5 Lineare Abbildungen

Ähnliche Dokumente
Lineare Algebra I Zusammenfassung

Lineare Abbildungen und Darstellungsmatrizen

Kapitel III. Lineare Abbildungen

Klausurenkurs zum Staatsexamen (SS 2015): Lineare Algebra und analytische Geometrie 5

Mathematik II für Studierende der Informatik. Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2016

Gegeben sei eine Menge V sowie die Verknüpfung der Addition und die skalare Multiplikation der Elemente von V mit reellen Zahlen.

Definitionen. Merkblatt lineare Algebra. affiner Teilraum Menge, die durch Addition eines Vektors v 0 zu allen Vektoren eines Vektorraumes V entsteht

Übungen zu Einführung in die Lineare Algebra und Geometrie

Lineare Algebra I (WS 13/14)

Lineare Abbildungen. i=0 c ix i n. K n K m

Übungen zur Linearen Algebra 1

Kap 5: Rang, Koordinatentransformationen

Ferienkurs - Lineare Algebra. Hanna Schäfer. Merkinhalte

2.2 Kern und Bild; Basiswechsel

Kapitel IV. Lineare Abbildungen. Inhalt: 13. Lineare Abbildungen 14. Matrix-Darstellung 15. Isomorphie von Vektorräumen

Lineare Algebra I. Prof. Dr. M. Rost. Übungen Blatt 10 (WS 2010/2011) Abgabetermin: Donnerstag, 13. Januar.

Einführung in die Mathematik für Informatiker

4.3 Bilinearformen. 312 LinAlg II Version Juni 2006 c Rudolf Scharlau

Kapitel 12. Lineare Abbildungen und Matrizen

x y f : R 2 R 3, Es gilt: Bild f = y : wobei x,y R Kern f = 0 (wird auf der nächsten Folie besprochen)

Lineare Algebra und analytische Geometrie I

2 Einführung in die lineare Algebra

Übungen zum Ferienkurs Lineare Algebra WS 14/15

KLAUSUR ZUR LINEAREN ALGEBRA I 22. Februar 2008

(Allgemeine) Vektorräume (Teschl/Teschl 9)

9 Vektorräume mit Skalarprodukt

1 Mengen und Abbildungen

KLAUSUR ZUR LINEAREN ALGEBRA I MUSTERLÖSUNG

1.4 Homomorphismen und Isomorphismen

Lineare Algebra I: Eine Landkarte

2 Die Darstellung linearer Abbildungen durch Matrizen

Lineare Algebra 1. Roger Burkhardt

6 Eigenwerte und Eigenvektoren

Formale Grundlagen 2008W. Vorlesung im 2008S Institut für Algebra Johannes Kepler Universität Linz

Beispiellösungen zur Klausur Lineare Algebra bei Prof. Habegger

Eigenwerte und Diagonalisierung

Definition 27 Affiner Raum über Vektorraum V

Affine Geometrie (Einfachere, konstruktive Version)

Kapitel 11. Bilinearformen über beliebigen Bilinearformen

klar. Um die zweite Bedingung zu zeigen, betrachte u i U i mit u i = 0. Das mittlere -Zeichen liefert s

Technische Universität München Zentrum Mathematik. Übungsblatt 7

4 Affine Koordinatensysteme

Lineare Algebra I Klausur. Klausur - Musterlösung

Lineare Abbildungen und Gleichungssysteme

Lineare Abbildungen. Es seien V und W Vektorräume über einem Körper K. Eine Abbildung f : V W heißt linear oder Homomorphismus, falls. d.h.

