Erfahrung nutzen Wissen vertiefen Praxis verbessern

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1 Erfahrung nutzen Wissen vertiefen Praxis verbessern Partizipative Entwicklung der Qualitätssicherung und Evaluation in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Forschungsgruppe Public Health im Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v. 1 (GBB) Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Geschäftszeichen/Förderkennzeichen: GFEL / 01EL0406 [WZB] GFEL / 01EL0416 [GBB] Projektlaufzeit: Mai 2005 Dezember 2008 Dr. Michael T. Wright, LICSW, MS Dipl.-Psych. Martina Block, MPH Dr. Hella von Unger Unter der Leitung von Prof. Dr. Rolf Rosenbrock Forschungsgruppe Public Health Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) Dipl.-Soz. Holger Kilian, MPH Dipl. Soz.-Päd. Sven Brandes, MPH Marco Ziesemer Unter Leitung von Carola Gold Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v. (GBB) Endbericht 1 Das Präventionsforschungsprojekt wurde 2004 von der Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheit Berlin e.v. beantragt, die im Mai 2009 in der länderübergreifenden Arbeitsgemeinschaft Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v. aufging. Der vorliegende Bericht verwendet durchgehend die aktuelle Bezeichnung.

2 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 2 Danksagung Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Workshops, der Fokusgruppendiskussionen und Projektberatungen sowie bei den Interviewpartner/innen. Mehr als 100 Praktikerinnen und Praktiker haben im Laufe des Forschungsprojektes mit ihrem Engagement und ihrer Offenheit dazu beigetragen, die Ideen und Konzepte der Partizipation in der Entwicklung, Umsetzung und Bewertung gesundheitsfördernder Interventionen mit Leben zu erfüllen und in Ansätze zu übersetzen, die für die Arbeit vor Ort hilfreich sind.

3 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 3 Inhalt 1 Einführung Zur Ausgangslage Das Forschungsprojekt im Kontext des Diskurses zur Qualität in der Primärprävention und Gesundheitsförderung Aufbau des Berichts Literatur Partizipative Qualitätsentwicklung: eine Begriffsbestimmung Definition Lokales Wissen, lokale Theorien Lokale Evidenz Zusammenarbeit in der Partizipativen Qualitätsentwicklung Zum Verständnis von Partizipation Partizipative Qualitätsentwicklung in der Anwendung Schnittstellen der Partizipativen Qualitätsentwicklung zu anderen Ansätzen der Qualitätsentwicklung Fazit Literatur Methodik und Design Ziele des Forschungsprojekts Grundsätzliches zum Forschungsdesign und zum analytischen Verfahren Methoden-Workshops Wissenschaftliche Begleitung einzelner Einrichtungen (Projektberatungen) Reflexion der Good Practice-Kriterien Internet-Handbuch Literatur Partizipative Workshops für die Entwicklung und Vermittlung der Methoden und Konzepte der Partizipativen Qualitätsentwicklung Einführung Ziele der Workshop-Reihe Entwicklung der Workshopinhalte Aufbau des Curriculums Ablauf der Workshops Evaluation der Workshops Nutzen der Workshops und Kompetenzerweiterung bei den Teilnehmenden Schlussfolgerungen Literatur... 66

4 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 4 5 Die wissenschaftliche Beratung von Projekten der Gesundheitsförderung und Prävention vor Ort Wissenschaftliche Beratung in der partizipativen Forschung Überblick über die Einrichtungen und die Beratungstätigkeit Zielfindung in der Beratung Gestaltung und Verlauf der Beratung Erfolgskriterien für die Beratung Fördernde und hemmende Bedingungen in der Beratung Fazit Literatur Good Practice Einleitung Der Good Practice-Ansatz des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Fragestellung Ergebnisse Diskussion und Fazit Literatur Interaktiv und Online: Internet-Plattform zur nachhaltigen Nutzung der Projektergebnisse Der Entwicklungs- und Schreibprozess Gestaltung der Seite Inhalte: Konzepte, Methoden und Praxisbeispiele Einbindung der Nutzer/innen in den Entwicklungsprozess Interaktivität in der Nutzung Der Einsatz von Grafiken (Zwischen-) Fazit Literatur Zusammenfassung und Empfehlungen Hintergrund, Ziele und Design Ergebnisse Empfehlungen Verwertung und Transfer der Ergebnisse Internet-Plattform Wissenschaftliche und praxisorientierte Publikationen Vorträge auf einschlägigen Konferenzen und Fachveranstaltungen Qualifizierung der Anbieter Qualifizierung der Multiplikatoren Integration in Steuerungsstrukturen Anlagenübersicht

5 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 5 Tabellen Tabelle 1: Häufigkeit der Workshopbesuche (Personen, n = 69)...29 Tabelle 2: Häufigkeit der Workshopbesuche pro Einrichtung (nur Einrichtungen mit mindestens vier Besuchen)...29 Tabelle 3: Anzahl der Teilnehmer/innen an den Fokusgruppendiskussionen...44 Tabelle 4: Dauer der Fokusgruppendiskussionen nach Bundesländern (in Minuten Audiomitschnitt)...45 Tabelle 5: Antworten zu der Frage: Der Workshop war nützlich für meine Arbeit...60 Tabelle 6: Arbeitszeit für die Beratungstätigkeit...68 Tabelle 7: Übersicht der Projektberatungen...91 Tabelle 8: Punktbewertung der Good Practice-Kriterien zum Thema Relevanz Tabelle 9: Punktbewertung zur Umsetzbarkeit der Kriterien (N=21) Tabelle 10: Punktbewertung zur Überprüfbarkeit der Kriterien (N=26)...107

6 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 6 Abbildungen Abbildung 1: Der Zyklus der Partizipativen Qualitätsentwicklung (eigene Darstellung)...11 Abbildung 2: Beziehungsdreieck der Partizipativen Qualitätsentwicklung...13 Abbildung 3: Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung und Prävention...14 Abbildung 4: Auswahl an partizipativen Methoden nach Grad der möglichen Partizipation seitens der Zielgruppe...19 Abbildung 5: Partizipative Qualitätsentwicklung als exklusiv genutztes Verfahren...22 Abbildung 6: Sukzessiver Einsatz unterschiedlicher Verfahren...23 Abbildung 7: Parallele Anwendung unterschiedlicher Verfahren...23 Abbildung 8: Integrierte Umsetzung von PQ und anderen Verfahren...23 Abbildung 9: Rücklauf der Bewerbungen aus der Datenbank Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten...34 Abbildung 10: Veranstaltungsräume in Berlin, Hessen und Thüringen (von links)...42 Abbildung 11: Punktbewertung der Kriterien in den Fokusgruppen (Beispiel-Ausschnitt)...43 Abbildung 12: Auswahlverfahren für die Beispiele guter Praxis...97 Abbildung 13: Darstellung eines Good Practice-Beispiels auf Abbildung 14: Punktbewertung der 2. Fokusgruppe Berlin Abbildung 15: Startseite von Abbildung 16: Grafik des PQ-Zyklus Abbildung 17: PQ-Zyklus als Navigationselement auf den Unterseiten der Plattform Abbildung 18: Kommentarfunktion Abbildung 19: Erweiterungsfunktion Abbildung 20: Bewertungsfunktion Abbildung 21: Grafik Kreise der Entscheidung Abbildung 22: Stationen des gemeinsamen Schreibprozesses Abbildung 23: Elemente des Verwertungs- und Transferkonzeptes...133

7 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 7 1 Einführung 1.1 Zur Ausgangslage Der Gesetzgeber hat zu seinem Ziel erklärt, sozial bedingte Ungleichheiten von Gesundheitschancen zu reduzieren. Ausdruck hierfür sind die Armuts- und Reichtumsberichterstattung, die Programme auf bundesdeutscher und europäischer Ebene (insb. das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt und das Projekt Determine auf europäischer Ebene), aber auch die Gesundheitsreform 2000 mit dem damals neuen 20 SGB V. Das bundesweite Projekt Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte wurde 2002 von Gesundheit Berlin- Brandenburg in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gegründet, um wesentliche strukturelle Bedingungen zur Realisierung dieses Ziels zu schaffen. Das Projekt will die Praxis der Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte durch praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn unterstützen. In den ersten Projektphasen wurde festgestellt, dass es in Deutschland an Markttransparenz bei der Umsetzung gesundheitsfördernder Angebote für sozial Benachteiligte mangelt. Das Handlungsfeld stellte sich als diffus und unüberschaubar hinsichtlich der praktizierten Interventionsansätze, Trägerstruktur, Zielgruppen- und Problemorientierung dar. Um diese Lage zu verbessern, wurde eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Angebote durchgeführt. An potenzielle Träger gesundheitsfördernder Angebote in der ganzen Bundesrepublik wurde ein Fragebogen verschickt. Um die vielen Facetten im Bereich Gesundheitsförderung abbilden zu können, sollte dadurch eine breite Streuung gewährleistet werden. Die enge Zusammenarbeit mit dem Programm E&C (Entwicklung & Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten) machte die besondere Offenheit der Erhebung auch für die Schnittstellen gesundheitsfördernder und sozialarbeiterischer Konzepte deutlich. Die daraus entstandene Datenbank von über Projekten ( wurde einer deskriptiven Auswertung unterzogen, die u.a. zu dem Ergebnis kam, dass ein großer Bedarf an Strategien für die Qualitätssicherung und Evaluation der Arbeit der Projekte existiert. Um die Projekte in diesem Bereich zu unterstützen, begann im Januar 2004 der Aufbau regionaler Knotenpunkte in sechs Bundesländern, die Koordinierung und Vernetzung der Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Zielgruppen fördern sollen. Die Regionalen Knoten wurden zunächst mit jeweils einer halben Personalstelle ausgestattet und vom Träger des Regionalen Knotens, i.d.r. die jeweilige Landesvereinigung für Gesundheit, und der BZgA jeweils zur Hälfte finanziert. Bis Anfang 2008 konnten Regionale Knoten in allen 16 Bundesländern aufgebaut werden, deren Finanzierung überwiegend paritätisch durch die Landesministerien für Gesundheit und die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen gesichert wird. Die Arbeit der Regionalen Knoten wird durch die zentrale Koordinierungsstelle des Kooperationsverbundes bei Gesundheit Berlin-Brandenburg begleitet, um den Prozess der Qualitätsentwicklung voranzutreiben und damit Transfer und Erfahrungslernen zu fördern. Dies benötigt eine breite Grundlage von nationalen und internationalen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis. Um diese Grundlage aufzubauen, wurde im Rahmen der ersten Ausschreibung des Förderprogramms Präventionsforschung des BMBF die Finanzierung einer Zusammenarbeit zwischen Gesundheit Berlin-Brandenburg und der Arbeitsgruppe Public Health im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung beantragt. Diese Zusammenarbeit sollte durch einen partizipativen Prozess die Entwicklung und Implementierung angemessener Methoden der Qualitätssicherung und Evaluation in der Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte realisiert werden.

8 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Das Forschungsprojekt im Kontext des Diskurses zur Qualität in der Primärprävention und Gesundheitsförderung Die lebensweltorientierte Gesundheitsförderung und Prävention (Setting-Ansatz, communitybased prevention) stehen im Mittelpunkt internationaler Bestrebungen, sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen durch Angebote des Gesundheitswesens besser zu erreichen. Im Sinne der Ottawa-Charta (WHO, 1986) sollen diese Maßnahmen Bürger und Bürgerinnen befähigen, positive und negative Einflüsse auf ihr Wohlbefinden und ihren gesundheitlichen Zustand zu erkennen und entsprechende Verbesserungen zu bewirken (empowerment). Maßnahmen dieser Art können nicht von oben verordnet werden, sondern sind notwendigerweise lokal situiert und von den Interessen der Menschen vor Ort bestimmt (community-driven), so dass deren Beteiligung an der Gestaltung und Ausrichtung der Maßnahmen maximiert wird (Greenwood et al., 1993; Minkler &Wallerstein, 2003). Ein hoher Grad an Teilnahme und Teilhabe (participation) trägt zu Wirksamkeit und Nachhaltigkeit lebensweltorientierter Maßnahmen bei (US Department of Health and Human Services, 2003; Israel et al., 1998; Israel et al., 2006). Um lebensweltorientierte Maßnahmen vor allem bei sozial Benachteiligten zu realisieren, ist es in der Regel notwendig, die Kompetenzen der zu erreichenden Menschen (Zielgruppen) zu stärken (capacity building) und Strukturen zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, die Ursachen für ihre gesundheitlichen Probleme zu benennen und angemessene Lösungsstrategien (mit) zu entwickeln (Israel et al., 2006; Viswanathan et al., 2004; US Department of Health and Human Services, 2003). Lebensweltorientierte Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten stellen für die Qualitätsentwicklung eine besondere Herausforderung dar, weil die charakteristischen niedrigschwelligen Interventionen sich kaum standardisieren lassen (vgl. Sachverständigenrat, 2008). Ein weiteres Kennzeichen des Arbeitsfeldes ist die Vielfalt der Träger, Organisationsformen und Interventionsmethoden, die gewährleisten sollen, dass ein breites Spektrum an Zielgruppen in den unterschiedlichen Settings und unter Berücksichtigung lokaler Bedingungen erreicht wird (Kilian et al., 2004). Ein viel versprechender Ansatz, eine gegenstandsangemessene, wissenschaftlich fundierte Qualität in der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention zu fördern, ist die partizipative Forschung, die international unter dem Begriff community-based participatory research (CBPR) bekannt ist. Auch die partizipative Forschung stellt Befähigung (empowerment), Kompetenzentwicklung (capacity building) und Partizipation in den Mittelpunkt. In einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Praxis, Geldgeber/innen und Zielgruppen sollen Gesundheitsprobleme erforscht und angemessene Interventionen entwickelt werden (vgl. Kriterien der CBPR von Israel et al., 2003). Vor allem im angloamerikanischen und skandinavischen Raum, aber auch in der Entwicklungszusammenarbeit werden partizipative Forschungsmethoden in der Gesundheitsforschung mit Erfolg angewendet (s. Überblick bei Wright, 2004; vgl. Viswanathan, et al., 2004; Gernmann, et al., 1996; Klinger & Steigerwald, 1998). In der deutschen Wissenschaft auch in der deutschen Gesundheitsforschung sind partizipative Forschungsmethoden bislang jedoch kaum vertreten (von Unger et al., 2007). Vor diesem Hintergrund hat die Forschungsgruppe Public Health im WZB in einer Expertise im Auftrag des Bundesverbandes der Betriebeskrankenkassen (BKK) die Übertragung international erprobter partizipativer Forschungsmethoden auf den Bereich der Qualitätsentwicklung von Settingprojekten in Deutschland vorgeschlagen (Wright, 2004). In einem weiteren Beitrag wurde argumentiert, dass die Forderung nach theoriegeleiteten, evidenzbasierten, qualitätsgesicherten Settingprojekten an lokale Bedingungen angepasst werden muss, und dass für die Begleitung der

9 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 9 Qualitätsentwicklung partizipative Forschungsmethoden besonders geeignet sind (Wright, 2006). Im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsprojekts konnten diese Ideen umgesetzt werden. Die Studie hatte als Ziele Konzepte- und Methoden für partizipative Qualitätsmaßnahmen zu entwickelten und die Machbarkeit der Anwendung dieser Konzepte und Methoden in der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten zu überprüfen. 1.3 Aufbau des Berichts Im Kapitel 3 (Methodik und Design) werden die Organisation und Durchführung des Forschungsprojekts sowie die angewandten Verfahren der Datenerhebung und analyse dargestellt. Kapitel 2 (Partizipative Qualitätsentwicklung) fasst die zentralen Ergebnisse des Forschungsprojekts auf der konzeptuellen/theoretischen Ebene zusammen und verortet diese Ergebnisse in der Landschaft der Qualitätsentwicklung im Bereich der Primärprävention und Gesundheitsförderung in Deutschland. Der Übergriff für die aus dem Projekt resultierenden Konzepte und Methoden lautet: Partizipative Qualitätsentwicklung. In den nächsten vier Kapiteln werden die einzelnen Bestandteile des Forschungsprojekts vorgestellt: Workshops zur Entwicklung und Vermittlung von Konzepten und Methoden (Kapitel 4), die wissenschaftliche Beratung von Projekten vor Ort (Kapitel 5), Good Practice-Kriteren (Kapitel 1) und ein internetbasiertes Handbuch (Kapitel 7) Diese Kombination aus Handlung (in diesem Fall der Entwicklung und Umsetzung von Qualitätsmaßnahmen) und Untersuchung ist ein Kennzeichen der partizipativen Gesundheitsforschung. Jeder Projektbestandteil wird beschrieben und der Beitrag zur Entwicklung partizipativer Qualitätsmaßnahmen wissenschaftlich bewertet. Am Ende jedes Kapitels steht ein Fazit mit Empfehlungen. In Kapitel 8 (Zusammenfassung und Empfehlungen) werden die zentralen Erkenntnisse aus den verschiedenen Projektbestandteilen zusammengetragen und übergreifende Empfehlungen in Bezug auf die Anwendung partizipativer Qualitätsmaßnahmen in der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten formuliert. 1.4 Literatur Gernmann, D., Gohl, E. & Schwarz, B. (1996). Participatory Impact Monitoring. Eschborn: GATE/ GTZ. Greenwood, D., Whyte, W.F. & Harkavy, I. (1993). Participatory Action Research as a Process and as a Goal. Human Relations, 46(2), Israel, B.A., Krieger, J., Vlahov, D., Ciske, S.,, Foley, M., Fortin, P., Guzman, J.R., Lichtenstein, R., McGranaghan, P., Palermo, A. & Tang, G (2006). Challenges and Facilitating Factors in Sustaining Community-Based Participatory Research Partnerships: Lessons Learned from the Detroit, New York City and Seattle Urban Research Centers. Journal of Urban Health: Bulletin of the New York Academy of Medicine, 83 (6),

10 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 10 Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A. & Becker, A.B. (1998). Review of Community-Based Research: Assessing Partnership Approaches to Improve Public Health. Annual Review of Public Health, 19, Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A., Becker, A.B., Allen, A.J., & Guzman, J.R. (2003). Critical Issues in Developing and Following Community-Based Participatory Research Principles. In M. Minkler, N. Wallerstein (Hg.), Community-Based Participatory Research for Health (S ). San Francisco: Jossey-Bass. Kilian, H., Geene, R., Philippi, T. & Walter, D. (2004). Die Praxis der Gesundheitsförderung im Setting. In R. Rosenbrock, M. Bellwinkel, A. Schröer (Hg.), Primprävention im Kontext sozialer Ungleichheit (S ). Bremerhaven: NW-Verlag. Klinger, E. & Steigerwald, V. (1998). Project Monitoring: An Orientation for Technical Cooperation Projects. Eschborn: Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), Strategic Corporate Development Unit. Minkler, M., Wallerstein, N. (Hg.) (2003). Community-Based Participatory Research for Health. San Francisco: Jossey-Bass. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (2007). Kooperation und Verantwortung: Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit. von Unger, H, Block, M, Wright, MT (2007). Aktionsforschung im deutschsprachigen Raum. Zur Geschichte und Aktualität eines kontroversen Ansatzes aus Public Health Sicht. In der Reihe Discussion Papers. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. US Department of Health and Human Services, Agency for Healthcare Research and Quality (2003). Creating Partnerships, Improving Health: The Role of Community-Based Participatory Research. Washington, DC: US Department of Health and Human Services. Viswanathan, M., Ammerman, A., Eng, E., Gartlehner, G., Lohr, K.N., Griffith, D., Rhodes, S., Samuel-Hodge, C., Maty, S., Lux, L., Webb, L., Sutton, S.F., Swinson, T., Jackman, A. & Whitener, L (2004). Community-Based Participatory Research: Assessing the Evidence. Summary, Evidence Report/Technology Assessment: Number 99. AHRQ Publication Number 04-E022-1, August Rockville, MD: Agency for Healthcare Research and Quality. World Health Organization (WHO) (1986). Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung. Kopenhagen: WHO Europa. Wright, M.T. (2004). Partizipative Qualitätssicherung und Evaluation für Präventionsangebote in Settings. In R. Rosenbrock, M. Bellwinkel, A. Schröer (Hg.), Primäre Prävention im Kontext sozialer Ungleichheit (S ). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW für Neue Wissenschaft. Wright, M.T. (2006). Auf dem Weg zu einem theoriegeleiteten, evidenzbasierten, qualitätsgesicherten Primärprävention in Settings. Jahrbuch für Kritische Medizin, 43,

11 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 11 2 Partizipative Qualitätsentwicklung: eine Begriffsbestimmung 2.1 Definition Partizipative Qualitätsentwicklung bedeutet eine ständige Verbesserung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention durch eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Projekt, Zielgruppe, Geldgeber/innen und eventuell anderen wichtigen Akteur/innen. Ein Kennzeichen dieser Zusammenarbeit ist eine möglichst starke Teilnahme und Teilhabe (Partizipation, vgl. auch Abschnitt 2.5 auf Seite 13) der Projektmitarbeiter/innen und vor allem der Zielgruppen an den vier Phasen der Entwicklung von Maßnahmen: Bedarfsbestimmung, Interventionsplanung, Durchführung und Evaluation/Auswertung (s. Abbildung 1) (vgl. Public Health Action Cycle in Rosenbrock & Gerlinger, 2004). Abbildung 1: Der Zyklus der Partizipativen Qualitätsentwicklung (eigene Darstellung) Partizipative Qualitätsentwicklung lebt maßgeblich vom lokalen Wissen der Beteiligten und unterstützt sie dabei, dieses Wissen zu nutzen, zu reflektieren und zu erweitern. Hierfür werden partizipative Methoden der Datenerhebung und Interventionsplanung eingesetzt. Partizipative Qualitätsentwicklung steht für Verfahren zur Verbesserung der Arbeit, die maßgeschneidert, praktikabel, nützlich, partizipativ und abgesichert sind. Maßgeschneidert sind Verfahren, die auf spezifische lokale Bedingungen zugeschnitten sind: auf die Zusammensetzung der Zielgruppe, den Auftrag und das Selbstverständnis der Einrichtung, die Arbeitskapazitäten und die Angebots- und Einrichtungsstruktur. Praktikabel sind Verfahren, die in einem zeitlich angemessenen Verhältnis zu den praktischen Ergebnissen stehen. Das heißt, sie nehmen nicht zu viel Zeit in Anspruch, ihr Umfang ist auf das Notwendige beschränkt und sie können ohne großen Aufwand in den Arbeitsablauf integriert werden. Nützlich sind Verfahren, wenn sie Ergebnisse produzieren, die in konkrete Handlungsmöglichkeiten für die Praxis umgesetzt werden können, auch für die Verbesserung von laufenden Arbeitsprozessen. Partizipativ sind Verfahren, die Perspektiven der Mitarbeiter/innen und Nutzer/innen (Zielgruppe) berücksichtigen. Das lokale Wissen der (potenziellen) Nutzer/innen soll soweit wie möglich in allen Projektphasen mit einbezogen werden. Abgesichert bedeutet, dass die Verfahren einen kritischen Blick auf die gesundheitsfördernde bzw. präventive Maßnahme ermöglichen und dass sie wissenschaftlich anerkannte Methoden verwenden.

12 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 12 Im Hinblick auf die Nachweisbarkeit des Erfolgs von Interventionen liegt der Schwerpunkt der Partizipativen Qualitätsentwicklung auf lokaler, praxisbasierter Evidenz. 2.2 Lokales Wissen, lokale Theorien Wir verstehen unter lokalem Wissen die bereits vorhandenen Erkenntnisse der Akteur/innen vor Ort über die Zielgruppe und ihre Lebenswelt. Lebensweltexpert/innen sind dabei die Personen, die über ein Insider-Wissen zur Lebenslage der Zielgruppe verfügen. Diese sind in der Regel Mitglieder der Zielgruppe, können aber auch andere Personen sein, die intensivere Kontakte zur Zielgruppe haben und dadurch ihre Situation verstehen (z.b. je nach Setting und Zielgruppe: aufsuchende Projektmitarbeiter/innen, Kioskbesitzer/innen im Stadtviertel, Trainer/innen in Sportvereinen, Kneipenwirt/innen etc.). Auf Grundlage des lokalen Wissens werden im Rahmen der Partizipativen Qualitätsentwicklung Annahmen über die Gesundheitslage der Zielgruppe formuliert. Darauf aufbauend kann eine lokale Theorie entwickelt werden, die Folgendes beinhaltet: eine Beschreibung der Merkmale des Gesundheitsproblems vor Ort, eine Erläuterung der lokalen Ursachen des Gesundheitsproblems und Schlussfolgerungen für die Entwicklung von angemessenen Maßnahmen. Im Gegensatz zu einer allgemeinen wissenschaftlichen Theorie hat eine lokale Theorie nicht den Anspruch, größere gesellschaftliche Dynamiken oder Prozesse zu erklären. Dementsprechend sind lokale Theorien weniger abstrakt und weniger umfassend. Das Ziel einer lokalen Theorie ist es, eine plausible Erklärung eines Gesundheitsproblems in einem spezifischen Zusammenhang (Setting) zu liefern. Dabei werden die konkreten, direkt erfahrbaren Ausprägungen des Problems und die zugrunde liegenden Handlungen und Missstände beschrieben. Davon lassen sich spezifische Maßnahmen zur Beseitigung oder Minderung des Problems ableiten. Lokales Wissen und lokale Theorien sind oft implizit (unausgesprochen) und existieren selten in einer systematischen, schriftlichen Form. Durch Anwendung partizipativer Methoden der Datenerhebung und -auswertung werden implizite Erkenntnisse und Erklärungen explizit gemacht und überprüft. 2.3 Lokale Evidenz Eine weitere Komponente der Partizipativen Qualitätsentwicklung ist die Herstellung von lokaler, praxisbasierter Evidenz. In der Gesundheitswissenschaft soll für eine Intervention eine evidenzbasierte Praxis nachgewiesen werden, bevor diese Intervention für die Praxis empfohlen wird. Das bedeutet, es müssen ausreichende wissenschaftliche Nachweise (Evidenz) für die Intervention erbracht werden. Aus der Sicht zahlreicher Wissenschaftler/innen sollen Experimente die beste Grundlage für die Nachweisbarkeit liefern: Durch kontrollierte Versuche wird eine Intervention daraufhin überprüft, ob sie eine quantifizierbare, statistisch signifikante Wirkung auf ein Gesundheitsproblem hat. Zusätzlich wird geschätzt, wie groß das Ausmaß dieser Wirkung bei der Zielgruppe sein wird. Experimente sind jedoch in der Gesundheitsförderung und Prävention oft nicht realisierbar, vor allem, wenn nicht nur verhaltens-, sondern auch verhältnisrelevante Aspekte berücksichtigt werden sollen (Sachverständigenrat, 2008). Als Alternative zur herkömmlichen evidenzbasierten Praxis entstand das Konzept der praxisbasierten Evidenz (z.b. Green 2006, Olsen et al. 2007). Die beiden Konzepte

13 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 13 unterscheiden sich in der Verortung der Bestimmungsmacht: In der evidenzbasierten Praxis liegt die Bestimmungsmacht über die Erzeugung und Deutung von Daten zur Beurteilung der Praxis bei der Wissenschaft. Demgegenüber liefert praxisbasierte Evidenz aus den Strukturen und Logiken der Praxis heraus Nachweise über die Wirksamkeit von Interventionen, die für die Verbesserung der Praxis direkt anwendbar sind. Dabei spielt die Wissenschaft eine begleitende, aber keine bestimmende Rolle. Dieser Ansatz verspricht jeweils aktuelle Erkenntnisse, die sich in die praktische Arbeit integrieren lassen und dadurch die Lernprozesse der Praktiker/innen unmittelbar fördern. Im Rahmen der Partizipativen Qualitätsentwicklung wird in erster Linie lokale Evidenz hergestellt. Das heißt, es werden Anhaltspunkte für die Wirksamkeit von Interventionen in einem spezifischen Zusammenhang, zu einem spezifischen Zeitpunkt und in einer spezifischen Lokalität geprüft, damit die Qualität der Arbeit einer Einrichtung vor Ort verbessert werden kann. 2.4 Zusammenarbeit in der Partizipativen Qualitätsentwicklung Zusammenarbeit ist ein zentrales Merkmal der Partizipativen Qualitätsentwicklung. Hier liegt die Betonung auf der Partizipation aller Akteure und Akteurinnen, die für die Planung, Umsetzung und Evaluation/Auswertung von Interventionen zur Gesundheitsförderung und Prävention wichtig sind. Die Zusammenarbeit zwischen Zielgruppe, Geldgeber/innen und Projekt bildet den Kern: In diesem Beziehungsdreieck werden spezifische Maßnahmen konzipiert und umgesetzt. In vielen Fällen sind auch andere Akteure und Akteurinnen am Entscheidungsprozess maßgeblich beteiligt (vgl. Deinet et al., 2008) (s. Abbildung 2). Abbildung 2: Beziehungsdreieck der Partizipativen Qualitätsentwicklung Partizipative Qualitätsentwicklung schafft durch den Aufbau einer Kooperation zwischen den Akteur/innen eine Situation, in der die oft unterschiedlichen Interessen der Beteiligten benannt und Lösungen ausgehandelt werden können (vgl. Seibold et al. 2008, Roberts 2004, Wandersman et al., 1997). Eine starke Einbindung aller Akteure und Akteurinnen kann erst gewährleistet werden, wenn deutlich ist, wer (in welchem Ausmaß) an Entscheidungsprozessen beteiligt ist. 2.5 Zum Verständnis von Partizipation Partizipation bedeutet im Zusammenhang mit der Partizipativen Qualitätsentwicklung nicht nur Teilnahme, sondern auch Teilhabe an Entscheidungsprozessen (Entscheidungsmacht). Dazu

14 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 14 gehört die Definitionsmacht und somit die Möglichkeit, das Gesundheitsproblem (mit-)bestimmen zu können, auf das die gesundheitsfördernden bzw. präventiven Maßnahmen abzielen. Je mehr Einfluss jemand auf einen Entscheidungsprozess nimmt, umso größer ist seine bzw. ihre Partizipation. Diese Definition geht von der zentralen Forderung der Ottawa-Charta (1986) aus, Selbstbestimmung der Bürger und Bürgerinnen als Kern der Gesundheitsförderung zu realisieren. Sie basiert auch auf einer langjährigen Diskussion in der Stadtentwicklung und später in der Entwicklungszusammenarbeit über die Rolle von Bürgern und Bürgerinnen in der Realisierung von Maßnahmen, die ihre Umgebung verbessern sollen. Diese Diskussion wurde maßgeblich von der Arbeit der US-Amerikanerin Sherry Arnstein beeinflusst, die in einem Artikel aus dem Jahr 1969 versucht, die Gründe für erfolgreiche Bürgerinitiativen zu identifizieren. Ihre Schlussfolgerung lautet, dass Veränderungen in Wohnvierteln, die den Alltag der Anwohner/innen nachhaltig verbessern, erst dann verwirklicht werden, wenn die Bürger und Bürgerinnen ihre Lebensbedingungen (mit-)bestimmen können. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus unseren Forschungsprojekten und in Anlehnung an Sherry Arnstein und die Arbeit anderer Wissenschaftler/innen (insbesondere Hart, 1997, Trojan, 1988) haben wir ein Stufenmodell der Partizipation entwickelt. Dieses ermöglicht es, partizipative Prozesse in der Gesundheitsförderung und Prävention auf Projektebene näher zu beschreiben. Partizipation ist keine Entweder/Oder-Option, sondern ein Entwicklungsprozess, der je nach den Praxisbedingungen im Projekt und den Lebensbedingungen der Zielgruppe unterschiedlich realisierbar ist. Durch Anwendung des Stufenmodells kann reflektiert werden, welche Stufe der Partizipation den jeweiligen Bedingungen und der Zielsetzung entspricht. Prinzipiell soll angestrebt werden, dass Projektmitarbeiter/innen und Zielgruppenvertreter/innen die höchstmögliche Stufe der Partizipation erreichen. In vielen Fällen sind jedoch (vorerst) nur Vorstufen der Partizipation realisierbar (s. Abbildung 3; für Beispiele s. Forschungsgruppe Public Health & Gesundheit Berlin, 2008). Die Partizipative Qualitätsentwicklung legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Partizipation der Zielgruppen und Projektmitarbeiter/innen, weil diese Akteure und Akteurinnen über lokales Wissen verfügen und wesentlich zum Erfolg von Intervention beitragen. Sie sind zugleich jene Personen, die an der Entwicklung von Verfahren zur Qualitätssicherung oft nicht beteiligt sind. Abbildung 3: Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung und Prävention

15 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 15 Im Folgenden werden am Beispiel der Partizipation der Zielgruppe die einzelnen Stufen erläutert: Auf der Ebene der Nicht-Partizipation sind verschiedene Varianten vorstellbar; hier beschreiben wir zwei Ausprägungen, die in der Gesundheitsförderung und Prävention oft anzutreffen sind: Stufe 1: Instrumentalisierung Die Belange der Zielgruppe spielen keine Rolle. Entscheidungen werden außerhalb der Zielgruppe getroffen, und die Interessen dieser Entscheidungsträger/innen stehen im Mittelpunkt. Zielgruppenmitglieder nehmen eventuell an Veranstaltungen teil, ohne deren Ziel und Zweck zu kennen (Zielgruppenmitglieder als Dekoration ). Beispiele: Nur die Bewohner/innen eines Stadtviertels, die die Ansichten der Entscheidungsträger/innen vertreten, werden nach ihrer Meinung gefragt. Das Ergebnis der Befragung wird als Meinung aller Bewohner/innen des Stadtviertels dargestellt. Kleine Kinder werden auf politischen Demonstrationen eingesetzt, um elterliche Positionen zu transportieren, ohne selbst zu verstehen, worum es bei der Veranstaltung geht. Stufe 2: Anweisung Entscheidungsträger/innen (oft ausgebildete Fachkräfte) nehmen die Lage der Zielgruppe wahr. Ausschließlich auf Grundlage der (fachlichen) Meinung der Entscheidungsträger/innen werden die Probleme der Zielgruppe definiert und Vorgänge zur Beseitigung oder Linderung der Probleme festgelegt. Die Meinung der Zielgruppe zu ihrer eigenen Situation wird nicht berücksichtigt. Die Kommunikation seitens der Entscheidungsträger ist direktiv. Beispiele: Viele herkömmliche Formen der medizinischen, psychotherapeutischen, pädagogischen und sozialarbeiterischen Beratung und Behandlung sind dadurch geprägt, dass Fachkräfte die alleinige Verantwortung für die Definition (Diagnose) des Problems und deren Beseitigung tragen. Professionell bestimmte Interventionen in diesem Sinne sind oft notwendig, z.b. im Fall einer akuten Gefahr (Krankheit, Kindesmissbrauch) oder im Fall eingeschränkter Möglichkeiten seitens des/der Betroffenen (z.b. auf Grund geistiger Behinderungen, begrenzter Entscheidungskompetenzen bei jungen Kindern oder situationsspezifischer Einschränkungen in Krisensituationen). Bei den Vorstufen der Partizipation handelt es sich um eine zunehmend starke Einbindung der Zielgruppe in Entscheidungsprozesse, auch wenn (noch) kein direkter Einfluss auf die Prozesse möglich ist: Stufe 3: Information Die Entscheidungsträger/innen teilen der Zielgruppe mit, welche Probleme die Gruppe (aus Sicht der Entscheidungsträger/innen) hat und welche Hilfe sie benötigt: Verschiedene Handlungsmöglichkeiten werden der Zielgruppe für die Beseitigung oder Linderung ihrer Probleme empfohlen. Das Vorgehen der Entscheidungsträger/innen wird erklärt und begründet. Die Sichtweise der Zielgruppe wird berücksichtigt, um die Akzeptanz der Informationsangebote und die Aufnahme der Botschaften zu fördern.

16 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 16 Beispiele: Herkömmliche Aufklärungsarbeit fällt in der Regel unter diese Kategorie. Ob im Rahmen von bundesweiten Kampagnen oder auf Veranstaltungen steht im Vordergrund die Mitteilung von Informationen, die von Expert/innen aufbereitet und vorgestellt werden. Stufe 4: Anhörung Die Entscheidungsträger/innen interessieren sich für die Sichtweise der Zielgruppe auf ihre eigene Lage. Die Mitglieder der Zielgruppe werden angehört, haben jedoch keine Kontrolle darüber, ob ihre Sichtweise Beachtung findet. Beispiel: Die am häufigsten verwendete Form der Anhörung in der Praxis der Gesundheitsförderung und Prävention ist die Befragung. Ob schriftlich oder mündlich, im Einzel- oder im Gruppengespräch geht es darum, die Situation der Zielgruppe in Erfahrung zu bringen. In der Regel werden die Berichte der einzelnen Personen oder Gruppen anonymisiert und mit den Aussagen von anderen zusammengetragen, um sich ein Bild über die Situation der Zielgruppe zu verschaffen. Stufe 5: Einbeziehung Die Einrichtung lässt sich von ausgewählten Personen aus der Zielgruppe (oft Personen, die den Entscheidungsträger/innen nah stehen) beraten. Die Beratungen haben jedoch keinen verbindlichen Einfluss auf den Entscheidungsprozess. Beispiele: Bei der Überlegung zur Errichtung eines neuen Angebots nimmt eine Einrichtung Kontakt zu einer Migrantenorganisation auf, um sich näher über die Situation der jungen Frauen aus dem entsprechenden Kulturkreis zu informieren. Eine Vertreterin aus einer Selbsthilfegruppe für allein erziehende Mütter wird zu einer Vorstandsitzung eingeladen, um den Hilfebedarf der Frauen in ihrer Situation zu schildern. Bei der echten Partizipation hat die Zielgruppe eine formale, verbindliche Rolle in der Entscheidungsfindung: Stufe 6: Mitbestimmung Die Entscheidungsträger/innen halten Rücksprache mit Vertreter/innen der Zielgruppe, um wesentliche Aspekte einer Maßnahme mit ihnen abzustimmen. Es kann zu Verhandlungen zwischen der Zielgruppenvertretung und den Entscheidungsträger/innen zu wichtigen Fragen kommen. Die Zielgruppenmitglieder haben ein Mitspracherecht, jedoch keine alleinigen Entscheidungsbefugnisse. Beispiel: Die Mitgliedschaft von Vertreter/innen aus der Zielgruppe im Entscheidungsgremien (Vorstand, Beirat, Steuerungsgruppe) ist ein Beispiel der Mitbestimmung. Die Errichtung eines Nutzerbeirats (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe) bestehend ausschließlich aus Mitgliedern aus der Zielgruppe ist eine andere Form der Mitbestimmung. Formale Kooperationen mit Organisationen, die die Interessen der Zielgruppe vertreten, kann auch eine Mitbestimmung der Zielgruppe ermöglichen.

17 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 17 Stufe 7: Teilweise Übertragung von Entscheidungskompetenz Ein Beteiligungsrecht stellt sicher, dass die Zielgruppe bestimmte Aspekte einer Maßnahme selbst bestimmen kann. Die Verantwortung für die Maßnahme liegt jedoch in den Händen von anderen, z.b. bei Mitarbeiter/innen einer Einrichtung. Beispiele: Eine Einrichtung will einen Aufklärungsfilm für Jugendliche zum Thema Sexualität entwickeln und beantragt eine Gruppe von Jugendlichen mit der inhaltlichen Gestaltung des Films. Eine Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen aus der Zielgruppe wird gebildet, deren Aufgabe es ist, neue Angebote für die Zielgruppe zu entwickeln und umzusetzen (Peer-Ansatz). Zum Beispiel: Frauen in der Prostitution werden organisiert, um andere Frauen zum Thema sexuell übertragbare Krankheiten aufzuklären. Die ehrenamtlich arbeitenden Frauen bestimmen, wie sie dieses Ziel am besten erreichen und bekommen von der Einrichtung Unterstützung, um ihre Ideen umzusetzen. Stufe 8: Entscheidungsmacht Die Zielgruppenmitglieder bestimmen alle wesentlichen Aspekte einer Maßnahme selbst. Dies geschieht im Rahmen einer gleichberechtigten Partnerschaft mit einer Einrichtung oder anderen Akteur/innen. Andere Akteur/innen außerhalb der Zielgruppe sind an wesentlichen Entscheidungen beteiligt, sie spielen jedoch keine bestimmende, sondern eine begleitende oder unterstützende Rolle. Beispiele: Ein Nutzerbeirat (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe) in einer Einrichtung regt ein neues Angebot für die Zielgruppe an und übernimmt die Verantwortung für seine Planung und Durchführung. Frauen in einem Wohnviertel haben das Anliegen, einen Kochkurs zu organisieren und bekommen hierfür eine Küche von einer Einrichtung zur Verfügung gestellt. Eine Migrantenorganisation nimmt Kontakt zu einer Aidshilfe-Organsationen auf, um Unterstützung bei der Gestaltung von Aufklärungsveranstaltungen in Moscheen zu bekommen. Die letzte Stufe des Modells geht über die Partizipation hinaus. Sie umfasst alle Formen selbst organisierter Maßnahmen, die nicht unbedingt als Folge eines partizipativen Entwicklungsprozesses entstehen, sondern von Anfang an von Bürger/innen selbst initiiert werden können. Stufe 9: Selbstorganisation Eine Maßnahme bzw. ein Projekt wird von Mitgliedern der Zielgruppe selbst initiiert und durchgeführt. Häufig entsteht die Eigeninitiative aus eigener Betroffenheit. Die Entscheidungen trifft die Zielgruppe eigenständig und eigenverantwortlich. Die Verantwortung für die Maßnahme liegt bei der Zielgruppe. Alle Entscheidungsträger sind Mitglieder der Zielgruppe. Beispiele: Diese Stufe schließt alle Formen von Initiativen ein, die von Menschen aus der Zielgruppe selbst konzipiert und durchgeführt werden. Diese können formell (z.b. als Verein) oder informell als (spontane) Aktion von Gleichgesinnten Menschen organisiert werden.

18 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Partizipative Qualitätsentwicklung in der Anwendung Die Adressat/innen des Ansatzes der Partizipativen Qualitätsentwicklung sind in erster Linie die Praktiker/innen vor Ort, die für die Konzipierung und Durchführung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention zuständig sind. Sie sollen durch Anwendung partizipativer Methoden in die Lage versetzt werden, ihre Arbeit qualitativ weiterzuentwickeln. Dass die Praktiker/innen direkt angesprochen werden, ist das erste charakteristische Merkmal des partizipativen Ansatzes: Die Anwendung der Methoden wird nicht von oben d. h. von einer Steuerungsebene über der Projektleitung, sondern von den Mitarbeiter/innen bestimmt, die den unmittelbaren Kontakt zur Zielgruppe haben. Das andere Charakteristikum des partizipativen Ansatzes ist, dass die Praktiker/innen ihre Arbeit durch eine möglichst starke Einbeziehung der Zielgruppe verbessern. Sowohl bei den Praktiker/innen als auch bei der Zielgruppe sollen Kompetenzentwicklung und Empowerment stattfinden: Die Praktiker/innen erwerben neue Fähigkeiten und ein stärkeres Selbstbewusstsein in der Beurteilung und der systematischen Weiterentwicklung ihrer Arbeit. Die Zielgruppe kann zunehmend ihre Situation artikulieren und sich für die notwendigen Änderungen in ihrer Lebenswelt einsetzen, z.b. durch Interventionen, die selbstständig oder zusammen mit den Projektmitarbeiter/innen konzipiert und realisiert werden. Im Mittelpunkt der Partizipativen Qualitätsentwicklung stehen die Lernprozesse der Projektmitarbeiter/innen und der Zielgruppen. Dementsprechend werden die Auswahl und Anwendung der Methoden von der Fragestellung sowie den Fähigkeiten und Interessen der Beteiligten bestimmt. Es gibt also kein vorab definiertes Paket von Qualitätsentwicklungsmaßnahmen oder ein im Vorfeld festgelegtes Verfahren, das umgesetzt werden muss, um die Ansprüche der Partizipativen Qualitätsentwicklung zu erfüllen. Stattdessen wird eine Vielfalt an bewährten Methoden zur Verfügung gestellt, die von den Praktiker/innen verwendet werden können, um ihre selbst entwickelten Fragen zur Qualität ihrer Arbeit zu beantworten. Um die Praktiker/innen bei der Auswahl und Anwendung der Methoden zu unterstützen, werden folgende Hilfestellungen angeboten (s. auch Kapitel 7 zur Internet- Plattform): Die Methoden werden nach Projektphasen geordnet (Bedarfsbestimmung, Interventionsplanung, Durchführung, Evaluation/Auswertung, s. Abbildung 1 auf Seite 11), zu jeder Methode werden Kurzinformationen bereitgestellt, um Aufwand, Anwendungsgebiete, Arbeitsschritte etc. zu verdeutlichen und Beispiele aus der Praxis veranschaulichen Möglichkeiten für die Umsetzung der Methode. Die Palette der international entwickelten und erprobten partizipativen Methoden der Datenerhebung und interpretation ist unüberschaubar. In unserem Forschungsprojekt haben wir uns auf Methoden konzentriert, die sich in der partizipativen Gesundheitsforschung bewährt haben und den Anliegen unserer Praxispartner/innen entsprechen. Ein weiteres Ziel der Methodenentwicklung war es, ein Spektrum an Partizipationsmöglichkeiten abzubilden: Einige Methoden verlangen einen hohen Grad an Engagement seitens der Projektmitarbeiter/innen und/oder der Zielgruppe, während andere eine niedrigere Stufe der Partizipation voraussetzen (s. Abbildung 4 und Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe).

19 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 19 Abbildung 4: Auswahl an partizipativen Methoden nach Grad der möglichen Partizipation seitens der Zielgruppe Diese Methoden wurden im Forschungsprojekt auf drei Wegen zugänglich gemacht: Erstens wurden Praktiker/innen im Rahmen von Workshops in die Anwendung partizipativer Methoden eingeführt (s. Kapitel 4). Zweitens war für acht Praxisanbieter eine zusätzliche wissenschaftliche Begleitung vor Ort möglich, um eine maßgeschneiderte partizipativ angelegte Qualitätsentwicklungsstrategie zu konzipieren und umzusetzen (s. Kapitel 5 Drittens wurde ein internetbasiertes Handbuch hergestellt, das in Zukunft von den Praktiker/innen genutzt und weiterentwickelt werden kann (Forschungsgruppe Public Health & Gesundheit Berlin 2008; s. auch Kapitel 7). In den Workshops und den Beratungen wurden Methoden entwickelt und erprobt; die Ergebnisse dieser Prozesse wurden mediengerecht zur Veröffentlichung im Internet-Handbuch aufbereitet. Die lokal gesteuerte Auswahl und Anwendung der möglichen partizipativen Methoden je nach Fragestellung, Fähigkeiten und Interessen der Praktiker/innen vor Ort bedeutet, dass der Verlauf der Partizipativen Qualitätsentwicklung individuell gestaltet wird. Die unterschiedlichen Prozesse haben jedoch das Streben nach Verbesserungen in der Arbeit durch neue Erkenntnisse, die sich aus partizipativen Methoden ergeben, gemeinsam (s. Kapitel 5 und Anlage II: Auswertungsberichte über die Beratungstätigkeit). 2.7 Schnittstellen der Partizipativen Qualitätsentwicklung zu anderen Ansätzen der Qualitätsentwicklung Die Partizipative Qualitätsentwicklung erfindet die Qualitätssicherung nicht neu, sondern ist ein Ansatz, der in vieler Hinsicht mit anderen Ansätzen und Modellen kombinierbar ist. Die Partizipative Qualitätsentwicklung befürwortet die Grundprinzipien der Qualitätssicherung als Basis für eine erfolgreiche Gesundheitsförderung und Prävention, wie sie sich z.b. im EFQM-Modell wiederfinden (EFQM, 2007). Das Modell wurde von der European Foundation for Quality Management (EFQM) als Orientierungshilfe für Organisationen entwickelt, die die Qualität ihrer Arbeit kontinuierlich überprüfen und verbessern wollen. Das Modell basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtung der Organisation (Stichwort: Total Quality Management), die sich in einem Entwicklungsprozess hin zur Exzellenz (hervorragenden Leistung) befindet. Auf Grundlage der Arbeitsergebnisse soll die Organisation Schlussfolgerungen für die Verbesserung ihrer Arbeit ziehen und diese in Form von neuen Ideen (Innovationen) umsetzen. Hier steht ein

20 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 20 Prozess der Selbstbewertung im Mittelpunkt, in dessen Rahmen die Organisation regelmäßig und systematisch im Detail überprüft, inwieweit ihre Qualitätskriterien erfüllt wurden. Die Zufriedenheit von Mitarbeiter/innen und Kunden/innen spielt dabei eine bedeutende Rolle. Dies erfordert eine gewisse Partizipation von Mitarbeiter/innen und Kund/innen (Nutzer/innen, Zielgruppen) an den Qualitätsentwicklungsprozessen. In einer prägnanten Zusammenfassung wird das Modell von deren Erfinder/innen so beschrieben: Das EFQM-Modell beschreibt, wie Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit und Auswirkungen auf die Gesellschaft durch Führung erreicht werden, die Strategie und Planung, Mitarbeiterorientierung und Management der Ressourcen betreibt, sowie Qualitätssysteme und Prozesse, was zu Spitzenleistung bei den Geschäftsergebnissen führt. (EFQM, zitiert im BMSFJ, 2000, S. 9) Qualität ist also ein Zusammenspiel von mehreren organisationsbedingten Faktoren, die ermöglichen, dass eine Einrichtung von ihren Erfahrungen lernt. Partizipative Qualitätsentwicklung ist kein Ersatz für die Auseinandersetzung von Einrichtungen der Gesundheitsförderung und Prävention mit den oben genannten Themen des EFQM-Modells und dem damit verknüpften Streben nach Organisationsentwicklung. In vielen Fällen bietet die Partizipative Qualitätsentwicklung einen ersten Einstieg in diese Auseinandersetzung, vor allem bei kleineren Projekten, die noch nie das Thema Qualität in der Arbeit ausführlich diskutiert haben. Problematisch an dem EFQM-Modell und ähnlichen generischen Darstellungen der Qualitätssicherung ist, dass der arbeitsbereichsspezifische Diskurs nicht beachtet wird, z.b. der Diskurs um HIV-Prävention in Deutschland (vgl. Wright & Block, 2005). Der besondere Beitrag der Partizipativen Qualitätsentwicklung liegt darin, die Charakteristika der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention vor allem Partizipation, Kompetenzentwicklung und Empowerment in den Mittelpunkt zu stellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage der Evidenz, die nicht nur die Diskussion um lebensweltorientierte Projekte, sondern alle Maßnahmen des Gesundheitswesens betrifft. Dementsprechend liegt die Betonung der Partizipativen Qualitätsentwicklung auf der Gestaltung lokaler Prozesse der Wissensgenerierung, die durch Anwendung partizipativer Methoden der Datengewinnung und interpretation eine möglichst starke Beteiligung der Menschen vor Ort ermöglichen. Kurz gesagt: die Partizipative Qualitätsentwicklung versteht Partizipation als Kernprinzip der Qualitätssicherung im Bereich der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention. Daher soll Partizipation bei allen Phasen der Interventionsplanung und -durchführung realisiert werden, um die Kompetenzentwicklung und das Empowerment der Projektmitarbeiter/innen und -nutzer/innen zu fördern und zugleich die Wissensbasis für die Weiterentwicklung der Arbeit zu erweitern (vgl. Laverack & Labonte, 2000). Die Partizipative Qualitätsentwicklung ist daher eine sinnvolle Ergänzung zu generischen Qualitätsentwicklungsverfahren für Projekte der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention. Gemeint sind nicht nur EFQM und andere fachunspezifische Modelle oder Verfahren (z.b. ISO), sondern auch andere in der sozialen Arbeit weit verbreitete Methoden der Qualitätssicherung und Organisationsentwicklung wie Supervision, Intravision, Teambesprechungen, diverse Formen der Falldokumentation etc.. Zu den generischen Modellen und Verfahren gehören auch gesundheitsspezifische Varianten (z.b. quint-essenz von Gesundheitsförderung Schweiz, 2008 und das Swiss Model for Outcome Classification nach Spencer et al., 2007). Alle genannten Methoden, Modelle und Verfahren werden selten (konsequent) partizipativ eingesetzt. Hier bietet die Partizipative Qualitätsentwicklung die Möglichkeit, den Grad der realisierten Partizipation zu überprüfen, Korrekturen vorzunehmen

21 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 21 und neue Entwicklungswege aufzuzeigen, die die Perspektiven aller Beteiligten vor allem der Zielgruppe und der Projektmitarbeiter/innen stärker berücksichtigen. Die dabei eingesetzten Methoden werden nicht standardisiert vorgegeben, sondern im Prozess gemeinsam (weiter- )entwickelt und angepasst. So gesehen, steht die Partizipative Qualitätsentwicklung in der Tradition der Selbstevaluation, da sie niedrigschwellig eine datengestützte, systematische Weiterentwicklung von Angeboten ermöglicht und dadurch dem Zweck des Monitoring auch für kleinere Einrichtungen erfüllt. Sie unterscheidet sich jedoch von der Selbstevaluation in der sozialen Arbeit (z.b. König, 2000) wie folgt: Sie umfasst nicht nur die Evaluation, sondern alle Phasen der Projektentwicklung und -durchführung. Neben der Perspektive der Praktiker/innen vor Ort werden auch die Perspektiven anderer wichtiger Akteure und Akteurinnen, vor allem der Zielgruppen, im Prozess berücksichtigt. Sie nimmt einen expliziten Bezug auf die projektübergreifende Diskussion zur Wirksamkeit (Evidenz). Die Partizipative Qualitätsentwicklung kann entweder als Alternative oder als ergänzende Maßnahme zu externen Gutachten eingesetzt werden. Wenn der Gutachtenprozess als freiwillige Hilfestellung für Projekte angeboten wird wie z.b. bei QIP, Qualität in der Prävention (Kliche et al., 2004) ist die Partizipative Qualitätsentwicklung eine sinnvolle Ergänzung. Ausgehend von den Befunden des Gutachtens können Projektmitarbeiter/innen Fragestellungen formulieren, die dann durch partizipative Methoden bearbeitet werden können. Ein Gutachten, das sich nicht als Hilfestellung versteht, sondern als Außenkontrolle mit vorgeschriebenen Konsequenzen für die betroffenen Mitarbeiter/innen eingesetzt wird, ist mit den Grundsätzen der Partizipativen Qualitätsentwicklung nicht vereinbar. In dem Fall stellt die Partizipative Qualitätsentwicklung eine Alternative zum Gutachtenverfahren dar. Der Good Practice-Ansatz des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten (BZgA, 2007, Kilian & Brandes, 2009), nach dem zentrale Qualitätskriterien für die Gesundheitsförderung und Prävention definiert und als Orientierung für die Gestaltung von Angeboten verbreitet werden, weist eine große Nähe zur Methode der Partizipativen Qualitätsentwicklung auf. Die Kriterien guter Praxis werden vom Good Practice-Ansatz nicht als Kontrollinstrumente für die externe Prüfung der Qualität verstanden, sondern sollen als Hilfestellung für die Selbstreflexion der Praxis vor Ort eingesetzt werden. Angesichts des frühen Entwicklungsstands vieler Bereiche der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland erfüllen die Good Practice-Kriterien eine Vorbildfunktion, indem sie einen konzeptuellen Rahmen für die Entwicklung von Maßnahmen setzen. Das partizipative Potenzial des Good Practice-Ansatzes kommt noch stärker zur Geltung, wenn Praktiker/innen sowohl an der (Weiter-)Entwicklung von Kriterien als auch an der Erarbeitung von Strategien für ihre Verbreitung und Anwendung maßgeblich beteiligt sind. Dies ermöglicht die Zusammenführung des lokalen Wissens einer großen Anzahl an Praktiker/innen, um verallgemeinerbare Prinzipien formulieren zu können. Der Good Practice-Ansatz und die Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung bieten sich zur Kombination im Rahmen von (internen) Qualitätsentwicklungsprozessen an, wie dies in Abschnitt 2.7 und in Abbildung 8 dargestellt ist. Die Partizipative Qualitätsentwicklung steht im Konflikt mit Maßnahmen der Qualitätssicherung egal welcher Couleur, die von oben und außen vorgegeben werden, d. h. von einer höheren Steuerungsebene über der Projektleitung. Nach dem Grundsatz der Partizipativen

22 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 22 Qualitätsentwicklung stehen die Projektmitarbeiter/innen und Zielgruppenvertreter/innen im Mittelpunkt aller Bestrebungen der Verbesserung der Angebote; das bedeutet Qualitätsentwicklung von unten und innen (vgl. Rosenbrock, 2008). In unserem Forschungsprojekt hat es sich als großes Hindernis bei der Umsetzung der Partizipativen Qualitätsentwicklung herausgestellt, wenn seitens der Steuerungsebene ob im Projekt, bei dem Träger/der Trägerin oder bei dem Geldgeber/der Geldgeberin eine Partizipation der Projektmitarbeiter/innen und Zielgruppenvertreter/innen nicht vorgesehen war. Erkenntnistheoretisch ist die Partizipative Qualitätsentwicklung von dem Ansatz der experimentellen Überprüfung von Interventionen zu unterscheiden. In Anlehnung an die Diskussion um evidenzbasierte Medizin (EBM) hat sich in den letzten Jahren vor allem im angloamerikanischen Raum der Anspruch nach experimentell erprobten sozialen Interventionen etabliert. Bei diesem Ansatz werden Interventionen von der Wissenschaft konzipiert, systematisiert und in Zusammenarbeit mit Praktiker/innen und Zielgruppen vor Ort unter experimentellen Bedingungen getestet, analog zum Verfahren der Entwicklung von neuen Medikamenten. Das Ziel ist, standardisierbare Interventionen zu entwickeln, die dann verbreitet werden können. Im Kontrast hierzu stellt die Partizipative Qualitätsentwicklung die Standardisierbarkeit von sozialen Interventionen prinzipiell in Frage und versucht durch den Aufbau geeigneter Strukturen und die Bereitstellung von Methoden, die Lernprozesse der Praktiker/innen vor Ort so zu unterstützen, dass sie wirksame, lokale Lösungen für Gesundheitsprobleme entwickeln können (vgl. Wright, 2006). 2.8 Fazit Durch die Partizipative Qualitätsentwicklung werden partizipativ ausgerichtete Forschungsmethoden angewandt, um die Qualität der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken. Dabei werden die Besonderheiten des lebensweltorientierten Arbeitens vor allem Partizipation, Kompetenzbildung und Empowerment im Dienste der Verbesserung von Interventionen systematisch berücksichtigt. Die Partizipative Qualitätsentwicklung kann bestehende Qualitätsansätze ergänzen oder als alternatives Konzept der Qualitätsentwicklung eingesetzt werden. Hierbei lassen sich unterschiedliche Verschränkungen mit anderen Verfahren unterscheiden: Partizipative Qualitätsentwicklung als exklusiv genutztes Verfahren Es ist grundsätzlich möglich, die Instrumente der Partizipativen Qualitätsentwicklung exklusiv für einen Prozess der Qualitätsentwicklung zu nutzen (vgl. Abbildung 5). Problemstellung Methoden und Instrumente der PQ Ergebnis/ Problemlösung Abbildung 5: Partizipative Qualitätsentwicklung als exklusiv genutztes Verfahren Sukzessive Nutzung unterschiedlicher Verfahren Beim sukzessiven, also zeitversetzten Einsatz der Partizipative Qualitätsentwicklung werden Qualitätsprobleme bearbeitet, die zuvor im Rahmen eines mit anderen, z.b. extern begleiteten Prozesses, ermittelt wurden (vgl. Abbildung 6).

