Symposium S-3: ASSESSMENTS IN DER DEMENZVERSORGUNG. Abstract (taken from the Abstract Booklet):

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Transkript:

Versorgungsforschung für demenziell erkrankte Menschen Health Services Research for People with Dementia Symposium Bonn 11.-12. Dezember 2008 (World Conference Center Bonn) Symposium S-3: ASSESSMENTS IN DER DEMENZVERSORGUNG Sicherheits-Monitoring und Sturzprophylaxe Abstract (taken from the Abstract Booklet): Sicherheit und Mobilität sind fundamentale Bestandteile der Lebensqualität aller Menschen und damit auch zentrale Ziele in der stationären Pflege und Betreuung alter Menschen. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil demenzkranker Menschen in den deutschen Altenpflegeheimen auf etwa 60 bis 70% angestiegen. Demenzerkrankungen führen in ihrem Verlauf zu zunehmenden körperlichen Funktionseinbussen, die mit einem stark erhöhten Sturzrisiko einhergehen. Ein von uns durchgeführter Vergleich zwischen besonderer und traditioneller stationärer Dementenbetreuung ergab, dass freiheitseinschränkende Maßnahmen nicht geeignet sind, das Sturzrisiko zu reduzieren. Im Auftrag der Bundeskonferenz für Qualitätssicherung im Gesundheits- und Pflegewesen e.v. haben wir ein Qualitätsniveau zu dem Thema Mobilität und Sicherheit bei Menschen mit demenziellen Einschrän-kungen in stationären Einrichtungen entwickelt. Die Notwendigkeit dieser interdisziplinären Versorgungsleitlinie ergibt sich daraus, dass die Versorgung eines demenzkranken Menschen nicht ausschließlich durch eine Berufsgruppe (z.b. die Pflege) erfolgt, sondern unterschiedliche Berufsgruppen beteiligt sind. Im Rahmen einer groß angelegten, vom BMBF geförderten Studie soll überprüft werden, ob die Leitlinien in Altenpflegeheimen vollständig implementiert und praktisch umgesetzt werden können. Mit Hilfe eines Vergleichs einer Interventionsgruppe mit einer Kontrollgruppe soll die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen evaluiert werden. Von zentraler Bedeutung ist die Frage: Gelingt es, bei demenzkranken Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern mobilitäts- und sicherheitsassoziierte Risikofaktoren (z.b. Häufigkeit von Stürzen und sturzbedingten Verletzungen, bewegungseinschränkenden Maßnahmen, Inaktivität) zu reduzieren und den Grad der Mobilität und Sicherheit zu erhalten und zu verbessern. ----------------- Siegfried Weyerer, Prof. Dr., AG Psychiatrische Epidemiologie und Demo-gra-phischer Wandel, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, 68159 Mann-heim E-mail: siegfried.weyerer@zi-mannheim.de

Sicherheits-Monitoring und Sturzprophylaxe Siegfried i Weyerer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Symposium Versorgungsforschung für demenziell erkrankte Menschen World Conference Center Bonn 11.-12. Dezember 2008

Gliederung Versorgung demenzkranker Menschen in Altenpflegeheimen Risikofaktoren für Stürze Demenziell erkrankte Menschen: Eine Hochrisikogruppe für Stürze Möglichkeiten der Sturzprophylaxe Qualitätsniveau: Mobilität und Sicherheit bei Menschen mit demenziellen Einschränkungen in stationären Einrichtungeni Erhaltung und Förderung von Mobilität, Sicherheit und anderen Komponenten der Lebensqualität bei Menschen mit Demenz: Eine Evaluationsstudie zur Primärprävention in Pflegeheimen

2,13 Millionen Pflegebedürftige g in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2007) zu Hause versorgt: 1,45 Mill. (68 %) von (ausschließlich) Angehörigen: 980.000000 Pflegebedürftige Pflegediensten: 472.000 Pflegebedürftige durch 11.000 ambulante Pflegedienste (214.000 Beschäftigte) in Heimen versorgt: 677.000 (32%) in 10.400 Pflegeheimen (546.000 Beschäftigte)