Erinnerung/Zusammenfassung zu Abbildungsmatrizen

II. Lineare Gleichungssysteme. 10 Matrizen und Vektoren. 52 II. Lineare Gleichungssysteme

7 Vektorräume und Körperweiterungen

Mathematische Erfrischungen III - Vektoren und Matrizen

Vektorräume und Rang einer Matrix

4.1 Definition. Gegeben: Relation f X Y f heißt Funktion (Abbildung) von X nach Y, wenn. = y 1. = y 2. xfy 1. xfy 2

Lineare Algebra und analytische Geometrie I

4 Elementare Vektorraumtheorie

Jürgen Hausen Lineare Algebra I

37 Gauß-Algorithmus und lineare Gleichungssysteme

Lösungsvorschläge zu ausgewählten Übungsaufgaben aus Storch/Wiebe: Lehrbuch der Mathematik Band 2, 2.Aufl. (Version 2010), Kapitel 2

Die Dimension eines Vektorraumes

Kapitel VI. Euklidische Geometrie

Übungen zur Linearen Algebra I

Mathematik II für Studierende der Informatik. Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2015

3.4 Der Gaußsche Algorithmus

LINEARE ALGEBRA I, WS 2010/11. NOTIZEN ZUR VORLESUNG.

Zusammenfassung Mathe III. Themenschwerpunkt 3: Analytische Geometrie / lineare Algebra (ean) 1. Rechenregeln mit Vektoren

2 Die Dimension eines Vektorraums

Lineare Algebra II, Lösungshinweise Blatt 9

[UV2] bedeutet Abgeschlossenheit bezüglich der Addition, [UV3] ist die Abgeschlossenheit bzgl. der Skalarmultiplikation. Bezeichnung U V.

Übungen zur Linearen Algebra I

Lineare Gleichungssysteme

Proseminar Lineare Algebra II, SS 11. Blatt

Lineare Gleichungssysteme

Ringe und Moduln. ausgearbeitet von. Corinna Dohle Matrikelnummer

Kapitel 2: Mathematische Grundlagen

Aussagenlogik. Lehrstuhl für BWL, insb. Mathematik und Statistik Prof. Dr. Michael Merz Mathematik für Betriebswirte I Wintersemester 2015/2016

Lineare Algebra und Numerische Mathematik für D-BAUG

Euklidische und unitäre Vektorräume

PRÜFUNG AUS ALGEBRA UND DISKRETE MATHEMATIK F. INF. U. WINF.

Lineare Algebra und analytische Geometrie I

Kapitel 10. Lineare Abbildungen Definition linearer Abbildungen Eigenschaften und Beispiele Alle linearen Abbildungen R n V Bild von Unterräumen

Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Hochschule Technik Lösungen Serie 10 (Lineare Abbildungen)

Lineare Gleichungssysteme

Vektorräume und Lineare Abbildungen

Zusammenstellung von Fragen der Vordiplomsprüfung Mathe für Informatiker I (Kurs 1181)

Serie 10: Inverse Matrix und Determinante

Matrizen spielen bei der Formulierung ökonometrischer Modelle eine zentrale Rolle: kompakte, stringente Darstellung der Modelle

Quadratische Matrizen

Halbgruppen, Gruppen, Ringe

2.1 Eigenschaften und Beispiele von Gruppen Untergruppen Homomorphismen... 25

4 Lineare Algebra (Teil 2): Quadratische Matrizen

Kap 1: VEKTORRÄUME. (c) (λµ) v = λ (µ v) (b) λ (v + w) = (λ v) + (λ w) (d) 1 v = v

Vorkurs Mathematik B

Matrizen, Determinanten, lineare Gleichungssysteme

Beispiele 1. Gegeben sei das lineare Gleichungssystem mit erweiterter Matrix (A

Algebra I, WS 04/05. i 0)

35 Stetige lineare Abbildungen

Lineare Hülle. span(a) := λ i v i : so dass k N, λ i R und v i A.

