Anlage in Finanzderivaten / Strukturierten Wertpapieren
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- Alfred Holzmann
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1 Anlage in Finanzderivaten / Strukturierten Wertpapieren Prof. Dr. Martin Schmidt Friedberg, UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 1
2 Übersicht 1. Wovon reden wir eigentlich? 2. Wie bekommt man Ordnung in den Dschungel? 3. Wer braucht das überhaupt? 4. Gott würfelt nicht wohl aber der Banker? 5. Ein Blick in die Tiefe: Wer ist schwindelfrei? 6. Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Banker (?) UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 2
3 1. Grundlagen (wovon reden wir eigentlich?) Finanzderivate sind Finanzgeschäfte, deren Preis von anderen Produkten (Basiswerten) abhängt. Strukturierte Wertpapiere (Zertifikate) sind Kombinationen von mindestens einem Basiswert mit einem oder mehreren Derivaten UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 3
4 Was unterscheidet Derivate von klassischen Instrumenten? Derivate erlauben die Separierung des Basiswertes von den damit verbundenen Risiken.. und damit das Eingehen von differenzierteren Risikopositionen Die Übereignung des Basiswertes.... erfolgt später (Termingeschäft).. nur auf Wunsch einer Vertragspartei (Option).. ist gar nicht beabsichtigt (Differenzgeschäft) Sie können mit einer Hebelwirkung verbunden sein. Die Märkte für Derivate können liquider, transparenter und billiger sein. UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 4
5 Option 2. Systematisierung (Ordnung im Dschungel) Hedgefonds Forward Optionsschein Private Equity Kreditderivat Exotische Option Future Investmentzertifikate Forward Alternative Investments UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 5
6 Nach dem Vertragsinhalt: Bedingt: Termingeschäfte Unbedingt: Optionen Nach dem Ort des Vertragsabschlusses: Börsengehandelt (listed) Außerbörslich (OTC) Nach dem Basiswert (underlying) Zinsen Wechselkurse Aktien Güterpreise Derivate... Andere Risiken UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 6
7 3. Motive für Derivate (Anlegersicht: Wer braucht das?) Einige Grundaussagen der Finanztheorie sprechen eigentlich gegen Derivate: 1. Nach der Portfolio-Theorie hält jeder Anleger Anteile aus nur zwei Grundformen: der sicheren Anlage und dem Marktportfolio an riskanten Anlagen. 2. In vollkommenen Kapitalmärkten sind keine dauerhaft überdurchschnittlichen Renditen möglich (im Verhältnis zum eingegangenen Risiko). 3. Das Risiko-Rendite-Profil von Derivaten kann in aller Regel aus Kombinationen der Grundformen repliziert werden. UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 7
8 Rendite Risikoklassen Sicherheitsorientiert chancenorientiert Geldmarkt neutral Garantiezertifikate Aktien Discountzertifikate Aktienanleihen Indexzertifikate Optionsscheine Hebelprodukte Risiko UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 8
9 Typologie der Derivate-Nutzer Der Typ Investor sucht langfristiger Vermögensaufbau Risiko-Rendite-orientiert Lange Haltedauer Anlageprodukte Erfolgsfaktoren: solide Beratung, Identifikation der Risikoaversion Der Typ Spekulant sucht Marktunvollkommenheiten erwartungsorientiert Kurze Haltedauer Hebelprodukte Erfolgsfaktoren: geringe Transaktionskosten, hohe Liquidität, schnelle Markteinführung UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 9
10 Motive für Derivate (Bankensicht) Emittent: Senkung der Kapitalkosten Reduzierung der Risiken Bank als Emittent: Erzielung von Margen Arbitrage Bank als Intermediär: Erzielung von Margen (Arbitrage) Anleger: Hedging Spekulation (Arbitrage) UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 10
11 Welche Vorteile bieten Derivate dem Anleger? Differenziertere Risikopositionen Geringere Transaktionskosten Hebelwirkung... einer Volkswirtschaft insgesamt? Risikotransfer Geringere Transaktionskosten UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 11
12 4. Preisbildung von Derivaten (würfelt der Banker?) Termingeschäfte Terminkurs = Kassekurs + Kosten (z.b. Lagerkosten, Zinsaufwand etc.) - Erträge (z.b. Dividenden, Zinserträge etc.) Beispiel: Der Kassekurs für Gold beträgt Dollar, der Zins für 1 Jahr liegt bei 2%, die Lagerkosten bei 2%. Der Terminkurs ist folglich UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 12
