Rolf Simon, Brigitte Lioe Folkwangschule für Gestaltung, Abteilung Architektur WS 1970/71 Völkerkundliche Studie HAKKA - China Untersuchung der typischen Behausung einer naturvölkischen Kultur heutiger Zeit HAKKA Rundbau-Wohnanlage (Bier, S. 45) Anmerkung Die nachfolgende Völkerkundliche Studie ist nur noch teilweise erhalten.
Recherchen nach Informationen und drei Antworten Rolf Simon Johannastr. 41 43 Essen 1 West-Germany Essen: 14.08.1975 Sehr geehrte Herren, ich studiere in Essen Architektur und muß für ein Studienfach eine ethnologische Studie über das HAKKA-Volk in China verfassen. Vielseitige Bemühungen hier in Deutschland Informationen über dieses Volk zu bekommen haben wenig Erfolg gehabt, so dass ich mich heute an Sie wende, um mir bei meiner Suche nach Material über diese Hakka zu helfen. Insbesondere interessiere ich mich für bauliche, politische, religiöse, familiäre, klimatische, geologische... Eigenarten dieses Stammes und ihrer Umgebung. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass es in Wien eine Bernatzik-Stiftung geben soll, die sich mit völkerkundlichen Fragen beschäftigt. Sollten Sie mir nicht weiterhelfen können, so möchte ich Sie höflich bitten, meinen Brief oder eine Kopie davon an dieses Institut weiterzuleiten. In der Hoffnung, dass Sie mir weiterhelfen können verbleibe ich Hochachtungsvoll Ihr Rolf Simon Karte mit dem Siedlungsgebiet der HAKKA (Boyd, 1962, S. ii)
I. Gemeinschaftshäuser des Hakka - Stammes Unter den örtlichen Traditionen, ist diejenige der Hakka in Fukien, Kwuangtung und Kuangsi von ungewöhnlichen Interesse. Es scheint, daß die Hakka sich in Zentral-China aus, zu verschiedenen Zeiten vom 3. - 4. Jahrhundert an, in diese südlichen Provinzen begeben haben. Auf Grund ihrer feindlichen Aufnahme durch die Eingeborenen entwickelte sich die Tradition eines Gemeinschaftslebens in Gemeinschaftsgebäuden, die mit starken Wänden versehen waren. Diese Gebäude könnte man als Wohnungsblocks bezeichnen, jedoch enthielten sie mehr öffentliche Räume, als das bei Wohnungsblocks im allgemeinen der Fall ist. Es war geradezu so, als ob man ein ganzes Dorf unter ein Dach zusammen faßte, wobei Gasträume, Ahnenhallen und dergleichen hinzu gefügt wurden. Auch die familiären Prinzipien, wie abgetrennte Wohnungen, axiale Anordnung der Wohnung und dergleichen, wurde zu einer Mehrgeschoß-Konstruktion zusammengefaßt, wobei verschiedene Grundrisse, einschließlich kreisförmige, zu Grunde gelegt worden. Einige davon sind in den folgenden Abb.: 1 und 2 zu sehen. Abb. 1: Grundriss-Typen von Hakka Wohngebäuden (Boyd, 1962, S. 104)
Abb. 2: Kreisförmige Grundriß-Typen von Hakka Wohnanlagen Abb. 3: Vergrößerung des Grundriß-Typs Nr. 2 aus Abb. 1 (Boyd, 1962, S. 106 Die nördliche Hälfte ist viergeschossig, die südliche dreigeschossig. Längst der Teilungslinie besteht ein Höhenunterschied. Die Gebäude um den Zentralhof herum sind eingeschossig und bestehen auf der Innenseite aus zwei Hallen, ferner aus einer Anzahl von Räumen für Hühner und Schweine.
