I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur mit Landesrat Rudi Anschober, Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl, Bürgermeister Erwin Kastner, Obmann Hochwasserschutzverband Donau-Machland 16. April 2012 zum Thema "Machlanddamm: Europas größtes Hochwasserschutzprojekt vor der Fertigstellung. Ein Jahrhundertbauwerk in Rekordzeit errichtet"

2 LR Rudi Anschober Seite 2 Machlanddamm: Europas größtes Hochwasserschutzprojekt vor der Fertigstellung- ein Jahrhundertbauwerk in Rekordzeit errichtet Zehn Jahre nach der großen Hochwasserkatastrophe im Machland, die einen Schaden von 500 Millionen Euro verursachte, wird Europas größtes Hochwasserschutzprojekt, der Machlanddamm, fertig sein. Statt wie einst geplant in 12 bis 15 Jahren wurde der rund 36,4 km lange Damm samt Flutmulde zum Schutz der Bevölkerung in einer Rekordbauzeit von nur vier Jahren errichtet - und damit gemeinsam vorzeitig der Schutz der Bevölkerung in sieben Gemeinden erreicht. Gleichzeitig wurde zusätzlich zur Sicherheit ein starker regionaler Beschäftigungseffekt erzielt, wie eine neue Studie belegt. Die letzte Prognose für die Gesamtkosten liegt inkl. Preisgleitung bei 182 Millionen Euro. Der Machlanddamm ist damit zwar das mit Abstand größte, aber lediglich eines von insgesamt 500 Hochwasserschutzprojekten, die in Oberösterreich seit der Katastrophe 2002 errichtet wurden. Weitere 269 sind in Arbeit, weitere 104 werden noch vorbereitet. Am 29. November 2008 erfolgte der erste Spatenstich im Baulos 5 - Mauthausen, bereits Ende August 2012 wird der gesamte Machlanddamm hochwassersicher sein. In nur vier Jahren wurde Europas größtes Hochwasserschutzprojekt fertig gestellt - eine Leistung, die nur gelang, weil alle politischen Parteien gemeinsam hinter diesem Jahrhundertprojekt standen. "Damit zeigt sich eindrucksvoll, dass der oberösterreichische Weg des Miteinanderhandelns zum Wohl der Bevölkerung der richtige ist", freuen sich Wasser-Landesrat Rudi Anschober, Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl. Nur durch gemeinsame finanzielle Anstrengungen von Bund, Land und Gemeinden konnte dieses Großprojekt in Rekordzeit verwirklicht werden.

3 LR Rudi Anschober Seite 3 Im August 2002 standen nicht nur das Machland, sondern auch weite Teile Österreichs unter Wasser. In zwei verheerenden Wellen traf die Katastrophe das leidgeplagte Machland und seine Menschen, abgesehen von persönlichen Schicksalen gingen die Schäden ins Unermessliche: So wurden 2002 für Oberösterreich Schäden in der Höhe zwischen 895 Mio. (WIFO) und 1,1 Mrd. Euro (Land OÖ) ermittelt. Aufbauend auf den Erhebungen der Universität für Bodenkultur (Hochwasserschadenserhebung 2002) waren 58 % aller Gebäudeschäden alleine im Bezirk Perg zu verzeichnen, also rund 500 Mio. Euro! Oberösterreich zählte gemeinsam mit Niederösterreich zu den am schwersten betroffenen Bundesländern, der volkswirtschaftliche Schaden betrug in Österreich fast 3 Mrd. Euro. Eine gemeindebezogene Darstellung der Anzahl der geschädigten Gebäude in Prozent der Gesamtgebäude macht dies sichtbar: In Mitterkirchen i.m. waren % der Gebäude vom Hochwasser zerstört oder beschädigt, in Naarn i.m. waren es 52 %, 48 % in Baumgartenberg, 37 % in Langenstein, 13 % in Grein und etwa 42 % in Schwertberg und Saxen. Für das Machland zeigte die Anzahl der (anerkannten bzw. akontierten) Schadensanträge in Prozent der Wohnbevölkerung das Ausmaß an. So belaufen sich die errechneten Werte auf fast 13 % (Baumgartenberg, Naarn) bis 25 % (Mitterkirchen). Umgelegt auf die Gesamtanzahl der Geschädigten wohnten 17,7 % aller Geschädigten im Bezirk Perg (2.961 Geschädigte). Nicht eingerechnet waren damals die potenziellen Aussiedlungsgebiete. Neben den Gebäudeschäden waren im Bereich der Straßenmeistereien Grein und Perg rund 16,12 Mio. Euro Schäden an den Straßen zu verzeichnen.