Lineare Algebra II 6. Übungsblatt

Orthonormalisierung. ein euklidischer bzw. unitärer Vektorraum. Wir setzen

Fachschaft Mathematik und Informatik (FIM) LA I VORKURS. Herbstsemester gehalten von Harald Baum

Lineare Algebra 1. Detlev W. Hoffmann. WS 2013/14, TU Dortmund

1.5 Duales Gitter und Diskriminantengruppe

Transkript:

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 59 5 Lineare Abbildungen 5.1 Definition Gegeben seien Vektorräume U, V, W über einem Körper K. Definition: Eine Abbildung f : V W heisst K-linear, wenn gilt: (a) v, v V : f(v + v )=f(v)+f(v ) und (b) v V λ K : f(λv) =λ f(v). Wenn der Körper K aus dem Zusammenhang ersichtlich ist, sagt man nur kurz linear. Beispiel: Die Nullabbildung V W, v 0 W ist linear. Beispiel: Die identische Abbildung id V : V V, v v ist linear. Beispiel: Sei A eine m n-matrix über K. Dann ist Linksmultiplikation mit A eine lineare Abbildung der Räume von Spaltenvektoren L A : K n K m,v Av, und Rechtsmultiplikation mit A eine lineare Abbildung der Räume von Zeilenvektoren R A : K m K n,v va. Proposition: Für jede lineare Abbildung der Räume von Spaltenvektoren f : K n K m existiert genau eine m n-matrix A über K mit L A = f. Die i-te Spalte der Matrix A ist genau das Bild des i-ten Standardbasisvektors e i unter f. Tipp: Die Matrix A klar von der linearen Abbildung L A bzw. R A unterscheiden! Proposition: Für jede Basis B von V und jede Abbildung f 0 : B W existiert genau eine lineare Abbildung f : V W mit b B : f(b) =f 0 (b), nämlich xb f 0 (b). b B xb b b B

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 60 5.2 Kern und Bild Sei f : V W eine lineare Abbildung. Definition: Der Kern von f und das Bild von f sind die Teilmengen Kern(f) := {v V f(v) =0} V, Bild(f) := {f(v) v V } W. Proposition: (a) Kern(f) ist ein Unterraum von V. (b) f ist injektiv genau dann, wenn Kern(f) = 0 ist. Proposition: (a) Bild(f) ist ein Unterraum von W. (b) f ist surjektiv genau dann, wenn Bild(f) =W ist. Beispiel: Ein inhomogenes lineares Gleichungssystem Ax = b ist lösbar genau dann, wenn der Vektor b im Bild Bild(L A ) der linearen Abbildung L A liegt. Ist es lösbar, so ist die Lösung eindeutig genau dann, wenn Kern(L A ) = 0 ist. Satz: Es gilt dim(v ) = dim Kern(f) + dim Bild(f). Insbesondere ist dim Kern(f) dim(v ) und dim Bild(f) dim(v ). Satz: Ist dim(v ) = dim(w ) <, so gilt f injektiv f surjektiv f bijektiv.

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 61 5.3 Komposition, Isomorphismen Proposition: Für je zwei lineare Abbildungen f : U V und g : V W ist die Komposition g f : U W linear. Proposition: Für jede m n-matrix A und jede n l-matrix B gilt L A L B = L AB. Definition: Eine lineare Abbildung f : V W, zu welcher eine lineare Abbildung g : W V existiert mit g f = id V und f g = id W, heisst ein Isomorphismus. Satz: Eine lineare Abbildung f ist ein Isomorphismus genau dann, wenn sie bijektiv ist. Die beidseitige Inverse g in der obigen Definition ist dann eindeutig bestimmt und gleich der Umkehrabbildung f 1 : W V. Beispiel: Die Abbildung L A : K n K m ist ein Isomorphismus genau dann, wenn m = n ist und A invertierbar ist. Ihre Umkehrabbildung ist dann L 1 A = L A 1. Definition: Zwei Vektorräume V und W über einem Körper K heissen isomorph, in Symbolen V = W, wenn ein Isomorphismus zwischen ihnen existiert. Vorsicht: Gibt es einen Isomorphismus, so gibt es im allgemeinen viele, und möglicherweise keinen besonders ausgezeichneten. Isomorphe Vektorräume darf man also nicht ohne weiteres miteinander identifizieren. Satz: Die Relation = ist eine Äquivalenzrelation. Genauer ist jede Komposition zweier Isomorphismen ein Isomorphismus, die identische Abbildung auf jedem Vektorraum ein Isomorphismus, und die Inverse jedes Isomorphismus ein Isomorphismus. Satz: Es gilt V = W genau dann, wenn dim(v ) = dim(w ) ist. Definition: (a) Ein Monomorphismus ist eine injektive lineare Abbildung, geschrieben V W. (b) Ein Epimorphismus ist eine surjektive lineare Abbildung, geschrieben V W. (c) Ein Isomorphismus ist... (siehe oben)..., geschrieben V W. (d) Ein Endomorphismus von V ist eine lineare Abbildung V V. (e) Ein Automorphismus von V ist ein Isomorphismus V V. Proposition: Die Menge Aut(V ) aller Automorphismen von V zusammen mit der Komposition und dem neutralen Element id V ist eine Gruppe, genannt die Automorphismengruppe von V. Beispiel: Die Abbildung A L A induziert eine Bijektion GL n (K) Aut(K n ), welche mit der Gruppenoperation auf beiden Seiten verträglich ist, also einen Gruppen- Isomorphismus.

