Die tägliche Stressbelastung

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1 Die tägliche Stressbelastung Immer mehr Menschen klagen über: Stress Innere Unruhe Ausgebranntsein (Burn-Out) Aber kaum jemand nimmt die Beschwerden wirklich ernst. Man könnte fast meinen, es sei der Preis des modernen Lebens. Schließlich muss man ja immer erreichbar und immer bereit sein! Der tägliche Kampf in unsere schnelllebige Industriegesellschaft ist für die meisten Menschen Stress. Auf die Dauer führt dies zur Erschöpfung. Abwehrschwäche und Krankheit. Tempo, Tempo! Schnell und effizient im Beruf, aktiv und fit in der Freizeit. Viele halten dieses Tempo über Jahre durch und beschleunigen sogar noch. Doch manchmal verändert sich klammheimlich etwas: Die Anspannung lässt nicht mehr nach. Der Magen spielt verrückt. Die Nerven liegen blank. Das Kopfkissen ist morgens so verwühlt wie noch nie. Die Beine sind schwer wie Blei. Offenbar läuft irgendetwas nicht mehr so gut wiefrüher. Untypisches Krankheitsbild Wer mit diesen Beschwerden zum Arzt geht und eine schnelle Lösung erwartet, wird enttäuscht sein. Vielfach kann aus schulmedizinischer Sicht keine Ursache der beschriebenen Symptome festgestellt werden, weder am Magen noch am Herzen oder im Blutbild. Trotzdem ist es wichtig, die Funktionen prüfen zu lassen, damit man weiß, dass organisch alles in Ordnung ist. Doch man sollte sich damit nicht zufrieden geben. Was macht uns krank? Wer die Alarmsignale seine Körpers nicht ernst nimmt, läuft Gefahr krank zu werden. So weitermachen wie bisher ist daher keine Lösung. Schließlich reagieren wir immer sensibler auf Hektik, ungelöste Konflikte und Überforderung, egal ob in Beruf oder Familie. Bei Stress und Hetze setzen der Körper Hormone frei, die uns in Sekundenbruchteilen auf Kampf oder Flucht programmieren. Dass dies dauerhaft krank macht, ist leicht vorstellbar. Ständig unter Strom Die Fähigkeit unsres Körpers, sich blitzschnell auf Flucht oder Kampf einzustellen, hat vermutlich so manchem unserer Vorfahren das Leben gerettet. Auch heute verfügen wir noch über diese Mechanismen. In Sekundenbruchteilen reagieren wir auf Bedrohung und Angst. Doch stellt sich die Frage: Brauchen wir dies im 21. Jahrhundert überhaupt noch?

2 Ehrlich mit sich sein Es ist kein Geheimnis, dass sich in unserer schnelllebigen Industriegesellschaft immer mehr Menschen überfordert und bedroht fühlen. Zur unterschwelligen Angst vor Terror und Naturkatastrophen kommen Überforderungen in den Alltagsaktivitäten: Beim Autofahren, am Arbeitsplatz, an der Supermarktkasse, im Haushalt, in der Familie, Konkurrenzkampf, Termindruck sowie Stress und diese Tag für Tag. Körperliche Mobilmachung Im diesen Situationen schüttet der Körper automatisch eine Fülle von Stresshormonen aus. Das bekannteste ist Adrenalin. Es dient vor allem dazu, zusätzliche Energien zu mobilisieren. Der Herzschlag wird schneller. Der Blutdruck steigt rasant an. Die Muskeln spannen sich an. Auch die Atmung verändert sich und die Leber gibt gespeicherten Zucke ins Blut ab las Power für die potenzielle Mehrarbeit der Muskeln. Gleichzeitig drosselt der Körper weniger wichtige Vorgänge wie die Verdauung. Prinzipiell ist dies ökonomisch und kann uns helfen, Aufgaben besser zu meistern. Positiv erlebte Stresssituationen werden daher als Eustress bezeichnet. Sie gleichen einer sportlichen Herausforderung und wirken wie ein Energieschub. Stress lass nach! Anders verhält es sich, wenn den Phasen der Anspannung keine Entspannungszeiten folgen, wenn also Körper und Psyche unter Dauerfeuer geraten. Diese negative, krank machende Form von Stress, die auch Distress, führt zu einer Vielzahl psychovegetativer Störungen, die von Herzschmerzen bis zur Abwehrschwäche reichen. Zu den häufigstem Beschwerden zählen: Bluthochdruck und Herzbeschwerden Magen- und Darmstörungen Nervosität und Schlagstörungen Verspannungen und Rückenschmerzen Erschöpfung und sexuelle Störungen Hohe Infekt-Anfälligkeit Allgemein versteht man unter Stress den negativ erlebten Distress. Alles hängt mit allem zusammen Welche Auswirkungen Stress auf unsere Gesundheit hat, entscheidet sich primär im Gehirn. Dabei spielt das sogenannte Limbische System, zu dem der Mandelkern (Amygdala) gehört, eine wichtige Rolle. Denn hier befinden sich die zentrale Verarbeitungsstelle für Gefühle, Erlebnisse und emotionale Gedächtnisinhalte. Aus dem Gleichgewicht Wenn die zentralen Steuerungsfunktionen des Gehirns durch Stress, Ängste oder Depressionen gestört sind, beeinträchtigt dies das vegetative Nervensystem, das für die Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichts zuständig ist. Hier geht es vor allem um Funktionen, die nicht unserem Willen unterliegen, also Herz-Kreislauf-System, Atmung, Speichelproduktion, Magen-Darmtätigkeit oder Blasenfunktion.