23 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 23 Problemstellung externer QE-Ansatz, z.b. QIP Methoden und Instrumente der PQ Ergebnis/ Problemlösung Abbildung 6: Sukzessiver Einsatz unterschiedlicher Verfahren Parallele Nutzung unterschiedlicher Verfahren Die Partizipative Qualitätsentwicklung wird begleitend zur Durchführung anderer Verfahren der Qualitätsentwicklung durchgeführt, um beispielsweise im Rahmen ausgewählter Fragestellungen explizit auch die Perspektive der Zielgruppe(n) zu berücksichtigen (vgl. Abbildung 7). Da die unterschiedlichen Verfahren parallel eingesetzt werden, ohne dass beide notwendig auf einander bezogen sein müssen, ist auch eine zeitversetzte Anwendung der unterschiedlichen Verfahren möglich. externer QE-Ansatz, z.b. EFQM Problemstellung Ergebnis/ Problemlösung Methoden und Instrumente der PQ Abbildung 7: Parallele Anwendung unterschiedlicher Verfahren Integrierte Anwendung von Partizipativer Qualitätsentwicklung und anderer Verfahren Im Unterschied zum parallelen Einsatz unterschiedlicher QE-Verfahren werden bei der integrierten Anwendung die angewendeten QE-Verfahren bereits in der Konzeptionsphase auf einander bezogen. So sollen bereits im Prozessverlauf Synergien erzielt werden, die sich aus der Kombination der jeweiligen Stärken der angewendeten Verfahren ergeben (vgl. Abbildung 8). Für eine enge Verzahnung mit der Partizipativen Qualitätsentwicklung bietet sich vor allem der Good Practice-Ansatz des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten an. externer QE-Ansatz, z.b. Good Practice Problemstellung Ergebnis/ Problemlösung Methoden und Instrumente der PQ Abbildung 8: Integrierte Umsetzung von PQ und anderen Verfahren Für die Weiterentwicklung des partizipativen Ansatzes in der Qualitätsentwicklung ist hohes Engagement seitens der Praktiker/innen, Zielgruppenvertreter/innen, Geldgeber/innen und Wissenschaftler/innen notwendig, um die heute noch eingeschränkte Partizipation in der Praxis x

24 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 24 der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention kritisch zu hinterfragen und neue Möglichkeiten für ein partizipatives Zusammenarbeiten gemeinsam zu entwickeln. 2.9 Literatur Arnstein, S.R. (1969). A Ladder of Citizen Participation. Journal of the American Planning Association, 35(4), Brandes, S. & Kilian, H. (2007). Praxisbasierte Qualitätsentwicklung mittels Good Practice und partizipativer Methoden. Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung, 30(4), Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BFSFJ) (2000). Qualitätsentwicklung in der ambulanten Kinder- und Jugendhilfe. QS Nr. 30. Materialien zur Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe. Berlin: BFSFJ. Deinet, U., Szlapka, M. & Witte, W (2008). Qualität durch Dialog. Bausteine kommunaler Qualitäts- und Wirksamkeitsdialoge. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. EFQM (2007) Excellenz bewerten. Frankfurt: Deutsches EFQM-Center. Forschungsgruppe Public Health (Wright, MT; Block, M; von Unger, H) & Gesundheit Berlin- Brandenburg (2008). Partizipative Qualitätsentwicklung. Internethandbuch: Gesundheitsförderung Schweiz (2008). quint-essenz. Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung: Green, L.W. (2006). Public Health Asks of Systems Science: To Advance Our Evidence-Based Practice, Can You Help Us Get More Practice-Based Evidence? American Journal of Public Health, 96, Hart, R. (1997). Children s Participation: The Theory and Practice of Involving Young Citizens in Community Development and Environmental Care. New York: UNICEF. Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A. & Becker, A.B. (1998). Review of Community-Based Research: Assessing Partnership Approaches to Improve Public Health. Annual Review of Public Health, 19, Kliche, T., Töppich, J. et al. (2004). Die Beurteilung der Struktur-, Konzept- und Prozessqualität von Prävention und Gesundheitsförderung. Anforderungen und Lösungen. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 47, König, J. (2000). Einführung in die Selbstevaluation. Ein Leitfaden zur Bewertung der Praxis Sozialer Arbeit. Freiburg: Lambertus. Laverack, G. & Labonte, R. (2000). A Planning Framework for Community Empowerment Goals Within Health Promotion. Health Policy and Planning, 15(3), Olsen, L.A., Aisner, D. & McGinnis, J.M. (Hg.) (2007). The Learning Healthcare System: Workshop Summary (IOM Roundtable on Evidence-Based Medicine). Washington, DC: Institute of Medicine, National Academy of Sciences. Roberts, J.M. (2004). Alliances, Coalitions and Partnerships: Building Collaborative Organizations. Gabriola Island/British Columbia: New Society Publishers. Rosenbrock, R. (2008). Prävention mit Qualität. Eine Präsentation auf dem Kongress Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten mit Qualität (gemeinsamer

25 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 25 Präventionskongress des Bundesministeriums für Gesundheit und der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.v., Februar 2008): Rosenbrock, R. & Gerlinger, T. (2004) Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung. Bern: Verlag Hans Huber. Seibold, C., Loss, J., Eichhorn, C., Nagel, E. (2008). Partnerschaften und Strukturen in der gemeindenahen Gesundheitsförderung. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Gesundheitsförderer. Erlangen: Bayerisches Landesamt für Gesundheit- und Lebensmittelsicherheit. Spencer, B., Broesskamp-Stone, U. et al. (2007). Modelling the Results of Health Promotion Activities in Switzerland: Development of the Swiss Model for Outcome Classification in Health Promotion and Prevention. Health Promotion International, 23(1), Stevenson, J.F., Mitchell, R.E. & Florin, P (1996). Evaluation and Self-Direction in Community Prevention Coalitions. In D.M. Fetterman, S.J. Kaftarian, A. Wandersman (Hg.), Empowerment Evaluation. Knowledge and Tools for Self-Assessment and Accountability (S ). Thousand Oaks, CA: Sage Publications. Trojan, A. (1988) 12-Stufen-Leiter der Bürgerbeteiligung In BZgA (2003) Leitbegriffe der Gesundheitsförderung: Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden in der Gesundheitsförderung. 4. Auflage. Schwabenheim: Fachverlag Peter Sabo. Wandersman, A., Goodman, R.M. & Butterfoss, F.D. (1997). Understanding Coalitions and How They Operate: An Open Systems Organizational Framework. In M. Minkler (Hg.), Community Organizing and Community Building for Health (S ). New Brunswick, NJ: Rutgers University Press. World Health Organization (WHO) (1986). Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung. Kopenhagen: WHO Europa. Wright, M.T. (2006). Auf dem Weg zu einem theoriegeleiteten, evidenzbasierten, qualitätsgesicherten Primärprävention in Settings. Jahrbuch für Kritische Medizin, 43, Wright, M.T. & Block, M, (2005), Bestandsaufnahme der Aktivitäten der AIDS-Hilfen zu Evaluation und Qualitätssicherung in der Primärprävention. In der Reihe Discussion Papers. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

26 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 26 3 Methodik und Design 3.1 Ziele des Forschungsprojekts Anknüpfend an die internationale Diskussion zum Settingansatz (community-based prevention) und zur Aktionsforschung in Public Health (participatory action research) beabsichtigte dieses Projekt, einen Beitrag zur Entwicklung von Methoden für die partizipative Qualitätssicherung und Evaluation von Settingprojekten in Deutschland zu leisten. Das Vorhaben verfolgte drei Ziele auf zwei Ebenen: Auf der Bundesebene: 1. Kriterien für Good Practice weiterentwickeln: Durch einen Prozess der Konsensbildung sollten die vom beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten definierte zwölf Kriterien für gute Praxis in der Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte überprüft und Vorschläge für deren Weiterentwicklung formuliert werden. 2. Ressourcen für Qualitätssicherung und Evaluation bündeln und zur Verfügung stellen: Die Umsetzung von Kriterien für Good Practice benötigt entsprechende Konzepte und Methoden der Qualitätssicherung und Evaluation. Auf Grundlage deutscher und internationaler Erfahrung und mit direktem Bezug auf die Bedarfe der Anbieter/innen von Präventions- und gesundheitsfördernden Projekten sollte ein interaktives Handbuch durch das Internet zur Verfügung gestellt werden. Dadurch sollten Konzepte und Methoden, die sich bei partizipativen, settingbasierten Projekten bewährt haben, mit Hinweis auf weiterführende Ressourcen anschaulich vorgestellt werden. Auf der Projektebene: 3. Beratung und technische Unterstützung gewährleisten (capacity building): Internationale Erfahrungen zeigen, dass Kriterien der Good Practice und einschlägige Erklärungen von Konzepten und Methoden der Qualitätssicherung und Evaluation bei vielen Settingprojekten nicht ausreichen, um eine eigene Qualitätssicherungs- und Evaluationsstrategie zu konzipieren und zu implementieren. In diesen Fällen hat sich eine Beratung mit methodischer Unterstützung als sinnvolle Ergänzung erwiesen. Aus diesem Grund sollten ausgewählten Projekten eine intensive wissenschaftliche Beratung angeboten werden, um ihnen die Entwicklung einer maßgeschneiderten Strategie zu ermöglichen. Diese Art von aktiver professioneller Unterstützung in der Projektentwicklung ist eine Form der Kompetenzentwicklung (capacity building), die international weit verbreitet ist. Durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis sollte jedes teilnehmende Projekt dazu befähigt werden, Daten über Indikatoren der Prozesse und Wirkungen ihrer Arbeit zu erheben (im Sinne von Monitoring), diese Daten zu interpretieren und sie für eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeit einzusetzen. Der Kern des Forschungsprojekts bestand daraus, Konzepte- und Methoden für partizipative Qualitätsmaßnahmen zu entwickelten und die Machbarkeit der Anwendung dieser Konzepte und Methoden in der Praxis und gemeinsam mit Praktiker/innen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten zu überprüfen. Dies wurde vor allem in den Workshops zu Methoden und in den Beratungen vor Ort realisiert. In den Workshops wurden zusammen mit den Teilnehmenden und

27 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 27 in Anlehnung an die internationale Diskussion zur partizipativen Forschung im Gesundheitswesen Konzepte und Methoden der partizipativen Qualitätsentwicklung erarbeitet. Diese Methoden wurden während und in vielen Fällen auch nach den Workshops verwendet, um konkrete Fragestellungen aus der Praxis der Teilnehmenden zu bearbeiten. Bei den Beratungen vor Ort ging es um eine individuelle wissenschaftliche Begleitung ausgewählter Projekte, bei denen die Methoden aus den Workshops sowie andere partizipative Herangehensweisen angewendet wurden, um spezifische Fragen der Projektmitarbeiter/innen zur Qualität ihrer Arbeit zu beantworten. Die Ergebnisse aus den Workshops und Projektberatungen vor allem konkrete Hinweise zur Anwendung der entwickelten Konzepten und Methoden sollten über ein internetbasiertes Handbuch einem größeren Fachpublikum zugänglich gemacht werden. Die im Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten entwickelten Good Practice-Kriterien wurden gemeinsam mit Akteuren aus der Praxis kritisch reflektiert und Vorschläge zu ihrer praxisgerechten Fortschreibung entwickelt. Diese Vorschläge werden mit dem beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes diskutiert um in einen Kriterienkatalog eingehen zu können, der sowohl wissenschaftlich fundiert als auch praxisrelevant über seinen partizipativ gestalteten Entwicklungsprozess legitimiert ist. 3.2 Grundsätzliches zum Forschungsdesign und zum analytischen Verfahren Das Forschungsprojekt steht in der Tradition der partizipativen Gesundheitsforschung, die international am häufigsten mit dem Begriff der community-based participatory research bezeichnet wird. Diese Tradition ist eine Ausprägung der Handlungsforschung, die sich per Definition an der Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung befindet. In der partizipativen Gesundheitsforschung wird im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler/in und einer Praxiseinrichtung (und/oder der Interessenvertretung einer spezifischen Bevölkerungsgruppe) eine Intervention gemeinsam geplant, umgesetzt und untersucht. Demzufolge sind die Ergebnisse aus partizipativen Forschungsprojekten auf mehreren Ebenen angesiedelt: Es gibt die Intervention, die der Praxiseinrichtung und vor allem der Bevölkerungsgruppe (Zielgruppe) zugute kommen sollen. Und es gibt neue Erkenntnisse über die Intervention selbst oder hinsichtlich Fragestellungen, die mit der Entwicklung der Intervention zusammenhängen. Im Fall des hier vorgestellten Forschungsprojekts waren die Interventionen Qualitätsentwicklungsmaßnahmen (Konzepte und Methoden), die mit Praktiker/innen gemeinsam entwickelt und erprobt wurden. Daher stellen die Forschungsprojekte zugleich eine Konzept- und Methodenentwicklungsstudie und eine Machbarkeitsstudie dar. Die angewandten Methoden entstammten der internationalen partizipativen Gesundheitsforschung. Auf der Praxisebene standen im Mittelpunkt Fragen zur Praktikabilität, zur Handhabbarkeit und vor allem zum Nutzen solcher Methoden für die Verbesserung der eigenen Praxis. Auf der Wissenschaftsebene hatten Erkenntnisinteressen Vorrang, die in erster Linie zwei Themen behandelten: 1. Klärung des Beitrags partizipativer Methoden und Konzepte zur Etablierung einer wissensbasierten (evidenzbasierten) Praxis und 2. die Identifikation der fördernden und hemmenden Bedingungen für die erfolgreiche Anwendung partizipativer Methoden und Konzepte der Datenerhebung und interpretation. Praxis und Wissenschaft hatten als gemeinsames Ziel, die bestmöglichen Strategien der Prävention und Gesundheitsförderung bei den jeweiligen sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen nachhaltig zu gewährleisten.

28 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 28 Der partizipativen Forschung wohnt eine immanente Spannung inne, da Praxis und Wissenschaft gemeinsam forschen und handeln, jedoch zum Teil unterschiedliche Interessen, Routinen und Prioritäten haben. Darin liegt aber auch die Besonderheit des partizipativen Ansatzes, die vor allem in der Planung und Umsetzung von Interventionen bei marginalisierten Gruppen einen hohen Stellenwert hat: Beide verpflichten sich, zusammenzuarbeiten, um neue Handlungsstrategien zu entwickeln. In dem hier vorgestellten Forschungsprojekt wurde diese Spannung regelmäßig reflektiert, insbesondere im Rahmen von Teamgesprächen der beteiligten Mitarbeiter/innen, sowie auf Koordinierungstreffen zwischen der Projektleitung vom WZB und Gesundheit Berlin-Brandenburg. Im Folgenden werden in Einzelheiten über zentrale Aspekte des Designs, der Datenerhebung und der Datenanalyse für die einzelnen Projektbestandteile berichtet. 3.3 Methoden-Workshops Im Rahmen des Forschungsprojekts sind sechs Workshops zur Partizipativen Qualitätsentwicklung angeboten und durchgeführt worden. Diese Veranstaltungen waren ein wichtiges Forum für die gemeinsame Entwicklung und Erprobung von Konzepten, Methoden und Instrumenten anhand konkreter Beispiele aus der Präventionspraxis der Teilnehmenden. Workshopprogramm Über den Zeitraum Mai 2006 bis April 2008 wurden am WZB sechs dreitägige Workshops veranstaltet. Das Workshopprogramm spannte einen thematischen Bogen, beginnend mit einer Einführung in die Sprache und Konzepte der Qualitätssicherung ( Das ABC der Qualitätssicherung für soziale Einrichtungen ). Es folgten Veranstaltungen zu Fragen der Bedarfserhebung ( Wie wissen wir, was die Zielgruppe braucht? ), über die Entwicklung einer Interventionsstrategie ( Zur Formulierung einer realistischen Interventionsstrategie für die Arbeit in Settings ), die Einbeziehung der Zielgruppen ( Partizipation der Zielgruppe ja, aber wie? ) und die erweiterte Integration aller Stakeholder in der Gesundheitsförderung und Primärprävention ( Zur erfolgreichen Zusammenarbeit von Projekten, Zuwendungsgebern und Zielgruppen in der Primärprävention ) bis hin zu Fragen der Evaluation ( Wie wissen wir, was bei der Zielgruppe ankommt? ) (s. Anlage I.1: Workshopprogramm). Die partizipative Gestaltung der Workshops ermöglichte eine relativ hohe Einflussnahme der Workshopteilnehmer/innen auf die Inhalte und Didaktik der Veranstaltungen. Zwar waren die Einzelthemen und dazugehörigen Methoden bereits im Voraus geplant, aber durch die Anwendung partizipativer Methoden (bspw. Befragungen vor und während der Workshops sowie Fokusgruppen, ebenso wie spontane Inputs und Rückmeldungen von den Teilnehmenden) veränderten sich deren Struktur und Inhalte (s. Kapitel 4). Bei der Planung der Workshop-Reihe wurde erörtert, ob eine kontinuierliche, verbindliche Teilnahme an allen Veranstaltungen zur Bedingung gemacht werden sollte. Argumente für eine kontinuierliche Teilnahme waren, dass die Gruppe sich intensiver kennen lernt und dementsprechend der Austausch und Lernerfolg intensiver werden können. Außerdem würden Wiederholungen der Inhalte von vorhergehenden Veranstaltungen zu Beginn des Folgeworkshops vermieden. Dagegen sprach, dass es den Teilnehmenden ermöglicht werden sollte, die Workshops nach ihrem eigenen Bedarf an Weiterbildung und ihren zeitlichen Ressourcen wahrnehmen zu können. Wir entschieden uns für eine Kompromisslösung nach dem Slow-Open-Prinzip: Priorität zur Teilnahme hatten in erster Linie jene Projekte, die auch vor Ort zur Partizipativen Qualitätsentwicklung beraten wurden. Nachfolgend wurden Teilnehmende bevorzugt, die bereits Workshops besucht hatten. Die freien Plätze wurden dann, soweit vorhanden, neuen Interessent/innen nach der Reihenfolge der Anmeldung zugewiesen.

29 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 29 Die Teilnehmerzahl war auf 20 pro Workshop begrenzt und überzählige Personen mussten abgewiesen werden. Teilnehmer/innen An den sechs Workshops nahmen insgesamt 69 Personen aus 58 Einrichtungen teil. Das berufliche Spektrum der Interessierten reichte von Praktiker/innen, die direkt mit den Zielgruppen arbeiten bis zu Personen in Steuerungsfunktionen (z.b. Geschäftsführer/innen, Mitarbeiter/innen aus Gesundheitsämtern und Krankenkassen, Koordinator/innen von Projekten auf Landesebene). So vielfältig die beruflichen Funktionen der Teilnehmenden waren, so unterschiedlich waren auch deren Zielgruppen, mit denen sie arbeiteten. Sie reichten von Kindern und Jugendlichen bis zu Erwachsenen mit sozialer Benachteiligung (Arme, Obdachlose, Stricher, Drogengebraucher/innen). Die Gruppe der alten Menschen kam als Zielgruppe kam nicht vor. Die Teilnehmenden kamen aus 15 Bundesländern. Einzig das Saarland war nicht vertreten. Die Häufigkeit der Besuche verteilt sich wie folgt (s. Tabelle 1): Teilnahmehäufigkeit 6x 5x 4x 3x 2x 1x Anzahl der Personen Tabelle 1: Häufigkeit der Workshopbesuche (Personen, n = 69) Knapp 70% der Personen besuchten nur einen Workshop, 14,5% kamen zu zwei Seminaren, 7% zu drei, 6% zu vier und jeweils 1,5% besuchten fünf bzw. sechs Kurse. Aus allen acht Projekten, die zur Partizipativen Qualitätsentwicklung vor Ort beraten wurden, nahmen Vertreter/innen teil. Dieses variierte sowohl in der Anzahl der Besuche als auch hinsichtlich der Anzahl der Teilnehmer/innen. Jedes Beratungsprojekt hatte für mindestens einen Workshop-Besuch Kapazität. Aus manchen Beratungsprojekten nahmen mehrere Personen teil, so dass diese Einrichtungen mit bei jeder Veranstaltung vertreten waren. Zwei Einrichtungen nahmen an sechs Workshops teil (davon ein Beratungsprojekt), drei Einrichtungen kamen zu fünf Kursen (davon zwei Beratungsprojekte) und drei Einrichtungen entsandten Mitarbeiter/innen zu vier Veranstaltungen (davon ein Beratungsprojekt) (s. Tabelle 2). Das waren vier von acht Einrichtungen, die eine wissenschaftliche Beratung in Anspruch nahmen sowie vier weitere Einrichtungen. Teilnahmehäufigkeit 6x 5x 4x Anzahl der Einrichtungen Tabelle 2: Häufigkeit der Workshopbesuche pro Einrichtung (nur Einrichtungen mit mindestens vier Besuchen) Die Gründe für die wechselnde Inanspruchnahme des Kursangebotes waren: Relevanz der angebotenen Themen. Nicht für alle Teilnehmenden waren alle Themen relevant. Zeitliche Ressourcen. Nicht alle Interessent/innen hatten auch ausreichend Zeit für die Workshop-Besuche. Die Teilnehmenden waren zumeist hauptamtliche Mitarbeiter/innen und überwiegend diplomierte Sozialpädagog/innen oder Sozialarbeiter/innen. Nur wenige Ehrenamtliche nahmen teil.

30 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 30 Ablauf der Workshops Die Arbeitszeit in den Workshops betrug im Durchschnitt 13 Stunden (inkl. Pausenzeiten), verteilt auf zwei halbe und einen ganzen Tag. Die Ablaufplanung sah folgende Schritte vor: Der erste Tag ( h) der Workshops begann mit einer Vorstellungsrunde und Thematisierung der Erwartungen und persönlichen Ziele. Anschließend erhielten die Teilnehmenden eine Übersicht über das Forschungsprojekt und Informationen über die Einbettung des jeweiligen Workshopthemas in den partizipativen Forschungsansatz. Es folgte eine erste theoretische Einführung in die jeweils vorgesehenen Methoden ( Methoden- Steckbriefe, s. Anlage I.4), die mittlerweile auch in überarbeiteter Form im Methodenkoffer im Internet-Handbuch zu finden sind (z.b. Steckbrief zur Blitzbefragung unter: Am Tag 2 ( h) wurde die Methodeneinführung komplettiert und in die Arbeitsweise des Workshops eingeführt (i. d. R. durch einen Wechsel zwischen Kleingruppenarbeitsphasen und anschließenden Vorstellungs- und Auswertungsrunden im Plenum). Im Rückblick gestalteten sich besonders die Arbeitsabläufe des zweiten Tags variabel auf Grund der Gestaltungsmöglichkeiten und -bedürfnisse der Teilnehmenden (mehr dazu im Kapitel 4). Der dritte Tag (9-13h) wurde zur Bündelung und Aufbereitung der erarbeiteten Ergebnisse genutzt. In einem gemeinsamen Auswertungsprozess wurden sowohl unmittelbar relevante Ergebnisse für Workshopteilnehmer/innen hinsichtlich der bearbeiteten Methoden erstellt ( Tipps und Stolpersteine ) wie auch eine Beurteilung des Workshops vorgenommen (Kurzbefragung, Fokusgruppe, Abschlussdiskussion). Aufbereitung der Methoden Die präsentierten Konzepte, Instrumente und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung wurden aus der internationalen Fachliteratur zusammengestellt bzw. in Anlehnung an Beispiele aus der Literatur von den Moderator/innen selbst konzipiert. Sie sollten in den Workshops vorgestellt, erprobt und eventuell überarbeitet werden. Basierend auf der gemeinsamen Anwendung mit den Kursteilnehmenden und die Rückmeldungen aus der Umsetzung in die Praxis wurden die Workshop-Inhalte den Praxisverhältnissen angepasst (Ausführliches über diesen Anpassungsprozess im Kapitel 4). Datenerhebungsmethoden Sechs Datenerhebungsmethoden wurden eingesetzt. Die zwei Methoden Fokusgruppe und Kurzbefragung (Blitzbefragung) waren zugleich Methoden, die während der Workshops vorgestellt wurden. Sie hatten mithin auch eine didaktische Funktion, um den Teilnehmenden das Methodenlernen unter realen Bedingungen zu ermöglichen. Folgende Daten wurden zur Entwicklung und Auswertung der Workshops erhoben und analysiert. Vorab-Befragung Vor den ersten drei Workshops fanden Vorbefragungen statt, um die geplanten Inhalte ggf. besser auf den Bedarf der Teilnehmenden anpassen zu können. Für die verbliebenen Veranstaltungen konnte auf die Vorab-Befragungen verzichtet werden, denn es hatte sich gezeigt, dass die Teilnehmenden ungleich stärker in den Prozess der Workshops vor Ort eingriffen als sie es in den Vorbefragungen taten. Außerdem waren die Veränderungen der Struktur (Ablauf, Pausen) die vorgeschlagen wurden bis zum dritten Workshop konsolidiert. Kurzbefragungen (Blitzbefragungen) Die Befragungen wurden für die Workshops 2 bis 6 erhoben. Die Anzahl der

31 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 31 Teilnehmenden entspricht auch der Anzahl der Rückläufe. Die Kurzbefragungen erhoben die subjektive Einschätzung der Teilnehmenden hinsichtlich deren Teilnahme am Workshop. Die erste Frage befasste sich mit der Zeit, die die Teilnehmenden für den Austausch hatten. Wurde sie als angemessen oder unangemessen eingeschätzt (3er Skala). Weiterhin wurde die Nützlichkeit für die eigene Praxis (4er Skala) erfragt; außerdem sollte der Workshop mit einer Note bewertet werden (6er Skala, analog zu Schulnoten). Abschließend wurde gefragt, welche der vorangegangen Veranstaltungen von dem/der Teilnehmer/in besucht wurden, um die Teilnahmehäufigkeit zu erfassen. Fokusgruppe Im zweiten Workshop zur Bedarfsbestimmung wurde die Methode der Fokusgruppe eingeführt. Sie wurde fortan in den Workshops 2-6 in einer Kurzform (20 Minuten) mit sechs Teilnehmenden durchgeführt, die nach einem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Die Ergebnisse dieser Gruppengespräche wurden protokolliert. Die Leitfragen für die Diskussion waren: 1. Was hat Ihnen im Rahmen des Workshops am meisten gefallen? 2. Was hat Ihnen nicht gefallen? 3. Was war die wichtigste neue Erkenntnis für Ihre Arbeit? 4. Gibt es sonst etwas Wichtiges zum Workshop, das noch nicht thematisiert wurde? Auswertungstreffen von Gesundheit Berlin-Brandenburg und WZB Der Workshop-Verlauf wurde im Anschluss der Veranstaltung auf einem Treffen des WZB und Gesundheit Berlin-Brandenburg diskutiert. Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge wurden von der Workshopleitung in der Folge aufgegriffen. Weitere Gespräche zur Vor- und Nachbereitung der Workshop-Reihe fanden in den so genannten Koordinierungstreffen zwischen Gesundheit Berlin-Brandenburg und dem WZB statt, in deren Rahmen der Verlauf des Gesamtforschungsprojekts in regelmäßigen Abständen besprochen wurde. Schriftliche Nachbefragung Zu allen Workshops wurde ein Fragebogen an die Teilnehmenden frühestens sechs Monate nach dem Besuch versendet. Ein Fragenkomplex sollte eruieren, ob das Gelernte in der eigenen Praxis umgesetzt werden konnte und welche Faktoren diesen Transfer fördern bzw. hemmen. Da der Rücklauf, trotz einer Nachfassaktion, nicht zufrieden stellend war, wurde diese Datenquelle nicht berücksichtigt. Der Rücklauf der Bögen für die sechs Workshops betrug zwischen 22% und 63%. Bei der Hälfte der Befragungen lag er bei 50% oder darunter (22%, 37%). Hinzu kam, dass die Bögen zwar frühestens nach sechs Monaten versendet wurden, die Zeiträume zwischen Workshopbesuch und Nachfassen aber aufgrund der Arbeitsbelastung im Projekt variierten. Die Gründe für den mäßigen Rücklauf trotz Nachfassens waren vielfältig. Die Teilnehmenden gaben bei telefonischen Nachfragen an, keine Zeit für die Beantwortung gehabt oder sie vergessen zu haben. Bei Mehrfachteilnahmen wurde angenommen, dass einmaliges Ausfüllen reicht: Ich dachte, den habe ich schon ausgefüllt. Telefonische Nachbefragung Frühestens sechs Monate nach einem Workshop-Besuch sind ehemalige Teilnehmende in einem Telefoninterview befragt worden. Die Auswahl erfolgte per Zufall. Es wurden jeweils 5 Personen befragt (insgesamt 30 Interviews). Das Interview wurde von zwei

32 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 32 WZB-Mitarbeiter/innen anhand von Leitfragen durchgeführt und dauerte Minuten. Die Leitfragen lauteten wie folgt: 1. Welche Inhalte waren für Ihre Arbeit relevant, welche nicht? 2. Was hat Ihnen inhaltlich gefehlt? 3. Welche Inhalte und Methoden haben Sie in Ihrer Arbeit umgesetzt, welche nicht? 4. Was ist dabei gut gelungen, wo gab es Schwierigkeiten? 5. Wenn Sie gar nichts davon umgesetzt haben, woran hat es gelegen? 6. Hatte der Workshop einen Einfluss auf Ihre praktische Arbeit in der Gesundheitsförderung oder Primärprävention? 7. Gibt es etwas, was Sie benötigen, um mehr aus den Workshops in Ihrer Praxis umsetzen zu können? 8. Welche Tipps möchten Sie uns geben, wenn wir die Workshops noch einmal durchführen? 9. Haben Sie den Eindruck gehabt, dass Sie Einfluss auf Workshopinhalte und verlauf hatten? Wenn ja, inwiefern? 10. Wie Sie wissen, war der Workshop einer von sechs Angeboten in einer Reihe. Fänden Sie es sinnvoll, wenn er mit anderen verknüpft wäre und die Inhalte aufeinander aufbauend angeboten würden? Wenn ja, welche gehören für Sie zusammen? Oder kann jeder Workshop auch einzeln besucht werden? Die Antworten wurden von der/dem jeweiligen Interviewer/in während des Gesprächs protokolliert. Auswertung des Datenmaterials Die Auswertung erfolgte zu zwei Aspekten: Welchen Beitrag leisten Workshops zur Methoden- und Konzeptvermittlung? und Welchen Beitrag leisten sie zur Methoden- und Konzeptentwicklung? Dabei sollte untersucht werden, inwiefern Workshops zum Transfer von Konzepten, Instrumenten und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung in die Praxis geeignet sind. Auch fördernde und hemmende Bedingungen für die erfolgreiche Anwendung der Workshopinhalte in der Praxis sollten identifiziert werden. Für die Kurzbefragungen wurden die Häufigkeiten der Antworten zusammengefasst. Die Ergebnisse aus den Protokollen der Fokusgruppen und der Auswertungstreffen wurden unter anderem bei der Planung der folgenden Workshops berücksichtigt, da sie Informationen darüber lieferten, welche inhaltlichen Schwerpunkte und didaktischen Methoden beibehalten werden sollten und welche eine Veränderung brauchten. In die Analyse zum Erfolg der Workshops gingen die Kurzbefragungen, die Äußerungen der Teilnehmenden aus den Telefoninterviews und den Fokusgruppen ein. In den telefonischen Nachbefragungen wurde erfragt, inwiefern die Workshopinhalte auf die Praxis übertragbar waren, worin deren fördernde und hemmende Bedingungen bestanden, und ob eine, wenn auch kurzfristige (mindestens sechs Monate), Nachhaltigkeit bestand. Weitere Fragen eruierten, wie die partizipative Didaktik der Workshops von den Teilnehmenden erlebt wurde. Die Antworten auf die einzelnen Fragen wurden schriftlich protokolliert.

33 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 33 Es wurde im Vorfeld der Auswertung zusammen getragen, welche kurz-, mittel- und langfristigen Ziele wir bei den Workshops intendiert haben und welche Dimensionen, die Erreichung dieser Ziele abbilden. Entlang der hierbei entstandenen acht Kategorien haben wir die vorliegenden Interviews, die Äußerungen aus den Fokusgruppen, unsere eigenen Beobachtungen und die Rückmeldungen aus den Auswertungstreffen ausgewertet. Die Dimensionen waren wie folgt: Akzeptanz der Veranstaltungen, aktive Mitgestaltung, Nützlichkeit der Workshops, Kompetenzerweiterung seitens der Teilnehmenden, Partizipation der Zielgruppe, Empowerment, Kompetenzerweiterung bei den Referent/innen und Methodentransfer seitens der Referent/innen. Für die Auswertung der zehn Fragen der Telefoninterviews wurden für jede Frage alle Antworten der Befragten zusammengefügt und nach den Prinzipien einer Inhaltsanalyse miteinander verglichen, um Cluster von ähnlichen Aussagen zu bilden. Das so zustande gekommene Textmaterial wurde zu den acht Dimensionen mit jeweils abgeleiteten Indikatoren ausgewertet. Nachfolgend wurde geschaut, inwieweit die Antworten Rückschlüsse auf die acht Dimensionen zuließen, z.b. Antworten, die eine Kompetenzerweiterung widerspiegelten oder auch Empowerment. Die Ergebnisse flossen in einen Auswertungstext, in dem jede Aussage anhand mindestens zwei Quellenangaben belegt ist. Nicht alle acht Dimensionen konnten anhand der Interviewmaterialien belegt werden, da sich einige auf die Erkenntnisse der Referent/innen bezogen oder auch die Sichtweise der Mitarbeiter von Gesundheit Berlin-Brandenburg einbezogen. Die Dimension Akzeptanz der Workshops spiegelte sich zwar auch in den Antworten der Interviewten wieder, es wurden jedoch zusätzliche Datenquellen herangezogen. Zur Akzeptanz der Workshops wurden neben den Telefoninterviews, Anmeldezahlen, Häufigkeiten der Besuche und das Spektrum der Berufsgruppen, die sich von den Workshopinhalten angesprochen wurden, in die Analyse einbezogen. Wir sind davon ausgegangen, dass hiermit auch Hinweise auf die Akzeptanz der einzelnen bzw. der Workshopreihe belegen lassen. Um den Nutzen der Workshops für die Praxis der Teilnehmenden abzuklären, haben wir zusätzlich zu den Telefoninterviews auch die Antworten aus den Kurzbefragungen berücksichtigt, wo explizit nach der Nützlichkeit der Workshops für die eigene Arbeit gefragt wurde. Zu allen acht Dimensionen sind die Ergebnisse und ihre Schlussfolgerungen im Kapitel 4 dargestellt. Einzelne Aussagen sind darüber hinaus zur Veranschaulichung mit Zitaten der Teilnehmenden versehen. 3.4 Wissenschaftliche Begleitung einzelner Einrichtungen (Projektberatungen) Auswahl der Einrichtungen Im Rahmen des Forschungsprojekts sollten 8-10 Einrichtungen, die Prävention oder Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten durchführen, ein Beratungsangebot zur

34 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 34 Qualitätssicherung bekommen. Eine entsprechende Aufforderung wurde per an Projekte der Online-Praxisdatenbank Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten von Gesundheit Berlin-Brandenburg mit einer dreiwöchigen Rückmeldefrist versendet. Es haben sich 46 Einrichtungen beworben (s. Abbildung 9). * Prozentsatz der Projekte der gesamten Datenbank ** Prozentsatz der vorherigen Kategorie Abbildung 9: Rücklauf der Bewerbungen aus der Datenbank Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Dazu kamen Anfragen von 32 weiteren Projekten, die anderweitig über das Forschungsprojekt Informationen bekamen (z.b. weitergeleitet von einer Einrichtung, die sich in der Datenbank befindet). 30 von denen haben Bewerbungen um eine Zusammenarbeit mit dem WZB eingereicht. Insgesamt lag die Anzahl der Bewerber/innen bei 76. Die Bewerbungen waren durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Unspezifische Inhalte: Einige Einrichtungen haben Unterlagen verschickt, die alle ihre Angebote vorstellen, ohne deutlich zu machen, welche Angebote die Kriterien für eine Begleitung erfüllten. Kein einheitliches Format: Weil die Bewerbung formlos vonstatten ging, fühlten sich auch kleinere Projekte ermutigt, sich zu bewerben. Mangelnde Vorgaben hatten jedoch zur Folge, dass die von den Projekten zugesandten Informationen nicht unbedingt vergleichbar waren. Unklarer Bezug zur Gesundheitsförderung: Es wurde deutlich, dass es unterschiedliche Definitionen von bzw. große Unklarheiten über den Begriff Gesundheitsförderung auf diesem Feld gibt. Da im Ausschreibungstext keine nähere Definition angeboten wurde, gab es für die Projekte keine Orientierung, um zu beurteilen, ob sie im Sinne des Forschungsvorhabens Gesundheitsförderung leisten. Aus der Sicht vieler Projekte umfasst Gesundheitsförderung alle Interventionen, die die Gesundheit einer Zielgruppe auch den Gesundheitszustand bereits erkrankter Menschen verbessern sollen und wird damit als

35 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 35 Arbeitsschwerpunkt verstanden, der auf allen Präventionsebenen (primär, sekundär, tertiär) zu leisten ist. Der Ausschreibungstext ging davon aus, dass Gesundheitsförderung ausschließlich mit Primärprävention in Verbindung gesetzt wird. Unsicherheit in der Selbstdarstellung: Nicht nur bei kleineren Projekten war eine große Unsicherheit in der Selbstdarstellung festzustellen. Über die bereits geschilderte Definitionsunklarheit hinaus fiel es einigen Projekten schwer, eine klare Beschreibung ihrer Arbeit zu formulieren, in der die Zielsetzung und Zielgruppen deutlich erkennbar sind. Auch auf Nachfrage konnten einige Projekte nicht klar stellen, ob sie sozial benachteiligte Gruppen erreichen bzw. ob eine primärpräventive Leistung erbracht wird. In manchen Fällen wurde es dem Team im WZB überlassen, zu entscheiden, ob das Projekt diese Kriterien erfüllte, was den Eindruck erweckte, dass die Projektvertreter/innen sich nicht in der Lage fühlten, ihre Arbeit nach den genannten Kriterien selbst zu beurteilen. Indirekte Leistung der Gesundheitsförderung bzw. Primärprävention: Vor allem in Reha- Einrichtungen werden Formen der Gesundheitsförderung und Primärprävention geleistet, die einen eher indirekten Beitrag zur Gesundheitsförderung bzw. Primärprävention aufzeigen. Das bedeutet, dass im Rahmen der Sekundär- und Tertiärprävention Leistungen erbracht werden, die eine allgemeine Verbesserung der psychosozialen oder gesundheitlichen Lage der Zielgruppe bewirken sollen. Leistungen auf verschiedenen Ebenen: Die Mehrheit der Projekte stellte Interventionen zur wissenschaftlichen Begleitung vor, die unmittelbar mit dem Verhalten und/oder mit den Verhältnissen sozial Benachteiligter zu tun haben. Einige Einrichtungen sind für eine Steuerungsmaßnahme auf kommunaler Ebene zuständig, die die Gesundheitslage sozial Benachteiligter verbessern soll und machten dies zum Gegenstand ihres Anschreibens. Einrichtungen mit mehreren Projekten: Einige Einrichtungen boten eine Vielfalt einzelner Projekte bzw. Interventionen, die einen Beitrag zur Gesundheitsförderung und/ oder Primärprävention für sozial Benachteiligte leisten sollen. Dadurch war zunächst unklar, welche Angebote für die Begleitung in Frage kamen. Zur Klärung der noch offenen Fragen, die sich auf Grund der o.g. Merkmale ergaben, wurden die Projekte telefonisch oder per aufgefordert, Projektbeschreibungen nachzureichen, ihr Beratungsanliegen zu spezifizieren bzw. ein Einzelprojekt, das für die Teilnahme in Frage kommt, zu benennen. Nach dem Eingang der zusätzlichen Unterlagen wurden im ersten Schritt des Auswahlverfahrens folgende Einschlusskriterien berücksichtigt: die Durchführung von Primärprävention/ Gesundheitsförderung, eine sozial benachteiligte Zielgruppe, keine Mitgliedschaft im Bundesverband der AIDS-Hilfen und ein Beratungsanliegen auf Projektebene. Einrichtungen, wie z.b. Reha-Projekte, die Sekundärprävention durchführen, konnten ebenso wenig die Kriterien erfüllen, wie Angebote, die nicht explizit auf sozial Benachteiligte ausgerichtet waren. Die AIDS-Hilfe-Mitgliedsorganisationen wurden ausgeschlossen, da sie in einem Kooperationsprojekt zwischen dem WZB und der Deutschen AIDS-Hilfe e.v. zum Thema Qualitätssicherung berücksichtigt werden sollten. Das Kriterium zum Beratungsanliegen sollte Institutionen mit Steuerungsaufgaben ausschließen, die sich in ihrer Steuerungsfunktion beraten

36 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 36 werden wollten. Es kamen zum Beispiel Anfragen für die wissenschaftliche Begleitung der Einrichtung einer projektübergreifenden, partizipativ gestalteten Qualitätsentwicklung in einer Kommune oder einem Bundesland. Nach dem Einbeziehen der genannten Einschlusskriterien reduzierte der Bewerberpool von 76 auf 37 Projekte mit folgenden Charakteristika: Die Zielgruppe der meisten Projekte mit einem Anteil von mehr als einem Viertel bestand aus Kindern und Jugendlichen (n = 10), gefolgt von Migranten (n = 6), Obdachlosen (n = 5) und Drogenkonsument/innen (n = 4). Die Bewerbungen kamen überwiegend aus Großstädten (> Einwohner) und zu einem großen Anteil aus Berlin (n = 11) gefolgt von Baden-Württemberg (n = 6). Den größten Teil der Angebote stellte der Bereich Beratung (n = 11 plus Einrichtungen, die u. a. Beratung anbieten n = 9) dar. Bei der weiteren Auswahl wurde versucht, eine größtmögliche Vielfalt an Projekten nach folgenden Merkmalen zu identifizieren: Region (Bundesland), Setting, Art des Angebots, Handlungsfeld, Größe der Kommune und gewünschter Schwerpunkt der Beratung. Durch Anwendung dieses Kriteriums wurden acht Projekte ausgewählt. Vier weitere Projekte waren für ein Nachrückverfahren vorgesehen, falls ausgewählte Einrichtungen ihre Teilnahme zurückgezogen hätten. Auswertung der Beratungen Die Datenerhebung zu den Beratungen bestand aus folgenden Elementen: regelmäßige Feedback-Runden zum Beratungsverlauf: In den Beratungssitzungen wurde regelmäßig der Verlauf der Beratung und die Zufriedenheit der Beteiligten reflektiert. Dies erlaubte eine formative Evaluierung des Prozesses. Beratungsprotokolle: Jede Beratungssitzung wurde protokolliert. Da der Protokollant/die Protokollantin maßgeblich zur Deutung einer Sitzung beiträgt, wurde angestrebt, dass nicht (ausschließlich) der/die jeweilige Wissenschaftler/in, sondern (auch) die beteiligten Praktiker/innen die Sitzungen protokollieren. In einigen Fällen wurde jedoch von den Projektmitarbeiter/innen bevorzugt, dass der/die beratende Wissenschaftler/in das Protokoll schreibt, vor allem um den Projektmitarbeiter/innen Zeit zu sparen bzw. weil einige der Meinung waren, dass der/die Wissenschaftler/in besser formulieren kann. Verlaufsprotokolle: Die Laufzeit und das Thema jedes Kontakts mit der Praxiseinrichtung (ob telefonisch, per oder vor Ort) und weitere Aktivitäten zur Vor- und Nachbereitung der Beratung wurde von dem/r zuständigen Wissenschaftler/in kurz notiert. Notizen/Memos: Nach jeder Sitzung wurden die Eindrücke der/s Wissenschaftlers/in und/oder Beschreibungen zum Verlauf der Sitzung schriftlich festgehalten. Vor allem prozessbezogene Kommentare und auch Informationen, die mit den Erkenntnisinteressen des Forschungsteams zusammenhängen, wurden oft auch mit Zitaten aus der Sitzung notiert.

