Praxis der Polytraumaversorgung Campus Kloster Haydau, Morschen Crisis Resource Management PD Dr. Stephan H. Kazmaier Klinik für Anästhesiologie Universitätsmedizin Göttingen
Fehler in der Medizin Institute of Medicine 1999: 44.000 Tote/Jahr in den USA durch Behandlungsfehler Richardson WC, Kohn LT, Corrigan JM (1999). To Err Is Human: Building a Safer Health System Folie 2/33
Die Spitze des Eisberges Todesfälle Dauerschäden Verlängerte Liegedauer, aber Restitutio ad integrum Beinahezwischenfälle ohne Beeinträchtigung Folie 3/33
Fehlerinzidenz Jeder 10. Neuzugang auf ICU durch vorangegangene Behandlungsfehler Darchy et al.1999 8,8 Teamarbeits-Fehler pro Patient, Notaufnahme Risser et al. 1999 1 Medikamentenfehlapplikation alle 133 Narkosen Webster et al. 2001 Jeder 3.Fehler auf ICU durch fehlerhafte Kommunikation Giraud et al. 1993 St.Pierre, Hofinger, Buerschaper: Notfallmanagement Human Faktors in der Akutmedizin, Springer 2005 Folie 4/33
Perfomance shaping Factors (Leistungs-modulierende Faktoren) Am I Safe? A Attidude = Eigene Motivation und Einstellung M Medication = Medikamenteneinfluss I Illness = Krankheit S Stress = Stress (privat/beruflich) A Alcohol = Alkohol- oder Drogeneinfluss F Fatigue = Schlafdefizit, Erschöpfung E Eating = Hunger, Durst, Nikotinmangel Folie 5/33
Human Factor Der Faktor Mensch : Sammelbegriff für psychische, kognitive und soziale Einflussfaktoren in sozio-technischen Systemen Ursache für» 80% aller Zwischenfälle in der Medizin 1 1 Chopra et al., Br J Anaesth 1992 Folie 6/33
Crisis Resource Management (CRM) = Zwischenfallmanagement Folie 7/33
CRM - Prinzipien 1. Antizipation und Planung 2. Teambildung und -führung 3. Kommunikation 4. Nutzung von Ressourcen 5. Re-Evaluation Gaba, D: Miller s Anaesthesia, 4th edition Folie 8/33
1. Antizipation und Planung - Arbeitsumgebung kennen - Informationen nutzen - Strategie festlegen - Prioritäten dynamisch setzen Folie 9/33
2. Teamarbeit Führen - Führungsposition annehmen - sich und andere für die Aufgabe motivieren - Fachwissen und Können des Einzelnen erkennen und nutzen - Wissen, was der Andere braucht - Flexibilität erhalten - kritische Selbsteinschätzung üben Folie 10/33
2. Teamarbeit Folgen - Rolle akzeptieren - Szenario aktiv verfolgen - Sinnvoll zuarbeiten - Führenden entlasten Jedes Teammitglied ist wichtig! Folie 11/33
3. Kommunikation 60 bit/sec 8 bit/sec R.Lay, Führen durch das Wort, 2006 Folie 12/33
3. Kommunikation Gemeint... Ist nicht gesagt Gesagt... Ist nicht gehört Gehört... Ist nicht verstanden Verstanden... Ist nicht gemacht Folie 13/33
4. Nutzung von Ressourcen - Ressourcen erkennen und mobilisieren - Frühzeitig Hilfe anfordern - Arbeitsbelastung verteilen Folie 14/33
4. Ressource Wissen modifiziert nach Rasmussen Langsam Schnell Routine- Problem Geübte unterbewusste Handlung Bekannte Regel Neues Problem Abstraktes Denken Modifiziert nach St.Pierre, Hofinger, Buerschaper Folie 15/33
5. Re-Evaluation - Handlungen überprüfen - Merkhilfen benutzen - Fixierungsfehler vermeiden - Situationsbewusstsein zeigen Folie 16/33
Re- Evaluation Kontrolle Planung Führungskreis Ausführung Folie 17/33
CRM-Training am Simulator Vorteile und Nutzen: Teamaspekte können einstudiert werden Training unter echtem Stress Kommunikations-Probleme fassbar Beurteilung des eigenen Ressourcen-Managements Folie 18/33
Konfuzius (ca.551-479 v. Chr.) Ich höre und vergesse. Ich sehe und erinnere. Ich tue und.. begreife. Folie 19/33
Crew Resource Management 10 Grundprinzipien Bewältigen Sie Ihre Aufgabe gemeinsam! Führen Sie an, oder lassen Sie sich führen! Bleiben Sie Aufmerksam! Treffen Sie Entscheidungen! In Anlehnung an Howard, Gaba, Rall et al 1. Kennen Sie ihren Arbeitsplatz! Machen Sie sich mit der Technik vertraut. 2. Welches Personal und welche materiellen Ressourcen stehen Ihnen zur Verfügung? Fordern Sie frühzeitig Hilfe an! 3. Definieren Sie die Führungsrollen klar! Berücksichtigen Sie individuelle Faktoren wie Erfahrung und Einsatzfähigkeit. 4. Kommunizieren Sie effektiv und Sicher, melden Sie zurück: Close the loop 5. Überlegen Sie sich, was passieren könnte und planen Sie voraus! 6. Nutzen Sie ALLE zur Verfügung stehenden Informationen! 7. Erkennen Sie Fixierungsfehler und verhindern Sie diese! Double check 8. Re-evaluieren Sie immer wieder! Nehmen Sie sich 10 Sekunden um die nächsten 10 Minuten zu planen! Setzen Sie Ihre Prioritäten dynamisch! 9. Greifen Sie auf Merkhilfen und Literatur zurück! 10. Sprechen Sie Zweifel an! Machen Sie darauf Aufmerksam! Folie 20/33
Alles klar? Folie 21/33