Wahrscheinlich kamen auf der Außenseite noch Privaträume hinzu, die nach außen mit der offenen Luft abgeschlossen. Es gibt 4 Treppenhäuser, ein jedes nahe der Ecke eines solchen Grundrisses, die den Zutritt zu allen Wohnungen gewährleisten. Ahnenhallen in der Mitte der Nordseite ist in allen vier Geschossen vorhanden. Die Küchen sind im Erdgeschoß im äußeren Raumbereich auf drei Seiten angeordnet, wobei jeweils die südliche Seite aus Lagerräumen bestand. Der Eingang liegt auf der Südseite eines ummauerten Hofes. Ein größeres Gebäude rechteckigem Grundriss der Abb.: 1, vom gleichen wie das in der oberen Reihe als drittes von links gezeigte, ist in den Abb. 4 und 5 dargestellt. Abb. 4: Erdgeschoß-Grundriß einer Hakka Wohnanlage (Boyd, 1962, S. 106)
Abb. 5: Isometrie der Wohnanlage von Abb. 4, von S/O gesehen (Boyd, 1962, S. 107) Wiederum ist der Hauptblock im Norden viergeschossig, die Flügel - Blöcke auf jeder Seite zwei - dreigeschossig, wobei die Zentralhalle nur eingeschossig ausgeführt ist, wenngleich es sich auch um ein sehr hohes Geschoß handelt. Der Eingang befindet sich östlich und westlich eines offenen Hofes auf der Südseite, auf dessen Südseite sich wiederum ein halbkreis - förmiger Fischteich befindet. Dieses beeindruckende Gebäude hat einzelne Treppenaufgänge, und nicht, wie es bei vorherigen Beispielen der Fall war, Balkone, von denen aus man Zutritt hatte. Abgesehen von den eingeschossigen Gebäuden in der Mitte, setzt sich das ganze Gebäude aus sieben unabhängigen Blöcken zusammen, die alle ein zentrales Treppenhaus haben, welches in jeder Etage zu einem zentralen Wohnraum führt, an den sich zwei weitere Räume anschließen, oder sogar, wie das bei dem nördlichen Hauptblock gegeben ist, drei Räume. Da ein solcher Block zwei Raum breit ist, müssen sich an den Außenwänden Fenster befinden. Am Hauptblock sind sogar an jeder Seite Fenster angebracht. Hier befinden sich die Küchen in einzelnen Räumen, und nur die Privat- und Lagerräume sind im Erdgeschoß untergebracht, wobei sie auf der Ostseite in einem Block für sich angeordnet sind. Zwei Typen kreisförmiger Grundrisse zeigt die Abb. 2 zum einen unter Nr. 1 zum anderen Nr. 6. Bei beiden handelt es sich um,,balkon - Zutritt Ausführungen. Der kleinere von beiden (siehe Abb. 7) ist ein 3-geschossiger Block mit 2 Treppenhäusern.