37 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 37 Hintergrundsinformationen zum Projekt: Hier gehören z.b. Konzeptpapiere, Selbstdarstellungen, Jahresberichte etc., die wichtige Informationen über das Projekt beinhalten und für die Fragestellung der Beratung von Relevanz sind. Dokumentation der (Zwischen-)Ergebnisse: Je nach Fragestellung und angewandter Methoden der Moderation bzw. der Qualitätsentwicklung wurden Ergebnisse fotografisch und schriftlich festgehalten. Die Auswertung der Beratungstätigkeit verlief über mehrere Stufen. Vor Beginn der Beratungen wurden Evaluationskriterien für die Tätigkeit formuliert (s. unten). Im Sinne der Methoden- und Konzeptentwicklung und Machbarkeitsprüfung handelt es sich um eine formative Evaluation. Das heißt, diese Kriterien wurden im Verlauf des Prozesses überarbeitet und erweitert, um (er)klären zu können, wie und in welchem Zusammenhang Konzepte und Methoden der partizipativen Qualitätsentwicklung verwendet werden können und mit welchem (zeitlich unmittelbaren) Ergebnis. Nach jeder Beratungssitzung fragten die WZB-Mitarbeiter/innen nach der Zufriedenheit der Beteiligten mit dem Verlauf. Die Antworten auf diese Frage beeinflussten unmittelbar die Themensetzung, methodischen Vorgang und weitere inhaltliche und strukturelle Elemente der nächsten Sitzung. Auf diese Weise wurde eine erste Qualitätsschleife in die Beratungstätigkeit eingebaut. Die Rückmeldungen von den Projektmitarbeiter/innen waren auch eine wichtige Grundlage für die Gespräche im Rahmen der Intravision sowie für die Gesamtauswertung jedes Beratungsverfahrens. Im Rahmen der wöchentlichen Teamsitzung der WZB-Mitarbeiter/innen wurde über den Verlauf der einzelnen Beratungen in regelmäßigen Abständen berichtet. Diese Diskussionen und Intravisionsgespräche erfüllten vier Funktionen: Austausch und Überblick über den Projektverlauf, die Lösung konkreter Probleme, die im Laufe der Beratungen entstanden sind, die Sicherung der Qualität der Beratungstätigkeit durch methodische und inhaltliche Absprachen zwischen den Wissenschaftler/innen und die Generierung von Fragen und Themen für die Auswertung der Beratungen. Die einrichtungsbezogenen Ergebnisse der Intravision wurden von dem/der zuständigen Wissenschaftler/in notiert und in der Gestaltung der weiteren Beratungen vor Ort berücksichtigt. Die einrichtungsübergreifenden Fragestellungen und Themen wurden für die Auswertung der Beratungen festgehalten. Die Auswertung der Ergebnisse der Beratungstätigkeit bestand aus drei Arbeitsschritten. Im ersten Schritt wurde zusammen mit den Praktiker/innen aus der jeweiligen Einrichtung einen Auswertungsbericht erstellt. Für den Bericht gab es folgende vorgegebene Struktur (s. Beratungsberichte, Anlage II): 1) Zusammenfassung der Beratung a) Angaben zum personellen und zeitlichen Aufwand für alle Beteiligten 2) Kurzbeschreibung der Einrichtung 3) Gegenstand und Zielsetzung der Beratung 4) Verlauf der Beratung

38 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 38 5) Auswertung der Beratung a) Beschreibung des entwickelten Verfahrens/Instruments der Qualitätsentwicklung b) Vorstellung der lokalen Theorie c) Überprüfung des Erfolgs der Zusammenarbeit i) maßgeschneidert ii) praktikabel iii) nützlich iv) partizipativ v) abgesichert d) hemmende und förderliche Bedingungen e) Besonderheiten der Beratung f) Verbesserungen der primärpräventiven bzw. gesundheitsfördernden Arbeit g) Nachhaltigkeit des entwickelten Verfahrens/Instruments h) Empfehlungen für zukünftige Beratungsangebote 6) Datenquellen In allen Fällen wurde der Bericht in erster Linie von dem/der beratenden Wissenschaftler/in geschrieben. Praktiker/innen aus der jeweiligen Einrichtung haben im unterschiedlichen Ausmaß mitgeschrieben. Im zweiten Arbeitsschritt wurde ein erster Berichtsentwurf im Forschungsteam diskutiert, um die Vollständigkeit der Angaben zu überprüfen, eine Vergleichbarkeit der Inhalte aller Berichte herzustellen und weitere Themen für die einrichtungsübergreifende Auswertung zu generieren bzw. bereits identifizierte Themen zu spezifizieren. Auf Grundlage der Rückmeldungen vom Forschungsteam wendete sich der/die zuständige Wissenschaftlicher/in an die Einrichtung, um noch fehlende Informationen einzuholen bzw. Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge für den Bericht abzustimmen. Die gemeinsame Erstellung und Deutung von Daten ist ein zentrales Merkmal der partizipativen Forschung, auch wenn die Arbeitsaufteilung zwischen Wissenschaftler/in und Praxiseinrichtung oft nicht gleich ist. Dabei wird das Prinzip der partizipativen Forschung erfüllt, dass Wissen gemeinsam geniert wird und den beiden Partner/innen gehört. Dementsprechend wurde mit den Praxiseinrichtungen vereinbart, dass keine einrichtungsspezifischen Informationen ohne Rücksprache mit den Praktiker/innen vor Ort veröffentlicht werden. Die Praxiseinrichtungen haben sich ihrerseits dazu verpflichtet, Rücksprache mit dem WZB zu halten, falls sie den Beratungsbericht einer größeren Öffentlichkeit vorstellen möchten. Im dritten Schritt der Auswertung der Ergebnisse der Beratungstätigkeit wurden ausgewählte Aspekte projektübergreifend analysiert. Über diese Aspekte wird im Kapitel 5 berichtet. Die ausgewählten Aspekte stellen Themen da, die aus Sicht der Wissenschaftler/innen für die formative Evaluation der Beratungstätigkeit von zentraler Bedeutung sind. Einige Aspekte (z.b. teilnehmende Institutionen, Zielsetzungen und Ergebnisse der Beratungen) sind übersichtsartig im Anhang des Kapitels 5 dargestellt. Für diese deskriptive Analyse wurden die Angaben aus den Beratungsberichten systematisch zusammengetragen und in ein für Außenstehende zugängliches Format gebracht. Andere Themen (z.b. Entscheidungsfindungsprozesse zur Zielsetzung der Beratung, Nutzen der Beratung und fördernde und hemmende Bedingungen) wurden einem qualitativen analytischen

39 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 39 Verfahren unterzogen. Dieses Verfahren umfasste zwei Arbeitsschritte, die dem Ansatz der Grounded Theorie entliehen sind: 1) offenes Kodieren und 2) memo writing (Glaser/Strauss, 1969; Charmaz, 2002). In beiden Arbeitsschritten kommt das Prinzip des permanenten Vergleichs (constant comparison) zu Anwendung, nach dem die Daten kontinuierlich sowohl fall-immanent als auch fall-übergreifend miteinander verglichen und kontrastiert werden. Dadurch ist es möglich, von der deskriptiven zu einer abstrakteren analytischen Ebene zu gelangen. Forschungspraktisch wurden folgende Verfahrensschritte vorgenommen: Die Auswertungsberichte stellten die Datengrundlage dar. Hier wurden die jeweils für das Thema relevanten Sequenzen identifiziert. Diese Sequenzen wurden in ein Dokument übertragen, das es ermöglichte, die Daten offen zu kodieren, d. h. mit analytischen Labels zu versehen. Diese Labels wurden anschließend wieder miteinander verglichen, thematisch gruppiert und mit Überschriften versehen. In einem Memo wurden die Ergebnisse dieses Vergleichs, also die Hauptthemen, die mit diesem Verfahren aus den Daten gewonnen wurden, schriftlich zusammengefasst. Diese Memos stellten die Grundlagen für die Darstellung der Ergebnisse im Bericht dar. 3.5 Reflexion der Good Practice-Kriterien Im Forschungsprozess zur Reflexion der Good Practice-Kriterien kamen zwei Methoden der Datenerhebung zum Einsatz: Im ersten Schritt wurden sechs leitfadengestützte Expert/innen- Interviews durchgeführt, um erste differenzierte Einschätzungen zu den Good Practice-Kriterien zu erhalten. Den umfangreichsten Teil der Datenerhebung machten die im zweiten Erhebungsschritt durchgeführten neun Fokusgruppendiskussionen in drei Bundesländern aus. Diese Diskussionen sind auf die wechselseitige Reflexion möglicherweise unterschiedlicher Positionen ausgerichtet und insbesondere geeignet, auch kreative Gruppenprozesse zu befördern. Von den Interviews und Fokusgruppendiskussionen wurden Audiomitschnitte angefertigt, die vollständig (Interviews) bzw. teilweise (Fokusgruppen) transkribiert wurden. Diese Materialien wurden anschließend nach dem Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Erhebungs- und Auswertungsverfahren werden im Folgenden dargestellt. Leitfadengestützte Expert/inneninterviews In der ersten Erhebungsphase wurden sechs leitfadengestützte Expert/innen-Interviews durchgeführt. Ein Pretest-Interview wurde nicht in die Auswertung einbezogen. Die Expert/innen-Interviews hatten die Aufgabe, in einem ersten explorativen Schritt differenzierte Rückmeldungen zu den Good Practice-Kriterien zu erhalten. Diese Perspektiven gingen dann in die Vorbereitung der Fokusgruppendiskussionen ein. Die Interviews orientierten sich an einem Leitfaden, der die folgende Gliederung der Gespräche vorgab (vgl. Anlage IV.1): Einstiegsphase: Fragen zum Verständnis von Gesundheitsförderung, zur Bekanntheit des Good Practice-Ansatzes und der konkreten Erfahrung damit. Praxisrelevanz der Kriterien: Sind die Kriterien verständlich, für die Arbeit relevant und in der Praxis auch erfüllbar? Ergänzender Unterstützungs- und Ressourcenbedarf bei der Umsetzung der Kriterien. Abschluss: Grundsätzliche Einschätzungen zum Good Practice-Auswahlverfahren und Frage nach offen gebliebenen Themen und Ergänzungswünschen.

40 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 40 Trotz der Orientierung am Leitfaden ließ die Gesprächsführung den Interviewpartner/innen die Freiheit, eigene Schwerpunkte zu setzen, z.b. bei der Diskussion ausgewählter Kriterien, um den jeweiligen Handlungskontext angemessen darstellen zu können. Im Vorfeld der Interviews wurden die Interviewpartner/innen in einem Telefongespräch über Inhalt der Fragen, Ablauf des Interviews und die weitere anonymisierte Auswertung der Ergebnisse informiert. Insbesondere wurde betont, dass im Mittelpunkt der Gespräche die Einschätzung der Good Practice-Kriterien steht, nicht eine Abfrage des Wissensstandes zu den Kriterien: Folglich gibt es keine falschen oder richtigen Antworten. Die Kommunikation mit den Interviewpartner/innen folgte der Struktur: Erste telefonische Kontaktaufnahme mit kurzer Vorstellung des Forschungsprojektes und der zentralen Inhalte des Interviews mit anschließender Terminvereinbarung. Zusendung von Informationen zum Good Practice-Ansatz: - Fachheft Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten (BZgA, 2005) verbunden mit der Bitte, das Fachheft einmal durchzublättern. - Checkliste Good Practice (Anlage IV.2) verbunden mit der Bitte, diese Checkliste für die eigene Praxis auszufüllen und damit einen Eindruck von den Kriterien und ihrer Anwendung in der eigenen Arbeit zu erhalten. - Interviewleitfaden (Anlage IV.1). Einige Tage vor dem Interviewtermin erfolgte eine telefonische Nachfrage, ob die Kriterien zur Kenntnis genommen wurden bzw. ob die Checkliste ausgefüllt wurde. War dies nicht der Fall, wurden die Anbieter noch einmal ausdrücklich darum gebeten, sich mit den Kriterien vertraut zu machen. An den Gesprächen nahmen immer zwei Interviewer teil, von denen einer den Gesprächsverlauf protokollierte und Beobachtungen notierte, die im Audiomitschnitt ggf. nicht mehr zu rekonstruieren gewesen wären. Vier der sechs Gespräche wurden mit Einzelpersonen geführt, an einem Gespräch waren zwei und an einem sogar drei Praxisvertreter/innen beteiligt, so dass eine Gesprächssituation im Übergang zur Fokusgruppe entstand. Die Beteiligung mehrerer Gesprächspartner/innen entsprach dem Wunsch der Projektvertreter/innen. Zwei der sechs Interviews wurden telefonisch geführt, da sich die Termingestaltung für ein Gespräch vor Ort schwierig gestaltete. Die Gespräche dauerten im Durchschnitt etwa 90 Minuten. Der Audiomitschnitt wurde im Anschluss vollständig verschriftlicht. Fokusgruppendiskussionen Um neben einer differenzierten Einschätzung ausgewählter Praktiker/innen auch einen inhaltlichen und ggf. kontroversen Austausch zwischen Praktiker/innen zu ermöglichen, wurden insgesamt neun Fokusgruppendiskussionen durchgeführt. Diese aus der Marktforschung stammende Methode wurde entwickelt, um reflektierte Zielgruppen-Einschätzungen zu Produkten zu erhalten und dabei auch gruppendynamische Prozesse zu berücksichtigen (vgl. Dürrenberger & Behringer, 1999)..

41 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 41 Regionale Verteilung Jeweils drei Fokusgruppendiskussionen wurden in den Bundesländern Berlin, Hessen und Thüringen durchgeführt. Für die Auswahl der Bundesländer war ausschlaggebend, dass jeweils mindestens ein Ost- und ein westdeutsches Bundesland vertreten sein sollte. Jede der drei Veranstaltungen rekurrierte auf eine der drei Leitfragen nach Relevanz, Umsetzbarkeit und Überprüfbarkeit der Good Practice-Kriterien. Kooperation mit Regionalen Knoten Bei der Vorbereitung und Durchführung der Fokusgruppen kooperierte Gesundheit Berlin- Brandenburg mit den Regionalen Knoten der jeweiligen Bundesländer. Die Knoten- Koordinatorinnen wurden aktiv einbezogen und übernahmen die Aufgabe, Teilnehmer/innen für die Fokusgruppen zu rekrutieren und die Diskussionen zu moderieren. Dies geschah insbesondere, weil die Koordinator/innen der Regionalen Knoten einen besseren Zugang zu Praktiker/innen in ihren Bundesländern haben als die Forscher bei Gesundheit Berlin-Brandenburg, die Moderation der Fokusgruppen durch die Knotenkoordinatorinnen eine entspanntere Atmosphäre herstellt als eine extern moderierte Veranstaltung, auch die Expertise und Einschätzungen der Knotenkoordinatorinnen in die Auswertung der Fokusgruppen einfließen kann und der Prozess auch seitens der Koordinatorinnen als eine gute Möglichkeit aufgegriffen wurde, den Kontakt zu den Praktiker/innen ihrer Bundesländer zu verstetigen und zu vertiefen, sowie die eigenen Kompetenzen bezüglich des Good Practice-Prozesses zu erweitern. Kompetenzerweiterung ist ein typisches Merkmal und zentrales Ziel der partizipativen Forschung. Die drei Koordinator/innen der Regionalen Knoten wurden im Rahmen ausführlicher persönlicher und telefonischer Vorgespräche mit den Inhalten des Forschungsprojektes vertraut gemacht und im Laufe einer eintägigen Veranstaltung durch Mitarbeiter des WZB und von Gesundheit Berlin-Brandenburg zur Moderation von Fokusgruppen geschult. Alle Koordinator/innen verfügten bereits über umfassende Erfahrungen in der Moderation von Arbeitsgruppen. Durchführungsphase Die insgesamt neun Fokusgruppen fanden zwischen November 2006 und März 2007 statt. Während der Durchführung der Fokusgruppen wurde großer Wert auf einen Gleichschritt der Veranstaltungen gelegt, um einen prozessbegleitenden Erfahrungsaustausch zwischen den Moderator/innen der Bundesländer zu ermöglichen und eine vergleichbare Datenerhebungssituation an allen drei Orten sicherzustellen. Der Erfahrungsaustausch sollte nicht nur der gemeinsamen Kompetenzentwicklung dienen, sondern auch zwei Kriterien der partizipativen Forschung erfüllen: aktive Einflussnahme der Beteiligten am Forschungsprozess und die zyklische Erhebung und Interpretation von Daten durch einen Dialog zwischen den Forschern und den anderen Beteiligten (vgl. Israel et al., 2003). Es wurde so vorgegangen, dass jede der drei Diskussionsrunden in allen Ländern jeweils abgeschlossen war, bevor die nächste durchgeführt wurde. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Diskussionsrunden wurde jeweils im Rahmen einer ausführlichen Telefonkonferenz ermöglicht, an der neben Gesundheit Berlin-Brandenburg und den drei Koordinator/innen der Regionalen Knoten auch ein Vertreter des WZB teilnahm. Die

42 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 42 von Gesundheit Berlin-Brandenburg moderierten Telefonkonferenzen reflektierten jeweils im ersten Teil den Verlauf der Veranstaltungen. Im zweiten Teil wurden die Leitfragen für die nächste Diskussionsrunde gemeinsam formuliert. Die Diskussionsergebnisse wurden anschließend durch Gesundheit Berlin-Brandenburg in einen Leitfadenentwurf umgesetzt und mit den Koordinator/innen der Regionalen Knoten sowie dem WZB abgestimmt (vgl. Leitfäden der Fokusgruppen in Anlage IV.4). Zum angestrebten Gleichschritt der Fokusgruppen in den Bundesländern gehörten auch andere Maßnahmen, um die Rahmenbedingungen der Durchführung und der formale Ablauf soweit wie möglich zu vereinheitlichen und die Ergebnisse bundeslandübergreifend vergleichbar zu machen (vgl. Anlagen IV.3 und IV.4). Die Veranstaltungsräume in den drei Bundesländern waren, wie aus Abbildung 10 ersichtlich, alle gleichartig ausgestattet: Die Teilnehmer/innen saßen sich in einem offenen Stuhlkreis ohne Tische gegenüber. An der Wand hing ein Überblicksposter mit allen Kriterien und kurzen Erläuterungen. Ein weiteres Poster mit der Kriterienübersicht ermöglichte die am Anfang jeder Diskussionsveranstaltung durchgeführte Punktbewertung (vgl. unten). Abbildung 10: Veranstaltungsräume in Berlin, Hessen und Thüringen (von links) Die Veranstaltungen folgten einem einheitlichen Ablauf: 1. Begrüßung und kurze Einführung durch die Moderator/innen. In der ersten Veranstaltungsrunde informierte ein Mitarbeiter von Gesundheit Berlin-Brandenburg über das Präventionsforschungsprojekt. In den beiden nachfolgenden Runden fassten die Moderatorin bzw. der Moderator jeweils kurz zusammen, was in den vorausgegangenen Runden diskutiert worden war. 2. Punktbewertung der Kriterien. Als aktivierender Einstieg in die Diskussionsrunden diente jeweils die Bepunktung der Kriterien vor dem Hintergrund der jeweiligen Fragestellung (Relevanz, Umsetzbarkeit, Messbarkeit). Die Teilnehmer/innen waren aufgefordert, auf einem Plakat mit einer Übersicht der Kriterien diesen farbige Punkte zuzuordnen, aus denen ihre Einschätzung im Bezug auf die jeweilige Fragestellung hervorging. Diese Bewertungen wurden anschließend ausgezählt und dienten als Bezugspunkt für die nachfolgende Diskussionsrunde: Warum hatte ein Kriterium relativ wenige Punkte erhalten, warum war ein anderes offenbar als sehr wichtig eingeschätzt worden? 3. Abschluss. Der/die Moderator/in bedankte sich bei den Teilnehmer/innen und zeigte auf, welche Frage in der nächsten Runde im Mittelpunkt stehen würde.

43 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 43 Abbildung 11: Punktbewertung der Kriterien in den Fokusgruppen (Beispiel-Ausschnitt) An allen Fokusgruppen nahm auch ein Vertreter von Gesundheit Berlin-Brandenburg teil, übernahm aber nach einer kurzen persönlichen Vorstellung und Präsentation des Forschungsprojektes in der ersten Diskussionsrunde bewusst keinen aktiven Part im weiteren Diskussionsverlauf. Dies sollte den offenen, nicht-hierarchischen Austausches innerhalb der Gruppe sowie gegenüber den Moderator/innen fördern und gewährleisten, dass niemand in der Runde durch einen Expert/innen -Status eine Sonderstellung einnahm und auf Grund dessen eine Verzerrung bei der Datenerhebung verursacht. Dies wäre unvermeidlich gewesen, wenn die Vertreter des Good Practice-Ansatzes die Diskussion selbst moderiert hätten. In Einzelfällen geschah es allerdings, dass sich die Moderator/innen oder die Teilnehmer/innen direkt an die Vertreter von Gesundheit Berlin-Brandenburg wandten, um fachliche Einschätzungen zu erhalten oder Verfahrensfragen zu klären. Im Anschluss an die dritte und letzte Runde der Fokusgruppen fasste der Vertreter von Gesundheit Berlin-Brandenburg erste Ergebnisse des Forschungsprozesses zusammen und stellte sie den Teilnehmer/innen zur Diskussion. Beteiligung an den Fokusgruppen Die Konzeption der Fokusgruppen sah vor, dass jeweils ca. 10 Praktiker/innen teilnehmen sollten. Diese relativ kleine Gruppengröße ist für Fokusgruppen üblich, um eine intensive Diskussion zwischen den Teilnehmer/innen zu ermöglichen. Im Durchschnitt wurde eine Beteiligung von 8,5 Diskutant/innen umgesetzt. Für die Rekrutierung der Teilnehmer/innen waren den Koordinator/innen der Regionalen Knoten zuständig. Entsprechend des Veranstaltungskonzeptes sorgten sie dafür, dass die Gruppen sich aus Praktiker/innen unterschiedlicher Handlungsfelder zusammensetzen. Diese Vielfalt sollte eventuelle unterschiedliche Verständnisse von bzw. Zugänge zu den Kriterien abbilden. Es wurde angestrebt, die Zusammensetzung der Fokusgruppen über die drei Termine hinweg konstant zu halten, um die Entwicklung einer vertrauensvollen Diskussionskultur in den Gruppen zu fördern und den Mitgliedern Lern- und Reflexionsprozesse zwischen den Diskussionsrunden zu ermöglichen. Die Gewinnung der Teilnehmer/innen gestaltete sich nach Aussagen der Koordinator/innen relativ einfach. In der Vorbereitungsrunde war noch überlegt worden, welche Anreize den potenziellen Teilnehmer/innen geboten werden konnten, um sie zur Teilnahme zu motivieren. Es zeigte sich bereits im Erstkontakt, dass alleine die Ansprache durch den Regionalen Knoten und die Aussicht auf eine inhaltlich interessante und methodisch ungewöhnliche Veranstaltung offenbar ausreichend für eine Beteiligung war. Auch als den Teilnehmer/innen in der ersten Veranstaltungsrunde das Angebot unterbreitet wurde, im Anschluss an die dritte Runde noch

44 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 44 einen Expertin bzw. eine Expertin zu einem Thema der Wahl einzuladen zeigte sich, dass hieran wenig Interesse bestand. Lediglich die Teilnehmer/innen in Hessen wünschten sich, dass ein ausgewiesenes Beispiel guter Praxis vorgestellt zu bekommen und dieses mit dem Anbieter diskutieren zu können. Zwischen den einzelnen Diskussionsrunden kam es in Hessen und Thüringen teilweise zu erheblichen Schwankungen der Beteiligung, wie die folgende Übersicht zeigt. Thema Teiln. Berlin Teiln. Hessen Teiln. Thüringen 1. Wie relevant sind die Kriterien? Wie relevant sind die Kriterien für die praktische Arbeit? 3. Wie kann der Grad der Kriterien- Realisierung gemessen werden? Tabelle 3: Anzahl der Teilnehmer/innen an den Fokusgruppendiskussionen Auffällig ist die geringe Beteiligung in der zweiten Diskussionsrunde in den Ländern Hessen (nur vier Teilnehmer/innen) und Thüringen (sechs Teilnehmer/innen), während in Berlin unverändert 11 Diskutant/innen beteiligt waren. Die geringe Beteiligung in den beiden Flächenländern war im wesentlichen jahreszeitlich bedingt: Die zweite Diskussionsrunde fand im November/Dezember statt, so dass zum einen eine grassierende Grippewelle insbesondere viele hessische Teilnehmer/innen abhielt. Vereinzelt hatten einige Teilnehmer/innen auch kurzfristige Terminschwierigkeiten, die aus den zum Jahresende anstehenden Aufgaben resultierten. In der Regel entschuldigten die verhinderten Teilnehmer/innen ihr Fehlen. Da die krankheitsbedingten Meldungen sehr kurzfristig bei den Regionalen Knoten eingingen, war eine Verlegung insbesondere der zweiten Veranstaltung in Hessen nicht mehr möglich. In den Fokusgruppen waren Vertreter/innen aus folgenden für die soziallagenbezogene Gesundheitsförderung relevanten Akteursgruppen vertreten (alphabetisch): Beratungsstelle Freier Träger im Quartier Gesundheitsamt Jugendamt Jugendberufshilfe Kindertagesstätte Krankenkasse Landesministerium Landessportbund Stadtteilbüro / Quartiersmanagement Wohlfahrtsverband Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gab es im Hinblick darauf, ob die Teilnehmer/innen bereits mit einander bekannt waren oder sich erst im Rahmen der Gruppendiskussionen kennen lernten. Während in Berlin einige der Teilnehmer/innen z.t. schon langjährig, z.b. über die Beteiligung an Veranstaltungen oder Arbeitskreisen der

45 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 45 Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung bekannt waren, fanden sich die Teilnehmer/innen in Thüringen und Hessen überwiegend zum ersten Mal zusammen. Dies ist Ausdruck der Tatsache, dass in den Flächenländern aufgrund der z.t. sehr langen Anfahrtswege weniger Möglichkeiten zur regelmäßigen Teilnahme an Veranstaltungen oder informellen Treffen bestehen. Insbesondere in der ersten Diskussionsrunde wurde deutlich, dass die Berliner Teilnehmer/innen wesentlich schneller in einen angeregten Austausch einstiegen als in den beiden anderen Bundesländern. Hier bedurfte es einer längeren Anlaufzeit, bis die Mitglieder der Fokusgruppen eine gewisse Lockerheit im Umgang mit einander erreicht hatten. Diskussionsverlauf in den Fokusgruppen Die Methode der Fokusgruppendiskussion wurde gewählt, um Haltungen und Meinungen aus der Praxis abzubilden, die über die Besonderheiten einzelner Einrichtungen bzw. Handlungsfelder hinausgehen. In der Umsetzung zeigte sich, dass dies nur zum Teil gelang. Es waren deutliche Unterschiede der Diskussionsdynamik zwischen den drei Bundesländern feststellbar, die auch von den Moderator/innen bestätigt wurden. Während die Veranstaltungen in Berlin durchweg von einer lebhaften Beteiligung und z.t. auch kontroversen Diskussionen geprägt war, verliefen der Austausch in Hessen und Thüringen zum Teil sehr schleppend. Hier hatten die Moderator/innen immer wieder die Aufgabe, durch Statements oder Fragen an die Teilnehmer/innen den Austausch in Schwung zu bringen. Oft blieb es hier aber seitens der Teilnehmer/innen bei der Abgabe von Statements, die weitgehend unverbunden neben einander stehen blieben und sich nicht zu einem inhaltlichen Diskussionsfluss verbanden. Die länderspezifisch unterschiedliche Diskussionsdynamik blieb über den Verlauf der drei Fokusgruppen hinweg weitgehend unverändert. Erklärt werden können diese Unterschiede zum einen aus der oben angeführten Tatsache, dass die Teilnehmer/innen in Berlin sich oftmals bereits kannten und im Rahmen der Fokusgruppen kein wechselseitiges Abtasten notwendig war. Aufgrund der relativ hohen Veranstaltungs- und Arbeitskreisdichte im Stadtstaat Berlin ist aber auch davon auszugehen, dass die Teilnehmer/innen etwas diskussionsgeübter und routinierter in der Teilnahme an derartigen Veranstaltungen sind. Diese Einschätzung wurde im Rahmen der Nachbesprechung durch die Koordinator/innen der Regionalen Knoten bestätigt. Sie berichteten, dass auch andere Veranstaltungen insbesondere in Thüringen durch eine eher abwartende Haltung der Praktiker/innen gekennzeichnet sind, was einen lebendigen Austausch sehr schwierig mache. Ein Blick auf die jeweilige Diskussionsdauer in Tabelle 4 zeigt allerdings, dass die Dauer des Austauschs durch die z.t. fehlende Dynamik nicht beeinflusst wurde. Vielmehr zeigt sich eine aufsteigende Linie: Während die erste Diskussionsrunde zwischen 71 und 81 Minuten dauerte, nahm die Diskussionszeit in den beiden nachfolgenden Runden jeweils zu. Berlin Hessen Thüringen Fokusgruppe Fokusgruppe Fokusgruppe Tabelle 4: Dauer der Fokusgruppendiskussionen nach Bundesländern (in Minuten Audiomitschnitt) Mit Zustimmung der Teilnehmer/innen wurde von allen Fokusgruppendiskussionen ein Audiomitschnitt angefertigt. 2 Zum Abschluss der dritten Fokusgruppenrunde stellte auf Wunsch der Teilnehmer/innen ein Good Practice- Beispiel seine Arbeit vor. Diese Präsentation und die nachfolgende Diskussion wurde nicht eingerechnet.

46 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 46 Resonanz der Teilnehmer/innen auf die Fokusgruppendiskussionen Die Rückmeldungen der Teilnehmer/innen im Rahmen der Abschlussrunde der Fokusgruppendiskussionen waren insgesamt positiv: Neben der anregenden fachlichen Diskussionen und dem Kennenlernen der Positionen anderer hat es vielen auch einfach Spaß gemacht. Gleichzeitig wurden drei aufeinanderfolgende Diskussionen als ausreichend bewertet. Weitere Veranstaltungen hätten aus Sicht der meisten Teilnehmer/innen keine zusätzlichen Ergebnisse erbracht. Kritische Stimmen gab es zum Abschluss der Fokusgruppe in Berlin. Ein Teilnehmer kritisierte, dass die Diskussion der Kriterien keine unmittelbaren Folgen für die Weiterentwicklung der Kriterien gehabt habe und er damit den Sinn seiner Beteiligung insgesamt in Frage stelle. Diese Position wurde allerdings von der Gruppe insgesamt nicht geteilt, auch hier überwogen die positiven Rückmeldungen. Auswertung von der Leitfadeninterviews und Fokusgruppen mittels Qualitativer Inhaltsanalyse Die Leitfadeninterviews wurden vollständig transkribiert, von den Fokusgruppen wurden Teiltranskripte erstellt. Sie dokumentieren detailliert den Diskussionsverlauf und geben diesen über weite Passagen wörtlich wieder. Im Falle inhaltlich wenig gehaltvoller, z.b. redundanter Ausführungen werden nur die zentralen Aussagen festgehalten. Zur Erschließung des Materials wurde eine Auswertungsstrategie angestrebt, die sich eng an den vorliegenden Texte orientiert und Arbeitsergebnisse systematisch an diesen belegen kann. Dabei ergaben sich Probleme, die im folgenden skizziert werden sollen. Die Literatur zum Thema qualitativer empirischer Sozialforschung ist umfangreich und soll hier nicht im einzelnen diskutiert werden. Bei allen Unterschieden sei dies nun die von Meuser und Nagel (1991) vorgeschlagene Auswertungsstrategie für Expert/inneninterviews, die von Strauss (1994) entwickelte Grounded Theory oder Mayrings Qualitative Inhaltsanalyse (1995) ist den Auswertungsverfahren ein mehrschrittiges, auf die zunehmende Materialverdichtung und -systematisierung angelegtes Vorgehen gemeinsam. Schritt für Schritt werden aus dem Material heraus fallbezogene Ergebnisse und grundlegendere theoretische Einsichten entwickelt, die über den exemplarischen Untersuchungsgegenstand hinausweisen (sollten). Die moderne qualitative Sozialforschung strebt damit an, die Kluft zwischen weitgehend deduktiver, die soziale Realität nur illustrativ verarbeitender großer Theoriebildung und rein deskriptiven sowie impressionistischen Verfahren zu schließen. Was in der methodologischen Abstraktion als großer Schritt in Richtung der wissenschaftlichen Weiterentwicklung qualitativer Textinterpretation und einer Validierung ihrer Ergebnisse erscheint, erweist sich in der sozialwissenschaftlichen Praxis als nur unter besonders günstigen Rahmenbedingungen durchführbar. Alle qualitativen Verfahren fordern nicht nur die sorgfältige, im Idealfall vollständige und entsprechend arbeitsaufwändige Transkription des Interviewmaterials, sondern auch dessen lückenlose Be- und Verarbeitung mittels der jeweils vorgeschlagenen Systematisierungs-, Verdichtungs- und Auswertungsschritte. Die vorgenommene Auswertung strebt an, gestützt auf die wörtliche Wiedergabe von Interview- Äußerungen Aussagen und Schlussfolgerungen nachvollziehbar aus den vorliegenden Material heraus zu entwickeln. Zur Beherrschung des Textkörpers von insgesamt 15 Primärtexten (sechs Interviews und neun Fokusgruppen) mit einer Gesamtlänge von mehr als 20 Stunden

47 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 47 wurde das Programm Atlas/ti zur qualitativen Textanalyse eingesetzt, ursprünglich entwickelt als Hilfsmittel für die qualitative Textinterpretation der Grounded Theory 3. Die Interviews wurden in Atlas/ti eingelesen und nach thematischen Abschnitten kodiert. Dabei kamen 45 Kodes zur Anwendung, die alle für die Fragestellung relevanten Themenkomplexe abdeckten. Die Kodes ermöglichen zum einen eine komfortable Verschlagwortung des Textkörpers und auf dieser Grundlage in den nachfolgenden Arbeitsphasen mittels der Recherche-Funktionen des Programms einen differenzierten und schnellen Zugriff auf Textpassagen zu bestimmten (auch verknüpfbaren) Themen- und Problemfeldern. Die Herstellung von eindeutig gekennzeichneten Bezügen zwischen themenverwandten Einzelaussagen ermöglichte die Orientierung im gesamten Textkörper, auch wenn vorübergehend andere Problemstellungen bearbeitet wurden. In Atlas/ti wurde der Textkorpus vollständig kodiert. Hierzu wurden Kategorien entwickelt und den jeweiligen Textpassagen zugewiesen. Unterschieden werden können drei Kodearten: Deskriptive Kodes: Diese dienen ausschließlich der Verschlagwortung des Materials. Beispielsweise erhielt jedes der zwölf Kriterien einen eigenen Kode der allen Textpassagen zugewiesen wurde, die sich (in welcher Form auch immer) auf das jeweilige Kriterium bezogen. Induktive Kodes: Diese wurden aus der Fragestellung abgeleitet und lagen damit bereits vor der ersten Beschäftigung mit den Texten vor. Ein induktiver Kode bezieht sich beispielsweise auf alle Aussagen zur Relevanz, Umsetzbarkeit oder Messbarkeit der Kriterien. Deduktive Kodes: Im Prozess der Kodierung wurden zusätzliche deduktive Kodes entwickelt. Diese beziehen sich auf Beobachtungen, die sich aus der intensiven Beschäftigung mit dem Material ergaben. Der Kodeplan in Anlage IV.5 vermittelt einen Überblick über die 45 verwendeten Kodes. Insgesamt wurde der Textkopus durch Zitate, also einfach oder mehrfach kodierte Textpassagen, erschlossen. Bereits während der Kodierung wurden wichtige Beobachtungen und erste Schlussfolgerungen in sogenannten Memos festgehalten. Nachdem der Text vollständig kodiert war, wurde das Material entsprechend der zentralen Fragestellung nach Aussagen zu den zentralen Fragestellungen gesichtet und die Ergebnisse verdichtet. Aus Ressourcengründen war es nicht möglich, über mehrfache Verdichtungsschritte zunehmend eine Essenz der vorgefundenen Aussagen herauszuarbeiten. Gleichwohl wurde großer Wert darauf gelegt, dass die formulierten Ergebnisse anhand der entsprechenden primären Textpassagen belegbar und nachvollziehbar sind. 3.6 Internet-Handbuch Es war im Projektantrag vorgesehen, ein internetbasiertes Handbuch zu entwickeln, in dem die Methoden und Ergebnisse des Forschungsprojektes einem breiteren Publikum (insbesondere Praktiker/innen aus dem jeweiligen Praxisfeld) zugänglich gemacht werden. Das Internet- 3 ATLAS/ti wurde an der TU Berlin im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojektes Archiv für Technik, Lebenswelt und Alltagssprache entwickelt. ATLAS/ti unterstützt Untersuchungen nach der Grounded Theory und stellt deren Instrumentarium bereit: Umfangreiche Kodierungsmöglichkeiten, Verknüpfungen von Kodes und deren Darstellung als Netzwerk, Verfassen von Memos unterschiedlicher Typen (Kommentar, Theorie, Zusammenfassung...) während jeder Arbeitsphase u.a. Weitere Informationen unter

48 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 48 Handbuch ging im Dezember 2008 anlässlich des Kongresses Armut und Gesundheit online und ist unter der Adresse zugänglich. Die Entwicklung des Handbuchs fand vor allem gegen Ende des Forschungsprojekts statt, als Erfahrungen und Ergebnisse aus den Workshops und Beratungen bereits vorlagen. Die Aufgabenteilung sah vor, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen vom WZB die Verantwortung insbesondere für die inhaltliche Erstellung der Texte des Handbuchs übernommen haben, während Gesundheit Berlin-Brandenburg insbesondere für die redaktionelle Aufbereitung, grafische und technische Umsetzung zuständig war. Beide Bereiche griffen jedoch ineinander: Gesundheit Berlin-Brandenburg gab zum Teil wichtige inhaltliche Impulse und die Wissenschaftler/innen im WZB gestalteten auch die Umsetzung und Aufbereitung des Materials mit. Das Internet-Handbuch hatte das Ziel, den Ansatz der Partizipativen Qualitätsentwicklung nutzer/innen- und mediengerecht vermitteln und dabei angemessenen Raum für die Partizipation bzw. Interaktion der Nutzer/innen zu lassen. Die Inhalte sind in drei Hauptbereiche unterteilt: 1. Konzepte der Partizipativen Qualitätsentwicklung (zentrale Ideen und Begriffe des Ansatzes), 2. Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung und 3. Praxisbeispiele zur Veranschaulichung der Anwendung der Methoden. 3.7 Literatur BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) (2007). Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten, Ansatz Beispiele Weiterführende Informationen, 3. erweiterte Auflage, Gesundheitsförderung Konkret 5. Köln: BZgA. BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) (2005). Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten, Ansatz Beispiele Weiterführende Informationen, 2. erweiterte Auflage, Gesundheitsförderung Konkret 5. Köln: BZgA. Charmaz, K. (2002). Qualitative interviewing and grounded theory analysis. In: J.F. Gubrium & J.A. Holstein (Eds.). Handbook of Interview Research: Context and Method. Thousand Oaks: Sage: Dürrenberger, G. & Behringer, J. (1999). Die Fokusgruppe in Theorie und Anwendung. Stuttgart: Akademie für Technikfolgenabschätzung. Güntert, B. J. (1999). Benchmarking als Instrument zur Qualitätssicherung. In B. Badura & J. Siegrist (Hrsg.), Evaluation im Gesundheitswesen (Bd. 2). Weinheim, München: Juventa. Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A., Becker, A.B., Allen, A.J. & Guzman, R. (2003). Critical issues in developing and following community based participatory research principles. In M. Minkler & N. Wallerstein (eds.), Community-based participatory research for health. San Francisco: Jossey-Bass, pp Kilian, H. (2008). Vernetzung und Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung als gemeinsame Aufgabe: Der Kooperationsverbund "Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten". In E. Göpel (Hrsg.), Systemische Gesundheitsförderung: Gesundheit gemeinsam gestalten Bd. 3. Frankfurt a.m.: Mabuse,

49 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 49 Kilian, H. et al. (2003). Abschlussbericht Projektphase I: Erhebung von Projekten und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten in der Bundesrepublik Deutschland". In BZgA (Hrsg.), Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte. Aufbau einer Internetplattform zur Stärkung und Vernetzung der Akteure (S ). Köln: BZgA. König, J. (2007). Einführung in die Selbstevaluation. Ein Leitfaden zur Bewertung der Praxis Sozialer Arbeit. (2). Freiburg im Breisgau: Lambertus. Glaser B.G., Strauss A. L. (1967). The Discovery of Grounded Theory. Chicago: Aldine. Mayring, P. (1995). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, Weinheim: Deutscher Studienverlag. Meuser, M. & Nagel, U. (1991). ExpertInneninterviews - vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion, in:. Garz, D. & Kraimer, K. (Hrsg.): Qualitativ-empirische Sozialforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag: Strauss, A.L. (1994). Grundlagen qualitativer Sozialforschung, München: Fink. SVR (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen) (2008). Kooperation und Verantwortung, Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Bonn: Nomos Verlagsgesellschaft.

50 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 50 4 Partizipative Workshops für die Entwicklung und Vermittlung der Methoden und Konzepte der Partizipativen Qualitätsentwicklung 4.1 Einführung Dieses Kapitel referiert die Erfahrungen und Ergebnisse, die während der Entwicklung und Durchführung eines Curriculums für Workshops zur Partizipativen Qualitätsentwicklung gesammelt wurden. Es wird vor allem auf die Struktur und Didaktik der Workshops eingegangen, um die Frage zu beantworten, ob Lehrveranstaltungen ein geeignetes Medium sind, Instrumente und Methoden Partizipativer Qualitätsentwicklung aufzubereiten und zu vermitteln, sodass sie von Praktiker/innen in die eigene Arbeit implementiert werden können. Über unterschiedliche Befragungsinstrumente konnten sich die Teilnehmenden der Workshops zur praktischen Relevanz der präsentierten Methoden und deren Nutzen für die tägliche Arbeit äußern. Auch über die Kompetenzerweiterung, das Empowerment (im Sinne von Zuwachs des fachlichen Selbstbewusstseins bei den Teilnehmenden) und die Akzeptanz der Veranstaltungen wird berichtet. Ebenfalls thematisiert werden die Kompetenzerweiterung der Referent/innen und deren Fähigkeit zum Methodentransfer. Schlussfolgerungen aus den durchgeführten Workshops und Empfehlungen für zukünftige Veranstaltungen bilden den Schluss dieses Kapitels. Im Forschungsprojekt war bereits in der Antragstellung ein Angebot von Methoden-Workshops vorgesehen. Diese sollten über die gesamte Projektlaufzeit Instrumente und Methoden für die teilnehmenden Einrichtungen bereitstellen. Sechs Workshops waren geplant mit einer Frequenz von zwei bis drei Veranstaltungen pro Jahr. Das Konzept für die Workshop-Reihe (s. Anlage I.1: Workshopprogramm) wurde gemäß eines in einer Bestandsaufnahme geäußerten Bedarfs (Wright & Block 2005; Block, 2006) entwickelt. Die Bestandsaufnahme wurde von Wright und Block in zwölf Einrichtungen, die HIV- Prävention leisten, sowie durch eine schriftliche Befragung aller Mitgliedsorganisationen der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) ermittelt. Die Ergebnisse sind auf Einrichtungen, die mit sozial Benachteiligten zu anderen Gesundheitsthemen arbeiten, zwar nicht eins zu eins übertragbar, lieferten jedoch wertvolle Befunde zum Bedarf an Qualitätsentwicklung bei Fachkräften der Prävention und Gesundheitsförderung, die einen niedrigschwelligen Ansatz verfolgen. Jeder Workshop war einem Handlungsfeld gewidmet. Angelehnt an den in der Qualitätsentwicklung bekannten PDCA-Zyklus (plan do check act: planen, durchführen, prüfen, verbessern) berücksichtigten die Veranstaltungen wesentliche Elemente der Projektplanung und -durchführung (von der Bedarfsbestimmung der Zielgruppe bis zu Wirksamkeitsnachweisen). Besonderer Wert wurde auf partizipative Verfahren der Qualitätsentwicklung gelegt, die Expertise sowie Erfahrungen der Praktiker/innen und der Zielgruppe einbeziehen. Auch die Workshops selbst wurden durch die Einbeziehung der Teilnehmenden in die Gestaltung und Evaluation partizipativ ausgerichtet: Mit der Anmeldebestätigung wurde den Teilnehmer/innen eine Vorab-Befragung zu bevorzugten Inhalten, zur Vorgehensweise bei der Wissensvermittlung, zur Gestaltung des Workshops und zum Umfang des Austausches der Teilnehmer/innen zugesandt (s. Anlage I.2: Befragung zur Workshopplanung). Die Ergebnisse gingen in die Planung des jeweiligen Workshops ein. Workshopinhalte und deren Gestaltung sollten praxisnah mit einem hohen Transferpotential ausgestattet sein und damit über eine reine Wissensvermittlung hinausgehen. Zur Überprüfung der Nachhaltigkeit und der Möglichkeiten zur Umsetzung des neu erworbenen Wissens in die Praxis wurden telefonische und schriftliche Nachbefragungen der Teilnehmer/innen nach Abschluss der Workshopreihe durchgeführt (mehr zur Methodik im Kapitel 3.3).

51 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Ziele der Workshop-Reihe Die Workshops intendierten zwei Ziele: 1. die Vermittlung von Methoden- und Konzepten der Partizipativen Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten und 2. die (Weiter-)Entwicklung partizipativer Methoden- und Konzepte. Ziel 1: Methoden- und Konzeptvermittlung Ein Ziel des Forschungsprojekts war der Transfer international bewährter Verfahren Partizipativer Qualitätssicherung und Evaluation auf deutsche Praxisverhältnisse. Diese Bündelung und Bereitstellung von Ressourcen sollte mithilfe eines Curriculums für Workshops zu Methoden und Instrumenten Partizipativer Qualitätsentwicklung umgesetzt werden. Da die aus der Forschungsliteratur extrahierten Methoden in den seltensten Fällen eins zu eins übertragbar waren, vor allem die Methoden aus internationalen Forschungskontexten, sollten die Workshops auch der (Weiter-)Entwicklung von Methoden und Konzepten dienen. Ziel 2: Methoden- und Konzeptentwicklung Die Instrumente und Methoden, die den Praktiker/innen in den Workshops präsentiert wurden, sollten hinsichtlich ihrer Anwenderfreundlichkeit, Handhabbarkeit und Möglichkeiten zur Partizipation überprüft und dementsprechend weiterentwickelt bzw. angepasst werden. Um dies zu realisieren, sollten die Veranstaltungen die Gelegenheit für eine Auseinandersetzung mit den Instrumenten in einem Gruppenprozess bieten und die Expertise der einzelnen Teilnehmenden einbinden. Ergebnisse waren beispielsweise, dass einige Instrumente und Konzepte keine weitere Verbreitung fanden (weder in der Beratung vor Ort noch im Internet-Handbuch), andere wurden im Rahmen des Gruppenprozesses sprachlich und/oder inhaltlich stark verändert. Mit dem Einsatz einer partizipativen Didaktik sollte die Erreichung der oben genannten Ziele begünstigt werden. Durch sein zentrales Werk Pädagogik der Unterdrückten (1973) wurde Paulo Freire zu einem der prominentesten Vertreter des partizipativen Lehrens. Seine Arbeit hat auch die partizipative Forschung nachhaltig beeinflusst. Freire entwickelte neue Methoden als Lehrer in der Alphabetisierungskampagne von sozial Benachteiligten in Brasilien und thematisierte als Grundpfeiler des Lernens und Lehrens die Reflexion und die Aktion. Freire plädierte dafür, dass nur ein Pädagoge, der eine Offenheit für die Lebenswelt, die Interessen und das Wissen seiner Schüler/innen hat, seinem Lehrauftrag gerecht werden kann. Im angloamerikanischen Sprachraum sind Ansätze partizipativer Pädagogik unter dem Dach des Participatory Learning and Action (PLA) vereinigt. Es handelt sich hierbei um einzelne Ansätze, die der Aktionsforschung verpflichtet sind und aktuell Anwendung finden. Ein Vertreter dieses Ansatzes ist Robert Chambers (2005), der seine Erfahrungen in dem Buch: Participatory Workshops aufbereitet hat. Er selbst stammt nicht aus einem Lehrberuf und wurde niemals in der Didaktik unterwiesen, vielmehr hat er durch seine eigene Inkompetenz als Manager von Entwicklungsprojekten in Kenia gelernt, die Zielgruppen einzubeziehen und dafür Methoden einer partizipativen Didaktik entwickelt. Auch in Europa sind solche Bestrebungen vor allem in der Entwicklungsarbeit verbreitet. Erfahrungen mit partizipativer Didaktik zeigen das große kreative Potential beim Einsatz mit sozial marginalisierten Gruppen für die Planung, Implementierung und Evaluation von Entwicklungsprojekten. Sünker und Kolleginnen (2005) merken in einem Beitrag zu partizipativen Handlungsansätzen in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an, dass im (sozial)pädagogischen Bereich (...) bislang noch keine umfassende Partizipationstheorie entwickelt worden ist (ebd.:

52 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 52 8). Es handelt sich bislang um einzelne Methoden partizipativer Wissensvermittlung, deren Schwerpunkt auf gemeinsamem Lernen und der Koproduktion von Wissen liegen. Die Teilnehmenden tragen aktiv zu den Inhalten der Lehrveranstaltungen und zum Lernprozess bei, anstatt passiv Wissen externer Expert/innen aufzunehmen. Bevorzugte Lehr- und Lerntechniken sind Kleingruppenarbeit, Rollenspiele und Methoden der Visualisierung (Flipcharts, Zeichnungen, Fotos). 4.3 Entwicklung der Workshopinhalte Die Inhalte der Workshops basierten einerseits auf einer Expertise zu Partizipativer Qualitätssicherung und Evaluation (Wright, 2004), die den internationalen Diskurs zur Partizipation in der Primärprävention beleuchtete. Andererseits haben die bisherigen praktischen und wissenschaftlichen Erfahrungen der WZB-Mitarbeiter/innen (als Projektberater/in, Supervisor/in, Psychotherapeut/in, Handlungsforscher/in) die Auswahl und Aufbereitung von Themen maßgeblich beeinflusst. Vor allem die Kenntnisse aus der eigenen Sozialarbeit und Psychologie mit sozial marginalisierten Gruppen boten die Möglichkeit, Workshopthemen auf Praxisverhältnisse zuzuschneiden. Die Konzeptentwicklung für das Curriculum erfolgte in einer Zusammenarbeit zwischen der Forschungsgruppe Public Health im WZB und dem Projektpartner Gesundheit Berlin- Brandenburg. Die Ankündigung der Workshopinhalte mit Kurzbeschreibungen der einzelnen Veranstaltungen wurde zwischen Gesundheit Berlin-Brandenburg und dem WZB abgestimmt. Insbesondere die Sprache der Einladungen bot reichlich Diskussionsstoff. Es war nicht einfach, eine verständliche, arbeitsbereichsübergreifende Sprache für Qualität in der Gesundheitsförderung und Prävention mit sozial Benachteiligten zu finden. Titel von Veranstaltungen mussten geändert, um Praktiker/innen besser ansprechen zu können, auch der richtige Ton musste getroffen werden. 4.4 Aufbau des Curriculums Angelehnt an den PDCA-Zyklus und den Public Health Action Cycle (vgl. Rosenbrock & Gerlinger 2004, S. 25f) berücksichtigten die Veranstaltungen wesentliche Elemente der Projektplanung und -durchführung (s. Anlage I.1: Workshopprogramm). Im ersten Workshop wurden die Teilnehmenden in die Sprache und Kernkonzepte der Qualitätssicherung eingeführt ( Das ABC der Qualitätssicherung für soziale Einrichtungen ). Den Schwerpunkt des zweiten Workshops bildete die Frage der Bedarfsbestimmung bei der Zielgruppe ( Wie wissen wir, was die Zielgruppe braucht? ). Das Konzept der Zielgruppenorientierung sowie praktikable Methoden der Einbindung der Zielgruppe in die Planung von Interventionen wurden vorgestellt. Im dritten Workshop ( Zur Formulierung einer realistischen Interventionsstrategie für die Arbeit in Settings ) wurde diskutiert, wie auf Grundlage der Bedarfsbestimmung eine passende Strategie der Prävention für sozial Benachteiligte ausgearbeitet werden kann. Der vierte Workshop ( Partizipation der Zielgruppe ja, aber wie? ) beschäftigte sich mit der Frage der (längerfristigen) Beteiligung der Zielgruppe an der Planung, Durchführung und Auswertung der Interventionsstrategie. Im fünften Workshop ( Zur erfolgreichen Zusammenarbeit von Projekten, Zuwendungsgebern und Zielgruppen in der Primärprävention ) stand die Steuerung der Interventionsstrategie durch die Beteiligung aller Akteur/innen im Vordergrund. Der letzte Workshop in der Reihe ( Wie wissen wir, was bei der Zielgruppe ankommt? ) setzte sich mit der Auswertung der geleisteten Arbeit auseinander. Die Workshop-Themen wurden auf die Situation der primärpräventiven und gesundheitsfördernden Arbeit der Einrichtungen, die mit sozial Benachteiligten arbeiten,

