Fehlanreize, Widersprüche und Regelungsdickicht im Agrarsektor
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- Hajo Sauer
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1 Kanton Zürich Baudirektion Amt für Landschaft und Natur Abteilung Landwirtschaft Fehlanreize, Widersprüche und Regelungsdickicht im Agrarsektor 10. November 2016, ALN - Kolloquium Dr. Marco Pezzatti, Abteilungsleiter Landwirtschaft, Stv. Amtschef ALN 1
2 Agenda 1. Prolog 2. Wo steuern wir falsch, mit widersprüchlichen Zielen und ohne Prioritätensetzung 3. Und nun was 2
3 Regelungsdichte Regelungsdichte zu hoch?! 3
4 ALA Summe aller Ansprüche Überall alles?! 4
5 ALA Ökonomische Anreize Ökononische Anreize: Lenken wir richtig?! 5
6 Wo steuern wir falsch, mit widersprüchlichen Zielen und ohne Prioritätensetzung? 5 Beispiele aus der Agrarpolitik 6
7 Bsp. 1: Landschaftsqualität Art. 104 BV: Pflege der Kulturlandschaft Idee und Ziele Landschaftsqualitätsbeiträge (LQB) Vielfalt und Charakteristik der Landschaften erhalten, aufwerten Abgeltung von freiwilligen Leistungen Umsetzung mit regionalen Projekten (8-jährige Laufzeit) Finanzierung: Bund 90%, Kanton 10% Beiträge 2015 Ganze Schweiz: 125 Mio. CHF 4.5% der Direktzahlungen Kanton Zürich: 7 Mio. CHF 4.0% der Direktzahlungen 1 MA (80%) 7
8 Bsp. 1: Ist das Landschaftsqualität? Massnahme Anbau von Einschneidekabis Beiträge für Weisskohlanbau zur Sauerkrautproduktion Tristen Keine Siloballen oder geordnete Siloballenlagerung 8
9 Bsp. 1: Landschaftsqualität, ZH-Top 3 Massnahme Beitrag (CHF) Anteil Beiträge Vielfältige Fruchtfolge 1'963' % Vielfältiger Futterbau 1'664' % Hochstamm-Obstgärten 530' % 9
10 Bsp. 1: Landschaftsqualität, ZH-Top 1 Eine vielfältige Fruchtfolge sorgt für eine spannende und abwechslungsreiche Landschaft. Kriterien Mindestens 5 verschiedene Hauptkulturen mit je mindestens 5% der Ackerfläche (inkl. Kunstwiese) Maximale Fläche: 10 ha pro Kultur Jährliche Beiträge 5 Kulturen CHF pro Are 6 Kulturen CHF 2.- pro Are 7 oder mehr Kulturen CHF 3.- pro Are Beiträge 2015: 29% der LQ-Beiträge ~ 2Mio. CHF 10
11 Bsp. 1: Landschaftsqualität Fazit Zusatzbeitrag, mit wenig Wirkung in Landschaft aber mit enormem Vollzugsaufwand Widerspricht Effizienzzielen (Wettbewerbsfähigkeit) Überschätzung von Landschafts-Ästhetik? Unverständnis der Bevölkerung 11
12 Bsp. 2: Ammoniakreduktion Jährliche Ammoniakemission in CH t NH 3 übriges nicht Landwirtschaft Landwirtschaft, Tierproduktion übriges Landwirtschaft Ausbringung Mist; 10% Weide; 3% Ausbringung Gülle; 36% Stall/Laufhof; 34% Lager Mist; 7% Lager Gülle; 10% 12
13 Bsp. 2: Ammoniakreduktion Ammoniakprojekt Zürich Ausbringung Gülle; 36% Ziel: -20% NH 3 -Emission 13
14 Bsp. 2: Ammoniakreduktion Umsetzung und Wirkung Angestrebte Zielgrösse von 40% teilnehmender Betriebe erreicht Kosten von total 26 Mio. CHF in 6 Jahren Ganzjährliche Ammoniakmessung an 9 verschiedenen Standorten: Kein signifikanter Rückgang! Nebenerscheinungen: 14
15 Bsp. 2: Ammoniakreduktion Ausbringung Mist; 10% Weide; 3% Reduktion mit sehr teurem Ressourcenprojekt Ausbringung Gülle; 36% Stall/Laufhof; 34% Anstieg durch Förderung Tierwohl (Ställe, Ausläufe) Lager Mist; 7% Lager Gülle; 10% 15
16 Bsp. 2: Ammoniakreduktion Fazit Zusatzbeitrag mit fraglicher Wirkung Rente für Lohnunternehmen? Zielwiderspruch Lufthygiene Tierwohl Unerwünschte Nebenwirkungen (Boden) 16
17 Bsp. 3: Biodiversitätsziele Buntbrache auf bestem, teuer arrondiertem Ackerland 175 ha Buntbrache in Kanton ZH total Fr. / Jahr 17
18 Bsp. 3: Biodiversitätsziele bsp. extensive Wiesen Qualitätsstufe Beitrag je ha (TZ, Fr.) ha Kt. ZH Wichtigste Qualitätskriterien Q Vorgaben zu Nutzung, Pflanzenschutzmitteleinsatz, Düngeverbot etc. Q Zusätzlich weitere Zeigerpflanzen, kein Einsatz von Mähaufbereitern Zu wenig Q2 (26%), da Anreiz zu tief! 18
19 Bsp. 3: Biodiversitätsziele Fazit Flächenziel erreicht, Qualität mangelhaft Fehlanreize auf bestem Ackerland Zunehmender Zielkonflikt Produktion Biodiversität Zunehmender Zielkonflikt Gewässerschutz Bodenschutz Problemunkräuter und Neophyten! 19
