Streik im Magen-Darmtrakt: Prokinetika weniger ist mehr

Ähnliche Dokumente
Highlights o Kolorektales Karzinom (CRC) o Funktionsstörungen. Peter Bauerfeind Abteilung für Gastroenterologie UniversitätsSpital Zürich

Kinder erhalten ca. 1/8 der Erwachsenenäquivalenzdosen. Schulkinder > Kleinkinder > Säuglinge

STATE OF THE ART - Diagnostik, Prävention und Therapie. gastrointestinaler Motilitätsstörungen beim Intensivpatienten

Laxanzien schädigen das enterische Nervensystem, haben einen Gewöhnungseffekt und erhöhen das Risiko für kolorektale Karzinome

LEITLINIEN - THERAPIE DES Reizdarm-Syndroms (RDS) Stephan Hollerbach Celle

OPIOID-THERAPIE mg Gtt 2%- 1gtt=1mg. 4h h. 4mg 12h-24h 7,5 12,

PBM Patientenorientiertes Blut Management 3 Säulen Modell. Arno Schiferer HTG Anästhesie & Intensivmedizin AKH / Medizinische Universität Wien

Neue Therapieoptionen bei Reizdarmsyndrom (IBS) und Obstipation (CIC)

Gicht. wo stehen wir? Ralph Melzer, Rheumatologie Luzerner Kantonsspital

mie: Kein Ziel mehr?

Medikamentöse Unterstützung der Tabakentwöhnung

Schmerzbehandlung. Ärzteforum Davos, 06. März 2014 Dr. Cristian Camartin MSc. WHO Stufe I.

Nicht - invasive Beatmung bei hämato-onkologischen und KMT-Patienten

GfKT-Fachtagung Antagonisierung und Substitution von Opioiden: Fallstricke bzw. ausgewählte Besonderheiten

Luftnot - was tun? Symptomkontrolle bei Palliativpatienten



GEHT ES ÜBERHAUPT NOCH OHNE????

Ernährung bei akuter Pankreatitis: Was gibt es Neues?

Arbeitskreis Pharmakotherapie der Ärztekammer Krefeld -

Gicht. Thomas Daikeler Rheumatologie USB

Malignes Melanom. Aktuelles vom amerikanischen Krebskongress 2013

Bedeutung von Mikronährstoffen während der Rehabilitation


Einsatz neuer Medikamente: GLP1-Analoga & DPP4-Hemmer

TOP-PAPER ARZNEIMITTELINFORMATION

Neue Medikamentewas muss der Internist wissen. PD Dr. med. E. Bächli, Medizinische Klinik

Der hypertensive Notfall

Nahrungsmittel und Kopfschmerz

Notfallmedizin Aktuell Analgesie, Sedierung, Relaxation am Notfallort

Extrakorporale Photopherese. Dr. med. Carolin Bouveret Klinik für Dermatologie und Allergologie HELIOS Klinikum Berlin-Buch

Sekundärprävention von TVT/LE

Adipositaschirurgie. OA Dr. Martin Schermann, 1. Chirurgie, Krankenanstalt Rudolfstiftung

Medical Emergency Team

Dr. Thomas Wolff, Gefässchirurgie Universitätsspital Basel

Kurzfassung des Vortrages von Dr. Gudrun Zürcher, Freiburg Diätetische Prophylaxe und Therapie der chronischen Niereninsuffizienz

Modell einer altersgerechten und integrierten Gesundheitsversorgung im Spital

Neue orale Antikoagulantien Ersatz für Marcumar?

Die Bewertung von erhöhten Troponin- Werten bei terminaler Niereninsuffizienz

NOAC s und NOPAI s. Manfred Gütl Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin

ELICARD Herz Telemonitoring System Einsatz von Telemedizin zur Überwachung von PatientInnen mit Herzinsuffizienz

Tele EEG.

