Therapeutische Indikationen. Anwendungsfälle in europäischen Bereichen

Ähnliche Dokumente
Integration der gesetzlich authorisierten Arzneimittelinformation in rechnergestützte klinische Arbeitsplatzsysteme

Europäische Perspektiven bei der Nutzenbewertung onkologischer Arzneimittel: die Sichtweise von Public Health

Symposium Anforderungen an neue Rezepturbestandteile für Dermatika und Kosmetika

New Forms of Risk Communication Workshop 6: Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) Dr. Norbert Paeschke, BfArM

Arzneimittelterminologien und Stand der internationalen Harmonisierung

Which data and when?

Diskrepanzen zwischen Zulassung und früher Nutzenbewertung Prof. Dr. Karl Broich

Chancen und Risiken der digitalen Gesundheitsversorgung: Diagnose vor Therapie und Abwägung vor Versand

Von den klinischen Studiendaten zur Indikation Kompass für die Nutzenbewertung?

Kombinationsprodukte im Kontext der Revision der RL 93/42/EWG. Tamara Bauer

POST MARKET CLINICAL FOLLOW UP

Auf dem Weg zu einem evidenzbasierten. auch in der Onkologie

TOP-PAPER ARZNEIMITTELINFORMATION

Europäische Verfahren

Good Clinical and Epidemiological Practice (GCP/GEP) Guido Grass

Zulassung von Arzneimitteln. Klinische Untersuchungen. Katalin Müllner

Orphan Drugs. Arzneimitteltherapie seltener Krankheiten

Anwendung im Projekt epsos Diskussion Zusammenfassung und Ausblick

Risk Management Plans & PSURs. Was könnte die Zukunft bringen?

Bewertungskriterien im KBV-Innovationsservice

LEISTUNGSERKLÄRUNG. Nr DE. insbesondere Anhänge B 1 bis B 3

Was muss vor der ersten Verschreibung eines Cannabisarzneimittels beachtet werden?

Wie wird grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung bezahlt?? Brigitte van der Zanden Healthacross, 14 Dezember 2010

Gesetzliche Grundlagen der Arzneimittelentwicklung national/ international

Normerfüllung in der Praxis am Beispiel "Tool Qualification" Dr. Anne Kramer, sepp.med gmbh

Qualität t und Evidenz in der Ernährungsmedizin Sind Leitlinien eine Hilfe?

Klinische Forschung. Klinische Forschung. Effectiveness Gap. Versorgungsforschung und evidenzbasierte Medizin. Conclusion

Prof. Dr. Dr. Martin HärterH

Die Realisierung von Evidenz-basierter Medizin im deutschen Gesundheitssystem

Pflanzliche und traditionelle Arzneimittel

Gesundheits-Apps mit Hand und Fuß Nutzerorientiert im Einklang mit Medizinproduktegesetz und klinischer Evidenz.

Das Portal für Arzneimittelinformationen des Bundes und der Länder

Gesundheitsbezogene Angaben nach der Health-Claims-Verordnung

Intrauterine instillation of diluted seminal plasma in in vitro fertilization a double-blind, placebo controlled, randomized study

Health Technology Assessment (HTA) Bewertung gesundheitsrelevanter Verfahren Elisabeth Giesenhagen

Methoden der evidenzbasierten Medizin und des Qualitätsmanagements im Kontext der Aufgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses

Wie funktioniert eine klinische Studie?

Regulierung von Interessenkonflikten bei der AWMF

Leitlinien decken alle wichtigen Versorgungsaspekte ab

Neue Entwicklungen beim DIMDI. Brigitte Arntz AGMB Jahrestagung 2005 Graz, September 2005

RMP Erste Erfahrungen, Highlights & Stolpersteine

2013 Dr. Dietmar Bayer 1

Guidelines on the Details of the Various Categories of Variations

Darstellung von Diagnosen mittels HL7 Version 3 für das deutsche Gesundheitswesen - Implementierungsleitfaden

Aktuelle Warnungen und Diskussion zum Einsatz von HAES

Informationssysteme im Gesundheitswesen. Institut für Medizinische Informatik

Europäische Perspektiven der Gesundheitstelematik. Falk Schubert Bundesministerium für Gesundheit Referat GT3

Indikatoren EUROPLAN und Monitoringempfehlungen

Wirksamkeit der Komplementärmedizin am Beispiel der Akupunktur - Möglichkeiten der Integration in die Schulmedizin

SNOMED CT und LEP Nursing

LEISTUNGSERKLÄRUNG. DoP: 0094 für Injektionssystem fischer FIS V (Verbundanker für die Verwendung in Beton) DE


Geriatrische Medikationsanalyse

Zertifikate: Nutzen für wen?

Es gilt das gesprochene Wort

Objektive Lebensqualität (oqol) Subjektive Lebensqualität (sqol) Funktionale Lebensqualität (fqol)

Darstellung und Anwendung der Assessmentergebnisse

Sozialmedizinische Dimension. Univ.Prof.Dr.med.Anita Rieder Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien Zentrum für Public Health

Medizinprodukte

Wie soll individualisierte Medizin in evidenzbasierten Leitlinien umgesetzt werden? Eine Analyse von Leitlinienmanualen

Allgemeinmedizin in Österreich Reale Versorgungswirksamkeit anhand von Datenauswertungen Dr. Gottfried Endel Dr.

