Kapitel 2 Grundbegriffe der Kosten- und Erlösrechnung Dr. Christian Nitzl Professur für Controlling Frühjahrstrimester 2017
Literaturhinweise Basisliteratur zu diesem Kapitel: Friedl, G./Hofmann, C./Pedell, B. (2013): Kostenrechnung Eine entscheidungsorientierte Einführung, 2., überarbeitete Auflage, München, S. 33-69. Weber, J./Weißenberger, B. (2010): Einführung in das Rechnungswesen, 8., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Stuttgart, S. 270-281. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 2
Agenda Lernziele Rechengrößen der Kosten- und Erlösrechnung Kostenbegriffe und ihre Bedeutung Überblick über die Teilbereiche der Kosten- und Erlösrechnung und ihre Aufgaben Übungsaufgaben Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 3
Lernziele Wie sind Kosten und Erlöse definiert und wie lassen sie sich von anderen Rechengrößen der Unternehmensrechnung abgrenzen? Welche zentralen Kostenbegriffe gibt es und welche Bedeutung haben sie für die Kostenrechnung? Welche Bedeutung hat die Zurechenbarkeit von Kosten? Wie werden die für eine Entscheidung relevanten Kosten bestimmt? Nach welchen Prinzipien können Kosten unterschiedlichen Kalkulationsobjekten zugeordnet werden? Wie ist ein Kosten- und Erlösrechnungssystem aufgebaut und welche Aufgaben haben seine einzelnen Teilbereiche? Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 4
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Einführendes Beispiel Michael Meier ist Inhaber und Geschäftsführer des vor wenigen Jahren gegründeten Dentallabors PerfectDent GmbH. Das Unternehmen erstellte in den ersten Jahren seiner Geschäftstätigkeit zwar einen bilanziellen Abschluss und verfügt auch über eine Finanzplanung, eine Kosten- und Erlösrechnung existiert jedoch bislang nicht. Michael Meier denkt nun über deren Einführung nach, da mit dem nächsten Wachstumsschritt der PerfectDent einige Entscheidungen über Produktprogramm, Produktionsverfahren und Wertschöpfungstiefe verbunden sein werden, bei denen er sich auf die Informationen einer Kosten- und Erlösrechnung stützen möchte. Er beauftragt daher seinen Assistenten Thomas Krüger zu klären, wie sich Kosten und Erlöse von den bislang eingeführten Rechengrößen unterscheiden, welche Kostenbegriffe die Verantwortlichen der PerfectDent bei der Einführung einer Kostenrechnung kennen sollten, wie die relevanten Kosten der anstehenden Entscheidungen bestimmt werden können und wie dabei die Zuordnung von Kosten auf unterschiedliche Bereiche und Produkte des Dentallabors sinnvoll vorgenommen werden kann. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 6
Rechengrößen der Kosten- und Erlösrechnung Kennzeichnung von Kosten und Erlösen: Kosten: Bewerteter, sachzielorientierter Güterverbrauch. Erlöse: Bewertete, sachzielorientierte Güterentstehung. Sachzielorientierung: Bezug auf Betriebszweck (Sachziel) der Unternehmung. Bewertung: Mit Preis bewertet, d.h. Wertgrößen. Güterverbrauch/-entstehung: Kosten entstehen erst zum Zeitpunkt des Güterverbrauchs, Erlöse erst zum Zeitpunkt der Güterentstehung. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 7
Kosten und Erlöse bei PerfectDent Zu den Kosten des Dentallabors gehören: Löhne und Gehälter der Mitarbeiter, Wert der Materialien für die Erstellung von Inlays, Kronen etc., Miete für die Räume, in denen das Dentallabor untergebracht ist, und Abschreibungen auf die für das Dentallabor benötigten Geräte über ihre gesamte Nutzungsdauer. Nicht zu den Kosten des Dentallabors gehören: Mietausgaben für an eine Immobilienmaklerin unterviermietete Reserveräume. Zu den Erlösen des Dentallabors gehören: Einnahmen aus der Produktion und dem Verkauf zahntechnischer Leistungen. Nicht zu den Erlösen des Dentallabors gehören: Mieteinnahmen aus der Untervermietung der Reserveräume. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 8