53 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 53 zugeschnitten (z.b. die Arbeit mit Menschen aus sozialen Brennpunkten, mit Obdachlosen oder anderen marginalisierten Bevölkerungsgruppen). Bezüglich ihrer Zielgruppen bildeten die teilnehmenden Einrichtungen eine inhomogene Gruppe, da sie mit sehr unterschiedlichen Klient/innen arbeiten und aus diversen Berufsgruppen zusammengestellt sind. Wir haben uns bemüht, die Beispiele so vielfältig wie möglich zu gestalten, um damit den unterschiedlichen Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden. Zwischen den einzelnen Arbeitsgebieten der Teilnehmenden gab es in jedem Workshop Überlappungen der Zielgruppen. Eine Zielgruppe, ältere sozial benachteiligte Menschen, war überhaupt nicht vertreten, so dass dieses Thema auch in den Workshopbeispielen keinen Niederschlag fand. Die Workshops wurden hauptsächlich von Frauen besucht. Von 69 Teilnehmenden der Workshop-Reihe waren 13 (19%) Männer. Charakteristisch für die Gruppe der Teilnehmenden war, dass sie sich bei jedem Workshop neu konstituieren musste. Durch die hohe Fluktuation (48 Personen nahmen nur einmal teil), traf sich nur eine sehr kleine Kerngruppe regelmäßig wieder. Beeinflusst wurde die Gesprächskultur ebenfalls durch die sehr unterschiedlichen beruflichen Positionen und eine divergierende Fachlichkeit. In jedem Workshop musste die Gruppe eine gemeinsame Sprache finden, unterschiedliche Perspektiven austauschen sowie eine neue Gruppenkultur bilden. Durch die relativ inhomogene Gruppe und die personelle Fluktuation konnten die Inhalte der vorangegangenen Workshops nicht vorausgesetzt werden und wurden dementsprechend zu Beginn jeder Veranstaltung kurz wiederholt. Die Teilnahme an den Workshops wurde nach dem Slow-Open-Prinzip ermöglicht. Ein kontinuierlicher Besuch der Reihe war zwar erwünscht, wurde aber nicht vorausgesetzt. Priorität zur Teilnahme hatten in erster Linie Projekte, die auch vor Ort zur Partizipativen Qualitätsentwicklung beraten wurden. Nachfolgend wurde Teilnehmende bevorzugt, die bereits Workshops besucht hatten. Die freien Plätze wurden dann neuen Interessent/innen nach der Reihenfolge der Anmeldung zugewiesen. Einbeziehung von externen Referent/innen und Praktiker/innen in die Lehre In der Planungsphase der Veranstaltungen bestand die Absicht, den Unterricht in der Workshop- Reihe an externe Referent/innen mit einem Hintergrund in Qualitätsentwicklung zu vergeben. Auch die Einbeziehung von Praktiker/innen im Sinne eines Peer-Teaching war geplant. Auf Grund negativer Erfahrungen im ersten Workshop, wurde dieses Konzept jedoch fallen gelassen. Die beauftragte Referentin (ausgewiesene Expertin in der Qualitätssicherung) war zwar sehr versiert in der Qualitätssicherung. Sie besaß jedoch nur wenig Einblick in niedrigschwellige Praxiseinrichtungen mit der Folge, dass ihre Beispiele nicht passgenau waren und das Abstraktionsniveau zu hoch war. Auch die Einbeziehung einer Praktikerin als Lehrende auf Augenhöhe erwies sich als nicht unproblematisch. Hinsichtlich der Qualitätsentwicklung vertrat sie eine bestimmte Perspektive, die von den Teilnehmenden nicht unbedingt geteilt wurde. Hinzu kam mangelnde Erfahrung in der Vermittlung von Lehrinhalten, die von einer Praktikerin auch nicht zu erwarten ist. Dies führte dazu, dass sie sich weniger einbrachte als erhofft. Konfrontiert mit einem Mangel an Fachkräften, die partizipative Ansätze der Qualitätsentwicklung im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention vertreten können, haben wir nach dem ersten Workshopdurchgang entschieden, die verbleibenden Veranstaltungen der Reihe selbst durchzuführen. Unsere Erfahrungen der ersten Lehrveranstaltung verdeutlichten, dass zu einem erfolgreichen, partizipativ ausgerichteten Lernprozess mehr gehört als Fach- bzw. Praxiswissen. Die Entscheidung, die Workshops ohne externe Lehrkräfte durchzuführen barg Vor- und Nachteile. Als sehr vorteilhaft haben wir die große Kohärenz empfunden, die Inhalte selbst vorbereitet und unterrichtet zu haben. Die kontinuierliche Leitung der Workshops hat auch eine enge Beziehung zu der Gruppe der Teilnehmenden ermöglicht. Wir konnten längerfristig an

54 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 54 der Gruppendynamik teilhaben und sie begleiten. Nachteilig kann sich ausgewirkt haben, dass durch unsere Konstanz die Vielfalt an Perspektiven auf partizipative Methoden der Qualitätsentwicklung beschränkt war. Unter Umständen wäre mit wechselnden Moderator/innen auch eine größere didaktische Vielfalt einhergegangen. 4.5 Ablauf der Workshops In den Workshops wurden verschiedene didaktische Prinzipien umgesetzt. Zum einen haben wir uns um eine Methodenvielfalt bemüht. Es wurden unterschiedliche Moderationstechniken, wie u. a. von Schilling (2004) vorgeschlagen, eingesetzt. Dadurch sollten die Veranstaltungen so lebendig wie möglich gestaltet und die Partizipationsmöglichkeiten der Teilnehmenden maximiert werden. Dementsprechend wurden frontale Inputs kurz gehalten, der Schwerpunkt lag auf der Diskussion und dem Austausch der Teilnehmenden. Viel Raum war der Kleingruppenarbeit vorbehalten. Die Workshops waren dreitägig konzipiert, um die geplanten Inhalte mit der nötigen Ausführlichkeit und Ruhe präsentieren und einüben zu können. Über die angeleiteten Arbeitsgruppen und Diskussionen im Plenum hinaus intendierten wir, auch dem informellen Austausch zwischen den Teilnehmenden Zeit zu geben. Zum Beispiel wurden auf Wunsch der Teilnehmenden die Pausen zwischen den Lehreinheiten von 15 auf 20 Minuten verlängert, um mehr Zeit für informelle Gespräche einzuräumen. Dieses ist eines der zahlreichen Beispiele der Partizipation der Teilnehmenden und deren Einflussnahme auf die Veranstaltungen. Die partizipative Didaktik förderte nicht nur eine Einflussnahme der Teilnehmenden auf die Zeitstruktur, sondern vor allem auf die Inhalte der Veranstaltungen. Durch diese Einflussnahme sollten die Teilnehmenden die Gelegenheit erhalten, das präsentierte Material an die Praxisverhältnisse ihrer eigenen Einrichtungen anzupassen und nicht einfach passiv zu rezipieren. Die partizipative Didaktik bedeutete, die Teilnehmenden an der Gestaltung aller Phasen der Veranstaltungen aktiv zu beteiligen. Sie wurden in die Vorbereitung der ersten Workshops durch eine Vorab-Befragung zu ihren Wünschen bzgl. Struktur und Inhalte befragt. Während der Lehre hatten die Teilnehmenden jeder Zeit Mitsprache- und Veränderungsrechte. Jede Veranstaltung wurde im Abschluss beurteilt und ermöglichte, Änderungsvorschläge in die nächste Veranstaltung einfließen zu lassen (s. unten). Diese Herangehensweise verlangte ein hohes Maß an Offenheit und Flexibilität seitens der Moderation, um spontan auf die Bedürfnisse der Gruppe reagieren zu können und diese direkt in den Inhalt der Veranstaltung einzubeziehen. Die notwendigen Anforderungen für die Anleitung partizipativer Workshops dieser Art durch Moderator/innen fasst Chambers (2005, S. XIII-XV) wie folgt zusammen: die Reduktion der eigenen Nervosität, Durchhaltevermögen und Ausdauer der Lehrenden, was natürlich auch für die Teilnehmenden gilt, die Fähigkeit, die Kontrolle über den Workshopverlauf an die Teilnehmenden abzugeben, um die Effektivität zu steigern, auf alles vorbereitet zu sein, was Chambers being optimally unprepared (optimal unvorbereitet zu sein) nennt ( Good participatory processes are predictably unpredictable!, Chambers 2005, S. XIV). Hier charakterisiert er ein Paradoxon der Partizipation: Partizipative Prozesse können nicht minutiös durchgeplant sein, verlangen jedoch eine

55 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 55 sehr gute Vorbereitung im Sinne eines Repertoires an Lehr- und Lernmethoden, aus welchem die Moderation, zugeschnitten auf den jeweiligen partizipativen Prozess, schöpfen kann. Methoden- und Konzeptentwicklung Die Instrumente und Methoden, die in den Workshops vorgestellt wurden, sind von uns aus der nationalen und internationalen Fachliteratur extrahiert worden. Zum Teil sind es Methoden, wie Open Space (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe), die im Kontext partizipativer Prozesse benutzt werden und von uns aufbereitet wurden. Teilweise haben wir Methoden, die in anderen Zusammenhängen angewendet werden, für den Einsatz in partizipativen Prozessen adaptiert (z.b. Kurzbefragungen aus der Marktforschung, die wir Blitzbefragungen genannt haben). Alle vorgestellten Instrumente wurden in Form eines Steckbriefes eingeführt, der die Herkunft erläutert, eine Kurz- sowie eine detaillierte Beschreibung liefert, Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung, notwendige Ressourcen für die Durchführung und Tipps für den Gebrauch in der Praxis beschreibt. Auf diese Weise wurden mehrere Methoden in Steckbriefen (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe) vorgestellt. Jede Methode wurde in den Veranstaltungen anhand des Steckbriefes eingeführt und von den Teilnehmenden an eigenen Praxisbeispielen erprobt (in Einzelarbeit, in der Kleingruppe, im Plenum). Auf Grund der Rückmeldungen der Workshop- Teilnehmer/innen zu den einzelnen Steckbriefen und der im Laufe der Veranstaltungen gemachten Erfahrungen, wurden die Steckbriefe teilweise stark verändert und ergänzt, bevor sie im Internet-Handbuch veröffentlicht wurden bzw. in Beratungsgesprächen vor Ort Anwendung fanden. Hier wird deutlich, dass eine Koproduktion von Wissen zu Methoden durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis erfolgt ist. Ähnlich gingen wir bei der Entwicklung bzw. Aufbereitung von Konzepten vor. Die Literaturrecherche lieferte Kernbegriffe, die von uns in einem redaktionellen Prozess neu definiert bzw. zu Modellen verarbeitet wurden. In den seltensten Fällen konnten Konzepte ohne unsere Überarbeitung in den Workshops vorgestellt werden. Auch hier nahmen die Teilnehmenden großen Einfluss auf die Weiterentwicklung und Anpassung der Konzepte an ihre Praxisverhältnisse. Präsentierte Konzepte und Modelle wurden in den Veranstaltungen umgeschrieben oder auch Begrifflichkeiten geändert. Das gelang u. a. dadurch, dass wir Präsentationen mit Laptop und Datenprojektor (Beamer) durchführten und Änderungen sofort übernehmen konnten. Beispielsweise haben wir in Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden das Modell der Stufen der Partizipation (vgl. Kapitel 2.5) so verändert, dass die Bezeichnungen und die Beschreibungen der Stufen der Realität des Praxisalltags näher kamen. Der Hauptkritikpunkt am Stufenmodell waren die zum Teil negativ besetzten Begriffe für die einzelnen Stufen. Hier haben wir uns gemeinsam mit den Teilnehmenden bemüht, wertfreiere Begrifflichkeiten zu finden. Ähnlich wurde mit einem Modell zu Formen der Zusammenarbeit (Roberts, 2004) verfahren, mit der Folge, dass die ursprünglichen Kategorien in stark veränderter Form unter der Rubrik Zusammenarbeit im Internet-Handbuch referiert sind. Einige der im Vorfeld der Workshops erarbeiteten Konzepte und Methoden wurden auf Grund der negativen Erfahrungen auf den Workshops sowohl aus Curriculum als auch aus geplanten Inhalt des Internet-Handbuchs gestrichen. 4.6 Evaluation der Workshops Die Evaluation der Workshops hatte im Sinne der Zielsetzung des Forschungsprojekts einen formativen Charakter. Die zentrale Frage war, inwieweit Workshops dieser Art für die Entwicklung und Vermittlung von Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung geeignet sind. Zur Beantwortung dieser Frage gab es eine Datenerhebung während und nach jeder

56 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 56 einzelnen Veranstaltung (s. detaillierte Beschreibung im Kapitel 3.3: Methoden-Workshops). Jede Veranstaltung beinhaltete folgende Evaluationsverfahren: eine Fokusgruppe, eine Feedbackrunde und eine kurze, schriftliche, anonyme Befragung 4. Nach dem Abschluss der Veranstaltung wurden folgende Evaluationsverfahren durchgeführt: eine Nachbesprechung zwischen der Moderation vom WZB und den Mitarbeiter/innen von Gesundheit Berlin-Brandenburg und eine schriftliche und mündliche Befragung ausgewählter Teilnehmer/innen (s. Kapitel 3.3: Methoden-Workshops). Entsprechend dem Handlungsforschungs-Prinzip der strukturellen Entwicklung durch zyklische Optimierungsprozesse (Israel et al., 2003) wurden die aus den Evaluationsverfahren gewonnenen Erkenntnisse bereits während des Forschungsprojekts für die Verbesserung des Workshop- Angebots eingesetzt. Der Gegenstand der Evaluation, die Workshopreihe, war nicht statisch, sondern durchlief einen von den Beteiligten gesteuerten Entwicklungsprozess, der in den Evaluationsergebnissen abgebildet wird. Neben dieser formellen, geplanten Rückmeldekultur war auch die bereits oben erläuterte informelle, ungeplante Rückmeldung bzw. der Eingriff der Teilnehmenden in den Workshop- Ablauf ausdrücklich erwünscht und hat z. T. den Verlauf und die Methodenauswahl maßgeblich beeinflusst. Die informellen, ungeplanten Rückmeldungen wurden im Laufe der Zeit zahlreicher und vielfältiger. In einem Workshop wurde z.b. die Methode des Open Space, die im vorangegangenen Workshop eingeübt worden war, von den Teilnehmenden als Diskussionsmethode vorgeschlagen, obwohl die Referent/innen eine andere Form für die Bearbeitung der Fragestellung vorgesehen hatten. Dieser Vorschlag wurde von der Moderation aufgenommen und umgesetzt. Bei der Auswertung der Evaluationsdaten wurden folgende Kriterien berücksichtigt: Methoden- und Konzeptvermittlung (Ziel 1) Zum ersten Ziel wurden Teilziele formuliert, die Anhaltspunkte für den Erfolg bzw. den Misserfolg von Workshops als Medium für die Vermittlung von Konzepten und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung geben sollten: Akzeptanz der Veranstaltungen, aktive Mitgestaltung, Nützlichkeit der Workshops, Kompetenzerweiterung, Partizipation der Zielgruppen in der Arbeit der Teilnehmenden, Empowerment der Teilnehmenden, Kompetenzerweiterung bei den Referent/innen und 4 Ab dem zweiten Workshop wurde eine standardisierte Teilnehmer/innen-Befragung eingeführt.

57 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 57 Methodentransfer seitens der Referent/innen. Die Akzeptanz der Veranstaltungen wird als Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung deren Inhalte angenommen. Die aktive Mitgestaltung sollte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass die partizipative Didaktik auf Resonanz bei den Teilnehmer/innen gestoßen ist. Nützlichkeit, Kompetenzerweiterung, Empowerment und Partizipation der Zielgruppen sind vier Kriterien der erfolgreichen Vermittlung der Methoden und Konzepte der Partizipativen Qualitätsentwicklung, die sich aus dem Datenmaterial gebildet haben. Die Kompetenzerweiterung und der Methodentransfer seitens der Referent/innen sind Erfolgskriterien, die mit Entwicklungsprozessen seitens der Moderation zusammenhängen. Die Erzielung von Lernprozessen seitens aller Beteiligten ist ein Kernprinzip der Handlungsforschung (vgl. Israel et al., 2003). Akzeptanz: Die Akzeptanz der Workshops war unter anderem an den zahlreichen Anmeldungen abzulesen. Es bewarben sich mehr Interessent/innen als freie Plätze vorhanden waren. Eine Warteliste musste eingerichtet werden. Das Interesse bestand trotz des erheblichen Aufwands, der mit der Teilnahme verbunden war. Die überwiegende Anzahl der Teilnehmenden musste für den Besuch aus anderen Regionen nach Berlin anreisen, eine Freistellung seitens der Arbeitsstelle war nötig, und die für den Workshop benötigte Zeit musste mit der täglichen Arbeitsbelastung koordiniert werden. Der Gesamtzeitaufwand betrug 18 Veranstaltungstage innerhalb von 13 Monaten zuzüglich Reisezeit. Trotz des Aufwands haben einige Teilnehmende mehrere Workshops besucht oder einige Einrichtungen zumindest wechselnden Mitarbeitenden die Teilnahme ermöglicht (nach einem Multiplikationsprinzip für die Gesamteinrichtung), was das Interesse und die Akzeptanz widerspiegeln. Die Inhalte der Workshops fanden eine breite Zustimmung bei den unterschiedlichen Professionen. Dies gilt vor allem für die Personen, die sich direkt mit der Gestaltung und Durchführung von Angeboten der Primärprävention bzw. Gesundheitsförderung befassen. In der schriftlichen Bewertung haben die Veranstaltungen im Durchschnitt die Benotung 2,1 (Spektrum der Schulnoten) von den Teilnehmenden erhalten. In den Fokusgruppen wurden die angenehme Atmosphäre, die klare Struktur der einzelnen Veranstaltungen und die Lehrmethoden positiv von den Teilnehmenden bewertet. Aktive Mitgestaltung durch die Teilnehmer/innen: Sowohl während der Veranstaltungen als auch in der Evaluation durch die Fokusgruppen gaben die Teilnehmenden Anregungen für Änderungen des Ablaufs und der Inhalte. Kritik konnte jeder Zeit geäußert werden und wurde soweit machbar umgesetzt. Die Teilnehmenden haben während der Workshops rege inhaltliche Diskussionen geführt. Sie machten von der angebotenen Möglichkeit Gebrauch, die Vorträge der Lehrenden zu unterbrechen, um Fragen zu stellen bzw. Anmerkungen zu machen. Ebenfalls Raum für gemeinsamen Austausch war in den Pausen gegeben, die wegen ihres informellen Charakters von den Teilnehmenden als so fruchtbar empfunden wurden, dass die Dauer auf ihren Wunsch verlängert wurde. Ein Großteil der Workshops war der Kleingruppenarbeit vorbehalten. Die präsentierten Methoden und Instrumente der Partizipativen Qualitätsentwicklung konnten jeweils im Gruppenprozess erprobt werden. Bei einer Gruppengröße von drei bis fünf Personen bestand für alle Beteiligten die Möglichkeit zur aktiven Beteiligung an der Themenfindung. Dass die Teilnehmenden so viel Einfluss auf den Workshop-Verlauf und die Inhalte hatten, wurde von ihnen ganz unterschiedlich reflektiert. Im Verlauf der Workshops und in den telefonischen Nachbefragungen gaben zahlreiche Teilnehmende an, Einfluss gehabt zu haben 5 ( Ja, auf jeden Fall. ). Andere empfanden ihre Einflussmöglichkeiten als zu gering ( Nein, gering vielleicht. ). Die Möglichkeit zur Einflussnahme wurde von den Teilnehmenden auch 5 Wörtliche Zitate aus den Gesprächen bzw. Telefoninterviews sind jeweils in Anführungsstriche gesetzt.

58 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 58 nicht vollständig ausgeschöpft. Im Verlauf eines Workshops gab es beispielsweise eine Situation, in welcher wir als Lehrende den Teilnehmenden den weiteren Verlauf anvertrauen wollten, weil der geplante Ablauf nicht ihren Vorstellungen entsprach. Dieses wurde jedoch abgelehnt und Vorschläge seitens der Moderation für Veränderungen eingeholt und umgesetzt. Bemerkenswert war in dieser Situation, dass Teilnehmende in einem späteren Pausengespräch äußerten, die Möglichkeit, die Führung/Entscheidungsmacht im Seminar zu übernehmen, weniger deutlich wahrgenommen zu haben als sie von der Moderation formuliert worden war. Das mag u. a. daran gelegen haben, dass es für die Beteiligten ungewohnt und vielleicht auch unerwartet war, soviel Entscheidungsmacht im Prozess zugebilligt zu bekommen. Im Verlauf der Workshop-Reihe haben wir einen steigenden Grad der Partizipation beobachtet, der den Teilnehmenden nicht immer bewusst war. Wie stark sie die Veranstaltung beeinflusst haben, haben sie teilweise nicht wahrgenommen. Zu Beginn der Workshop-Reihe war die Partizipation, angelehnt an die Stufen der Partizipation (s. Kapitel 2.5), auf der Stufe 6: Mitbestimmung angesiedelt. Im Zuge der Workshop-Reihe bewegte sich der Grad der Beteiligung in Richtung Stufe 7: Teilweise Entscheidungskompetenz. In Situationen, wo den Teilnehmenden frei gestellt wurde, den Ablauf selbst zu bestimmen, hätte die Stufe 8: Entscheidungsmacht erreicht werden können, sie wurde jedoch nicht in Anspruch genommen. 4.7 Nutzen der Workshops und Kompetenzerweiterung bei den Teilnehmenden Die Bewertung des Nutzens der Veranstaltungsreihe kann in einen Prozess- und einen Ergebnisnutzen unterteilt werden, wobei der Ergebnisnutzen eine größere Bedeutung für die Teilnehmenden hatte. Prozess- und Ergebnisnutzen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer zeitlichen Perspektive. Unter Prozessnutzen verstehen wir alle Erkenntnisse und Erfahrungen, die die Teilnehmenden während der einzelnen Workshops gesammelt haben. Hierzu gehören: Profit aus dem Austausch mit Kolleg/innen, gemeinsame Entwicklung von Ideen für die Praxis zu Hause, sich ausprobieren zu können im geschützten Rahmen und gemeinsame Auseinandersetzung mit Methoden. Der Ergebnisnutzen beschreibt das persönliche Lernergebnis der Teilnehmenden. Hierzu gehören alle durch die Workshops angeregten Veränderungen, die bei den Teilnehmenden selbst und/oder in ihrem Praxisalltag stattgefunden haben. Diese sind: die Anwendung der gelernten Methoden und Instrumente der Partizipativen Qualitätsentwicklung, Veränderung der Haltung gegenüber der Arbeit, der Zielgruppe o. ä. und veränderter Umgang mit Partizipation. Beide Arten von Nutzen können zu einer Kompetenzerweiterung beitragen. Hiermit ist sowohl der Auf- als auch Ausbau von Kompetenzen gemeint. Die meisten Workshop-Teilnehmer/innen haben ihre je spezifischen fachlichen und persönlichen Kompetenzen eingebracht und durch den gemeinsamen Gruppenprozess (das Erlernen und die Auseinandersetzung mit den Methoden und Konzepten Partizipativer Qualitätsentwicklung) erweitern können. Prozessnutzen Ein Teil der teilnehmenden Projekte hat durch die Veranstaltungen einen Prozessnutzen durch die Austauschprozesse in der Gruppe erlebt. Sie stellten zwar eine recht inhomogene Gruppe dar,

59 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 59 konnten aber auch den Austausch mit Kolleg/innen, die einen divergierenden Erfahrungshintergrund hatten, schätzen. Es konnte gut aus den Erfahrungen der anderen gelernt werden. Das Feedback von den anderen wurde u. a. als hilfreich empfunden ( Die Diskussionen in den Gruppen waren interessant ; ein Teilnehmender, der die Position eines Geldgebers bekleidete, profitierte vom Einblick in die Perspektiven der Praktiker/innen). Der Austausch im informellen Pausenrahmen wurde als hilfreich erlebt. Es gab ebenfalls Äußerungen, die die heterogene Zusammensetzung der Gruppe bedauerten und angaben, in einer homogenen, über die Veranstaltungen konstanten Gruppe mehr profitieren zu können. Eine Teilnehmerin fand die Zusammensetzung der Gruppe sogar vollkommen falsch. Ein weiterer Prozessnutzen bestand für Teilnehmende in der besseren Bestimmung des eigenen Standpunktes in Bezug auf Qualitätsentwicklung ( Habe entdeckt, was ich sowieso schon mache ; Die eigene Sicht auf die Arbeit hat sich verändert ; Weiß jetzt, was ich nicht lernen möchte ). Es wurde geäußert, dass im Laufe der Workshop-Teilnahme klarer wurde, welche Konzepte und Methoden für die eigene Arbeit wichtig sind und welche eher vernachlässigt werden können. Ein Teilnehmer schilderte beispielsweise in der Befragung die Erkenntnis aus dem Workshop, dass Qualität von der Einrichtung selbst bestimmt werden kann und nicht von Außen festgelegt werden muss. Der Anstoß zur Reflexion über die eigene Arbeit, die Partizipation der Zielgruppe und die Partizipation weiterer Akteure wurden von einigen Befragten thematisiert. Die Auseinandersetzung mit Formen der Zusammenarbeit wurde von einem Teilnehmer als Möglichkeit betrachtet, ein konkretes Bild dafür zu entwickeln, was Kooperation und Zusammenarbeit heißen. Eine weitere teilnehmende Person gab retrospektiv an, die Workshops als Reflexionsmöglichkeit über die eigene Praxis betrachtet zu haben. Stufen der Partizipation wurde z.b. von einem Teilnehmer als Mittel zur Bewusstwerdung und neue Denke beschrieben. Die SMART-Kriterien (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe) wurden im Interview als Anregung für ein neues Denkmuster zur Bewertung des eigenen Tuns beschrieben. Ein anderer Teilnehmer beschrieb die Auseinandersetzung mit dem Modell der Stufen der Zusammenarbeit als Anregung zur Selbstreflexion bei der Planung von neuen Projekten. Ergebnisnutzen Eine Abbildung des Ergebnisnutzens sind die Antworten im Rahmen der schriftlichen Kurzbefragung, die direkt nach jeder Veranstaltung ausgefüllt wurde. Die Antwortmöglichkeiten für die Frage Der Workshop war nützlich für meine Arbeit variierten von sehr nützlich über zum großen Teil nützlich und teilweise nützlich bis zu gar nicht nützlich. Die vermittelten Inhalte wurden von den Teilnehmenden überwiegend als sehr bzw. größtenteils nützlich eingeschätzt (s. Tabelle 5). In einem einzigen Fall schätzte ein Teilnehmer den Workshop als gar nicht nützlich für die eigene Arbeit ein.

60 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 60 Workshop (Nummerkennzeichen und Thema) sehr nützlich /größtenteils nützlich (Anteil aller Antworten) 2 Bedarfserhebung 81% 3 Formulierung einer Interventionsstrategie 82% 4 Partizipation der Zielgruppe 44% 5 Erfolgreiche Zusammenarbeit 81% 6 Evaluation 80% Tabelle 5: Antworten zu der Frage: Der Workshop war nützlich für meine Arbeit (Kurzbefragung am Ende der Veranstaltung) Die Bewertung des vierten Workshops zur Partizipation fällt in der Tabelle auf. Korrespondierend hierzu schnitt dieser Workshop auch bei der Bewertung mit Schulnoten, die auch zur Einschätzung zur Verfügung standen, am schlechtesten (2,4) ab. Zunächst ist diese Abweichung von den anderen Workshops ein Anhaltspunkt dafür, dass die Teilnehmenden die Veranstaltungen insgesamt kritisch bewertet haben und nicht unreflektiert ihre Meinung mitteilten. Der Grund für die schlechtere Bewertung lag mutmaßlich vor allem an den Inhalten selbst, die bereits zu Beginn der Veranstaltung für Irritationen sorgten. Die Einführung in die zielgruppenorientierte Arbeitsweise als Alternative zur konventionellen sozialen Arbeit stieß auf Ablehnung bei vielen der Teilnehmenden. Bereits hier haben die Teilnehmenden stark in den Ablauf eingegriffen, was strukturverändernd wirkte. Außerdem kam es zu heftigen Diskussionen bzgl. der Definition von Partizipation. Teilnehmende brachten ihre eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen über Projekte ein, wo Partizipation an ihre Grenzen gestoßen oder gar nicht möglich war und berichteten von der damit verbundenen Enttäuschung und Desillusionierung. Vor diesem Hintergrund wurde es der Moderation vorgeworfen, den Teilnehmenden zu unmöglichen Handlungen aufzufordern. Diese Skepsis hinsichtlich des partizipativen Ansatzes wurde auch auf den Workshop selbst übertragen: Die partizipativen Absichten der Workshopleitung wurden von manchen Teilnehmenden infrage gestellt. Es wurde im Plenum debattiert, inwieweit der Workshop tatsächlich partizipativ ausgerichtet war, d. h. zum welchem Grad die Teilnehmenden einen Einfluss auf die Inhalte und den Ablauf nehmen durften. Die Stimmung war dementsprechend über weite Teile des Seminars spannungsreich. Ein Angebot der Moderation, den Ablauf gänzlich in die Hände der Teilnehmenden zu legen, um zu ermöglichen, dass die Teilnehmenden die Veranstaltung inhaltlich und didaktisch übernehmen und dadurch gemeinsam Lösungen entwickeln, wurde von den Teilnehmenden abgelehnt. Die Gründe für die Ablehnung lagen vermutlich an den unterschiedlichen Sichtweisen der Teilnehmenden zur Haltung der Moderation und daran, dass wegen der oben genannten Fluktuation unter den Teilnehmenden es keine größere Kerngruppe gab, die so eine Verantwortung hätte übernehmen können. Eine weitere Erklärung ist, dass aufgrund fehlender Erfahrungen dieses Angebot gar nicht als echte Möglichkeit für Partizipation verstanden wurde. In der telefonischen Nachbefragung (30 Telefoninterviews) haben die Teilnehmenden zur Frage des Praxistransfers angegeben, dass die präsentierten Instrumente und Methoden Praxisrelevanz hatten und von ihnen in ihrer Arbeit umgesetzt wurden. Ein Großteil der Befragten berichtete, Methoden aus den Workshops in der eigenen Praxis angewendet zu haben, wenn auch die einzelnen Methoden in unterschiedlichem Ausmaß eingesetzt wurden. Eine Methode, die Angeleitete Arbeitsgruppe, fand sehr wenig Eingang in die praktische Arbeit der Teilnehmenden.

61 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 61 Methoden wie die SMART-Kriterien, die Blitzbefragung, Dokumentationsbögen, das Erfassen von Anliegen und Anfragen der Zielgruppe und die Fokusgruppe ließen sich anscheinend gut in die Praxis integrieren. Vereinzelt wurde sogar ein Leitbild entwickelt. Dies spricht dafür, dass Methoden, die einfach zu erlernen und durchzuführen waren, eher Eingang in die Praxis fanden. Komplexere Instrumente, wie die ZiWi-Methode, wurden von den Teilnehmenden eher in Teilen oder modifiziert eingesetzt. Bei einigen scheiterte das Vorhaben in der eigenen Praxis gar am Aufwand. Komplett wurde sie eher unter unserer Anleitung im Rahmen einer von uns durchgeführten wissenschaftlichen Beratung vor Ort durchgeführt (s. Kapitel 5). Unter den Befragten war eine Reihe von Personen, die angaben, keine konkreten Methoden übernommen zu haben, sondern Ideen aus den Workshops für die eigene Praxis erhalten zu haben und damit auch das Vorgehen in der Praxis deutlich verbessert zu haben. Vereinzelt gab es Teilnehmende, die die Methoden als nicht passend oder irrelevant für ihre Zielgruppe einschätzten, weil unrealistisch und unlogisch aufgebaut seien. In diesen Einzelfällen schien sich das Workshop-Angebot in keiner Weise mit den Erwartungen der Teilnehmenden zu decken. Einigen Teilnehmenden waren Methoden bereits im Vorfeld der Workshops (z.b. Erfassen von Anfragen und Anliegen, Blitzbefragung) bekannt, sie wertschätzten jedoch die Auffrischung und Vertiefung derselben. Auch wurde die Anwendung nach dem Workshopbesuch verstärkt, da sie systematischer und konsequenter in der Praxis umgesetzt wurden. Wichtig war für die Teilnehmenden ebenfalls, dass die verschiedenen Instrumente in eine Struktur der Partizipativen Qualitätsentwicklung eingebunden waren. Dadurch wurden Informationen über mögliche Anwendungskontexte mit transportiert. Beispielsweise fand ein Teilnehmer die Inhalte weniger relevant weil sie ihm schon bekannt waren ( Das ist meine Stärke ). Er fügte jedoch hinzu: aber die Struktur war gut, weil sie konkrete Möglichkeiten für die Umsetzung der Inhalte in seiner Arbeit verdeutlicht hat. Für zahlreiche Befragte ergab die Teilnahme an den Workshops die Anregung zur Reflexion der eigenen Denk- und Arbeitsweise. Dadurch habe sich die Betrachtungsweise der Arbeit, der Zielgruppe oder der Ausprägungen und Möglichkeiten von Partizipation verändert. Vor allem brachte das Stufenmodell mehr Klarheit in die Arbeit mit der Zielgruppe, eine Auseinandersetzung mit dem, was man tut, wurde angestoßen. In den Worten eines Teilnehmers konnte die Sicht auf die eigene Arbeit nach dem Workshop besser in Frage gestellt werden. Empowerment Empowerment lässt sich im Deutschen am ehesten mit Befähigung oder Bemächtigung Betroffener, ihre Interessen zu erkennen und selbstbewusst zu vertreten, übersetzen. Im Umgang mit und beim Lösen von Problemen wird Selbstwirksamkeit erzeugt und erlebt (vgl. Labonte et al. 2008). Im Rahmen der Workshops war hiermit das Ziel verbunden, dass die Teilnehmenden durch den Besuch und das Erlernen bzw. Erweitern von Kompetenzen ihr fachliches und individuelles Selbstbewusstsein im Umgang mit Kolleg/innen, Zielgruppen und Geldgeber/innen in Bezug auf das Thema Qualitätsentwicklung steigern. Ein Empowerment in diesem Sinne fand bei einigen Teilnehmenden statt. Rückmeldungen hierzu waren beispielsweise: durch den Workshop wurde erkannt, dass sie auf einem guten Weg sind. Der Workshopbesuch habe darin bestärkt, dass man im Hinblick auf die Zielgruppe in der praktischen Arbeit richtig liege. Methoden und Instrumente, die in der eigenen Praxis eingesetzt werden, wurden durch die Präsentation im Workshop bestätigt und aufgewertet. Man habe entdeckt, was man sowieso schon macht. Weiterhin gaben Befragte an, sie hätten die ZiWi-Methode benutzt und damit eine verbesserte Außendarstellung der Arbeit gegenüber ihrem Vorstand erreicht. Partizipation der Zielgruppe

62 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 62 Durch den Besuch der Veranstaltungsreihe ist bei einigen Teilnehmenden das Thema Partizipation stärker ins Bewusstsein gerückt. Die Erkenntnis Partizipation ist immer relevant, weil man nie an der Zielgruppe vorbei arbeiten kann war für diese Teilnehmenden eine Folge der Workshops. Befragte gaben in den Telefoninterviews an, ihre Betrachtungsweise habe sich verändert und das Thema Partizipation fließe vermehrt in die tägliche Praxis ein: Beteiligung passiert täglich. Kompetenzerweiterung bei den Referent/innen In den zahlreichen Gesprächen zur Auswertung der Workshops haben wir von den Mitarbeiter/innen von Gesundheit Berlin-Brandenburg gespiegelt bekommen, dass sie uns bereits von Beginn an als kompetent im Vermitteln der Methoden erlebt haben. Insbesondere das Team-Teaching zu zweit, das unsere Flexibilität und den Spielraum hinsichtlich der Partizipation der Teilnehmenden erweiterte, war ein Faktor für die Zufriedenheit mit den Workshops. Die Kolleg/innen von Gesundheit Berlin-Brandenburg registrierten einen Zuwachs dieser Kompetenzen bei uns im Laufe der Workshop-Reihe. Bei der Durchführung der Workshops haben wir folgende Erkenntnisse über die Erweiterung unserer Kompetenzen gewonnen: Wir haben im Laufe der Zeit uns und den Teilnehmenden immer mehr Partizipation zugetraut. Unsere Fähigkeit, die Workshops partizipativ zu gestalten, ist gewachsen. Diese Entwicklung ist mit einem wachsenden Vertrauen in die partizipativen Prozesse selbst verbunden, auch in den Momenten, wo solche Prozesse chaotisch anmuten und deren Folgen unvorhersehbar sind. Ähnlich wie in unserer früheren psychotherapeutischen Praxis haben wir gelernt, Konflikte (in diesem Fall zwischen uns und den Teilnehmenden) auszuhalten und konstruktiv damit umzugehen. Wir haben gelernt, uns von unseren im Vorfeld des Workshops formulierten Erfolgskriterien zu distanzieren, um uns unerwarteten Ergebnissen des partizipativen Prozesses und dadurch auch neuen Erkenntnissen öffnen zu können. Team-Teaching ist für eine partizipative Didaktik entlastend und fruchtbar. Der Lehrprozess ist für die Teilnehmenden lebendiger, die hohen Anforderungen eines partizipativen Prozesses lassen sich zu zweit besser erfüllen, und alle Beteiligten können von den unterschiedlichen Stärken der Lehrenden profitieren. Partizipatives Lehren war für uns als Lehrende wesentlich weniger anstrengend als Frontalunterricht. Die Verantwortung für Inhalte und Lernerfolge werden von den Lehrenden und den Lernenden geteilt. Die Lehrenden sind nicht Wissensvermittler/innen (alleinige/r Experte/Expertin) sondern Prozessbegleiter/innen, die durch das Setzen von Impulsen die Lehrveranstaltung eine Grundstruktur geben, aber die Inhalte und Abläufe nicht (alleine) bestimmen. Die Umstellung von der herkömmlichen auf die neue Rolle ist jedoch für alle Beteiligten anstrengend, für die Teilnehmenden sogar meist unerwartet, da es kaum Erfahrungen mit dieser Form vom Lernen gibt. Methoden der (Partizipativen) Qualitätsentwicklung lassen sich nur unterrichten, wenn ein direkter Bezug zur Praxis der Lernenden hergestellt wird.

63 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 63 Methoden der Partizipativer Qualitätsentwicklung sind keine statischen Konzepte, sondern müssen auf Grund gemeinsam gewonnener Erkenntnisse (Koproduktion von Wissen) verändert werden können. Methodentransfer durch die Referent/innen Zur Vermittlung von Methoden und Konzepten haben wir unterschiedliche Modi eingesetzt, z.b.: Konzepte und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung wurden von uns in Kurzvorträgen eingeführt. Einige Methoden wurden von uns im Plenum vorgeführt. So haben wir z.b. die Durchführung einer Fokusgruppe mit Teilnehmenden vorgestellt oder auch einen Workshop als Open Space-Veranstaltung durchgeführt. Für eine Vielzahl von Methoden haben wir zur Veranschaulichung so genannte Steckbriefe erstellt, die wiederum beim Einüben der Methoden in den Kleingruppen zum Einsatz kamen. Einige Methoden wurden vor bzw. parallel zur Gruppenarbeit ebenfalls anhand von eigenen oder auch Praxisbeispielen von einem/einer Teilnehmenden vorgestellt. Zur Veranschaulichung des Nutzerbeirates/Projektbeirates hat die Moderation beispielsweise eigene Erfahrungen mit einem Nutzerbeirat von HIV-Positiven aus den USA berichtet, der eine große Entscheidungsmacht besaß. Ein ähnliches Verfahren haben wir auch von einer Mitgliedsorganisation der Deutschen AIDS-Hilfe berichtet, wo der Projektbeirat Mitbestimmungsrechte besitzt. Der Transfer mittels dieser Beispiele wurde von einigen Teilnehmenden begrüßt, auch wenn es welche aus anderen Arbeitskontexten waren, da sie zu einer Horizonterweiterung beitrugen. Andere sahen dies durchaus kritisch und bedauerten, dass nicht alle Beispiele passgenau für die eigene Arbeit waren (s. oben unter Nutzen ). Wir haben häufig die Lernform Plenum-Kleingruppe-Plenum benutzt. Die Teilnehmenden haben in unterschiedlich großen Gruppen (Zweier-Gruppe, Dreier- Gruppe, Kleingruppe) das im Plenum Gelernte in den Gruppen eingeübt und dann die Ergebnisse der Übung im Plenum diskutiert. Die Vermittlung der Lehrinhalte erfolgte per Visualisierung mit Hilfe eines Datenprojektors (Beamer). Auch gemeinsame Arbeitsergebnisse wurden per Computer eingegeben und an die Wand projiziert, so dass jede/r den Prozess verfolgen konnte. Um bereits existierendes Wissen und Erfahrungen zusammenzutragen, haben wir mit der Methode des Brainstormings gearbeitet. Die Ergebnisse wurden auf Moderationskarten festgehalten und an der Wand befestigt. Ergebnisse der Kleingruppenarbeit wurden ebenfalls an Stellwänden bzw. dem Flipchart festgehalten und dann dem Plenum vorgestellt und diskutiert. Die Rückmeldungen in den Feedbackrunden, den Fokusgruppen und der Nachbefragung der Teilnehmenden waren positiv und lobend hinsichtlich unserer Kompetenz und der eingesetzten Instrumente zur Methodenvermittlung. Es waren allerdings eher generalisierende Äußerungen über unsere Art zu unterrichten, als dass die Teilnehmenden einzelne Methoden in den Befragungen und Feedbacks hervorhoben ( gutes Arbeitsklima ; Eure Art zu unterrichten ist sehr zugewandt. Ihr habt etwas zu geben ; Relevant war der spielerische Umgang ; konsequentes Arbeiten durch den Wechsel Plenum/Kleingruppe ). Wir als Referent/innen

64 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 64 empfanden es als sehr fruchtbar, mit den vorgestellten Methoden möglichst vielfältig umzugehen und dabei unterschiedliche Wege der Vermittlung einzuschlagen. Methoden- und Konzeptentwicklung (Ziel 2) Der Erreichung des zweiten Zieles, eine Methoden- und Konzept(weiter)entwicklung zu betreiben, dienten die bereits oben genannten Evaluations- und Partizipationsmöglichkeiten der Teilnehmenden und der Mitarbeiter von Gesundheit Berlin-Brandenburg, die maßgeblichen Einfluss auf die Veränderungen/Verbesserungen von Konzepten und Instrumenten hatten. Die Rückmeldungen aus den Workshops dienten nicht nur der Beurteilung der Konzept- und Methodenvermittlung, sondern wurden ihrerseits aufgenommen und in die Endfassungen der Konzept- und Methodenbeschreibungen eingearbeitet. So erfuhr der größte Teil der von uns ausgewählten und präsentierten Methoden eine Revision und Verbesserung und konnte in die jeweils folgenden Veranstaltungen übernommen werden. In die Texte des Internet-Handbuchs zu den Inhalten und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung sind die veränderten Versionen eingegangen (s. Kapitel 7). Zwei Beispiele dieses Entwicklungsprozesses werden hier kurz vorgestellt: Beispiel 1: Stufen der Partizipation Die Benennungen der einzelnen Stufen der Partizipation (s. Kapitel 2.5) wurden in verschiedenen Veranstaltungen mehrfach diskutiert, um neue Formulierungen zu finden, die die Realitäten der Praxis besser widerspiegeln. Anfänglich hatten wir die Stufen anhand der Bezeichnungen der ersten Veröffentlichung von Arnstein (1969) direkt ins Deutsche übersetzt. Die Begriffe der einzelnen Stufen wurden von den Teilnehmenden jedoch stark kritisiert. Zum Beispiel wird alles, was einer vollständigen ( echten ) Partizipation nicht entspricht, als Scheinpartizipation von Arnstein genannt. Es kommt auch die Kategorie Erziehen und Therapie vor, die eine polemische Kritik an der herkömmlichen pädagogischen und sozialen Arbeit beinhaltet. Durch die Auseinandersetzung mit den Workshopteilnehmer/innen wurde uns bewusst, dass eine differenziertere Betrachtung der Partizipation notwendig ist, um die Situation vor Ort besser beschreiben zu können und die Möglichkeiten für eine Steigerung der Partizipation erkennbar zu machen. Die starke Trennung zwischen Nicht-Partizipation und Partizipation wurde aufgehoben und durch ein Verständnis von Partizipation als Entwicklungsprozess ersetzt, bei dem auch Vorstufen der Partizipation genannt werden. Der Begriff Scheinpartizipation wurde aus dem Modell entfernt und die Kategorie Erziehen und Therapie durch Anweisung ersetzt, um eine spezifische Haltung in der pädagogischen und sozialen Arbeit zu designieren, die zwar in manchen Situationen notwendig ist, aber keine Partizipation seitens des Hilfeempfängers/der Hilfeempfängerin vorsieht. Beispiel 2: Zusammenarbeit Durch das Feedback der Teilnehmenden im Workshop zur Zusammenarbeit von Akteuren wurde eine breitere Definition von Zusammenarbeit geschaffen, die eine größere Konstellation an (potenziellen) Kooperationspartner/innen vorsieht. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass es einen Bedarf nach Abstand zu bestimmten Akteuren geben kann, es fand also eine Verabschiedung von der aus der Literatur stammenden idealen Vorstellung der Zusammenarbeit ( alle auf gleicher Augenhöhe ) statt. Wir haben uns von der Praxis belehren lassen, dass nicht jeder Akteur ins Boot genommen werden muss oder möchte. Diese Abstandnahme wurde sowohl für die Zielgruppe als auch für die Geldgeber/innen formuliert (s. oben, Kommentar zum Workshop 5). Zusammenfassend hat sich bei der Auswertung der Workshop-Reihe gezeigt, dass die Kernkonzepte und Methoden, und die Art und Weise, wie sie präsentiert wurden, den Bedarf der

65 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 65 Einrichtungen, die mit sozial Benachteiligten arbeiten weitgehend deckten, da ihrer Praxiskultur Rechnung getragen wurde. Vereinzelt hatten Teilnehmende unklare oder auch andere Vorstellungen vor dem Besuch, die den persönlichen Profit von der Veranstaltung jedoch nicht schmälerten ( Die Diskurse waren zu weit von der eigenen Praxis entfernt. ). Dennoch konnte über die Workshops ein gutes Handwerkszeug für die eigene Konzeptentwicklung/Leitbilderstellung erarbeitet werden. Aufgrund der Heterogenität der Gruppen wurden die Konzepte und Methoden je nach Zusammensetzung auf einem unterschiedlich hohen fachlichen Niveau diskutiert und reflektiert, so dass nicht alle Teilnehmenden in gleicher Weise davon profitierten. Entscheidend für die Möglichkeit des Methodentransfers war, dass die Praxisbeispiele auch aus dem Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung mit sozial Benachteiligten gewählt wurden. Bei einigen Teilnehmenden bestand ein Bedarf an Vermittlung von Grundlagenwissen über die Zielgruppe oder über die zielgruppenspezifische soziale Arbeit, auf den nur bedingt im Rahmen der Veranstaltung eingegangen wurde, da dieses nicht zu den Lehrzielen gehörte. Zur Gesundheitsförderung und Primärprävention hatten die Teilnehmenden keinen Informationsbedarf. 4.8 Schlussfolgerungen Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Workshops zum Transfer von Konzepten, Methoden und Instrumenten Partizipativer Qualitätsentwicklung beitragen können. Ob und in welchem Ausmaß das Gelernte in der Praxis umgesetzt werden kann, hängt allerdings von einer Vielzahl von Faktoren ab. Entscheidend für die Integration in den Alltag waren die vorhandenen Ressourcen (personell, zeitlich und finanziell). Kritisch muss auch angemerkt werden, dass eine Veranstaltung selbst wenn sie über drei Tage angelegt ist und die Möglichkeit zum Üben in Kleingruppen gibt eine Methode beziehungsweise ein Instrument nicht erschöpfend behandeln kann und sich erst bei der Anwendung in der Praxis der Teilnehmenden Fragen und Probleme aufgetan haben. Hier haben Projektvertreter/innen, die parallel in die individuelle Beratung vor Ort eingebunden waren, von einem Synergieeffekt profitiert. Sie wurden beim Transfer des Gelernten von uns begleitet. Auftretende Fragen und Unsicherheiten konnten damit gelöst werden. Bei der Konzeption der Workshop-Reihe hatten wir uns entschieden, die Inhalte der Partizipativen Qualitätsentwicklung auf fünf Workshops aufzuteilen. Analog eines Projektdurchlaufes von der Bedarfsbestimmung der Zielgruppe über die Planung und Durchführung bis zur Evaluation haben wir die Methoden und Konzepte gebündelt und auf drei Veranstaltungen verteilt. Zusätzlich haben wir je eine Veranstaltung den Querschnittsthemen Partizipation der Zielgruppe bzw. Zusammenarbeit der Akteure gewidmet. Es hat sich als inhaltlich problematisch erwiesen, dass zwischen den Workshops zur Bedarfsbestimmung und Strategieentwicklung die beiden Workshops zu den Querschnittsthemen lagen. Der Workshop zur Evaluation war als letzter angesetzt, hätte sich allerdings inhaltlich sinnvoller Weise an den Workshop zur Interventionsplanung anschließen sollen. Beide bauten aufeinander auf und benutzten dieselbe Methode (ZiWi-Methode). Es kam zu Wiederholungen, was z. T. auf Unmut bei den Teilnehmenden stieß. In der abschließenden schriftlichen Nachbefragung zu den Workshops sprachen sich Teilnehmende für ein Angebot von Aufbau-Workshops zur Vertiefung des Gelernten und zum Erlernen weiterer Instrumente der Partizipativen Qualitätsentwicklung aus. Bei einer Fortsetzung der Workshopreihe müsste jedoch der sehr großen Heterogenität der Einrichtungen und Projekte Rechnung getragen werden. Aufgrund der Größe und Heterogenität der potenziellen Zielgruppe für eine solche Workshopreihe (vgl. z.b. die Projekteinträge der bundesweiten Praxisdatenbank

66 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 66 unter wird eine Fortbildungsveranstaltungsreihe für Multiplikator/innen empfohlen. Die Entwicklung eines entsprechenden Curriculums wird im Jahr 2009 begonnen. Multiplikator/innen sind in diesem Zusammenhang Personen, die Wissen zur Partizipativen Qualitätsentwicklung auf Landesebene weitergeben können, vor allem Regionale Knoten im Rahmen des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten und weitere Schlüsselpersonen der Landesvereinigungen für Gesundheit. Die Einbeziehung dieses Personenkreises in alle Phasen der Entwicklung des Curriculums ist notwendig, um einen hohen Grad an Praxisrelevanz und Praktikabilität zu gewährleisten. 4.9 Literatur Arnstein, S.R. (1969). A Ladder of Citizen Participation. Journal of the American Planning Association, 35(4), Block, M. (2006). Qualitätssicherung der Primärprävention im Fokus. Eine Untersuchung zu Erfahrungen und Wünschen der AIDS-Hilfen in Deutschland. WZB Discussion Paper. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Chambers, R. (2005). Participatory Workshops. London: Earthscan. Freire, P. (1973). Pädagogik der Unterdrückten. Hamburg: Reinbek. Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A., Becker, A.B., Allen, A.J. & Guzman, R. (2003). Critical issues in developing and following community based participatory research principles. In M. Minkler & N. Wallerstein (eds.), Community-based participatory research for health. San Francisco: Jossey-Bass, pp Labonte, R., Laverack, G., Baum, F. (2008) Health Promotion in Action: From Local to Global Empowerment. Hampshire/England: Palgrave. Roberts, JM (2004) Alliances, Coalitions and Partnerships: Building Collaborative Organizations. Gabriola Island/British Columbia: New Society Publishers. Rosenbrock, R. & Gerlinger, T. (2004). Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung. Bern: Verlag Hans Huber. Schilling, G.. (2004). Moderation von Gruppen. Berlin: Gerd Schilling Verlag. Sünker, H., Swiderek, T. & Richter, E. (2005). Der Beitrag partizipativer Handlungsansätze in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zur Bildung und Erziehung unter Berücksichtigung interkultureller Konzepte. Expertise zum 8. Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung NRW. (download ) Wright, M.T. (2004). Partizipative Qualitätssicherung und Evaluation für Präventionsangebote in Settings. In R. Rosenbrock, M. Bellwinkel, A. Schröer (Hg.), Primäre Prävention im Kontext sozialer Ungleichheit. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW für Neue Wissenschaft, Wright, M.T. & Block, M. (2005). Bestandsaufnahme der Aktivitäten der AIDS-Hilfen zu Evaluation und Qualitätssicherung in der Primärprävention. In der Reihe Discussion Papers. Berlin: WZB.