Pflegebedürftige in Deutschland in Heimen versorgt 680000 677.000 660000 640000 640.000000 620000 600000 604.000 580000 560000 2001 2003 2005

Prävalenz demenzieller Erkrankungen in 13 Mannheimer Alten- und Pflegeheimen (Weyerer et al. 2006) 66% 65% 64% 62% 60% 60% 58% 56% 55% 54% 52% 50% 1995/96 1997/98 2003

Alteneinrichtungen in Deutschland (2005) Konzeptuelle Elemente bei der Betreuung von Demenzkranken Betreuung von Demenzkranken % Integrativ (Demenzkranke und nicht Demenzkranke lb leben im gleichen lih Wohnbereich) Whb ih) 53 Segregative Wohnbereiche (Special Care Unit) 28 Teilsegregative Tagesbetreuung 15 Konzept nicht näher bezeichnet 4

Auswirkungen spezialisierter Wohngruppen für Demenzkranke Zusammenfassung der Evaluationsergebnisse* auf Bewohnerseite Gegenüber Demenzkranken in traditionellen Wohnbereichen: seltener freiheitseinschränkende Maßnahmen und keine Erhöhung sturzbedingter Verletzungen oder anderer Unfälle häufiger positive, kompetenzfördernde Aktivitäten häufiger Ausdruck von positiven Gefühlen (Freude, Interesse) länger gehfähig, seltener bettlägerig *z.b. Saxton et al. 1998; Reimer et al. 2004; Weyerer et al. 2006

Bewegungseinschränkende Maßnahmen (insbesondere Fixierungen) sind verbunden mit: Abnahme der Muskelkraft und Ausdauer, Glih Gleichgewichtsstörungen, ih Stürzen, Sü Verletzungen, Druckgeschwüren, Todesfällen (Strangulation) ti Psychischen Beeinträchtigungen (Unruhe, Angst, Aggressivität, ität Depressivität) ität) Keine Studie zeigt positiven Effekt von Fixierungen (nach Hamers et al. 2005)

Modifizierbare Sturzrisikofaktoren Intrinsische Faktoren Funktionsbeeinträchtigungen Probleme mit dem Gleichgewicht eingeschränkte Bewegungsfähigkeit Sehbeeinträchtigungen Inkontinenz Erkrankungen veränderte Mobilität kurzzeitige Ohnmacht Beeinträchtigung der Kognition und Stimmung (Demenz, e Depression) ess Angst vor Stürzen/ Sturzvorgeschichte Extrinsische Faktoren Gefahren in der Umgebung innerhalb von Räumen/Gebäuden (schlechte Beleuchtung, steile Treppen, Stolperfallen) außerhalb von Räumen/Gebäuden (unebene Gehwege, Wetter) Ungeeignete Schuhe/Kleidung Verwendung von Hilfsmitteln Medikamente (Psychopharmaka)

Psychopharmakagebrauch und Sturzhäufigkeit bei alten Menschen in der Allgemeinbevölkerung (Lord et al. 2001) Stoffgruppe Anzahl der Gepoolte Studien Odds Ratio (CI) Sedativa/Hypnotika 10 125(0981 1,25 (0,98-1,60) Benzodiazepine 8 1,40 (1,11-1,76) Antipsychotika 9 1,90 (1,35-2,67) Antidepressiva (gesamt) 11 1,62 (1,23-2,14) Antidepressiva (trizyklisch) 8 140(0962 1,40 (0,96-2,02) 02) Psychopharmaka (gesamt) 11 1,66 (1,40-1,97)

Psychopharmakagebrauch und Sturzrisiko bib bei Bewohnern in Mannheimer hi Altenpflegeheimen hi Indikationsgruppen (Multiple logistische Regression unter Kontrolle konfundierender Variablen) Sturzwahrscheinlichkeit Adjusted d Odds Ratio(95% CI) Psychopharmaka insgesamt 1,46* (1,1-2,0) Neuroleptika 1,47* (1,1-2,0) Tranquilizer, Hypnotika, Sedativa 1,62** (1,1-2,3) Antidepressiva 1,33ns (0,9-2,1) Gebrauch von zwei und mehr Psychopharmaka 1,76*** (1,3-2,4)