Abgrenzung der Kosten und Erlöse von anderen Rechengrößen Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 9
Abgrenzung von Auszahlungen, Aufwendungen und Kosten Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 10
Auszahlungen und Aufwendungen bei PerfectDent Erfolgswirksame Auszahlungen z.b. Kauf und Verbrauch von Materialien in der Fertigung Zeitlich können erfolgswirksame Auszahlung und Aufwand auseinanderfallen: z.b. Verbrauch von Materialien im Juni, die bereits im Mai bezahlt wurden (bzw. erst im Juli bezahlt werden) Erfolgsneutrale Auszahlungen z.b. Rückzahlung eines Kredits z.b. Auszahlung für ein neues Gerät, das in den kommenden 5 Jahren genutzt werden soll. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 11
Neutrale Aufwendungen und Zweckaufwendungen/Grundkosten bei PerfectDent Zweckaufwendungen bzw. Grundkosten z. B. Gehälter für die Mitarbeiter, Kosten für die Materialien sowie Mieten für die Räume, in denen das Dentallabor untergebracht ist. Neutrale Aufwendungen Sachzielfremde Aufwendungen z.b. Mietaufwendungen für Räume, die an eine Immobilienmaklerin untervermietet werden und jährliche Spende an eine gemeinnützige Einrichtung Periodenfremde Aufwendungen z.b. Verkauf eines drei Jahre alten Geräts unter seinem Restbuchwert Außerordentliche Aufwendungen z.b. Zerstörung von zwei Geräten durch einen Wasserrohrbruch Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 12
Kalkulatorische Kosten bei PerfectDent (1/2) Abschreibungen Anderskosten Anschaffung eines Geräts zu Jahresbeginn für 5.000,- Abschreibung in der Bilanz mit einem Satz von 25% auf den jeweiligen Restbuchwert aus steuerlichen Gründen bilanzielle Abschreibung in diesem Jahr in Höhe von 1.250,- Abschreibung in der Kostenrechnung gleichmäßig über die erwartete Nutzungsdauer von 5 Jahren kalkulatorische Abschreibung von 1.000,- für dieses Jahr Kalkulatorischer Unternehmerlohn Anderskosten Geschäftsführergehalt: 36.000,- Alternativer Verdienst als angestellter Zahntechnikermeister: 70.000,- Kalkulatorischer Unternehmerlohn in der Kostenrechnung: 34.000,- Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 13
Kalkulatorische Kosten bei PerfectDent (2/2) Kalkulatorische Miete Wird angesetzt, wenn eigene Immobilien für die betriebliche Tätigkeit zur Verfügung gestellt werden. Höhe der kalkulatorischen Miete orientiert sich an dem Mietzins, der bei Vermietung der Immobilien erzielt werden könnte. Da PerfectDent in gemieteten Räumen untergebracht ist, besteht nicht die Notwendigkeit, kalkulatorische Miete anzusetzen. Kalkulatorische Zinsen Zinsen für zwei Kredite: Zweckaufwendungen bzw. Grundkosten 150.000,- eigenes Kapital, für das eine Rendite von mindestens 12% erwartet wird 18.000,- kalkulatorische Zinsen Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 14
Abgrenzung von Einzahlungen, Erträgen und Erlösen Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 15
Neutrale Erträge, Zweckerträge/Grunderlöse und kalkulatorische Erlöse bei PerfectDent (1/2) Sachzielfremde Erträge Nicht betriebliche Kerntätigkeit, sondern Nebengeschäfte z.b. Erträge aus der Untervermietung der Reserveräume und Erträge aus der Anlage von Finanzmitteln zu Spekulationszwecken Periodenfremde Erträge der Güterentstehung anderer Perioden zuzurechnen z.b. Verkauf eines Geräts über seinem Restbuchwert Außerordentliche Erträge auf Vorgänge zurückzuführen, die normalerweise nicht oder zumindest nicht regelmäßig vorkommen z.b. außerordentlicher Ertrag aus dem Eingang einer Forderung an einen Kunden, mit deren Begleichung nicht mehr gerechnet wurde und die bereits abgeschrieben war Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 16