Wiesbaden Rhein-Main-Hallen 29. März April Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

Primärer Endpunkt Fallzahlkalkulation...

Mit Swiss DRG erfolgreich sein - Abrechnen über Komplexbehandlungen ein Beitrag zur Qualität? Symposium Qualität und Sparen ein Widerspruch?

Warum ist der informierte Patient (in D) eine Chimäre geblieben? Dr. phil Anke Steckelberg

Wann wird Bildverarbeitungssoftware zum Medizinprodukt? 11. Linzer Forum Medizintechnik November 2014

Können Sie mir sagen, ob...? Arzneimittelinformation beim Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Was wissen wir, und was sollten wir wissen bei der Zulassung neuer Arzneimittel?

Statement of Licensing Status of Pharmaceutical Products 1)

Roche in Deutschland Strategie in der Zusammenarbeit mit Forschern und Kliniken Gerd Maass, Leiter Translational Research Office

Immunsuppression in der Organtransplantation. Diagnostik schnell gehört, schnell gewusst

Increasing value in clinical research Prof. Dr. med. Christiane Pauli-Magnus

aqpa Vereinstreffen 15. Okt. 2014, Wien

Braucht jeder Patient eine pharmazeutische Betreuung?

Antrag bei der Krankenkasse Zur Übernahme der Behandlungskosten - Off Label Therapie bei Uveitis - Patient:, geb. Datum:

Die Medizinische Überwachung von Klinischen Prüfungen in einem Auftragsforschungsinstitut

Informationsfluss in klinischen Studien Interaktion(en) zwischen den Verantwortlichen

Medizinische Psychologie. Bewertung wissenschaftlicher Ergebnisse, Evidenzbasierte Medizin, Anwendung statistischer Information

Die Sprache der Medizin?

Bosch Rexroth - The Drive & Control Company

Semantische und technische Interoperabilität aus der Sicht der ehealth-governance-initiative

Health Technology Assessment Einleitung, Geschichte, Terminologie, Nutzergruppen, Versorgungsproblematik

Gliederung. Gliederung. Stellenwert der Versorgungsforschung in der Onkologie und praktische Beispiele

Auf dem Weg in die Digitale Agenda Gesundheit Ba-Wü 2020 Sicht der Ärzte Dr. med. Ulrich Clever Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg

1.3 Charakteristische Eigenschaften von objektorientierten Systemen

Die Rolle von Patientenorganisationen bei Seltenen Erkrankungen

Prevenar 13 für Erwachsene von 18 bis 49 Jahren

Die Nutzenbewertung der NUB

Empfehlungen aus aktuellen evidenzbasierten Leitlinien recherchiert und zusammengestellt

Integrierte Versorgung am Beispiel Psychoonkologie Ruth WIEDEMANN, Heike LAMPE und Hans-Jürgen KRAUX

Compliance des Personals Unabdingbare Voraussetzung zur Verbesserung der Krankenhaushygiene

ANLAGE 4. Final wording for SPC and package leaflet (PL)

AMNOG: Wenn Innovation aufs System trifft: Ist das AMNOG System fit für Innovation- Beispiel Onkologie

INFORMATIONEN ZUR PARTNEREINRICHTUNG UND MANDAT

Patientenrelevante Endpunkte bei ZNS-Indikationen Was geht? Dr. Karl Broich, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Die künftige Finanzierung von Medizintechnik und Innovationen im Gesundheitswesen: Was geht?

Curriculum Entwicklungspsychopharmakologie: Arzneimittel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Ulm 2017

Umsetzung der Handlungsempfehlung Arzneimitteltherapiesicherheit im Krankenhaus Welchen Beitrag leistet closed-loop medication?

Transkript:

Therapeutische Indikationen Anwendungsfälle in europäischen Bereichen Dr. med. Hans-Peter Dauben Mannheim, 09.Sep 2010 Inhalt Therapeutische Indikationen - die medizinische und die autorisierte Indikation - Anwendungsfälle Indikationen und Wissensmanagement - Anforderungen und Bedarf 1

Indikationen in medizinischen Szenarien: Was ist es und wie wird es genutzt Eine Definition basierend auf dem National Institute for health (NIH): ein klinisches Symptom oder Umstand der anzeigt, dass die Anwendung einer speziellen Intervention sinnvoll ist. http://www.nlm.nih.gov/nichsr/hta101/ta101014.html Szenario 1: Medizinisch / Pharmazeutische Informationssysteme und behördliche Arzneimittelkontrolle 2