Amiodaron und Schilddrüse

Depression das vernachlässigte Problem. Imke Strohscheer Asklepios Klinik Barmbek Abt. Onkologie & Palliativmedizin

Neue therapeutische Aspekte bei gut differenzierten Schilddrüsenkarzinomen

7. Tag der Hygiene, 15. Oktober 2008 Congress Center Villach. J. Keckstein Landeskrankenhaus Villach

Diabetes und Nerven/Schmerztherapie

Neue Diabetestherapien. Pharmakologie WS 06/07

Statine bei Dialysepatienten: Gibt es

Hausärztliche Palliativmedizin. Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie + Palliative Care

Schmerzdurchbruch: Schnelles Handeln ist gefragt

Neue Wege zur Reduktion der Antibiotikaverordnung bei Atemwegsinfektionen.

Transplantatvaskulopathie Prävention und Therapie

Diabetes mellitus. Risikofaktor

Auf Knopfdruck beschwerdefrei: die Neuromodulation eröffnet neue Horizonte in der Schmerzbehandlung

Amiodaron und Schilddrüse

7. Oberbayerische Interdisziplinäre Nephrologietagung. Moderne medikamentöse Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms

Nebenwirkungen der Chemotherapie. Management von Nebenwirkungen der systemischen Therapie. Nebenwirkungen der Chemotherapie

Behandlungsstrategien bei Psoriasis

Osteoporose, Spondylarthropathien

Dialyseeineitung bei GFR < 8 ml/min PRO

Ernährung, Bewegung, Motivation. Das A und O bei Adipositas und Typ-2-Diabetes

Adjuvante Therapie bei Patienten mit Mammakarzinomen

Aktuelle Publikationen Tumorschmerztherapie... 2 Aktuelles: Arzneimittel... 4

Vorhofflimmern und Blutverdünnung: Wann Marcumar und wann eine der neuen Substanzen? (Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban)

Obstipation, Subileus, Diarrhoe: Mechanismen und Behandlung

PITFALLS IN DER NEPHROLOGISCHEN DIAGNOSTIK

Arbeitskreis Palliativmedizin

Langzeitergebnisse nach Polytrauma

ERCP in der Schwangerschaft

Zusammenfassung. bei Morbus Parkinson. Prof. Dr. med. Wolfgang H. Jost. Patienteninformation

Tumorschmerzen im Alter

Vom Umgang mit Sterbenden

Medikamentöse Langzeittherapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit in der hausärztlichen Praxis-Versuch einer Kosten-Nutzen-Analyse

Management von Fahrverboten nach Synkope und bei AICD-Patienten

gültig ab: Juli 2008 Version 01 Seite 1 von 9 Hintergrund: Interdisziplinäre Behandlung als Grundlage für Arbeitsabläufe

Volume-Outcome bei der offenen Rekonstruktion des infrarenalen Aortenaneurysmas (AAA) in Deutschland

Depression im Alter. Dr. med. Ch. Alber Dr. med. M. Hafner

Geschlechtsperspektiven in der Medizin - Gesundheits- und fachpolitische Herausforderungen nach Erkenntnissen bei Diabetes

Ratgeber. Verstopfung. Depression und. Verstopfung. Der kleine Ratgeber von Lecicarbon

Konservative Behandlung der Arthrose an der Hand: What's in and what's out?

Rivaroxaban. Indikation. Empfehlungen zur wirtschaftlichen Verordnungsweise (1 5)

Wundermittel? Möglichkeiten und Grenzen der neuen Gerinnungshemmer. Christoph Schmidt Kardiale Rehabilitation und Prävention Klinik Barmelweid

Psychopharmakotherapie der Essstörungen

Willkommen zum 4. Lüdenscheider Tag der MS

Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen Update 2010

Volumenzufuhr bei Notfallpatienten

Koronare Herzerkrankung - Diagnostik - Nicht-invasiv und Invasiv

Orale Antikoagulation

Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Einleitung eines Stellungnahmeverfahrens zur Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL):

Neue (direkte) orale Antikoagulantien. (DOAKS): Wie damit umgehen? - Copyright nur zum direkten persönlichen Nachlesen bestimmt-

Qualitätssicherung beim kolorektalen Karzinom : Sachstand

What`s new in arrhythmias? Highlights vom ESC 2006 in Barcelona

Forum Kinder - AINS Obstruktive Schlafapnoe (OSAS) - Perioperative Versorgung

Therapie. nahmen: bis aller 3 Tage) - Keine Vergiftungserscheinung - Ausreichend Flüssigkeit (nicht belegt!)