Neutrale Erträge, Zweckerträge/Grunderlöse und kalkulatorische Erlöse bei PerfectDent (2/2) Anderserlöse entstehen, wenn Erträge in der Kosten- und Erlösrechnung anders bewertet werden als in der bilanziellen Erfolgsrechnung z.b. wenn Güter auf Lager produziert und mit Kosten bewertet werden, die für ihre Herstellung angefallen sind bilanzielle Rechnung: Wertansatz für diese Güterentstehung in Form einer Lagerbestandserhöhung darf nur aufwandsgleiche, keine kalkulatorischen Kosten umfassen (Herstellungskosten) Kosten- und Erlösrechnung: bei der Bewertung der Bestandserhöhung werden auch kalkulatorische Kosten berücksichtigt (Herstellkosten) bei PerfectDent von relativ geringer Bedeutung, da ausschließlich individuelle Produkte auf Bestellung produziert werden anders beim Lieferanten CeramicDental, der nicht-individuelle Keramik-Rohlinge für Kronen auf Lager produziert Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 17
Praxisbeispiel: Betriebsnotwendiges und nicht betriebsnotwendiges Vermögen bei der Daimler AG Im Jahr 2006 wurden die Gebäude der ehemaligen Konzernzentrale in Stuttgart- Möhringen an IXIS Capital Partners Ltd. für 240 Mio. in bar verkauft. Gleichzeitig wurden die veräußerten Objekte von Daimler über unkündbare Grundmietzeiten zwischen 10 und 15 Jahren zurückgemietet. Die Mietdauern für die einzelnen Objekte können von Daimler um maximal neun Jahre verlängert werden. Im Jahr 2006 veräußerte der Konzern zudem weitere, nicht mehr betriebsnotwendige Immobilien. Aus diesen Immobilienverkäufen ergab sich im Jahr 2006 ein Ertrag vor Zinsen und Steuern von 271 Mio.. Quelle: Daimler AG: Interaktiver Geschäftsbericht 2008 - Konzernanhang - Anmerkung 2 Wesentliche Zu- und Abgänge von Unternehmensanteilen und sonstiger Vermögenswerte und Schulden (http://ar2008.daimler.com/reports/daimler/annual/2008/gb/german/70701002/2_-wesentliche-zu--und-abgaengevon-unternehmensanteilen-und-sonstiger-vermoegenswerte-und-schulden.html). Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 18
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Gesamtkosten und Stückkosten Gesamtkosten: Kosten für die Gesamtheit der innerhalb eines bestimmten Zeitraums hergestellten Güter (z.b. sämtliche zahntechnische Leistungen, die während eines Monats erstellt wurden). Stückkosten: Kosten für eine einzelne Gütereinheit (z.b. einer einzelnen Zahnkrone oder eines einzelnen Zahninlays). Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 20
Einzelkosten und Gemeinkosten Einzelkosten: Einem Kalkulationsobjekt direkt zurechenbar. (allein von einem Kalkulationsobjekt verursacht) Gemeinkosten: Einem Kalkulationsobjekt nicht direkt zurechenbar. (von mehreren Kalkulationsobjekten gemeinsam verursacht) Unechte Einem Kalkulationsobjekt prinzipiell direkt Gemeinkosten: zurechenbar; die separate Zurechnung wäre jedoch sehr aufwändig, so dass aus Wirtschaftlichkeitsgründen darauf verzichtet wird Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 21
Kostenverrechnung, Kostenzurechnung und Kostenschlüsselung Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 22
Variable Kosten und Fixe Kosten Variable Kosten: Änderung der Höhe bei Variation einer Kosteneinflussgröße. Fixe Kosten: Konstanz der Höhe bei Variation einer Kosteneinflussgröße. Kosteneinflussgröße: Direkte Bezugsgröße: Indirekte Bezugsgröße: Kostenfunktion: Ausbringung eines Bereichs, die über direkte oder indirekte Bezugsgrößen gemessen werden kann. Direkte Messung der Ausbringungsmenge. Indirekte Messung der Ausbringungsmenge. Funktionaler Zusammenhang zwischen einer (eindimensionale Kostenfunktion) oder mehreren (mehrdimensionale Kostenfunktion) Bezugsgrößen und der Kostenhöhe. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 23
