Laktose-, Fruktose- und Gluten-Unverträglichkeit Prof. Dr. med. Markus Gatzen Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie Chefarzt der Medizinischen Klinik Marienhospital Aachen
Laktose-, Fruktose- und Gluten- Unverträglichkeit Drei Hauptsymptome: Bauchschmerzen Meteorismus / Blähungen Durchfälle Drei unterschiedliche Ursachen: Laktoseintoleranz Fruktoseintoleranz Zöliakie (glutensensitive Enteropathie / Sprue)
Laktose-, Fruktose- und Gluten- Unverträglichkeit Laktoseintoleranz
Laktoseintoleranz Nahrungsmittelunverträglichkeit Unverträglichkeit (Intoleranz) gegenüber dem natürlichen Milchbestandteil Milchzucker (Laktose) Laktoseintoleranz ist keine Allergie! Ursache ist ein Mangel an Laktase Folge ist die fehlende Verdauung des Milchzuckers Laktose minusl.de
Laktoseintoleranz Ursachen: Angeborener Laktasemangel (absolute Laktoseintoleranz): seltener Gendefekt, bereits kurz nach der Geburt symptomatisch Primärer (natürlicher) Laktasemangel: Rückgang der Enzymaktivität auf 5-10% im Laufe der Entwöhnung von der Muttermilch 75% der Weltbevölkerung 15% der Bevölkerung in Deutschland Sekundärer (vorübergehende) Laktasemangel: Schädigung der laktaseproduzierenden Zellen im Dünndarm durch unterschiedliche Erkrankungen
Laktoseintoleranz medicoconsult.de
Laktoseintoleranz Symptome: Meteorismus / Blähungen Bauchschmerzen / -krämpfe Durchfälle Übelkeit / Erbrechen Müdigkeit Schlaf- / Konzentrationsstörungen Mangel an Vitaminen und Spurenelementen durch chron. Entzündung bei länger bestehender Krankheitsdauer Symptome sind abhängig von der Menge konsumierter Laktose
Laktoseintoleranz Diagnose: Wasserstoff- (H 2 -) Atemtest: Messung des Wasserstoffgehalts der Atemluft vor und nach Trinken einer Laktose-Testlösung (50g): wenn Differenz > 20 ppm, Diagnose einer Laktoseintoleranz Laktosetoleranztest: Messung des Blutzuckerspiegels vor und nach Trinken einer Laktose-Testlösung (50g): wenn Differenz < 20 mg/dl, Diagnose einer Laktoseintoleranz Ausserdem: Auftreten von typischen Beschwerden nach Trinken der Testlösung bei beiden Testverfahren
Laktoseintoleranz Therapie:
Laktose-, Fruktose- und Gluten- Unverträglichkeit Fruktoseintoleranz
Fruktoseintoleranz Fruktosemalabsorption: Mangel an Transportproteinen für Fruktose im Dünndarm (30% der Weltbevölkerung) Unterdurchschnittliche Anzahl der Transportproteine Unterdurchschnittliche Leistung der Transportproteine Zu schnelle Passage des Speisebreis Primäre Störung oder infolge einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut Intestinale Fruktoseintoleranz: Fruktosemalabsorption mit Auftreten von Symptomen durch bakteriellen Abbau im Dickdarm (30% der Menschen mit Fruktosemalabsorption) Hereditäre Fruktoseintoleranz: seltener genetisch bedingter Enzymdefekt in der Leber
Fruktoseintoleranz
Fruktoseintoleranz Symptome: Bauchschmerzen Blähungen Durchfall Auftreten der Symptome u.a. abhängig von der Zusammensetzung der bakteriellen Darmflora
Fruktoseintoleranz Diagnose: Wasserstoff- (H 2 -) Atemtest: Messung des Wasserstoffgehalts der Atemluft vor und nach Trinken einer Fruktose-Testlösung (25g): wenn Differenz > 10-20 ppm, Diagnose einer Fruktosemalabsorption Treten dabei typische Symptome auf: intestinale Fruktoseintoleranz Vorsicht: bei V.a. hereditäre Fruktoseintoleranz kein Fruktosebelastungstest! sondern Gentest
Fruktoseintoleranz Therapie: Diätetische Maßnahmen: FODMAP (fermentable oligosaccharide, disaccharides, monosaccharides and polyols) meiden: Süßstoffe (Sorbit), Lactulose, Hülsenfrüchte, Bohnen, Zwiebeln, Lauch Stark fruktosehaltige Lebensmittel meiden (Äpfel, Birnen, Trauben, Honig) ggf. Zugabe von Glukose mit der Folge verbesserter Fruktoseaufnahme Keine dauerhafte fruktosefreie Kost, erlaubt sind z.b. fruktosearme Früchte (Papaya, Pfirsiche, Mandarinen, Erdbeeren)