Europäische Richtlinien im Arzneimittelrecht SmPC 4.41 Therapeutic indications should define the target disease or condition distinguishing between treatment ( ), prevention ( ) and diagnostic indication authorised indication (5.1) 4.2 Posology and method of administration The dosage should be clearly specified for each method/route of administration and for each indication, as appropriate. Guideline on Summary of Product Characteristics (SmPC) Rev. 2 http://ec.europa.eu/enterprise/pharmaceuticals/eudralex/vol-2/c/smpc_guideline_rev2.pdf Europäische Richtlinien im Arzneimittelrecht 4.3 Contraindications 5. PHARMACOLOGICAL PROPERTIES Sections 5.1 5.3 should normally mention information, which is relevant to the prescriber and to other health-care professionals, taking into account the approved therapeutic indication(s) and the potential adverse drug reactions. Statements should be brief and precise. Guideline on Summary of Product Characteristics (SmPC) Rev. 2 http://ec.europa.eu/enterprise/pharmaceuticals/eudralex/vol-2/c/smpc_guideline_rev2.pdf 3

Zugelassene Indikationen: Was haben wir? Zugelassene Indikation Auf der Basis des Antrages einer Firma und nach einer wissenschaftliche Kontrolle erfolgt die Zulassung für die nachgefragte Indikation (authorisation) Entspricht dies allen möglichen klinischen/therapeutischen Indikationen für ein Medizinprodukt entsprechend der beinhaltenden aktiven Substanzen? Produkte mit gleicher Wirksubstanz können und haben teilweise unterschiedlich zugelassene Indikationen Zugelassene Indikationen: die Rahmenbedingungen Durch die strikte Bindungen an RCTs sind die zugelassenen Indikationen: Hoch spezifisch Nur für eine kleine Gruppe der Bevölkerung zulässig Und nur in sehr spezifischen klinischen Rahmenbedingungen zutreffend Indikationen sind beschreibender Art (textbasiert) RCT= randomized controlled trial 4

Szenario 2: Medizinisch / Pharmazeutische Informationssysteme und klinisch-medizinischer Bedarf Definitionen: Indikationen / Kontraindikationen In der klinischen Medizin beschreibt der Begriff Indikation : einen stichhaltigen Grund eine spezifische Prozedur, Hilfsmittel, Medikament oder diagnostischen Test in Bezug auf eine Erkrankung oder klinischem Symptom einzusetzen. Kontraindikation beschreibt die Situation in der die Anwendung dieser spezifischen. das Risiko für den Patienten erhöht. 5

Klinisch, therapeutische Indikation Externe Evidenz: z.b. Pharmazeutische Informationen Patienten bezogene Informationen: Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen, etc. Klinische Indikation Zahlreiche use cases für die Nutzung klinischer Indikationsinformationen Mögliche Nutzer von z.b. Arzneimittelinformationen: Patienten Ärzte Wissenschaftler / Pharmazeuten Verwaltung Jurisdiktion Die Nennung der Nutzergruppen resultiert aus Anfragen entsprechender Gruppen im DIMDI 6

Gemeinsame Charakteristik dieser Nutzergruppen: Alle Nachfragen bezgl. Informationen sind Patientenorientiert Die Nachfrage ist häufig basierend auf unvollständigen Informationen Die Interpretationen der Informationen basiert in der Regel auf persönlichen Erfahrungen von Patienten und Ärzten Szenario 3: Medizinische Informationssysteme und europäischer Public Health Bedarf 7

Wissensmanagement im kulturellen Umfeld der EU: Gemeinsamer Wissenspool zu Public Health Interventions in der EU (Call of proposals FP7) Austausch von Daten zu und Ergebnissen von epidemiologischen Aufarbeitungen und Public Health Szenarien in der EU (EuSANH Netzwerk Interventionsspezifische Netzwerke z.b. Public Health Genomics) Andere Wissensbereiche im Rahmen der evidenzbasierten Medizin: HTA, Guidelines, etc. Was haben wir um entsprechende Informationen zu verknüpfen? Entweder nicht genug spezifische Informationen Klassifikationen Oder hochspezifische und sehr strukturierte wissenschaftliche Daten (aber nur in spezifischen Einsatzgebieten) Terminologien / Nomenklaturen 8

Aktuelle Entwicklungen: ISO Standardisierungen (ISO pren 11615) ISO Model (drafted version Mar 2010) Figure 28 Indications and immediately related packaging classes 9

Der Bedarf: Standardisierte Begrifflichkeiten im administrativen und klinischen Bereich zu Indikationen Was fehlt Eine einheitliche Terminologie die: einfach in der Anwendung ist einfach und kostengünstig zu pflegen ist ohne wesentliche rechtliche Beschränkungen angewendet werden kann schnell verfügbar ist ausreichend granulär ist zukunftsfähig ist (upgradable) multikulturell und multilingual ist und 10

Juristische Rahmenbedingungen medizinischer Informationen die es ermöglicht unterschiedliche Informationen zu medizinischen Prozeduren abzubilden und dabei hilft autorisierte von experimentellen, nicht autorisierten Verfahren zu unterscheiden? z.b. bei widersprüchlichen Informationen zu einer bestimmten Substanz Und wie kann dieses bei unterschiedlichen Informationen von Arzneimitteln basierend auf der gleichen Substanz gelöst werden? z.b. bei unterschiedlicher zugelassener Indikation auf Grund von Lizenzabkommen Vielen Dank für Ihre Hilfe Dr.med. Hans-Peter Dauben Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) Hans-Peter.Dauben@dimdi.de 11