Exemplarisch dargestellt am Beispiel Projektentwicklung Goldschmiedplatz

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Transkript:

Die Aufgaben und das Arbeitsprinzip der Gemeinwesenarbeit Exemplarisch dargestellt am Beispiel Projektentwicklung Goldschmiedplatz Dokumentation von 1995 bis 2002 In den vorangegangenen Tätigkeitsberichten haben wir ausführlich alle Arbeitsbereiche, Themen, Aktivitäten und Initiativen der Gemeinwesenarbeit am Hasenbergl nebeneinander dargestellt. Zur Veranschaulichung der vier in notwendiger Weise ineinandergreifenden Arbeitsschwerpunkte der Gemeinwesenarbeit (siehe Schaubild) dokumentieren wir in diesem Bericht die Entwicklung eines Projekts und zwar vom Zeitpunkt der Idee bis zum fertigen Produkt. E N T S C H E I D U N G E N PolitikerInnen Verwaltung Tagungen, Medien Referate, Verbänd Öffentlichkeitsarbeit GWA Fachbasis Arbeitsgemeinschaft, AK Medien I N T E R E S S E N BewohnerInnen 1

Eine der wichtigsten Voraussetzungen und unersetzliche Grundlage für die Realisierung derartiger Projekte ist der unmittelbare, direkte Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohner und deren Lebenswelt. Notwendige Standards: Räumliche Nähe "Verankerung" im Viertel (Quartier?) tragfähige und belastungsfähige Strukturen (z.b. Gruppen) Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen 1995 Die Ausgangsituation Grundlage ist die Kenntnis des Stadtteils durch: Einbindung in den Stadtteil Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der Infrastruktur Kenntnis der Lebenssituation der BewohnerInnen Sortieren und Zuordnen von Informationen, Fragen, Hinweisen etc. daraus resultiert folgende Festellung: Im Hasenbergl Nord gibt es generell zu wenig Einkaufsmöglichkeiten Im Hasenbergl Nord gibt es zu wenig preiswerte Einkaufsmöglichkeiten es gibt viele einkommensschwache Haushalte es gibt viele, die auf Möglichkeiten im näheren Umfeld angewiesen sind (z.b. ältere Menschen) es wird noch Brauchbares weggeworfen es gibt Bastler, Hobbykünstler und Heimwerker 2

Arbeitsauftrag an die GWA: Diskussion und Überprüfung der Feststellung mit und durch BewohnerInnen spielerische Auseinandersetzung mit diesem Thema (Ideenpool) Prioritätensetzung und gemeinsame Entwicklung eines realisierbaren Lösungsansatzes. Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen Idee: Flohmarkt! Überprüfung und Rückkoppelung der Idee: Breite und ausführliche Diskussion in den Bewohnergruppen, Überprüfung der Realisierbarkeit und der Umsetzbarkeit durch Eigeninitiative. Dieser Prozess muss die Möglichkeit eröffnen, die Idee weiterzuverfolgen oder aufzugeben. Bei Entschluss, diese Idee zu befürworten, beginnt die konkrete Planung dieses Vorhabens. 3

Umsetzung: Arbeitsauftrag an die GWA: Begleitung und Unterstützung der beteiligten BewohnerInnen Aktivierung von weiteren BewohnerInnen bereits vorhandene Aktivitäten aufgreifen Planungsschritte festlegen Informationsbeschaffung Aufgabenverteilung der einzelnen Schritte Informationspool bilden gemeinsam weitere Entscheidungen treffen Kooperationspartner finden Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen Beteiligte: BewohnerInnen (Planung und Durchführung Gemeinwesenarbeit (Planung und Durchführung) Kooperationspartner Stadtwerke München (Genehmigung Gelände) 4

1996 findet auf dem Gelände der ehemaligen Endhaltestelle der Straßenbahn Linie 13, Schleißheimerstrasse, der erste Flohmarkt statt. Der Flohmarkt findet monatlich Samstags von 6.00 Uhr bis 14.00 Uhr statt und wird ehrenamtlich von der Bewohnergruppe "Bewohnerstammtisch Hasenbergl Nord" betrieben. Die Mitarbeiter der Gemeinwesenarbeit sind weiterhin auch vor Ort beteiligt. 5