(lineare) Kostenfunktion K gesamt = K fix + k var x Fixkostensockel Variable Kosten in Abhängigkeit von Ausbringungsmenge x Durchschnittliche Kosten je Stück: k Durchschnitt = K gesamt / x Grenzkosten: Kosten, die bei einer bestimmten Ausbringungsmenge für eine zusätzliche Ausbringungsmengeneinheit anfallen. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 24
Gesamtkosten und Durchschnittskosten bei proportionalem Kostenverlauf Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 25
Fixkostendegression bei PerfectDent Monatliche Fixkosten der Inlayfertigung: 8.000,- Variable Kosten je Inlay: 60,- K gesamt = 8.000,- + 60,- x k Durchschnitt = (8.000,- + 60,- x ) / x Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 26
Empirische Ergebnisse Die Unterscheidung von variablen und fixen Kosten ist in der Unternehmenspraxis sehr weit verbreitet. So wurde in einer empirischen Studie bei den 250 größten deutschen Unternehmen festgestellt, dass 86,7 % der Unternehmen in ihrer Kostenrechnung eine Trennung zwischen variablen und fixen Kostenbestandteilen vornehmen. Quelle: Friedl, G./Frömberg, K./Hammer, C./Küpper, H.-U./Pedell, B. (2009): Stand und Perspektiven der Kostenrechnung in deutschen Großunternehmen, in: Zeitschrift für Controlling und Management, Heft 2, S. 111-116. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 27
Zusammenhang zwischen Zurechenbarkeit und Beschäftigungsabhängigkeit von Kosten Zurechenbarkeit Einzelkosten Gemeinkosten Variable Kosten Beschäftigungsabhängigkeit Fixe Kosten Kalkulationsobjekt: Produzierte Inlays Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 28
Produktkosten und Periodenkosten Produktkosten Ausschließlich herstellungsbezogene Kosten. Über Bestandsänderungen werden die Produktkosten denjenigen Perioden zugeordnet, in denen die Produkte verkauft werden. Entspricht dem externen Rechnungswesen: Aufwand erst in derjenigen Periode wirksam, in der Produkte verkauft werden. Produktkosten von Lagerbestandserhöhungen werden in der Bilanz aktiviert und gehen bei Verkauf in die Gewinn- und Verlustrechnung ein. Periodenkosten Nicht aktivierbar, unabhängig von Lagerbestandsveränderungen. Zuordnung zu derjenigen Periode, in der sie anfallen. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 29
Relevante Kosten Relevante Kosten Kosten, die geeignet sind, die Rangfolge von Entscheidungsalternativen zu beeinflussen. Voraussetzung: Kosten, die noch beeinflussbar sind, d.h., es handelt sich um erwartete zukünftige Kosten. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 30
Relevante Kosten bei PerfectDent PerfectDent lässt seine Keramikinlays bislang von dem Großlabor DentLab fräsen, die vorgefrästen Inlays werden anschließend bei PerfectDent ausgearbeitet und poliert. 1. Alternative: Wechsel zum alternativen Anbieter GlobalDent, der in einem Niedriglohnland produziert und die vorgefrästen Inlays in derselben Qualität günstiger anbietet lediglich die Kosten des Einkaufs bei den beiden Lieferanten relevant Kosten des Ausarbeitens und Polierens der Inlays bei beiden Alternativen identisch und daher für diese Entscheidung nicht relevant 2. Alternative: Aufbau einer eigenen CAD/CAM-Fräsanlage für Keramikinlays auch die Kosten (und Risiken) dieser dritten Alternative werden entscheidungsrelevant Können bei dieser Alternative die Inlays so gefräst werden, dass die Kosten des Ausarbeitens und Polierens niedriger (oder höher) sind als beim Fremdbezug der vorgefrästen Inlays, so werden darüber hinaus auch die unterschiedlichen Kosten des Ausarbeitens und Polierens relevant. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 31
