Gemeinsam für die Kinder! Professionelle Beziehungsgestaltung zu Eltern
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- Irma Böhler
- vor 5 Jahren
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1 Vortrag am in der BBS Ritterplan Göttingen, nifbe-ringveranstaltung Göttingen Gemeinsam für die Kinder! Professionelle Beziehungsgestaltung zu Eltern
2 Übersicht Kurze Übersicht zum Inhalt: Die Kernfragen Eingangsüberlegung Definition Erziehungspartnerschaft Zentrale Vor-Überlegungen Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft Hindernisse, Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit Ein Bespiel Voraussetzungen Ausblick Fazit
3 Zwei Kernfragen des Vortrages: 1. Welche Faktoren und Kompetenzen sind für eine vertrauensvolle und konstruktive Erziehungspartnerschaft von zentraler Bedeutung? 2. Wie können pädagogische Fachkräfte Kindern und ihren Familien Zugänge zu wichtigen Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen?
4 Eingangsüberlegung Gute Erziehungspartnerschaft Gegen Bildungsungleichheit Dass die Lebenswelten von Kindern, d. h. Familien und Bildungsinstitutionen, besser ineinandergreifen müssen, ist eine wichtige bildungspolitische Herausforderung. Denn gerade an der Schnittstelle von Elternhaus und Bildungsinstitutionen bestehen Barrieren, wie unterschiedliche Rollenverständnisse, an der familiären Herkunft orientierte Notenvergabe bzw. Schulempfehlungen oder fehlendes kultursensibles Handeln, die zu einer Reproduktion von Bildungsungleichheit beitragen. (Betz, Tanja (2015): Das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Kritische Fragen an eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Familien, S. 5)
5 Definition Was aber bedeutet Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Professionellen Fachkräften in der Bildungsarbeit überhaupt? Wenn man sich mit diesem Begriff auseinandersetzt, stößt man auf die Schwierigkeit einer einheitlichen Definition, - da es parallel eine Fülle von nicht eindeutig abgrenzbarer Begriffe gibt (Elternarbeit, Elternbildung, Elternberatung, Elternmitwirkung, Elternkooperation, Kompetenzpartnerschaft usw.) - es eine Flut an Publikationen zu diesem Thema gibt - und kritische Auseinandersetzungen dazu wenig stattfinden. Als Erziehungspartnerschaft wird im Rahmen dieses Vortrages die Zusammenarbeit/Kommunikation/ /Kooperation zwischen professionellen Fachkräften/pädagogischen Fachkräften in Kita, Schule/anderen Institutionen und Eltern/Müttern/Vätern/ Erziehungsberechtigten verstanden die professionelle Beziehungsgestaltung zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern.
6 Zentrale Vor-Überlegungen Es macht keinen Sinn, ein Kind zu erziehen, ohne dabei die für das Kind bedeutendsten Menschen zu berücksichtigen. Tina Bruce - Letztlich ist die Frage nach einer gelungenen Erziehungspartnerschaft eine Haltungsfrage, eine Frage nach der eigenen immer wiederkehrenden Herausforderung in der pädagogischen Arbeit ein unerschütterliches Vertrauen in die Stärken und Kompetenzen von Kindern und Eltern leben zu können. - Dabei ist von Bedeutung zu Beginn darauf hinzuweisen, dass wenn im nachfolgenden über Eltern gesprochen wird, dies geschieht mit dem Wissen, dass es die Eltern nicht gibt, sondern alle nachfolgenden Anregungen und Überlegungen immer an die konkrete Situation in Familie und Kita gesehen werden müssen.
7 Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft 1. Eltern und Pädagogische Fachkräfte als Partner auf Augenhöhe mit eigenverantwortlichen Handlungsanteilen 2. Einbeziehung der Eltern in institutionelle Belange und Entscheidungen 3. Befähigung und Unterstützung der Eltern, Fürsprecher für ihr Kind zu sein 4. Willkommens- und Begegnungskultur 5. Intensive und effektive Kommunikation (Nach Betz, Tanja (2015): Das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Kritische Fragen an eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Familien.)
8 Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft 1. Eltern und Pädagogische Fachkräfte als Partner auf Augenhöhe mit eigenverantwortlichen Handlungsanteilen - Zusammenarbeit ohne Stigmatisierung, Etikettierung und Geringschätzung Eltern als Experten für ihr Kind ernstnehmen, Eingewöhnung gemeinsam gestalten (Bedeutung der Transitionsforschung), gemeinsame Portfolioarbeit, regelmäßige Eltern- und Entwicklungsgespräche, gegenseitige Hospitationen, Durchführung von professionellen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren, hohe Transparenz in der Arbeit) - Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung, kultursensible Zusammenarbeit (siehe Punkt 4) Die Sensibilisierung für den Umgang mit Fremdsein und Anderssein beginnt bei jeder einzelnen Mitarbeiterin bzw. jedem einzelnen Mitarbeiter und setzt voraus, dass sie sich selbstkritisch mit der eigenen Einstellung auseinandersetzen. (Wehinger, Ulrike (2015): Eltern beraten, begeistern, einbeziehen. Erziehungspartnerschaft in der Kita. S. 52)
9 Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft 2. Einbeziehung der Eltern in institutionelle Belange und Entscheidungen - Partizipation mit der Diskussion darüber, inwieweit dies möglich und sinnvoll ist (von beiden Seiten her gesehen) - Hohe professionelle Kompetenz, Reflexionsfähigkeit Wichtig: Gerade das Thema Partizipation ist ein sehr sensibles Thema, dass gemeinsam in einer sinnvollen Weise für alle Beteiligten mit dem zentralen Denkansatz Zum Wohle des Kindes - entwickelt und gestaltet werden sollte (letztlich verankert in einer Kita-Verfassung).