Hämodynamisches Monitoring nach Herzoperationen. PD Dr. J. Weipert

Ist geriatrische Rehabililtation wirksam?

IGV Sport als Therapie

Effizientere Versorgungsprozesse und mehr Lebensqualität mit Home Monitoring

Transkript:

Streik im Magen-Darmtrakt: Prokinetika weniger ist mehr Sonja Fruhwald Univ. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Medizinische Universität Graz sonja.fruhwald@medunigraz.at

Basics I Gastrointestinale (GI) Motilitätsstörungen sind ein häufiges Problem des Intensivpatienten Über Steigerung der Morbidität und Mortalität sind sie Outcomewirksam Obere GI Paralyse-> Gastroparese und Ernährungsintoleranz Inzidenz bis 80% abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung höchste Inzidenz MOV, Sepsis, neurochir. Patienten Untere GI Paralyse fehlende Stuhlentleerung > 3 Tage Inzidenz wieder Abhängig vom Patientenkollektiv, ICU Therapie, Schwere der Erkrankung lt. Literatur bis zu 15-65% Fruhwald S et al. Curr Opin Crit Care 2010 Reintam A/Fruhwald S et al. ICM 2012 Reintam A et al. ICM 2013

Basics II Ogilvie Syndrom (akute Pseudoobstruktion des Colons) Inzidenz <1% - beträchtliche Dunkelziffer Outcome sinkt mit dem Auftreten vom Komplikationen (Ischämie, Perforation) Therapie GI Motilitätsstörungen erfordert ein multimodales Konzept minimal invasive Chirurgie zur Reduktion des Stressresponse Regionalanästhesie, epidural Anästhesie multimodale Analgosedierung RASS Ziel 0 bis -1(-2) frühe enterale Ernährung frühe Mobilisation Normoglykämie Elektrolyte im oberen Normbereich optimiertes Flüssigkeits und Katecholamin - Management

Motilitätsmodulierende Substanzen Engel oder Teufel? https://www.abc-grafikshop.de/autoaufkleber-enge-teufel-online-bestellen

Motilitätsmodulierende Therapie Prokinetika Laxantien Opioidantagonisten

Motilitätsmodulierende Therapie mod nach Fruhwald S et al, Wiener Klinische Wochenschrift 2008

Motilitätsmodulierende Therapie Gastrokinetika Opioidantagonisten Prokinetika Opioidantagonisten Laxantien Gastrokinetika Opioidantagonisten Prokinetika mod nach Fruhwald S et al, Wiener Klinische Wochenschrift 2008

Prophylaktische Gastrokinetika Reignier et al. Clin Nutrition 2010 Interventionsgruppe OK Hochlagerung um 25 und prophylaktische Gabe von Erythromycin verbesserte Ernährungstoleranz in der Interventionsgruppe Montecho et al. Regane Studie. Intensive Care Med 2010 GRV <200 vs. <500 im Bezug auf GI und pulmonale Komplikationen GRV Messung Tag 1: 6h, Tag 2 8 h und ab Tag 3 einmal/tag Metoclopramid 3x10 mg für die ersten 3 Tage Ridley E et al. Nutrition 2011 Verbesserung der Ernährungstoleranz -> iel Prokínetika -> Metoclopramid und Erythromycin

Prokinetika zum Ernährungsaufbau Booth CM et al. Crit Care Med 2002 Evaluation der vorhandenen Studien Einsatz von Metoclopramid, Erythromycin und Cisapride Metoclopramid favorisiert zum Erhalt des GI Transits und zur Steigerung der Ernährungstoleranz Erythromycin für Positionieren von postpylorischen Sonden Heyland DK et al. Clinical Practice Guidelines 2009 Motilitätsfördernde Medika haben keinen Effekt auf Mortalität und Infektionsraten. Magenentleerung ist beschleunigt, Ernährungstoleranzraten besser, Kalorienziel eher erreicht. Die prophylaktische Gabe ist nicht evidenzbasiert, und keine Standardtherapie