Opportunitätskosten und Versunkene Kosten Opportunitätskosten Bilden die durch die Wahl einer Entscheidungsalternative entgangenen Vorteile der besten verdrängten Alternative ab. Kosten, bei denen keine Zahlungen fließen. Stehen hinter dem Ansatz von kalkulatorischen Kostenarten. Gehören zu den entscheidungsrelevanten Kosten. Versunkene Kosten Kosten, die in der Vergangenheit verursacht wurden. Lassen sich durch Entscheidungen zum aktuellen Zeitpunkt nicht vermeiden. Nicht entscheidungsrelevant, da sie unabhängig von der verfolgten Entscheidungsalternative anfallen. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 32
Praxisbeispiel: Versunkene Kosten bei der Projektabbruchentscheidung für den Transrapid Im März 2008 wurde das Projekt der Transrapid-Verbindung des Münchener Hauptbahnhofs mit dem ca. 40 Kilometer entfernten Flughafen München abgebrochen. Statt der in einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2002 veranschlagten 1,85 Mrd., rechnete die Industrie zum Schluss mit Kosten in Höhe von 3,2 bis 3,4 Mrd.. Bis zum Projektabbruch waren bereits erhebliche Kosten angefallen, unter anderem für die Machbarkeitsstudie, für die Einrichtung und den Betrieb einer Vorbereitungsgesellschaft, für das Raumordnungsverfahren sowie für die Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens. Bei diesen Kosten handelte es sich zum Zeitpunkt des Projektabbruchs bereits um versunkene Kosten, die nicht mehr entscheidungsrelevant waren. Quelle der Daten: http://www.br-online.de/aktuell/transrapid-aus-did1204797267839/index.xml, abgerufen am 19.11.2009. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 33
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Vollkostenrechnung Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Gemeinkosten Gemeinkosten Gemeinkosten Einzelkosten Einzelkosten Ergebnisrechnung Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 35
Kostenartenrechnung und -stellenrechnung Kostenartenrechnung: Untersuchung, welche Kosten angefallen sind. Erfassung der Kosten: Kosten, die gleichzeitig Aufwand sind: Übernahme aus Finanzbuchhaltung Kalkulatorische Kosten: Gesonderte Erfassung Gliederung der Kosten nach Kostenarten (insb. Einzel- und Gemeinkosten). Kostenstellenrechnung: Untersuchung, wo Kosten angefallen sind. Bildung von rechnungsmäßig abgegrenzten Bereiche (Kostenstellen). Ziel: Möglichst differenzierte Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenträger. Schaffung abgegrenzter Verantwortungsbereiche für die Planung und Kontrolle von Kosten. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 36
Kostenträgerrechnung Untersuchung, wofür Kosten angefallen sind. Kosten für eine einzelne Kostenträgereinheit werden kalkuliert. Addition von Einzelkosten (aus Kostenartenrechnung) und Gemeinkosten (aus Kostenstellenrechnung, falls vorhanden) Kostenträgerstückrechnung: Stückbezogene Kostenträgerrechnung Kostenträgerzeitrechnung: Ermittlung der Kosten sämtlicher Kostenträgereinheiten einer Abrechnungsperiode Kombination mit Erlösrechnung ergibt Ergebnisrechnung. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 37
