Evaluation des Projekts Fit für die Schule
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- Ingrid Böhm
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1 Evaluation des Projekts Fit für die Schule Ein Sprachförderprojekt für Einschulungskinder des AK-Sprache in Kamp-Lintfort Prof. Dr. Barbara Gasteiger-Klicpera Pädagogische Hochschule Weingarten
2 Überblick Statistische Auswertung zu folgenden Fragen: 1. Wirkt das spezifische Sprachförderprogramm? 2. Unterscheiden sich Kinder, die zuvor in den KITAsallgemein sprachlich gefördert wurden, im Eingangstest BISC von denen ohne vorherige Sprachfördermaßnahmen? 3. Lassen sich bei KITAsan den verschieden Standorten Unterschiede im Effekt des Sprachförderprogramms feststellen? 4. Wie verläuft die Entwicklung bei Kindern mit unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen der phonologischen Bewusstheit? 5. Wie verläuft die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit von Risikokindern? 6. Wirkt die Sprachförderung bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund in derselben Weise?
3 Beschreibung der Stichprobe Gesamtgruppe: 306 Kinder Regelmäßige Teilnahme (mind. 19 x) an Sprachförderung: 234 Kinder (76,5 %) keine regelmäßige Teilnahme an Sprachförderung: 72 Kinder (23,5 %) vorher keine allgemeine Sprachförderung: vorher allgemeine Sprachförderung: keine Angaben hierzu bei kein Migrationshintergrund: Migrationshintergrund: Geschlecht: 174 Kinder 132 Kinder 173 Kinder 112 Kinder 21 Kindern 155 Jungen 151 Mädchen
4 1. Gesamtergebnis: Fördereffekt
5 Herangehensweise zur Beantwortung der 1. Frage Notwendig ist die Berücksichtigung von Entwicklungseffekten, da sich alle Kinder über eine bestimmte Zeitspanne weiterentwickeln. Entscheidende Frage ist: Entwickeln sie sich in bestimmten Bereichen, z.b. der phonologischen Bewusstheit, aufgrund der spezifischen Förderung oder ist der Lernzuwachs der allgemeinen Entwicklung / Förderung zu verdanken?
6 Herangehensweise Möglichkeiten der Klärung: a) ohne begleitende Forschung: Exakte Nutzung bereits evaluierter Förderprogramme. Das genutzte evaluierte Trainingsprogramm wurde jedoch angepasst im Hinblick auf Umfang und Inhalt. b) mit begleitender Forschung: Vergleich der Gruppe geförderter Kinder mit nicht geförderten Kindern oder Vergleich der Gruppe geförderter Kinder mit unregelmäßig teilnehmenden Kindern.
7 keine regelmäßige Teilnahme N=70 regelmäßige Teilnahme N=233 Zeit: F (1, 301)= 90,05; p < 0.01; η 2 =0.23 Zeit x spez. Sprachförderung: F (1, 301)= 3,022; p= 0.08; η 2 = 0.01
8 Effekt regelmäßiger Teilnahme Kinder, die regelmäßig an der spezifischen Sprachförderung teilgenommen haben, beginnen zwar schon von einem besseren Ausgangswert aus, der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist zu Beginn jedoch noch nicht sehr groß. Der Leistungszuwachs der regelmäßig teilnehmenden Kinder ist jedoch wesentlich größer als jener der unregelmäßig teilnehmenden, so dass zum zweiten Testzeitpunkt der Abstand zwischen den beiden Gruppen wesentlich größer ist und die teilnehmenden Kinder fast keine Fehler mehr machen.
9 2. Effekt vorheriger Sprachförderung
10 Effekt vorheriger allgemeiner Sprachförderung U-Test (MZP1): p < 0.01 µ vorherkeineallgemeinesprachförderung = 1,58 N=172 µ vorher allgemeinesprachförderung = 2,33 N=110 Beide Gruppen unterscheiden sich deutlich schon zum ersten Testzeitpunkt. Deshalb sind die beiden Gruppen bei bestimmten Fragestellungen eigentlich nicht vergleichbar (sind auch keine signifikanten Unterschiede in der Entwicklung nachweisbar).
11 3. Unterschiede zwischen KITAS an verschiedenen Standorten
12 Unterschiede zwischen Stadtvierteln Zwischen den einzelnen KiTas bestehen z.t. deutliche Unterschiede in der Entwicklung der Kindergruppen Zeit x KITA-Code: F ( 13, 289) = 2,93; p < 0.01; η 2 = 0,117 Allerdings sind diese Unterschiede aufgrund der mangelnden regionalen Datengrundlage nicht erklärbar, d.h. nicht auf externe Variablen, wie Stadtviertel, soziale Umgebung oder Einzugsgebiet zurückführbar. Andere Studien zu Bildungschancen haben hierzu wenig Belege gefunden. Mögliche, aber hier nicht überprüfte Erklärungsansätze, liegen im methodischen Bereich der Datenerhebung, der Struktur- und Prozessqualität im Rahmen der Fördermaßnahme.
13 4. Entwicklungsunterschiede aufgrund vorheriger Leistungsunterschiede
14 Beantwortung nicht möglich wegen Deckeneffekten Fragestellung: Entwickeln sich anfangs bessere Kinder positiver als anfangs schlechtere Kinder? Einteilungskriterien: Kinder mit 0 und 1 Punkt ergeben zusammen etwa 51 % der Stichprobe Da die Sprachförderung aber nachweislich einen Effekt hat, haben nach Durchführung genannter Teilung jene Kinder mit 0/1 Punkt kaum Möglichkeiten, sich punktemäßig zu verbessern; der Spielraum für die Kinder mit mehr Punkten ist jedoch größer, dadurch entsteht ein an sich sinnloser statistischer Effekt (die Gruppen unterscheiden sich laut Varianzanalyse natürlich signifikant voneinander).