10 Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft 3. Befähigung und Unterstützung der Eltern, Fürsprecher für ihr Kind zu sein - Bestärkung der Eltern, optimale Bedingungen und gerechte Behandlung einzufordern (Empowerment) Selbst- und Fremdevaluation, Zufriedenheitsanalyse, verlässliche Rückmeldesystem für die Eltern Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen in der Gesprächs- und Kommunikationskompetenz, Coachings, Supervisionen der pädagogischen Fachkräfte
11 Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft 4. Willkommens- und Begegnungskultur - Wie kann diese geschaffen werden? Welche Ressourcen stehen dafür zur Verfügung? Überlegungen zum Thema Inklusion im Kita-Alltag: Diversity- und Anti-Bias-Ansatz Der Diversity-Ansatz (diversity=verschiedenheit) betont die Verschiedenheit der Menschen, die in ihrer Unterschiedlichkeit eine bunte Vielfalt darstellen, die alle einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft angehören. Der Anti-Bias-Ansatz (bias=voreiengenommenheit oder Einseitigkeit) stammt ursprünglich aus den USA; und wird in Deutschland als `vorurteilsbewusste Erziehung`(Preissing & Wagner) bezeichnet. (Wehinger, Ulrike (2015): Eltern beraten, begeistern, einbeziehen. Erziehungspartnerschaft in der Kita. S. 96)
12 Generelle Standards einer Erziehungspartnerschaft 5. Intensive und effektive Kommunikation - Wichtig: Welche Anliegen haben Eltern? Welche Anliegen haben die pädagogischen Fachkräfte? - Umgang mit dem Phänomen der Schwer-erreichbarkeit. Tür- und Angelgespräche sind ein wichtiger und unerlässlicher Bestandteil in der pädagogischen Arbeit der Kitas, aber für eine intensive Kommunikation sind manchmal erhebliche zeitliche Ressourcen einzuplanen!
13 Hindernisse, Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit können vielfältig sein und sich auf verschiedenen Ebenen der Kooperation zeigen - auf der Organisationsebene: Rahmenbedingungen und Voraussetzungen in der jeweiligen Institution - auf der Sachebene: Themen der Kooperation und die Zuständigkeiten der Beteiligten - auf der Beziehungsebene: Gestaltung des persönlichen Umgangs miteinander - auf der Persönlichkeitsebene: eingebrachte Kompetenzen und Vorstellungen.
14 Ein Beispiel Als besonders bedeutsam für die Kooperation mit Eltern in heil- und sonderpädagogischen Kontexten lassen sich ( )die folgenden Aspekte benennen: das Hintergrundwissen über behinderungsspezifische bzw. heil-, sonderpädagogisch relevante) Fragen die persönliche Teamfähigkeit das Wissen über elterliche Bewältigungsprozesse Gesprächsführungskompetenzen Beratungserfahrungen. (Eckert, A. : Kooperation von Elternhaus, Kindergarten und Schule. In: Wilken, U., Jeltsch-Schudel, B. (Hrsg.) ( 2014): Elternarbeit und Behinderung. Empowerment - Inklusion-Wohlbefinden, S. 124/125)
15 Voraussetzungen Eine intensive Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtung und Familie braucht auf jeden Fall Zeit für die pädagogischen Fachkräfte wie für die Eltern - und kann sich daher nur in einem längeren Prozess entwickeln. Wichtige Voraussetzungen für einen Annäherungsprozess sind - Geduld - Akzeptanz - Toleranz - Vertrauen - Kontaktfreude - Dialogbereitschaft - Veränderungsbereitschaft
16 Voraussetzungen Folgende Merkmale einer inneren Haltung sind bei der pädagogischen Fachkraft für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit wichtig: Echtheit Wertschätzung und einfühlsames Verstehen Vertraulichkeit und Vertrauen Achtung vor der Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Menschen Empathie
17 Voraussetzungen Weitere zentrale pädagogischer Fachkompetenzen sind eine gute Ambiguitätstoleranz, eine hohe Reflexionsfähigkeit, ein guter Umgang mit den eigenen Ressourcen, ein professioneller Umgang mit Nähe und Distanz und eine Kultur der Achtsamkeit mit sich und dem Gegenüber.
18 Voraussetzungen Gesprächsführungskompetenzen Wichtig in der Gesprächsführung ist gerade in schwierigen Situationen eine offene, zugewandte Körpersprache und Sprache, die gekennzeichnet ist von Empathie, Echtheit (Kongruenz) und Wertschätzung. Die vier Grundsäulen des partnerschaftlichen Gespräches: Zeit nehmen Zuhören Anerkennen Ermutigen
19 Ausblick Die Zusammenarbeit mit Eltern stellt hohe Anforderungen an die Pädagogischen Fachkräfte und bedarf regelmäßiger Unterstützung, Weiterbildung und Begleitung. Gleichzeitig ist die Zusammenarbeit mit den Eltern eine wichtige Voraussetzung für eine positive Entwicklung des Kindes. Pädagogische Fachkräfte sehen sich häufig überfordert und alleine gelassen bei den ständig wachsenden Anforderungen an ihren Berufszweig. Dem muss entgegen gewirkt werden! Bei allen Überlegungen ist letztlich eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit eine wesentliche Voraussetzung für eine positive Entwicklung des Kindes. Hier liegen die Chancen gerade auch für Familien und Kinder, die im Bildungssystem häufig vernachlässigt werden.
20 Fazit Schauen Sie ressourcenorientiert - sehen Sie Erziehungsund Bildungspartnerschaften als eine Herausforderung, die Sie annehmen und die Sie als wichtig erachten: Zum Wohle des Kindes!
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