Laktose-, Fruktose- und Gluten- Unverträglichkeit Zöliakie (glutensensitive Enteropathie / Sprue)
Zöliakie Unverträglichkeitsreaktion gegenüber Gliadin, einem Bestandteil des Glutens (Klebereiweiß), eines Getreideproteins Voraussetzung: genetische Disposition, d.h. Vorhandensein einer bestimmten, genetisch festgelegten Art der Antigenpräsentation (30% der weißen Bevölkerung europäischer Abstammung)
Zöliakie unterschiedliche Auslöser (z.b. Infektionen) führen zu verstärkter Durchlässigkeit der Darmschleimhaut Gliadin dringt ein Entzündungsreaktion mit Ausbildung von Antikörpern/Autoantikörpern (Gliadin- Ak, Endomysium-Ak, anti-transglutaminase) chronische Entzündungsreaktion im Dünndarm mit Verlust der Zotten und nachfolgender mangelnder Aufnahme von Nahrungsbestandteilen
Zöliakie Symptome: Gewichtsverlust, Gedeihstörung bei Kindern Durchfälle unspezifische Bauchbeschwerden Appetitlosigkeit, Erbrechen Müdigkeit, Wesensveränderung, Leistungsknick Mangelerscheinungen Anämie (Eisen, Folsäure, Vit. B12) Knochenschmerzen, Osteoporose (Vit. D, Calcium) Muskelkrämpfe, Schwäche (Magnesium, Calcium, Kalium, etc.) Periphere Neuropathie (Vit. B12 und B1)
Zöliakie Atypische Symptome: neurologisch-psychiatrische Krankheitsbilder (Depression, Ataxie, Epilepsie) Dermatitis herpetiformis Duhring Hepatopathie (Erhöhung der Leberenzyme) Stomatitis aphtosa Lungen-, Nieren-, Herzerkrankungen Infertilität, gehäufte Aborte
Zöliakie Verlaufsformen: Klassische Zöliakie typische Symptome Ak-Serologie positiv Dünndarmbiopsie positiv Therapie erforderlich Symptomatische Zöliakie atypische Symptome Ak-Serologie positiv Dünndarmbiopsie positiv Therapie erforderlich
Zöliakie Subklinische (stumme, asymptomatische, silente) Zöliakie keine Symptome Ak-Serologie positiv Dünndarmbiopsie positiv Therapie evtl. sinnvoll Potentielle Zöliakie keine Symptome Ak-Serologie positiv Dünndarmbiopsie negativ zunächst keine Therapie
Zöliakie Komplikationen: Sekundärer Laktasemangel (Laktoseintoleranz) T-Zell-Lymphom des Dünndarms (Spätkomplikation) Komplikationen durch Mangelerscheinungen
Zöliakie Diagnose: Serologische Untersuchungen (Antikörperdiagnostik) > Screeningparameter ---------------------------------------------------------------------------- Biopsie aus dem Zwölffingerdarm eindeutige Besserung der Symptome unter glutenfreier Ernährung sind beide Kriterien positiv ist die Diagnose gesichert
Zöliakie Biopsie: Biopsiegewinnung mittels Endoskopie Einteilung nach den Marsh-Kriterien (Typ 1-3): Vermehrung der Lymphozyten in der Schleimhaut Kryptenhyperplasie Partielle bis totale Zottenatrophie Wichtig: bei V.a. Zöliakie keine diätetischen Therapieversuche vor der Diagnostik, da Befunde sich unter glutenfreier Kost normalisieren und die Diagnose somit nicht mehr sicher gestellt werden kann!
Zöliakie Antikörperdiagnostik: Gliadin-Ak: wenig spezifisch (d.h. erhöhte Werte auch bei anderen Krankheitsbildern nachweisbar) sollten nicht mehr eingesetzt werden Endomysium-Ak: hohe Spezifität und Sensitivität aufwendiges Testverfahren Gewebstransglutaminase-Ak: sehr hohe Spezifität und Sensitivität einfacheres Testverfahren bei IgA-Mangel Nachweis von IgG-Ak möglich
Zöliakie Therapie: derzeit einzig mögliche Therapie ist die lebenslange glutenfreie Ernährung Ziel: Rückbildung sämtlicher Symptome und Vermeidung langfristiger Komplikationen
Zöliakie Glutenfreie Ernährung: Verzicht auf Lebensmittel, in denen folgende Getreidesorten enthalten sind: Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Grünkern Emmer, Kamut
Zöliakie Glutenfreie Ernährung: Vorsicht bei Fertigprodukten, Suppen, Soßen > enthalten häufig Glutenbeimengungen Erlaubt sind: Kartoffeln Mais Reis Hirse Soja
Zöliakie Informationen: Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.v. www.dzg-online.de
Laktose-, Fruktose- und Gluten- Unverträglichkeit