MULTIPLES MYELOM UND ANDERE PARAPROTEINAEMIEN. Dr. med. Peter Reismann Zweite Medizinische Klinik Semmelweis Universitaet

Ähnliche Dokumente
GERIATRIE. ÜBERRASCHEND VIELFÄLTIG.

Diagnostische Abklärung des multiplen Myeloms

Textskript Monoklonale Gammopathie Dr. med. Bernhard Schlüter

Das multiple Myelom Allgemeine Grundlagen. Dr. med. Christian Taverna Leitender Arzt Onkologie

Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz (MGUS) Leitlinie

Multiples Myelom: Diagnose und Therapie Fortschritte in den letzten 15 Jahren Aussicht auf die Zukunft Personalisierte Therapie Immuntherapie

Diagnostik bei multiplem Myelom

Neues bei Multiplem Myelom und Nierenbeteiligung

MULTIPLES MYELOM Partizipier in Genesung

Multiples Myelom. Neues zu Diagnostik und Therapie. MKgS/Luzern PD Dr. med. Andreas Himmelmann. Zentrum Zug & OnkoZentrum Luzern

Monoklonale Gammopathien: Paraproteindiagnos5k. Dr. Janina Hintze Frankfurt am Main,

Johann Perné. Monoklonale Gammopathien MGUS Smoldering Myelom Multiples Myelom

Das Multiple Myelom Einführung in die Erkrankung und ihre Behandlung

Monoklonale Gammopathien: Diagnostik und Verlaufskontrolle

Auswirkungen der Neuen WHO- Klassifikation auf die histologische Knochenmarksdiagnostik

Multiples Myelom. Dr. med. Matthias Grube. Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III Klinikum der Universität Regensburg

Inhalt. Manual Multiples Myelom

Wichtige Laborparameter beim Myelom

in vivo -- Das Magazin der Deutschen Krebshilfe vom

Multiples Myelom Leitlinie

Das Multiple Myelom Eine Einführung

Maligne Lymphome. Dr. Luzius Schmid. Weiterbildung Labmed Leitender Arzt für Hämatologie, IKCH L. Schmid 2.10.

Morbus Waldenström. PD Dr. Manfred Hensel Medizinische Klinik und Poliklinik V Universität Heidelberg

Multiples Myelom (Plasmozytom) (1)

Vorwort der Autoren. Geschätzte Leserin, geschätzter Leser

Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz. was tun?

Referat Blut Teil 3: Leukämien

Plasmozytom / multiples Myelom Nebenwirkungen und Langzeitfolgen

Diagnose des Multiplen Myloms

KliChi UKM. Seminar: Entzündungen. Monoklonale Gammopathien. Dr. rer. nat. Manfred Fobker Centrum für Laboratoriumsmedizin

Information hilft und macht kompetent!

Multiples Myelom

Leukämie. weißes Blut, Blutkrebs. bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen

Nierenerkrankungen Teil 2

Grundlagen und Therapieoptionen bei Non-Hodgkin Lymphomen

Aufbau Leukozyten - Differentialblutbild

29/10/2014 Peter Reismann

Definition. Entzündliche abakterielle Nierenerkrankungen mit Befall unterchiedlicher glomerulärer Strukturen

WELT LYMPHOM TAG

Multiples Myelom Leitlinie

Publikumsvortrag an der AndreasKlinik Cham Zug vom 30. Mai 2006 Leukämien bei älteren Patienten: Neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten

Plasmozytom/Multiples Myelom

Aktuelle Therapiestrategien bei Patienten mit multiplem Myelom

WHO-Klassifikation. B-Zell Neoplasien. T-Zell and NK-Zell Neoplasien. Hodgkin - Lymphom. precursor mature (peripheral) precursor mature (peripheral)

Kontrolluntersuchungen Welche und wie oft?

Verdacht auf Echinokokkose bei Zysten in Leber und Lunge, selten im Gehirn. Abnahmehinweise Die Inkubationszeit beträgt ca. 3-6 (-35) Tage.