Literatur zur Sturzprophylaxe in der Altenpflege (eine Auswahl von Büchern) Gabriele Meyer, Gabriele Schlömer, Andrea Warnke (2004): Sturz- und Frakturprävention in der Altenpflege. Kohlhammer-Verlag Jutta König (2005): 100 Fehler bei Stürzen im Heim und was Sie dagegen tun können. Schlütersche h Verlag Clemens Becker, Ulrich Rissmann, Ulrich Lindemann, Andrea Warnke (2006): Sturzprophylaxe. Sturzgefährdung und Sturzverhütung in Heimen. Vincentz-Verlag Verlag Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2006): Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege. Entwicklung- Konsentierung-Implementierierung. Fachhochschule Osnabrück Adriano Pierobon, Manfred Funk (2007): Sturzprävention bei älteren Menschen. Georg Thieme Verlag

Interventionsstudien bisher meist nur mit leicht bis mittelschwer Demenzkranken durchgeführt, die verbale Trainingsinstruktionen noch verstehen über die Effekte von Training bei schwerer Demenzkranken (größte Bewohnergruppe in Heimen) noch wenig bekannt Ermutigende Ergebnisse (Hauer et al. 2008): Trotz Demenz signifikanter Trainingserfolg bei standardisiertem körperlichen Training

Mobilität und Sicherheit bei Menschen Modellversuch mit demenziellen Einschränkungen in Qualitätsentwicklung stationären ti Einrichtungeni in der Pflege und Betreuung (Entwickung Orale Nahrungs- und Flüssigkeits- von multidisziplinären versorgung von Menschen in Einrichtungen der Pflege und Betreuung Leitlinien = Qualitätsniveaus) Aspekte persönlicher Lebensführung und Bundeskonferenz zur Teilhabe bei Menschen mit Betreuungs- Qualitätssicherung im und Pflegebedarf Gesundheits- und Pflege- wesen e.v. (BUKO-QS) Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Zentralinstitut für seelische Gesundheit

Expertengremium Bedeutsame Bereiche für Mobilität und Sicherheit Interessenvertretung/ Betroffenenperspektive Gerontopsychiatrie Pflegewissenschaften Pflegemanagement Verbraucherschutz/ Rechtswissenschaften Geriatrie Geriatrische Rehabilitation Bewegungswissenschaften g Experten Helga Schneider-Schelte Dr. Jens Bruder Prof. Dr. Hermann Brandenburg Dr. Andreas Zimber Bernd Ullrich Drost Prof. Dr. Birgit Hoffmann PD Dr. Clemens Becker Dr. Norbert Specht-Leible PD Dr. Klaus Hauer Zentralinstitut für seelische Gesundheit

M. Schäufele, I., Hendlmeier, S. Lode, S. Weyerer (2008) Mobilität und Sicherheit bei Menschen mit demenziellen Einschränkungen in stationären Einrichtungen. Economica, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm: Heidelberg

Ausgehend von wissenschaftlichen Befunden und Expertenurteilen wurden 7 Ziele und Handlungsempfehlungen für die stationäre Pflege formuliert Zwei Beispiele: 1. Für die Bewohner/in mit Demenz sind die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, sich entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen uneingeschränkt fortzubewegen. 2. Die Bewohner/in mit Demenz nimmt entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen und Bedarfen an Angeboten zur Erhaltung und Förderung der Mobilität teil.

Relevanz des Themas: Forschungsbefunde Im Mittel sind 60-70% aller Bewohner in deutschen stationären Pflegeeinrichtungen von einer Demenz betroffen Medizinische i i Behandlung von Demenzkranken k ist verbesserungswürdig (nur etwa ein Drittel hat Demenzdiagnose, Mobilitätseinschränkungen häufig nicht diagnostiziert, i t behandelt oder kompensiert; kaum Förderung der Mobilität) Sicherheit hat sehr hohen Stellenwert (Haftungsrisiko, Anliegen der Angehörigen), drückt sich aus in hohen Fixierungsraten, starker Belastung des Personals durch Weglaufgefahr Konzept zum Thema Mobilität und Sicherheit kaum Konzept zum Thema Mobilität und Sicherheit kaum vorhanden (keine Handlungssicherheit, Entscheidung bei Pflegekraft).