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 62 5.4 Direkte Produkte und Summen Definition: Das kartesische Produkt von K-Vektorräumen V i := { } (v i ) i I i: vi V i i I versehen mit den Operationen (v i ) i +(v i ) i := (v i + v i ) i λ (v i ) i := (λv i ) i und dem Nullelement (0 Vi ) i heisst das (direkte) Produkt von (V i ) i I. Ihre Teilmenge i I V i := { (v i ) i I i: v i V i, fast alle v i =0 } heisst die äussere direkte Summe von (V i ) i I. Konvention: Sind alle Faktoren gleich, so schreibt man oft V I := i I V und V (I) := i I V. Die Elemente von i I V i, insbesondere von i I K, schreibt man oft als formale Linearkombinationen (v i ) i = i I v i X i mit neugewählten Symbolen X i. Proposition: Das Produkt i I V i ist ein K-Vektorraum und i I V i ist ein Unterraum, und für jedes j I sind die folgenden Abbildungen linear: proj j : i I V i V j, (v i ) i v j ({ }) vj falls i = j incl j : V j i I V i, v j 0 falls i j Proposition: Für beliebige Unterräume V i eines Vektorraums V ist die folgende Abbildung linear: V i V, (v i ) i vi. i I i I i Definition: Der Vektorraum V heisst die innere direkte Summe von V i für i I, wenn die obige Abbildung ein Isomorphismus ist, und dann schreiben wir V i = V. Konvention: Im Fall I = {1,...,r} schreiben wir auch i I V 1... V r = r i=1 V i, V 1... V r = r i=1 V i, V 1... V r = r i=1 V i. Für r = 2 stimmt diese Definition von V 1 V 2 mit derjenigen in 4.8 überein. Konvention: Oft werden innere und äussere direkte Summe mit demselben Symbol bezeichnet. Welche dann jeweils gemeint ist, muss man aus dem Zusammenhang erschliessen.

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 63 5.5 Geordnete Basen Definition: Ein Tupel (v 1,...,v n ) von Vektoren in V heisst (a) linear unabhängig,wenn x 1,...,x n K : ( 0= n i=1 x iv i ) ( x1 =...= x n =0 ). (b) Erzeugendensystem von V,wenn v V x 1,...,x n K : v = n i=1 x iv i. (c) geordnete Basis von V,wenn v V! x 1,...,x n K : v = n i=1 x iv i. Der Begriff geordnete Basis setzt also voraus, dass der Vektorraum endlich-dimensional ist. Proposition: Ein Tupel (v 1,...,v n ) von Vektoren in V ist (a) linear unabhängig genau dann, wenn v 1,...,v n paarweise verschieden sind und die Menge {v 1,...,v n } linear unabhängig ist. (b) ein Erzeugendensystem von V genau dann, wenn die Menge {v 1,...,v n } ein Erzeugendensystem von V ist. (c) eine geordnete Basis von V genau dann, wenn v 1,...,v n paarweise verschieden sind und die Menge {v 1,...,v n } eine Basis von V ist. Proposition: Für jedes Tupel T := (v 1,...,v n ) von Vektoren in V ist die Abbildung ϕ T : K n V, x 1. x n n x i v i i=1 linear. Sie ist (a) injektiv genau dann, wenn T linear unabhängig ist. (b) surjektiv genau dann, wenn T ein Erzeugendensystem von V ist. (c) ein Isomorphismus genau dann, wenn T eine geordnete Basis von V ist.