Vorlesung Innere Medizin. Modul 3.4: Hämatologie Multiples Myelom, Stammzelltransplantation

Hypercalcämie. Marius Kränzlin & Jürg Schifferli

Solitäres Plasmozytom des Knochens - Was jeder Patient wissen sollte Aus Myeloma Beacon, vom 4.Mai 2012

Wie können Patienten mit Multiplem Myelom die ärztliche Behandlung unterstützen?

Immundefekte. Dr. med. Peter Igaz PhD DSc. Klinik II. der Inneren Medizin Medizinische Fakultät Semmelweis Universität

Update Multiples Myelom. Professor Donald Bunjes Abteilung Innere Medizin III Universität Ulm

Multiples Myelom. Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Bearbeitet von C. Straka, H. Dietzfelbinger

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Einführung in die Immunbiologie. Das komplette Material finden Sie hier:

Multiples Myelom: Behandlungsmöglichkeiten im Rezidiv. Univ.-Doz. Dr. Eberhard Gunsilius Hämatologie & Onkologie Universitätsklinik Innsbruck

Schmerzen als Leitsymptom

Myelomtage 2013 Ärztefortbildung > Hauptprogramm <

Plasma-Zell Myelom. Prof Jakob R Passweg

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Was ist Elektrophorese? Definition: Labortechnik, bei der Gemische von Stoffen oder Teilchen aufgetrennt werden, weil sie in einem elektrischen Feld u

Therapiebegleiter zum Multiplen Myelom/ Plasmozytom. Informationen zu Laborwerten, Therapieoptionen, Alltag und Reisen

Multiples Myelom für Anfänger

Bildgebung beim Multiplen Myelom - MRT/ CT/ Röntgen Dr. Jens Hillengaß

Universität zu Lübeck Institut für Krebsepidemiologie e.v.

Übersicht Dysproteinämie / Gammopathie: DD, Abklärung und Monitoring

Leukämie- und Lymphomdiagnostik

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Immundefekte bei hämatologischen Erkrankungen

Übersicht. Diagnostik. Diagnostik/Therapie. Diagnostik. Benigne Tumoren Osteochondrom. Benigne Tumoren

Solide Tumoren im Kindesalter

Behandlung des Rezidives

WLAD - 12th World Lymphoma Awareness Day Patientensymposium 2015

Patienten-Handbuch. Multiples Myelom

Morbus Waldenström. Beschreibung. Diagnose. Therapie gefördert vom

3.20 Leukämien. Kernaussagen

Tumorzentrum Regensburg e.v.

Myelom-assoziierte Amyloidose Was jeder Patient wissen sollte

Thrombotisch Thrombozytopenische Purpura. Innovative Therapie mit Antikörpern

Patienten-Handbuch. Multiples Myelom

Onkologische Therapieoptionen bei Niereninsuffizienz. Stellenwert der High Cut Off Dialyse beim multiplen Myelom

Abklärung Niereninsuffizienz

GFR / Kreatinin Clearance < 60 ml/min/ 1,73m 2. Δ Serum Kreatinin Anstieg > 50% Niereninsuffizienz ja oder nein? Wie heisst der Referent?

Multiples Myelom / Plasmozytom

Osteop or ose bzw. generaliserte fokale Knochendichteminderung in der Bildgebung

Morbus Waldenström. Ein Leitfaden der Behandlungsmöglichkeiten: Chemotherapie Alkylanzien und Nukleosid-Analoga

Immunglobulin-E (IgE), quantitativ

Neues aus Diagnostik und Therapie beim Lungenkrebs. Jürgen Wolf Centrum für Integrierte Onkologie Universitätsklinikum Köln

Immunantwort je nach Erregergruppe. Enterobakterien Mykobakterien Candida Aspergillus Pneumocystis. Makrophagen

Multiples Myelom Diagnostik

Histopathologie. Fall 04

Gammopathie-Diagnostik

NEPHROTISCHES SYNDROM

Chronisch Lymphatische Leukämie

Müdigkeit, Abgeschlagenheit ständig erkältet Hautveränderungen schäumender Harn Knochenschmerzen Schmerzhafte Armbewegung

Chefarzt Dr. med. Dr. rer. nat. Heinz A. Dürk Klinik für Hämatologie/Onkologie/Immunologie St. Marien-Hospital Hamm ggmbh 23.

