Chancen und Probleme von Pflegediagnosen in der Psychiatrie
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- Walther Kramer
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1 Chancen und Probleme von Pflegediagnosen in der Psychiatrie Christoph Abderhalden Abteilung Forschung / Entwicklung Pflege & Pädagogik Universitäre Psychiatrische Dienste UPD Bern Heidenheimer Psychiatrie Pflegekongress 2009 Psychiatrie in Bewegung Heidenheim
2 Hintergrund Es gibt verschiede Arten von gesundheitlichen Problemen gesundheitliche Probleme manifestieren sich auf verschiedenen Ebenen verschiedene Gesundheitsberufe und die PatientInnen fokussieren auf verschiedene Aspekte, sie sehen / beurteilen die Situation aus unterschiedlicher Perspektive Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
3 Gesundheit (WHO-ICF) Störung/Krankheit (Health Condition) Körperfunktionen -Strukturen (Schädigungen) Aktivitäten (A-Einschränkungen) Partizipation (P-Einschränkungen) Umweltfaktoren Persönliche Faktoren Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
4 Gesundheit (WHO-ICF) Health Condition (Störung/Krankheit) Körperfunktionen -Strukturen (Schädigungen) Aktivitäten (A-Einschränkungen) Partizipation (P-Einschränkungen) Wie wirkt die Krankheit aus auf alltägliche Funktionen? auf das Wohlbefinden, das Selbstkonzept, Umweltfaktoren die Partizipation am gesellschaftlichen Leben? Wie geht der Patient/die PatientIn um mit Risiken, Vulnerabilität, Symptomen, mit der Therapie? Persönliche Faktoren Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
5 Perspektiven / Fachwissen Sozialarbeit SozialarbeiterIn Medizin Situation PatientIn Pflege Arzt/Ärztin PatientIn Pflegeperson Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
6 Perspektiven / Fachwissen Anorexie; Psychodynamik; Familiendynamik Sozialarbeit Freizeitgestaltung? Kontakte und Freundschaften? Umgang mit Stigma von Krankheit/psychiatrischer Behandlung? Rolle als Frau im Alltagsleben? SozialarbeiterIn Nahrungs- und Flüssigkeitseinnahme? Zurechtkommen mit Therapieempfehlungen? Vertretung eigener Interessen in Alltagssituationen? Medizin Situation PatientIn Pflege Arzt/Ärztin PatientIn Pflegeperson Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
7 Merkmale professioneller Arbeit systematisches Vorgehen, in der Regel nach einem Problemlösungsansatz begründbar durch spezifisches Fachwissen (Theorien, kollektives und individuelles Erfahrungswissen, Forschungsergebnisse [Evidenzbasierte Praxis]) reflektiert nach ethischen Prinzipien ausgerichtet Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
8 Allgemeines Problemlösungsverfahren Informationssammlung (z.b. Untersuchung) Problemdefinition (z.b. Diagnose) Zielformulierung (z.b. Therapieziele) Planung (z.b. Therapieplan) Intervention (z.b. Therapeutische Intervention) Evaluation (z.b. Verlaufskontrolle) Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
9 Definition Pflegediagnosen sind Aussagen (klinische Beurteilungen) über pflegerische Aspekte des Gesundheitszustandes und des Gesundheitsverhaltens von PatientInnen schriftlich festgehalten, kurz und präzise formuliert, auf eine systematische Datensammlung abgestützt, beruhen auf Fachwissen sind Anlass / Begründung für Interventionen! Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
10 Medizin Pflege Untersuchung Ärztliche Untersuchung Pflegerische Untersuchung Diagnose Med. Diagnose(n) Pflegediagnose(n) Gemeinsame, interdisziplinäre Gesamtbeurteilung Gemeinsame, interdisziplinäre Ziele/Planung Ziel + Plan Therapieplan Pflegeplan Intervention Med. Therapie Pflegeintervention Evaluation Kontrolle Evaluation Gemeinsame, interdisziplinäre Standortbestimmung Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
11 Interdisziplinärer Prozess Medizin Pflege Untersuchung Ärztliche Untersuchung Pflegerische Untersuchung Diagnose Med. Diagnose(n) Pflegediagnose(n) Gemeinsame, interdisziplinäre Gesamtbeurteilung Gemeinsame, interdisziplinäre Ziele/Planung Ziel + PlanKoordination, Therapieplan Intervention Absprache, Med. Therapie Arbeitsorganisation Evaluation (Patient Care Team), Kontrolle Pflegeplan Pflegeintervention Evaluation. Prozessmanagement Gemeinsame, interdisziplinäre Standortbestimmung Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
12 Zusammengefasst in medizinischer Diagnose Sozialarbeit Sozialarbeiterischer Diagnose SozialarbeiterIn Zusammengefasst in Pflegediagnosen Medizin Situation PatientIn Pflege Arzt/Ärztin PatientIn Einschätzung PatientIn Pflegeperson Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