4 LR Rudi Anschober Seite 4 Bereits nach dem Hochwasserereignis im August 1991 war nach machbaren Lösungen für eine Verbesserung der Hochwassersituation gesucht worden. Denn schon damals war klar: Mit der Klimaveränderung wird generell das Hochwasserrisiko steigen. Nach den Erfahrungen der großen Hochwasserkatastrophe 2002 musste das Projekt jedoch völlig umgeplant werden. Grafik: Land OÖ Der Hochwasserschutz Machland Nord umfasst nun mit einer Länge von 36,4 km sieben Gemeinden. Während die Donauufergemeinden Mauthausen und Grein vorwiegend durch Mauern und darauf aufgesetzte Mobilelemente geschützt werden, sind in den zentralen Machlandgemeinden Naarn, Mitterkirchen, Baumgartenberg und Saxen überwiegend Dammbauwerke vorgesehen. Beim Hochwasserschutz St. Nikola wird als Alternativlösung passiver Hochwasserschutz in Einzellösungen gebaut. Neben den aktiven Schutzmaßnahmen wird noch eine ca. 9 km lang Abflussmulde entlang der Donau errichtet. Damit ist der Machlanddamm nicht nur Österreichs größtes Hochwasserschutzprojekt, eines von 500 in Oberösterreich, sondern auch Europas größtes Hochwasserschutzprojekt. In den allerersten Planungen war ursprünglich mit zwölf bis 15 Jahren Bauzeit gerechnet worden - ein zu langer Zeitraum für die leidgeplagte Bevölkerung. Noch zu Beginn des Spatenstichs für das erste zu errichtende Baulos 5 - Mauthausen war im November 2008 mit einer

5 LR Rudi Anschober Seite 5 Fertigstellung erst Ende 2015 gerechnet worden! Im Rahmen des Konjunkturpaketes, das zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise im Februar 2009 geschnürt wurde, wurde einstimmig in der Landesregierung beschlossen, die Bauzeit massiv zu forcieren. Zur ehest möglichen Absicherung der Bevölkerung des Machlandes, aber auch zur Ankurbelung der Bauwirtschaft und zur Vermeidung von weiteren Hochwasserschäden im Machland sollte die Umsetzung des Hochwasserschutzprojektes unabhängig von der tatsächlichen Mittelbereitstellung durch den Bund so schnell wie möglich in einer voraussichtlich auf sieben Jahre verkürzten Bauzeit erfolgen. Durch eine enorme Beschleunigung des Baus ist es gelungen, dieses Jahrhundertprojekt innerhalb von rund vier Jahren hochwassersicher zu errichten - damit kommt es auch zu einer massiven Verringerung des Hochwasserrisikos, zur früheren Sicherheit der Bevölkerung und zur Vermeidung weiterer Hochwasserschäden. Zahlen, Daten und Fakten Schutz vor 100-j. Hochwasser: 32,65 km Schutz vor 30-j. Hochwasser: 2,7 km (Mettensdorf) Länge Entlastungsmulde: 8,7 km Häuser mit Einzelschutz (St. Nikola): 35 Trafostationen mit Notstromaggregaten: 23 Querungsbauwerke über Flutmulde: 12 Brücke Wagra mit 28,7 m Spannweite über renaturierte Naarn Dotationsbauwerk (Fischwanderhilfe) mit 4 Wehrfeldern, 1 Fischaufstieg, 1 Kleinfischgerinne, 1 Durchlassbauwerk 74 Pumpwerke mit 253 Pumpen, die 50 m 3 /sec Wasser pumpen Gesamter Aushub: 1,75 Mio. m 3, das entspricht Sattelschlepperfuhren, die gleiche Menge wurde für die Dammschüttung verwendet.

6 LR Rudi Anschober Seite 6 Für die Überlaufstrecken wurden t Steine verbraucht, m 3 Beton und t Bewehrungsstahl. Für die Untergrunddichtung wurden m 3 Beton- und Spund(Stahl)wände verarbeitet sowie 70 km Rohre verlegt m 2 mobile Hochwasserschutzwände lagern in zwei Hallen in Mauthausen und Grein, die jederzeit einsetzbar sind. Die gesamte Steuerung und Überwachung der Anlage erfolgt in der Betriebszentrale Perg. 182 Millionen Euro für Sicherheit der Menschen des Machlands 2002 verursachte vorerst zum letzten Mal ein schweres Hochwasser verheerende Schäden im Machland Millionen Euro alleine im Bezirk Perg, 58 % aller Schäden entstanden hier! Im Anschluss an diese Katastrophe herrschte Einigkeit in der Politik, endlich den seit Jahrzehnten diskutierten Machlanddamm zu errichten. Umplanungen wurden durchgeführt, Verhandlungen mit der Bundesregierung aufgenommen. Am 16. März 2007 war es soweit der 15a-Vertrag, abgeschlossen zwischen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Bund, trat in Kraft - auf Preisbasis 2005 wurden damals Kosten von 144,2 Mio. Euro veranschlagt, allerdings ohne Indexsteigerung. Ausgehend von der Preisbasis 2005 sind bis zur Fertigstellung 2012 allerdings Steigerungen des unbeeinflussbaren Preisindexes alleine um 26,6 Mio. auf 170,8 Mio. Euro zu verzeichnen. Verglichen mit den damaligen Hochwasserschäden ist das jedoch nur ein Bruchteil davon.