67 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 67 5 Die wissenschaftliche Beratung von Projekten der Gesundheitsförderung und Prävention vor Ort 5.1 Wissenschaftliche Beratung in der partizipativen Forschung Die Zusammenarbeit zwischen einer wissenschaftlichen Einrichtung und einem einzelnen Praxisanbieter vor Ort ist der übliche Zusammenhang, in dem partizipative Forschungsmethoden Anwendung finden. Sowohl die deutschsprachige als auch die internationale Literatur der partizipativen Forschung besteht zum großen Teil aus Ergebnisberichten solcher Kooperationen. Dies ist kein Zufall, denn die partizipative Forschung geht von der lokalen Ebene aus, auf der lebensweltorientierte Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Diese Arbeit wird in der Regel von spezialisierten Projekten vor Ort geleistet, die eine besondere Nähe zur Lebenswelt der Zielgruppe aufweisen und damit geeignete Partner/innen für partizipative Forschung darstellen. Auch in den von den Autor/innen und ihren Praxispartner/innen durchgeführten Forschungsprojekten wurde die wissenschaftliche Beratung neben Methoden-Workshops (s. Kapitel 4) als Vehikel für die Entwicklung und Vermittlung partizipativer Methoden der Qualitätsentwicklung gewählt. Während in den Workshops die Methoden selbst im Mittelpunkt standen, war in den Beratungen die lokale Fragestellung maßgeblich. Die Fragestellung ergab sich aus dem spezifischen Kontext des Projekts und dessen Zielgruppe. Im Vergleich zu den Workshops war die Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftler/innen und den Praktiker/innen intensiver und umfasste einen längeren Zeitraum. Aus diesen Gründen bot die Beratungstätigkeit eine besondere Möglichkeit zu überprüfen, ob bzw. auf welche Weise und unter welchen Bedingungen partizipative Forschungsmethoden zur Qualität der geleisteten Arbeit auf Projektebene beitragen können. 5.2 Überblick über die Einrichtungen und die Beratungstätigkeit Eine wissenschaftliche Beratung wurde acht Projekten angeboten, bei deren Auswahl die Abbildung der Vielfalt von Angeboten und Projekten berücksichtigt wurde (zum Auswahlverfahren s. Kapitel 3.4: wissenschaftliche Begleitung). Bereits bei der Bewerbung wurden die Einrichtungen gebeten, den Gegenstand für eine Beratung zu nennen. Bei den ersten Treffen zwischen den Wissenschaftler/innen und den Projektvertreter/innen wurde der Gegenstand geklärt, und die Ziele für die Beratung wurden festgelegt (s. Anlage I.3: Leitfaden für den Erstbesuch). Ein Überblick über die Einrichtungen und die Schwerpunkte und Ergebnisse der Beratungen befindet sich in Tabelle 7 auf Seite 91. Auffällig ist der Anteil der Projekte aus den Großstädten, mit zwei Projekten aus Berlin. Dies spiegelt die Ausgangslage der Bewerbungen wider, da die Mehrheit aus Orten mit über Einwohnern stammte. Es mag auch sein, dass die Mehrheit der lebensweltorientierten Angebote überhaupt sich in größeren Städten befindet, wie eine Recherche in der nationalen Praxisdatenbank über Gesundheitsprojekte für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen 6 nahe legt: Über ein Viertel (28%) der dort aufgeführten Projekte sind in den zehn größten deutschen Städten tätig, 18% der Einträge stammen allein aus Berlin. Bei den Zielgruppen sind Kinder und Jugendliche stark vertreten. 6 Elektronische Abfrage am bei der Datenbank Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten, ein Projekt des Kooperationsverbundes für Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten, koordiniert von Gesundheit Berlin-Brandenburg e.v. im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):

68 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 68 In sieben der acht Projekte kam eine Beratung zustande. Bei dem Bildungszentrum des Internationalen Bundes in Hirschfelde konnten die notwendigen Mittel zur Umsetzung der vorgesehenen Strategie der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht sichergestellt werden. Es war diese Strategie, die im Rahmen der wissenschaftlichen Beratung evaluiert werden sollte (s. Beratungsbericht, Anlage II). Dieses Beispiel steht für die unsichere Finanzierung der Gesundheitsförderung und Prävention, die im Fall aller beratenen Projekte thematisiert wurde. Die Beratungen 7 fanden in einem Zeitraum von Monaten statt. Insgesamt wurden von den Projektmitarbeiter/innen und den Wissenschaftler/innen Stunden 8 in die Beratungstätigkeit investiert. Diese Arbeitszeit schließt nicht nur die Beratungssitzungen selbst, sondern auch die Zeit der Vor- und Nachbereitung der Sitzungen sowie die Erledigung von vereinbarten Aufgaben zwischen Beratungsterminen ein. Dabei haben die Projektmitarbeiter/innen dreimal so viele Stunden wie die WZB-Mitarbeiter/innen geleistet (1.115 Stunden im Vergleich zu 319 Stunden). Im Durchschnitt fanden 11 Beratungstermine statt, der/die Wissenschaftler/in hat 46 und die Beteiligten vor Ort haben 159 Arbeitsstunden geleistet. Die Anzahl der Beteiligten (ohne Wissenschaftler/in) lag im Schnitt bei fünf Personen. Die Spannbreite unter allen Kategorien ist jedoch groß (s. Tabelle 6): Anzahl der Termine WZB Arbeitsstunden Einrichtungen Arbeitsstunden Anzahl der Mitarbeiter/innen Summe Mittelwert* Median** Minimum Maximum * Mittelwert : arithmetisches Mittel ** Median: die eine Hälfte der Beratungen hatte Werte unterhalb, die andere Hälfte Werte oberhalb dieser Zahl Tabelle 6: Arbeitszeit für die Beratungstätigkeit 5.3 Zielfindung in der Beratung Der Prozess der Zielfindung für die Beratungen begann in der Regel mit einer offenen Frage an die Einrichtungen: Welche Bereiche der Gesundheitsförderung oder Prävention gibt es in Ihrer Einrichtung und worin könnte der jeweilige Qualitätsentwicklungsbedarf bestehen? Das heißt, die Projektmitarbeiter/innen stellten zunächst ihre Arbeit dar und reflektierten gemeinsam den Bedarf und mögliche Fragestellungen oder Zielsetzungen für eine Qualitätsentwicklung in dem jeweiligen Bereich. Im Rahmen dieses Diskussionsprozesses konnten die Beteiligten selbst entscheiden, welchen Bereich sie einer Qualitätsentwicklung unterziehen wollten und mit welcher Zielsetzung/Fragestellung. In den meisten Fällen umfasste dieser Prozess mehrere 7 8 Die weitere Analyse bezieht sich auf die sieben Projekte, die eine Beratung in Anspruch genommen haben. Hier handelt es sich um Personen-Stunden, d. h. die Gesamtsumme aller Arbeitsstunden von allen beteiligten Personen. Zum Beispiel: Auf einer dreistündigen Sitzung unter Beteiligung von vier Personen beträgt die gesamte Personen-Stunden-Zahl zwölf.

69 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 69 Sitzungen. In manchen Fällen wurde die Zielsetzung im Verlauf der Beratung angepasst oder geändert. Die Fragestellung, die mithilfe der wissenschaftlichen Beratung behandelt werden sollte, wurde von jedem einzelnen Projekt bestimmt. Eine Voraussetzung war allerdings, dass die Fragestellung sich mit dem Themenkomplex Qualität in der Gesundheitsförderung bzw. Prävention befasst, und sich im vorgegebenen Zeitraum durch eine wissenschaftliche Begleitung mit partizipativen Methoden bearbeiten lässt. Themen, die nicht im Rahmen der Beratung berücksichtigt werden konnten, betrafen vor allem Kooperationsprojekte mit anderen Partner/innen, die nicht in die Beratung eingebunden werden konnten, sowie interne Konflikte z.b. zwischen der Leitungsebene und den Projektmitarbeiter/innen oder zwischen einzelnen Mitarbeiter/innen bzw. Arbeitsbereichen. In einzelnen Fällen beeinflussten solche Konflikte zwar den Prozess der Zusammenarbeit, sie erforderten jedoch eher eine Supervision und ließen sich nicht in der wissenschaftlichen Beratung bearbeiten. Die Entscheidungsprozesse in den Gruppen waren unterschiedlich partizipativ in manchen Beratungen waren z.b. Geschäftsführer/innen oder Vorstandsmitglieder beteiligt, deren Interessen und Prioritäten einen besonderen Einfluss hatten, während in anderen Beratungen die Entscheidungen von allen Beteiligten einvernehmlich, gleichberechtigt und unabhängig davon getroffen wurden, welche Funktion und welchen Einfluss sie sonst in der Einrichtung hatten (s. auch unten Partizipation ). Von den Mitarbeiter/innen der beratenen Projekte wurden folgende Kriterien bei der Zielfindung für die Beratung in Erwägung gezogen: 1. Nützlich: Ziele wurden bevorzugt, die eine Verbesserung der Prävention bzw. Gesundheitsförderung vor Ort, eine Stärkung der Zusammenarbeit im Team, eine Kompetenzentwicklung seitens der Mitarbeiter/innen und/oder eine bessere Darstellung der Arbeit und der Einrichtung nach außen versprachen. 2. Machbar: Die Mitarbeiter/innen haben den Schwerpunkt auf Ziele gesetzt, die für sie in ihrer Situation kurz- und mittelfristig umsetzbar und erreichbar schienen. Das heißt, die Ziele für die Weiterentwicklung der Qualität wurden dort angesetzt, wo Kapazitäten bzw. Stärken bereits existierten. Beispielsweise wurden Zielgruppen ausgewählt, zu denen ohnehin ein guter Kontakt bestand, sodass ein Ausbau der Partizipation machbar erschien. Oder Bereiche wurden bevorzugt, in denen die notwendigen zeitlichen und personellen Ressourcen für einen Prozess der Qualitätsentwicklung vorhanden waren. Auch die Fähigkeiten der einzelnen beteiligten Personen und (wo relevant) die Existenz bzw. Tragfähigkeit von Kooperationspartner/innen wurden als Aspekte der Machbarkeit in Betrachtung gezogen. 3. Relevant: Die Ziele, die für relevant erachtet wurden, hingen mit bereits vorhandenen Prioritäten in der gesundheitsfördernden bzw. präventiven Arbeit zusammen, z.b. mit dem Arbeitsauftrag der Einrichtung oder dem Selbstverständnis der Beteiligten zum aktuellen Stand der Arbeit in ihrem Bereich. 4. Aktuell: Bei der Zielsetzung hatten Themen Vorrang, die aus Sicht der Mitarbeiter/innen eine besondere Dringlichkeit aufwiesen. Diese Themen ergaben sich z.b. aus externen Auflagen (teilweise durch Geldgeber/innen), internen Reflektionsprozessen, derzeitigen Veränderungen im Setting oder in der Einrichtung. 5. Attraktiv: Die Mitarbeiter/innen haben sich für Ziele entschieden, die mit einem besonderen Interesse seitens aller Beteiligten an einer Weiterentwicklung verbunden waren. Die Motivation, Offenheit und Bereitschaft der Beteiligten, den jeweiligen (ggf.

70 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 70 sogar den eigenen) Arbeitsbereich einer Qualitätsentwicklung zu unterziehen, war in den Beratungen ein zentrales Kriterium, das oft den Ausschlag gegeben hat, wenn es mehrere mögliche Zielsetzungen gab, die nützlich, machbar und relevant schienen. Auf dieser Basis konnten anschließend SMARTe (d. h. spezifische, messbare, attraktive/angemessene, realistische und terminierbare) Ziele für die Beratung genauer formuliert werden (s. Methodenbeschreibung zu SMART in Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe). Die daraus verfolgten Zielsetzungen für die Beratung lassen sich folgenden vier Bereichen zuordnen (mit der Anzahl der Einrichtungen in Klammern): 1. Evaluation und Monitoring (Dokumentationsprozesse verbessern und Überprüfungen der Zielerreichung vorbereiten oder durchführen) (5), 2. Konzeptweiterentwicklung (4), 3. Bestandsaufnahme zur Situation der Zielgruppe (2) 4. Öffentlichkeitsarbeit gerichtet auf potenzielle Zielgruppen (1). Die Summe der einzelnen Zielsetzungen (12) ist größer als die Summe der Beratungen, da z. T. mehrere Zielsetzungen in einer Beratung verfolgt wurden. Mit der Ausnahme der Öffentlichkeitsarbeit spiegeln die gesetzten Ziele die Komponenten des PQ-Zyklus wieder (Bedarfsbestimmung, Planung, Durchführung und Evaluation, s. Kapitel 7.2). Drei der vier Kategorien der Qualität in der Sozialen Arbeit sind auch hier wiederzufinden: Konzept-, Prozess- und Ergebnisqualität. Es fehlt nur die Strukturqualität, die in keiner Beratung behandelt wurde. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die wissenschaftliche Begleitung strukturelle Aspekte der Organisationsentwicklung kategorisch ausgeschlossen hatte (mehr dazu im Unterkapitel 3.4). 5.4 Gestaltung und Verlauf der Beratung Die zu Beginn der Beratung gesetzten Ziele wurden im Rahmen von Beratungsgesprächen vor Ort und auch durch zusätzliche Tätigkeiten seitens des/der wissenschaftlichen Mitarbeiters/Mitarbeitern und der Projektmitarbeiter/innen bearbeitet. Die Anzahl und Dauer der Besuche ergaben sich aus den terminlichen Möglichkeiten aller Beteiligten. Nicht alle Projekte im gesamten Bundesgebiet waren für die WZB-Mitarbeiter/innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln einfach zu erreichen, was mancherorts die Häufigkeit der Besuche einschränkte. Bei einigen Einrichtungen fanden kürzere (ein- bis zweistündige) Termine mit relativ wenig Zeitabstand (1-2 Monate) statt. In anderen Fällen waren längere Termine (3-5 Stunden) in größeren Abständen (2-3 Monate) die Regel. Die Konstellation der Beteiligten war jeder einzelnen Einrichtung überlassen, unter der vom WZB gesetzten Bedingung, dass die Projektmitarbeiter/innen, die für die Umsetzung der präventiven bzw. gesundheitsfördernden Maßnahmen zuständig sind und auch direkten Kontakt zur Zielgruppe haben, am Prozess beteiligt sein müssen. Alle Projekte waren bemüht, dieses Kriterium zu erfüllen, auch wenn der Grad der Partizipation unterschiedlich ausfiel (s. unten Partizipation ). Bei allen Einrichtungen nahm die Projektleitung an der Beratung teil. Bei fünf der Projekte waren 2-3 Personen am Beratungsprozess beteiligt, bei zwei Projekten waren es 5 Personen. Es kam häufig vor, dass nicht alle Personen am gesamten Prozess teilnahmen. Die häufigsten Gründe hierfür waren fehlende Arbeitskapazität, konkurrierende Verpflichtungen, zeitlich befristete Verträge (z.b. bei Praktikanten) und Krankheit. Die Beratung wurde individuell gestaltet und verfolgte keinen im Vorfeld festgelegten Arbeitsplan. Die Aufgabe war, die ausgehandelten Ziele in der vorhandenen Zeit zu erreichen,

71 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 71 wobei mindestens eine Maßnahme zur Verbesserung bzw. Sicherung der Qualität der Projektarbeit entwickelt werden sollte, die folgende Kriterien erfüllt: maßgeschneidert, praktikabel, nützlich, partizipativ und abgesichert (s. Kapitel 3.4: wissenschaftliche Begleitung). Diese Mindestkriterien des Beratungserfolgs wurden einer Studie mit Aidshilfe-Organisationen im Vorfeld der Beratungstätigkeit abgeleitet, in der die von den Praktiker/innen erwünschten Merkmale der Qualitätsentwicklung genannt wurden (Wright & Block, 2005). Diese Kriterien sollten sowohl den WZB-Mitarbeiter/innen als auch den Projektvertreter/innen eine Orientierung für ein zielorientiertes Handeln geben. Die konkrete Definition der Kriterien und deren Umsetzung erfolgten jedoch in den einzelnen Beratungen selbst, je nach Interessenlage und Möglichkeiten der Beteiligten. Durch Feedbackschleifen im Beratungsprozess selbst und Impulse aus Intravisionssitzungen konnte die Beratung regelmäßig an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden (s. Kapitel 3.4: wissenschaftliche Begleitung). Dadurch konnten die Zufriedenheit und Motivation der Projektmitarbeiter/innen aufrecht erhalten werden, um die Erfolgschancen im Sinne einer partizipativen Qualitätsverbesserung zu maximieren. Es war z.b. bei manchen Einrichtungen notwendig, die Ziele der Zusammenarbeit anzupassen oder aufgrund aktueller Begebenheiten zu ändern, die von den WZB-Mitarbeiter/innen verwendeten Methoden der Gesprächsführung zu modifizieren oder Arbeitsschritte neu zu konzipieren, um zeitlich oder fachlich bedingte Einschränkungen zu berücksichtigen. Das Verfahren war also eine iterative Koproduktion seitens aller Beteiligten, ein typisches Merkmal der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis in der partizipativen Forschung (vgl. Israel et al., 1998). Dieses Merkmal unterscheidet die Partizipative Qualitätsentwicklung von Formen der Qualitätsberatung, die nach einem standardisierten Arbeitsverlauf Organisationen dabei helfen, Kriterien eines spezifischen Qualitätsmodells zu erfüllen. Die o.g. Mindestkriterien haben einen Rahmen für eine individuelle Auseinandersetzung zwischen Wissenschaft und Praxis gesetzt, um spezifische, lokale Ziele zu erreichen. Es gab sonst keine Vorgaben für den Verlauf. In der Analyse hat sich ein Thema als besonders wichtig für die Gestaltung der Beratung herausgestellt, die Implikationen für die Möglichkeiten und Grenzen der Partizipativen Qualitätsentwicklung aufzeigen, nämlich die Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft und Praxis Im Vorfeld der Beratungstätigkeit haben wir das Grundprinzip der Arbeitsteilung festgelegt, dass die Wissenschaftler/innen den Prozess vor Ort moderieren (und dadurch strukturieren) und dabei zu Fragen beraten, die in ihren Kompetenzbereichen liegen. Alle beschlossenen Arbeitsschritte sollten jedoch von den Projektmitarbeiter/innen selbst durchgeführt werden. Diese Haltung unterscheidet unsere Beratung von anderen Formen der wissenschaftlichen Begleitung (z.b. in der wissenschaftlichen Begleitung von Modellprojekten), bei denen üblicherweise die Wissenschaftler/innen grundsätzliche konzeptuelle und methodische Aspekte allein bestimmen. Es gab für diese Entscheidung drei Gründe: Sicher zu stellen, dass die im Rahmen der Beratung entwickelten Qualitätsentwicklungsmaßnahmen den Interessen der Projektmitarbeiter/innen vor Ort entsprechen, dass sie im Praxisalltag umsetzbar sind und dass Kompetenzen der Projektmitarbeiter/innen, ihre Qualitätsfragen selbst zu beantworten, gefördert werden.

72 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 72 Dementsprechend sollten die Logik und die Zwänge der Praxis stärker als die Wissenschaftslogik im Vordergrund der Zusammenarbeit stehen. Die Zurückhaltung der Wissenschaftler/innen hat in manchen Einrichtungen Irritationen ausgelöst, vor allem bei den Projektmitarbeiter/innen, die eher eine Dienstleistung erwartet haben. Sie haben sich die Zusammenarbeit so vorgestellt, dass sie den Wissenschaftler/innen einen Auftrag erteilen, z.b. eine Evaluation durchzuführen. Als unsere Herangehensweise deutlich wurde, entstand bei den meisten Projektmitarbeiter/innen eine Neugier auf das Lernen neuer Methoden und auf die Gelegenheit, etwas Neues zur Verbesserung ihrer Arbeit selbst zu schaffen. Entsprechend der oben geschilderten Arbeitsteilung haben die Projektmitarbeiter/innen, wie bereits berichtet, im Durchschnitt wesentlich mehr Stunden als die Wissenschaftler/innen in die Bearbeitung ihrer Fragestellung investiert. Das Engagement der einzelnen Projektmitarbeiter/innen war unterschiedlich stark. Entscheidend dabei war: die direkte Relevanz für die eigene Tätigkeit, die Freiwilligkeit der Teilnahme am Prozess, die Verknüpfung mit einer eigenen, aktuellen Fragestellung, der (Zeit-)Aufwand. Bei Projektmitarbeiter/innen, die sich mit der Fragestellung nicht identifizieren konnten, die nicht aus eigener Motivation, sondern wegen einer Anweisung des Vorgesetzten an der Beratung teilnahmen oder für die der Aufwand zu groß schien (im Verhältnis zum erstrebten Ergebnis und zu den anderen Aufgaben, die sie zu erledigen haben) war das Engagement weniger stark (vgl. unten Partizipation ). Bei manchen Projektmitarbeiter/innen wuchs die Motivation zur Teilnahme im Lauf der Beratung dadurch, dass die Möglichkeit bestand, sich in den Prozess einzubringen und die Qualitätsmaßnahme in ihrem eigenen Interesse mitzugestalten. Die in der Beratung anfallenden Aufgaben teilten sich in zwei Kategorien: Aufgaben, die direkt mit der Entwicklung und Durchführung einer Qualitätsmaßnahme zu tun hatten und die Dokumentation des Prozesses und der Ergebnisse dieser Arbeit. Zur ersten Kategorie gehörten z.b. die Teilnahme an den Beratungsgesprächen, die Fertigung von Texten zwischen Terminen, die Entwicklung und Anwendung von Datenerhebungsinstrumenten oder die Zusammenführung vorhandener Daten. Zur zweiten Kategorie gehörten das Schreiben eines Protokolls für jede Beratungssitzung und das Schreiben eines Berichts zur Auswertung der Beratungstätigkeit. Im Allgemeinen kann festgestellt werden: Je weniger die Aufgabe zum Erkenntnisgewinn über die eigene Arbeit beiträgt, umso schwächer ist das Interesse der Praktiker/innen an deren Erfüllung. Konkret hat das bedeutet, dass die Projektmitarbeit/innen am stärksten an der Durchführung der zuerst genannten Aufgaben interessiert waren, weniger am Protokollschreiben und am wenigsten an der Erstellung des Auswertungsberichts. Während für uns der Auswertungsbericht einen wichtigen analytischen Schritt im Forschungsprojekt darstellte nämlich die Bewertung der Arbeit aller Beratungen nach einheitlichen Kriterien - hatten die Projektmitarbeiter/innen schon vor dem Schreiben des Berichts ihre Meinung über den relativen Erfolg der Beratung vor Ort gebildet und hatten dementsprechend wenig Bedarf an einem Auswertungsbericht. Auch hier werden die unterschiedlichen Erkenntnisinteressen der Wissenschaft und der Praxis offenbar. Gleichwohl war der Bericht als Dokumentation der Zusammenarbeit von den Praktiker/innen für wichtig gehalten. Er wurde in vielen Fällen an Geldgeber weitergeleitet oder zu anderen Selbstdarstellungszwecken verwendet.

73 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Erfolgskriterien für die Beratung Wie bereits oben erklärt, wurde jede Beratung individuell gestaltet und verfolgte eine eigene Zielsetzung, die ständig an die dynamischen Entwicklungen vor Ort angepasst wurde. Es ist also nicht verwunderlich, dass in allen Einrichtungen das zuletzt gesetzte Ziel erreicht wurde, auch wenn es in Bezug auf Umfang oder Schwerpunkt sich von dem zu Beginn der Beratung gesetzten Ziele abweichte. In diesem Sinne waren alle Beratungsprozesse erfolgreich. Es gab jedoch auch die im Vorfeld gesetzten, projektübergreifenden Erfolgskriterien, deren Erreichung hier untersucht wird. Die in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis entwickelten Maßnahmen sollten maßgeschneidert, praktikabel, abgesichert, partizipativ und nützlich sein. Maßgeschneidert Maßgeschneidert bedeutet, dass die Beratung zur Qualitätsentwicklung und die Ergebnisse auf die lokale Zielsetzung, Projektstrukturen, Interventionsformen und Kapazitäten zugeschnitten und an die konkreten Angebote und Praxisstrukturen der Einrichtung angepasst sein sollten. Dieses Kriterium wurde in allen Beratungen erfüllt, da der partizipative Zugang einen Schwerpunkt darauf legte, die Zielsetzungen der Beratungen nach den Interessen und Bedarfen der Beteiligten vor Ort auszurichten und die Beratung selbst im Prozess durch Feedbackschlaufen u. ä. immer wieder an die lokale Situation angepasst wurde. Praktikabel Praktikabel bedeutet, dass die Beratung und das entwickelte Verfahren der Qualitätsentwicklung zeitlich im Verhältnis stehen, d. h. nicht zu zeitaufwändig und umfangreich sein sollte, sondern routinemäßig in die alltägliche Arbeit eingebaut werden kann. Dieses Kriterium wurde auch in allen Projekten erfüllt. Abgesichert Abgesichert bedeutet, dass die Verfahren der Qualitätsentwicklung wissenschaftliche Kriterien erfüllen bzw. durch einen kritischen Blick von außen überprüft werden sollen. Es ist der Wunsch vieler Praktiker/innen und deren Geldgeber, dass die in der Praxis angewandten Methoden der Qualitätsentwicklung abgesichert sind. Der Begriff der Absicherung wird jedoch kaum spezifiziert. Durch eine Zusammenarbeit mit dem WZB haben sich einige der Projekte eine wissenschaftliche Absicherung versprochen. Für manche bedeutet dies eine Legitimation gegenüber Geldgeber/innen oder Entscheidungsträger/innen, für andere eine Stringenz, die in der bisherigen Überprüfung der Arbeit noch nicht erreicht worden war. Genaue Kriterien für Wissenschaftlichkeit in diesem Sinne wurden selten genannt. Eine tautologische Argumentation, die im öffentlichen Diskurs um Qualität in der Sozialen Arbeit vorzufinden ist, war von einigen der Projektmitarbeiter/innen (und, wie sie berichtet haben, auch von ihren Geldgeber/innen) vertreten: eine wissenschaftliche Absicherung wird dadurch gewährleistet, dass ein Projekt von Wissenschaftler/innen begleitet wird. Bereits in unserer Bestandsaufnahme zum Stand der Qualitätssicherung der Präventionsarbeit in Aidshilfen wurde neben dem Aspekt der wissenschaftlichen Absicherung die Ermöglichung eines kritischen Blicks von außen auf die Projektarbeit als weiteres Merkmal einer abgesicherten Qualitätsmaßnahme genannt. Diese zwei Aspekte der Absicherung haben wir im Vorfeld als Erfolgskriterien für die Beratungen definiert (s. oben), ohne sie in Einzelheiten zu operationalisieren. Eine zentrale Aufgabe in der Beratung war eben die Frage der Absicherung zu klären, sowohl aus unserer Perspektive als Wissenschaftler/innen als auch aus der Perspektive

74 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 74 der beratenen Projekte und deren Geldgeber/innen, und dadurch auch die grundsätzliche Frage der Absicherung partizipativer Forschungsmethoden anzugehen. In den Beratungen traten immer wieder Konflikte zwischen unseren wissenschaftlichen Ansprüchen und den Möglichkeiten und der Interessenlage vor Ort auf. Diese Konflikte resultieren aus einem Spannungsverhältnis, das der partizipative Forschung innewohnt und kontinuierlich reflektiert werden muss. Die üblichen Kriterien der Systematik und Stringenz in Bezug auf die Anwendung von Methoden, Datenqualität und interpretation mussten immer neu an die individuelle Situation angepasst werden. Entscheidend dabei waren die lokale Fragestellung, die Ansprüche unserer Praxispartner/innen und das Ziel, nachhaltige Maßnahmen zu entwickeln, die in den Praxisalltag integriert werden können. Die meisten Praktiker/innen hatten keinen (wissenschaftlichen) Anspruch, mit ihren Qualitätsentwicklungsmaßnahmen Erkenntnisse zu gewinnen, die eine Aussagekraft über die eigene Arbeit hinaus erreichen. Die erwünschte Aussagekraft bezog sich hauptsächlich auf den lokalen Diskurs und auf die Wirksamkeit der spezifischen Maßnahmen, die zum Gegenstand der Beratung gemacht wurden. Fragen der Evidenz im Sinne der Verallgemeinerbarkeit wurden nicht oder nur selten gestellt, meist standen Fragen der Plausibilität der Wirksamkeit der Maßnahmen, die sich aus dem Zweifel des Praxisalltags oder aus Anfragen oder Auflagen von Geldgeber/innen ergaben, im Mittelpunkt. Dementsprechend waren die zu erbringenden Erklärungen (bei konzeptionellen Arbeiten) oder Nachweise (bei Evaluationen) hinsichtlich Design und Methode aus wissenschaftlicher Sicht vergleichsweise einfach gehalten und ohne Anspruch auf eine generalisierbare Aussagekraft der Ergebnisse (zum Beispiel durch repräsentative Stichprobenziehung). Sehr anspruchsvoll war jedoch die Auseinandersetzung der Praktiker/innen mit den angewandten Methoden und deren Ergebnisse in Bezug auf neue, konkret umsetzbare Erkenntnisse für die Verbesserung der eigenen Praxis und für die Außendarstellung des Projekts, zwei Aspekte, die üblicherweise von Wissenschaftler/innen nicht berücksichtigt werden (können) (s. unten). Für unsere Praxispartner/innen war der Konflikt in der Regel praktischer Natur: Der von uns bzw. von einem bestimmten Verfahren verlangte Aufwand vor allem Zeitaufwand war im Praxisalltag zum Teil nur schwer umsetzbar. Auf der einen Seite wurde sehr geschätzt, dass im Rahmen der Beratung endlich Zeit war, um wichtige Konzepte zu durchdenken oder eine Intervention in Einzelheiten zu überprüfen. Auf der anderen Seite hat die Zusammenarbeit im Rahmen der Beratung oft unter Zeitmangel gelitten. Das spiegelte sich beispielsweise an den mangelnden Möglichkeiten einiger Beratungsprojekte wider, die Hausaufgaben (d. h. den für die Zeiträume zwischen den Beratungen übernommenen Aufgaben) nachzukommen. Die beratenden Wissenschaftler/innen haben zur wissenschaftlichen Absicherung der Zusammenarbeit beigetragen, indem sie folgendes beachtet haben: die Anwendung wissenschaftlich erprobter Verfahren als Grundlage für die Setzung von Zielen, für die Entwicklung von Indikatoren der Evaluation sowie für Studiendesigns, Datenerhebung und auswertung (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe), den Einbezug wissenschaftlicher Quellen für die Klärung von Kernbegriffen und Fragen des Designs und der Anwendung von Methoden, eine kritische Haltung gegenüber den Annahmen der Praktiker/innen zu ihrer Arbeit, den Einbezug externer Datenquellen, um Annahmen der Praktiker/innen zu überprüfen, z.b. aus (sozial-)epidemiologischen Studien oder durch das Zusammenführen verschiedener Datenquellen (Triangulation),

75 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 75 das Nachprüfen schriftlicher Arbeiten, die auf Grund der Beratungstätigkeit von den Praktiker/innen erstellt wurden (Leitbilder, Konzepte, Evaluationsberichte etc.). Diese Merkmale der wissenschaftlichen Tätigkeit unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Formen der wissenschaftlichen Projektbegleitung. Die Besonderheit des partizipativen Vorgehens lag in der oben beschriebenen Bereitschaft, Kompromisse mit der Praxis zu schließen, und bei Zielsetzung, Vorgehen und Evaluierung die Interessen, Sichtweisen, Ansprüche und Erwartungen beider Partner/innen (Wissenschaft und Praxis) gleichberechtigt zu berücksichtigen. Der zweite Aspekt der Absicherung, die in der Beratung einen wichtigen Platz einnahm, war die Ermöglichung eines kritischen Blicks von außen auf die Projektarbeit. Im üblichen Sinne bedeutet ein kritischer Blick von außen die Beurteilung von jemandem, der einen emotionalen und (oft auch) räumlichen Abstand zum Gegenstand seiner Betrachtung hat eine Haltung, die oft als objektiv beschrieben wird. Dies ist z.b. die Grundidee der Außenevaluation oder des Zertifizierungsverfahrens, zwei oft verwendete Methoden der Qualitätssicherung. Zu einem gewissen Grad konnten die Wissenschaftler/innen in ihrer beratenden Rolle dieses Kriterium erfüllen. Dass ein/e Berater/in von außen eingeladen wird, mit einer Einrichtung zusammenzuarbeiten, bietet zwangsläufig einen Blick von außen auf die Arbeit. Die Intravisionssitzungen im Forschungsteam (s. Kapitel 3.4: wissenschaftliche Begleitung) dienten der Bewahrung der kritischen Haltung in der Zusammenarbeit mit den Projekten, u. a. dadurch dass die Wissenschaftler/innen sich gegenseitig auf Momente der Überidentifikation oder eine zu starke Teilnahme am Projektgeschehen aufmerksam machten. Im Sinne der partizipativen Forschung waren jedoch sowohl Projektmitarbeiter/innen als auch wissenschaftlich Beratende an der Entwicklung der neuen Qualitätsentwicklungsmaßnahmen beteiligt, die übliche Trennung zwischen Forschung und Handlung (Projektentwicklung, Intervention) war also nicht gewährleistet. Der kritische Blick von außen wurde auch in anderen Formen realisiert. Die zunächst angenommene Bedeutung des Begriffs als objektive Betrachtung wird zum großen Teil von den Praktiker/innen nicht geteilt. Vielmehr ging es ihnen darum, neue Perspektiven auf ihre Arbeit zu bekommen, die sich von der eigenen Perspektive unterscheiden. Die Beratung war nicht das erste Mal, dass die Projektmitarbeiter/innen Gelegenheit hatten ihre Arbeit zu reflektieren. Mit der Zeit verfestigt sich jedoch im Arbeitsalltag oft eine bestimmte Sichtweise, die u. a. mit der eigenen beruflichen Ausbildung, der eigenen Rolle im Projekt und den eigenen Arbeitserfahrungen zusammenhängt (vgl. Betriebsblindheit in Wright & Block, 2005). Der kritische Blick von außen kommt also nicht unbedingt von außerhalb der eigenen Einrichtung, er kommt jedoch auf jeden Fall von Personen, deren Perspektiven im Projektalltag kaum vertreten bzw. kaum wahrgenommen werden (vgl. König, 2000). In diesem Sinne entstanden im Rahmen der Beratungstätigkeit mehrere Möglichkeiten: Zu Beginn der jeweiligen Beratung wurde die Fragestellung kontextualisiert. Das heißt, der Grund für die Fragestellung wurde geklärt. In vielen Fällen war die Fragestellung nicht nur mit Anliegen der Projektmitarbeiter/innen, sondern auch mit politischen oder fachlichen Anforderungen von Geldgeber/innen, Entscheidungsträger/innen oder Mitgliedern der Zielgruppe verbunden. Die Nennung der verschiedenen Perspektiven, die die Projektmitarbeiter/innen motivierten, die spezifische Frage zu formulieren war ein erster Schritt zur Einbeziehung anderer Perspektiven, vor allem von wichtigen Personen außerhalb des Kreises der Projektmitarbeiter/innen.

76 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 76 Eine weitere Quelle neuer Perspektiven war die (bundesweite bzw. internationale) Fachdiskussion zum Thema, auf das die Fragestellung sich bezieht. In allen beratenen Projekten haben die Wissenschaftler/innen und/oder die Projektmitarbeiter/innen auf Beispiele aus anderen Einrichtungen verwiesen, in denen z.b. Leitfäden für die Gestaltung der Arbeit, Leitbilder oder Evaluationsverfahren erfolgreich entwickelt und verwendet worden sind. Da alle beratenden Wissenschaftler/innen zeitgleich in mehreren Projekten tätig waren, konnte auch ein Austausch zwischen den uns bekannten Einrichtungen mit ähnlichen Fragestellungen angeregt werden bzw. konnten wir Möglichkeiten vorschlagen, die bereits in einer anderen Einrichtung entwickelt und erprobt wurden als Anregung für die Beantwortung der spezifischen Fragestellung vor Ort. In manchen Fällen war es möglich, über neutrale Dritte einen Blick von außen auf die Projektarbeit zu bekommen. Dieses waren Mitarbeiter/innen aus derselben Einrichtung, die aber bisher mit dem Thema der Beratung nur wenig zu tun hatten. Das hatte den Vorteil, dass die Personen die Einrichtung und deren Zielgruppe bereits gut kannten und sie dementsprechend Rückmeldungen geben konnten, die dem Kontext gerecht wurden. Die angewandten Methoden der Qualitätsentwicklung selbst wurden mehrmals von Praktiker/innen als Quellen neuer Perspektiven und dadurch auch der kritischen Reflexion genannt. Der Anspruch der Partizipativen Qualitätsentwicklung, implizite Annahmen und Erklärungen explizit zu machen, führte dazu, dass alte Gedankengänge durchbrochen wurden und eine neue Betrachtung eines angeblich schon gut bekannten Gegenstands möglich wurde. Vor allem die ZiWi-Methode, aber auch die Auswertung erhobener Daten, schuf einen neuen Abstand zur eigenen Arbeit und dadurch einen Blick von außerhalb der üblichen Betrachtungsweise. In den Einrichtungen, in denen Datenerhebungen in Zusammenarbeit mit der Zielgruppe partizipativ vorgenommen wurden, kam der Blick von außen in Form von kritischen Meldungen, die den Projektmitarbeiter/innen bisher nicht bekannt waren. Die Perspektive der Nutzer/innen (Zielgruppe) war dann Grundlage für eine Auseinandersetzung zur Weiterentwicklung der Interventionen, um den Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht zu werden. Nach dem Abschluss der Beratungstätigkeit gab es auf Tagungen und im Internet-Handbuch (s. Kapitel 7) die Möglichkeit, dass Praktiker/innen die Qualitätsmaßnahmen vorstellen, die sie entwickelt hatten. Das ermöglichte im Sinne eines Peer-Reviews Rückmeldungen von Kollegen außerhalb der eigenen Einrichtung zur Angemessenheit der Maßnahmen und deren Folgen für die Praxis. Partizipativ Partizipativ bedeutet, dass die Perspektiven der Mitarbeiter/innen und Nutzer/innen berücksichtigt werden und diese an der Qualitätsentwicklung beteiligt werden. Dieses Erfolgskriterium wurde in unterschiedlichen Ausmaßen erreicht. Bereits bei der Anwerbung von Einrichtungen zur Teilnahme an der Beratung wurde die partizipative Intention des Forschungsprojekts, Projektmitarbeiter/innen und Mitglieder der Zielgruppen an Qualitätsentwicklungsprozessen aktiv zu beteiligten, erläutert. Das bewirkte eine Selbstselektion von Bewerber/innen, die sich schon im Vorfeld der Beratung für Partizipation interessiert haben. Das heißt, dass Einrichtungen, die eine ablehnende Haltung gegenüber partizipativen Ansätzen haben, oder mangels Erfahrung oder Grundwissen über partizipative Formen der Sozialen Arbeit und der Forschung keine Vorstellung von solchen Ansätzen haben, in der Gruppe der beratenen Projekte kaum vertreten sind. Unter den Einrichtungen war jedoch eine beachtliche Varianz in Bezug auf ihr Verständnis und ihre konkrete Umsetzung der Partizipation festzustellen, die eine differenzierte Auswertung der Beratungsfälle ermöglicht.

77 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 77 Die im Bewerbungsprozess angekündigte partizipative Intention der Beratung bekam durch die Grundhaltung der beratenden Wissenschaftler/innen einen zentralen Stellenwert in der Zusammenarbeit mit den Projekten. Die Wissenschaftler/innen versuchten ausdrücklich eine maximale Partizipation von Mitarbeiter/innen und Mitgliedern der Zielgruppen an der Setzung und Erreichung der Ziele der Qualitätsentwicklung zu realisieren, um die Möglichkeiten und Grenzen der Partizipation an Qualitätsentwicklungsprozessen untersuchen zu können. Diese Grundhaltung förderte und in vielen Fällen intensivierte die in den Projekten schon bestehende Auseinandersetzung zum Thema Partizipation, was auch die Bereitschaft zur Entwicklung und Erprobung neuer partizipativen Methoden erhöhte. Mit nur einer Ausnahme wurde in allen Einrichtungen bei den hauptamtlichen Projektmitarbeiter/innen die nach unserem Modell höchste Stufe der Partizipation durchgehend erreicht: Stufe 8 Entscheidungsmacht (s. Stufenmodell im Kapitel 2.5). Projektmitarbeiter/innen, die für die Konzeptualisierung und Durchführung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention zuständig sind, konnten eine Fragestellung für die Beratung eigenständig formulieren und zusammen mit den Wissenschaftler/innen angemessene Methoden erarbeiten und anwenden. Ein selbst bestimmter Qualitätsentwicklungsprozess dieser Art ist keine Selbstverständlichkeit, auch in Projekten wie diesen, die mit partizipativen Arbeitsweisen oft Erfahrung haben. Dies äußerste sich in der rückblickenden Stellungnahme, dass Qualitätssicherung bzw. entwicklung oft als fremd bestimmt und fern von den zentralen Themen der alltäglichen Arbeit erlebt wird (vgl Wright & Block, 2005). Bei der Einrichtung, in der die Stufe der realisierten Partizipation der hauptamtlichen Mitarbeiter/innen teilweise niedriger ausfiel (Stufe 6: Mitbestimmung oder Stufe 7: teilweise Entscheidungskompetenz), war die Einschränkung durch organisationsinterne, hierarchisch aufgestellte Grenzen auf Grundlage von Vorgaben einer Leitungsebene oberhalb der Projektleitung verursacht worden. In dieser Einrichtung übernimmt die oberste Leitungsebene eine stärkere Rolle in der Bestimmung der Qualitätsmaßnahmen, und die Mitarbeiter/innen haben nur ein gewisses Mitspracherecht. Bei den jeweiligen Zielgruppen lag die erreichte Partizipation in allen beratenen Projekten auf Stufe 4 (Anhörung). Dies geschah durch die Anwendung verschiedener Formen von Befragungen, die im Rahmen von Interventionen und in der Sprache der Zielgruppe durchgeführt werden konnten. Die Befragungen ermöglichen eine konsequente und systematische Erhebung der Meinungen der Zielgruppe, die bisher nicht möglich war. Dadurch wird die Partizipation der Zielgruppe gestärkt. Bei Beurteilung des Grades der erreichten Partizipation der Zielgruppe ist es jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass im Fall von offen gestalteten, partizipativ angelegten Angeboten die Zielgruppe einen erheblichen Einfluss auf das Angebot selbst nimmt und dadurch die Qualität der Maßnahme maßgeblich mitbestimmt. Das Projekt Kiezdetektive, der Snoezelenraum von Armut und Gesundheit in Deutschland e.v. und das Filmprojekt der Drogenberatungsstelle in Magdeburg sind hierfür gute Beispiele (s. Beratungsberichte, Anlage II). Obwohl die drei Interventionen sich stark von einander unterscheiden, haben sie gemeinsam, dass die Interessen der Zielgruppe (Kinder bzw. Jugendliche) in hohem Masse den Schwerpunkt jeder einzelnen Intervention bestimmen. In den drei Fällen war die Beteiligung der Zielgruppe am Qualitätsentwicklungsprozess auf Stufe 4. Die Einflussnahme der Zielgruppe auf die Inhalte des Angebots selbst ist jedoch stark, weil das Angebot die Perspektiven/Interessen der Zielgruppe in den Mittelpunkt stellt. Es sind diese Perspektiven/Interessen, die auch für die spezifische Zielsetzung der Intervention ausschlaggebend sind. Im Grunde genommen wird in den drei Projekten einen Rahmen gesetzt, indem die Zielgruppen ihre eigenen Wünsche zum Ausdruck bringen und zu einem gewissen Grad durch die Intervention realisieren können.

78 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 78 Für alle beratenen Projekte trifft die Aussage zu, dass die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftler/innen neue Auseinandersetzungen mit dem Thema Partizipation angeregt hat und neue Möglichkeiten für die Partizipation der Zielgruppe und/oder der Mitarbeiter/innen realisiert werden konnten. Nützlich Nützlich bedeutet, dass die Qualitätsentwicklungsstrategien in konkrete Handlungsmöglichkeiten umgesetzt werden konnten und der Kompetenzentwicklung und Verbesserung der Arbeit dienen. Dieses Erfolgskriterium war für die beratenen Projekte von besonderer Bedeutung. In der partizipativen Auswertung der Beratungen wurde dieses Kriterium von den beteiligten Praxispartner/innen durch Nennung folgender Kriterien spezifiziert: bessere Dokumentation und bessere Planung, Beurteilung der Arbeit auf Grund neuer Perspektiven, gestärkte Motivation der Mitarbeiter/innen, Kompetenzentwicklung durch das Erlernen neuer Methoden, Team-Bildung, neue Klarheit über Ziele, Wirkungswege und die konzeptuelle Grundlage der Prävention, mehr Transparenz nach innen und eine verbesserte Außendarstellung. Bessere Dokumentation, bessere Planung Im Rahmen der Beratung wurden neue Verfahren entwickelt und bestehende Dokumentationsverfahren überarbeitet, um sie praktikabler zu machen und auf solche Daten zu fokussieren, die auch tatsächlich ausgewertet werden und die Arbeit vor Ort besser abbilden. Auf dieser Basis lässt es sich die Gesundheitsförderung bzw. Prävention besser reflektieren, planen und steuern. Beurteilung der Arbeit auf Grund neuer Perspektiven Ein zentrales Merkmal der Partizipativen Qualitätsentwicklung ist das Zusammenführen verschiedener Perspektiven. Die beteiligten Praktiker/innen haben in der Regel Rückmeldungen zu ihrer Präventionsarbeit oder ihren Präventionskonzepten bekommen. Diese Rückmeldungen von Kolleg/innen, der Zielgruppe, Kooperationspartner/innen und von der wissenschaftlichen Begleitung wurden als nützlich wahrgenommen: andere Sichtweisen (der Blick von außen ) bereichern die eigene Wahrnehmung. Sowohl positive als auch negative Kritik hat die Präventionsarbeit verbessert. In der positiven Kritik traten die Erfolge der eigenen Arbeit deutlicher hervor und wirkten bestärkend ( Unser Ansatz ist richtig, wir machen gute Arbeit ). Negative Kritik und Verbesserungsvorschläge konnten zu Veränderungen und Verbesserungen führen (z.b. bessere Anpassung von Maßnahmen an das Setting und die Zielgruppen). Beides zusammen genommen wirkte orientierend. Gestärkte Motivation der Mitarbeiter/innen Vor allem die positiven Rückmeldungen zur eigenen Arbeit, aber auch die Gelegenheit zur Reflexion führten bei vielen Teilnehmenden zu einer gestärkten Motivation hinsichtlich der eigenen Arbeit. Mehrfach wurde betont, die Qualitätsentwicklung hätte dazu geführt, wieder mehr Spaß an der Arbeit zu haben und zum Teil sogar Spaß an der Qualitätsentwicklung zu

79 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 79 finden. Auf Grund von Aussagen einiger Projektmitareiter/innen scheint dies ein besonderes Merkmal des partizipativen Ansatzes zu sein. Die gesteigerte Motivation hing nicht nur mit positiven Rückmeldungen ( von außen ) zur eigenen Arbeit zusammen, sondern auch mit der Reflexion selbst, die es ermöglichte, Grundsatzfragen zu stellen ( Wieso machen wir das eigentlich? Was machen wir da eigentlich? ) und die eigene Arbeit wieder in einen größeren Kontext zu stellen (sinnstiftender Aspekt der Reflexion). Kompetenzentwicklung durch das Erlernen neuer Methoden Die Teilnehmenden haben in allen Beratungen neue Methoden der Qualitätsentwicklung gelernt. Positiv hervorgehoben wurden insbesondere die ZiWi-Methode (s. Anlage I.4: Methoden- Steckbriefe) und Methoden der Datenerhebung und Auswertung. Auch die Stufen der Partizipation (s. Kapitel 2.5) haben Anklang gefunden, da sie dabei behilflich sind, den jeweils angemessenen Grad der Partizipation besser zu bestimmen. Dabei wurden die Methoden zum Teil schon während der Beratung in anderen Arbeitsbereichen angewendet. Die Kompetenzentwicklung der einzelnen Mitarbeiter/innen wurde auch durch Synergieeffekte mit den Workshops befördert. Team-Bildung Die Beratung initiierte in der Regel Gruppenprozesse, in denen die Beteiligten vor Ort zum Teil in neuen Konstellationen zusammen gearbeitet haben. Dies konnte zu Schwierigkeiten führen (wenn die Gruppe nicht arbeitsfähig war); in den meisten Fällen wurde der Gruppenprozess jedoch als konstruktiv und bereichernd erlebt. Der Austausch mit den Kolleg/innen im Rahmen der Partizipativen Qualitätsentwicklung hat also vielerorts zur Team-Bildung beigetragen. Neue Klarheit über Ziele, Wirkungswege und die konzeptuelle Grundlage der Prävention bzw. Gesundheitsförderung Die oben erwähnten Reflexions- und Diskussionsprozesse führten in der Regel zu einer neuen Klarheit je nachdem mit welcher Zielsetzung gearbeitet wurde, bezog sich dies auf die eigenen Ziele und Konzepte oder auf die Wahrnehmung und Wirkung der praktischen Arbeit. In vielen Beratungen wurde konzeptionell gearbeitet, unter anderem mit der ZiWi-Methode zur Entwicklung lokaler Ziele und Wirkungswege unter Anwendung der SMART-Kriterien. Diese konzeptionelle Arbeit wurde teilweise als mühsam, aber meistens als interessant und nützlich eingeschätzt, da durch sie eine Klärung ermöglicht und die Aufmerksamkeit geschärft wurde (z.b. für die Frage: Sind unsere Ziele auch realistisch? ). Auch die Durchführung von Datenerhebungen, z.b. im Kontext von Evaluationen, in denen verschiedene Perspektiven erfasst wurden, führte zu neuen Erkenntnissen, die die eigenen Arbeit in einem klareren Licht erscheinen ließen. Zum Beispiel wurde geäußert, dass die eigene (teilweise sehr kritische) Perspektive nun besser relativieren zu können. Das Nachvollziehen anderer Perspektiven bereichert also die eigenen Deutungshorizonte und Handlungsmöglichkeiten. Mehr Transparenz nach innen Durch die Kommunikation und Verschriftlichung von Ergebnissen des Qualitätsentwicklungs- Prozesses ist es vielerorts gelungen, mehr Transparenz nach innen herzustellen, d. h. sich besser im Team über die Arbeit und die Ziele der Arbeit zu verständigen. Durch die verbesserte Kommunikation können zum Teil auch die Interessen der Beteiligten besser wahrgenommen werden. Verbesserte Außendarstellung In vielen Fällen wurden die Zusammenarbeit und die Ergebnisse der Qualitätsentwicklung für Außendarstellungen benutzt, um Qualitätsentwicklungsprozesse und Erfolge der Einrichtung

80 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 80 besser zu kommunizieren. Dies fand zum Beispiel in Form von Präsentationen in der Fachöffentlichkeit (wie auf dem Kongress Armut und Gesundheit ) und Öffentlichkeitsarbeit über Printmedien, im Internet oder in Berichten an die Geldgeber/innen statt. 5.6 Fördernde und hemmende Bedingungen in der Beratung Ein Katalog postulierter fördernder und hemmender Bedingungen für den Erfolg partizipativer Qualitätsentwicklungsmaßnahmen wurde von uns im Laufe der Beratungsprozesse entwickelt. Dies geschah im Rahmen unserer wöchentlich durchgeführten Gespräche über den Verlauf der einzelnen Beratungen. Eine am Anfang der Beratungstätigkeit erstellte Liste von Faktoren wurde während des Beratungsprozesses auf Grund unserer Beobachtungen vor Ort modifiziert und erweitert. Auf diese Weise entstand folgende Zusammenstellung von sechs Faktoren, die bei der Auswertung der Beratungsprozesse berücksichtigt wurden: 1. die zur Verfügung stehende Zeit, 2. die in der Zusammenarbeit angewandten Methoden der Beratung und Begleitung, 3. Merkmale der entwickelten Qualitätsmaßnahme, 4. strukturelle und personelle Merkmale der Einrichtung, 5. Merkmale der WZB-Mitarbeiter/innen und 6. Merkmale der Arbeitsbeziehung. Die zur Verfügung stehende Zeit Der Beratungszeitraum war für die Einrichtungen grundsätzlich lang genug, um die vereinbarten Ziele zu erreichen. Dies war jedoch in vielen Fällen nur dadurch möglich, dass die Zielsetzung und der Arbeitsplan an die dynamische Situation vor Ort wiederholt angepasst wurden, um den häufig vorkommenden Zeitmangel der Projektmitarbeiter/innen zu berücksichtigen. Beispielsweise wurde der Umfang oder die Anzahl der zu Beginn der Zusammenarbeit gesetzten Ziele reduziert, um den gemeinsam formulierten Arbeitsauftrag realistisch zu halten. Anpassungsfähigkeit und Flexibilität seitens aller Beteiligten sind daher wichtige Voraussetzungen für den Erfolg einer partizipativ angelegten Qualitätsberatung, um den Einfluss des Störfaktors Zeitdruck zu minimieren. Die zur Verfügung stehende Zeit war für die Einrichtungen eine nicht genau planbare Quantität, da Praxisaufgaben immer Vorrang gegenüber Maßnahmen der Qualitätsentwicklung haben und diese Aufgaben sich nach der Bedarfslage der Zielgruppe, Personalausstattung und Krankheitsstand einen unterschiedlichen Zeitaufwand verlangen. Es war sehr förderlich, dass den Mitarbeiter/innen aller Einrichtungen ausreichend Zeit seitens der jeweiligen Projektleitung für den Beratungsprozess eingeräumt wurde. Ohne diese Möglichkeit wäre eine kontinuierliche Zusammenarbeit nicht zustande gekommen. Die Länge der Beratungssitzungen sowie der Abstand zwischen Sitzungen wurden zwischen den Beteiligten ausgehandelt. Wie oben erwähnt, wurden jedoch hier bereits im Vorfeld Grenzen gesetzt: Sowohl die Projektarbeiter/innen als auch der/die Wissenschaftler/in hatten je nach Arbeitsbelastung unterschiedliche Stundenkontingente zur Verfügung, und die in manchen Fällen lange Fahrtzeit für den/die Wissenschaftler/in hat häufige Besuche ausgeschlossen. In Einrichtungen, bei denen längere Pausen zwischen Besuchen zustande kamen, wurde der Zeitabstand problematisiert. Um eine gedankliche Kontinuität sowie eine hohe Motivation zu gewährleisten, ist es erforderlich, die Abstände angemessen kurz zu halten, sodass die Bearbeitung der einzelnen Arbeitsschritte nicht unterbrochen wird. Allerdings kann angemessen

81 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 81 kurz mehrmals im Monat oder nur alle paar Monate bedeuten, je nachdem welche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden sollen. Zum Thema Zeit ist auch festzuhalten, dass die Wissenschaft und die Praxis offensichtlich unterschiedliche Zeitkulturen darstellen. In vielen Beratungssituationen wurde thematisiert und zum Teil auch problematisiert dass die von der/dem Wissenschaftler/in angeleiteten Denkprozesse zu viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Auf der einen Seite wurden von mehreren Praktiker/innen begrüßt, endlich Zeit für eine tiefer gehende Reflexion zu nehmen, auf der anderen Seite wurde in Frage gestellt, ob die veranschlagte Zeit im Verhältnis zum Ergebnis stünde. Im Praxisalltag wird selten so viel Zeit wie in der Beratung für Reflexionsprozesse genommen, während zeitaufwändige Formen der Reflexion den Kern der wissenschaftlichen Tätigkeit bilden. Dies hängt mit den unterschiedlichen Aufträgen und den daraus erwarteten Ergebnissen zusammen: Die Praxis wird an ihrer Handlung, die Wissenschaft an ihrer Produktion von Erkenntnissen und Ideen vor allem in schriftlicher Form gemessen. Die in der Zusammenarbeit angewandten Methoden der Beratung und Begleitung Die Beratungssitzungen wurden von den Wissenschaftler/innen moderiert und strukturiert, die Formalität der gewählten Gesprächsform war je nach Anforderung unterschiedlich. Die Anzahl und Heterogenität der Beteiligten sowie die bereits vorhandene Gesprächskultur waren dabei entscheidende Faktoren. Die Grundhaltung der Wissenschaftler/innen war auch durch Offenheit und Flexibilität charakterisiert, um auf aktuelle Anliegen der Teilnehmenden eingehen zu können. Die Beratungen haben sich ausschließlich auf Fragen der Qualitätsentwicklung und die Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen, um diese Fragen zu beantworten, konzentriert. Dieser Schwerpunkt unterschied die angebotene wissenschaftliche Beratung von zwei anderen, häufig vorkommenden Formen der Beratung in sozialen Einrichtungen, nämlich Supervision und Organisationsberatung. Bei der Supervision liegt der Schwerpunkt in der Regel auf interpersonellen Prozessen und Konflikten, bei der Organisationsberatung auf strukturellen Aspekten. Sowohl Supervision als auch Organisationsberatung dienen der Qualitätsentwicklung, insoweit sie Konflikte beseitigen und strukturelle Bedingungen verbessern und dadurch Einrichtungen arbeitsfähiger machen. In unserer Beratung haben wir ausschließlich Themen berücksichtigt, die direkt mit der Entwicklung und Durchführung von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen zusammenhängen. Hier wurde der Schwerpunkt auf Elemente gesetzt, die durch sozialwissenschaftliche Konzepte und Methoden bearbeiten lassen: die Klärung der Ziele und Wirkungsweisen von Interventionen und Methoden der Datenerhebung und interpretation. Diese Abgrenzung hat sich als wichtiger Erfolgsfaktor erwiesen: Wir konnten mit den Projektmitarbeiter/innen einen Auftrag formulieren, der unseren Kompetenzen entsprach. Für Hilfe mit interpersonellen Problemen und umfangreichen Organisationsfragen wurden die Einrichtungen auf andere Stellen verwiesen. Bewährt haben sich die Visualisierung und Dokumentation der einzelnen Sitzungen in Form von Darstellungen auf Flipcharts and Pinwänden, die digital fotografiert wurden. Die Fotos wurden zum Bestandteil eines schriftlichen Protokolls, in dem Arbeitsergebnisse und nächste Schritte festgehalten wurden. Kurze Blitzrunden vor und nach der Beratungssitzung waren ebenfalls sehr hilfreich. Die erste Runde diente vor allem dem Zweck, die Wissenschaftler/innen über aktuelle Ereignisse in der Einrichtung zu informieren, die für den Gegenstand der Beratung und die Zusammenarbeit von Bedeutung waren. Nach der Sitzung wurde ein Feedback in Bezug auf den Inhalt und den Prozess des Beratungsgespräches erhoben, das wertvolle Informationen sowohl für die Optimierung des Beratungsverlaufs als auch Daten für die spätere Auswertung lieferte.

