Förderung der lebenspraktischen Kompetenzen im Wohnbereich Haushaltsführung Einführung. lebenspraktische Kompetenzen.
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- Tomas Jaeger
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1 Lebenswelten Durch Entwicklungen im Wohnbereich entstehen neue Tätigkeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung im Arbeitsbereich. Diese Möglichkeiten gilt es weiter auszuschöpfen, um immer mehr inklusive tagesstrukturierende Angebote anbieten zu können. Entwicklungen, die Wohnen und Arbeiten gemeinsam betrachten und neue Möglichkeiten daraus scha en, sind zu begrüßen. In einem ambulanten Wohnprojekt des Vereins MiteinandeR in Mannheim sind durch eine spezielle Konzeption rund vier Arbeitsplätze für hauswirtschaftliche Helferinnen auf dem ersten Arbeitsmarkt entstanden Förderung der lebenspraktischen Kompetenzen im Wohnbereich Haushaltsführung Einführung Der Aufgabenbereich der Förderung der lebenspraktischen Kompetenzen ist sehr vielfältig und bei jeder Person individuell. Menschen mit körperlicher Behinderung haben andere Bedürfnisse als Menschen mit geistiger Behinderung. Heilerziehungspfleger sind bei der Wohnbegleitung von Menschen mit Behinderung äußerst vielfältig gefordert und die Förderung der lebenspraktischen Kompetenzen ist unglaublich breit gefächert. Haushaltsführung π Ernährung (gesundes Essen dem vorhandenen Budget angepasst) π Beschaffung und Pflege von Kleidung π Umgang mit Geld (Einteilung, Kontoführung, Geld abheben, Versicherungen abschließen, Beantragung von Assistenz usw.) Umgang mit Behörden, Ämtern, anderen Institutionen π Schriftverkehr (zahlreiche Antragsstellungen von Mehrbedarf über Zuschüsse bis Befreiungen) π Arbeitssuche (z. B. Bewerbungen, Training für Vorstellungsgespräche) π Ausbau der Frustrationstoleranzgrenze (z. B. beim Erleben ständiger Absagen von notwendigen Antragstellungen) lebenspraktische Kompetenzen Wohnungsbeschaffung, Einrichtung und Instandhaltung Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln Umgang mit Technik (z. B. Computer, Internet, Mobiltelefon) Problembewältigung (z. B. Grenzen setzen, Umgang mit Konflikten, Vermittlung von anderen Hilfsangeboten) Wissensvermittlung im sozialrechtlichen Bereich (Hilfe zur Selbsthilfe) Freizeitgestaltung je nach individuellen Interessen (z. B. Besuch von kulturellen Veranstaltungen, Reisen) Gesundheit π Gesundheitsvorsorge π Besuche von Ärzten oder anderen notwendigen Therapien π Kurbesuche Inhalt_S
2 3 III Leben und Wohnen Begleitung beim Lebensmitteleinkauf Einkauf von Lebensmitteln Als Teil einer Alltagsbegleitung und zur Förderung der lebenspraktischen Kompetenzen übernehmen Heilerziehungspfleger mit oder für Klienten den Einkauf von Lebensmitteln. Teilweise kann dies auch im Rahmen der Versorgung einer Wohngemeinschaft getan werden. Im Vorfeld sollte geklärt werden, ob es Vorlieben für be- Nahrungsmittelunverträglichstimmte Geschäfte und bestimmte Produkte gibt oder Nahrungsmittelunverträglich- keiten keiten bestehen. Vor dem Einkauf sollte eine Einkaufsliste gemeinsam mit dem Klienten oder Bewohner erstellt werden, die man gemeinsam durchsprechen kann. Bei den Einkäufen stehen der Geschmack und die Essensvorliebe des Menschen mit Behinderung im Vordergrund. Heilerziehungspfleger beraten und unterstützen den Menschen im Rahmen seines Budgets und Bedarfs. Wenn dieser in seiner Mobilität eingeschränkt ist, sollten beim gemeinsamen Einkauf mehr Zeit eingeplant und geeignete, barrierefreie Geschäfte ausgewählt werden. Hinweise für den Einkauf von Lebensmitteln: [1] Heilerziehungspflegerin begleitet einen Klienten beim Einkauf. π saisonale Ware bevorzugen π Mindesthaltbarkeitsdatum der Ware sollte in der Zukunft liegen π Ware auf Druckstellen (z. B. bei Obst) überprüfen π ausreichend Stoffbeutel oder andere Einkaufstaschen mitnehmen Materialien zum Weiterarbeiten LS π Isoliertasche und evtl. Kühlakku für Tiefkühlware mitnehmen Einkaufswünsche π Bons und Quittungen für Reklamationen und Abrechnungen aufheben Lagerung von Lebensmitteln