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 64 5.6 Darstellungsmatrix Definition: Ein Diagramm bestehend aus Mengen und durch Pfeile dargestellte Abbildungen zwischen diesen heisst kommutativ, wenn für je zwei Wege in Pfeilrichtung mit demselben Startpunkt und demselben Endpunkt die zusammengesetzten Abbildungen übereinstimmen. Definition: Seien B =(v 1,...,v n ) eine geordnete Basis von V und B =(w 1,...,w m ) eine geordnete Basis von W. Die Darstellungsmatrix einer linearen Abbildung f : V W bezüglich der Basen B und B ist die eindeutig bestimmte m n-matrix A, für die f ϕ B = ϕ B L A gilt, das heisst, für die das folgende Diagramm kommutiert: V f W ϕ B ϕ B K n L A K m. Wir bezeichnen diese Matrix A mit M B,B(f). Eine explizite Rechnung mit dem Ansatz A = ( a ij ) 1 i m 1 j n f(v j ) = f(ϕ B (e j )) = ϕ B (L A (e j )) = ϕ B (Ae j ) = ϕ B liefert für alle 1 j n: a ( 1j. a mj ) m = a ij w i. Beispiel: Die Darstellungsmatrix von L A : K n K m bezüglich der jeweiligen Standardbasis ist A. Satz: Für jede geordnete Basis B =(v 1,...,v n )vonv gilt M B,B (id V )=I n. Proposition: Sei B, B, B je eine geordnete Basis von U, V,bzw.vonW.Für alle linearen Abbildungen f : U V und g : V W gilt dann M B,B(g f) = M B,B (g) M B,B(f). Proposition: Seien B =(v 1,...,v n ) eine geordnete Basis von V und B =(w 1,...,w m ) eine geordnete Basis von W. Eine lineare Abbildung f : V W ist ein Isomorphismus genau dann, wenn die Darstellungsmatrix M B,B(f) quadratisch und invertierbar ist, und dann gilt M B,B (f 1 )=M B,B(f) 1. i=1

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 65 5.7 Basiswechsel Definition: Die Matrix M B,B (id V )für geordnete Basen B und B desselben Vektorraums V heisst die zu B und B assoziierte Basiswechselmatrix. Proposition: Die Basiswechselmatrix M B,B (id V ) ist invertierbar, und ihre Inverse ist gleich M B,B (id V ) 1 = M B, B(id V ). Proposition: Seien B, B geordnete Basen von V,undB, B geordnete Basen von W. Dann gilt für jede lineare Abbildung f : V W M B, B (f) = M B,B (id W ) M B,B(f) M B, B(id V ). Spezialfall: Seien B und B geordnete Basen von V. Dann gilt für jede lineare Abbildung f : V V M B, B(f) = M B,B (id V ) M B,B (f) M B, B(id V ) = M B,B (id V ) M B,B (f) M B,B (id V ) 1 = M B, B(id V ) 1 M B,B (f) M B, B(id V ).

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 66 5.8 Rang Definition: Der Rang einer linearen Abbildung f ist Rang(f) := dim Bild(f). Proposition: Für jede lineare Abbildung f : V W und beliebige Isomorphismen ϕ: V V und ψ : W W gilt Rang(ψ f ϕ) =Rang(f). Satz: Für jede m n-matrix A existieren invertierbare Matrizen U und V,sodass UAV eine Blockmatrix der Form I r O ist für ein geeignetes 0 r min{m, n}, wobei jeweils O die Nullmatrix bezeichnet. O O Satz: Die Zahl r hängt nur von A ab. Definition: Die Zahl r heisst der Rang von A und wird bezeichnet mit Rang(A). Satz: Für jede Matrix A sind die folgenden Zahlen gleich: (a) Der Rang von A. (b) Der Rang von A T. (c) Die maximale Anzahl linear unabhängiger Spalten von A (Spaltenrang). (d) Die maximale Anzahl linear unabhängiger Zeilen von A (Zeilenrang). Proposition: Für jede lineare Abbildung f und je zwei geordnete Basen B und B gilt Rang(f) =RangM B,B(f). Beispiel: Eine m n-matrix hat Rang m genau dann, wenn man aus ihren Spalten Vektoren v 1,...,v m auswählen kann, so dass die Matrix (v 1,...,v m ) invertierbar ist. Beispiel: Eine m m-matrix hat Rang m genau dann, wenn sie invertierbar ist.

