sich um eine Erkrankung des Nervensystems, die durch Störungen der Beweglichkeit, aber auch nichtmotorische Probleme, gekennzeichnet ist. 2
Ursache I Dopamin wird zur Weiterleitung von Nervenimpulsen benötigt Acetylcholin und Glutamat sind Gegenspieler Bildung von Dopamin in bestimmten Hirnregionen 3
Ursache 2 Dopamin fehlt Acetylcholin und Glutamat erhalten Übergewicht Parkinsonkrankheit: fortschreitende Zerstörung dieser Region Ursache unklar 4
Ursache 3 Dadurch: Zittern Steifigkeit Bewegungsarmut Verlangsamung 5
Häufigkeit M. Parkinson: 250.000 in Deutschland Zunahme bis 2030 um 50% erwartbar
Parkinsonkrankheit Ab dem 65. Lebensjahr häufige Erkrankung (1 bis 2 %) Verschiedene Erkrankungsgründe: genetisch und umweltbedingt Hauptursache: Verminderung von dopaminherstellenden Nervenzellen Dopamin und Dopaminagonisten sind besonders wichtig bei Behandlung 7
Allgemein Übertragung von Nervenimpulsen Neurotransmitter 8
Nichtmotorische Störungen I Depression Antriebsstörung (Apathie) Freudlosigkeit (Anhedonie) Einschränkung des Planens, der Gefühlskontrolle (exekutive Dysfunktion) Demenz Psychose
Nichtmotorische Störungen II Schlafstörungen Schlafunregelmäßigkeiten, u.a. auch RBD, PLMS, RLS Pathologische Tagesmüdigkeit Vegetative Dysfunktion Niederer Blutdruck Speichelfluss Urogenitale Störungen Verstopfung Sensorische Symptome/Schmerzen Riechstörung Farbsinnstörung Schmerz
Häufigkeit nach GEPAD GEPAD (German Study on Epidemiology of Parkinson s Disease with Dementia) Ergebnisse: 71% aller Patienten hatten mindestens eine NMS. Die geschätzten Häufigkeiten betrugen bei der Depression 25%, bei der Demenz knapp 30 % und ca. 13 % zeigten psychotische Symptome. Weitere häufige Komplikationen waren Schlafstörungen (49%) und Angststörungen (20%). Diskussion: Nicht-motorische Symptome waren mit über 40% sehr häufig. Quelle: Riedel, O., Dodel, R., Spottke, A., Deuschl, G., Förstl, H., Henn, F., et al. (2006). Wie beurteilen Ärzte die Häufigkeit demenzieller, depressiver und psychotischer Symptome bei Patienten mit der Parkinson-Krankheit? Eine Befragung von 500 Fachärzten im ambulanten Versorgungssektor Deutschlands. Aktuelle Neurologie, 33, 374-380
Depression bei M. Parkinson Vor allem gekennzeichnet durch Angst, Freudlosigkeit, Panikanfälle, Schlafstörungen Häufigkeit etwa 30-40% Behandlung u.a. durch Gespräche, Medikamente (Pramipexol, Nortryptilin, Desipramin, Citalopram)
Psychose bei M. Parkinson Halluzinationen, Illusionen, Wahnvorstellungen, Verwirrtheit Rsikofaktor für Pflegeheimeinweisung Häufiger unter Behandlung mit Dopaminagonisten als unter Dopa-Behandlung Häufiger bei Demenz, hohem Alter Therapie: Kontrolle auslösender Faktoren, Behandlung von Infekten, Ausgleich von gestörtem Flüssigkeitshaushalt, weniger Vielfachbehandlung, insbesondere Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Dopaminagonisten, Gabe bestimmter Antipsychotika (Quetiapin oder Clozapin; Olanzapin, Risperidon wegen motorischer Verschlechterung kontraindiziert!), Gabe von Cholinesterasehemmern (nur
Autonome Störungen bei Parkinson Häufigkeit von Unterdruck (30%), von Blasenfunktionsstörungen 32%, Verstopfung 36%-70% Unterdruck äußert sich in Verschwommensehen, Gangunsicherheit, Schwindelgefühl, Nackenschmerzen, Bewusstseinsstörungen Blasenstörungen äußern sich in vermehrtem Harndrang mit häufigen Blasenentleerungen, inkompletter Blasenentleerung mit Restharnbildung sowie Dranginkontinenz Behandlung des Unterdrucks durch elastische Stützstrümpfe, salzreiche Ernährung, Kortison, u.a. Behandlung der Blasenstörungen z.b. mit Oxybutynin 5 15 mg/tag und Trospiumchlorid 20 40 mg/tag Behandlung der Verstopfung mit ballaststoffreicher
Störungen der Schlaf-Wach- Regulation bei Parkinson Ein- und Durchschlafstörungen mit Schlafunterbrechungen, verminderter Erholfunkktion, krankhafte Tagesmüdigkeit, insbesondere die REM- Schlafassoziierte Verhaltensstörung (RBD) mit fehlender Muskelentspannung; dadurch bei Träumen Bis 90% aller Erkrankten Behandlung durch Clonazepam 0,5 mg/ Tag (RBD), abendlicher Dopaminagonist
1) Häufigkeit: Parkinsondemenz Zwei von fünf Parkinsonpatienten entwickeln eine Demenz. 2) Symptome vor allem: - Antriebsstörung - Einschränkung der örtlichen Orientierung - Gedächtnisstörung - Verlangsamung - Depression, Angst, Halluzinose 16
Parkinsondemenz 3) Risikofaktoren: - hohes Lebensalter - die Krankheitsdauer - Überwiegen von Bewegungseinschränkung (Akinese) - schlechtes Ansprechen auf die dopaminerge Therapie - Halluzinationen und Depressionen 17
Behandlungsansätze Oberstes Prinzip: ausreichend Dopamin bei wenig pulsatiler Reizung, also: Aufteilung der Dopadosis Verkürzung der Einnahmezeiten Kombination mit COMT und MAO Oder mit DA und Amantadin Kontinuierliche Zufuhr von Dopa (Duodopa) oder DA (ApoGo) 18