Grundsätzlich sollten Lebensmittel mit Bedacht ausgewählt werden. Dazu gehört, dass nur so viel eingekauft wie auch verbraucht wird. Bestimmte Lebensmittel sind jedoch nur in größeren Mengen käuflich zu erwerben und müssen gelagert werden. Dabei muss Folgendes beachtet werden: π auf den Verpackungen abgedruckte Lagerbedingungen und -zeiten π Nutzung von gut verschließbaren, leicht zu reinigenden Vorratsbehältern π bevorzugter Verbrauch von zuerst eingestellten Lebensmitteln, frisch Gekauftes wird nach hinten einsortiert ( first in, first out ) π Umfüllen angebrochener Verpackungen in wiederverschließbare Behälter π Lagerung von frischen Produkten im Kühlschrank π Lagerung von Tiefkühlprodukten im Eisfach [2] Lagerung im Kühlschrank [3] Lagerung im Vorratsschrank [4] Abschließbarer Kühlschrank in einer Wohngemeinschaft Inhalt_S
3 Lebenswelten Begleitung bei der Nahrungszubereitung Speiseauswahl nach saisonalen und regionalen Gesichtspunkten Auch wenn man es heutzutage gewohnt ist, zu Weihnachten Spargel und im Herbst Erdbeeren zu essen, gibt es viele Gründe, die für eine saisonale Auswahl von Speisen sprechen, also dafür, das zu essen und zuzubereiten, was gerade in der jeweiligen Region und Zeit geerntet wird: π Der Vitamin- und Nährstoffgehalt ist höher als bei unreif geernteten und lange gekühlten bzw. über weite Strecken transportierten Nahrungsmitteln. π Saisonale Lebensmittel sind meist preisgünstiger. π Eine saisonale Speisenauswahl bietet natürliche Abwechslung. π Die ökologische Bilanz ist positiver (Energiebedarf, Dünger- und Pestizidbedarf, Transport). Der Saisonkalender Äpfel Aprikosen Bananen Birnen Brombeeren Klementinen Erdbeeren Grapefruits Himbeeren Johannisbeeren Kirschen (süß) Kirschen (sauer) Kiwis Orangen Pfirsiche Pflaumen Quitten Stachelbeeren Weintrauben Zitronen Obst Jan. Feb. MärzApr. Mai Juni Juli Aug.Sept.Okt.Nov. Dez. Globus Quelle: erzeugermarkt 2007 Äpfel Aprikosen Bananen Birnen Brombeeren Klementinen Erdbeeren Grapefruits Himbeeren Johannisbeeren Kirschen (süß) Kirschen (sauer) Kiwis Orangen Pfirsiche Pflaumen Quitten Stachelbeeren Weintrauben Zitronen geringes Angebot starkes Angebot Auberginen Blumenkohl Bohnen grün Brokkoli Chicorée Eisbergsalat Erbsen grün Feldsalat Fenchel Gurken Kohlrabi Kürbis Mais Möhren Paprika Radieschen Porree Rosenkohl Rote Bete Rotkohl Sellerie Spargel Spinat Tomaten Weißkohl Wirsingkohl Zucchini Zwiebeln Gemüse aus heimischem Anbau Jan. Feb. MärzApr. Mai Juni Juli Aug.Sept.Okt.Nov. Dez. Auberginen Blumenkohl Bohnen grün Brokkoli Chicorée Eisbergsalat Erbsen grün Feldsalat Fenchel Gurken Kohlrabi Kürbis Mais Möhren Paprika Radieschen Porree Rosenkohl Rote Bete Rotkohl Sellerie Spargel Spinat Tomaten Weißkohl Wirsingkohl Zucchini Zwiebeln Portionsgrößen Für eine Person zu kochen, ist meist eine ebenso große Herausforderung, wie für 20 Personen zu kochen. Die benötigten Lebensmittelmengen können anhand einer Tabelle berechnet werden. Dabei gehen die Mengenangaben von einer erwachsenen Person aus und beziehen sich auf die rohen, unverarbeiteten Lebensmittel. Ältere Menschen nehmen häufig kleinere Portionen zu sich. Hauptgericht Vorsuppe Suppe/Eintopf 500 ml 200 ml Hauptgericht Beilage/Snack Suppeneinlage Kartoffeln 250 g 200 g 125 g Reis 100 g 50 g 30 g Teigwaren 100 g 60 g 30 g Gemüse 250 g 200 g 125 g Salat 500 g 150 g Pikantes Gebäck ¼ Blech ⅛ Blech Fleisch 150 g (mit Knochen) 125 g (ohne Knochen) 100 g (Hackfleisch) Fisch 250 g (mit Kopf) 150 g (als Filet) Obst 200 g (frisch) 100 g (Kompott) Süßspeise 125 g Inhalt_S