Empfehlung bei oberen GI Blutungen Alte Metaanalysen haben eine Benefit durch die Gabe eines Prokinetikums zeigen können. Barkun und Coautoren haben die Gabe von Metoclopramid und Erythromycin vs. kein Prokinetikum verglichen 5 Studien (E 3 : M 1 : E+M 1) Gabe 20-120 min vor dem Eingriff Dosierung 250mg Erythromycin bzw. 10 mg Metoclopramid geringere Re-Endoskopieraten Bessere Ergebnisse für Erythromcin vs. Metoclopramid Barkun AN et al. Gastrointest Endosc 2010 Daram SR. Gastrointest Endosc 2011

Erythromycin + obere GI Blutungen Metaanalyse von 7 Studien mit ges. 558 Patienten Dosierung war inhomogen (250 mg, 125 mg oder gewichtsbasiert) Darstellung der Magenmukosa war in der Erythromcingruppe deutlich besser 75% vs. 53% Theivanayagam S et al. Saudi J Gastroenterol 2013

Erythromycin + obere GI Blutungen Notwendigkeit einer second look Endoskopie war ebenfalls in der Erythromycingruppe deutlich niedriger 16% vs. 26%. Geringerer Transfusionsbedarf aber vergleichbare Aufenthaltsdauer Theivanayagam S et al. Saudi J Gastroenterol 2013

Was bringen Gastrokinetika? Studien konzentrieren sich auf Metoclopramid und Erythromycin Beide scheinen durch eine Beschleunigung der Magenentleerung die Ernährungstoleranz zu steigern Mit Steigerung der Ernährungstoleranz könnte das Kaloriendefizit geringer werden. Erythromycin hat auch positive Effekte bei der Plazierung von postpylorischen Sonden und wird empfohlen für die Endoskopie bei oberen GI Blutungen Bei oberen GI Blutungen noch unklar ist die optimale Dosierung (100-250 mg) und der Zeitpunkt der Gabe vor der Endoskopie (aber definitiv längere Anschlagzeit als Metoclopramid). Sinnvoll für Patienten mit aktiver Blutung und zu erwartender Intervention Barkun AN et al. Gastrointest Endosc 2010 Daram SR. Gastrointest Endosc 2011 Theivanayagam S et al. Saudi J Gastroenterol 2013

Was haben sie gemeinsam, was ist zu bedenken? Arrhythmierate unterschiedlicher Mechanismus betrifft alle 3 Substanzen gleichermaßen Risikofaktoren für Arrhythmien Alter > 60 Jahren kumulative Dosis (hohe Dosen, lange Therapiedauer) Cotherapie mit anderen proarrhythmogenen Substanzen kardiale Risikopatienten Domperidon Dosis: 30 mg/d bzw 3x 0,25 mg/kg bei Kindern < 12 Jahren Therapiedauer 1 Woche Nguyen N et al. Ther Adv in Drug Safe. 2011 EMA Aussendung 7.3.2014 Drug Safety Update 9.2014

Was sollten sie noch bedenken? Tachyphylaxie des prokinetischen Effektes typisch für Metoclopramid und Erythromycin Metoclopramid cave Dyskinesien Inzidenz: 0,01-23% cave: bei älteren Frauen + kumulative Dosis Dosisempfehlung für Metoclopramid max. 3x10 mg/d für 3-5 Tage Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz hohe Dosen hemmen Motilität Erythromycin: 3x 100 mg Rescuetherapie: Kombination mit Metoclopramid unklare Nonresponderrate repetitive Therapie Schörghuber M. AIC 2014 van der Meer G. Crit Care 2014 Nguyen N. Ther Adv in Drug Safety 2011 Fruhwald S. The Oxford Textbook of Crit Care 2016

Azithromycin = Citromax Semisynthetisches Makrolid mit längerer HWZ -> 1x 500 mg/d In der aktuellen Literatur wurde der Effekt der MMC Stimulation im Vergleich zum Erythromycin als vergleichbar oder sogar besser beschrieben Daten zur proarrythmogenen Potenz sind kontrovers in den Motilitätsstudien wird das Risiko geringer beschrieben als mit Erythromycin, aber der Effekt ist da nicht nur bei Patienten mit ohnehin verlängerter QT Zeit, sondern auch bei herzgesunden Patienten ab dem 4. Therapietag Chini P. et al. Scand J. Gastroenterol 2012 Ray WA et al. NEJM 2012 Potter TG. et al. Annals of Pharmacother 2013 Kumaresan R et al. J Clin Diagn Res 2015

