Birgit Wullenkord Pflegefachkraft für Palliative Care, Pain Nurse Kursleiterin für Palliative Care & Hospizpflege, Trauerbegleiterin. 1. Vorsitzende & Koordinatorin des amb. Hospizdienst Weilerswist e.v
Nur wer sich erinnern kann, weiß wer er ist. In unserer Lebensgeschichte und unseren Geschichten des Lebens finden wir unsere Wurzel des Selbstvertrauens und der Individualität Aus, Erinnern C.Osborne; P. Schweitzer; A. Trilling, Lambertus Verlag 1997 B. Wullenkord, Elefanten in der Ethosha Pfanne, Namibia
Erinnern (reminiszieren) ist etwas Normales Wikipedia.de Bohème Sauvage Frederic Schweizer der westen.de zeitzeugenforum.de Autobild.de
beinhaltete objektive und dokumentierte Ereignisse im individuellen Lebenslauf Die Beschäftigung mit ihr, ist die Verarbeitung des subjektiven Erlebens Biographie verändert sich mit jedem erzählen normative Ereignisse (Kindergarten, Schule usw.) sind für Generationen wahrscheinlich, während andere Ereignisse einen zeitgeschichtlichen Charakter haben (Krieg, Vertreibung u.ä.)
"Ich kann bis heute nicht grillen. Ich habe niemals einen Grillabend mitgemacht. Da kommt dieser Geruch hoch von verbranntem Holz und Fleisch. So hat das damals in Köln gerochen... Der siebenjährige Walter Z. aus Köln wird nach seinen ersten Erlebnissen aufs Land verschickt, um ihn wie Millionen andere deutsche Kinder vor dem Bombenhagel in deutschen Großstädten in Sicherheit zu bringen. Ganz allein, ohne zu wissen, wohin die Reise geht, oder wie lange sie dauern wird. Bis zum Kriegsende wird er von Ort zu Ort verschickt, trifft seine Mutter nur für wenige Tage. Der Bombenterror und die Sorge um ihre Söhne an der Front haben sie psychisch krank gemacht.
Kritische Lebensereignisse können das Leben in eine unerwartete Richtung drehen, wobei eine Lebenskrise später durchaus positive Folgen haben kann Das durchschreiten von Lebensabschnitten bedeutet stetigen Wandel sozialer Rollen und Aufgaben, deren persönliche Wahrnehmung und Bewertung auch einer ständigen Veränderung unterliegt
Aus Sicht der Jugendlichen, ist das Leben eine unendliche Zukunft, aus der Sicht des Alters ist Vergangenheit ein kurzer Zeitraum. Die Zeit der Kindheit und Jugend vergeht gefühlt viel langsamer, da sie nicht an der Vergangenheit und den damit verbundenen Lebenserfahrungen gemessen wird. Alles ist neu und wird unvoreingenommen angegangen Das erste Viertel unseres Lebens ist das prägendste und lässt viele Erinnerungen zurück
Lebenslauf (= zeitl. Daten) 1942 1957 1978 Geburt, Einschulung, Ausbildung, Tanzkurs, Arbeitsplatzwechsel Erlebtes Leben Gefühle, Sinngebung, Erfahrungen. Lebensgeschichte = Biographie Ist ein Geflecht aus Lebensereignissen, Empfindungen und Bedeutungszuschreibungen Biographiearbeit: Erlebtem eine Bedeutung geben, Erinnern und Vergessen
Hinter dir die Ewigkeit und vor dir die Ewigkeit: Dazwischen was für ein Unterschied ob du drei Tage oder drei Jahrhunderte zu leben hast? Marc Aurel
Die Endlichkeit des menschlichen Lebens und die Ungewissheit über das was danach kommt, ist für den Menschen eine existenzielle Bedrohung Durch das Bewusstwerden von Endlichkeit wollen viele Menschen ihr Leben sinnvoll gestalten, - verfügbare Lebenszeit soll bewusst genutzt werden können
Wie kann die verbleibende Zeit sinnvoll strukturiert werden, ohne das sie überfüllt oder entleert wird? Welche Schwerpunkte sollen gesetzt werden, damit die verbleibende Lebenszeit sinnvoll und bewusst gelebt werden kann? Wie kann verbleibende Lebenszeit genutzt werden, um die Chancen einer Sinnsuche, oder Sinnfindung wahrzunehmen.