Er findet auf dem Gelände der ehemaligen Endhaltestelle der Straßenbahnlinie am Ende der Schleißheimerstrasse statt. Es wird Bewirtung angeboten, es gibt Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, kalte Getränke, Würstel und belegte Semmeln. Die erzielten Einnahmen werden investiert in notwendige Anschaffungen wie Biertischgarnituren, Geschirr, Miete für Dixie-Toilette u.ä.. Zur Freude aller Beteiligten wird der Flohmarkt im Laufe des ersten Jahres sowohl von Anbietern aus dem gesamten Stadtgebiet und der Umgebung, als auch von den Besuchern aufgrund der angenehmen Atmosphäre, aber auch wegen der Bewirtung sehr gut angenommen. Er zeigt sich erfreulicherweise auch als "grenzüberschreitende" Maßnahme. Menschen begegnen sich aus allen Teilen der Stadt und der Umgebung ohne synthetische Zusammenführung, sondern in einer lebendigen, entspannten und selbstverständlichen Situation. Bei der regelmäßigen Durchführung ergeben sich jedoch immer wiederkehrende Erschwernisse. Grundlage: Kenntnis durch: Eigene Erfahrung durch regelmäßige und praktische Mitarbeit Gespräche mit Bewohnerstammtisch Hasenbergl Nord und mit Anbietern und Besuchern Feststellung: die gesamte Logistik muss auf das Gelände transportiert werden Wasser- und Stromanschluss sind nicht vorhanden. Toilettenmiete ist unverhältnismäßig teuer. die Ehrenamtlichen arbeiten unter manchmal schwierigen Umständen den ganzen Tag im Freien das verwahrloste Trambahnhäuschen ist kein Aushängeschild für auswärtige Anbieter und Besucher 6

Arbeitsauftrag für die GWA: Entlastung und Schutz der ehrenamtlich Tätigen Eigene Entlastung Imageverbesserung Hasenbergl Grenzen aufheben, bzw. Grenzüberschreitungen fördern Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen Idee: Strom- und Wasseranschlüsse und ein Aufenthaltsraum müssen geschaffen werden Überprüfung und Rückkoppelung der Idee: Diskussion in den Gruppen, vor allem im Bewohnerstammtisch. Überprüfung der Umsetzbarkeit in Eigenleistung, Überprüfung der Relation zwischen Arbeitsaufwand und Ergebnis und die Klärung von Grundsatzfragen. 7

Dies ergab folgende Feststellungen: "kleine" Lösung zu aufwendig breitere Nutzung sollte möglich sein (vorhandener Bedarf an Veranstaltungsräumen) Abriss/Neubau nicht möglich Daraus entwickelte sich die erweiterte Idee: Umbau Das auf dem Goldschmiedplatz befindliche, nicht mehr zugängliche Trambahnhäuschen, in dem sich ein ehemaliger Kiosk, ein Aufenthaltsraum und Toiletten befanden, muss wieder nutzbar gemacht werden. Arbeitsauftrag an die GWA: Begleitung und Unterstützung der Beteiligten mit dem Ziel der Zusammenführung und Abgleichung fachlicher, stadtteilspezifischer und projektbezogener Aspekte, durch: Informationsbeschaffung Informationsfluss sichern Idee und Anliegen transportieren Kommunikation sicherstellen Transparenz fördern Blockaden lokalisieren und abbauen Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen 8

Umsetzung: Brainstorming - welchen Zwecken kann bzw. muss das Haus dienen (breite Nutzungsmöglichkeit) Entwurf eines entsprechenden Plans Überprüfung von Finanzierungsmöglichkeiten Einbindung der politischen Gremien (BA) Kontaktaufnahme mit den Eigentümern (inzwischen Referat für Stadtplanung und Bauordnung) Langwierige, durch beiderseitige Aneignung von Kenntnissen geprägte Kooperation mit städtischen Referatsmitarbeitern (Planung, Bauamt etc.) Der Umbau wird aus Mitteln der Stadtplanung (Sanierungsgebiet Hasenbergl und Soziale Stadt) finanziert und beginnt Ende 1998. Es entstehen Räumlichkeiten, die von der Konzeption einer breiten Nutzung durch Gruppen, aber auch Privatpersonen aus dem Stadtteil zugeführt werden sollen. 1997 Es entsteht ein Treffpunkt für den Stadtteil! Beteiligt waren: Bewohnergruppen Gemeinwesenarbeit und folgende Kooperationspartner: Planungsreferat/Stadtsanierung Planungsreferat/Grünplanung Baureferat Architekt Jugendamt BA 24 9

Im Dezember 1999 findet die offizielle "Schlüsselübergabe" an den Bewohnerstammtisch Hasenbergl Nord und im Februar 2000 die offizielle Einweihung statt. 10

