Rene Rose Enzyklopädie der Technischen Indikatoren
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- Bernt Falk
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1 Rene Rose Enzyklopädie der Technischen Indikatoren FinanzBuch Verlag
2 18 Kapitel 1 Marktbreite Indikatoren Advance Decline Line Grundlagen In vielen meiner Beiträge bilden Kursdaten, Volumendaten und Kombinationen die Basis. Mit diesen Indikatoren ist es zwar möglich, Trends zu bestimmen und Handelsentscheidungen zu timen, aber es ist nicht möglich, einen Blick auf den gesamten Markt oder zumindest ein größeres Segment eines Marktes zu werfen. Sicher, die Analyse des deutschen Aktienindex mit dessen Volumendaten kann bereits ein Bild von der Lage und der Stimmung auf dem Parkett liefern. Dieser Blick ist allerdings von oben herab geworfen und ermöglicht noch keine detaillierteren Ansichten und Einsichten. In den USA werden zusätzlich zu Kurs- und Volumendaten auch noch andere Datenströme zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um die Anzahl der gestiegenen Aktien, die Anzahl der gefallenen Aktien, das Volumen der gestiegenen Aktien und das Volumen der gefallenen Aktien, sowie die Anzahl der unveränderten Aktien und deren Volumen. Einige Datenanbieter stellen darüber hinaus noch Daten bereit, wie die Aktien mit neuem 1-Jahres-Hoch bzw. Tief sowie deren Volumen. Leider werden von den deutschen Börsenplätzen und von der XETRA keinerlei gleichwertige Daten bereitgestellt. Mir ist nicht bekannt, ob Datenlieferanten wie Bloomberg oder Reuters eventuell eigene Historien dieser Art zusammenstellen. Einzige Lösung ist die Programmierung eigener Routinen, die die Datenströme der Aktien des DAX abfragen und daraus die Advance / Decline-Kennzahlen berechnet. Wertvolle Grundlagenarbeit hat hierbei Stefan Mohr geleistet, der als User Nordie im Forum der Webseite sehr aktiv ist. Die von ihm programmierte Basisfunktion dient als Grundlage für die hier vorgestellten Indikatoren. Alle Indikatoren, bis Seite 78, bedienen sich dieser zusätzlich gesammelten Daten, den Statistiken zu gefallenen, gestiegenen und unveränderten Aktien eines Index, sowie der dazugehörigen Volumenewerte. Advance Decline Line Der erste Indikator dieser Reihe ist die Advance Decline Line, nicht zu verwechseln mit der A/D Line von Marc Chaikin, die eine völlig andere Grundlage und Aussage hat. Die Advance Decline Line ermöglicht einen Blick in den Markt hinein, der sonst nur als einzelner Indexwert abgebildet wird. Vergleiche zwischen Kursbewegung des Index und den Mustern der Advance Decline Line helfen, Marktbewegungen zu bewerten und über Divergenzen auch Extremsituationen zu erkennen.
3 Indikatoren 19 Berechnung und Parameter Die Berechnung der Advance Decline Line ist recht einfach, wenn die Grunddaten vorhanden sind. Weiter oben habe ich diese Grunddaten bereits erwähnt. Wir verwenden die Anzahl der gestiegenen und der gefallenen Aktien. Beide zusammen sollten einen Wert von 30 erreichen. Ist dies nicht der Fall, wird ein unveränderter Titel dazwischen geraten sein. In den USA werden unveränderte Titel und deren Volumen als eigenständige Statistikposition angeboten. Da die Anzahl der an der Nyse, der Nasdaq oder der Amex gehandelten Aktien mehrere tausend Stück beträgt, macht dies auch Sinn. Unser kleiner deutscher Aktienmarkt mit seinen 30 Aktien im Hauptindex macht diese Sammeltätigkeit jedoch überflüssig. Die Wahrscheinlichkeit, einen unveränderten Wert innerhalb des DAX zu finden, ist recht klein. Deshalb habe ich auch auf die Programmierung von Indikatoren verzichtet, die diese unchanged -Daten verwenden. Zurück zur Advance Decline Line. Deren Berechnung beschränkt sich auf die Subtraktion der Anzahl der gefallenen Aktien von der Anzahl der gestiegenen Aktien. Die A/D Line ist eine laufende Summierung dieser Rechnung. Das heißt der aktuelle A/D-Wert wird zum Index-Wert von gestern dazu addiert. Das war es bereits. Mehr Rechenarbeit ist nicht erforderlich, um diesen wertvollen Indikator zu erhalten. Falls Sie sich bereits einmal in der Literatur zu diesem Thema umgeschaut haben, sind Ihnen sicherlich zahllose Abwandlungen der Advance Decline Line aufgefallen. Meist handelt es sich um einen auf diese Linie berechneten gleitenden Durchschnitt; eine einfache Glättung der Daten. Oft erhalten solche Veränderungen einen eigenen Namen, was dazu führt, das 10 bis 20 neue Indikatoren erschaffen wurden. Ich werde auf keine dieser Varianten näher eingehen, da sie keinerlei Verbesserungen gegenüber dem Original bedeuten. Darstellungsvarianten In Abb. 1 sehen Sie das Original von Stefan Mohr. Der obere Indikator, der gleichzeitig auch die Basisarbeit für alle anderen Advance Decline-Indikatoren leistet, stellt die Anzahl der gestiegenen und die Anzahl der gefallenen Aktien grafisch dar. Der untere Indikator ist die Advance Decline Line.