3 Botenstoffe im Ungleichgewicht Wie sehr das innere Gleichgewicht gestört ist, zeigt sich außerdem in hohen oder niedrigen Freisetzungsraten der Botenstoffe Dopamin Serotonin Acetylcholin Noradrenalin Diese so genannten Neurotransmitter sind sowohl am Zusammenspiel mit anderen Hirnregionen als auch an der Regulation vegetativer Grundfunktionen beteiligt. Dazu gehören die Körpertemperatur, der Energie- und Wasserhaushalt, der Schlaf-Wach-Rhythmus, die Nahrungsaufnahme und das Sexualverhalten. Außen- und Innenwelt in intensiver Kommunikation Vereinfacht gesagt werden die emotionalen Reize im Gehirn verarbeitet und vom Limbischen System an den Hypothalamus gemeldet. Denn er stellt mit der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, eine Steuerungszentrale für die hormonale Regulation dar. Hier werden mittels Freisetzungs- oder Hemmhormonen, zum Beispiel Schilddrüse und Nebenniere in Ihrer Funktion beschleunigt oder verlangsamt. Wenn Stress an die Nieren geht Insbesondere die Nebenniere spielt bei Stress eine bedeutsame Rolle. Denn hier wird in Stress- Situationen besonders viel Cortisol freigesetzt. Es ist neben Adrenalin und Noradrenalin das wichtigste Stresshormon und unterdrückt vor allem die Immunabwehr. Somit schließt sich auch hier der Kreis zwischen Innen- und Außenwelt: Stressmeldungen aus dem Gehirn wirken eindeutig auf unsere Körperfunktionen. Ob Stress krank mach, liegt sowohl an der Schwere und Dauer der Belastung als auch an der individuellen Sensibilität. Oft verkraften wir selbst große Belastungssituationen über Jahre hin gut. Wenn allerdings Ereignisse wie der Verlust von Angehörigen, berufliche Probleme oder schwere Erkrankungen hinzu kommen, reichen unsere Kompensationsmechanismen nicht mehr aus. Dann kann die chronische Stressbelastung zu Erschöpfung und Abwehrschwäche führen und sogar zu einem erhöhten Krebsrisiko beitragen. Sich selbst fremd werden Viele Menschen wissen gar nicht so genau, was die Ursache ihrer wachsenden Unruhe und ihres Ausgebranntseins eigentlich ist. Oder anders gesagt: Sie kennen gar nicht mehr das Gefühl der inneren Balance und erholsamen Ausgeglichenheit. Auf diesem Boden entwickeln sich leicht zwei Krankheitsbilder Innere Unruhe und Nervosität Burn-Out und Erschöpfung Im Fall der inneren Unruhe, Nervosität und Angst geht meist eine jahrelange Überarbeitung voraus. Da Schlafstörungen und die Unfähigkeit zu entspannen vielfach hinzukommen fehlen die nötigen Erholungsphasen. Mit dem Begriff Burn-Out oder Ausgebranntsein wird ein Zustand der Resignation und Erschöpfung beschrieben. Typischerweise zeigen beide Krankheiten gleichartige Beschwerdebilder. Dazu zählen körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder Herzstechen. Als weitere psychische Beschwerden entwickeln sich häufig Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Verstimmungen, Ängste, Erschöpfung und Tinnitus.