Unterer GI Trakt - Neostigmin Drug Effect Dosis Probleme reversibler Acetylcholinesterase Inhibitor unterer GI Tract 0.5-1.5 mg iv (Kurzinfusion) Bradykardie Hypotension Bronchospasmus (Parasympathomimetikum) gute Daten für POI und Ogilvie`s Syndrom bis 2.5 mg beim Ogilvie Syndrom verdoppelte HWZ bei Niereninsuffizienz Motilitätshemmung in höheren Dosen Cave: Zeichen einer Darmperf. o. Ischämie Fruhwald S The Oxford Textbook of Critical Care 2016

The dose makes the poison (Paracelsus 1493-1541) Fruhwald S et al. Intensive Care Medicine 2004

Effekt der Hyperglykämie 400 Pressure Threshold (Pa) 350 300 250 200 150 100 50 0 120 240 480 960 Glukosekonzentration (mg/dl) 0,1µM Neostigmin 0,3µM Neostigmin Fruhwald S unveröffentlichte Daten

Andere Therapeutika Prucaloprid Lubiproston Linaclotid Handelsname Resolor Amitizia Constella Wirkmechanismus hoch selektiver 5 HT 4 - Rezeptor Agonist Prostaglandin E 1 Derivat, stimuliert Chloridsekretion Chloridkanalöffner über Guanylat Cyklase C Rezeptor Effekt prokinetisch im Colon prokinetisch, gesteigerte Sekretion Dosis 2 x 1 mg 2 x 8 mg 2 x 24 mcg Zulassung für Obstipation Reizdarmsyndrom mit Obstipation chron. Obstipation prokinetisch, gesteigerte Sekretion 1 x 290 mcg RDS-O NW/Probleme Zulassung nur für Frauen keine ICU Daten Dosisreduktion bei GFR < 30 (1mg/d) Übelkeit, Flatulenz Medikation mit Essen einzunehmen reduziert die NW Übelkeit Vertrieb in Deutschland mit Mai 2014 gestoppt Fruhwald S et al. Textbook of Crit Care 2016

Motilitätsmodulierende Therapie Prokinetika Laxantien Opioidantagonisten

Laxantien und ihr Wirkeintritt Füll und Quellmittel: Psyllium (Flohsamen) Methylcellulose Weizendextrin Leinsamen Osmotische Laxantien: Polyethylen Glycol (PEG) Lactulose Magnesium Sorbit Stimulierende Laxantien: Bisacodyl po Bisacodyl supp Sennapräparate 24-72 h 24-72 h 24-72 h 24-72 h 2-4 d 24-48 h <6 h 24-48 h 6-12 h <60 min 6-12 h

Osmotische Laxantien osmotische Laxantien sind beim Ogilvie Syndrom kontraindiziert Laktose und Sorbitol beide Substanzen werden durch die Mikroflora im Colon abgebaut NW: Blähungen Polyethylen glycol (PEG): PEG ist inert, wirksamste und kostengünstigstes osmotisches Laxans cave bei Niereninsuffizienten Patienten einzelne Präparate enthalten Kalium beim Ogilvie Syndrom kontraindiziert, aber nach erfolgreicher Therapie eine sehr gute Prophylaxe zum Senken der Rekurrenzraten Molaxole (Macrogol 3350, 3 Beutel/Tag) Movichol (Macrogol 3350, 3 Beutel/Tag) Forlax (Macrogol 4000, 2 Beutel/Tag, Kaliumfrei!) Herbert MK et al. Cin Nutr 2008 Fruhwald S, Holzer P. The Oxford Textbook of Critical Care 2016