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 67 5.9 Abbildungsräume Definition: Für je zwei K-Vektorräume V und W setzen wir Hom K (V,W) := {h: V W hk-linear}. Proposition: Dies ist ein Untervektorraum des Raums W V W. aller Abbildungen V Proposition: Für je zwei lineare Abbildungen f : V V und g : W W ist die Abbildung C g,f : Hom K (V,W) Hom K (V,W ),h g h f wohldefiniert und linear. Sind f und g Isomorphismen, so auch C g,f. Proposition: Die folgende Abbildung ist ein Isomorphismus von K-Vektorräumen: Mat m n (K) Hom K (K n,k m ), A L A. Proposition: Für jede geordnete Basis B =(v 1,...,v n )vonv und jede geordnete Basis B =(w 1,...,w m )vonw ist die folgende Abbildung ein Isomorphismus: Hom K (V,W) Mat m n (K), f M B,B(f). Satz: Für je zwei endlichdimensionale K-Vektorräume V und W gilt dim K Hom K (V,W) = dim K (V ) dim K (W ). Definition: Für jeden K-Vektorraum V setzen wir End K (V ) := Hom K (V,V ). Proposition: Mit der Addition und Komposition von Endomorphismen sowie der Nullabbildung und der identischen Abbildung ist (End K (V ), +,, 0 V, id V ) ein Ring, genannt der Endomorphismenring von V.

5 Lineare Abbildungen Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 68 5.10 Dualraum Definition: Der Vektorraum V := Hom K (V,K) heisst der Dualraum von V, und seine Elemente heissen Linearformen auf V. Proposition-Definition: Sei B =(v 1,...,v n ) eine geordnete Basis eines K-Vektorraums V.Für jedes 1 i n sei l i V die lineare Abbildung l i : V K, n j=1 x jv j x i. Dann ist B := (l 1,...,l n ) eine geordnete Basis von V, genannt die duale Basis zu B. Satz: Für jeden K-Vektorraum V gilt dim K (V ) = { dimk (V ) falls dim K (V ) <, falls dim K (V )=. Beispiel: Wie früher sei F := K Z 0 der Raum aller unendlichen Folgen und F 0 der Teilraum aller Folgen, die schliesslich Null werden. Der Dualraum F0 von F 0 ist dann isomorph zu F, und folglich gilt dim F 0 < dim F0 im Sinne unendlicher Kardinalzahlen. Proposition: (a) Für jede lineare Abbildung f : V W ist die Abbildung f : W V,l l f wohldefiniert und linear. Sie heisst die duale Abbildung zu f. (b) Für je zwei lineare Abbildungen f : U V und g : V W gilt (g f) = f g. (c) Die duale Abbildung der identischen Abbildung ist id V = id V. (d) Für jeden Isomorphismus f : V W ist f : W V ein Isomorphismus. Proposition: Seien B eine geordnete Basis von V und B eine geordnete Basis von W, und sei f : V W eine lineare Abbildung. Dann gilt M B,B (f ) = M B,B(f) T. Proposition: Für jeden K-Vektorraum V und jedes Element v V ist die Auswertungs- Abbildung (evaluation) ev v : V K, l l(v) linear, also ein Element des Bidualraums (V ). Die induzierte Abbildung V (V ),v ev v ist linear und injektiv. Sie ist ein Isomorphismus genau dann, wenn V endlich-dimensional ist.