Karzinomentstehung bei (Hereditärer) Pankreatitis (neue medikamentöse Therapieoptionen)

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Transkript:

Karzinomentstehung bei (Hereditärer) Pankreatitis (neue medikamentöse Therapieoptionen) Update on autoimmune diseases of the liver and pancreas DGVS, 2017, 14.09.2017 Prof. Dr. rer. med. Alexander Kleger

Pathogenese Hans Chiari (*1851-1916) " eine herdweise Nekrose des Pankreas durch Autodigestion entstehen könne, an die sich eine reactive Pancreatitis interstitialis chronica anschliesst Über Selbstverdauung des menschlichen Pankreas. Hans Chiari, Zeitschrift für Heilkunde 1896;17:69-96

Klinik Pathophysio Prognose und Zahlen Chemoprä vention Biomarker

Chronische Pankreatitis: Definition und Epidemiologie Erkrankung der Bauchspeicheldru se, bei der durch rezidivierende Entzu ndungsschu be das Pankreasparenchym durch fibrotisches Bindegewebe ersetzt wird Fortschreitender Verlust der exokrinen und endokrinen Pankreasfunktion Weltweit wird die Inzidenz zwischen 1,6 23/100 000 mit steigender Prävalenz, abhängig vom C2 Konsum Letalität infolge einer chronischen Pankreatitis wird bei einer mittleren Beobachtungszeit von 6,3 9,8 Jahren mit 12,8 19,8 % angegeben 33 % der Patienten können ihren erlernten Beruf nicht mehr ausu ben Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie

Klinik heftige Oberbauchschmerzen nahrungsun-, abhängig Gewichtsverlust: schmerzbedingte Nahrungsverminderung Diarrhoe/Steatorrhoe bei exokriner Pankreasinsuffizienz Endokrine Insuffizienz stellt sich erst nach mehreren Jahren ein Ikterus durch Pseudozyste und entzündlich geschwollener Pankreaskopf Symptomfreuquenz: rez. Schmerzattacken 90-95 % Dauer >12 h 95-100 % Ikterus bei Schmerzattacke 30-35 % Gewichtsverlust 80-90 % Steatorrhoe 60-80 % Diabetes mellitus 60-70 % Meteorismus 35-40 % Ulcera ventriculi/duodeni ~ 20 % Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie Amman, Gastroenterology 1984

Ätiologie der chronischen Pankreatitis Chronischer Alkoholabusus ca. 50 84 % KEIN linearer Zusammenhang zwischen Menge und Dauer des Alkoholabusus Vielmehr logarithmischer Zusammenhang Minimum von 80 g Alkohol pro Tag u ber einen Zeitraum von 6 12 Jahren, aber keine klassische Schwelle Art des konsumierten Alkohols hat keinen Einfluss Prävalenz der CP korreliert mit der Menge des Alkoholkonsums in der Gesellschaft Kein Mengenunterschied zwischen CP und Leberzirrhose 05.11.2017 Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie 6

Ätiologie der chronischen Pankreatitis Idiopathische Pankreatitis zweithäufigste Gruppe mit bis zu 28 % in bis zu 45 % genetische (Suszeptibilitäts-)Faktoren 25 30% molekulare Veränderungen im CFTR-Gen, im Vergleich zu ca.15% in der gesunden Bevölkerung 05.11.2017 Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie 7

Klinik Pathophysio Prognose und Zahlen Chemoprä vention Biomarker

Familiäre Pankreatitis Comfort and Steinberg, Gastroenterology 1952

http://pancreasgenetics.org Familiäre (hereditäre) chronische Pankreatitis - Zwei erstgradige Verwandte oder >drei zweitgradige Verwandte (>2 Generationen) mit einer CP (RAP) - Genetische Veränderungen: - PRSS1 (p.r122h, p.n29i, p.r122c) (50-60%?) - SPINK1 (p.n34s?) (selten) - CPA1 (p.n256k?) (~10%?) - (noch) keine

Ätiologie der chronischen Pankreatitis Hereditäre Pankreatitis 1 4 % der CP Patienten Häufigste Ursache im Kindesalter Die Prävalenz der hereditären Pankreatitis beträgt 0,3 / 100 000 kationischen Trypsinogen-Gen (R122H, N29I) Penetranz von bis zu 80 % autosomal dominanten Erbgang 66 % der Patienten mit hereditärer Pankreatitis haben eine Mutation im PRSS1-Gen N34S-Mutation im Serinprotease-Inhibitor, Kazal-Typ-1(SPINK1)-Gen OR von 15 Seltenere Ursachen: CFTR, Chymotrypsin Mutationen Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie

Witt et al., Nat Genet 2000 Rosendahl et al., Nat Genet 2008 Chronische Pankreatitis (CP) Genetische Assoziationen gain of function PRSS1 PRSS1, kationisches Trypsinogen SPINK1, Serin Protease Inhibitor Kazal Typ 1 CTRC, Chymotrypsinogen C Intrapankreatisch loss of function SPINK1 Trypsin Trypsin CTRC Trypsin loss of function Autodigestion Modifiziert von Rosendahl et al., Nat Genet 2008