4 20 Kapitel 1 Abb. 1 Der untere Teil des Charts zeigt die Advance Decline Line. Im mittleren Teil ist die Anzahl der gestiegenen und gefallenen Aktien des DAX Index abgebildet. Da ich etwas mehr Platz schaffen wollte und zu Stefan Mohrs Arbeit noch einige Indikatoren ergänzt habe, bietet meine veränderte Version die Advance Decline Line und alle anderen Indikatoren dieser Sparte in einem einzelnen Modul an, das Sie auf der Webseite zur Verwendung in TradeSignal enterprise downloaden können. Dieses Modul enthält sowohl die Basisroutine, als auch alle Indikatorberechnungen. Abb. 2 zeigt meine Advance Decline Line.
5 Indikatoren 21 Abb. 2 Advance Decline Line des DAX. Diesen Indikator können Sie von der Webseite zur Verwendung in TradeSignal enterprise downloaden. Wenn Sie diesen Indikator von der Webseite downloaden, dann beachten Sie bitte bei der Verwendung, dass das Laden eines Charts mit den A/D-Indikatoren etwas Zeit in Anspruch nehmen kann, da alle 30 DAX-Werte zur Berechnung herangezogen werden; also auch komplett geladen werden müssen. Interpretation Die A/D Line (verzeihen Sie mir die irreführende Abkürzung!) versteht sich als Marktbreite-Indikator. Sie hilft die Stärke der Trendbewegung eines ganzen Aktienindex zu bewerten. Dabei wird in erster Linie auf Divergenz und Konvergenz zwischen den Kursbewegungen des gesamten Index und der Bewegung der A/D Line geachtet. Vielleicht sollten wir uns kurz die Konstruktion eines Aktienindex ins Gedächtnis holen. Konkret enthält der DAX die 30 größten Unternehmen der deutschen Wirtschaft. Dabei werden von der Deutschen Börse diverse Kriterien zu Grunde gelegt, die zum einen die Aufnahme in den DAX und zum anderen das Gewicht innerhalb des Index bestimmen. So haben die Kurse der Deutschen Bank, der Deutschen Telekom oder Daimler Chryslers ein größeres Gewicht, als zum Beispiel der Kurs von Altana. Es kann also sein, dass die aktuelle Kursveränderung des DAX auf einige wenige große Werte im Index zurückzuführen sind oder auf eine gleichmäßige Bewegung aller enthaltenen Aktien.
6 22 Kapitel 1 An manchen Freitagen, nämlich immer dann, wenn wieder einmal großer Verfallstag ist, wird im Vorfeld gerne versucht, am Index zu manipulieren, indem die schwergewichtigen Aktien des DAX in eine bestimmte Richtung gedrückt werden. Das hat primär zur Folge, dass sich der Kurs des Index stark verändert. Ob dahinter eine gesunde Bewegung oder eben Manipulation steht, lässt sich nicht erkennen. Die A/D Line hilft, genau solche Ungereimtheiten zwischen Kursverlauf und Marktbreite zu erkennen. Handelt es sich tatsächlich um eine gesunde und fundierte Trendbewegung, sollte ein großer Teil der im Index enthaltenen Werte in die gleiche Richtung laufen, wie der Index selbst. Signalisiert die A/D Line jedoch ein anderes Bild, ist das ein deutliches Warnsignal und man sollte der beobachteten Bewegung nicht zu viel Bedeutung beimessen. Die A/D Line signalisiert also Trendstärke, indem sie sich in die gleiche Richtung bewegt wie der Kurs des Index. In Abb. 3 habe ich eine gesunde Aufwärtsphase ausgesucht. Eine steigende A/D Line signalisiert, dass die Anzahl der gestiegenen Aktien deutlich über der Anzahl der gefallenen Aktien liegt. Abb. 3 Die Advance Decline Line verläuft im Gleichklang mit dem Index und zeigt damit eine gesunde Marktbewegung; getragen von einer marktbreiten Bewegung der im Index enthaltenen Aktien. In Abb. 4 ist ein entsprechend gesunder Abwärtstrend zu sehen. Die Anzahl der gefallenen Aktien übersteigt die Anzahl der gestiegenen Aktien deutlich.
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