Inbetriebnahme: Die Mitglieder des Bewohnerstammtisches Hasenbergl Nord die Initiatoren sind bereit, ehrenamtlich verantwortlich Aufgaben, die sich aus der Nutzung ergeben, zu übernehmen. Es folgen viele Treffen zur Regelung der Raumnutzung. Die Mitglieder sind zuständig für die Vergabe des Raumes, d.h. im Einzelnen für die Entgegennahme der Reservierung, Öffnung und Übergabe der Räume. Des weiteren kümmern sich die Mitglieder des Stammtisches um die gesamte Ausstattung, wie z.b. die zweckdienliche Einrichtung des Mehrzweckraumes, die Beschaffung von Möbel, Geschirr und Spielzeug. Sehr schnell wird das Haus genutzt durch: Bewohner des Viertels für private Feiern Bewohnergruppen Fachbasis Initiativen und Einrichtungen Namenswettbewerb: Mit einem großen Namenswettbewerb wird mit Unterstützung der örtlichen Gewerbetreibenden auf den neuen Treffpunkt und seine Nutzungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht. Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen 11

12

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Das Haus hat einen Namen Feststellung: der Blaue Punkt wird überwiegend von Erwachsenen genutzt. mit Ausnahme des Flohmarkts ist das Gelände ungenutzt auf dem Gelände sieht man häufig Kinder und Jugendliche die Stadtplanung hat Interesse an einer Gestaltung des Außengeländes Grundlage: Kenntnis der Kinder- und Jugendsituation und -problematik im Viertel Ständiger Austausch mit Beteiligten, BewohnerInnen und Nutzern Kooperation mit der Fachbasis Kooperation mit den städtischen Organen 14

Arbeitsauftrag der GWA: Nutzbarmachung/Gestaltung des Geländes Verbesserungsvorschläge aufgreifen Einbindung der örtlichen Fachbasis und weiterer Kooperationspartner Ermöglichen notwendiger Kooperationen zwischen Verwaltung, Politik und Bewohnern Initiierung eines Arbeitskreises Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen Umsetzung: An diesem Punkt wird, bezogen auf den bisherigen Prozessverlauf eine gewünschte und teilweise auch initiierte Entwicklung deutlich. Die Projektverantwortung verlagert sich von der starken Orientierung an der Gemeinwesenarbeit und dem Bewohnerstammtisch auf mehrere interessierte und engagierte Kooperationspartner. Es entsteht der Arbeitskreis Goldschmiedplatz. Mitglieder sind: Planungsreferat/Stadtsanierung Planungssreferat/Grünplanung Sozialreferat Jugendamt Urbanes Wohnen Bezirksausschuss Bewohnerstammtisch Schulsozialarbeit Soziale Gruppenarbeit Baureferat/Gartenbau Kinder- und Jugendtreff Hasenbergl Nord (KJR) Jugendtreff Dülferstraße GWA 15

Parallel zu den Umbauarbeiten am Haus plant dieser Arbeitskreis ein Beteiligungsprojekt mit Kindern und Jugendlichen zur Freiraumgestaltung des Goldschmiedplatzes. Umsetzung: Auftaktveranstaltung (Informationen zum Projekt und Bekanntgabe von Aktionen) Info`s für Kinder und Jugendliche erstellen Stadtteilerkundung Ideenwerkstatt Stadtteilwoche Diese methodische Vorgehensweise obliegt überwiegend den Mitgliedern des Arbeitskreises, die in ihrem ständigen Arbeitsfeld und ihrer Aufgabenstellung damit befasst sind und mit oder sehr nahe an der Zielgruppe arbeiten. Die Einbindung der Ergebnisse in den Gesamtprozess und die Abstimmung der weiteren Vorgehensweise wird wieder im größeren Plenum diskutiert und abgestimmt. Die Ergebnisse werden u.a. im Stadtteilarbeitskreis bekannt gemacht. Die Vorstellungen, Erwartungen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen werden soweit möglich in realisierbare Pläne eingearbeitet und verschiedene Bauabschnitte festgelegt. Aktionen: Im Rahmen dieses Beteiligungsprojekts "Aktionsraum Goldschmiedplatz, Jugendliche planen und gestalten mit" finden während des Jahres 2000 verschiedene Aktionen statt. Im Frühjahr und Herbst 2000 finden Pflanzaktionen (Bäume und Sträucher) mit Jugendlichen und Erwachsenen (Zusammenführung derzeitigen und zukünftigen Nutzer) statt. Der Bezirksausschuss hat Geld und der Bewohnerstammtisch Zeit für die Bewirtung zur Verfügung gestellt. Des weiteren gab es eine Bauaktion mit Jugendlichen (Grillstelle/ Sitzmöglichkeiten). Im Laufe des Jahres 2000 wird die zweckdienliche Einrichtung des Häuschens weiter ausgebaut (Küche, Lager). Außerdem werden verschiedenste Spiele und Spielgeräte für Drinnen und Draußen angeschafft. 16