4 Burn-Out Burn-Out ist ein Zustand innerer Erschöpfung und Frustration und galt noch vor einiger Zeit als Modekrankheit ehrgeiziger Menschen. Inzwischen wird das Krankheitsbild auch von den Medizinern ernster genommen, weil sie erkannt haben, dass der Zustand des Ausgebranntseins Herz und Gefäße schädigt und die Abwehrkräfte schwächt. Auffallend häufig kommt Burn-Out bei überarbeiteten Krankenpflegern und -schwestern, frustrierten Lehrern, erschöpften Müttern, ausgelaugten Telefonistinnen in Call-Centern, resignierten Arbeitslosen oder abgestumpften Soldaten in Krisengebieten vor. Sie alle verbindet das Gefühl, ihre Arbeitsleistung sei sinnlos und ineffektiv. Sie fühlen sich gefühlsmäßig erschöpft und sehen keinen Ausweg. Wenn der Bogen überspannt ist Burn-Out ist längst nicht mehr auf die helfenden Berufe beschränkt. Es ist überall anzutreffen, wo die eigenen Leistungsgrenzen durch zu hohe Anforderungen überschritten werden, das über einen längeren Zeitraum. Damit trifft Burn-Out Menschen aller sozialen Schichten. Auszubildende ebenso wie Wissenschaftler, Manager oder Hausfrauen. Bekannte Beispiele sind der Skispringer Sven Hannawald, der sich deswegen aus dem Wettkampf zurückgezogen hat. Auch der Rapper Eminem hat eine Tournee abgesagt und Profifußballer Sebastian Deisler hat sich eine Auszeit genommen. Fehlende Anerkennung Wenn leistungsorientierten Menschen die Anerkennung verwehrt und gleichzeitug der Arbeitsdruck erhöht wird, brennen sie allmählich aus. Irgendwann erledigen sie ihre Aufgaben nur noch mechanisch. Der Wiederwille gegen die Arbeit sowie gegen alle Menschen in Ihrem Umfeld wächst. Im Gefühl von Hilflosigkeit und Überforderung bleiben die Betroffenen wie in einer Sackgasse stecken. Genervt von der Fliege an der Wand, können ausgebrannte Menschen schon bei kleinen Störungen genervt reagieren. Oft ziehen sich selbst gute Freunde allmählich zurück. Der Körper schlägt Alarm In dieser Grundstimmung lassen Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Kopf- und Magenprobleme nicht lange auf sich warten. Ebenso verstärken sich Verspannungen der Muskulatur, Stimmungsschwankungen, Ärger und Angstgefühle. Da sie selbst am Wochenende kaum noch abschalten können, nutzen viele Menschen die entspannende Wirkung von Alkohol. Andre flüchten zu Beruhigungs-, Schmerz- und Schlafmittel. Unkontrollierter Medikamenten- und Alkoholkonsum birgt jedoch ein großes Risiko, den Teufelskreis noch weiter zu verstärken. Wenn der Zustand des Ausbrennens anhält kommt irgendwann der Zusammenbruch. Mut zur Veränderung Selbst Goethe soll in seiner Weimarer Amtszeit vom Burn-Out erfasst worden sein. Aus Angst dichterisch auszutrocknen, verließ er seinen Ministerposten und floh nach Italien. Sein Dienstherr, Herzog Karl-August von Weimar, nahm das nicht übel. Er riet ihm sogar, sich ausgiebig zu erholen und wiederhergestellt zurückzukehren. Auch mal fünfe gerade sein lassen An Goethes Beispiel sehen wir, dass es kein Makel ist, irgendwann erschöpft und ausgebrannt zu sein. Trotzdem fällt das Eingeständnis schwer. Das liegt auch daran, dass die meisten von uns Perfektionisten sind und an sich selbst höchste Ansprüche stellen. Das gilt auch für Menschen mit dem so genannten Helfersyndrom, die sich für andere aufopfern. Selbst wenn die Dankbarkeit der Hilfeempfänger ausbleibt, halten sie an ihrer Aufgabe fest. Ihre eigenen Schmerzen und nachlassenden Kräfte nehmen sie kaum wahr. Gut gemeinte Ratschläge helfen ihnen nicht weiter, weil sie keinen Lösungsweg erkennen können.