13 Zusammengefasst in medizinischer Diagnose Sozialarbeit Sozialarbeiterischer Diagnose SozialarbeiterIn Zusammengefasst in Pflegediagnosen Erst alle Beurteilungen/Diagnose Medizin n zusammen bilden eine adäquate, umfassende Darstellung des Falles! Arzt/Ärztin Situation PatientIn PatientIn Pflege Einschätzung PatientIn Pflegeperson Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
14 Medizinische und Pflege-Diagnosen Medizinische und pflegerische Diagnosen ergänzen sich: Medizinische Diagnosen beschreiben in einer Kurzform Krankheiten, Pflegediagnosen beschreiben in einer Kurzform die individuellen Folgen/ Begleiterscheinungen der Krankheiten/Behandlungen, die Reaktionen der Betroffenen auf Risiken, Vulnerabilität, Krankheit, Behandlung, und Ressourcen Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
15 Überschneidung der Fachbereiche Krankheit Symptom, Manifestation Folge, Coping Cerebrale Schädigung Sucht Chronische Psychose Medizin Merkfähigkeits schwäche Vermindertes Selbstwertgefühl Soziale Isolation Risiko für Gewalttätigkeit Vergiftungswahn Mangelernährung Pflege Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
16 Umsetzung Begriffe aus Klassifikationssystemen (analog ICD) zb NANDA, ICNP, ZEFP, ICF Pflegediagnosen in standardisierter Form (PES) Problem Einflussfaktoren Symptome Wichtig, weil: Individualisiert Diagnosen; hilft, die Problemdynamik zu verstehen; gibt Richtung an für Intervention Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
17 Beispiel 1 Unwirksames Coping (mit Konflikten) i.z.m. ungenügender Fähigkeit, eigene Interessen zu vertreten a.d. zieht sich sofort zurück, fühlt sich ungerecht behandelt, sagt nicht, wenn sie nicht einverstanden ist, fühlt sich oft überfahren (Ziel : Sagt, wenn sie mit etwas nicht einverstanden ist, äussert direkt ihre Gefühle und Bedürfnisse) Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
18 Unwirksames Coping (mit Belastungen) i.z.m. schwachem Selbstvertrauen, Ungeduld, Allesoder-Nichts-Denken a.d. Resigniert rasch, wenn sie einige Dinge aufs mal erledigen sollte, das schaffe ich ja doch nie, zieht sich dann zurück, hat Kopfweh, erscheint nicht zu abgemachten Terminen (Ziel z.b.: Lernt, Aufgaben zu sortieren, der Reihe nach anzupacken, Teilerfolge anzuerkennen; sagt, wenn ihr etwas zu viel ist, meldet sich ab, wenn sie Termine nicht einhalten kann) Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
19 Klinisches Beispiel Patientin E: männlich, 45 Medizinische Diagnosen Schizophrenie Evtl. Medizinische Probleme Halluzinationen NW: Milchfluss Metabolisches Syndrom Pflegediagnosen Gefahr von Überernährung Angst Nichteinhalten von Behandlungsempfehlungen Soziale Isolation Patient Zwangseinweisung als grosses Unrecht erlebt Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress 2009
20 Verwendung Grundlage für Zielformulierung und Planung mit Patient/Patientin, im Team Grundlage für Evaluation Grundlage für Überweisungs-/Austrittsberichte Grundlage für Leistungsnachweis (=Begründung für Leistungen) Sekundäre Verwendung für Management, Statistik, Angebotsplanung, Theorie/Ausbildung/Forschung: Einheit des Fachwissens, Forschungsthema Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
21 Chancen PatientIn: Hilft, Situation zu verstehen, Probleme zu sortieren, Prioritäten zu setzen Pflege, interdisziplinäre Teamarbeit: Basis für transparente Rollen- und Aufgabenklärung, Absprachen Basis für koordiniertes, gezieltes Arbeiten Basis für Evaluation (Problem verändert)? Entwicklung des Fachwissens Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
22 Praxis in der Schweiz Ist ein Thema in praktisch allen psychiatrischen Kliniken der Schweiz (umgesetzt, geplant, diskutiert[wie?]) Wo es elektronische Dokumentationen gibt, sind PDx- Listen integriert, zunehmend kombiniert mit Listen von Interventionen, Zielen Sinnhaftigkeit, Qualität und Konsequenz der praktischen Verwendung ist unterschiedlich Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
23 Grösste Probleme / Herausforderungen Verwendung in der direkten Arbeit mit PatientInnen (Gemeinsame Problemdefinition! Arbeitsbündnis!) Integration in interdisziplinäre Zusammenarbeit PES-Format Fachwissen! Hintergrundwissen spezifische Interventionen wissensbasierte Interventionen Zusammenhang Diagnose-Intervention Evaluation! Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
24 Fazit Pflegediagnosen machen nur Sinn, wenn sie tatsächlich verwendet werden in der Zusammenarbeit mit den PatientInnen in der Teamarbeit Wichtiger als die Diagnosen sind die Interventionen Wichtiger als Diagnosen und Interventionen sind die Ergebnisse Hat die Pflege geholfen, Probleme zu lösen und Ressourcen zu entwickeln? Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
25 Heidenheimer Psychiatrie Pflege Kongress
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