Systematik der Kostenrechnung Aufwands- und Ertragskonten Kosten- und Erlösarten Kostenartenrechnung Bezug auf die 'normale betriebliche Tätigkeit' (Aussonderung, Umbewertung, Hinzunahme) Kostenstellenrechnung Zuordnung der nicht direkt Produkten zuordenbaren Kosten ('Gemeinkosten') zu den 'Orten des Kostenanfalls ('Kostenstellen') Direkte Zuordnung zu Produkten ('Einzelkosten') Kostenstellen, die Leistungen für andere Kostenstellen erbringen ('Vorkostenstellen') Kostenstellen, die Leistungen für die Produkte erbringen ('Endkostenstellen') Verrechnung der Kosten der Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen ('Innerbetriebliche Leistungsverrechnung') Kostenträgerrechnung Verrechnung der Kosten der Endkostenstellen auf die Produkte und Zusammenfassung mit den Einzelkosten ('Kalkulation') Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 38
Vollkosten- und Teilkostenrechnung Vollkostenrechnung: Sämtliche Kosten werden bis auf die ( full costing ) Kostenträgereinheit zugeordnet. Teilkostenrechnung: Nur ein Teil der gesamten Kosten ( vaiable costing ) wird bis auf die Kostenträgereinheit verrechnet. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 39
Teilkostenrechnung Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Fixe Fixe Gemeinkosten Gemeinkosten Ergebnisrechnung: Variable Variable Variable Deckungsbeitragsrechnung Gemeinkosten Einzelkosten Gemeinkosten Gemeinkosten Einzelkosten Erlöse - variable Selbstkosten = Deckungsbeitrag I - fixe Kosten = Unternehmenserfolg Erlösrechnung Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 40
Agenda Lernziele Rechengrößen der Kosten- und Erlösrechnung Kostenbegriffe und ihre Bedeutung Überblick über die Teilbereiche der Kosten- und Erlösrechnung und ihre Aufgaben Übungsaufgaben Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 41
Übungsaufgaben (1) Bestimmen Sie, bei welcher der nachfolgend beschriebenen Kostenarten es sich um variable oder fixe Kosten einerseits sowie um Kostenträgereinzelkosten oder Kostenträgergemeinkosten andererseits handelt. a) Kosten einer Druckplatte zum Druck mehrerer Auflagen eines Buches. b) Kosten eines Ersatzteiles für eine ausgefallene Anlage im Produktionsbereich eines Mehrproduktunternehmens c) Überstundenlöhne, die anfallen, weil kurzfristig ein Zusatzauftrag angenommen wurde d) Grundgebühr für ein Telefon, das im Vertriebsbereich eines Mehrproduktunternehmens genutzt wird e) Hundesteuer für den das Betriebsgelände bewachenden Wachhund Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 42
Übungsaufgaben (2) Geben sie für die nachfolgende Sachverhalte an, ob und in welcher Höhe Auszahlungen, neutrale Aufwendungen, Zweckaufwendungen, Grundkosten, Anderskosten und/ oder Zusatzkosten angefallen sind. a) Zahlung von Gehältern in Höhe von 15.000. b) Kauf von Rohstoffen aufgrund eines günstigen Preises von 8.000, die erst in der nächsten Periode benötigt geliefert und gezahlt werden. c) Die Betriebsräume gehören dem Unternehmer, eine Vermietung würde 5.000 einbringen d) Verkauf einer Maschine für 2.000, deren Buchwert 3.000 betrug. e) Die bilanziellen Abschreibungen betragen 60.000, kalkulatorisch sind 80.000 angesetzt. f) Verbrauch von Fertigungsmaterial im Wert von 10.000. g) Der Unternehmer setzt für seine Mitarbeit einen kalkulatorischen Unternehmerlohn von 20.000 an. h) An die Kfz-Werkstatt werden 6.000 überwiesen (5.600 für die Reparatur eines Unfallschadens und 400 für die Inspektion) Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 43
Übungsaufgaben (3) Geben Sie für die nachfolgend Sachverhalte an, ob es sich um neutrale Erträge oder um Zweckerträge handelt: a) Zu Spekulationszwecken gehaltene Wertpapiere werden nach zwei Jahren mit Gewinn verkauft. b) Ein neu gewonnener Kunde kauft 3.000 Stück unseres erfolgreichsten Produkts c) Auf einer Branchen-Ausstellung kann ein Großauftrag für die Lieferung von zehn Maschinen gewonnen werden. d) Das leerstehende alte Verwaltungsgebäude wird an die örtliche Schule zur Nutzung vermietet. Frühjahrstrimester 2017 Dr. Christian Nitzl Seite 44