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Lewy-Körper-Demenz Symptome 1. Obligate Merkmale (2 der folgenden) fluktuierender kognitiver Status mit deutlich variierender Aufmerksamkeit und Vigilanz wiederkehrende visuelle Halluzinationen, typischerweise ausgestaltet und detailliert Parkinson-Syndrom 2. Diagnose unterstützende Merkmale: wiederholte Stürze (neurokardiovaskuläre Instabilität) z. T. vorübergehender Bewußtseinsverlust systematisierter Wahn Halluzinationen in anderen Sinnesmodalitäten Empfindlichkeit für typische Neuroleptika
Frontotemporale Demenz Symptome 1. Störungen im Verhalten und sozialen Umgang 2. Verlust der Selbstwahrnehmung Vernachlässigung von Hygiene und Körperpflege Distanzlosigkeit sexuelle Enthemmung, Witzelsucht sozialer Rückzug stereotypes Verhalten (Umherwandern, Klatschen, Summen) 3. Veränderung der Sprachproduktion 4. Somatische Symptome primitive Reflexe, Inkontinenz, spät Parkinson-Symptome Veränderungen im Sozialverhalten und Umgang, der Urteilsfähigkeit und der Sprache überwiegen!!!
Differenzialdiagnostische Abgrenzung Alzheimer-Demenz vs. Vaskuläre Demenz Alzheimer- Demenz Vaskuläre Demenz Demenz-Syndrom Demenz-Syndrom Schleichender Beginn, langsame Verschlechterung Nachweis zerebrovask. Erkrankung Fehlen klinischer Hinweise auf System-/ Hirnerkrankung, die eine Demenz verursachen kann Zeitlicher Zusammenhang zwischen Infarkt und Manifestation der Demenz (innerhalb von 3 Monaten nach Apoplex) kein plötzlicher apoplektiformer Beginn od. neurologische Herdzeichen oder schrittweise Verschlechterung Bildgebung: notwendig für zuverlässigen Nachweis der vaskulären Komponente 10.12.2016 4
Klinisches Bild Vaskuläre Demenz (VaD) Kortikale VaD (Makroangiopathie) Subkortikale VaD (Mikroangiopathie) Demenz-Syndrom Demenz-Syndrom Plötzlich auftretende sensomotorische Defizite Kognitive Störungen: mnestische Defizite, exekutive Störungen Psychopathol. Auffälligkeiten: Affektlabilität, depressive Syndrome, Verlangsamung, Interessensverlust, Wesensänderungen und aphasische Syndrome Haltungs- u. Tonusanomalie z.b. Multi-Infarkt-Demen z.b. Morbus Binswanger Haberl et al., aus Wallesch CW, Förstl H, Demenzen, Thieme Verlag, 2005 10.12.2016 5
Kognitive Leistung Vaskuläre Demenz plötzlicher Beginn (kortikale Läsionen) schleichender Beginn (subkortikal) schrittweise Verschlechterung fluktuierender Verlauf Affektlabilität fokales neurologisches Defizit "Inseln" erhaltener kognitiver Leistungen arterielle Hypertonie und Schlaganfälle in der Anamnese 100% 80% 60% 40% 20% 0% 1 2 3 4 5 6 7 Jahre
Differenzialdiagnostische Abgrenzung Depression vs Demenz Depression Demenz Beginn, Dauer Rasch, Wochen Schleichend, chronisch Verlauf Schwankend Progredient Kognition Schwankungen in Denk- / Entscheidungsfähigkeit Konzentrationsschwäche Kontinuierliche Minderung der Gedächtnisleistung Vergesslichkeit Orientierung Vorhanden Desorientiert Probleme Heftiges Klagen Bagatellisiert Stimmung Psychomotorische Störungen Agitation, Anteilnahmslosigkeit, Schuldgefühle Libido Gemindert Erhalten Persöniichkeitsveränder ungen affektiabil, umstimmbar, beschuldigt andere 10.12.2016 7
Differenzialdiagnostische Abgrenzung Delir vs. Demenz Delir Beginn, Dauer Akut, Stunden - Wochen Verlauf Kognition Stark fluktuierend innerhalb von 24h Fluktuierende Störung Neugedächtnis Demenz Schleichend, Chronisch Progredient Störung Neu- und Altgedächtnis Kontinuierliche Minderung Orientierung Desorientiert Desorientiert Bewusstsein Getrübt Klar Somatische Ursache Vorhanden Fehlend Schlaf-Wach-Rhythmus Immer gestört Schwankungen EEG-Grundaktivität Ausgeprägt Keine - leichte 10.12.2016 8
Multimorbidität des geriatrischen Patienten Sinnesorgane Schwerhörigkeit Makuladegeneration Katarakt Respirationstrakt Emphysem COPD, Asthma Bewegungsapparat Osteoporose Rheuma, Arthrose Urogenitaltrakt Harninkontinenz Prostatavergrößerung Niereninsuffizienz Nervensystem Demenz Depression M. Parkinson Neuropathien Kardiovaskuläres System Herzinsuffizienz Koronare Herzkrankheit Metabloische Störung Hyperlipidämie Diabetes mellitus Leberinsuffizienz 3. Altenbericht 2001 10.12.2016 9
Risikofaktoren Nicht beeinflussbare Risikofaktoren: Alter ApoE - Genotyp Beeinflussbare Risikofaktoren: Bildungsstand Schädelhirntrauma Hypertonie } Nikotin Alkohol Vaskuläre Cholesterin / Lipide Risikofaktoren Homocystein Übergewicht, Körperliche Inaktivität Diabetes / Insulinresistenz 10.12.2016 10
Komedikation kann kognitive Störungen begünstigen Medikamentenklasse Beispiele Wirkstoffe Neuroleptika Haloperidol, Clozapin Antikonvulsiva Phenytoin, Carbamazepin Benzodiazepine Diazepam Antidepressiva Trizyklika Analgetika Codein, Morphin Vasodilatatoren Captopril Kardiaka Digoxin Antihypertensiva Nifedipin, ISDN Glukokortikoide Prednison H2-Antagonisten Ranitidin Bronchodilatatoren Theophyllin Spasmolytika Atropin, Butylscopolamid nach Förstl, H. et al., Demenz. Taschenatlas spezial, 2005 10.12.2016 11