Multiples Myelom - Grundbegriffe

Systemische Mastozytose

Welt Lymphom Tag Seminar für Patienten und Angehörige 15. September 2007 Wien

Transkript:

MULTIPLES MYELOM UND ANDERE PARAPROTEINAEMIEN Dr. med. Peter Reismann Zweite Medizinische Klinik Semmelweis Universitaet

PLASMAZELLEN Zentrale Zellen der humorale Immunabwehrsystem B-Zellen Ursprung Spezielle Weissblutzell Untertyp Wichtige Aufgabe: Antikörpernproduktion Plasmazellen findet sich in Blutkreis und in Lymphe Reifung beginnt in der Knochenmarkt, als B-Zellen, endet sich in der Lymphknoten, als reife Plasmazellen

Die B-Zellen aus Knochenmarkt wirken als Antigenprezentierende Zellen. T-helper Zellen aktivieren die B- Zellen für Antikörperproduktion. Spezielle Antikörper - produzierende B-Zellen ist Plasmazell Zwischenschritt: B-Zellen Plasmablast Plasmazellen. Plasmablast: kann noch Antigenen prezentieren, doch schon Antikörperproduktion ist auch möglich

PLASMAZELLEN Lebt von Wochen bis Monaten Eine Zelle kann 100-1000 Antikörpern/sec sezernieren. Nach Differentiation kann die Zelle nich mehr Antigen prezentieren, und kann nicht andere Antikörpern sezernieren. IgM-Typ Antikörpernproduzierende Plasmazellen reifen sich ohne T-Zelle IgA und IgG Typen Antikörpernproduzierende Zellen brauchen T-helper Zelle für Reifung. CD38 pozitivitaet

PLASMAZELLE

MULTIPLES MYELOM (MM) Plazmozytom, M. Kahler Aggressives B-Zell-NHL mit diffuser oder multilokulaerer Infiltration des Knochenmarks Ein Klon malgine transformierter Plasmazellen, die den Knochen zerstören und die normale Blutbildung verdraengen Plazmocytomzellen bilden Immunglobuline eines einzigen Idiotypen: monoklonale Immunglobuline oder nur Leichtketten (lambda oder kappa) Interleukin 6 ist ein wichtiger Wachstumfaktor für das MM Selten solitaer Tumor aus Plasmazellen = Plasmozytom, ossaer oder extraossaer lokalisert sein, günstiger Prognose

MULTIPLES MYELOM (MM) Inzidenz: 4/100.000 jaehrlich Nach den 40 Lebensjahr Haeufigkeitsgipfel zwischen 60-70 Lebensjahr Aetiologie ist unbekannt, vielleicht Pestizide, ionisierende Strahlen

MULTIPLES MYELOM (MM) MM-Typen Typ IgG (54%) Typ IgA (25%) Typ IgD (1%) Leichtketten (= Bence-Jones) Myelom (20%)

MULTIPLES MYELOM (MM) Kardinalsymptome Monoklonaler Immunglobuline im Plasma und/oder Urin Plasmazellnester im Knochemark, Plasmazellanteil im Knochemark > 15% Osteolytische Herde im Knochen oder Osteoporose bei gleichzeitigen Vermehrung der Plasmazellen im Knochenmark 2 von obenen sein müssen (Ossermann-Kriterien)

MULTIPLES MYELOM (MM) Hauptlokalisationen: Schaedel (Lochschaedel oder Schrotschussschaedel) Rippen, Wirbel Becken, Femur, Humerus Skelett röntgen, CT oder MRI sind sensitive Verfahren, Scintigraphie ist nicht

LYTISCHE HERDE IM SCHAEDEL

MYELOMA MULTIPLEX Beschwerden und Zeichen: Müdigkeit Gewichtsverlust Subfebrile Temperatur Nachtschweiss Knochenschmerzen Pathologische Fraktur Niereversagen Blutungsneigung Durchfall Pancytopenia Hyperviskositaet-Syndrom Amiloidose

MULTIPLEX MYELOM Labor Extrem beschleunigte BSG (> 100 mm/h) Proteinurie mit L-Ketten-Ausscheidung = Bence-Jones Protein (BJP fallen beim Erhitzen auf 50 C aus und gehen bei höhere Temperatur wieder in Lösung) Serumeiweissveraenderungen: Gesamteiweiss vermehrt Schmalbasige Vermehrung meit im gamma-bereich: Paraproteine: monoklonale Immunglobulin Antikörper-Mangel Syndrom (monoklonale Ig sind uneffektiv) Hypercalcaemie (30%) Anaemie Beta 2 -microglobulin-vermehrung CRP und LDH sind Prognoseparameter.