Abb. 6: Dreigeschossiger, Rundbau-Typ (Boyd, 1962, Abb. 130) Abb. 7: Erdgeschoß-Grundriß einer kreisförmigen Hakka Wohnanlage (Boyd, 1962, S. 108) In diesem Fall befindet sich der Eingang an der Westseite, und der Hauptraum einer Etage befindet sich auf der Ostseite. Mit Ausnahme dieses Raumes sind die Räume des Erdgeschosses Küchen oder Ställe für das Vieh, und der eingeschossige Mittelteil besteht aus einem Brunnen, Hütten für die Schweine und den Privaträumen. Der andere Typ (siehe Abb. 7 ) ist eine weitläufigere Ausführung, die der Ausführung nach dem rechteckigen Typ der
Abb. 3 ähnelt, obwohl sie von größerem Ausmaß ist. Dieser besteht aus einem äußeren viergeschossigen Ring und einem inneren mit zwei Geschossen, welche auf Erdgeschossebene durch vier Paar überdachter Gänge verbunden sind, die jeweils vier kleine Innenhöfe umschließen. In der Mitte des ganzen Gebildes befindet sich ein kreisförmiger Hof. Abb. 7:. Dieser Typ (Rundbau) besteht aus einem äußeren vier- geschossigen Ring und einem inneren mit zwei Geschossen. (Boyd, 1962, Abb. 131) Der Haupteingang ist auf der Südwestseite, jedoch existieren noch zwei Nebeneingänge. Die beiden größeren Gebäude außerhalb des Kreises, die ebenfalls einzeln erstellt wurden, beherbergen Räume für das Mahlen und die Lagerung von Getreide, über denen sich Dachböden für Lagerzwecke befinden. In dem kleineren Gebäude befinden sich die Privaträume. Der Eingang führt durch einen kleinen Hof gegenüber dem großen kreisförmigen Hof, wobei sich die Haupthalle in ihrer gewöhnlichen Lage wiederum gegenüber befand. Dahinter wiederum befinden sich, abgetrennt durch den kleinen Hof an der Spitze dieses Plans, die Ahnenhalle. Die restlichen Räume des inneren Ringes sind Gasträume. Die kleinen Räume auf der Außenseite des inneren Ringes, die in den freien Raum zwischen außen - innen Ring münden, sind für Schweine und Hühner gedacht. Die acht kleinen Räume, zwei je kreisviertel, die ebenfalls an den freien Raum grenzen, sind Waschräume. Die anderen Räume des äußeren Ringes sind Küchen. Wohn- und Schlafräume befinden sich in den oberen Etagen, die durch Balkons erreichbar sind.
Abb. 9: Rundhaus, Yongding, Provinz Fujan. Durchmesser: 65,0 m, Höhe:14,0 m. Baualter: ca. 300 Jahre. Anzahl der Bewohner: ca. 550. (Bier, S. 65)
Abb. 8: Ansicht von der Innenseite. Balkons führen zu den Wohnungen. (Boyd, 1962, Abb. 133) II. Höhlenwohnungen Eine weitere Tradition, die sicherlich von Interesse ist, sind die sogenannten Höhlenwohnungen in den Lösgebieten von Hoan, Shansi, Shensi und Kansu, wo eine regelmäßige Anordnung rechteckige Räume aus dem weichen Boden ausgehoben wurde, die gewöhnlich mit einem oberhalb der Erde befindlichen Hof, manchmal aber auch mit Gebäuden an der Erdoberfläche in Verbindung stehen. Abb. 9 zeigt eine solche Höhlenwohnung.
Abb. 9: Erd- und Obergeschoß-Grundriss einer Höhlenwohnung in Honan (Boyd, 1962, S. 110) Im vorgelagerten Hof befinden sich zwei Gasträume. Der Privatbereich liegt in der Südwest Ecke des Hofes. Eine außenliegende Treppe führt zu einer Terrasse, die den Zutritt zum Obergeschoß ermöglicht. Die beiden Nischen in der unteren Etage in der Hauptmauer sind für religiöse Zwecke bestimmt. Auf der rechten Seite der Eingänge befinden sich k ang, geheizte Plattformen. Die inneren Räumlichkeiten sind die Schlafräume.
Abb. 10: Höhlen Wohnungen in der Löß Formation von Kung-hsien, Honan. (Boyd, 1962, Abb. 133) Entnommen aus: Boyd, Andrew: Chinese Architecture and Townplanning. London 1962, S. 103-110. Übersetzung vom Verfasser. Zusätzliche Abbildungen später übernommen aus: Bier, Michael: Asien: Strasse, Haus. Eine typologische Sammlung asiatischer Wohnformen Stuttgart/Zürich 1990 Literaturnachweis: (1) Boyd, Andrew: Chinese Architecture and Town Planning 1500 B.C. 1911 London 1962 (2) Knapp, Ronald, G.: The Chinese House Craft, Symbol, and the Folk Tradition Hong Kong, Oxford, New York 1990
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