82 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 82 In einigen Fällen war eine Hospitation bei der Projektarbeit möglich. Sie bot dem/den Wissenschaftler/in einen unmittelbaren Zugang zum Gegenstand der Beratung und diente als Grundlage für die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses der Intervention, die durch die Qualitätsentwicklungsmaßnahme verbessert werden sollte. Vor allem in Bereichen, in denen die Wissenschaftler/innen keine bisherigen Erfahrungen hatten, war es eine einmalige Gelegenheit, die Intervention direkt zu beobachten und dadurch erste Eindrücke über die Arbeit zu sammeln, die sich für die spätere Formulierung von Zielen und Indikatoren nützlich erwiesen. Durch die Hospitation konnte eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis geschlagen werden, die nur bedingt durch eine verbale Beschreibung der Praxishandlung möglich ist. Die ZiWi-Methode (s. Anlage I.4: Methoden-Steckbriefe) wurde in der Beratung sehr häufig verwendet, da wie bereits oben geschildert die Klärung von Zielen ein zentrales Anliegen der Praktiker/innen darstellte. Mit der ZiWi-Methode lassen sich die Ziele und Wirkungswege einer Intervention visualisieren und Indikatoren zur Überprüfung der Zielerreichung formulieren. Dabei wird implizites Wissen explizit gemacht, d.h. das Wissen, das man im Alltag in der praktischen Arbeit oft als selbstverständlich voraussetzt, wird ausgesprochen und erhält dadurch eine neue Qualität. Die eigenen Annahmen über die Entstehung und Lösung eines Gesundheitsproblems werden deutlich und überprüfbar. Die ZiWi-Methode hat sich im Rahmen der Beratungen bewährt und wurde auch auf Grund der Beratungserfahrungen weiter systematisiert. Die Anwendung der Methode stellte sich als zeitaufwändig heraus. Sie erfordert auch zumindest bei der ersten Anwendung eine externe Moderation, die bereits mit der Methode vertraut ist. Zur Klärung der Ziele einer Intervention vor Ort ist die Methode ein sinnvolles Instrument und stellt für die Praktiker/innen eine bisher nicht vorhandene Möglichkeit dar, detaillierte Ziele zu setzen, die als Grundlage für eine Evaluation dienen können. Die Methode ist besonders dafür geeignet, Gruppenprozesse zum Thema Zielsetzung und Evaluation zu strukturieren. Hier ist wichtig zu bemerken, dass nicht alle Mitarbeiter/innen vor Ort sich gleichermaßen für die von der ZiWi-Methode verlangte Ebene der Abstraktion interessieren, vor allem ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und (andere) Vertreter/innen der Zielgruppen wollen sich häufig nur mit der Handlungs- und nicht mit der theoretischen Ebene der Interventionen beschäftigten. In heterogenen Gruppen von Beteiligten, in denen eine besonders große Vielfalt an Interessen und Perspektiven vertreten ist, kann die Anwendung der ZiWi-Methode problematisch sein, weil der durch die Methode angestrebte Konsens über die Ziele und intendierte Wirkungen der Arbeit nicht oder nur im begrenzten Umfang erreicht werden kann. Zur Überwindung dieser und anderer Probleme bei der Umsetzung der ZiWi-Methode ist eine erfahrene Moderation von großem Vorteil. Die Blitzbefragung und Open Space sind zwei weitere Methoden, die bei den Praktiker/innen eine besondere Resonanz gefunden haben und in verschiedenen Zusammenhängen innerhalb und außerhalb der Beratung umgesetzt werden konnten. Hierzu trugen die Methoden-Workshops (s. Kapitel 4) wesentlich bei, wo mehrere Praktiker/innen diese Methoden zuerst lernten und in einem nächsten Schritt mit Unterstützung der/des beratenden Wissenschaftlers/Wissenschaftlerin einsetzen konnten. Merkmale der entwickelten Qualitätsmaßnahme Wie bereits oben beschrieben, waren die in der Beratung entwickelten Qualitätsmaßnahmen sehr unterschiedlich. Während in einigen Einrichtungen Instrumente oder Verfahren entwickelt wurden, um (in regelmäßigen Abständen) Daten über bestimmte Aspekte der Arbeit zu erheben und auszuwerten, wurden in anderen Einrichtungen (auch) Konzepte zur exakteren Darstellung der Ziele und Wirkungen der Arbeit erarbeitet bzw. weiterentwickelt.

83 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 83 Die Qualitätsmaßnahmen, die in der Praxis erfolgreich umgesetzt wurden, sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in die Arbeitsabläufe der Einrichtungen integrieren lassen, vor allem wegen ihrer Übersichtlichkeit und ihres eingeschränkten Zeitaufwands. Diese Integrierbarkeit wurde in vielen Fällen erst durch eine mehrstufige Anpassung der Maßnahme an die Praxisbedingungen erreicht. Dies beinhaltete die Berücksichtigung der Besonderheiten des Settings, in dem die Arbeit geleistet wird, und der Fähigkeiten und Bereitschaft der Zielgruppe, an der Maßnahme teilzunehmen (z.b. bei Befragungen). Teilweise war die entwickelte Maßnahme zu umfangreich oder zeitaufwändig und deshalb unpraktisch in der Umsetzung. Die Zeit für die Anpassung der Maßnahme wurde oft unterschätzt: Beispielsweise konnten erst durch das Durchlaufen von Probeeinsätzen und deren Auswertung neue Dokumentations- oder Evaluationsverfahren in eine brauchbare Form gebracht werden. Ein weiteres Hemmnis bei der Entwicklung von passenden Maßnahmen waren Probleme in der Konsensfindung in Bezug auf die Definition von Zielgruppen, Zielen und Wirkungen für die präventive bzw. gesundheitsfördernde Arbeit. Es war erst nach langwierigen Verhandlungen oder in manchen Fällen nur bedingt möglich eine Übereinstimmung über Kernelemente der Intervention zu erreichen. Die meisten Praktiker/innen begrüßten die dazu gehörige tief greifende Auseinandersetzung, auch wenn die Meinungsunterschiede nicht vollständig gelöst werden konnten. Strukturelle und personelle Merkmale der Einrichtung Je mehr Klarheit über die geleistete Prävention bzw. Gesundheitsförderung bereits vorhanden ist, umso einfacher lassen sich Qualitätsentwicklungsmaßnahmen für existierende und geplante Interventionen entwickeln. Diese Klarheit entsteht aus einer Fachlichkeit seitens der Projektmitarbeiter/innen, die sich aus Berufserfahrung, der Teilnahme am fachlichen Diskurs über die eigene Einrichtung hinaus, Bildungshintergrund und Grundkompetenzen der Sozialen Arbeit speisen. Methoden der Qualitätsentwicklung auch partizipativ ausgerichtete Methoden können fehlende Fachkompetenzen bzw. kenntnisse nicht kompensieren. Im Gegenteil: Sie setzen ein Mindestmaß an Erfahrung und Wissen voraus. Gleichwohl hat die Auseinandersetzung zum Thema Qualität den Praktiker/innen mit weniger Erfahrung und Selbstbewusstsein in der Arbeit erste Schritte in die Professionalisierung gezeigt. Der Ansatz, die Fragestellung vor Ort in den Mittelpunkt zu setzen und die Fähigkeiten und Interessen der Projektmitarbeiter/innen einzubinden, trug positiv zu dieser Entwicklung bei (s. unten die Diskussion über Kompetenzentwicklung und Empowerment). Eine weitere Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung der Partizipativen Qualitätsentwicklung ist eine etablierte Gesprächskultur in der Einrichtung, die u. a. durch gegenseitigen Respekt, einen entspannten Umgang miteinander und wirksame Konfliktlösungsstrategien gekennzeichnet ist. Der Aufbau einer solchen Kultur braucht Zeit und eine personelle Kontinuität. In Einrichtungen, in denen andauernde Konflikte zwischen Mitarbeiter/innen, zwischen Mitarbeiter/innen und der Leitung oder zwischen Beteiligten von verschiedenen Einrichtungen vorhanden waren, holperte der Konsensfindungsprozess erheblich. Konflikte dieser Art konnten nur zum Teil durch die Moderation des/r wissenschaftlichen Mitarbeiters/in ausgeglichen werden. In einigen Fällen wurde den Beteiligten eine Supervision empfohlen. In kleineren, eingespielten Teams von zwei bis sechs Personen war die Zusammenarbeit am leichtesten zu gestalten. Das durchaus größte Hindernis hinsichtlich der strukturellen und personellen Merkmale der beratenen Einrichtungen war der Mangel an Zeit und Ressourcen. Wie bereits geschildert, haben viele Einrichtungen beträchtliche Kapazitätsprobleme in der Durchführung der Interventionen selbst. Die Leistung von zusätzlichen Qualitätsmaßnahmen steht also in Konkurrenz zur

84 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 84 eigentlichen Arbeit, für die es oft nicht genug Zeit gibt. In manchen Projekten stehen dem Bereich der Prävention bzw. Gesundheitsförderung weniger Ressourcen zur Verfügung als anderen Bereichen. Obwohl in allen Einrichtungen die Geschäftsführung bzw. Projektleitung die Mitarbeiter/innen ausdrücklich dabei unterstützt hat, Zeit für die Zusammenarbeit mit dem WZB zu nehmen, war der Druck, anderen Tätigkeiten Priorität einzuräumen, oft größer. Dieses Problem wurde in Einrichtungen besonders akut, in denen strukturelle Änderungen im Gange waren (personelle Fluktuation, veränderte Zuständigkeiten, neue Aufgaben) oder eine existentielle Bedrohung aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen im Raum stand. Die Folge des Zeit- und Ressourcenmangels war, dass Beratungssitzungen abgesagt werden mussten, und dass zwischen den Sitzungen vereinbarte Aufgaben von den Praktiker/innn nicht erfüllt werden konnten. In einigen Einrichtungen haben hauptamtliche Projektmitarbeiter/innen berichtet, ihre Freizeit für die Entwicklung der Qualitätsmaßnahme eingesetzt zu haben, um die vereinbarten Ziele erfüllen zu können. Das Engagement der Projektmitarbeiter/innen war ein wichtiger förderlicher Faktor in der Zusammenarbeit. Dieses Engagement war mit dem Interesse verbunden, etwas Neues über ihr Arbeitsfeld zu lernen und eine von ihnen formulierte Frage zu beantworten. Dieses Engagement war in den Einrichtungen am stärksten, in denen ein brennendes Thema für die Zusammenarbeit ausgewählt wurde. Bei einigen Praktiker/innen war das Interesse intrinsisch motiviert: Das Thema hatte sie schon seit Jahren beschäftigt. Hier waren Themen der Wirksamkeit besonders stark vertreten. Bei anderen kam das Interesse auf Grund extrinsischer Faktoren, beispielsweise die Notwendigkeit, Projektfinanzierung zu beantragen bzw. das Projekt in der Öffentlichkeit neu zu positionieren. Wo kein brennendes Thema anstand bzw. bei den Beteiligten, die sich für das Thema weniger interessierten, war der Einsatz der partizipativen Methoden nicht so ergiebig und zufriedenstellend. Die Partizipative Qualitätsentwicklung setzt voraus, dass Praktiker/innen dazu motiviert sind, eine Qualitätsfrage zu formulieren und zu beantworten. Wo es (akut) keine solche Frage gibt, fällt es Projektmitarbeit/innen schwer, das notwendige Engagement aufzubringen. Erwartungsgemäß waren Vorerfahrungen und erkenntnisse im Bereich der Qualitätssicherung in der Regel vorteilhaft für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler/in und Projekt. Durch Bezugnahme auf die externe Qualitätsdiskussion fanden die Beteiligten schneller eine gemeinsame Sprache und konnten sich über einen Vorgang einfacher einigen. Die Ausnahme bildeten die Projektmitarbeiter/innen, deren Vorerfahrungen mit Qualitätssicherung überwiegend negativ waren. Diese Praktiker/innen, die anfänglich der Auffassung waren, Qualitätssicherungsmaßnahmen seien aufwändig und würden der Praxis wenig bringen, mussten für die Zusammenarbeit erst gewonnen werden. Die partizipative Herangehensweise war für einige der Skeptiker/innen eine angenehme Überraschung und bot die Gelegenheit, sich erneut mit dem Thema Qualitätssicherung auseinanderzusetzen. Bei den Projektmitarbeiter/innen, die sich noch nicht mit dem Thema Qualitätssicherung auseinandergesetzt hatten, war eine Einführung seitens der wissenschaftlichen Begleitung notwendig. Da die Partizipative Qualitätsentwicklung sich an den Fragen und Fähigkeiten der Menschen vor Ort orientiert, wurde in diesen Fällen ein Schwerpunkt für die Zusammenarbeit ausgewählt, der auch Personen mit wenig Erfahrung in der Qualitätssicherung nicht überforderte. Eine Herausforderung in der Beratungstätigkeit war die Moderation und Begleitung von Gruppen, die aus Personen zusammen gesetzt waren, die sonst nicht in der Form zusammenarbeiten. In der neu gebildeten Arbeitsgruppe wurde Qualität besprochen, ein Thema, das oft mit Misstrauen und Skepsis besetzt ist. In solchen Fällen bestand die Beratungsaufgabe nicht nur darin, eine Qualitätsentwicklungsmaßnahme mit allen Teilnehmer/innen zu entwickeln, sondern auch und zu aller erst den Teilnehmer/innen zu helfen, eine arbeitsfähige Gruppe zu

85 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 85 bilden. Im besten Fall kannten sich die Menschen bereits über die gemeinsame Gestaltung der präventiven bzw. gesundheitsfördernden Arbeit und begaben sich dann gemeinsam mithilfe der Partizipativen Qualitätsentwicklung auf eine neue Ebene der Reflexion über die geleistete Arbeit. Wo die Arbeit (noch nicht) als gemeinsame Leistung betrachtet wird bzw. wo die Zuständigkeiten vorgeben, dass die Mitarbeiter/innen sich mit unterschiedlichen Themen bzw. Interventionen befassen, scheint es ratsam, die gegebenen Grenzen zu respektieren und (zuerst) nur mit den Praktiker/innen in einer Gruppe zusammenzuarbeiten, die schon eine Kooperation miteinander aufgebaut haben. Ein weiteres förderliches Merkmal für die Partizipative Qualitätsentwicklung ist die personelle Kontinuität. Wegen der oben erwähnten fehlenden Zeit und Ressourcen, aber auch aus anderen Gründen wechselte in vielen Fällen die Zusammensetzung der Projektmitarbeiter/innen von Beratungssitzung zu Beratungssitzung. In den meisten Fällen bildete sich jedoch eine Kerngruppe von Teilnehmer/innen, die auch in allen Phasen der Entwicklung und Durchführung der Qualitätsmaßnahme die Verantwortung trug und dadurch die Kontinuität sicherte. In den Projekten, in denen auch in der Kerngruppe eine Fluktuation vorkam, waren die Möglichkeiten für die Erreichung der gesetzten Ziele erschwert und hat mehr Zeit in Anspruch genommen. Merkmale der WZB-Mitarbeiter/innen Die Vorerfahrungen des/r Wissenschaftlers/in waren für den Erfolg der Beratung zuträglich, insbesondere Erfahrungen in der Moderation von Gruppenprozessen und in der Projektberatung. Beides hat die Gestaltung und Steuerung der Beratungen vor Ort erleichtert. Erfahrungen in der praktischen Arbeit in sozialen Einrichtungen, in der Prävention und Gesundheitsförderung, sowie ein Ausbildungs- und Berufshintergrund als Berater/in haben es ermöglicht, die Denkrichtung der Praktiker/innen und die Arbeitsprozesse vor Ort besser nachvollziehen zu können. Erfahrungen in Forschung und Lehre haben sich bei der Vermittlung und Umsetzung von Methoden der Datenerhebung und interpretation als hilfreich erwiesen. Auch Erfahrungen privater Natur hatten in der Beratung einen großen Stellenwert und wurden von den Praktiker/innen der lebensweltorientierten Prävention und Gesundheitsförderung ausdrücklich geschätzt, z.b. wenn der/die Wissenschaftler/in über eine Lebensweltexpertise auf Grund des eigenen Geschlechts, der eigenen Sexualität oder der eigenen Familienrolle (z.b. als Mutter) verfügte, die einen erweiterten Zugang zum Gegenstand der Beratung ermöglichte. Vorkenntnisse zum Thema der Beratung, vor allem zu Aspekten der Interventionsgestaltung oder zur Lebenslage der Zielgruppen waren ebenfalls vorteilhaft, um die Praxislogik besser nachvollziehen zu können. Durch das Zusammenarbeiten im interdisziplinären wissenschaftlichen Team konnten die einzelnen WZB-Mitarbeiter/innen von den Erfahrungen und Kompetenzen der Kolleg/innen profitieren, über die sie nicht selbst verfügten. Aus Sicht der Praxismitarbeiter/innen sind weitere erforderliche Merkmale einer gelungenen wissenschaftlichen Begleitung auf der einen Seite die Fähigkeit, den Prozess zu leiten ( zielorientiert, strukturierend, diszipliniert ), auf der anderen Seite eine Offenheit und Flexibilität gegenüber allen Beteiligten zu zeigen ( empathisch, verständnisvoll, partizipativ ). Die Balance zwischen diesen zwei Polen war aus Sicht einiger Beteiligter nicht auf allen Sitzungen erreicht. Während einige sich eine direktivere Herangehensweise gewünscht haben, hätten die anderen weniger Inputs bzw. eine weniger stringente Moderation von dem/der Wissenschaftler/in vorgezogen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen haben sowohl mit individuellen Präferenzen als auch mit unterschiedlichen Organisationskulturen zu tun. Die Mehrheit der Einrichtungen hatte bereits Erfahrung mit Beratungen von Qualitätssicherungsexpert/innen und/oder Wissenschaftler/innen im Rahmen von Forschungsprojekten. Die meisten Praxismitarbeiter/innen aus diesen Einrichtungen fanden die

86 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 86 WZB-Mitarbeiter/innen erfreulich verständlich in ihrer Ausdrucksweise und ungewöhnlich offen gegenüber Ideen und Perspektiven der Menschen vor Ort. Merkmale der Arbeitsbeziehung Ein gut strukturierter Arbeitsprozess war eine Voraussetzung für die erfolgreiche Beratung. Hierfür war es sehr vorteilhaft, dass die Moderation von außen kam und dass sie einen wissenschaftlichen Charakter hatte. Die externe Moderation schuf Zeit und Raum, die im Projektalltag sonst nicht zur Fügung gestanden hätten. Auf den Sitzungen konnten die Praktiker/innen einen Abstand zu ihren Praxisaufgaben gewinnen, der neue Reflexionsmöglichkeiten schuf. Das in diesem Zusammenhang vorteilhafte wissenschaftliche Merkmal der Moderation war die Betonung einer systematischen Arbeitsweise in der Erarbeitung von Konzepten, in der Anwendung von Methoden und in der Sammlung und Deutung von Daten. Dieses Merkmal war zugleich ein Hemmnis, wenn die Ansprüche der wissenschaftlichen Beratung oder der Gebrauch von wissenschaftlichen Kategorien bzw. Begriffen von den Praktiker/innen als abgehoben oder anderweitig unangemessen erschienen. In diesen Situationen entstand ein Konflikt zwischen der Logik und den Anforderungen der Wissenschaft auf der einen Seite und der Logik und den Anforderungen der Praxis auf der anderen Seite. Vertrauen zwischen Wissenschaftler/in und Einrichtung war keine Selbstverständlichkeit und wurde erst mit der Zeit aufgebaut. Anfängliche Vorbehalte vor allem bei denjenigen mit gemischten Erfahrungen mit Qualitätsentwicklung und Wissenschaft waren ein großes Hemmnis. Die Angst davor, von einem Außenexperten missverstanden oder schlecht beurteilt zu werden war groß. In einigen Fällen herrschte Skepsis über den Nutzen der Qualitätssicherung bzw. wissenschaftlichen Beratung für die praktische Arbeit. Vertrauensaufbau war notwendig, weil die interessantesten Fragen oft sensible Themen beinhalten (Konflikte, Unsicherheiten), die in der täglichen Arbeit auftreten. Nur in einer vertrauten Atmosphäre können Probleme dieser Art geäußert werden und in einem nächsten Schritt als Gegenstand der Qualitätsentwicklung gemeinsam bearbeitet werden. Zuträglich für den vertrauensvollen Umgang waren bereits existierenden Gesprächs- und Arbeitskulturen, die auf Vertrauen aufbauen, sowie positive Vorerfahrungen mit dem/der beratenden Wissenschaftler/in. In den Fällen, wo es tief greifende Konflikte zwischen den vor Ort Beteiligten gab, wirkten diese hinderlich auf die Beratung. Wege mussten für die Zusammenarbeit gefunden werden, um die Arbeitsfähigkeit der Gruppe zu sichern. Innerhalb der Beratung selbst war die Pflege einer Gleichberechtigung der Beteiligten ein entscheidender Faktor. Die Gleichberechtigung drückte sich als die Freiheit jedes Einzelnen aus, sich zum Thema der Beratung äußern zu können. Ein weiterer Ausdruck war die Möglichkeit, den Verlauf der Beratung gemeinsam auszuhandeln. Gleichberechtigung in diesem Sinne setzt eine Haltung seitens des/der Wissenschaftlers/Wissenschaftlerin voraus, dass nicht er/sie allein sondern die Gruppe aller Beteiligten zusammen die Kompetenzen besitzt, um die Qualitätsfrage adäquat zu beantworten. Am besten funktionierte die Beratung, wenn der/die Wissenschaftler/in Vorschläge und Ideen für die Entwicklung von Qualitätsentwicklungsmaßnahmen in den Prozess so einspeiste, dass die Projektmitarbeiter/innen in der Lage waren, alle grundsätzlichen Entscheidung zum Schwerpunkt der Beratung sowie zur Umsetzung konkreter Maßnahmen selbst zu übernehmen. Diese Balance zwischen der Rolle als wissenschaftliche/r Experte/Expertin und als Befähiger/in interner Änderungsprozesse ist nicht leicht zu erreichen. Auf der inhaltlichen Ebene geht es darum, wissenschaftlich bearbeitbare Themen von anderen organisations- und personenbezogenen Themen zu unterscheiden, die durch andere Formen von Beratung (z.b. Supervision) besser behandelt werden können. Auf der

87 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 87 Ebene des Gruppenprozesses geht es darum, klare, wissenschaftlich fundierte Meinungen zur Fragestellung vor Ort so zu äußern, um die Weiterentwicklung der Beteiligten zu fördern. Förderlich für die Beratung war eine gute Kommunikation, die als entspannt, respektvoll, klar, verständlich beschrieben wurde. Eine gemeinsame Sprache zu finden war nicht immer leicht. Wissenschaft und Praxis haben bekanntlich unterschiedliche Zugänge zu den gleichen Gegenständen und verwenden auch unterschiedliche Begriffe, Ausdrucksformen und Sprachmodi. Das Bemühen um eine gegenseitige Verständlichkeit trägt wesentlich zur Findung der gemeinsamen Sprache bei. Auch schriftliche Unterlagen, ob von Projektmitarbeiter/innen (in Form von Jahresberichten, Konzeptpapieren etc.) oder von dem/der Wissenschaftler/in (in Form von Erklärungen von Grundbegriffen etc.) können auch einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des anderen leisten. Die gute Kommunikation ist auch durch einen konstruktiven Umgang mit Kritik gekennzeichnet. Ernsthaft geführte Qualitätsdiskussionen kommen nicht an Kritik vorbei, sie erzielen sogar die Ausformulierung von Stärken und Schwächen der Arbeit. Die wissenschaftliche Moderation kann nur bedingt zu einem solchen Umgang beisteuern, viel wichtiger ist die in der Einrichtung kultivierte Gesprächskultur. 5.7 Fazit Die wissenschaftliche Beratung von Projekten vor Ort in der Partizipativen Qualitätsentwicklung war nach dem im Vorfeld der Beratung gesetzten Kriterien erfolgreich. International bewährte Konzepte und Methoden aus der partizipativen Forschung konnten an die Praxisverhältnisse der beratenen Einrichtungen angepasst werden, um Qualitätsverfahren zu entwickeln und umzusetzen, die maßgeschneidert, praktikabel, nützlich, partizipativ und abgesichert sind. Eine genauere Betrachtung des Kriteriums der Nützlichkeit konkretisiert die Wirkung der angewendeten Konzepte und Methoden auf die Qualität der präventiven und gesundheitsfördernden Arbeit: bessere Dokumentation und bessere Planung, Beurteilung der Arbeit auf Grund neuer Perspektiven, gestärkte Motivation der Mitarbeiter/innen, Kompetenzentwicklung durch das Erlernen neuer Methoden, Team-Bildung, neue Klarheit über Ziele, Wirkungswege und die konzeptuelle Grundlage der Prävention, mehr Transparenz nach innen und eine verbesserte Außendarstellung. Eine bereits existierende partizipative Kultur in der Einrichtung ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Ansatzes der Partizipativen Qualitätsentwicklung. Die Partizipation stößt jedoch auf Grenzen. Eine aktive Beteiligung ist von der Interessenlage der Mitarbeiter/innen stark abhängig. Wenn keine direkte Verbindung zu einer aktuellen Fragestellung erkennbar ist und die Teilnahme nicht freiwillig erfolgt, ist die Motivation, formale Qualitätsmaßnahmen anzuwenden, gering. Des weiteren soll der Zusammenhang zwischen der Qualitätsmaßnahme und einer konkreten Verbesserungsmöglichkeit für die praktische Arbeit hergestellt werden, um Mitarbeiter/innen für partizipative Prozesse der Qualitätsentwicklung zu gewinnen. Theoretische Auseinandersetzungen beispielsweise zur Wirkungsweise der Prävention und zu den verschiedenen Ebenen der Zielsetzung sind für viele weniger interessant, vor allem für

88 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 88 (ehrenamtliche) Mitarbeiter/innen und Vertreter/innen der Zielgruppen, die sich häufig ausschließlich mit der Handlungs- und nicht mit der konzeptuellen Ebene der Interventionen beschäftigen wollen. Anhand der Zielsetzung der beratenen Einrichtungen und der beobachteten Entwicklungsprozesse, die im Laufe der Beratungen stattfanden, kann festgestellt werden, dass der Prozess der Partizipativen Qualitätsentwicklung sich dort ansetzt, wo Kapazitäten bzw. Stärken bereits existieren. Beispielsweise wurden Zielgruppen ausgewählt, zu denen ohnehin ein guter Kontakt bestand, sodass ein Ausbau der Partizipation machbar erschien. Oder Bereiche wurden bevorzugt, in denen die notwendigen zeitlichen und personellen Ressourcen für einen Prozess der Qualitätsentwicklung vorhanden waren. Auch die Fähigkeiten der einzelnen beteiligten Personen und (wo relevant) die Existenz bzw. Tragfähigkeit von Kooperationspartner/innen wurden als Aspekte der Machbarkeit in Betrachtung gezogen. Partizipative Qualitätsentwicklung ist daher zu verstehen als ein Prozess der Ausdehnung von Kompetenzen und Erkenntnissen auf Grund des bereits Erkannten und Gemeisterten. Im besten Fall wird ein Lernprozess aktiviert bzw. unterstützt, der über mehrere Jahre auch Problemstellungen und Perspektiven erschließt, die heute von den Beteiligten vor Ort gar nicht wahrgenommen werden (können). Im ungünstigen Fall werden unattraktive Themen und Meinungen auch längerfristig nicht angegangen mit der Folge, dass die Qualitätsmaßnahmen nur begrenzt neue Erkenntnisse für die Verbesserung der Arbeit erbringen. Dies ist eine Gefahr aller Formen der selbstgesteuerten Evaluation. Die längerfristigen Potenziale der Partizipativen Qualitätsentwicklung dieser Gefahr entgegenzuwirken wären noch zu untersuchen. Allerdings kann bereits auf Grundlage des hier vorgestellten Forschungsprojekts eindeutig belegt werden, dass vor allem die Einbeziehung verschiedener, bisher unbekannter Perspektiven auf die präventive und gesundheitsfördernde Arbeit durch die Anwendung partizipativer Methoden, eine kritische Reflexion anregt, die im Praxisalltag sonst nicht möglich wäre. Einige wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Vermittlung und Umsetzung partizipativer Methoden der Qualitätsentwicklung durch die wissenschaftliche Beratung von Projekten vor Ort sind: ausreichende Kapazitäten (vor allem Zeit) seitens der Projektmitarbeiter/innen, motivierte Mitarbeiter/innen, die ihre Arbeit verbessern wollen, eine wissenschaftliche Begleitung, die sich an die Gegebenheiten vor Ort anpasst, sich von nicht wissenschaftlich bearbeitbaren Themen abgrenzt und auf gleicher Augenhöhe mit den Praktiker/innen zusammenarbeitet, eine Vielfalt an handhabbarer, bewährter Methoden, die sich an die jeweilige Situation anpassen lassen, die Fähigkeit zur Konsensbildung seitens aller Beteiligten, personelle Kontinuität und Vertrauen zwischen dem/der Wissenschaftler/in und der beratenden Einrichtung. Keine dieser Voraussetzungen ist selbstverständlich. Das durchaus größte Hindernis für die erfolgreiche Umsetzung der Partizipativen Qualitätsentwicklung stellt der Mangel an Ressourcen dar, um über die Interventionsarbeit hinaus, auch Zeit für begleitende Qualitätsmaßnahmen entwickeln und umsetzen zu können.

89 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 89 Für die Verbreitung und Verankerung der Partizipativen Qualitätsentwicklung wäre die Bereitstellung einer Beratung vor Ort für Anbieter der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten sinnvoll. In den Worten einer Projektleitung: Für die meisten anderen NGOs wäre eine vergleichbare Zusammenarbeit sicher ähnlich bedeutend, da sie eine Möglichkeit bietet, das eigene Tun mit externer Unterstützung zu betrachten, zu reflektieren, zu überarbeiten und zu verbessern. Die Arbeitsweise könnte optimiert, die Arbeitszeiten verringert, die Arbeitsergebnisse erfolgreicher gestaltet werden. Aus finanziellen Gründen ist diese Vorgehensweise leider in den meisten NGOs nicht zu realisieren. Es sollten finanzielle Möglichkeiten geschaffen werden, um solche Beratungen als notwendigen Bestandteil der Arbeitsstruktur jeder sozialen Einrichtung einzubinden. 5.8 Literatur Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A. & Becker, A.B. (1998). Review of community-based research: Assessing partnership approaches to improve Public Health. Annual Review of Public Health, 19: König, J. (2000). Einführung in die Selbstevaluation. Ein Leitfaden zur Bewertung der Praxis Sozialer Arbeit. Freiburg: Lambertus. Wright, MT, Block, M (2005). Bestandsaufnahme der Aktivitäten der AIDS-Hilfen zu Evaluation und Qualitätssicherung in der Primärprävention. In der Reihe Discussion Papers. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

90 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 90 Übersicht über die Projektberatungen Einrichtung Ort Zielgruppe Schwerpunkt der Zusammenarbeit Ergebnis 1 Armut und Gesundheit in Deutschland e.v. 2 Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, Abteilung Jugend, Familie und Schule Erziehungs- und Familienberatung Präventionsteam Kinderschutz Mainz Kinder Klärung der Ziele und Wirkungsweise der gesundheitsfördernden Intervention Snoezelenraum Berlin Familien mit Kindern (1) Erarbeitung von Wirksamkeitsnachweisen für die Prävention von Kindesmissbrauch bei der Zielgruppe (2) Erstellung eines Konzepts für die Präventionsarbeit Detaillierte Beschreibung der Ziele und Wirkungsweise der Intervention mit Indikatoren für eine künftige Evaluation (1) Neues, umfangreiches Konzept einschließlich der Beschreibung von Zielen und Wirkungen der Präventionsarbeit (2) Überarbeitete Dokumentation der Zielerreichung 3 Internationaler Bund Bildungszentrum Einrichtung Hirschfelde Hirschfelde (Sachsen) Jugendliche Evaluation einer Strategie der betrieblichen Gesundheitsförderung Keine weiterführende Beratung fand statt, weil in der Laufzeit des Forschungsprojekts die vorgesehene Strategie nicht finanziert werden konnte 4 Jugend- und Drogenberatungsstelle DROBS 5 Kiezdetektive Plan- und Leitstelle Gesundheit Friedrichshain-Kreuzberg 6 Sachgebiet Straßensozialarbeit des Jugendamts Leipzig Magdeburg Jugendliche Evaluation eines Filmprojekts im Bereich der Suchtprävention Berlin Kinder (1) Nachweis der Wirksamkeit der Intervention Kiezdetektive bei der Zielgruppe (2) Überarbeitung der Dokumentation Leipzig Jugendliche Bedarfserhebungsstrategien und Öffentlichkeitsarbeit, um vor allem bisher nicht erreichte Zielgruppen besser erreichen zu können Evaluationsverfahren, das in den Prozess der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen integriert wird (1) Neues Dokumentationsverfahren (2) Evaluationsverfahren (1) Bedarfserhebungsverfahren für alle Teams (2) Neue Öffentlichkeitsstrategie

91 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 91 Einrichtung Ort Zielgruppe Schwerpunkt der Zusammenarbeit Ergebnis 7 Schutzengel e.v. Flensburg Familien mit Kindern 8 TAMPEP-Germany European Network for HIV/STI Prevention and Health Promotion among Migrant Sex Workers Hamburg Tabelle 7: Übersicht der Projektberatungen Migrantinnen in der Prostitution Überprüfung der Wirksamkeit der Präventionsarbeit zum Schutz des Kindeswohls Überarbeitung einer bundesweiten Befragung zur Prostitutionsszene (1) Neuer Dokumentationsbogen für Klientenkontakte (2) Neues, umfangreiches Leitbild für das gesamte Projekt (3) Schriftliche Beschreibung der Zielsetzung und Indikatoren für die Krisenintervention (4) Evaluationsverfahren für die Krisenintervention (1) Neuer Fragebogen (2) Neue Datenerhebungsstrategie (3) Ein Verfahren zur Verbesserung des Rücklaufs Hinweis: Die angegebenen Zielgruppen wurden im Rahmen der Zusammenarbeit berücksichtigt. In vielen Fällen werden auch andere Zielgruppen von der Einrichtung erreicht.

92 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 92 6 Good Practice 6.1 Einleitung Die Suche und Erprobung praxisangemessener Konzepte der Qualitätsentwicklung erhält in der Gesundheitsförderung einen stetig wachsenden Stellenwert. Inzwischen werden zahlreiche Ansätze parallel entwickelt und durchgeführt, die zum Teil breite methodische Schnittstellen aufweisen, aber auch grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema verkörpern (vgl. den Überblick in Kolip und Müller, 2009). Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal der zu beobachtenden Ansätze ist die Frage nach der Prozesseignerschaft. Dies bezeichnet den Ort der Entscheidungsmacht über die inhaltliche und methodische Ausgestaltung des Qualitätsentwicklungsprozesses. Wir sprechen von interner Prozesseignerschaft, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer gesundheitsfördernden Intervention in eigener Verantwortung entscheiden können, welche Verfahren sie auf welche Weise anwenden und von externer Prozesseignerschaft, wenn diese Entscheidungen im wesentlichen durch externe Akteure (Gutachter/innen, Expert/innen) und den von diesen umgesetzten Qualitätskonzepten vorgegeben werden. Bei von den Anbietern in interner Prozesseignerschaft umgesetzter Qualitätsentwicklung, in deren Rahmen die Methoden gegenstandsbezogen entwickelt, angepasst oder zumindest ausgewählt werden, liegen die Entscheidungsmacht über und Verantwortung für den Qualitätsprozess auf der Angebotsebene. Hier haben die Praktiker/innen und teilweise auch die Zielgruppe direkten Einfluss auf Planung, Durchführung, Definition und Verwendung der Ergebnisse. Beispiele sind die Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung, in der Sozialarbeit verbreitete Verfahren der Selbstevaluation (König, 2007), das Online-Angebot von Gesundheitsförderung Schweiz ( oder der im Folgenden eingehender vorgestellte Good Practice-Ansatz. Bei angebots-extern entwickelten und ausschließlich mit externer fachlicher Unterstützung umsetzbaren Ansätzen liegt die Prozesseignerschaft außerhalb der Angebote. Beispiele sind Zertifizierungsverfahren nach DIN/ISO bzw. EFQM oder andere (weitgehend standardisierte) Verfahren. Ein weiteres häufig anzutreffendes Kennzeichen dieser Ansatzart sind so genannte Audits, hierbei handelt es sich um Untersuchungsverfahren, in deren Rahmen die Erfüllung von Anforderungen und zuvor definierter Richtlinien überprüft wird. Interne und externe Prozesseignerschaft in der Qualitätsentwicklung sind Idealtypen. In der Praxis sind dagegen meist Mischformen anzutreffen: Zum einen berücksichtigen auch stark standardisierte und extern gesteuerte Ansätze institutionelle Eigenlogiken und spezifische Kontextbedingungen. Zum anderen kommt die Qualitätsverbesserung in Eigenregie meist nicht ohne Impulse, Ideen und fachliche Unterstützung von außen aus. In seinem Gutachten von 2007 weist der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen auf die Problematik einer angemessenen Wirkungsmessung und Qualitätsentwicklung insbesondere für komplexe, lebensweltbezogene Interventionen der Gesundheitsförderung hin (SVR, 2008). Um die Praxis nicht vorschnell auf Interventionen zu beschränken, deren Wirksamkeit zwar gut überprüf- und nachweisbar ist (z.b. Kurs- und Schulungsangebote), die aber nicht geeignet sind, Menschen in schwieriger sozialer Lage zu erreichen, schlägt der Sachverständigenrat vor, zusätzlich zu den nachgewiesen wirksamen Interventionen auch viel versprechende Ansätze umzusetzen und zu erproben. Doch auch diese promising interventions müssen nach Smedley und Syme (2001) mindestens zwei zentrale Voraussetzungen erfüllen: Ihnen soll ein theoretisches Wirkungsmodell zu Grunde liegen und

93 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 93 eine gewisse empirische Evidenz der Wirksamkeit soll aus der Intervention selbst oder durch relevante Studien nachweisbar sein. Und laut dem Sachverständigenrat besteht ein Bedarf an praxisgerechten, flexiblen und kostengünstigen Konzepten der Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung: Ein Mangel an auch für die Primärprävention geeigneten Konzepten und Instrumenten der Qualitätssicherung ist nicht festzustellen. Engpässe bestehen eher in der Bereitschaft und Motivation der Akteure, diese Instrumente an die Bedingungen der jeweiligen Interventionen anzupassen, u.u. auch in der Verfügbarkeit von Ressourcen. (SVR, 2006: Absatz 375) Der Good Practice-Ansatz stellt ein Konzept zur Verfügung, das diesen vom Sachverständigenrat formulierten Bedarf aufgreift und sich aufgrund seiner flexiblen, modularen Struktur in unterschiedliche Qualitätsentwicklungsverfahren integrieren lässt, ob mit interner oder mit externer Prozesseignerschaft. Er ist gut geeignet, praktische Lösungungen für konkrete, fachliche Fragen und Probleme zu finden. Wegen seiner Betonung auf die Inhalte von Interventionen stellt er eine sinnvolle Ergänzung zu Qualitätsentwicklungsverfahren dar, die Prozess- und Strukturmerkmale von Angeboten betonen. Der Ansatz wurde in Anlehnung an die internationale Diskussion über Best Practice durch den beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten entwickelt und wird Praktikerinnen und Praktikern über kostenlose Publikationen in Buchform (BZgA, 2007), im Rahmen von Fachbeiträgen (vgl. Anlage III), auf Veranstaltungen und im Internet ( zur Verfügung gestellt. Der Ansatz wird von einem pragmatischen Verständnis für die eingeschränkten Möglichkeiten der Qualitätsentwicklung insbesondere im Rahmen kleiner, ressourcenschwacher Einrichtungen getragen. Gleichzeitig öffnet er mit seinen zwölf Kriterien für gute Praxis den Blick auf die Zielsetzung einer jeden Qualitätsentwicklung: Der erfolgreichen Realisierung vorab definierter Aufgaben und Ergebnisse möglichst nahe zu kommen. Im vorliegenden Forschungsprojekt werden die Kriterien für gute Praxis, in deren Entwicklungsphase auf ein umfangreiches Expertenwissen zurückgegriffen werden konnte, systematisch gemeinsam mit Vertreter/innen aus der gesundheitsfördernden Praxis reflektiert. Das Ziel des Prozesses ist es, Hinweise darauf zu gewinnen, wie die Kriterien praxisgerecht weiter entwickelt werden können, um zunehmend dem Anspruch eines niedrigschwellig nutzbaren Instrumentes der Qualitätsentwicklung gerecht zu werden. Dieses Kapitel stellt zunächst einführend den Good Practice-Ansatz des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten dar. Anschließend werden die Leitfragen des Forschungsprozesses vorgestellt und die zentralen Ergebnisse zusammengefasst. Die Darstellung konzentriert sich dabei auf die Formulierung von Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Good Practice-Prozesses. Die Detailergebnisse der Auswertung von Interviews und Fokusgruppendiskussionen mit Praktiker/innen finden sich in Anlage V. 6.2 Der Good Practice-Ansatz des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Der Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten wurde 2003 durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) initiiert und vereint 53 Partner (Stand: Mai 2009). Gründungsmitglieder waren neben der BZgA alle Landesvereinigungen für Gesundheit, die sich bereits seit längerer Zeit für die Stärkung soziallagenbezogener Gesundheitsförderung engagierten, und die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (damals noch Bundesvereinigung für Gesundheit). In den nachfolgenden

94 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 94 Jahren gelang es, mit den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden, dem Deutschen Städtetag, Wissenschaftsinstitutionen und weiteren Partnern wichtige Akteure aus dem Handlungsfeld einzubinden. Ein Ziel der Arbeit im Kooperationsverbund ist es, die vielgestaltige Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung transparent zu machen und Impulse zur Qualitätsentwicklung zu geben (vgl. Kilian, 2008). Entwicklung und Konzeption des Good Practice-Ansatzes Ausgangspunkt des im Kooperationsverbund entwickelten Good Practice-Prozesses ist die im Herbst 2002 auf Initiative der BZgA aufgebaute bundesweite Praxisdatenbank Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten (Kilian et al., 2003). Diese Datenbank umfasst eine Vielzahl von Angeboten, die differenziert nach Kriterien wie Zielgruppe, Handlungsfeld oder Bundesland recherchiert werden kann. Diese Datenbank bietet den bundesweit bislang umfassendsten Überblick über die Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung. Bereits in der Aufbauphase der Datenbank verfolgte der beratende Arbeitskreis des Kooperationsverbundes, in dem Expertinnen und Experten aus Praxis, Wissenschaft, Politik und der gesetzlichen Krankenversicherung vertreten sind die Idee, die neu geschaffene Transparenz über gesundheitsfördernde Praxis als Ansatzpunkt für eine niedrigschwellige Qualitätsentwicklung zu nutzen. Durch eine ausführliche und anschauliche Beschreibung guter Praxis sollten interessierte Anbieter die Möglichkeit erhalten, die eigene Arbeit zu reflektieren und in einem Prozess wechselseitigen Lernens Impulse zu deren Weiterentwicklung zu erhalten. Die erste Entwicklungsphase im beratenden Arbeitskreis begann mit einer Auseinandersetzung mit dem international verwendeten Begriff Best Practice. Es wurde festgestellt, dass bei der Übertragung auf deutsche Praxisverhältnisse diese Bezeichnung eine Höchstleistung (die allerbeste Praxis) implizieren könnte, die für die Entwicklung des Feldes der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten nicht förderlich wäre. Aus diesem Grund wurde der Begriff Good Practice gewählt, um zu verdeutlichen, dass es darum geht, Merkmale einer guten Arbeit zu formulieren, die nicht nur für die besten Einrichtungen eine Gültigkeit haben sollen. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren zwei Gründe: Zum einen machen es die Komplexität, Dynamik und Unübersichtlichkeit der Praxislandschaft unmöglich, einen belastbaren Anspruch auf die Auswahl der besten Praxis zu vertreten. Dieser Anspruch ist nur im Rahmen von punktueller Erhebungen, beispielsweise Ausschreibungen und Wettbewerben möglich, die den Pool infrage kommender Angebote klar eingrenzen. Der Good Practice-Prozess sollte aber auf längere Frist angelegt sein und damit auch auf die Entwicklung von Qualitätsstandards im Handlungsfeld reagieren können. Das zweite Argument gegen die Verwendung der Best Practice -Begrifflichkeit ist dessen impliziter Wettbewerbscharakter. Wo nach den Besten gesucht wird, gibt es Gewinner und Verlierer. Diese kompetitive Sichtweise ist aber nicht im Sinne des vom beratenden Arbeitskreis verfolgten Konzeptes, das vielmehr als kooperatives Benchmarking (Güntert, 1999) angelegt ist und wechselseitiges Lernen in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung initiieren möchte. Die Koordinierungsstelle des Kooperationsverbundes bei Gesundheit Berlin-Brandenburg konzipierte ein Auswahlverfahren, das anschließend mit den Mitgliedern des beratenden Arbeitskreises und den Koordinatorinnen und Koordinatoren der Regionalen Knoten abgestimmt wurde. Das Auswahlverfahren sichert die einheitliche Auswahl der Beispiele und wurde

95 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 95 inzwischen in mehreren Runden weiterentwickelt. Die Elemente des Auswahlprozesses werden unten vorgestellt. Der Good Practice-Prozess des Kooperationsverbundes enthält mit den zwölf Kriterien und den auf dieser Grundlage ausgewählten Beispielen zwei zentrale Elemente, die zum einen den Prozess fachlich fundieren und transparent machen und gleichzeitig eine enge Verbindung zur konkreten gesundheitsfördernden Praxis sicherstellen: Die Kriterien leisten einen Beitrag zur Systematisierung der Anforderungen an qualitätsorientierte gesundheitsfördernde Praxis, indem sie Elemente guter Angebotsqualität benennen. Seitens der Praxisanbieter erfordern sie die Reflexion, welche Bedeutung den einzelnen Kriterien im Rahmen der jeweiligen Interventionsansätze zukommt, wie sie priorisiert und umgesetzt werden können. Der Satz von zwölf Kriterien ist überschaubar und geeignet, einen Rahmen für die inhaltliche Auseinandersetzung bei der Planung, Umsetzung und Bewertung von Angeboten zu bieten. Dies wird unten erläutert. Die auf Grundlage des Kriterienkataloges ausgewählten Beispiele guter Praxis illustrieren gute Problemlösungen. Der jeweils ergänzend beschriebene Problemhintergrund und die Vorgehensweise bei der Implementierung der Angebote betonen den Prozesscharakter. Die Konzentration der Darstellung auf maximal drei Good Practice-Kriterien gewährleistet, dass die vorbildlichen Arbeitsbereiche der Angebote klar erkennbar und in ihren multiplizierbaren Anteilen transparent werden. Die Kriterien sind im Einzelnen: 1. Konzeption, Selbstverständnis Es liegt eine Konzeption vor, aus der a) ein klarer Zusammenhang zu Gesundheitsförderung und Prävention hervorgeht und in der b) die Verminderung der gesundheitlichen Ungleichheiten explizit und systematisch angestrebt wird. 2. Zielgruppe Die Zielgruppe der sozial Benachteiligten ist präzise eingegrenzt. 3. Innovation und Nachhaltigkeit Das Angebot hat innovativen Charakter und/oder strebt die nachhaltige Fortführung erfolgreicher Angebotskomponenten an. 4. Multiplikatorenkonzept Es liegt ein Multiplikatorenkonzept vor, das die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren systematisch einbindet und qualifiziert. 5. Niedrigschwellige Arbeitsweise Das Angebot ist aufsuchend, begleitend und/oder nachgehend angelegt. 6. Partizipation Es besteht ein hoher Grad an Beteiligungsmöglichkeiten für die Zielgruppe sozial Benachteiligter. 7. Empowerment Im Rahmen des Angebotes erfolgt eine Befähigung und Qualifizierung der Zielgruppe sozial Benachteiligter, die auf den Stärken und Ressourcen der Zielgruppe aufbaut. 8. Settingansatz Die Aktivitäten des Angebotes integrieren Initiativen, die sowohl auf das

96 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 96 Gesundheitshandeln von Personen als auch auf strukturelle Änderungen abzielen und sich am Setting-Ansatz der WHO orientieren. 9. Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung Das Angebot wird gemeinsam mit den anderen Akteuren im lokalen Umfeld umgesetzt, d.h. es erfolgt eine Abstimmung und Vernetzung im Sozialraum. 10. Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung Im Angebot besteht ein Qualitätsmanagement/eine Qualitätsentwicklung im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. 11. Dokumentation und Evaluation Dokumentation und Evaluation werden im Angebot zur Qualitätsentwicklung eingesetzt. 12. Kosten-Nutzen-Relation Die Kosten stehen in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen. nach BZgA, 2007: 18ff Voraussetzung für die Auswahl als Beispiel für gute Praxis ist in der Regel die Erfüllung der beiden Muss Kriterien 1 und 2: Das Konzept muss einen klaren Bezug auf Gesundheitsförderung aufweisen (Kriterium 1: Konzeption/Selbstverständnis) und sollte auf eine oder mehrere sozial benachteiligte Zielgruppen ausgerichtet sein (Kriterium 2: Zielgruppe ). Anschließend wird die Umsetzung mindestens eines weiteren und i.d.r. bis zu drei vorbildlich umgesetzter Kriterien dargestellt. Diese Konzentration auf die Vorstellung ausgewählter Kriterien hat für den Auswahl- und Darstellungsprozess sowie für die praxisnahe Arbeit mit den Beispielen die Vorteile, dass den Nutzerinnen und Nutzern die vorbildlichen Kriterien unmittelbar sichtbar werden. Durch die modulare Darstellungsweise erhöht sich gleichzeitig die Chance auf Nachahmung der beschriebenen Kriterien, da sie auch außerhalb ihres jeweiligen fachlichen Kontextes (z.b. Suchtprävention oder Stadtteilarbeit) auch in die Praxis anderer Handlungsfelder einfließen können. Umsetzung: Ermittlung und Multiplikation der Beispiele guter Praxis Die Praxisbeispiele werden in einem sechsstufigen Verfahren ausgewählt und für die Präsentation vorbereitet, der hier kurz vorgestellt werden soll (vgl. Abbildung 12): Schritt 1: Vorschlag von Good Practice Hauptverantwortlich für die Auswahl der Beispiele sind die Koordinatorinnen und Koordinatoren der 16 Regionalen Knoten in den Bundesländern (vgl. Diese haben im Rahmen ihrer Arbeit einen Zugang zur Angebotslandschaft in ihren jeweiligen Bundesländern, der durch eine bundesweite, zentral durchgeführte Auswahl nicht möglich wäre. In der Regel gehen die Koordinatorinnen und Koordinatoren der Regionalen Knoten aktiv auf potenziell geeignete Angebote zu. Ein offenes Bewerbungsverfahren ist aus Kapazitätsgründen nicht vorgesehen. Schritt 2: Selbsteinschätzung mittels Checkliste Anbieter potenziell nachahmenswerter Interventionen werden im zweiten Auswahlschritt gebeten, ihre Arbeit anhand einer Checkliste selbst einzuschätzen und weitere Materialien zu ihrer Arbeit zur Verfügung zu stellen. Die Checkliste operationalisiert die Good Practice- Kriterien in Form von Aussagen, anhand derer die Anbieter/innen ihre Arbeit auf einer vierstufigen Skala einschätzen können. Schritt 3: Vertiefung mittels Leitfadeninterview Im dritten Auswahlschritt werden die Anbieter im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews

97 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 97 zu Hintergrund und Vorgehen des Angebotes sowie zur Umsetzung der als vorbildlich eingeschätzten Kriterien befragt. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren der Regionalen Knoten dokumentieren die Ergebnisse dieses Interviews in Form einer umfassenden Angebotsbeschreibung. Schritt 4: Internes Peer Review-Verfahren Die im dritten Arbeitsschritt erstellte Angebotsbeschreibung wird anschließend mit einer anderen Koordinatorin, einem anderen Koordinator der Regionalen Knoten diskutiert. Dieser Peer Review-Schritt dient dazu, mögliche Schwachstellen, Lücken oder Widersprüche im Entwurf der Angebotsbeschreibung zu identifizieren. Ist dies der Fall, wird erneut Kontakt zum ausgewählten Angebot aufgenommen, um Fragen zu klären oder zusätzliches Material einzuholen. Bei der Erstellung der Endversion ihrer Angebotsbeschreibung werden die Koordinatorinnen und Koordinatoren der Regionalen Knoten durch einen Fachredakteur unterstützt. Schritt 5: Begutachtung durch den beratenden Arbeitskreis Die Angebotsbeschreibung wird abschließend zwei Mitgliedern des beratenden Arbeitskreises zur Begutachtung vorgelegt. Bedingung für die Anerkennung als Good Practice-Beispiel ist, dass beide Gutachter/innen von der Qualität des Angebotes überzeugt sind. Ist dies nicht der Fall, müssen ggf. weitere Informationen zur Klärung offener Fragen eingeholt werden, wird das Angebot zurückgestellt (da beispielsweise die Laufzeit noch zu kurz ist, um zu belastbaren Aussagen zu kommen) oder erfolgt eine Ablehnung. Schritt 6: Veröffentlichung und Eintrag in die Good Practice-Datenbank Ist das Angebot in den Good Practice-Pool aufgenommen, so werden die vorliegenden Beschreibungen für die Veröffentlichung im Rahmen der Praxisdatenbank und ggf. weiterer Publikationen aufbereitet. Abbildung 12: Auswahlverfahren für die Beispiele guter Praxis Darstellung der Good Practice-Beispiele Im Mai 2009 waren mehr als 90 Beschreibungen für Beispiele online recherchierbar. Diese werden im Rahmen einer Neuauflage des BZgA-Fachheftes Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten interessierten Praktiker/innen auch in gedruckter Form zur Verfügung gestellt (vgl. Abbildung 13).

