Sonderumfrage Mindestlohn. Name: Dr. Jan Pieter Schulz. I Umfragedesign
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- Lucas Schmidt
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1 Seite 1 / 15 I Umfragedesign Die IHK Südthüringen hat von 17. August 2015 bis 11. September 2015 unter ihren Mitgliedsunternehmen eine repräsentative Umfrage zum gesetzlichen Mindestlohn durchgeführt. Befragt wurden Unternehmen, die nach der Branchenzugehörigkeit, Betriebsgröße und dem Sitz ausgewählt wurden. Der Rücklauf umfasst 851 Antworten. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 21,3 Prozent. Auch der Rücklauf kann als repräsentativ angesehen werden, auch wenn die Industriebetriebe etwas zu stark und die Betriebe des Gastgewerbes etwas zu schwach vertreten sind.
2 Seite 2 / 15 I Betroffenheit vom Mindestlohn Mehr als ein Drittel der Unternehmen bewertet die Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns als negativ, für einige ist der Mindestlohn sogar existenzgefährdend. Überdurchschnittlich negativ wird der Mindestlohn im Gast- und Verkehrsgewerbe sowie im Einzel- und im Großhandel bewertet.
3 Seite 3 / 15 Ein Dreivierteljahr nach Einführung stellen die Dokumentationspflichten/die Erfassung der Arbeitszeit das größte Problem dar, mehr als die Hälfte der Unternehmen ist hiervon betroffen. An zweiter und dritter Stelle werden die Verschiebungen im Lohngefüge und die Höhe des Mindestlohns kritisiert. Branchenspezifisch bestehen Bewertungs- und Gewichtungsunterschiede. Mindestlohnhöhe (8,50 ) (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 17,1 28,3 54,6 Industrie 15,5 27,5 57,0 Einzelhandel 18,6 45,3 36,1 Großhandel 20,6 14,7 64,7 Baugewerbe 6,7 17,8 75,6 Verkehrsgewerbe 21,4 31,0 47,6 Gastgewerbe 40,7 33,3 25,9 Dienstleister 16,3 25,8 57,9 Verschiebung Lohngefüge (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 22,0 24,0 54,0 Industrie 24,9 22,3 52,8 Einzelhandel 24,7 31,2 44,1 Großhandel 21,2 12,1 66,7 Baugewerbe 6,8 13,6 79,6 Verkehrsgewerbe 26,8 46,3 26,9 Gastgewerbe 34,8 34,8 30,4 Dienstleister 17,3 22,3 60,4
4 Seite 4 / 15 Dokumentationspflichten/ Erfassung Arbeitszeiten (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 34,1 24,1 41,8 Industrie 27,7 24,5 47,7 Einzelhandel 39,8 22,9 37,3 Großhandel 25,7 20,0 54,3 Baugewerbe 29,5 29,5 41,0 Verkehrsgewerbe 63,6 15,9 20,5 Gastgewerbe 57,1 28,6 14,3 Dienstleister 34,5 24,8 40,7 Gestaltung Arbeitsverträge (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 10,2 26,6 63,4 Industrie 10,3 26,0 63,7 Einzelhandel 10,1 30,4 59,5 Großhandel 5,9 26,5 67,6 Baugewerbe 6,8 18,2 75,0 Verkehrsgewerbe 15,0 45,0 40,0 Gastgewerbe 20,8 33,3 45,9 Dienstleister 9,1 23,4 67,5 Haftungsrisiken (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 18,8 20,8 60,4 Industrie 23,8 18,8 57,4 Einzelhandel 5,6 20,8 73,6 Großhandel 9,7 16,1 74,2 Baugewerbe 15,9 18,2 65,9 Verkehrsgewerbe 35,0 27,5 37,5 Gastgewerbe 17,4 47,8 38,8 Dienstleister 15,1 20,8 64,1 offene Umsetzungsfragen (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 13,4 22,9 63,7 Industrie 13,0 24,9 62,1 Einzelhandel 9,7 22,2 68,1 Großhandel 9,7 9,7 80,6 Baugewerbe 14,3 14,3 71,4 Verkehrsgewerbe 32,5 25,0 42,5 Gastgewerbe 31,8 36,4 31,8 Dienstleister 9,6 22,3 68,1 Interaktion mit Kunden/ Lieferanten (eher) gro ß es (eher) kleines (eher) kein Gesamt 15,2 26,7 58,1 Industrie 20,1 30,3 49,7 Einzelhandel 9,9 18,3 71,8 Großhandel 13,3 16,7 70,0 Baugewerbe 7,3 12,2 80,5 Verkehrsgewerbe 20,0 45,0 35,0 Gastgewerbe 13,6 45,5 40,9 Dienstleister 10,7 23,0 66,3
5 Seite 5 / 15 Mehr als die Hälfte der Unternehmen musste in Folge des Mindestlohns Lohnerhöhungen vornehmen.
6 Seite 6 / 15 In den Unternehmen, in denen Lohnerhöhungen vorgenommen werden mussten, sind meistenteils bis zu 25 Prozent der Mitarbeiter betroffen. Im Gast- und Verkehrsgewerbe betrafen die Lohnerhöhungen in vielen Unternehmen mehr als 75 Prozent der Mitarbeiter.
7 Seite 7 / 15 Der Lohnkostenanstieg betrug in den meisten Betrieben maximal 25 Prozent.
8 Seite 8 / 15 Außer im Gast- und Verkehrsgewerbe führte der Mindestlohn in den meisten Unternehmen nicht generell zu einer Verschiebung des Lohngefüges.