15 5. Entwicklungsverläufe von Risikokindern
16 Entwicklung der Risikokinder vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt Zweiter Messzeitpunkt kein Risikokind Risikokind Gesamt MZP I Erster Messzeitpunkt: Kein Risikokind Erster Messzeitpunkt: Risikokind Gesamt MZP 1I
17 Entwicklung der Risikokinder vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt 259 Kinder sind zu keinem Zeitpunkt Risikokinder 9 Kinder sind zu beiden Zeitpunkten Risikokinder Erster Messzeitpunkt: 261 NR zu 43 R Zweiter Messzeitpunkt: 293 NR zu 11 R Zum ersten MZP gibt es 34 Risikokinder, die zum zweiten keine mehr sind Zum zweiten MZP gibt es 2 Kinder mit Risiko, die zum ersten keine Risikokinder waren
18 Anzahl an Risikokindern und Teilnahme an Sprachförderung Zweiter Messzeitpunkt kein Risikokind Risikokind Gesamt MZP I Erster Messzeitpunkt: Kein Risikokind / / /204 Erster Messzeitpunkt: Risikokind 34 11/23 9 3/ /29 Gesamt MZP II / / /233 keine regelmäßige Teilnahme regelmäßige Teilnahme an Sprachförderung
19 Anzahl an Risikokindern und Teilnahme an Sprachförderung 43 Kinder (ca. 14 %) aus der gesamten Stichprobe sind zum 1. Messzeitpunkt (MZP) Risikokinder 11 Kinder (ca. 3,6 %) der Kinder aus der gesamten Stichprobe sind zum 2. MZP Risikokinder von den niemals Risikokindern haben 204 regelmäßig teilgenommen (ca. 79 %), 55 nicht (ca. 21 %) von den immer Risikokindern haben 6 regelmäßig teilgenommen (ca. 67 %), 3 nicht (ca. 33 %) die 2 Risikokinder, die nur zum zweiten MZP ein Risiko hatten, haben beide nicht regelmäßig teilgenommen (100 %) von den 34 Kindern, die zum ersten MZP ein Risiko hatten, nicht aber zum zweiten, haben 23 regelmäßig teilgenommen (ca. 68 %), 11 nicht (ca. 32 %)
20 6. Wirkung der Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund
21 Zeit x Migrationshintergrund: F ( 1, 299) = 5,607; p < 0.05; η 2 = Dieser Effekt besteht unabhängig von: - der regelmäßigen Teilnahme an der spez. Sprachförderung - Geschlecht
22 Kinder mit Migrationshintergrund (N=130) beginnen von einem schwächeren Leistungsniveau, ihr Zuwachs ist aber deutlich höher als jener der Kinder ohne Migrationshintergrund (N=173). Dies lässt sich durch eine erhöhte Sensibilität für Phonologie erklären, die dadurch gefördert wird, dass die Kinder sehr früh beginnen, sich in zwei sprachlichen Systemen auszudrücken und darüber zu reflektieren. Obwohl sie mit geringeren Voraussetzungen in der deutschen Sprache beginnen, ist ihr Lernzuwachs größer.
23 Zeit x regelmäßige Teilnahme: F (1,128) = 0,868; n.s. -> kein Effekt der spez. Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund
24 Betrachtet man nun nur die Kinder mit Migrationshintergrund, so wird deutlich, dass sich bei diesen die Entwicklung der Kinder, die regelmäßig teilnehmen, nicht von jenen der nicht regelmäßig teilnehmenden Kinder signifikant unterscheidet. Zwar entwickeln sich auch hier die Kinder, die regelmäßig teilnehmen, besser, aber der Unterschied zu den anderen Kindern ist nicht signifikant.
25 Zusammenfassung Insgesamt ist die Sprachförderung effektiv regelmäßige Teilnahme vorausgesetzt. Kinder, die vorher allgemeine Sprachförderung hatten, weisen zu Beginn der spezifischen Förderung ein niedrigeres Leistungsniveau der phonologischen Bewusstheit auf. Sie profitieren aber in diesem spezifischen Sprachentwicklungsbereich durch die spezifische Förderung. Es sind deutliche Unterschiede in den Lernzuwächsen der Kinder zwischen einzelnen Kitas, jedoch ohne Bezugsmöglichkeit zum Standort erkennbar. Entwicklungsunterschiede aufgrund vorheriger Leistungsunterschiede sind aus methodischen Gründen nicht nachweisbar. Risikokinder verbessern sich erkennbar regelmäßige Teilnahme vorausgesetzt. Auch Kinder mit Migrationshintergrundprofitieren von der spezifischen Sprachförderung, allerdings sind keine signifikanten Effekte nachweisbar.
26 Diskussion Wieweit kann man von objektiven Daten sprechen? Wieweit kann man die Ergebnisse als replizierbar betrachten? Schulung der Erzieherinnen Verwendung von standardisierten Testverfahren Erfordernisse für eine effektive Förderung? Welche Bedeutung haben die Ergebnisse nun konkret für die pädagogische Arbeit in den KiTas? Welche Konsequenzen lassen sich aus der Evaluation ziehen?
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