4 3 III Leben und Wohnen Herstellen von Speisen Das Herstellen von Speisen, meist Kochen oder Backen, kann nicht an einem Tag gelernt werden. Es benötigt in der Regel einige Erfahrung und Übung, Speisen selbst nach Rezept geschmackvoll zuzubereiten. Bei der Begleitung eines Menschen mit Behinderung bei der Speisenzubereitung oder beim gemeinsamen Kochen sollten folgende Grundsätze beachtet werden: π Wählen Sie ein Gericht, das den Vorlieben und den individuellen Voraussetzungen (z. B. bestimmte Konsistenz der Speisen, Diätverordnungen) der jeweiligen Person entspricht. π Überprüfen Sie einen Tag vorher, ob alle benötigten Zutaten vorhanden sind, sodass Sie fehlende Lebensmittel noch einkaufen können. π Bereiten Sie gegebenenfalls das Rezept bzw. die Kochanleitung des Gerichts angemessen vor und beachten Sie dabei die Fähigkeiten und Ressourcen des Klienten. π Stimmen Sie die Arbeitsteilung bei der Zubereitung mit dem Klienten ab und beachten Sie auch hierbei dessen Fähigkeiten und Ressourcen. π Stellen Sie Hilfsmittel, z. B. ein Fixierschneidebrett [Abb. 1], zur Verfügung. π Waschen Sie Lebensmittel immer vor dem Putzen (dem Entfernen der Schalen und nicht verwertbaren Teilen). π Wiegen bzw. messen Sie alle Zutaten gemeinsam ab und bereiten Sie diese vor (z. B. schälen, zerkleinern, einlegen). π Wählen Sie immer die schonendste Zubereitungsform, z. B. eher dünsten als kochen, eher backen als frittieren. Das Garverfahren sollte auf das Lebensmittel abgestimmt sein. π Würzen Sie nicht zu scharf und lassen Sie gegebenenfalls nachwürzen. π Richten Sie die Speisen gemeinsam appetitlich an [Abb. 3 und 4]. [1] Fixierschneidebrett [2] Die gebogene Messerklinge kann gleichzeitig als Gabel verwendet werden. [3] Angerichtetes Hauptgericht mit Tischdeko [4] Appetitlicher Salat Wenn Sie das Kochen als Bildungsangebot, z. B. eine Kochgruppe in einer Wohngemeinschaft, einrichten möchten, können Sie sich dabei an den didaktischen Prin- didaktische Prinzipen zipien orientieren. Auch ist es wichtig, sich im Vorfeld über die zu erreichenden Bil- Bildungsziele dungsziele Gedanken zu machen Inhalt_S
5 Lebenswelten Begleitung bei der Haushaltsreinigung Wenn es die Ressourcen des Klienten zulassen, dann kann die Haushaltsreinigung der eigenen Wohnung oder des eigenen Zimmers allein bzw. mit Unterstützung des Heilerziehungspflegers durchgeführt werden. Dabei sollten Hinweise oder Pläne zur Häufigkeit und Art der Reinigungsarbeiten miteinander besprochen werden. Hilfreich kann auch ein Putzplan als Erinnerungshilfe mit einer Auflistung der durchzuführenden Arbeiten sein. Bereiten Sie mit dem Klienten gemeinsam die Reinigung des Zimmers vor. Räumen Sie gemeinsam alle Flächen frei, die z. B. gesaugt werden sollen [Abb. 2]. Putzutensilien sollten vor Beginn der Haushaltsreinigung zusammenge- [2] Bewohnerin beim Staubsaugen tragen werden [Abb. 1]. Man unterscheidet drei sich ergänzende Arten der Reinigung: [1] Putzutensilien Sichtreinigung Unterhaltsreinigung Grundreinigung Es handelt sich vorwiegend um Aufräumarbeiten von Dingen, die Sie sehen. Die Sichtreinigung wird dann erledigt, wenn sie anfällt, mehrmals in der Woche, täglich oder mehrmals täglich. Dazu gehören Tätigkeiten wie z. B. π Gegenstände oder Geschirr wegräumen, π Oberflächen (z. B. Tisch) abwischen, π Müllbehälter entleeren, π Betten machen, π verwelkte Blumenblätter beseitigen oder π Spinnweben entfernen. Hier handelt es sich um alle Aufräum- und Reinigungsarbeiten, die im Alltag wiederkehren und meist einmal in der Woche erledigt werden sollten, z. B. π Staub saugen, Staub wischen, π Wäsche bügeln, π Fußböden reinigen, π Kühlschrank auf verdorbene Lebensmittel kontrollieren und auswischen, π WC, Waschbecken, Dusche /Badewanne reinigen oder π Schuhe putzen. Bei der Grundreinigung werden alle Einrichtungsgegenstände und Geräte intensiv gereinigt. Diese Reinigungsart benötigt viel Zeit und wird deshalb in größeren Abständen (z. B. 2- bis 3-mal im Jahr) durchgeführt, wie z. B. π Reinigung von Geräten wie E-Herd, Geschirrspülmaschine, π Fenster- und Türenreinigung, π Abtauen des Gefrierschrankes oder π Schränke innen und außen reinigen, aussortieren und wieder einräumen. Außerdem unterscheidet man Reinigungsverfahren für Böden, die in der Anwendung und Intensität verschieden sind: [3] Trockenreinigungsverfahren mit Staubsauger, Besen, Handfeger und Müllschippe [4] Feuchtreinigungsverfahren mit Wischgeräten und Wischtüchern [5] Nassreinigungsverfahren mit Eimer, Wischgerät und Presse Inhalt_S
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