20 Bsp. 4: Strukturhilfe Mittel Bund und Kanton (ZH) Bereich Bund Kanton Landwirtschaftliches Bauen ~ CHF ~ 3 Mio. CHF Meliorationen ~ 2 Mio. CHF ~ 3 Mio. CHF 20
21 Bsp. 4: Strukturhilfe Bsp. Finanzierungsanteile einer einzelbetrieblichen Baute Eigenmittel 13% Subventionen 13% Hypothek 27% IK 47% 21
22 Bsp. 4: Strukturhilfe 22 subventionierte Betriebe im Jahr 2015 Projekt Stallgrösse (Anzahl Tiere) ᴓ Bausumme ᴓ Investitionskredit ᴓ Subvention ᴓ Neubau Milchviehstall (9) Umbau/Anbau Mutterkuhstall (4) Mio Güllengrube (3) ¾ Betriebe in der Talzone, 5 in der Hügel- und 1 Betrieb in der Bergzone 22
23 Bsp. 4: Strukturhilfe Was wird subventioniert? - Rindviehställe - Jauchetröge Warum Raufutterverwertung Grünlandpflege (Landschaftspflege) Aber marktkonform? Selbstversorgungsgrad nach Energie* Milch Geflügel Eier 114% 51% 50% Keine Subventionen! *=Inlandproduktion/Verbrauch Brutto (inkl. aus Importfuttermittel hergestellten Produkten) (SBV) 23
24 Bsp. 4: Strukturhilfe 24
25 Bsp. 4: Strukturhilfe Infrastrukturanlagen altern 25
26 Bsp. 4: Strukturhilfe Fazit Subventionen/Investitionskredite: Investitionshilfen oder Anreiz für Fehlinvestition? Staatliche Unterstützung entgegen der Marktsignale Staatliche Mitverantwortung an Konflikten mit der Raumplanung Nachhaltigkeit von Investitionen in landwirtschaftliche Basisinfrastrukturen ist grösser Investitionsbedarf bei landwirtschaftlichen Basisinfrastrukturen wird unterschätzt! 26
27 Bsp. 5: Per 2017 eingeführte Hangbeiträge im Talgebiet Begründung BLW: Die Erschwernisse in der Talzone sind mit denjenigen im Berg- und Hügelgebiet vergleichbar, weshalb sich eine analoge Unterstützung bzw. Förderung rechtfertigt. Neigung Hanglage Beitrag/ha/Jahr 18-35% % >50% ZH: geschätzte Mehrkosten von 2 Mio. CHF Bundesbeiträge/Jahr 27
28 Bsp. 5: Hangbeiträge im Talgebiet 28
29 Bsp. 5: Hangbeiträge im Talgebiet Fazit Zusatzbeiträge ohne Zusatzwirkung Grosser Vollzugsaufwand für Kantone Direktzahlungen für mehr LN? (Hobbytierhalter an Böschungen) 29
30 Und nun was 4 wichtige Herausforderungen 30
31 1) Nicht mehr Geld ins System 3.7 Mia Bundesgelder halten und sinnvoll verteilen Solidarität mit anderen Branchen bei Sparprogrammen Gesellschaftliche Zahlungsbereitschaft nicht überstrapazieren 31
32 2) Orientierung am Produktionsziel Expo Milano,
33 2) Orientierung am Produktionsziel und dabei auf FFF Fokus Primärkalorien für Humanernährung Anpassung DZ-System (Bund) 33
34 2) Orientierung am Produktionsziel Erhalt der Produktionsgrundlage Boden (Raumplanung und Bodenschutz) Effort für Bodenverbesserungsprojekte (Bund und Kanton) 34
35 2) Orientierung am Produktionsziel Fokus auf Ressourceneffizienz legen unbequeme Fragen: - 1 intensive Kuh 2 Biokühe - Hinterfragen der staatlichen Bioförderung - Anpassung DZ-System (Bund, Kanton) 35
36 2) Orientierung am Produktionsziel Intensivlandwirtschaftszonen planen (kantonal) staatliche Hilfen vermehrt an Markt ausrichten 36
37 3) Mut zu Prioritäten und Mut zur Lücke in der Strategie Style-Photography fotolia.com 37
38 3) Mut zu Prioritäten Mittel der einzelbetrieblichen Subventionierung umlagern auf Basisinfrastruktur 38
39 3) Mut zu Prioritäten Profilierung der CH-Landwirtschaft mit maximalem Tierwohl oder minimalen Luftemissionen? 39
40 3) Mut zu Prioritäten Möglichst viel oder möglichst hochwertige Ökoflächen? 40
41 3) Mut zu Prioritäten Prof. Adrienne Grêt-Regamey Planning of Landscape and Urban Systems (PLUS) ETH Zürich 41
42 3) Mut zu Prioritäten Prof. Adrienne Grêt-Regamey Planning of Landscape and Urban Systems (PLUS) ETH Zürich 42
43 3) Mut zu Prioritäten Nicht überall alles Kulturlandschaffung/Waldrodung auf 1200müM, Kt. TI 43
44 4) Vereinfachungen zwingend Was passiert, wenn es nicht geregelt wird? nicht mit Beiträgen unterstützt wird? Vereinfachung im DZ-System erforderlich 44
45 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 45
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