Pathophysiologie TGF-ß TNF-a Cytokine Acini PDGF IL-1 IL-6 Pankreatische Sternzellen Kollagen Fibrotischer Umbau / Funktionsverlust Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie

Klinik Pathophysio Prognose und Zahlen Chemoprä vention Biomarker

Überlebensrate und Einflussfaktoren bei CP allgemein 10-Jahres-Überlebensrate beträgt 70 %, die 20-Jahres-Überlebensrate 45 % im Vergleich zu 93 % und 65 % in einer altersadjustierten Kohorte Negativer Einfluss auf die Prognose der Erkrankung Fortgesetzter Alkoholabusus: Hazard Ratio von 1,6 Rauchen: Hazard Ratio von 1,4 Gleichzeitig Leberzirrhose: Hazard Ratio von 2,5 Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie

Rauchen beschleunigt dramatisch den CP Fortschritt Rauchen führt zu einer raschen Exazerbation des pankreatischen Schmerzes und zu Kalzifikationen Eine Arbeit suggeriert: Patienten ab 21 35 pack years OHNE Alkoholanamnese haben ein erhöhtes Risiko fu r eine chronische Pankreatitis haben (p < 0,05, Odds Ratio, OR, 3,26) 05.11.2017 Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie 16

Rauchen per se ist eine Risikofaktor für eine CP und wird durch Alkohol potenziert Universitätsklinika Ulm und Greifswald Gastroenterologie, Endokrinologie und Nephrologie Arch Intern Med. 2009;169(11):1035-1045

Screening sinnvoll? Vergleich zum familiären Pankreas-Ca Bartsch et al., Fam Cancer 2013

NIH-PA Author Manuscript NIH-PA Author Manuscript Inzidenzraten der verschiedener Pankreaserkrankungen und deren Zusammenhänge Yadav and Lowenfels Page 16 Yadav, Löwenfels, 2014

Wie verläuft die AP - Risikofaktoren (multivariat) Kohortenstudie mit 669 Patienten mit 57 Monaten mittlerem Follow up Recurrent Chronic with RP Chronic without RP Idiopathic (OR 2,5) Alcoholic (OR 4,85) Alcoholic (OR 4,22) Smoking (OR 2,77) Smoking (OR 2,9) Necrotizing (OR 2,53) Necrotizing (OR 8,78) Necrotizing (OR 6,65) Apache II score (OR 0.91) Recurrent pancreatitis (OR 2,9) Ali, 2016, Clin Gast Hep

Faktoren für chronische Pankreatitis Rezidivierende akute Pankreatitis 1 von 5 mit AP entwickelt eine rap 2 von 5 Rauchern mit AP entwickelt eine rap 1 von 2 Rauchern mit nicht biliärer AP entwickelt rap Chronische Pankreatitis 2 von 25 mit AP entwickeln eine CP 7 von 10 mit rap entwickeln eine CP 1 von 5 Rauchern mit AP entwickeln eine CP 3 von 10 Rauchern mit nicht biliärer AP entwickeln CP Ali, 2016, Clin Gast Hep

Lowenfels et al., NEJM 1993 Leicht/moderat erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom bei chronischer Pankreatitis - Einschluß von 2015 Patienten mit CP (gesamt) - 29/1552 (1,9%) Patienten mit Pankreaskarzinom (Follow-up > 2 Jahre) - erwartete Anzahl (statistisch): 1,76 - Standardized incidence ratio: 16,5 (95% CI 11,1-23,7) - Follow-up: Median 7,4 +/- 6,2 Jahre erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko bei chronischer Pankreatitis

Kumulative Inzidenz (%) Pankreaskarzinom CP -> nahezu linearer Zusammenhang mit Zeit n=1552 95% CI 2,0-5,9% Jahre nach Diagnose der CP Lowenfels et al., NEJM 1993

Pankreaskarzinom - CP - Schweden: - 46/7956 (0,6%) vs. 21 erwartet; SIR 2,2 (95% CI 1,6-2,9) - Risiko höher bei > 1 Schub der Pankreatitis geringeres Risiko als bisher angenommen? - Italien: - 362 Pat. mit Pankreaskarzinom, davon 24 Pankreatitis - 24/362 (6,6%) vs. 18/1408 (1,3%) Kontrollen - Relatives Risiko 5,7 (95% CI 2,9-11,4) Risiko doch höher? Ekbom et al., J Natl Cancer Inst 1994 Fernandez et al., Pancreas 1995

Stellt eine akute Pankreatitis ein Risiko dar? Nein nur die chronische Pankreatitis Rijker, Pancreas, 2017 Karzinomentstehung: 51 von 731 mit akuter entwickeln chronische Pankreatitis 3 von 680 Patienten mit akuter Pankreatitis 2 von 51 mit chronischer Pankreatitis