7 LR Rudi Anschober Seite 7 Baumehrkosten von 9,2 Millionen Euro oder 5 Prozent Neben dem hohen Umsetzungstempo sind weitere Ursachen für die Baumehrkosten von fünf Prozent: Im Bereich Baumgartenberg ist man beim Bau des Machlanddammes auf eine illegale Altlast gestoßen, die mit einem Aufwand von fast 3 Mio. Euro saniert werden musste. Im Bereich Grein musste das technische Konzept zur Errichtung des Machlanddammes aufgrund unerwartet schwieriger geologischer Verhältnisse geändert werden. Damit waren massive Mehrkosten in diesem Bauabschnitt verbunden. Zusätzliche zehn Pumpwerke mussten eingeplant werden. In Teilabschnitten waren umfassende Umplanungen erforderlich. Die aus den Forderungen der nö. Seite resultierende überströmsichere Ausgestaltung der Dämme über lange Strecken ist wesentlich teurer und war in der Kostenschätzung 2005 nicht enthalten. Die Rohstoffpreise für Aluminium und Stahl sind wesentlich gestiegen, zwischen 2005 und 2007 alleine sind die Preise für Aluminium um ca % gestiegen - die mobilen Elemente sind gänzlich aus Aluminium hergestellt. Das Jahr 2012 bringt einen weiteren Höhepunkt der Bautätigkeit aufgrund der Baubeschleunigung und der Sicherstellung des Hochwasserschutzes für das Machland gegen Donauhochwasser mit einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von 100 Jahren bis August. Am 16. Dezember 2010 wurde vom Oö. Landtag eine Zwischenfinanzierung in der Höhe von 92,5 Millionen Euro beschlossen. Durch den aktuellen Höhepunkt der Bautätigkeit infolge der beschleunigten Baudurchführung wird der Rahmen für die Zwischenfinanzierung um 45 Millionen erhöht. Heute, am 16. April 2012,

8 LR Rudi Anschober Seite 8 wird dies von der Landesregierung, am Donnerstag, 19. April 2012, vom Landtag beschlossen. Funktionsfähigkeit des Machlanddammes ab Ende August gegeben Aktuell wird mit hohem Tempo an der Fertigstellung des Machlanddammes gearbeitet. Falls keine unvorhergesehenen Ereignisse wie unplanbare Hochwasserereignisse eintreten, wird der Machlanddamm seine volle Funktionsfähigkeit als Hochwasserschutz bereits Ende August 2012 und damit fünf Jahre vor der einstigen Planung erhalten. Ende August/Anfang September ist die feierliche Eröffnung gemeinsam mit der Bevölkerung geplant. Damit können jahrelange Steigerungen des Preisindexes und damit zusätzliche Verteuerungen des Projekts durch den wesentliche höher steigenden Baupreisindex, aber vor allem auch Kosten für die Schäden durch mögliche Hochwasser vermieden werden, wenngleich dafür geringfügig höhere Kosten als ursprünglich geplant in Kauf genommen werden müssen. Eine Studie der Universität Linz kalkuliert den volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen zusätzlich mit 253,8 Millionen Euro, im Zeitraum 2008 bis 2012 durchschnittlich 50,8 Mio. Euro pro Jahr. In den Jahren 2009, 2010, 2011 und 2012 haben 254, 502, 778 und 497 Menschen zusätzlich Beschäftigung gefunden - gerade in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten konnte mit dem Konjunkturpaket des Landes hier im Machland gegengesteuert werden. In Summe haben die Investitionen über die Periode (aggregiert von 2008 bis 2012) zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert. Im Durchschnitt waren dies über die Periode 2008 bis Personen pro Jahr. Auch dies stellt ebenfalls eine eindeutige im volkswirtschaftlichen Sinn positiv zu bewertende Entwicklung dar.

9 LR Rudi Anschober Seite 9 Die Investitionen zur Errichtung des Machlanddammes sowie die ökonomischen Auswirkungen sind volkswirtschaftlich analysiert eindeutig positiv und quantitativ beträchtlich zu bewerten. "Durch das gemeinsame, parteiübergreifende und vor allem verantwortungsbewusste Vorgehen der Politik ist es gelungen, vorrangig den Schutz der Bevölkerung in den Vordergrund zu stellen, um Schäden in Milliardenhöhe durch weitere Hochwasser zu verhindern," freuen sich Hiesl, Ackerl und Anschober abschließend. Auch Erwin Kastner, Bürgermeister der hochwassergeplagten Gemeinde Baumgartenberg, freut sich. Er ist auch Obmann des Hochwasserschutzverbandes Donau-Machland. "Seit Gründungsbeginn im Jahr 1993 begleite ich das Jahrhundertprojekt. Es ist so weit. Der Damm ist fertig. Der Damm bringt Sicherheit. Jetzt muss der Damm gepflegt und gewartet werden. Das wichtigste ist die Sicherheit unserer Bevölkerung," so Kastner.

10 LR Rudi Anschober Seite 10

11 LR Rudi Anschober Seite 11 Bildquelle: Monatsbericht wasserrechtliche Bauaufsicht März 2012 Fotos: Land OÖ