Laxantien als Prophylaxe 308 Patienten mit MOV Beobachtungszeitraum 4 Tag Plazebo Plazebo, Laktose, PEG Effektivität: 31 vs. 69 vs. 74% Zeit bis zur Defäkation 75 vs. 44 vs. 36h PEG Inzidenz eines Ogilvie Syndroms 4,1 vs. 5,5 vs. 1,0% Laktose PEG ist vorteilhafter als Laktose PEG reduziert die Inzidenz des Ogilvie Syndroms van der Spoel JI et al. Crit Care Med 2007

Laxantienprophylaxe 2015 100 kritisch Kranke, junge Patienten Durchschnittsalter um die 38a, Hauptursache des ICU Aufenthaltes -> Polytraumen Kontrollgruppe keine Laxantien oder prokinetische Therapie für die ersten 3 Tage des ICU Aufenthaltes Interventionsgruppe Laktose 2x/d für 3 Tage Danach war die GI Therapie dem behandelndem Team überlassen Ergebnisse Vergleichbare Patientencharkteristika und Analgosedierungsdosen (Fentanyl und Midazolam) Ernährungsbeginn und Toleranz vergleichbar in beiden Gruppen Defäkation <3Tagen 18 vs. 4% Masri Y et al. Ann Thorac Med. 2015

Motilitätsmodulierende Therapie Prokinetika Laxantien Opioidantagonisten

Opioidantagonisten Naloxon MNTX/Relistor Wirkung Dosis µ-receptor Antagonist, limitiert bioverfügbar 3-12 mg 3x/d (1A = 0.4 mg) peripherer µ- Receptor Antagonist 0.15-0.30 mg/kg (8 mg > 38-62 kg 12 mg -> 63-114 kg) Applikation po sc Indikation chron. Schmerzpat. unzureichende Daten für ICU Pat. Palliativpatienten off label für ICU Pat. Nebenwirkungen abd. Krämpfe, Schmerzen Orthostatische Hypotension >1 mg/kg Probleme Entzugssymptome ab >2-4mg/3x/d sc Applikation beim ICU Pat. Fruhwald S et al. Curr Opin Crit Care 2010

Naloxegol Indikation Opioidinduzierte Obstipation wenn nicht pharmakologische Maßnahmen wie faserreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Laxantien nicht ausreichen. Bisher steht Targin zur Verfügung = Oxycodon und Naloxon, damit konnte bereits eine Verbesserung der Darmtätigkeit und eine Senkung des Laxantienbedarfes gezeigt werden. Naloxegol (Movantik ) ist eine Koppelung von Naloxon an PEG -> Verlängerung der HWZ von Naloxon und die Substanz kann die Blut-Hirnschranke nicht mehr passieren. Deutlicher Benefit von Naloxegol vs. Plazebo Effektive Dosis: 1x 25 mg Dosisreduktion 1x 12,5 mg bei Niereninsuffizienz oder NW Chey WD NEJM 2014

Take Home Message Domperidon, Metoclopramid, Erythromycin Klare Indikationsstellung: Gesicherter Einsatz bei Patienten mit postoperativer Gastroparese kritisch Kranke mit Gastroparese und Ernährungintoleranz plazieren von postpylorischen Sonden (geringere Versagerrate) oberer GI Blutung bessere Darstellung der Schleimhaut, geringere Reendoskopieraten Verminderte Wirkung bei Hyperglykämie SH Trauma Patienten (Metoclopramid) Postoperativem Ileus (Erythromycin) Domperidon: keine Daten bei kritisch Kranken Cave Tachypylaxie für Metoclopramid und Erythromycin Fruhwald S.The Oxford Textbook of Crit Care 2016 Theivanayagam S et al. Saudi J Gastroenterol 2013 Reingier Clin Nutr 2010

Take Home Message Neostigmin Dosisempfehlungen beachten idem zu Metoclopramid -> Motilitätshemmung hoher Dosen Laxantien osmotische Laxantien sind eine effektive Prophylaxe KI beim Ogilvie Syndrom PEG höchste Effektivität Cave K Anteil beim Großteil der PEG Produkte Prophylaxe mit PEG reduziert Inzidenz und Rekurrenz des Ogilvie Syndroms Stellenwert neuer Prokinetika und die Bedeutung der Kombination PEG plus Opioidantagonisten wird die Zukunft zeigen

Haben sie Fragen?