Carl Friedrich Gethmann. Die rationale Rekonstruktion von Risiken bei Schadenszenarien mit großem Schadensausmaß ( Katastrophen )
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- Heidi Baum
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1 Carl Friedrich Gethmann Die rationale Rekonstruktion von Risiken bei Schadenszenarien mit großem Schadensausmaß ( Katastrophen ) 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung 2 Risikovergleiche und pragmatische Konsistenz 3 Katastrophen
2 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung
3 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung Risiko Verteilbarkeit setzt Vergleichbarkeit voraus. Vergleichbarkeit setzt Verallgemeinerbarkeit voraus. rationaler Risikobegriff
4 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung Handlung (:= Zweckrealisierungsversuch) (Handlungs-)folge Zweck Ziel Handlungsstörung o Mißlingen o Nebenfolge o Zufall/ Geschick Unglück Glück
5 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung Lebenseinstellungen (-formen) resignativ konfident Geschick bewältigen o vermeiden (Prävention) o beseitigen (Kuration) o ausgleichen (Kompensation) Versicherung Wettverhalten
6 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung JAKOB BERNOULLI ( ): Wahrscheinlichkeitstheorie THOMAS BAYES ( ) : rationales Wettverhalten H r = W x S
7 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung Rationalitätsbedingungen: (i) numerische Ausdrückbarkeit - kardinale - ordinale Wahrscheinlichkeit Schaden (konvers Nutzen) - bekannte Ereignisse - Mortalitätsrate - prognostizierte Ereignisse - Morbiditätsrate - aggregierte Ereignisse - ausgefallene Mannstunden - andere
8 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung (ii) formale - Konsistenz - Transitivität - weitere
9 1 Gefahrenwahrnehmung und Risikobeurteilung Unterscheide: Gefahr (-enwahrnehmung) Risiko (-beurteilung)
10 2 Risikovergleiche und pragmatische Konsistenz
11 2 Risikovergleiche und pragmatische Konsistenz Akzeptanz - Akzeptabilität Kategorisch - hypothetisch Prinzip der pragmatischen Konsistenz: Wenn du bereit bist, ein Risiko auf Dich zu nehmen oder anderen zuzumuten, dann mußt du auch bereit sein, ein Risiko (der gleichen Risikoklasse ) auf Dich zu nehmen, das kleiner/gleich dem ersten Risiko ist. (Nutzen: ceteris paribus)
12 Kritik: 2 Risikovergleiche und pragmatische Konsistenz o Inkommensurabilität (Vergleichsklassen) o Akkumulation (Risikobilanz vs. Optionenvergleich) o Freiwilligkeit (vs. Inkaufnahme)
13 2 Risikovergleiche und pragmatische Konsistenz Anmerkung: "Sicherheit" einstellige Rekonstruktion > sicher (O) < zweistellige (komparative) Rekonstruktion > sicherer als (O 1, O 2 ) <
14 3 Katastrophen
15 Bewältigung eines Ereignisses: 3 Katastrophen Vermeidung des Ereigniseintritts (Prävention) Behebung des Schadens als Folge des Ereignisses (Kuration) Ausgleich der Schadensfolgen (Kompensation) (quartum non datur)
16 Bewältigung: rationale technische 3 Katastrophen nota: rationale Bewältigung geht der technischen voraus; empirische wie die Bewältigung de facto erfolgt; was de facto getan wird, ist nicht schon dadurch richtig, d.h. hält nicht ohne weiteres einer rationalen Beurteilung nach Kriterien stand; gilt auch für faktische Akzeptanz.
17 3 Katastrophen These: Das Risikokonzept ist für Vergleiche von Handlungen und anderen Ereignissen mit Schadenspotentialen unentbehrlich. Von der Wahrscheinlichkeit des Ereigniseintritts kann auch bei großen Schadenspotentialen nicht abgesehen werden.
18 3 Katastrophen Katastrophe: individuelle kollektive Schäden großen Ausmaßes, die von Kollektiven wie Versichertengemeinschaften oder Nationen zu tragen sind.
19 3 Katastrophen Definitionen: Eine Katastrophe ist ein außergewöhnliches Schadensereignis, das Leben und Gesundheit einer großen Anzahl von Menschen, erhebliche Sachwerte oder die lebensnotwendige Versorgung der Bevölkerung in so hohem Maße schädigt oder gefährdet, daß es mit den örtlich verfügbaren Mitteln nicht zu bewältigen ist und zusätzliche Hilfe erforderlich macht. (R. Schultze, Lex BioE, II, 342)
20 Zirkelprobleme: (N. Rescher, Risk, 1983, 70f) 3 Katastrophen Catastrophes are extraordinary negativities of particular severity [ ]. With catastrophes we have crossed the threshold of relative unacceptability. Faced with the prospect of catastrophe, we would willingly sacrifice anything (within the range of ordinary negativities) to avert it. The balance of probabilities becomes irrelevant.
21 3 Katastrophen ähnlich: U. Beck, Risikogesellschaft, Frankfurt am Main 1986
22 3 Katastrophen (Verborgener) naturalistischer Fehlschluss: Als klein werden gerade diejenigen Schäden eingestuft, die zu akzeptieren Akteure unter Normalfallbedingungen bereit sind. They are part of the banal fabric of our everyday-life dealings. (N. Rescher, 70). Dann aber folgt logisch: Die ungewöhnlichen Schäden sind gerade diejenigen, die von Akteuren nicht mehr akzeptiert werden.
23 3 Katastrophen Meta-Kritik an den Einwänden gegen die Generalität des Standard- Risiko-Verständnisses: a) die Bestimmung von gewöhnlicher Schaden und Akzeptabilität ist zirkulär; b) die Bezugnahme auf die (oft kleine) Eintrittswahrscheinlichkeit wird als (implizite) Hinnahme des Schadens interpretiert; c) es werden nur singuläre Risiken und nicht Risikovergleiche betrachtet.
24 3 Katastrophen Risikovergleiche Es gibt nicht abzuweisende pragmatische Gründe, Risiken mit großen Schadenspotentialen hinsichtlich Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit vergleichbar zu machen.
25 a) Vermeidung (Prävention): 3 Katastrophen v.a. im Kontext von Vorsorgemaßnahmen b) Behebung des Schadens (Kuration): v.a. bei simultanen Schadensereignissen c) Ausgleich der Schadensfolgen (Kompensation)
26 3 Katastrophen Zusammenfassung: (i) Das rationale Risikoverständnis hat seinen genuinen Einsatzort nicht bei der kategorischen Bestimmung der Risikoakzeptabilität, sondern bei hypothetischen Vergleichen von Handlungsoptionen. (ii) Dieses Verständnis ist auch bei der rationalen Bewältigung von Katastrophen zu unterstellen.
Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.
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