Tod, Malignome und Komorbiditäten bei CP Retrospektive Kohortenstudie (1995-2010) 11 972 CP Patienten (71 814 Personenjahre), 119 720 Kontrollen (917 436 Personenjahre) - 46% der Pat. verstarben vs. 13% der Kon. (HR 5,0, 95% CI 4,8-5,2) - Tod d. Malignom: 10,2% Pat. vs. 3,3% Kon. (HR 6,9, 95% CI 7,5-11,8) Bang et al., Gastroenterology 2014

Zeitpunkt der Pankreatitis entscheidend für Konsequenzen Bang et al., Gastroenterology 2014

Bang et al., Gastroenterology 2014 Krebsentstehung bei CP Insgesamt mehr Malignome, Vorallem aber Pankreas Ursache der CP sekundär

Lowenfels et al., J Natl Cancer Inst 1997 Pankreaskarzinome bei hereditärer Pankreatitis - Einschluß von 246 Patienten mit hereditärer CP (Genetik bek. n=30) - 8531 Personen-Jahre als Beobachtungszeitraum - 8/246 (3,3%) Patienten mit Pankreaskarzinom - erwartete Anzahl (statistisch): 0,15 - Standardized incidence ratio (SIR): 53 (95% CI 23-105) erhöhtes Pankreaskarzinomrisiko bei hereditärer Pankreatitis (andere Tumorerkrankungen nicht häufiger)

Kumulative Inzidenz (%) Deutlich erhöhtes kumulatives Risiko n=246 95% CI 9-71% 40 50 60 70 Alter (Jahre) Lowenfels et al., J Natl Cancer Inst 1997

R122H mit frühestem Symptombeginn Symptome Pankreasinsuffizienz, trend Howes et al., Clin Gastroenterol Hepatol 2004

Diagnostiziert (%) Kein Mutationsspezifischer Effekt auf die Krebsentstehung n=418 52% 21% 19% Alter (Jahre) Howes et al., Clin Gastroenterol Hepatol 2004

Kumulative Inzidenz (%) Risikovergleich chronische Pankreatitis vs. hereditär, chronische Pankreatitis RR 13,3 (6,1-28,9) RR 69,0 (56,4-84,4) Relatives Risiko (95% CI) Take home message: Zeitpunkt Raimondi et al., Best und Pract Schweregrad Res Clin Gastroenterol der 2010 CP erhöhen das Risiko!

Alter bei Diagnose (Jahre) Rauchen beschleunigt dramatisch das Krebsrisiko Krankheitsbeginn 20 Jahre früher Je geraucht Nie geraucht Lowenfels et al., JAMA 2001

Dysplasien treten frühzeitig auf in der HCP Rebours et al., Clin Gastroenterol Hepatol 2010 Median 24 Jahre

Klinik Pathophysio Prognose und Zahlen Chemoprä vention Biomarker

Wie entstehen Pankreaskarzinome? 1. PanIN-derived PDAC 2. Cyst-derived PDAC IPMNs MCNs

Zahlreiche Mutationen und chromosomale Schädigungen im Pankreaskarzinom Waddell, Nature, 2015

Wann und wie könnten man eingreifen? Optimal Suboptimal Zu spät

Was schädigt unsere DNA?

Wo könnten wir eingreifen?

Wie könnten wir eingreifen? 1. Weniger CP = weniger Krebs 2. Dauerhaft und früh -> mit ersten Symptomen 3. 4. Nebenwirkungsfrei und sicher Langzeitdaten müssen vorliegen

Pankreaskrebsprävention durch Metformin im Mausmodell

Weniger Dysplasie in der Pankreatitis durch Metformin

Weniger Fibrose in der Pankreatitis durch Metformin

Reduktion von oxidativem Stress durch z.b. Vitamin C, Selen gibt es Evidenz? Schmerz als Surrogatparameter für CP Fortschritt -> geringer Benefit nur bei alkoholischer CP Daten zu Magnesium -> EUROPAC 2 Rustagi, Pancreas, 2015

Grünteeextrakt verhindert Fibrose im Pankreas Asaumi, 2006

Statin könnten vor akuter Pankreatitis schützen Wu, GUT, 2011

Klinik Pathophysio Prognose und Zahlen Chemoprä vention Biomarker

Differentialdiagnose Karzinom von Pankreatitis eine Signatur aus Metaboliten Mayerle, GUT, 2017

Thrombospondin-2 und CA19-9

Zusammenfassung Früher und rasch fortschreitender Krankheitsbeginn erhöhen das Pankreaskarzinomrisiko Nikotinabstinenz ist zwingend bei CP und HCP in Hinblick auf Krankheitsfortschritt und damit Karzinomentstehung Die Hemmschwelle zur Pankreatektomie sollte bei der HCP niedriger sein Es gibt derzeit KEINE klare Evidenzlinie für Substanzen in der Chemoprävention Potentielle Kandidaten könnten Metformin und Antioxidantien sein