5 Deshalb brauchen sie Begleitung und Unterstützung durch verständnisvolle Therapeuten und Mitmenschen. Wege aus der Krise Sich persönlich immer wieder vorzunehmen, dass man Stresssituationen zukünftig besser meistern will, bringt selten den gewünschten Erfolg. Wer nicht ernsthaft krank werden will, muss mehr für sich tun. Der erste Schritt ist das Erkennen der beruflichen und privaten Stressfaktoren. Dies gelingt am besten, wenn man ohne Schuldzuweisung oder eigene Schuldgefühle die Gegebenheiten analysieren kann. Sobald Enttäuschung und Verletzung den Blick verstellen, fällt dies allerdings schwer. Dann ist es hilfreich, wenn man eine neutrale Person in Vertrauen ziehen kann. Spannungen abbauen Für die körperliche und seelische Entspannung ist es wichtig, sich selbst kleine Oasen zu schaffen. Am besten reservieren Sie dafür jede Woche eine bestimmte Zeit für sich, einen freien Nachmittag oder wenigstens ein Abend. Nehmen Sie ein Bad, gehen Sie in die Sauna, nutzen Sie sportliche Aktivitäten. Doch achten Sie darauf, dass dieser Termin keine weitere Stressfalle in ihrem Kalender wird. Sehr oft kommen im Alltag die persönlichen Interessen zu kurz. Tun Sie in dieser freien Zeit etwas, dass Ihnen Freude bereitet. Nehmen Sie medizinische Hilfe an Wer seit Jahren unter Unruhe und Nervosität leidet, brauch medizinische Hilfe, um seine innere Ruhe wieder zu finden. Trotzdem sollte niemand voreilig zu starken Psychopharmaka wie Tranquilizern, Antidepressiva und Beruhigungsmitteln greifen. Denn die Pflanzenheilkunde hat ebenso wie Homöopathie und Akupunktur traditionell gerade bei psychischen Erkrankungen ihre hohe Wirksamkeit unter Beweis gestellt. Dazu kommen zwei entscheidende Vorteile: Die ausgezeichnete Verträglichkeit und das fehlende Suchtpotenzial. Endlich erholsamen Schlaf Regeneration braucht Schlaf. Wer nachts nicht schlafen kann, gerät in kurzer Zeit in einen Teufelskreis der Erschöpfung. Anhaltender Schlafmangel wirkt auf das gesamte Nervensystem, verändert die Wahrnehmung, beeinträchtigt die Sinne und schwächt das Immunsystem. Alles Sorgen loslassen Schlaffördernd wirkt alles, was der Entspannung dient. Deshalb ist es hilfreich, sich ein Schlafritual anzugewöhnen, mit dessen Hilfe man praktisch eine Umschaltphase zwischen Tag und Nachtruhe einbaut. Für den einen ist dies eine entspannende Musik oder ein aromatisches Bad, für den anderen ein Abendspaziergang. Auch ein bequemes Bett, gutes Raumklima und Ruhe fördern den erholsamen Schlaf. Wenn sich der Schlaf trotzdem nicht einstellet, sollte man sich nicht stundenlang herumwälzen und zermürben. Dann ist es besser aufzustehen, Atemübungen zu machen und eventuell ein warmes Getränk zu sich zu nehmen. Die Natur nutzen Bei nervösen Störungen infolge erhöhter Belastungen haben sich Naturheilmittel bewährt, die ausgleichend und entspannend wirken ohne müde zu machen. Hier finden sich z.b. Wirkstoffe aus Baldrian, Passionsblume, Hopfen und Melisse. Sie wirken auf das zentrale Nervensystem ausgleichend. Homöopathische Arzneizubereitungen bieten dem gesamten, aus dem Lot geratenen

6 Organismus Unterstützung und helfen den leer gebrannten Energiespeicher des Körpers wieder aufzubauen. Im Unterschied zu vielen chemischen Schlafmittel beeinträchtigen diese Heilpflanzen nicht den Ablauf der natürlichen Traumphasen. Unser Schlafmuster bleibt erhalten und die emotional belastenden Ereignisse des Tages werden während der Nacht verarbeitet. Auf dies Weise gelingt es, regeneriert und tatkräftig in den neuen Tag zu starten.