98 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 98 Abbildung 13: Darstellung eines Good Practice-Beispiels auf Die Beschreibung der ausgewählten Beispiele geht weit über einen einfachen Eintrat in der Praxisdatenbank Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten hinaus. Zusätzlich zur Kurzbeschreibung und zu den Angaben beispielsweise zu Zielgruppen und Handlungsfeldern enthält jede Good Practice-Darstellung Informationen zum Hintergrund (Problemstellung) des Angebotes, zum Vorgehen bei der Umsetzung und schließlich zur Umsetzung der ausgewählten Kriterien. 6.3 Fragestellung Um die Praxisangemessenheit der Kriterien zu überprüfen und Vorschläge für ihre Fortschreibung entwickeln zu können, wurden im Rahmen des Forschungsprojekts drei Leitfragen entwickelt, die den Interviews und Fokusgruppendiskussionen zugrunde lagen: 1. Wie bewerten die Praktiker/innen die Relevanz der einzelnen Kriterien für ihre Arbeit? Welchen Nutzen für ihre Arbeit sehen sie in der Anwendung der Kriterien? Welche Kriterien sind besonders relevant, welche weniger? 2. Wie bewerten die Praktiker/innen die Umsetzbarkeit der Kriterien im Rahmen ihrer Arbeit? Was sind fördernde, was hemmende Bedingungen? 3. Wie bewerten die Praktiker/innen die Möglichkeiten, die Umsetzung der Kriterien im Rahmen ihrer Arbeit zu überprüfen und zu beurteilen? Woher können die notwendigen Informationen kommen? Die Leitfragen sollen hier kurz erläutert werden: 1. Relevanz der Good Practice-Kriterien Mit Relevanz ist im Kontext der ersten Leitfrage die Bedeutsamkeit der Kriterien für die Arbeit der Praktiker/innen gemeint. Dies ist nicht gleichbedeutend mit einer erfolgreichen Umsetzung. Möglich ist sogar, dass einzelne Kriterien als besonders bedeutsam eingeschätzt werden, sie aber in der praktischen Arbeit aus unterschiedlichen Gründen (bislang) noch keine wesentliche Rolle spielen. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der Vollständigkeit der Kriterien: Sind alle für eine gute Qualität als relevant erachteten Aspekte der

99 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 99 Arbeit durch entsprechende Kriterien abgebildet oder sollten sie aus Sicht der Praktiker/innen ergänzt werden? 2. Umsetzbarkeit der Good Practice-Kriterien Die Good Practice-Kriterien werden nur dann für die Praxis motivierend und hilfreich sein, wenn sie über den Status einer gut gemeinten und theoretisch fundierten Empfehlung hinausgehen und sich auch unter Handlungsbedingungen umsetzen lassen, die nicht idealen Laborbedingungen entsprechen. Lassen sich die Kriterien also in den Alltag integrieren? Welche Funktion übernehmen sie z.b. in Planungs- oder Evaluationsprozessen? Was sind förderliche, was hemmende Faktoren für die Umsetzung? 3. Überprüfbarkeit der Good Practice-Kriterien Qualitätsentwicklungsprozesse, die in interner Prozesseignerschaft durchgeführt werden, müssen meist auf die verfügbaren Bordmittel zurück greifen, d.h. sie verfügen nicht über die Ressourcen, in größerem Umfang Daten zu den Wirkungen der Intervention zu generieren. Gleichzeitig ist es aber wichtig, diese Wirksamkeit zumindest einschätzen und im Zuge der Projektentwicklung nutzen zu können. Diese Leitfrage thematisiert also die Einschätzung der Praktiker/innen zur Messbarkeit der Kriterien und die daran anschließende Frage, ob sich entsprechende Überprüfungen in die Praxis der Anbieter integrieren lassen. Die Leitfragen wurden gemeinsam mit Praktiker/innen im Rahmen von sechs leitfadengestützten Interviews und neun Fokusgruppendiskussionen reflektiert. Erläuterungen zum methodischen Vorgehen finden sich in Kapitel Ergebnisse Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der Auswertung vorgestellt. Die Darstellung ist dreistufig: Zunächst werden überblickshaft die Ergebnisse der Punktabfragen vorgestellt, die zu Beginn jeder Fokusgruppendiskussion durchgeführt wurden. Hier hatten die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, durch die Vergabe von Punkten Relevanz, Umsetzbarkeit und Überprüfbarkeit der Kriterien zu beurteilen. Auf diese Bewertung wurde jeweils in der nachfolgenden Diskussion Bezug genommen (vgl. Kapitel 3.5). Die Ergebnisse der Punktabfragen sollten ein erstes Meinungsbild schaffen und als Grundlage für die anschließende Diskussion dienen. Anschließend werden einige zentrale Befunde aus der Diskussion der Leitfragen vorgestellt und anschließend Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Kriterien formuliert. Relevanz der Kriterien Ergebnisse der Punktbewertung Bei der Punktbewertung zur Relevanz der Kriterien in der ersten Runde der Fokusgruppendiskussionen konnten die Teilnehmer/innen bis zu drei Punkten pro Kriterium vergeben. Tabelle 8 zeigt die durchschnittlich pro Teilnehmer/in vergebene Punktzahl pro Kriterium.

100 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 100 Good Practice-Kriterium Berlin Hessen Thüringen Durchschnitt 1 Konzeption, Selbstverständnis 2,5 2,1 2,5 2,4 2 Partizipation 2,2 2,4 1,9 2,2 3 Empowerment 2,1 1,4 2,6 2,0 4 Niedrigschwellige Arbeitsweise 1,5 2,7 1,8 2,0 5 Setting-Ansatz 1,8 2,2 1,9 2,0 6 Dokumentation und Evaluation 1,5 1,6 2,6 1,8 7 Innovation und Nachhaltigkeit 1,5 1,6 1,4 1,5 8 Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung 1,2 1,1 2,3 1,5 9 Zielgruppe 0,6 1,7 2,0 1,4 10 Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung 1,2 0,9 1,9 1,3 11 Multiplikatorenkonzept 0,6 0,9 1,8 1,0 12 Kosten-Nutzen-Relation 0,7 0,1 1,5 0,8 Tabelle 8: Punktbewertung der Good Practice-Kriterien zum Thema Relevanz Die in Tabelle 8 zusammengestellte Rangliste der Kriterien-Relevanz muss vorsichtig interpretiert werden, da die Aussagen der Fokusgruppen-Teilnehmer/innen über alle Bundesländer hinweg Schwankungen zeigen, wie ebenfalls aus der Tabelle hervorgeht. Dennoch wird deutlich, dass dem Muss-Kriterium Konzeption/Selbstverständnis durchweg eine hohe Relevanz zugesprochen wird. Erstaunlich ist, dass das zweite für die Auswahl als gutes Praxisbeispiel verbindliche Kriterium Zielgruppe sich lediglich auf dem viertletzten Rangplatz wieder findet. Dies verwundert umso mehr, als sich mit Partizipation, Empowerment und Niedrigschwelliger Arbeitsweise drei Kriterien am Kopf der Liste wieder finden, die nur im direkten Kontakt mit der Zielgruppe umsetzbar sind. Das Kriterium Setting-Ansatz auf Rangplatz fünf grenzt diese zielgruppenbezogenen Kriterien gegen eher strukturorientierte Kriterien Dokumentation und Evaluation, Innovation und Nachhaltigkeit, Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung und Multiplikatorenkonzept ab. Das Schlusslicht in der länderübergreifenden Perspektive ist das Kriterium Kosten-Nutzen-Relation. Grundsätzliche Einschätzung der Relevanz Die Gesprächspartner/innen in Interviews und Fokusgruppen sehen die Kriterien zum überwiegenden Teil als relevant für gute Praxis in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung an. Dieser Befund wird durch die Tatsache gestützt, dass es nur wenige, im Verlauf der Diskussionen nicht weiter verfolgte Vorschläge für die Ergänzung der Kriterien gab. Auch der Umfang von zwölf Kriterien wird nicht als zu umfangreich in Frage gestellt. Der modulare Aufbau der Good Practice-Kriterien wird vielmehr als Angebot aufgegriffen, aus dem eigene Kriterien-Sets zusammengestellt werden können, die den Prioritäten der jeweiligen Praxiseinrichtung entsprechen. Andere Kriterien werden aus pragmatischen Gründen als (noch) nicht passend zurück gestellt. Es ist jedoch für viele der Befragen vorstellbar, dass im Laufe der Zeit eine wachsende Anzahl von Kriterien in mittel- bis längerfristige Prozesse der Qualitätsentwicklung einbezogen werden. Es zeigte sich allerdings immer wieder dass bei zwölf Einzelkriterien den Überblick zu behalten bzw. diese in eine praktisch handhabbare Struktur einzubinden nicht immer leicht ist. Erschwert

101 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 101 wird eine praxisgeleitete Systematisierung durch Doppelkriterien, d.h. Kriterien die nicht ein sondern zwei Merkmale der guten Praxis beschreiben (wie z.b. Dokumentation/Evaluation oder Innovation/Nachhaltigkeit). Hier wünschen sich zahlreiche Teilnehmer/innen eine klarere Ausrichtung auf nur einen Aspekt der Arbeit. Auch wenn die Kriterien überwiegend als grundsätzlich relevant anerkannt werden, so zeigt die vertiefende Diskussion, dass deutliche Abstufungen vorgenommen werden. Am offensichtlichsten wird dies für das Kriterium Kosten-Nutzen-Relation: Dieses schneidet bei allen drei Fragestellungen Relevanz, Umsetzbarkeit und Messbarkeit - am schlechtesten ab. Gleichzeitig wird die Gültigkeit dieses Kriteriums nur selten grundsätzlich in Frage gestellt. Viele Praktiker/innen erkennen an, dass ein positives Verhältnis von eingesetzten Mitteln und den erzielten Wirkungen ein relevantes Kriterium für die Bewertung der Qualität ihrer Arbeit sein kann. Im Vergleich allerdings zu anderen Kriterien, denen einen zentralen inhaltlichen Stellenwert zugemessen wird (z.b. Zielgruppe oder Partizipation) wird dieses Kriterium als wenig nützlich zurück gestellt. Diese Einschätzung der Befragten hängt auch damit zusammen, dass praxisnahe Instrumente für eine budgetierte Evaluation kaum vorhanden sind. Empfehlungen zur Relevanz der Kriterien Um die Relevanz der Kriterien und damit auch deren Akzeptanz für die Praxis zu stärken wird empfohlen, die vorhandenen Doppelkriterien (Innovation/Nachhaltigkeit, Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung, Dokumentation/Evaluation) aufzulösen, den systematischen Zusammenhang der Kriterien deutlicher herauszustellen und eine möglichst leicht verständliche Begrifflichkeit zu verwenden. Empfehlung 1: Auflösung der Doppelkriterien Die Kombination von zwei Schlüsselbegriffen innerhalb eines Kriteriums, die z.t. als widersprüchlich wahrgenommen werden, fördert Irritationen und einen weiten Interpretationsspielraum bei der Auslegung der Kriterien. Bei der Auflösung der Doppelkriterien sind unterschiedliche Vorgehensweisen möglich: Die einfachste Form ist die Einrichtung zweier separater Kriterien, beispielsweise für Dokumentation/Evaluation. Das Kriterium Dokumentation erläutert dann die Anforderungen an die regelmäßige und systematische Zusammenstellung von Informationen zu Strukturen, Prozessen und Ergebnissen der Arbeit, insbesondere im Rahmen partizipativer Prozesse gemeinsam mit der Zielgruppe. Das Kriterium Evaluation bezieht sich auf die Bewertung der vorliegenden Informationen hinsichtlich der Zielerreichung auch hier möglichst in engem Kontakt zur Zielgruppe. Die zweite Möglichkeit ist, eines der beiden genannten Kriterien fallen zu lassen. So hat sich für Innovation/Nachhaltigkeit gezeigt, dass der Zusammenhang beider Begriffe sich nicht eindeutig erschließt und i.d.r. im Verständnis der Praktiker/innen nur auf einen der beiden Aspekte, also den innovativen Gehalt bzw. die Nachhaltigkeit der Aktivitäten abgestellt wird. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass Innovation ein räumlich und zeitlich sehr variables Kriterium ist und damit nur begrenzt eine multiplizierbare Orientierungsfunktion übernehmen kann. Oft fehlen den Anbietern auch die Informationen um beurteilen zu können, ob ihr Ansatz neue Elemente in die Praxis einführt oder ob er sich weitgehend im Bereich des allgemeinen State of the Art bewegt. Hier wird empfohlen, dass Doppelkriterium auf den wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit zu beschränken. Allerdings ist auch dieses nicht unproblematisch, da der Erfolg der Bemühungen um eine nachhaltige Wirkung bei der Zielgruppe erst nach Abschluss der Intervention deutlich wird und dann für die Anbieter des abgelaufenen Projektes i.d.r. nicht mehr überprüfbar ist.

102 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 102 Die dritte Möglichkeit ist schließlich die Überführung des Doppelkriteriums in ein neues Kriteriums, das durch einen Ober- oder Sammelbegriff bezeichnet wird. Dies bietet sich beispielsweise für das Zwillingskriterium Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung an, das beispielsweise unter dem Oberbegriff Systematische Qualitätsorientierung gefasst werden kann. Die Erläuterungen sollten dann die unterschiedlichen Ausprägungsformen in der Praxis erläutert. Empfehlung 2: Formulierung eines systematischen Zusammenhanges der Kriterien Die Kriterien für gute Praxis werden als ein modulares Angebot angenommen, das sowohl kreativ als auch pragmatisch und entsprechend der eigenen Bedarfslage priorisiert oder zurückgestellt wird. Die Auswahl einzelner Kriterien ermöglicht einen niedrigschwelligen und relativ angstfreien Zugang zur Qualitätsorientierung der eigenen Arbeit, die nicht durch extern gesetzte und mit der individuellen Arbeitssituation (zunächst) unvereinbare Ansprüche belastet wird. Gleichzeitig aber erweckt die Präsentation von zwölf Einzelkriterien den Eindruck, dass die mit den Kriterien verbundenen Inhalte und Intentionen nur jeweils eigenständig in Angriff genommen werden können. In den Diskussionen wird an zahlreichen Stellen deutlich, dass viele Praktiker/innen einen inneren Bedingungszusammenhang zwischen den einzelnen Kriterien und ihrer Ausrichtung auf die Angebotsqualität suchen. Diese Wahrnehmung wird allerdings durch das vorliegende Good Practice-Konzept nicht gestützt, das sich auf die Vorstellung der Einzelkriterien beschränkt. Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang die Konstruktion eines Kriterien-Raumes, in dem die wechselseitigen Beziehungen und Bedingungszusammenhänge zwischen den Kriterien deutlich werden. Das Kriterium Partizipation beispielsweise hat einen zentralen Stellenwert in der Arbeit mit sozial benachteiligten Zielgruppen und strahlt deutlich auf die Umsetzung zahlreicher weiterer Kriterien aus, beispielsweise des Setting-Ansatzes, von Empowerment oder einer niedrigschwelligen Arbeitsweise. Die Benennung und anschauliche Darstellung dieser Kriterien-Interdependenzen würden Praktiker/innen bei der Entwicklung ihres Qualitätskonzeptes insofern unterstützen, als deutlich würde, dass selbst bei einer vorübergehenden Zurückstellung einzelner Kriterien die Voraussetzung für einer erfolgreiche Umsetzung weiterer noch nicht explizit in Angriff genommener Kriterien geschaffen wird. Empfehlung 3: Vermeidung fremdsprachlicher Fachbegriffe Durch Fremdwörter benannte Kriterien, insbesondere Partizipation, Empowerment und Setting-Ansatz belegen in der Relevanz-Übersicht teilweise hohe Rangplätze. Dennoch haben viele Praktiker/innen Probleme mit diesen Begriffen, indem die dadurch bezeichneten Konzepte als theoretisch und praxisfern wahrgenommen werden. Schon sprachlich fehlt ihnen die Anschlussfähigkeit an die praktischen Erfahrungen. Insbesondere wenn die Praktiker/innen kein sozial- oder gesundheitswissenschaftliches Studium abgeschlossen haben, stehen sie diesen Begrifflichkeiten skeptisch gegenüber. Dies gilt besonders für Akteure außerhalb der engeren gesundheitsfördernden oder sozialarbeiterischen Arbeit. Es wird vorgeschlagen, durch Fremdwörter benannte Kriterien mit deutschsprachigen Begriffen zu belegen und in den vertiefenden Kriterien-Erläuterungen auf den konzeptionellen Hintergrund und den ggf. vorhandenen Fachbegriff zu verweisen. Umsetzbarkeit der Kriterien Die Frage nach der Umsetzbarkeit der Kriterien bezieht sich auf die Einbindung in die alltägliche Arbeit der Praktiker/innen.

103 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 103 Bei der Punktabfrage zu Beginn der zweite Runde der Fokusgruppendiskussion konnten die Teilnehmer/innen angeben, ob sie ein Kriterium als hilfreich und in der Praxis umsetzbar ansehen, oder ob dies eher nicht der Fall ist. Im Unterschied zur Punktbewertung in der ersten Runde der Fokusgruppen wurde dieses Verfahren gewählt, um ein pointierteres Bild der Einschätzungen zu erhalten. In die Ergebnisse der nachfolgend dargestellten Tabelle 9 gehen die Bewertungen von 21 Teilnehmer/innen der drei Fokusgruppen ein. Auf die differenzierte Darstellung der Ergebnisse aus den drei Bundesländern wird verzichtet, da diese aufgrund der sehr unterschiedlichen Teilnehmer/innen-Anzahl (vgl. Tabelle 3 auf Seite 44) nicht vergleichbar sind. Good Practice-Kriterium hilfreich nicht hilfreich Nettobewertg. 1 Zielgruppe Konzeption, Selbstverständnis Niedrigschwellige Arbeitsweise Partizipation Empowerment Dokumentation und Evaluation Setting-Ansatz Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung Multiplikatorenkonzept Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung Innovation und Nachhaltigkeit Kosten-Nutzen-Relation Tabelle 9: Punktbewertung zur Umsetzbarkeit der Kriterien (N=21) Als besonders praxisnah i.s. einer guten Umsetzbarkeit werden die beiden verbindlichen Auswahlkriterien Zielgruppe und Konzeption/Selbstverständnis bewertet. Als besonders problematisch das einzige Kriterium mit mehr negativen als positiven Bewertungen wird die Kosten-Nutzen-Bewertung angesehen. Die Rangfolge der Kriterien ist insgesamt recht ähnlich der Punktbewertung zur Relevanz (vgl. Tabelle 8): Die Kriterien, Partizipation, Niedrigschwelligkeit und Empowerment, deren Umsetzung einen unmittelbaren Zielgruppenbezug aufweist, finden sich auf den oberen Rängen, während die eher auf Struktur- und Prozessqualität ausgerichteten Kriterien wie Dokumentation/Evaluation oder Innovation und Nachhaltigkeit sich in der unteren Hälfte wieder finden. In dieser Runde der Fokusgruppen wurde die Punktbewertung von einigen Teilnehmer/innen als problematisch bewertet, da ihnen lediglich die Optionen hilfreich/umsetzbar und weniger hilfreich/nicht umsetzbar zur Auswahl standen und sie sich differenziertere Zuordnungsmöglichkeiten gewünscht hätten. Die Gelegenheit zur differenzierten Erläuterung der Auswahl bestand allerdings in der nachfolgenden Diskussionsrunde. In der Berliner Fokusgruppe wandelten die Teilnehmer/innen die ursprünglich dichotome ja/nein-antwortmöglichkeit spontan in eine ordinal skalierte um (vgl. Abbildung 14): Während die grünen Punkte in der linken Positivspalte frei verteilt werden, sind die meisten der roten Rückmeldepunkte auf der Grenze zwischen Positiv- und Negativspalte platziert. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Kriterien als zwar in der gegenwärtigen

104 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 104 Arbeitssituation schwer umsetzbar bewertet werden, dies jedoch nicht ihre grundsätzliche Angemessenheit im Rahmen gesundheitsfördernder Interventionen in Frage stellen sollte. Dieses Bild bestätigte sich auch in den beiden anderen Fokusgruppen, wenn dort auch nicht eine so deutliche bildliche Darstellung gefunden wurde. Abbildung 14: Punktbewertung der 2. Fokusgruppe Berlin Als größte Umsetzungshürde für die Kriterien wird eine ungenügende Ressourcenausstattung genannt. Die verfügbaren personellen, zeitlichen und/oder finanziellen Ressourcen sind auf die Erfüllung i.d.r. klar umrissener, trägerseitig vorgegebener Aufgabenprofile zugeschnitten und ermöglichen aus Sicht der Praktiker/innen nur in sehr engen Grenzen die konzeptionelle Weiterentwicklung des Angebotes oder eine Ausweitung des Aufgabenspektrums. Angebote außerhalb des engeren Gesundheitsbereiches geben als Umsetzungshürde an, insbesondere die Stärkung des Gesundheitsaspektes (Kriterium 1) erfahre keine Unterstützung durch die Träger bzw. Finanziers der Angebote, die in den jeweiligen sektoralen Aufgabenstellungen denken. Empfehlungen: Umsetzung der Kriterien Um die Umsetzung der Kriterien zu unterstützen wird empfohlen, deren Operationalisierung zu konkretisieren, Möglichkeiten zur Einschätzung des notwendigen Ressourcenaufwandes bereitzustellen, die Akzeptanz des Ansatzes auf Trägerseite zu stärken und engagierte Praktiker/innen auch durch personalisierte Qualifizierungsangebote zu unterstützen. Empfehlung 4: Konkretere Operationalisierung der Kriterien Einige Kriterien werden als schwer umsetzbar eingeschätzt, weil seitens der Praktiker/innen Unsicherheit darüber besteht, wie die erfolgversprechende Umsetzungsstrategien für anspruchsvolle Kriterien wie beispielsweise Empowerment aussehen können. Hier sollte den Praxisvertreter/innen mehr Unterstützung an die Hand gegeben werden, indem für jedes Kriterium klar benannt wird, was die zentralen Elemente im Rahmen der Umsetzung sind und wie diese ggf. sukzessive und auf einander aufbauend umgesetzt werden können. Ein erster Ansatz hierzu wurde im Rahmen der Arbeiten des Kooperationsverbundes mit der

105 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 105 Benennung der Komponenten für das Kriterium Empowerment gemacht (vgl. Brandes und Reker, 2009). Empfehlung 5: Formulierung des notwendigen Ressourcenaufwandes Die Auswertung zeigte, dass aus Sicht der Praktiker/innen die zentrale Hürde bei der Umsetzung der Kriterien darin liegt, dass die für eine Umsetzung notwendigen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. Für einen praxisgerechten Transfer der Kriterien ist es deshalb vorteilhaft, wenn der mit einer Kriterienumsetzung verbundene Aufwand jeweils abgeschätzt und möglichst konkret benannt wird. Eine modulare Darstellung ist empfehlenswert, da sie eine zeitlich gestreckte, stufenweise Realisierung der Kriterien ermöglicht. Die Darstellung sollte den Ressourcenaufwand benennen hinsichtlich 1) des Arbeitsaufwandes (Wochenstunden), 2) des Qualifikationsbedarfes (welche Qualifikationen sollten vorhanden sein?), 3) des Zeitbedarfes (welchen Mindestzeitraum benötigt beispielsweise die Entwicklung und Umsetzung eines Multiplikatorenkonzeptes?) und 4) eines möglichen Finanzbedarfs (welche Investitionen in Sachmittel oder Honorare sind zu erwarten?). Aufgrund der unterschiedlichen Handlungsbedingungen der Praxiseinrichtungen wird es nicht möglich sein, diese Hinweise über relativ grobe Richtwerte hinaus zu konkretisieren. Doch auch diese wären für viele Angebote bereits eine Hilfe dabei, sich in Richtung gesundheitsfördernder Inhalte zu orientieren. Empfehlung 6: Stärkung von Akzeptanz und Unterstützung auf Trägerseite Um die gesundheitsfördernden Aspekte insbesondere in der sozialen Arbeit (beispielsweise in der Arbeit von Quartiersmanagements) zu stärken, muss seitens der Träger Akzeptanz für dieses Handlungsfeld geschaffen werden. Eine größere Akzeptanz hätte zur Folge, dass mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden und Praktiker/innen sonst mehr Unterstützung bekommen. Der Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten nimmt eine intersektorale Perspektive ein und hat beispielsweise mit den Arbeitshilfen Prävention und Gesundheitsförderung im Quartier (Gesundheit Berlin, 2009) Ansätze aufgezeigt, wie Gesundheitsförderung im Kontext der Stadtteilarbeit gestärkt werden kann. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) war in die Entwicklung der Arbeitshilfen einbezogen und hat deren zielgenaue Verteilung in die Praxis unterstützt. Perspektivisch sollte angestrebt werden, die Kriterien guter Praxis als gemeinsamen Orientierungsrahmen aller Anbieter in der Qualitätsentwicklung zu etablieren und zur Grundlage ggf. jeweils trägerspezifisch formulierter Qualitätskonzepte zu machen. Der Verweis im Leitfaden der GKV zur Umsetzung von Angeboten nach 20 SGB V auf die Good Practice-Kriterien als ein Orientierungsrahmen für die Qualitätsentwicklung von Angeboten der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung ist ein Schritt in diese Richtung (vgl. GKV, 2008). Empfehlung 7: Entwicklung und Umsetzung personaler Angebote zur Qualifizierung der Praxis Die Darstellung der Good Practice-Kriterien im Rahmen des BZgA-Fachheftes Gesundheitsförderung Konkret (BZgA, 2007) und auf wird von den Praktiker/innen als hilfreich bewertet. Es zeigt sich allerdings auch, dass diese Vermittlungskanäle nur bedingt den Bedürfnissen der Praktiker/innen gerecht werden. Diese sind i.d.r. stark in ihre Tagesarbeit involviert und

106 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 106 verfügen über nur geringe Ressourcen, sich mit zunächst relativ abstrakt erscheinenden Konzepten und Instrumenten vertraut zu machen. Im Rahmen personaler Qualifizierungs- und Fortbildungskonzepte können die Inhalte des Good Practice-Ansatzes dialogisch zwischen Lehrenden und Teilnehmer/innen sowie im wechselseitigen Austausch zwischen den Praxisvertreter/innen vertieft werden. Hierzu sollte ein Schulungskonzept entwickelt werden, das interessierten Trägern und Einrichtungen angeboten werden kann. In modularisierter Weise sollte es sowohl die Qualifizierung zu allen zwölf Kriterien oder ggf. auch nur zu ausgewählten Teilbereichen ermöglichen. Besonders wichtig ist hierbei, dass die Schulung praxisnah angepasste Umsetzungsmöglichkeiten vermittelt und die Teilnehmer/innen dazu befähigt, diese in individuelle Fahrpläne zur stärkeren Integration der Kriterien guter Praxis in ihre jeweilige Arbeit zu überführen. Überprüfbarkeit der Kriterien Nachdem in den ersten beiden Runden nach grundsätzlicher Relevanz und praktischer Umsetzbarkeit der Kriterien gefragt wurde, thematisiert die Frage nach der Überprüfbarkeit der Kriterien die Ergebnisqualität: Wie wissen die Praktiker/innen, ob sie in ihren Bemühungen z.b. um ein Empowerment der Zielgruppe(n) erfolgreich waren? Aus Sicht der Praktiker/innen geht es hierbei in erster Linie um die Überprüfung der Kriterienerreichung im Kontext des Alltagsgeschäftes, nicht durch umfangreiche zusätzliche Messungen und Erhebungen. Diese Sichtweise korrespondiert mit der knappen Ressourcenlage vieler Anbieter, die für zusätzliche Aufwendungen keine Spielräume sehen. Schon ein erster Blick auf die Ergebnisse in Tabelle 10 zeigt, dass es sich hier offenbar um den schwierigsten Aspekt handelt: Vier Kriterien haben einen negativen Punktsaldo, d.h. sie werden überwiegend als schwierig überprüfbar bewertet. Wieder steht das Kriterium Kosten-Nutzen- Relation am Schluss der Liste, auch Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung und Innovation/Nachhaltigkeit hatten sich in den beiden vorhergehenden Runden in der unteren Tabellenhälfte wieder gefunden. Zu den als problematisch überprüfbaren Kriterien gehört nun aber auch Empowerment, dass zuvor als besonders relevant und als besonders gut umsetzbar bewertet wurde. Auf den vorderen Positionen der Rangliste finden sich die auch als besonders wichtig für die Umsetzung bewerteten Kriterien Zielgruppe, Niedrigschwelligkeit und Konzeption/Selbstverständnis. Die nachfolgenden drei Kriterien auf den Rängen vier bis sechs, Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung, Multiplikatorenkonzept und Dokumentation/Evaluation, finden sich bei den vorhergehenden Abfragen nach Relevanz und Umsetzbarkeit eher in der unteren Tabellenregion wieder.

107 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 107 Good Practice-Kriterium leicht schwer Nettobewertg. 1 Zielgruppe Niedrigschwellige Arbeitsweise Konzeption, Selbstverständnis Integriertes Handlungskonzept/Vernetzung Multiplikatorenkonzept Dokumentation und Evaluation Setting-Ansatz Partizipation Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung Empowerment Innovation und Nachhaltigkeit Kosten-Nutzen-Relation Tabelle 10: Punktbewertung zur Überprüfbarkeit der Kriterien (N=26) Als besonders gut messbar werden Kriterien beurteilt, deren Umsetzung sich entweder in der alltäglichen Arbeit unmittelbar darstellt (z.b. die Erreichung der Zielgruppe), die relativ einfach quantitativ überprüfbar sind (z.b. die Anzahl der Teilnehmer/innen an Veranstaltungen, die ein Indiz für Zielgruppenerreichung oder Niedrigschwelligkeit sein kann) und/oder die sich einfach mit ja oder nein beantworten lassen (z.b. das Vorliegen einer Dokumentation oder eines Multiplikatorenkonzeptes). Ausdrücklich problematisch werden Kriterien gesehen, auf die diese drei Aspekte überwiegend nicht zutreffen: Das Kriterium Kosten-Nutzen-Relation ist gekennzeichnet durch das weitgehende Fehlen einer im Praxisalltag anwendbaren Operationalisierung. Es wird auch als Expertenkriterium wahrgenommen, das vielleicht noch von der Geschäftsführung bewertet werden kann, in der konkreten Arbeit mit der Zielgruppe aber nicht überprüft werden kann. Die beiden Komponenten des Doppelkriteriums Innovation und Nachhaltigkeit sind allein aufgrund ihrer auf den ersten Blick widersprüchlichen Kombination schwer messbar: Ist ein Angebot innovativ, indem es neue Konzepte entwickelt oder aufgreift, so kann über seine Nachhaltigkeit i.d.r. noch keine Aussagen getroffen werden. Auch fehlt vielen Praktiker/innen die Möglichkeit zu beurteilen, ob ein Ansatz als innovativ bewertet werden kann. Umgekehrt wird ein nachhaltiges Angebot, das bereits über einen längeren Zeitraum besteht, nicht mehr innovativ sein. Empowerment ist ein Konzept, das in seiner Komplexität als schwer überprüfbar wahrgenommen wird. Oftmals wird der deutschsprachige Begriff Befähigung verwendet, dessen Operationalisierung (Befähigung zu was und in welchem Umfang?) jedoch weitgehend offen ist. Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung ist zwar ein Ansatz, der in einer dichotomen ja/nein-logik beschrieben werden könnte (wird systematisch mit Instrumenten des Qualitätsmanagement / der Qualitätsentwicklung gearbeitet?), dessen konkrete Ausgestaltung aber viele Fragen aufwirft: Was ist alles unter Qualitätsentwicklung zu fassen? Ab wann kann man von Qualitätsmanagement sprechen?

108 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 108 Es überrascht, dass ein komplexes Kriterium wie Setting-Ansatz in der Summe als relativ gut messbar bewertet wird. In den Gesprächen mit den Praktiker/innen zeigt sich, dass dieses Kriterium oft auf den zentralen Bestandteil des Lebensweltbezuges verdichtet wird, also auf die Frage, ob beispielsweise im Stadtteil oder in der Schule interveniert wird. Komplexere Konzepte wie die Integration von verhaltens- und verhältnisbezogenen Ansätzen findet hier kaum Berücksichtigung. Empfehlungen zur Überprüfbarkeit der Kriterien Um die Umsetzung der Kriterien für Praktiker/innen besser überprüfbar zu machen wird empfohlen, die Praktiker/innen in der Anwendung von Methoden und Instrumenten der Überprüfung gesetzter Ziele zu schulen und in diesem Zusammenhang einfach anwendbare Monitoring-Instrumente bereit zu stellen. Empfehlung 8: Qualifizierung der Praktiker/innen in der Anwendung von Methoden und Instrumenten zur Überprüfung der Zielerreichung Die Überprüfung der Zielerreichung wird von den Praktiker/innen nicht selten als Aufgabe interpretiert, die außerhalb ihres Arbeitsbereiches liegt. Dies ist sicherlich richtig, wenn es um die Anwendung komplexer Instrumente und Auswertungsverfahren oder die Durchführung umfangreicher Erhebungen und Datensammlungen geht. Grundsätzlich sollten jedoch Berührungsängste zu den Methoden eines niedrigschwelligen Monitorings oder einer internen Evaluation abgebaut werden, indem die Mitarbeiter/innen mit diesen Konzepten vertraut gemacht und in ihrer Anwendung geschult werden. Insbesondere partizipativ angelegte Ansätze, die unter aktiver Einbeziehung der Zielgruppe(n) umgesetzt werden, können im Umsetzungsprozess zu wichtigen aktivierenden Elementen der Intervention selbst werden und entgehen so dem oft geäußerten Vorwurf, die Überprüfung der Zielerreichung ziehe von der Durchführung der Interventionen selbst wichtige personelle und zeitliche Ressourcen ab. Empfehlung 9: Bereitstellung einfach anwendbarer Instrumente zur Überprüfung der Kriterienumsetzung Die Überprüfung der konkreten Kriterienumsetzung im Sinne eines kontinuierlichen Monitoring der eigenen Arbeit ist für viele Praktiker/innen problematisch. Ihnen fehlen Instrumente und Konzepte, Informationen über die Ergebnisse ihrer Arbeit zu sammeln, diese auszuwerten und zu beurteilen. Nicht immer wird es möglich sein, die mit den Good Practice- Kriterien verbundenen komplexen Konstrukte mittels einfach handhabbarer und ressourcensparend umsetzbarer Instrumente zu überprüfen. Hilfreich wäre jedoch schon ein Angebot zur Orientierung, das im Sinne einer groben ersten Einschätzung (Rapid Assessment) eine Annäherung an den Umsetzungsstatus ermöglicht. Die Stufenleiter der Partizipation (s. Kapitel 2.5 und Abbildung 3; vgl. Wright et al 2007 und die aktuelle Fassung unter trifft bei Praktiker/innen auf großes Interesse und wird i.d.r. als sehr hilfreich empfunden, die eigene Arbeit hinsichtlich der Umsetzung partizipativer Elemente einzuschätzen. Wenn die einzelnen Stufen mit möglichst praxisnah messbaren Indikatoren unterlegt werden, kann diese Stufenleiter auch ein Instrument zum Monitoring der Arbeit weiter entwickelt werden. Es sollte geprüft werden, ob nicht auch für andere Kriterien ähnlich einfach zu handhabende Stufenleitern der Umsetzung konstruierbar sind. Bei der Vermittlung ist zu berücksichtigen, dass nicht die Erreichung der jeweils höchsten Stufe das Ziel des Entwicklungsprozesses sein muss, sondern eine kontextbezogen angemessene Umsetzung angestrebt werden sollte. Das Ergebnis wäre dann

109 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 109 die Unterlegung der Kriterien beispielsweise durch eine Empowerment- oder eine Setting- Skala. Ergänzung der Kriterien Im Rahmen der Fokusgruppen wurden die Teilnehmer/innen ausdrücklich aufgefordert, weitere relevante Kriterien für gute Praxis zu benennen. Überwiegend kam von den Teilnehmer/innen die Rückmeldung, der bestehende Kriterienpool sei ausreichend, sie könnten keine relevanten Aspekte ergänzen. In der ersten Fokusgruppenrunde wurden Vorschläge für drei weitere Kriterien gemacht, zwei in Berlin und einer in Hessen. Diese Kriterienvorschläge wurden in der zweiten Runde der Fokusgruppen in die Punktwertung einbezogen, spielten dort allerdings keine Rolle. Die Kriterienvorschläge sind: Anwendung aller Kriterien in der eigenen Organisation: Spielen die Kriterien eine relevante Rolle für die Qualitätsentwicklung und im Arbeitsalltag? Konzept der Lernenden Organisation: Fließen die Erfahrungen in der Umsetzung der Kriterien bzw. der Qualitätsentwicklung systematisch in den Wissensbestand der Mitarbeiter/innen ein und wird zur Grundlage gemeinsamer Lernprozesse? Bildung: Ist die Vermittlung von Wissen und fachlichen Inhalten Bestandteil des Angebotes? Alle drei Vorschläge fanden in den weiteren Fokusgruppendiskussionen keinen Anklang und wurden deshalb nicht vertieft. 6.5 Diskussion und Fazit Die in diesem Kapitel vorgestellte Auswertung der Praktiker/innen-Rückmeldungen zu den Kriterien guter Praxis zeigt, dass es neben einer insgesamt hohen Akzeptanz des Ansatzes auch zahlreiche Möglichkeiten gibt, diesen praxisgerecht weiter zu entwickeln. Dabei können und wollen die vorliegenden Rückmeldungen weder repräsentativ noch vollständig sein. Sie zeigen allerdings eine Rezeption der Good Practice-Kriterien, die in erster Linie von dem konkreten Nutzen für die eigene Praxis geprägt ist. Wird dieser nicht unmittelbar erkannt, so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch der Ansatz selbst keine Praxisrelevanz entfalten kann. Als besonders wichtig wird deshalb in den vorstehenden Empfehlungen angesehen, den Ansatz praxisorientiert weiter zu entwickeln, d.h. eine möglichst einfache und ressourcensparende Anwendung zu ermöglichen. Durch seine Offenheit gegenüber den konkreten Umsetzungsstrategien zeigt der Good Practice- Ansatz eine hohe Anschlussfähigkeit zu anderen Konzepten der Qualitätsentwicklung. Er bietet eine fachliche Orientierung für die Ausrichtung gesundheitsfördernder Interventionen an, ohne dass damit konkrete Aussagen für die Umsetzungsstrategien oder die Einbindung der verfolgten QE-Ansätze in die jeweilige Praxis verbunden sind. Durch diese relative Unverbindlichkeit besteht allerdings aus Sicht des Ansatzes auch die Gefahr, dass er lediglich als ein komplementäres, punktuell wahrgenommenes Angebot genutzt wird und sich nicht als systematisch genutztes Instrument zur Planung, Umsetzung und Bewertung gesundheitsfördernder Angebote etabliert. Deshalb ist es im nächsten Umsetzungsschritt wichtig, über die Entwicklung personaler Unterstützungsangebote (Schulungen, Beratungen und Coachings) die Inhalte stärker auf eine aktive Vermittlung hin auszurichten im Vergleich zur bislang vorherrschenden Distribution der Inhalte über schriftliche Publikationen und die Online- Darstellung auf

110 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Literatur Brandes, S.; Kilian, H. (2007). Praxisbasierte Qualitätsentwicklung mittels Good Practice und partizipativer Methoden, in: Prävention 4/2007, Brandes, S.; Reker, N. (2009). Empowerment systematisch entwickeln, Ein Hilfsmittel für qualitätsorientierte Teamprozesse, in: Info_Dienst für Gesundheitsförderung 1/2009, 7-8. BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) (2007). Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten, Ansatz Beispiele Weiterführende Informationen, 3. erweiterte Auflage, Gesundheitsförderung Konkret 5. Köln: BZgA. Gesundheit Berlin (Hrsg.) (2009). Aktiv werden für Gesundheit! Arbeitshilfen für Prävention und Gesundheitsförderung im Quartier. Berlin: Gesundheit Berlin. GKV (Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen) (Hrsg.), unter Beteiligung des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (2008). Gemeinsame und einheitliche Handlungsfelder und Kriterien der Spitzenverbände der Krankenkassen zur Umsetzung von 20 und 20a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 2. Juni Bergisch Gladbach: IKK-Bundesverband. Kilian, H.; Brandes, S.; Lehmann, F. (2009). Der Good Practice-Ansatz des Kooperationsverbundes "Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten", in: Kolip / Müller (Hrsg.): Qualität von Gesundheitsförderung und Prävention. Bern: Hans Huber, Kilian, H. (2008). Vernetzung und Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung als gemeinsame Aufgabe: der Kooperationsverbund "Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten". In E. Göpel (Hrsg.), Systemische Gesundheitsförderung: Gesundheit gemeinsam gestalten Bd. 3. Frankfurt a. M.: Mabuse Verlag. Kilian, H. et al. (2003). Abschlussbericht Projektphase I: Erhebung von Projekten und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten in der Bundesrepublik Deutschland". In BZgA (Hrsg.), Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte. Aufbau einer Internetplattform zur Stärkung und Vernetzung der Akteure, Köln: BZgA. Kolip, P.; Müller, V. (Hrsg.) (2009). Qualität von Gesundheitsförderung und Prävention, Handbuch Gesundheitswissenschaften. Bern: Hans Huber. König, J. (2007). Einführung in die Selbstevaluation. Ein Leitfaden zur Bewertung der Praxis Sozialer Arbeit. (2. Auflage). Freiburg im Breisgau: Lambertus. Lehmann, F.; Möllmann, A.; Kilian, H. (2009). Qualitätskriterien der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten: Was sollten KiTas berücksichtigen?, in: Kliche, T. und Töppich, J. (Hrsg.): Handbuch der Prävention und Gesundheitsförderung in Kitas (im Erscheinen). Wright, M.T.; Block, M.; von Unger, H. (2007). Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung, Ein Modell zur Beurteilung von Beteiligung, in: Info_Dienst für Gesundheitsförderung 3/2007, 4-5.

111 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Interaktiv und Online: Internet-Plattform zur nachhaltigen Nutzung der Projektergebnisse Der Nutzung und Verbreitung von Projektergebnissen kommt in der partizipativen Forschung ein zentraler Stellenwert zu. Denn will man soziale Wirklichkeit nicht nur untersuchen, sondern auch verändern, ist es notwendig, die Ergebnisse von Forschungs- und Entwicklungsprojekten in angemessener Weise zu kommunizieren und anschlussfähig zu machen. Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Barbara Israel (2003) definiert die gleichberechtigte Zusammenarbeit der Partner/innen (d.h. Wissenschaftler/innen, Praxispartner/innen und ggf. weiterer Akteure) in allen Phasen des Forschungsprozesses als grundlegendes Merkmal von Community-Based Participatory Research (CBPR). Forschen und Handeln sollen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen und allen Beteiligten zugute kommen. Das gilt nicht nur für den Prozess, sondern auch für die Ergebnisse partizipativer Forschung. Alle beteiligten Partner/innen sollen daher auch in die Verbreitung und Verwertung von Projektergebnissen einbezogen werden. In diesem Sinne wurde im Rahmen des Forschungsprojekts in enger Zusammenarbeit von Wissenschaftler/innen und Praxispartner/innen eine Internet-Plattform entwickelt. Durch diese Plattform sollen den Praktiker/innen die Ergebnisse des Forschungsprozesses niedrigschwellig, aktuell und mit Möglichkeiten zur Rückmeldung zur Verfügung gestellt werden. Unter dem Arbeitstitel Interaktives Handbuch wurde die Website aufgebaut. Diese ging Ende November 2008 online und wurde im Rahmen des Kongresses Armut und Gesundheit erstmals vorgestellt. Abbildung 15: Startseite von In diesem Kapitel wird der Prozess der Entwicklung dieser Internet-Plattform dargestellt. Bestimmend für die Gestaltung der Seite war die zielgruppen- und mediengerechte (interaktive) Aufbereitung der Inhalte und Ergebnisse des Forschungsprojektes.

112 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Der Entwicklungs- und Schreibprozess Die Entwicklung des Internet-Handbuchs fand vor allem in der zweiten Hälfte des Forschungsprojekts statt, als erste Erfahrungen und Ergebnisse aus den Workshops und Beratungen bereits vorlagen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen des WZB waren für die inhaltliche Erstellung der Texte des Handbuchs verantwortlich, Gesundheit Berlin-Brandenburg übernahm insbesondere die redaktionelle Aufbereitung, grafische Gestaltung und Einstellung der Inhalte auf die Website. Die technische Einrichtung der Seite übernahm ein externer IT- Dienstleister. Im konkreten Arbeitsprozess griffen die Tätigkeitsfelder von Gesundheit Berlin- Brandenburg und WZB ineinander: Während der Aufbereitung des Materials konnte Gesundheit Berlin-Brandenburg wichtige inhaltliche Impulse geben, während die Wissenschaftler/innen auch an der Umsetzung und Aufbereitung des Materials mitwirkten, in dem sie z.b. eigene Grafiken erstellten und Feedback zur Gestaltung der Plattformen gaben. Auf der Basis der Ergebnisse aus den Workshops und den Beratungen wurden zunächst die Konzepte und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung aufbereitet. Dabei bemühten sich die Wissenschaftler/innen, möglichst kurze und verständliche Texte zu schreiben, die nicht zu viel wissenschaftliches Vokabular beinhalten, aber trotzdem angemessen differenziert waren. Die Texte wurden im wissenschaftlichen Team diskutiert und anschließend vom Redaktionsteam bei Gesundheit Berlin-Brandenburg überarbeitet. Der Schreib- und Überarbeitungsprozess umfasste in der Regel mindestens vier Stationen (für die Stationen des Schreib- und Überarbeitungsprozesses siehe Abbildung 22 auf Seite 123). Alle Texte wurden so lange diskutiert und überarbeitet, bis eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde. 7.2 Gestaltung der Seite Bei der Gestaltung der Seite wurde besonderer Wert auf die übersichtliche und transparente Aufbereitung der Informationen gelegt. Das optische Erscheinungsbild der Seite ist bewusst sachlich und einfach gestaltet und enthält keine Gestaltungselemente, die von den Inhalten ablenken könnten. Navigationselemente, Inhalte und Kommentare bzw. die Suchfunktion sind in drei Spalten gegliedert (vgl. Abbildung 17): Die linke Spalte enthält die Navigationsleiste sowie die beiden Logos der Projektpartner WZB und Gesundheit Berlin, die jeweils mit deren Homepages verlinkt sind. Die breite mittlere Spalte zeigt den jeweiligen Content der Seiten an. Die rechte Spalte enthält zum einen die Suchfunktion und zeigt die von den Nutzer/innen abgegebenen Kommentare zu den jeweiligen Seiten an. Auf der Startseite begrüßt eine grafische Darstellung des Zyklus der Partizipativen Qualitätsentwicklung (kurz: PQ-Zyklus) die Nutzer/innen. Diese wird gebildet durch die beiden mit einander verschränkten, stilisierten Buchstaben P und Q: Das innere, farbige Q (für Qualität) ist mit den vier zentralen Phasen der gesundheitsfördernden Projektarbeit beschriftet. Das äußere, grau eingefärbte P verdeutlicht die beiden zentralen Prinzipien Partizipation und Zusammenarbeit, in die alle anderen Aktivitäten eingebettet sind (vgl. Abbildung 16).