Für diese Anschaffungen steht eine bestimmte Summe des Stadtjugendamt zur Verfügung. Darüber hinausgehende Investitionen trägt der Bewohnerstammtisch mit eigenen Geldern. Im Herbst 2000 ist der Großteil der Baumaßnahmen auf dem Außengelände fertiggestellt. 2000 Einweihungsfest Mit allen Beteiligten findet ein Einweihungsfest mit der Bespielung der verschiedenen Stationen (z.b. Streetball, Break Dance, Skate Area) statt. Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen 17

Feststellung: Das Gelände des Goldschmiedplatzes mit seinen Spiel- und Treffpunktmöglichkeiten wird von Anfang an von Kindern und Jugendlichen sehr gut angenommen, es halten sich viele Besucher (auch Eltern) dort auf. Es entsteht die Frage nach der Zugänglichkeit der vorhandenen Spiele und Spielgeräte (Bälle, Stelzen, Tretmobile, Schwungtuch etc.), Nutzung der Toiletten und mögliche Betreuungsformen auch bei schlechtem Wetter. Arbeitsauftrag der GWA: Teilnahme am Arbeitskreis Einbringen der Fragen in den Arbeitskreis Im Unterschied zu den vorausgegangenen Phasen wird deutlich, dass sich in diesem Abschnitt des Prozesses der Arbeitsauftrag für die GWA reduziert und der gesamte Arbeitskreis an der Weiterentwicklung beteiligt ist. 18

Die Diskussion im Arbeitskreis Goldschmiedplatz ergab folgende Idee: 2001 Öffnungszeiten im Blauen Punkt Betreuung durch Streetwork Umsetzung: Eine Platzbetreuung mit eingegrenzten Öffnungszeiten ist möglich. Durch das Engagement verschiedenen Gruppen bzw. einzelner Vertreter kann eine kontinuierliche Präsenz an vier Nachmittagen in der Woche, verbunden mit der Öffnung der Außentoilette und Spielgeräteausgabe zumindest während der Sommermonate sichergestellt werden. Der Goldschmiedplatz und der Blaue Punkt werden durch ihren Treffpunktcharakter bereits von den MitarbeiterInnen der Streetwork regelmäßig für deren Angebote und als Anlaufstelle genutzt. Dadurch bietet sich eine erweiterte Betreuungsform an. Öffnung des Hauses an vier Nachmittagen Ansprechpartner vor Ort Angebote und Betreuung vor Ort durch das Freizeitheim "der Club und Streetwork Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen Beteiligt sind: je einen Nachmittag Bewohnerstammtisch Hasenbergl Nord Bezirksausschuss Streetwork Freizeitheim "Der Club" Die Personen, die diese Aufgabe übernehmen, sind über die reine Anwesenheit und technische Abwicklung auch bereit, als Ansprechpartner und individuell auch als Spielpartner zur Verfügung zu stehen. 19

vorläufiges Fazit: 2002 Das Haus am Goldschmiedplatz (Blauer Punkt) ist im Sinne des "Empowerment" ein vom Bewohnerstammtisch Hasenbergl Nord selbstverwalteter Bewohnertreff geworden, das Gelände zu einem Aufenthalts-Raum für Kinder und Jugendliche aus dem Hasenbergl. Rechte und Pflichten sind in einem Überlassungsvertrag geregelt. Der Bewohnerstammtisch wird Mitglied im Verein Stadtteilquartier, der die rechtliche Vertretung übernimmt Nach Abschluss der Überlassungsvereinbarung geht das Haus vom Jugendamt zum Wohnungsamt über, wo die Bewohnertreffs zwischenzeitlich angesiedelt sind. 20