9 Seite 9 / 15 Der gesetzliche Mindestlohn hat nicht nur einzelbetriebliche Folgen, sondern hat auch gesamtwirtschaftliche Auswirkungen. So berichten fast zwei Drittel der Unternehmen von gestiegenen Preisen für Vorleistungen.
10 Seite 10 / 15 Die Nachfrage nach den eigenen Produkten blieb sicherlich auch geschuldet der guten konjunkturellen Lage für die meisten Unternehmen nahezu unverändert.
11 Seite 11 / 15 Insgesamt erscheinen die mit dem Mindestlohn verbundenen Zusatzkosten sowie Bürokratielasten für ein knappes Drittel der Unternehmen zu hoch, für ein gutes Viertel sind sie hingegen unbedeutend. Auch hier zeigt sich, dass das Gast- und Verkehrsgewerbe ungleich stärker betroffen ist als die anderen Branchen.
12 Seite 12 / 15 II Betriebliche Maßnahmen/Reaktionen auf den Mindestlohn Bislang hat jedes zweite Unternehmen auf den Mindestlohn reagiert. Die Reaktionen fielen abgesehen vom Baugewerbe und vom Großhandel branchenübergreifend stark aus. Die wichtigsten Stellschrauben waren Preiserhöhungen und Veränderungen des Personaleinsatzes.
13 Seite 13 / 15 Mit welchen Maßnahmen hat bzw. wird Ihr Unternehmen auf den Mindestlohn reagieren? (mehrere Antworten möglich) Branchen Gesamt Industrie Einzelhandel Großhandel Baugewerbe Verkehrsgewerbgewerbe Gast- Dienstleister bislang keine Maßnahmen geplant/umgesetzt 50,1 52,2 41,8 61,1 82,2 27,3 17,9 51,0 keine Möglichkeit einer Kostenkompensation 15,5 17,2 17,6 19,4 2,2 25,0 3,6 13,3 Verringerung Leistungsangebot/Produktvie lfalt 3,9 4,5 1,1 0,0 2,2 9,1 7,1 3,8 Kosteneinsparung an anderer Stelle 5,9 7,0 5,5 2,8 0,0 6,8 14,3 4,8 Verringerung der Betriebszeiten 6,0 2,2 11,0 11,1 0,0 2,3 25,0 8,1 Vertragsgestaltung mit Kunden/Lieferanten 6,1 7,6 0,0 2,8 2,2 6,8 7,1 7,6 Stellenabbau 9,4 10,5 12,1 11,1 4,4 13,6 17,9 5,2 Rationalisierungsmaßnahme n/-investitionen 12,7 18,2 7,7 5,6 4,4 9,1 14,3 10,5 Verringerung der Arbeitszeit 13,4 10,2 19,8 19,4 4,4 6,8 35,7 14,8 Kürzung/Einstellung v. Sonderzahlungen/freiwilligen Leistungen 15,0 14,0 18,7 13,9 2,2 25,0 14,3 15,7 Verzicht auf Neueinstellungen 17,1 17,3 15,6 8,3 2,2 20,5 46,4 17,6 Erhöhung der Preise 23,4 19,1 19,8 16,7 6,7 36,4 67,9 27,6 Insgesamt wurden von den Umfrageteilnehmern bislang infolge des Mindestlohns 194 Vollzeitstellen, 79 Teilzeitarbeitsplätze und 91 Minijobs gestrichen. Bei Antwort "durch Stellenabbau": um wieviel Stellen? N Minimum Maximum Summe Mittelwert Standardab weichung Vollzeit ,527 6,064 Teilzeit ,026 1,8706 Minijob (450 ) ,116 2,4805
14 Seite 14 / 15 Weitere Reduzierungen sind insbesondere im Bereich der Minijobber zu erwarten. Rückläufige Effekte sind vor allem in den Segmenten Aushilfe, Schülern/Ferienarbeiter und Praktika mit mehr als drei Monaten Länge zu erwarten.
15 Seite 15 / 15 Ein weiteres Thema war die Auftraggeberhaftung. Sie ist vor allem für das Verkehrsgewerbe und die Industrie ein wichtiges Thema. Sie bewirkt eine Bürokratisierung des Geschäftsverkehrs, denn mehr als ein Drittel der Unternehmen verlangt nunmehr Eigenerklärungen bzw. Nachweise von Nachunternehmen. III Erwartungen an die Politik Vor allem drei Themen sollte die Politik anfassen, um die Folgen des gesetzlichen Mindestlohns für die Wirtschaft abzumildern: Nachbesserungen sind erwünscht hinsichtlich der Höhe der Dokumentationsgrenze, hinsichtlich der Dokumentationspflichten/Arbeitszeiterfassung und hinsichtlich der Haftungsrisiken. Als Auftraggeber haften Sie dafür, dass Nachunternehmer ihrerseits den Mindestlohn zahlen. Wie reagiert Ihr Unternehmen auf die Auftraggeberhaftung? (Mehrere Antworten möglich) Gesamt Industrie Einzelhandel Großhandel Baugewerbe Verkehrsgewerbgewerbe Gast- Dienstleister andere Maßnahmen, 1,5 1,6 0,0 0,0 2,2 0,0 0,0 2,6 Sicherheiten (z.b. Bürgschaften) einfordern 5,8 5,2 2,5 6,3 15,6 12,5 0,0 5,2 Auswahl der Geschäftspartner prüfen 25,1 30,0 10,1 25,0 35,6 32,5 31,8 18,1 Eigenerklärungen/Nachweise von Nachunternehmern 35,2 44,8 19,0 18,8 40,0 55,0 4,5 26,9 einfordern keine Maßnahmen erforderlich bzw. geplant 53,9 42,6 74,7 65,6 46,7 40,0 81,8 63,2
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