113 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 113 Abbildung 16: Grafik des PQ-Zyklus Der PQ-Zyklus wurde im Zuge des Aufbaus der Plattform entwickelt und illustriert die innere Logik des Ansatzes. Er lehnt sich an den Public Health Action Cycle an, der ein zyklisches Modell zur Verbesserung von Angeboten im Gesundheitswesen darstellt (Rosenbrock, 1997). Von diesem Modell wurde das Konzept des Kreislaufs übernommen und die Bezeichnungen der Phasen des Kreislaufs an Begrifflichkeiten und Arbeitschritte angepasst, die in der Projektarbeit üblich sind. Die Grafik des PQ-Zyklus auf der Startseite kann alternativ zur linken Navigationsleiste benutzt werden - nach dem Klick auf einen der Begriffe gelangt man zu den Konzepten des jeweiligen Kapitels. Der PQ-Zyklus begleitet die Nutzer/innen auf ihrem Weg auf der Plattform, da er auf jeder Seite rechts oben angezeigt wird und dort jeweils informiert, bei welchen Gliederungspunkten die Nutzer/innen sich gerade befinden. Auch dort ist die Grafik als Navigationselement nutzbar. Abbildung 17: PQ-Zyklus als Navigationselement auf den Unterseiten der Plattform

114 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Inhalte: Konzepte, Methoden und Praxisbeispiele Die auf der Internetplattform vorgestellten Inhalte gliedern sich in: Konzepte der Partizipativen Qualitätsentwicklung Methodenkoffer (Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung) Praxisbeispiele zur Veranschaulichung der Anwendung der Methoden Weitere Texte a) Konzepte der Partizipativen Qualitätsentwicklung sind Beschreibungen der zentralen Ideen und Begriffe des Ansatzes. Diese Konzepte sind in sieben Kapitel unterteilt: 1. Partizipative Qualitätsentwicklung 2. Partizipation 3. Zusammenarbeit 4. Bedarfsbestimmung 5. Interventionsplanung 6. Durchführung 7. Evaluation Praxisbasierte Evidenz Lokales Wissen Stufen der Partizipation Zielgruppenorientierte Arbeit als Grundlage Grundprinzipien der Zusammenarbeit Fördernde und hemmende Faktoren Mythen der Zusammenarbeit Vielfalt von Perspektiven (Triangulation) Feststellung des Bedarfs Partizipativ Bedarf erheben Von der Vision über ein Leitbild zum Ziel Datenerhebung als Intervention Arten von Daten Jedes dieser Kapitel enthält einen einleitenden Text sowie weiterführende Links und Literatur. Die Kapitel bauen auf einander auf: Zunächst wird der allgemeine Ansatz der Partizipativen Qualitätsentwicklung (PQ) kurz vorgestellt. Anschließend werden die Konzepte der Partizipation und Zusammenarbeit besprochen, die sich als Querschnittsthemen durch alle Konzepte und Methoden des PQ-Ansatzes ziehen. Die Kapitel zu Bedarfsbestimmung, Interventionsplanung, Durchführung und Evaluation beschreiben anschließend die Phasen der Projektdurchführung.

115 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 115 b) Der Methodenkoffer umfasst kurze Methodenbeschreibungen in Steckbrief-Form. Um eine schnelle Orientierung zu ermöglichen, folgt die Darstellung der Methoden einer einheitlichen Struktur: Name der Methode Autor/innen Kurzbeschreibung Voraussetzungen Anwendungsbereiche Arbeitsschritte im Überblick Aufwand (Zeit, Personal, Material) Arbeitsschritte im Einzelnen Achtung! Weitere Tipps Literatur und Links Eine tabellarische Übersicht auf der Startseite des Methodenkoffers verdeutlicht, dass diese Methoden z.t. in mehreren Projektphasen angewendet werden können. Folgende Methoden, die sich im Forschungsprojekt und der praktischen Anwendung vor Ort bewährt haben, befinden sich im Methodenkoffer: Angeleitete Arbeitsgruppe Partizipativer Gruppenprozess zur Planung, Steuerung, Durchführung und Evaluation von Qualitätsentwicklungsmaßnahmen Erfassen von Anliegen und Anfragen Mit wenig Aufwand die Anliegen der Zielgruppe im Arbeitsalltag erfassen Blitzbefragung Schnelle Befragung der Zielgruppe mit einem Mini-Fragebogen Fokusgruppe Gruppen interviewen, um Antworten zu erhalten Kreise der Entscheidung Partizipative Entscheidungsprozesse reflektieren Nutzerbeirat Open Space Projektlogik Die Partizipation der Zielgruppe institutionalisieren Platz geben für eine offene, wenig vorstrukturierte Diskussion Ressourcen, Durchführung und Wirkungen einer Maßnahme planen

116 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 116 SMART-Kriterien Spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierbare Ziele setzen Teilnehmende Beobachtung Im Setting teilnehmend beobachten, um Daten zu erheben ZiWi-Methode Ziele und Wirkungswege bestimmen, um Maßnahmen zu planen oder zu evaluieren c) Praxisbeispiele veranschaulichen die Anwendung der Methoden in der konkreten thematischen Arbeit. Diese Praxisbeispiele gingen überwiegend aus dem Beratungsprozess hervor und wurden gemeinsam mit den Praxispartner/innen erstellt, die im Rahmen des Forschungsprojekts beraten wurden. Um eine gute Orientierung zu ermöglichen, folgt die Darstellung der Praxisbeispiele immer in der gleichen Struktur, deren Kategorien gemeinsam mit den Praxispartner/innen in den Beratungen und den Kooperationspartner/innen entwickelt wurden. Titel des Praxisbeispiels Durchführungszeitraum Beteiligte Einrichtung/en Autor/innen (Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen) Wissenschaftliche Begleitung Maßnahme der Prävention/Gesundheitsförderung, die qualitätsgesichert wurde Zielsetzung der Qualitätssicherung Nutzen Methodisches Vorgehen Ergebnisse der Qualitätssicherung Erfahrungen und Tipps Anschauungsmaterial/ Dokumente zum Download Folgende Praxisbeispiele wurden bei Veröffentlichung der Seite im Dezember 2008 vorgestellt: Evaluation des Filmprojekts Szene zeigen! für Jugendliche (Jugend- und Drogenberatungsstelle DROBS in Magdeburg) Bedarfserhebungsstrategien und Öffentlichkeitsmaßnahmen für Jugendliche als Zielgruppen der Straßensozialarbeit (Jugendamt Leipzig, Sachgebiet Straßensozialarbeit) Partizipative Qualitätsentwicklung im Projekt Kiezdetektive (Plan- und Leitstelle Gesundheit, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin) Klärung der Ziele und Wirkungsweise des Snoezelenraums, ein pädagogisches Angebot für Kinder 3-6 Jahre alt (Armut und Gesundheit in Deutschland e.v., Mainz)

117 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 117 Konzeptuelle Arbeit in der Gewalt- und Missbrauchsprävention für Kinder (Präventionsteam Kinderschutz des Jugendamtes im Berliner Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg, Berlin) Evaluation der Krisenintervention bei Müttern mit Kindern von 0-3 Jahren (Schutzengel e.v. Flensburg Nord) Fokusgruppen mit Strichern (SUB/WAY Berlin; Basis Projekt, Hamburg; Marikas München; KISS, Frankfurt) Überarbeitung einer Befragung zum Thema Prostitution (TAMPEP-Germany, Hamburg) d) Weitere Texte Außer den Konzepten, Methoden und Praxisbeispielen wurden weitere Texte für die Internet- Plattformen erstellt: Ein Glossar zur kurzen Erläuterung ausgewählter Begriffe. Häufig gestellte Fragen zur partizipativen Gesundheitsforschung (FAQs). Rahmentexte, die einleiten, überleiten und die Seite bzw. die Nutzung erläutern. 7.4 Einbindung der Nutzer/innen in den Entwicklungsprozess Die Internet-Plattform hat das Ziel, den Ansatz der Partizipativen Qualitätsentwicklung nutzer/innen- und mediengerecht zu vermitteln und dabei eine gewisse Interaktivität in der Nutzung (und Weiterentwicklung) zu ermöglichen. Praktiker/innen wurden in einem frühen Entwicklungsstadium der Seite zur Erprobung der Seite eingeladen, um Informationen zu den Erwartungen, der Umsetzung und der Handhabbarkeit der Internet-Plattform zu erhalten. Ziel dieses Pretests war es, ein Feedback darüber zu erhalten, wie der Transfer von der Vorstellung der Methoden in den Workshops auf die Internet- Plattform gelungen ist, ob die Aufbereitung der Methoden innerhalb dieser Internet-Plattform nützlich für Ihre Praxis sind und ob der Aufbau dieser Internet-Plattform einen Beitrag für die praktische Arbeit in der Prävention und Gesundheitsförderung leisten kann. Der Pretest wurde mit Akteuren durchgeführt, die bereits in das Forschungsprojekt insbesondere in den Workshop-Reihen eingebunden waren. Hintergrund dieses Vorgehens war es, dass für den Pretest Personen gewonnen werden sollten, die das Forschungskonzept und -vorhaben kennen, die Inhalte der Website (u.a. Methoden) aus den Workshoptagungen kennen und einschätzen können, wie der Transfer von der Vermittlung innerhalb der Workshops auf die Internet-Plattform gelungen ist und die in den Workshops vorgestellten Methoden bereits praktisch angewendet haben und hier mit ihrem Erfahrungsschatz weiterführende Informationen geben können, die für den Aufbau und die Weiterentwicklung der Internetplattform hilfreich sind. Darüber hinaus wurden die Koordinatoren/innen der Regionalen Knoten Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten auf die Teilnahme am Pretest angesprochen.

118 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 118 Im Rahmen des Pretestes kamen die Methode Thinking Aloud (Lautes Denken) und die Befragung mittels eines halbstandardisierten elektronischen Fragebogens zum Einsatz. Darüber hinaus gab es für die Tester/innen die Möglichkeit, Rückmeldung über die Kommentarfunktion auf der Internet-Plattform zu geben, die als interaktives Element jedem/r Nutzer/in zu jedem auf der Website vorgestellten Textinhalt zur Verfügung steht. Des Weiteren gaben einzelne Personen Rückmeldung per oder per Telefon. Mit Hilfe der Methode Thinking Aloud wurden insgesamt drei ausführliche Telefon- Interviews geführt. Die Nutzer/innen bewegten sich während des Interviews frei auf der Plattform und kommentierten jeden ihrer Schritte im Hinblick auf ihre Interessen (warum wird ein bestimmter Inhalt aufgerufen?) Erwartungen (welche Inhalte werden beim Aufruf der entsprechenden Seiten erwartet?) Bewertungen (entsprechen die vorgefundenen Inhalte und deren Aufbereitung den Erwartungen, werden sie ihnen nicht gerecht oder übertreffen sie diese sogar?) Erfahrungen (erschließt sich die Nutzer/innen-Führung und die innere Logik der Seite?) Vorschläge (was sollte verändert werden?) Die Tester/innen konnten sich den eigenen Interessen entsprechend frei auf der Plattform bewegen. Ergänzend wurden ihnen einige vorbereitete Fragen zur Nutzbarkeit der Seite gestellt, soweit diese nicht schon im vorausgegangenen Testdurchlauf beantwortet wurden. Bei der Befragung wurden 24 Personen angeschrieben und erhielten einen elektronischen Fragebogen. Insgesamt 13 Personen nahmen die Möglichkeit wahr, Rückmeldung abzugeben. Eine Pretest-Teilnehmerin nutzte die Möglichkeit der Kommentarfunktion auf der Internet- Plattform. Drei weitere Pretest-Teilnehmer/innen gaben Rückmeldung per oder Telefon. Insgesamt betrug der Rücklauf 70,8%. 7.5 Interaktivität in der Nutzung Die Internet-Plattformen ist darauf ausgerichtet, die Inhalte möglichst interaktiv zu vermitteln und den Nutzer/innen zu ermöglichen, die Plattform aktiv zu nutzen und mit zu gestalten. Beteiligungsmöglichkeiten bestehen zum einen in der Vermittlung von Rückmeldungen über die Kommentar-, Erweiterungs- und Bewertungsfunktion. Die Kommentare (vgl. Abbildung 18) sind den jeweiligen Seiten der Plattform zugeordnet und werden allen Nutzer/innen in der rechten Randspalte der Seite angezeigt. Gleichzeitig erhält die Website-Administration eine direkte Benachrichtigung über den neu eingegangenen Kommentar, so dass die Möglichkeit zur schnellen und unkomplizierten Kontaktaufnahme besteht.

119 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 119 Abbildung 18: Kommentarfunktion Das zweite interaktive Element ist die Erweiterungsfunktion. Auf den Seiten des Methodenkoffers haben die Nutzer/innen die Möglichkeit, die dort eingestellten Informationen zu ergänzen und selbst Materialien einzustellen, die anschließend anderen Nutzer/innen zur Verfügung stehen (vgl. Abbildung 19). Diese Informationen werden vor der Onlinestellung durch die Administration geprüft und ggf. in Rücksprache mit den jeweiligen Anbieter/innen der Materialien modifiziert. Abbildung 19: Erweiterungsfunktion

120 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 120 Schließlich haben die Nutzer/innen auch die Möglichkeit, einzelne Seiten zu bewerten. Hierzu können sie am Kopf der jeweiligen Seite befindliche Stern-Symbole anklicken. Die Höchstwertung sind fünf Sterne, die Mindestwertung ist ein Stern. Im Anschluss an die Bewertung werden die Sterne entsprechend des Mittelwertes der abgegebenen Bewertungen eingefärbt. Gleichzeitig wird die Anzahl der abgegebenen Bewertungen angezeigt. Werden beispielsweise 20 Bewertungen abgegeben, von denen jeweils zehn Bewertungen fünf und zehn Bewertungen drei Sterne umfassen, so werden in der Anzeige vier Sterne eingefärbt. Abbildung 20: Bewertungsfunktion 7.6 Der Einsatz von Grafiken Für die Internet-Plattform wurden grafische Elemente entwickelt, um die Inhalte visuell zu veranschaulichen und die Nutzung zu vereinfachen und attraktiver zu gestalten. Zentrales grafisches Element der Seite ist der PQ-Zyklus, der bereits in Abschnitt 7.2 vorgestellt wurde. Er verdeutlicht auf einen Blick die wesentlichen Phasen der Projektarbeit und ist zugleich Navigationshilfe. In den inhaltlichen Unterkapiteln werden ausgewählte, visualisierbare Instrumente durch eigens entwickelte Grafiken veranschaulicht, beispielsweise die Kreise der Entscheidung (vgl. Abbildung 21). Abbildung 21: Grafik Kreise der Entscheidung 7.7 (Zwischen-) Fazit Mit der Online-Ressource ist es gelungen, Konzepte, Methoden und Instrumente der Partizipativen Qualitätsentwicklung allen Interessierten niedrigschwellig verfügbar zu machen. Die Konzeption der Seite folgt dem partizipativen Ansatz und ermöglicht den Nutzer/innen, die eingestellten Inhalte zu kommentieren und durch eigene Beiträge zu erweitern.

121 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 121 In den ersten Monaten nach der Veröffentlichung der Seite sprechen die Zugriffszahlen dafür, dass sie wahrgenommen und die Inhalte aufgerufen werden. Seit der Veröffentlichung im Dezember 2008 zeigt die Seite steigende Zugriffszahlen, die im August 2009 bei durchschnittlich knapp monatlichen Visits (zusammenhängende Seitenaufrufe) liegen. Diese Zugriffszahlen sind deutlich steigerungsfähig. Sie zeigen aber auch, dass ein aktives Interesse an diesem speziellen Thema vorhanden ist. Zur konkreten Nutzung der Seite lassen sich auf Grundlage dieser Daten allerdings keine Aussagen machen. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Nutzer/innen keinen Gebrauch von den angebotenen Interaktionsmöglichkeiten machen. Weder werden die Beiträge kommentiert noch Materialien eingestellt. Es dominiert eine stark rezeptive Nutzung, ohne dass der Schritt gegangen wird, eigene Erfahrungen den anderen Nutzer/innen zurückzuspiegeln. Allein das Angebot interaktiver Elemente reicht offenbar nicht aus, um auch wirklich aktive Beiträge der Nutzer/innen zu motivieren. Erfolgreiche Internet-Foren zeichnen sich i.d.r. durch einen Community -Ansatz aus, der auf wechselseitige Unterstützung und Austausch zwischen Gleichen setzt, die sich für ähnliche Dinge interessieren oder an vergleichbaren Problemen arbeiten. Im Feld der Partizipativen Qualitätsentwicklung muss eine solche Gemeinschaft erst aufgebaut und ein Bewusstsein für den wechselseitigen Nutzen eines solchen Austauschs geschaffen werden. Dies ist ein wichtiges Element im Zuge der Verbreitung des Ansatzes (vgl. Kapitel 9). 7.8 Literatur Israel, B.A., Schulz, A.J., Parker, E.A., Becker, A.B., Allen, A.J., & Guzman, J.R. (2003). Critical issues in developing and following community-based participatory research principles. In M. Minkler, N. Wallerstein (eds.) Community-Based Participatory Research for Health. San Francisco: Jossey-Bass, 2003, S Rosenbrock, R. (1997). Gemeindenahe Pflege aus Sicht von Public Health. WZB Discussion Paper P97-203; zugänglich über

122 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 122 Stationen des gemeinsamen Schreibprozesses Station Wer macht es? Was passiert? Was kommt dabei raus? 1. Erster Entwurf WZB oder Gesundheit Berlin- Brandenburg (GesBB) 2. Inhaltliche Überarbeitung und Abstimmung im WZB-Team 3. Redaktionelle Überarbeitung 4. Inhaltlicher Qualitätscheck WZB: Eine Person mit GesBB WZB: der/die mit... Ausgehend von den Workshop-Unterlagen wird ein erster Entwurf erstellt Ein/e Wissenschaftler/in übernimmt jeweils die Verantwortung ( hat den Hut auf ), überarbeitet den Text und arbeitet das Feedback vom WZB-Team ein fertig abgestimmte B-Versionen werden als B_final im WZB-Intranet gespeichert; alle Texte werden von einer Koordinatorin verschickt und der Status in der tabellarischen Schreibübersicht notiert Die Texte werden auf Verständlichkeit, Lesbarkeit, Internet-Kompatibilität, etc redaktionell überarbeitet; konkrete Vorschläge im Änderungsmodus im Text und Kommentare mit Kommentarfunktion Die C-Version wird von der jeweils verantwortlichen Wissenschaftler/in auf inhaltliche Qualität geprüft notwendige Veränderungen werden vorgenommen und markiert 5. Einstellung ins Internet GesBB Gesundheit Berlin-Brandenburg stellen den Text auf der Plattform ein (Formatierung, A-Version B-Version (noch in Überarbeitung) B-final (sent) (fertig und gesendet) C-Version D-Version E-Version

123 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 123 Verlinkung etc) (eingestellt) 6. Optional: Extra Ü- Schleife (*) GesBB Abbildung 22: Stationen des gemeinsamen Schreibprozesses Gesundheit Berlin-Brandenburg nehmen redaktionelle Veränderung vor und legen den überarbeiteten Text vor Einstellung dem WZB (HU) zum Qualitätscheck vor (siehe 4.) Ü-Version (*) Die Texte werden so lange überarbeitet, bis sie sowohl inhaltlich (vom WZB) als auch redaktionell (von Gesundheit Berlin-Brandenburg) für OK befunden werden.

124 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Zusammenfassung und Empfehlungen 8.1 Hintergrund, Ziele und Design Der bundesweite Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten wurde 2003 von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) initiiert. Seit Projektbeginn erfüllt Gesundheit Berlin-Brandenburg die Geschäftsstellenfunktion. Der Kooperationsverbund will die Praxis der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten durch Transparenz, Austausch und wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn unterstützen. Im Januar 2004 begann der Aufbau sogenannter Regionaler Knoten, die in ihren Bundesländern die Koordinierung und Vernetzung der Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Zielgruppen unterstützen. Seit 2008 arbeiten Regionale Knoten in allen 16 Bundesländern. Die Arbeit der Regionalen Knoten wird durch eine zentrale Koordinierungsstelle und einen wissenschaftlichen Mitarbeiter bei Gesundheit Berlin-Brandenburg begleitet. Dieser begleitet u.a. die Auswahl von Beispielen guter Praxis (Good Practice) durch die Koordinator/innen der Regionalen Knoten, um den Prozess der Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung voranzutreiben und durch Transfer Erfahrungslernen zu fördern. Dies benötigt eine breite Grundlage von nationalen und internationalen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis. Um diese Grundlage aufzubauen wurde im Rahmen des Förderprogramms Präventionsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ein Forschungsprojekt von Gesundheit Berlin-Brandenburg und der Forschungsgruppe Public Health im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) durchgeführt. Diese Zusammenarbeit sollte durch einen partizipativen Prozess die Entwicklung und Implementierung angemessener Methoden der Qualitätssicherung und Evaluation in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten realisieren. Das Forschungsprojekt verfolgte drei Ziele auf zwei Ebenen: Auf der Bundesebene: Kriterien für Good Practice weiterentwickeln: Durch einen Prozess der Konsensbildung sollten die vom beratenden Arbeitskreis des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten definierten zwölf Kriterien für gute Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten überprüft und Vorschläge für deren Weiterentwicklung formuliert werden. Ressourcen für Qualitätssicherung und Evaluation bündeln und zur Verfügung stellen: Die Umsetzung von Kriterien für Good Practice benötigt entsprechende Konzepte und Methoden der Qualitätssicherung und Evaluation. Auf Grundlage deutscher und internationaler Erfahrung und mit direktem Bezug auf die Bedarfe der Anbieter/innen von Präventions- und gesundheitsfördernden Projekten sollte ein interaktives Handbuch im Internet zur Verfügung gestellt werden. Dieses sollte Konzepte und Methoden, die sich bei partizipativen, settingbasierten Angeboten bewährt haben, mit Hinweis auf weiterführende Ressourcen anschaulich erklären. Die Inhalte des Handbuchs sollten im Rahmen von Workshops für Praktiker/innen erarbeitet und erprobt werden. Auf der Projektebene: Beratung und technische Unterstützung gewährleisten (capacity building): Internationale Erfahrungen zeigen, dass Kriterien der Good Practice und einschlägige Erklärungen von Konzepten und Methoden der Qualitätssicherung und Evaluation bei vielen Settingprojekten nicht ausreichen, um eine eigene Qualitätssicherungs- und Evaluationsstrategie zu konzipieren und zu implementieren. In diesen Fällen hat sich eine

125 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 125 Beratung mit technischer Unterstützung als sinnvolle Ergänzung erwiesen. Aus diesem Grund sollte ausgewählten Projekten eine intensive wissenschaftliche Beratung angeboten werden, die ihnen die Entwicklung einer maßgeschneiderten Strategie ermöglicht. Diese aktive professionelle Unterstützung in der Projektentwicklung ist eine Form der Kompetenzentwicklung (capacity building), die international weit verbreitet ist. Durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis sollte jedes teilnehmende Projekt beispielsweise dazu befähigt werden, Daten zu Indikatoren der Prozesse und Wirkungen ihrer Arbeit zu erheben (im Sinne von Monitoring), diese Daten zu interpretieren und sie für eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeit einzusetzen. Der Kern des Forschungsprojekts bestand daraus, Konzepte und Methoden für partizipative Qualitätsmaßnahmen zu entwickeln und die Machbarkeit der Anwendung dieser Konzepte und Methoden in der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu überprüfen. Dies wurde vor allem in den Workshops zu Methoden und in den Beratungen vor Ort realisiert. In den Workshops wurden zusammen mit den Teilnehmenden und in Anlehnung an die internationale Diskussion zur partizipativen Forschung im Gesundheitswesen Konzepte und Methoden der partizipativen Qualitätsentwicklung erarbeitet. Diese Methoden wurden während und in vielen Fällen auch nach den Workshops verwendet, um konkrete Fragestellungen aus der Praxis der Teilnehmenden zu bearbeiten. Bei den Beratungen vor Ort ging es um eine individuelle wissenschaftliche Begleitung ausgewählter Projekte, bei denen die Methoden aus den Workshops sowie andere partizipative Herangehensweisen angewendet wurden, um spezifische Fragen der Projektmitarbeiter/innen zur Qualität ihrer Arbeit zu beantworten. Die Ergebnisse aus den Workshops und Projektberatungen vor allem konkrete Hinweise zur Anwendung der entwickelten Konzepten und Methoden sollten über das internetbasierte Handbuch einem größeren Fachpublikum zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus sollten im Rahmen von leitfadengestützten Expert/innen-Interviews und Fokusgruppendiskussionen mit Praktiker/innen die praktische Relevanz, Umsetzbarkeit und Messbarkeit der im Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten entwickelten Good Practice-Kriterien reflektiert werden. Auf dieser Grundlage sollten Empfehlungen formuliert werden, wie der Good Practice-Ansatz praxisgerecht weiter entwickelt werden kann. Das Forschungsprojekt steht in der Tradition der partizipativen Gesundheitsforschung, die international am häufigsten mit dem Begriff community-based participatory research bezeichnet wird. Diese Tradition ist eine Ausprägung der Handlungsforschung, die sich per Definition an der Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung befindet. In der partizipativen Gesundheitsforschung wird im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler/in und einer Praxiseinrichtung (und/oder der Interessenvertretung einer spezifischen Bevölkerungsgruppe) eine Intervention gemeinsam geplant, umgesetzt und untersucht. Demzufolge sind die Ergebnisse aus partizipativen Forschungsprojekten auf mehreren Ebenen angesiedelt: Es gibt die Intervention, die der Praxiseinrichtung und vor allem der Bevölkerungsgruppe (Zielgruppe) zugute kommen soll. Und es gibt neue Erkenntnisse über die Intervention selbst oder hinsichtlich Fragestellungen, die mit der Entwicklung der Intervention zusammenhängen. Im Fall des hier vorgestellten Forschungsprojekts waren die Interventionen Qualitätsentwicklungsmaßnahmen (Konzepte und Methoden), die mit Praktiker/innen gemeinsam entwickelt und erprobt wurden. Daher stellt das Forschungsprojekt gleichermaßen eine Konzept- und Methodenentwicklungsstudie wie auch eine Machbarkeitsstudie dar. Die angewandten Methoden entstammten der internationalen partizipativen Gesundheitsforschung. Auf der Praxisebene standen im Mittelpunkt Fragen zur Praktikabilität, zur Handhabbarkeit und vor allem zum Nutzen solcher Methoden für die

126 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 126 Verbesserung der eigenen Praxis. Für die Wissenschaftsebene hatten Erkenntnisinteressen Vorrang, die sich in erster Linie auf zwei Themen bezogen: Klärung des Beitrags partizipativer Methoden und Konzepte zur Etablierung einer wissensbasierten (evidenzbasierten) Praxis und Identifizierung fördernder und hemmender Bedingungen für die erfolgreiche Anwendung partizipativer Methoden und Konzepte der Datenerhebung und interpretation. Praxis und Wissenschaft hatten das gemeinsame Ziel, die bestmöglichen Interventionen der Prävention und Gesundheitsförderung bei den jeweiligen sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen durch angemessene Qualitätsentwicklungsstrategien nachhaltig zu gewährleisten. 8.2 Ergebnisse Die Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass sich Methoden und Konzepte aus der internationalen partizipativen Gesundheitsforschung erfolgreich auf Fragen der Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten übertragen lassen. Mit dem Begriff Partizipative Qualitätsentwicklung wurde ein Terminus eingeführt, der die Gesamtheit der im Rahmen des Forschungsprojekts entwickelten Methoden, Konzepte und Verfahren beschreibt. Die Ergebnisse der einzelnen Bestandteile des Forschungsprojekts werden im Folgenden erläutert. Good Practice Kriterien (Ziel 1) Der intensive Austausch mit Praxisvertreter/innen im Rahmen des Forschungsprojektes zeigte, dass die Good Practice-Kriterien als Instrumente zur Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Praxis eine große Akzeptanz finden. Der modulare Aufbau der Kriterien ist besonders förderlich, indem er einen flexiblen Umgang mit den angebotenen Inhalten vor dem Hintergrund der teilweise sehr unterschiedlichen Handlungsbedingungen ermöglicht. Gleichzeitig wurde auch der Weiterentwicklungsbedarf des Konzeptes deutlich. Bislang vor allem in Schriftform (BZgA, 2007) und online ( < kommuniziert, bedarf es u.a. der weiteren Operationalisierung der Kriterien, in der Praxis einfach anwendbarer Instrumente zur Überprüfung der Kriterienumsetzung und der Unterstützung des Ansatzes auch durch personalisierte Vermittlungsformen, beispielsweise Schulungen. Das Konzept bietet neben der hohen Akzeptanz viele Möglichkeiten für Schnittstellen zu anderen Ansätzen der Qualitätsentwicklung insbesondere dem Ansatz Partizipativer Qualitätsentwicklung. Diese sollten herausgearbeitet und im Rahmen integrierter Qualitätsmanagementstrategien umgesetzt werden. Workshops und Handbuch (Ziel 2) Die Workshops haben sich im Wesentlichen als geeignetes Instrument zum Transfer von Konzepten, Methoden und Instrumenten Partizipativer Qualitätsentwicklung bewährt. Die meisten Methoden und Instrumente können jedoch in der vorhandenen Zeit nicht erschöpfend behandelt werden. Erst nach den Veranstaltungen wenn die Teilnehmenden versuchen, das Gelernte im Alltag umzusetzen, tun sich die wichtigsten Fragen und Probleme au

127 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 127 f. Aus diesem Grund haben Projekte, die parallel in die individuelle Beratung vor Ort eingebunden waren, von einem Synergieeffekt profitiert, da ihnen ermöglicht wurde, unter Berücksichtigung der Besonderheiten ihrer Arbeitssituation die Inhalte der Workshops anzupassen und weiterzuentwickeln. Bei der Konzeption der Workshop-Reihe wurde entschieden, die Inhalte der Partizipativen Qualitätsentwicklung auf fünf Veranstaltungen zu verteilen. Analog eines Projektdurchlaufes von der Bedarfsbestimmung der Zielgruppe über die Planung und Durchführung bis zur Evaluation wurden die Methoden und Konzepte gebündelt und auf drei der Veranstaltungen verteilt. Zusätzlich wurde je eine Veranstaltung der Partizipation der Zielgruppe und der Zusammenarbeit der Akteure als Querschnittsthemen gewidmet. Eine stärkere Integration der Querschnittsthemen in das Curriculum sowie eine Zusammenlegung der Veranstaltungen zu den Themen Evaluation und Interventionsplanung wären für künftige Durchgänge der Workshop- Reihe empfehlenswert. In der abschließenden schriftlichen Nachbefragung zu den Workshops sprachen sich Teilnehmende für ein Angebot von weiterführenden Seminaren zur Vertiefung des Gelernten und zum Erlernen weiterer Instrumente der Partizipativen Qualitätsentwicklung aus. Dabei soll die sehr große Heterogenität der Einrichtungen und Projekte berücksichtigt werden, die in diesem Arbeitsfeld tätig sind. Da die Projekte, Angebote und Maßnahmen, die Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten schwerpunktmäßig oder als einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt durchführen nicht zentral überschaubar ist (allein die bundesweite Praxisdatenbank auf stellt mehr als Angebote vor), wird eine Fortbildungsveranstaltungsreihe für Multiplikator/innen empfohlen, die ihr Wissen zur Partizipativen Qualitätsentwicklung auf Landesebene weitergeben können. Multiplikator/innen können in diesem Zusammenhang vor allem die Regionale Knoten und weitere Schlüsselpersonen der Landesvereinigungen für Gesundheit sein. Die Einbeziehung dieses Personenkreises in alle Phasen der Entwicklung des Curriculums für die Veranstaltungsreihe ist notwendig, um einen hohen Grad an Praxisrelevanz und Praktikabilität zu gewährleisten. Ein unter eingestelltes Online-Handbuch unterstützt diesen Prozess, indem es die Grundgedanken der Partizipativen Qualitätsentwicklung ebenso vorstellt wie Instrumente, Methoden und Anwendungsbeispiele. Damit steht allen Interessierten eine umfangreiche Wissensressource zur Verfügung, die von den Nutzer/innen durch Kommentare, Materialien und Beispiele erweitert werden kann. Beratung und Unterstützung (Ziel 3) Die wissenschaftliche Beratung von Projekten vor Ort in der Partizipativen Qualitätsentwicklung war nach dem im Vorfeld der Beratung gesetzten Kriterien erfolgreich. International bewährte Konzepte und Methoden aus der partizipativen Forschung konnten an die Praxisverhältnisse der beratenen Einrichtungen angepasst werden, um Qualitätsverfahren zu entwickeln und umzusetzen, die maßgeschneidert, praktikabel, nützlich, partizipativ und abgesichert sind. Eine genauere Betrachtung des Kriteriums der Nützlichkeit konkretisiert die Wirkung der angewendeten Konzepte und Methoden auf die Qualität der präventiven und gesundheitsfördernden Arbeit: bessere Dokumentation und bessere Planung, Beurteilung der Arbeit auf Grund neuer Perspektiven, gestärkte Motivation der Mitarbeiter/innen,

128 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 128 Kompetenzentwicklung durch das Erlernen neuer Methoden, Team-Bildung, neue Klarheit über Ziele, Wirkungswege und die konzeptuelle Grundlage der Prävention, mehr Transparenz nach innen und eine verbesserte Außendarstellung. Eine bereits existierende partizipative Kultur in der Einrichtung ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Ansatzes der Partizipativen Qualitätsentwicklung. Die Partizipation stößt jedoch auf Grenzen. Eine aktive Beteiligung ist stark von der Interessenlage der Mitarbeiter/innen abhängig. Wenn keine direkte Verbindung zu einer aktuellen Fragestellung erkennbar ist und die Teilnahme nicht freiwillig erfolgt, ist die Motivation, formale Qualitätsmaßnahmen anzuwenden, gering. Des weiteren soll der Zusammenhang zwischen der Qualitätsmaßnahme und einer konkreten Verbesserungsmöglichkeit für die praktische Arbeit hergestellt werden, um Mitarbeiter/innen für partizipative Prozesse der Qualitätsentwicklung zu gewinnen. Theoretische Auseinandersetzungen - beispielsweise zur Wirkungsweise der Prävention und zu den verschiedenen Ebenen der Zielsetzung - sind für viele weniger interessant, vor allem für (ehrenamtliche) Mitarbeiter/innen und Vertreter/innen der Zielgruppen, die sich häufig ausschließlich mit der Handlungs- und nicht mit der konzeptuellen Ebene der Interventionen beschäftigen wollen. Anhand der Zielsetzung der beratenen Einrichtungen und der beobachteten Entwicklungsprozesse, die im Laufe der Beratungen stattfanden, kann festgestellt werden, dass der Prozess der Partizipativen Qualitätsentwicklung dort ansetzt, wo bereits Kapazitäten bzw. Stärken existieren. Beispielsweise wurden Zielgruppen ausgewählt, zu denen ohnehin ein guter Kontakt bestand, sodass ein Ausbau der Partizipation machbar erschien. Oder Bereiche wurden bevorzugt, in denen die notwendigen zeitlichen und personellen Ressourcen für einen Prozess der Qualitätsentwicklung vorhanden waren. Auch die Fähigkeiten der einzelnen beteiligten Personen und (wo relevant) die Existenz bzw. Tragfähigkeit von Kooperationspartner/innen wurden als Aspekte der Machbarkeit in Betrachtung gezogen. Partizipative Qualitätsentwicklung ist daher zu verstehen als ein Prozess der Ausdehnung von Kompetenzen und Erkenntnissen auf Grund des bereits Erkannten und Gemeisterten. Im besten Fall wird ein Lernprozess aktiviert bzw. unterstützt, der über mehrere Jahre auch Problemstellungen und Perspektiven erschließt, die heute von den Beteiligten vor Ort gar nicht wahrgenommen werden (können). Im ungünstigen Fall werden unattraktive Themen und Meinungen auch längerfristig nicht angegangen mit der Folge, dass die Qualitätsmaßnahmen nur begrenzt neue Erkenntnisse für die Verbesserung der Arbeit erbringen. Dies ist eine Gefahr aller Formen der selbstgesteuerten Evaluation. Die längerfristigen Potenziale der Partizipativen Qualitätsentwicklung, dieser Gefahr entgegenzuwirken, wären noch zu untersuchen. Allerdings kann bereits auf Grundlage des hier vorgestellten Forschungsprojekts eindeutig belegt werden, dass vor allem die Einbeziehung verschiedener, bisher unbekannter Perspektiven auf die präventive und gesundheitsfördernde Arbeit durch die Anwendung partizipativer Methoden eine kritische Reflexion anregt, die im Praxisalltag sonst nicht möglich wäre. Der partizipative Vorgang ist auch für viele Mitarbeiter/innen eine Motivation, sich in Sache Qualitätsentwicklung zu engagieren - gerade im Fall von Mitarbeiter/innen, die sonst skeptisch gegenüber der Qualitätsentwicklung im Sozialwesen stehen bzw. schlechte Erfahrungen mit Qualitätssicherungsmaßnahmen gemacht haben. Der selbstgesteuerte Aspekt vergewissert, dass die aus Sicht der Mitarbeiter/innen wichtigen Fragestellungen zum Thema Qualität berücksichtigt werden.

129 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 129 Einige wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Vermittlung und Umsetzung partizipativer Methoden der Qualitätsentwicklung durch die wissenschaftliche Beratung von Projekten vor Ort sind: ausreichende Kapazitäten (vor allem Zeit) seitens der Projektmitarbeiter/innen, motivierte Mitarbeiter/innen, die ihre Arbeit verbessern wollen, eine wissenschaftliche Begleitung, die sich an die Gegebenheiten vor Ort anpasst, sich von nicht wissenschaftlich bearbeitbaren Themen abgrenzt und auf gleicher Augenhöhe mit den Praktiker/innen zusammenarbeitet, eine Vielfalt an handhabbarer, bewährter Methoden, die sich an die jeweilige Situation anpassen lassen, die Fähigkeit zur Konsensbildung seitens aller Beteiligten, personelle Kontinuität und Vertrauen zwischen dem/der Wissenschaftler/in und der beratenden Einrichtung. Keine dieser Voraussetzungen ist selbstverständlich. Das durchaus größte Hindernis für die erfolgreiche Umsetzung der Partizipativen Qualitätsentwicklung stellt der Mangel an Ressourcen dar, um über die Interventionsarbeit hinaus, auch Zeit für begleitende Qualitätsmaßnahmen entwickeln und umsetzen zu können. Für die Verbreitung und Verankerung der Partizipativen Qualitätsentwicklung wäre die Bereitstellung einer Beratung vor Ort für Anbieter der Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial Benachteiligten sinnvoll. Weitere Themen Die Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass partizipativ ausgerichtete Forschungsmethoden zur Qualitätsentwicklung im Bereich der lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention wesentlich beitragen können. Durch Anwendung der Konzepte und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung ist es möglich, die Besonderheiten des lebensweltorientierten Arbeitens - vor allem Partizipation, Kompetenzbildung und Empowerment - im Dienste der Verbesserung von Interventionen systematisch zu berücksichtigen. Dadurch wurde der erste Schritt zu einer erfolgreichen Übertragung international bewährter partizipativer Forschungsmethoden auf deutsche Praxisverhältnisse gemacht. Es gilt, noch weitere praktische und wissenschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, um Partizipative Qualitätsentwicklung in der Qualitätssicherungslandschaft zu etablieren. Hierzu gehören vor allem die Anwendung der Partizipativen Qualitätsentwicklung als Steuerungsinstrument, die Generalisierbarkeit (Verallgemeinerbarkeit) der Ergebnisse aus lokalen, partizipativen Prozessen und die Fundierung einer partizipativen Wissenschaft. Anwendung der Partizipativen Qualitätsentwicklung als Steuerungsinstrument: Die Methodenentwicklung und die Machbarkeitsprüfung fanden auf der lokalen Ebene der Projektarbeit statt, die auch im Mittelpunkt des partizipativen Ansatzes steht. In einem nächsten Schritt ist zu überprüfen, wie die Partizipative Qualitätsentwicklung von Steuerungs- und Mittelvergabestrukturen als Teil einer projektübergreifenden Qualitätssicherungsstrategie eingesetzt werden kann. Die Herausforderung liegt darin, vordergründig lokale Lernprozesse zu fördern und gleichzeitig projektunabhängige Qualitätsmerkmale bzw. Qualitätsziele zu entwickeln. Hierfür wäre es notwendig, dass Einrichtungen, die für Steuerung und/oder Mittelvergabe zuständig sind, Möglichkeiten für die Integration partizipativer Methoden der

130 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 130 Qualitätsentwicklung in ihre Arbeit schaffen und den Nutzen dieser Methoden für Aufgaben der Steuerung und Mittelvergaben überprüfen (z.b. im Rahmen eines Modellprojekts). Bisher werden fast ausschließlich standardisierte Verfahren von diesen Einrichtungen verwendet, die nicht das Lokale fokussieren, sondern dem Orts- bzw. Settingübergreifenden den Vorrang geben. Generalisierbarkeit (Verallgemeinerbarkeit) der Ergebnisse partizipativer Prozesse: Diese Herausforderung hat einen praktischen und einen wissenschaftlichen Aspekt. Der praktische Aspekt bezieht sich auf die oben gestellte Steuerungsfrage. Über lokale Indikatoren des Nutzens der Partizipativen Qualitätsentwicklung hinaus müssen projektübergreifende Indikatoren erarbeitet werden, die den Nutzen der Partizipativen Qualitätsentwicklung für einen gesamten Arbeits- oder Themenbereich abbilden. Diese Notwendigkeit wirft die wissenschaftliche (erkenntnistheoretische) Frage auf: Welche Ergebnisse aus partizipativen Prozessen sind überhaupt generalisierbar und auf welcher Ebene? Lokales Wissen und lokale Evidenz sind sinnvolle Konzepte, um das Lernen vor Ort zu beschreiben, aber wie werden die lokal gewonnenen Erkenntnisse systematisch zusammengetragen und verbreitet, um den allgemeinen Kenntnisstand in einem Arbeitsbereich zu erweitern? Fundierung einer partizipativen Wissenschaft: Im Gegensatz zu experimentellen, quantitativen Verfahren hat die partizipative Gesundheitsforschung noch keine allgemein anerkannten wissenschaftlichen Standards erarbeitet. 8.3 Empfehlungen Empfehlung 1: Weiterentwicklung und Verbreitung der Partizipativen Qualitätsentwicklung Als erster Versuch, partizipative Methoden in der deutschen Gesundheitsforschung systematisch umzusetzen, wurde in diesem Forschungsprojekt der Ansatz der Partizipativen Qualitätsentwicklung konzipiert. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit Praxiseinrichtungen aus verschiedenen Regionen der Bundesrepublik international anerkannte Methoden und Konzepte der partizipativen Datenerhebung und interpretation sprachlich und kulturell an deutsche Praxisverhältnisse angepasst und dadurch auch innovative Beiträge zur Weiterentwicklung der Methoden geleistet. Die Entwicklung und Erprobung von Konzepten und Methoden zur Umsetzung der partizipativen Forschung auf Projektebene ist jedoch nur ein erster Schritt. Partizipative Forschung und der spezifische Ansatz der Partizipativen Qualitätsentwicklung bewähren sich nämlich erst dann, wenn sie in bestehende Steuerungsstrukturen integriert werden können. Nur so können die Entwicklung und Verbreitung qualitätsgesicherter, lebensweltorientierter Maßnahmen flächendeckend gefördert werden. In diesem Sinne wird empfohlen, im Rahmen eines Modellvorhabens die bewährten Konzepte und Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung in die regionalen Koordinierungsstrukturen für Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten in Deutschland zu integrieren und dadurch die Generalisierbarkeit des Ansatzes zu überprüfen. In Zusammenarbeit mit vier Landesvereinigungen für Gesundheit (z.b. Brandenburg, Niedersachsen, Hamburg und Berlin) soll geklärt werden, wie und in welcher Form partizipative Methoden regional verbreitet werden können. Auf diese Weise soll ein Beitrag zum Ausbau und zur Steuerung der lebensweltorientierten Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten auf regionaler Ebene geleistet werden. Die Ergebnisse des Modellvorhabens werden konkrete Hinweise darauf geben, wie partizipative Methoden in projektübergreifende Qualitätsmanagementsysteme integriert werden können, welche Relevanz diese Methoden für Qualitätssicherung im Rahmen von Mittelvergabeverfahren haben können und auf welche Weise partizipative Methoden für die Stärkung der Angebotsqualität in einer Region verwendet werden

131 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 131 können. Die Arbeitsergebnisse werden in das von WZB und Gesundheit Berlin-Brandenburg entwickelte internetbasierte Interaktive Handbuch zur Partizipativen Qualitätsentwicklung einfließen und damit allen Interessierten zugänglich gemacht. Die beiden zentralen Fragestellungen des empfohlenen Modellvorhabens lauten: Wie können die Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung - durch Integration in bestehende regionale Steuerungs- bzw. Koordinierungsstrukturen - in ihrer Praxisanbindung und in ihrer Wirkung gestärkt werden, um die lebensweltorientierte Prävention qualitätsorientiert weiter zu entwickeln? Wie können Erfahrungen und Befunde über Qualität und Wirksamkeit regional angewandter Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung für den gesamten Bereich der lebensweltbezogenen Prävention generalisiert werden? Zur Beantwortung dieser Fragen werden sieben Ziele (drei Praxisziele und vier Wissenschaftsziele) formuliert: Praxisziele (Beitrag zur Kompetenzentwicklung für die Praxis): Stärkung der Multiplikatorenkompetenz: Entwicklung eines systematischen Verfahrens auf regionaler Ebene für die Verbreitung von Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung, um Akteure im Feld der Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten zu befähigen, diese Ansätze eigenständig weiter zu vermitteln. Diese Multiplikatorenkompetenz soll primär in den kooperierenden Landesvereinigungen für Gesundheit aufgebaut werden. Stärkung der Anbieterkompetenz: Stärkung und Weiterentwicklung einer zielgruppenorientierten, bedarfsgerechten Prävention und Gesundheitsförderung durch die Verbreitung und Anwendung von Methoden der Partizipativen Qualitätsentwicklung in der regionalen Praxis. Stärkung der Steuerungskompetenz: Integration partizipativer Methoden in bestehende regionale Koordinierungsstrukturen (z.b. bei den Regionalen Knoten, Krankenkassen- Verbänden oder Gesundheitsziele-Prozessen), um den Aufbau angemessener Qualitätsmanagementsysteme zu unterstützen. Wissenschaftsziele (Beitrag zum theoretischen und methodologischen Diskurs): Ist-Zustand zu Qualitätskriterien: Identifikation und Beschreibung der existierenden (impliziten und expliziten) Qualitätskriterien, die im Bereich der lebensweltorientierten Prävention auf regionaler Ebene verwendet werden. Lokaler Diskurs: Analyse der diskursiven Genese und Anwendung dieser Kriterien: Wie und von wem werden die Kriterien entwickelt und unter welchen Bedingungen? Generalisierbarkeit von Ergebnissen: Herstellung der theoretischen und methodischen Verbindung zwischen projektbezogenen Ergebnissen der Partizipativen Qualitätsentwicklung (lokaler Evidenz) und projektübergreifenden Evidenzen für Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention. Steuerungsprozesse: Entwicklung von Methoden, projektbezogene Daten und Erkenntnisse zu verwenden, um die Bedarfsgerechtigkeit der lebensweltorientierten Prävention auf regionaler Ebene projektübergreifend zu verbessern.

132 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg 132 Empfehlung 2: Weiterentwicklung der Good Practice Kriterien Die im Rahmen der Arbeit des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten entwickelten Kriterien guter Praxis werden von den in das Forschungsprojekt einbezogenen Praktiker/innen als ein geeignetes Angebot angesehen, die eigene gesundheitsfördernde Praxis zu reflektieren und qualitätsorientiert weiter zu entwickeln. In einem nächsten Entwicklungsschritt sollten die Kriterien auf der Grundlage der im vorliegenden Forschungsprojekt gesammelten Erkenntnisse praxisgerecht weiter entwickelt und im Rahmen von Schulungsveranstaltungen und personaler Beratungsprozesse in die Praxis vermittelt werden. Diese sollen sowohl das Verständnis für die jeweilige Bedeutung der Kriterien als Bestandteil einer gelingenden gesundheitsfördernden Praxis entwickeln als auch die Integration der Kriterien in die projektinterne Qualitätsentwicklung fördern. Hierbei ist besonders die Anschlussfähigkeit des Good Practice-Konzeptes an andere Konzepte der Qualitätsentwicklung zu berücksichtigen. Wie auch der Ansatz der Partizipativen Qualitätsentwicklung (vgl. 2.7) können die Kriterien guter Praxis als ein wichtiger fachlicher Baustein in andere Prozesse der Qualitätsentwicklung integriert werden. Prioritär sollten die Schnittstellen von Good Practice und Partizipativer Qualitätsentwicklung weiter herausgearbeitet und beide Konzepte systematisch in Richtung eines integrierten Ansatzes entwickelt werden. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, die Stärken der beiden Ansätze in einem synergetischen Prozess zusammenzuführen: Der bislang primär fachlich-inhaltlich orientierte Good Practice-Ansatz erhält durch die Instrumente und Methoden der partizipativen Qualitätsentwicklung eine wichtige Bereicherung in Richtung eines praxisgerecht anwendbaren Qualitätsentwicklungs-Systems, während die in allen Phasen der Projektarbeit einsetzbaren PQ- Instrumente und Methoden mit den Kriterien guter Praxis klare fachliche Bezugspunkte für die inhaltliche Ausgestaltung der partizipativen Prozesse erhalten.

133 Abschlussbericht Präventionsforschungsprojekt WZB / Gesundheit Berlin-Brandenburg Verwertung und Transfer der Ergebnisse Die optimale Verwertung der Ergebnisse aus partizipativen Forschungsprozessen wird international diskutiert. Im Sinne der Grundprinzipien der partizipativen Gesundheitsforschung sollen sich die Ergebnisse in effektiveren Handlungsstrategien niederschlagen, was eine verständliche und allgemein zugängliche Aufbereitung der Ergebnisse voraussetzt. Die in der Wissenschaft übliche Berichterstattung ist hinsichtlich Sprache und Umfang für Praktiker/innen und Interessierte ohne wissenschaftlichen Hintergrund oft nur schwer einsetzbar. Aus diesem Grund wird in der partizipativen Forschung zunehmend betont, vielfältige Verwertungsstrategien zu verfolgen, um den Interessen und Zugangsmöglichkeiten der verschiedenen Akteur/innen besser gerecht zu werden. Im Fall der vorliegenden Studie umfasst die Verwertungsstrategie folgende Bestandteile (vgl. auch Abbildung 23): Internet-Plattform Wissenschaftliche und praxisorientierte Publikationen Vorträge auf einschlägigen Konferenzen und Fachveranstaltungen Qualifizierung der Anbieter Qualifizierung der Multiplikatoren Integration in Steuerungsstrukturen Abbildung 23: Elemente des Verwertungs- und Transferkonzeptes 9.1 Internet-Plattform Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden auf in Form von Konzepten, Methoden und Praxisbeispielen für ein Online-Handbuch aufbereitet und so einer breiten Praxisöffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Website ermöglicht die interaktive Nutzung, Weiterentwicklung und Ergänzung der Inhalte. Konzept und Umsetzung sind ausführlich in Kapitel 7 erläutert. Die Plattform ist frei zugänglich, und alle Inhalte können heruntergeladen werden.

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