MULTIPLEX MYELOM Die Menge von monoklonalen Immunglobuline korreliert mit der Tumortzellmasse und Prognose

MULTIPLEX MYELOM Komplikationen: Bi- oder Panzytopenie Spontanfrakturen Myelomniere, Niereversagen: Amiloidabbau oder Nephrocalzinose Hyperkalzaemische Krisen Antikörpermangel-Syndrom führt zur Infektanfaelligkeit Hyperviskositaetssyndrom: zerebrale Durchblutungsstörung, Raynaud-Syndrom Plasmazellenleukaemia mit ungünstiger Prognose (> 2.000 Myelomzellen/mikrol Blut) Erhöhtes Risiko für Zweittumoren oder AML Polyneuropathie POEMS-Syndrom: Polyneuropathie, Organomegalie, Endokrinopathie, monoklonale Gammopathie mit M-Bande, Haut-veranderung (skin)

STADIENEINTEILUNG

MULTIPLEX MYELOM Verlauf: Progredientes multiples Myelom (Mehrzahl der Faelle) Smoldering Myelom (10%) mit langamen Verlauf, fehlendem Anstieg der monoklonalen Immunglobuline und ohne Myelomkomplikationen

MULTIPLEX MYELOM Differentialdiagnose: Sekundaere monoklonale Gammopathie bei anderen malignen Erkrankungen des haemopoetischen System (CLL), Autoimmunerkrankungen MGUS: monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz Altersabhaengig, über 70 Lebensjahr 3%, jüngerer Personen 0,1-0,3% Verlaufsbeobachtung entscheidend Konstant niedrige Konzentration des monoklonalen Immunglobulns Keine Verminderung der polyklonalen physiologischen Immunglobuline Keine Bence-Jones Proteinurie Kalzium und Kreatinin sind normal Plazmazellinfiltration des Knochenmarks < 10 % Fehlen typischen Knochenveraenderungen 90% gutartiger Verlauf, 10 % gehen in MM in 5 Jahren

MULTIPLEX MYELOM Diagnose Histologie Plasmazellinfiltration des Knochenmarks (> 10%) MM medullaer oder extramedullaer histologisch gesichert Bildgebende und laborchemische Befunde: Monoklonale Gammopathie im Serum/Urin Osteolytische Herde in Knochen, Osteoporose

Therapie MULTIPLEX MYELOM

CHEMOTHERAPIE UND ANDERE BEHANDLUNG VAD: vincristin, adriamycin, dexamethason Mephalan ABCM: doxorubicin, carmustin, cyclophosphamid és mephalan Thalidomid Bortezomib: proteosoma inhibitor Bisfosfonat Autologe/Allogene Stammzelltransplantation Lokale Bestrahlung der Knochenherde Palliatives Sorge: Intravenöse Substitution von IgG bei Mangelsyndrom und Infekt Impfungen gegen Pneumokokken, Haemophilus, Influenza Gabe von GCSF, Erythropoetin bei Bedarf Plasmaseparation bei Hyperviskositaetssyndrom

IMMUNZYTOM (M. WALDENSTRÖM) Makroglobulinaemie B-Zell-Immunzytom (lymphoplasmozytoides Lymphom) mit Bildung monoklonaler IgM-Globuline 4x seltener als Plasmozytom Weder Osteolysen noch Hyperkalzaemie Osteoporose, Nierenschaedigung, haemorrhagishe Diathese, Hyperviskositaetssyndrom, BSG beschleunigt Diagnose: Nachweis monoklonaler IgM-Globuline + lymphozytoider Zellinfiltration des Knochenmarks. Therapie: Kortikosteroid und alkylierender Substanz

ENDE