Gesprächsorientierte Biographie- und Erinnerungsarbeit ermöglicht Gespräche, den Austausch von Informationen und Erfahrungen auf der Basis von gegenseitigen Sympathie und Vertrauen. Es besteht kein Zwang zum erzählen Biographisches Erzählen ist ein Türöffner folgt keinem zeitlich-linearen Verlauf, sondern enthält zeitliche Sprünge, Vor- und/oder Rückgriffe beinhaltet Querverbindungen zwischen einzelnen Erzählaspekten verknüpft die erinnerten Ereignisse mit Gefühlen
neu geordnet neu bewertet wiederbelebt verarbeitet Durch die Erinnerung wird Vergangenes :
Individuelle Pflege; Abbau von Vorurteilen Akzeptanz von Gewohnheiten und Eigenheiten Wertschätzung des gelebten Lebens Verbesserung der Kommunikation Lebenslange Verfügbarkeit und Nutzung über Ressourcen zur Verarbeitung von Krisen Befriedigung der psychosozialen Grundbedürfnisse nach Geborgenheit, Sicherheit und Anerkennung des Lebens Auseinandersetzung mit Erinnerungen, verpasste Chancen, oder Zielsetzungen Aussöhnung mit der Vergangenheit mit Stolz auf Leistungen im Leben zurückblicken
kognitive Veränderungen neue Erinnerungen wachrufen Themen werden vielfältiger emotionale Veränderungen Basis für Identität Selbstwertgefühl Lebensautonomie kann positive Gefühle anstoßen Verbesserung der Lebensqualität
soziale Veränderungen Kontakte zu anderen Menschen Bewältigung von Einsamkeit für das Pflege- bzw. Betreuungspersonal den Menschen mit seiner besonderen und individuellen Lebensgeschichte wahrnehmen Erleichterung in der Arbeit durch mehr Hintergrundwissen Kreativität wird gefordert & gefördert der eigene Horizont erweitert sich durch die Beschäftigung mit der Geschichte der Betroffenen
Die Menschen, die heute älter werden, brauchen morgen wieder eine andere Umgebung
Viele Pflegekräfte kennen den geschichtlichen Hintergrund dieser Zeit nicht es können auch negative Gefühle ausgelöst werden (z.b. verschüttete Kriegserlebnisse, Familienkrisen o.ä. die evtl. schwer wieder aufgefangen werden können) Differenz zwischen erzählter und tatsächlich erlebter Lebensgeschichte Pflegende fragen nur nach dem hier & jetzt und nicht nach der gesamten Vergangenheit oder Ereignissen die dem Betroffenen wichtig sind
Ein schwerkranker, sterbender Mensch der gepflegt und begleitet wird, erscheint dem Betreuungspersonal erstmal als ein Bündel von medizinisch-pflegerischen Problemen und nicht als eine über Jahrzehnte gereifte Persönlichkeit Die Biographie diese Menschen ist anfänglich ein Buch mit vielen Leerseiten, die durch biographische Gespräche allmählich mit Ereignissen des individuellen Lebens gefüllt werden
Jeder Mensch hat eine Geschichte, die aus vielen kleinen Geschichten besteht Leben haben, heißt, Geschichten haben die gehört werden und ihn damit wertschätzen Lebensbilanz heißt: Geschichten des Lebens erzählen und rückblickend wertschätzen Wir spüren uns, wenn wir unsere Geschichten erzählen und jemand da ist, der Stückchen mitschwingt
.Jeder Mensch aber ist nicht nur er selber, er ist auch der einmalige, ganz besondere, in jedem Fall wichtige und merkwürdige Punkt, wo die Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und nie wieder. Darum ist jedes Menschen Geschichte wichtig, ewig, göttlich, darum ist jeder Mensch, solange er irgend lebt und den Willen der Natur erfüllt, wunderbar und jeder Aufmerksamkeit würdig aus Demian, Herman Hesse
Geburtstage Geburten, Beerdigungen Berufstätigkeit Kongressbewertung Jahreswechsel Alltägliche Rückschau Familienfeier aller Art
Trauer Umzug Krisenhafte Übergänge Schwere Krankheit Trennung, Scheidung Was bleibt? Sterben Wer bin ich? Identität Wer war ich? Was hab ich geleistet? Beziehungen, die ich hatte Was bleibt von meinen Rollen
Was ist der Mensch? menschliches Leben heißt Geschichten zu haben & gehört zu werden Sinn des Lebens meinen Frieden finden Entsteht im erzählen, im gehörten, etwas ist/wird stimmig
Der Sinn des Lebens ist immer konkret. Jeder Tag, jede Stunde wartet mit einem neuen Sinn auf und auf jeden Menschen wartet ein anderer Sinn. Es gibt keine allgemeinen Antworten auf die Sinnfrage. Die Antwort ist immer eine individuelle Was wir in der Fülle unseres vergangenen Lebens verwirklicht haben, diesen inneren Reichtum kann uns keiner mehr nehmen. All das haben wir in die Wirklichkeit hineingerettet. Und mag es auch vergangen sein - eben in der Vergangenheit ist es für die Ewigkeit gesichert! Denn Vergangensein ist auch eine Art von Sein, ja vielleicht die sicherste. Frankl, 1948
Die schönste Zeit im Leben sind die kleinen Momente, in denen du spürst, du bist zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. JOCHEN MARISS
Kindheit Jugend Geburt bis 12/14 Jahre 14 18/21 Jahre Erwachsenenalter Junges Alter Mittleres Alter Alter Junge Alte Hochbetagte 18/21 Jahre 35/40 Jahre 35/40 Jahre 60/65 Jahre 60/65 Jahre ca. 80 Jahre über 80 Jahre