BMBF-Projekt (01.10.2007 30.09.2010) Erhaltung und Förderung von Mobilität, Sicherheit h i und anderen Komponenten der Lebensqualität bei Menschen mit Demenz: Eine Evaluationsstudie zur Primärprävention in Pflegeheimen Projektleiter: Dr. Martina Schäufele, Prof. Dr. Siegfried Weyerer Präventionsträger: Träger von stationären Einrichtungen (u.a. Caritas Btibfüh Betriebsführungs- und dträgergesellschaft-cbt ftcbt Köln, Kuratorium Wohnen im Alter -KWA, Wohlfahrtswerk in Baden-Württemberg, Arbeiterwohlfahrt AWO in Bayern und Baden- Württemberg) Bundeskonferenz zur Qualitätssicherung im Gesundheits- und Pflegewesen e.v. (BUKO-QS)

Relevanz des Themas: Forschungsbefunde (Schäufele et al. 2008) Demenzkranke in 59 Heimen (Baden-Württemberg) sind im Vergleich zu nicht Demenzkranken häufiger betroffen von: Gehbeeinträchtigungen 71% vs. 50% Bettlägerigkeit 25% vs. 6,0% geringer Einbindung in körperliche Aktivierung 80% vs. 75% Gurtfixierung (oft rechtlich nicht legitimiert) 11% vs. 1,4% Bettseitenteil oder Stecktisch 55% vs. 19% Stürzen (letzte vier Wochen) 11% vs. 8% Weglaufgefährdung 10% vs. 0% Dekubitalgeschwüren 7% vs. 4%

Relevanz des Themas: Forschungsbefunde Ökonomische Folgekosten von Einschränkungen der Mobilität und Sicherheit im Pflegeheim insgesamt nicht genau abschätzbar; jedoch allein für Einzelereignisse (Dekubitus, Stürze) liegen Kosten im Milliardenbereich (z.b. Becker & Scheible 1998; IGAP 2002) Förderung von Mobilität und Sicherheit ist auch bei hochaltrigen Menschen (mit Demenz) möglich, z. B. durch Prophylaxe, Training (z.b. Hauer et al. 2008; Weyerer et al. 2006) Erhebliche Senkung individueller und ökonomischer Folgekosten von Mobilitätseinschränkungen durch geeignete Interventionen (z.b. Leitlinienumsetzung?)

Studie zur Wirksamkeit des Qualitätsniveaus Warum? Kaum wissenschaftlich gesicherte Befunde, ob, wie und welche Verfahren die Mobilität und Sicherheit von Menschen mit fortgeschrittener Demenz fördern Großer Bedarf an wissenschaftlich fundierter Qualitätsentwicklung, evidenzbasierten Expertenstandards und interdisziplinären Versorgungsleitlinien (OECD, 2005) Unklar, ob Leitlinien (Qualitätsniveaus, Standards) tatsächlich Patientenversorgung verbessern Leitlinien müssen vor ihrer Verbreitung, wie Therapien, auf Wirksamkeit geprüft werden (Europarat Rec 2001 13)

Ziele der Studie Implementierung und Evaluation der Wirksamkeit interdisziplinärer Versorgungsleitlinien (=Qualitätsniveau), danach Dissemination Evaluation im Hinblick auf Primärprävention von Einschränkungen der Mobilität und Förderung von Sicherheit und anderen Komponenten der Lebensqualität bei Menschen mit Demenz in stationärer Pflege Zentrale Ergebnismerkmale Bewohnerbezogen Reduktion von mobilitäts- u. sicherheitsassoziierten Risikofaktoren (v.a. Stürze, Verletzungen) Verbesserung von Kraft, Balance, Mobilitätsgrad Erhöhung von Indikatoren der Lebensqualität: z.b. Wohlbefinden, Aktivitätsgrad Einrichtungsbezogen Verbesserung von Strukturen (einschl. Umgebung) und Prozessen in den Einrichtungen (v.a. interdisziplinäre Kooperation)

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! siegfried.weyerer@zi-mannheim.de de