Das Krankenversicherungsgesetz (KVG): Kostenexplosion durch neuen Tarmed? Hilft die monistische Finanzierung? Donnerstag, 25. August 2016, Grand Casino Luzern
Monistische Finanzierung? Was ist politisch möglich? Nationalrätin lic. iur. Ruth Humbel
Lange Geschichte der Monismus-Diskussion Gescheiterte KVG- Revision 2003: Übergangsbestimmung: Einführung Monismus innerhalb 5 Jahren
Ständerätliche Debatte Herbstsession 2005 Philipp Stähelin Seit Anbeginn war die Spitalfinanzierung Stein des Anstosses des total revidierten KVG. Für viele, die sich vor nunmehr zehn Jahren gegen das neue Gesetz stellten, war allein diese nach wie vor intransparente, wettbewerbsverzerrende, falsche Anreize setzende und unter dem Strich kostentreibende dualistische Finanzierung der stationären Behandlung im Spital der Hauptgrund für das Nein. Ich gehörte auch dazu und habe leider Recht behalten.
Ständerätliche Debatte Herbstsession 2005 Alex Kuprecht Es ist also nicht eine Frage des Könnens, sondern eine Frage des Wollens. Die gesamtheitliche Betrachtung von ambulanter und stationärer Behandlung ist ein Muss. Der medizinische Wandel und Fortschritt ist immer rasanter und sehr offensichtlich. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Verlagerung von der stationären Behandlung hin zu einer ambulanten Behandlung in Zukunft noch stärker sein wird und wahrscheinlich noch rasanter kommen wird, als wir sie heute schon haben.
Ständerätliche Debatte Herbstsession 2005 Anita Fetz Ein Vorteil, der mich überzeugt hat, ist die Gleichbehandlung von stationärem und ambulantem Bereich. Es ist doch wirklich unsinnig, wenn der Anreiz, Patienten zu behandeln, nicht über die Qualität geschaffen wird, also darüber, was für den Patienten und seine Krankheit das Beste ist, sondern darüber, was für die Krankenkasse oder den Kanton billiger ist. Das darf nicht sein. Was mich in dieser ganzen Debatte wirklich ärgert, ist, dass jeder Akteur, jeder Player, mit seinen eigenen Zahlen operiert und sie immer sozusagen als "Killerargument" auffährt, wenn es darum geht, einmal einen Schritt zu machen, sich zu bewegen.
Ständerätliche Debatte Herbstsession 2005 Urs Schwaller Das heutige intransparente System der Spitalfinanzierung trägt wesentlich zu den jährlichen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen bei. Ein Systemwechsel drängt sich auf, auch wenn nach der Anzahl der in den letzten Tagen erhaltenen Schreiben und Briefe zu schliessen ist, dass die meisten Akteure mit dem heutigen System der Spitalfinanzierung gar nicht einmal so schlecht leben.
Parlamentarische Initiative 09.528 Humbel vom 11.12.2009 Finanzierung der Gesundheitsleistungen aus einer Hand. Einführung Monismus Es gibt nur einen Finanzierer. Klare Verantwortung an einer Stelle. Alle Leistungen ambulant / stationär aus einer Hand: durch Krankenversicherer Anteil Finanzierung der öffentlichen Hand via IPV, Risikoausgleich, Public Health, gemeinwirtschaftliche Leistungen und Aus-und Weiterbildung 8
www.pwc.ch/gesundheitswesen Ambulant vor stationär Oder wie sich eine Milliarde Franken jährlich einsparen lassen.
Quelle: pwc Studie ambulant vor stationär
Quelle: pwc Studie ambulant vor stationär
Quelle: pwc - Studie ambulant vor stationär
Diagnose eindeutig: Heutige Finanzierung schafft falsche Anreize Monetäre Fehlanreize bei der Wahl der Behandlung stationär ambulant: Einsparpotential ausgewiesen «Prämienexplosion» «Kostenexplosion» Durch Ausbau ambulanter Spitalbehandlungen rückläufiger Finanzierungsanteil öffentliche Hand Möglichkeiten der ambulanten Behandlung werden nicht ausgeschöpft Unnötige Kosten durch doppelte Rechnungskontrolle Behinderung integrierter Versorgungsmodelle (tiefere Kosten durch Vermeidung von Spitalaufenthalten ohne spürbaren Nutzen für Versicherte) Bei rund 75% der Leistungen sind die Krankenversicherer Monist
Ausgangslage: Duale Finanzierung behindert das Denken in Behandlungsketten Arzt Therapeut Apotheke Spital ambulant Spital stationär Reha ambulant / Physio Spitex Pflegeheim Einzelleistungen Kostendeckende Tarife 100 % OKP Einzelleistungen Kostendeckende Tarife 100 % OKP Fallpauschale (DRG) 45 % OKP Einzelleistungen Kostendeckende Tarife 100 % OKP Beitragslösung* OKP-Anteil ca. 50 % Pflegeleistungen KLV 55 % Kanton Restfinanzierung Kanton *ohne Betreuung *ohne Hotellerie "Ambulant vor stationär" ist erwünscht und volkswirtschaftlich sinnvoll Der medizin-technische Fortschritt beschleunigt die Verlagerung Dualfixe Spitalfinanzierung als Zwischenschritt zur monistischen Finanzierung, schafft neue Schnittstellen zwischen Spital und niedergelassenen Ärzten 14
Klärung von Begriffen und Inhalten Begriff Monismus - Finanzierung aus einer Hand - zwei Finanzierer dual-fixe Finanzierung Wer ist Monist - Krankenversicherer - Kantone - Clearingstelle Bestimmung der Höhe des kantonalen Finanzierungsanteiles - fixer Kostenteiler - gemäss Entwicklung der kantonalen Gesundheitskosten Wie fliessen die Kantonsanteile ins System - über Prämienverbilligung an Versicherte - direkt an die Krankenversicherer pro Kopf - risikobasiert via Risikoausgleichsstelle an Versicherer oder MC- Organisationen
Position der Kantone entscheidend GDK sieht im Moment keinen unmittelbaren Gesetzgebungsbedarf in Bezug auf die Finanzierungssysteme, sondern sieht den Handlungsbedarf bei - Prävention (Reduktion der Krankheitslast) - Optimierung Behandlungspfade - effizienten Leistungserbringung - Transparenz bezüglich Qualität der Leistungserbringung «Eine einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen ist notwendig, um bestehende finanzielle Fehlanreize zu beseitigen.» (Thomas Weber, Regierungsrat BL, in pwc-studie)
Monismus. Was ist politisch möglich? Fakten sprechen eindeutig für eine einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlung. Kantone spielen eine zentrale Rolle - Spitalbereich gehört in die verfassungsmässige Zuständigkeit der Kantone - Kantone befürchten «Machtverlust» - Sie wollen/müssen Hoheit/Kontrolle über Ihre Finanzierungsanteile halten. Leistungserbringer spielen eine wichtige Rolle Linke sind grundsätzlich misstrauisch gegenüber Krankenversicherern und wollen Kantone stärken/einheitskasse Frage des politischen Willens und nicht der technischen Lösung.
Monismus. Was ist politisch möglich?