Die Verantwortung für das Haus obliegt dem Bewohnerstammtisch und dem Verein. Terminverwaltung, Übergabe und Abnahme der Räume an Nutzer, Abwicklung von Schadens- bzw. Reparaturfällen, Klärung von logistischen Problemen und vieles mehr, werden ehrenamtlich von Mitgliedern des Bewohnerstammtisches in ihrer Freizeit geleistet. Bereits vom 1.4. bis 31.12. 2000 und in den folgenden Jahren finden durchschnittlich 110-130 Belegungen des Hauses statt. Genutzt wird es von : Einzelpersonen für private Feiern, wie Kindergeburtstage, Kommunion etc., festen regelmäßigen Gruppen (Mutter-Kind-Gruppen, Spielrunden, Gymnastik, etc.) Facharbeitskreisen (Koordinierungsgruppe, Arbeitsgruppe Goldschmiedplatz, etc.) Bewohnerstammtisch (Flohmarktvorbereitungstreffen) Streetwork Theaterproben Weihnachts- und Faschingsfeiern für Bewohner Das Stammtisch führt weiterhin monatlich einen inzwischen stadtweit beliebten und gut besuchten Flohmarkt durch. 21

Das traditionelle jährliche Sommerfest, ebenfalls getragen durch das Mitwirken des Bewohnerstammtisches und vieler weiterer Ehrenamtlicher, wird inzwischen auf dem Goldschmiedplatz durchgeführt. Bei allen Veranstaltungen und der gesamten Nutzung wird deutlich, das Engagement und die konkrete Mitwirkung der Bewohner und Bewohnerinnen des Hasenbergl Nord führt zu Anerkennung, Imageverbesserung und zur Grenzüberschreitung von beiden Seiten. 22

2003 Der Kreis hat sich geschlossen Diese Dokumentation beschränkt sich auf die relativ nüchterne Darstellung eines Prozesses, der zwischenzeitlich eine selbstverständliche und nicht wegzudenkende Institution zum Ergebnis hat. Deshalb gestatten Sie noch ein paar Anmerkungen: In der Vergangenheit gab es natürlich Stolpersteine bzw. Bremsklötze, Reibungspunkte und zeitweise hohe Stressfaktoren für alle Beteiligten. Auch beim gegenwärtigen Status quo, d.h. im laufenden Betrieb, ergeben sich immer wieder Punkte, die diskutiert und entschieden werden müssen. Es gäbe auch Anekdoten und amüsante Situationen zu erzählen, die als Gegengewicht notwendig waren und uns allen das Dranbleiben und Weiterarbeiten erleichtert haben, aber hier den Rahmen sprengen würden. Apropos Beteiligte! Wir hoffen auch sichtbar gemacht zu haben, dass alle Akteure nicht beteiligt wurden, sondern beteiligt waren. Diese Differenzierung ist aus unserer Sicht entscheidend für die Zusammenarbeit und drückt die Herangehensweise und das notwendige Verständnis und die Rolle der Sozialarbeit in vergleichbaren Prozessen aus. Die beschriebene Ausgangssituation definiert die Zielsetzung. Unser Ziel war nicht zu beteiligen, um zu beteiligen, sondern für ein vorhandenes Defizit gemeinsam mit den Menschen, die davon betroffen sind, eine entsprechende, d.h. der Situation der Menschen angemessene Lösung zu finden. Das Zusammenwirken verschiedenster Fähigkeiten und Interessen, der partnerschaftliche Umgang damit und miteinander und das gemeinsame Ziel bestimmen die Vorgehensweise. 23

Die Einbindung weiterer Mitwirkenden ergab sich zwangsläufig aus dem laufenden Prozess, führte auch immer zu der gewünschten Bereicherung und Öffnung in eine weitere Dimension. Mit dem Erreichen einzelner Teilziele konnten sie jedoch auch wieder aus dem Prozess ausscheiden. Hier schließt sich der Kreis. Von der Ausgangsituation 1995, bis zum sehenswerten Ergebnis 2004 und folgende waren und sind es die Bewohner des Hasenbergl Nord die am meisten dazu beigetragen haben. (Sie wurden nicht, sie haben und tun) Die Gemeinwesenarbeit hat initiiert, unterstützt und begleitet und damit ihren Arbeitsauftrag erfüllt. Die derzeitige Mitarbeit an diesem Projekt ist in den normalen Arbeitsstandard übergegangen. Dies kann sich jederzeit wieder ändern und dann... siehe Ausgangssituation Politik Verwaltung Fachbasis GWA Öffentlichkeits arbeit BewohnerInnen Johanna Glück, Stefan Fröba GWA Hasenbergl im März 2004 24