13 Geldmarkt Kreditaufnahme in Höhe des Kaufkurs Arbitrageur Kaufkurs Gold Goldmarkt Verkauf Goldfuture Terminbörse UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 13
14 Optionen Kauf einer Kaufoption Kurs des Basiswertes UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 14
15 20 15 Kauf einer Verkaufsoption Kurs des Basiswertes 120 UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 15
16 30 20 Basiswert Kurs des Basiswertes UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 16
17 C = U + P Long Call Long Put Basiswert Kurs des Basisw ertes Kurs des Basisw ertes UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 17
18 5. Einige Beispiele (Blick in die Tiefe) UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 18
19 Anzahl verschiedener strukturierter Wertpapiere: Quelle: Deutscher Derivate Verband UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 19
20 Beispiel 1: Kapitalschutzzertifikate garantieren die Rückzahlung des Kapitalbetrages, zahlen zwar keine Zinsen, ermöglichen dafür aber, an Kurssteigerungen des Basiswertes zu partizipieren Risikoprofil: Long Call plus Zerobond Erwartungshaltung: moderat steigend UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 20
21 Beispiel 2: Aktienanleihen können nach Wahl des Emittenten getilgt werden a) durch Rückzahlung des Nennwertes oder b) durch Lieferung einer definierten Anzahl des Basiswertes (bzw. eines Kapitalbetrages in entsprechender Höhe) Der Kupon wird in jedem Fall gezahlt. Der Anleger wird damit zum Stillhalter einer Verkaufsoption. o o Vorteil: Er erhält eine deutlich höheren Kupon. Nachteil: Er muss den Basiswert gerade dann als Rückzahlung akzeptieren, wenn dieser bei Fälligkeit im Wert gesunken ist. UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 21
22 Beispiel: Laufzeit: 1 Jahr Basiswert: BASF Stückelung: (Basispreis): 50 Kupon: 12% Das Prinzip: Die Bank zahlt die Anleihe bei Fälligkeit zu 100 zurück, sofern der Kurs der BASF-Aktie nicht unter 50 liegt. Anderenfalls ist die Bank berechtigt, 100 BASF-Aktien je Nominalbetrag zu liefern. Die Zinsen werden in beiden Fällen gezahlt. Kurs der Aktien bei Fälligkeit über 50 unter plus 12% Zinsen 100 Aktien plus 12% Zinsen UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 22
23 Aktienanleihe Anleihe Aktie UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 23
24 Aktienanleihen (und Discount-Zertifikate) Risikoprofil: Short Put plus Zerobond Erwartungshaltung: seitwärts bis moderat steigend Beim Kauf Im Verlauf Bei Fälligkeit Besonders günstig Hohe Volatilität, Hohe Zinsen Niedrige Dividenden fallende Volatilität, fallende Zinsen Kurs des Basiswertes in der Nähe des Ausübungspreises Besonders ungünstig Niedrige Volatilität, Niedrige Zinsen, Hohe Dividenden Hohe Volatilität, Steigende Zinsen Basiswert wesentlich höher oder niedriger als der Ausübungspreis UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 24
25 Beispiel 3: Bonus-Zertifikate sind grundsätzlich gekennzeichnet durch zwei Kursschwellen: Das Bonusniveau ist der garantierte Mindest-Rückzahlungsbetrag, der vom Emittenten unabhängig vom Kurs des Basiswertes gezahlt wird, sofern die zweite Kursschwelle zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit verletzt wurde. Die Barriere ist eine Kursschwelle, deren Unterschreitung den Bonusmechanismus außer Kraft setzt und das Zertifikat damit umwandelt in ein lineares Zertifikat auf den Basiswert. Die Barriere liegt i.d.r. deutlich unter dem Kurs des Basiswertes zum Zeitpunkt der Emission. Wurde die Barriere nicht verletzt und liegt der Kurs des Basiswertes bei Fälligkeit oberhalb des Bonusniveaus, so erfolgt die Rückzahlung in Höhe dieses Kurses. UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 25
26 Das Risikoprofil entspricht der Kombination aus dem Kauf eines Zero-Call dem Kauf einer Down-and-Out-Put-Option mit einem Ausübungspreis in Höhe des Bonusniveaus und einer Knock- Out-Schwelle in Höhe der Barriere Bonus intakt Zero-Call LongPut Bonus-Zertifikat Kurs des Basiswertes Barriere verletzt Zero-Call Kurs des Basiswertes UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 26
27 Vor- und Nachteile von Bonus-Zertifikaten Erwartungshaltung: seitwärts Beim Kauf Im Verlauf Besonders günstig Geringe Volatilität, Hohe Zinsen, Niedrige Dividenden Geringe Volatilität, fallende Zinsen Besonders ungünstig Hohe Volatilität, Niedrige Zinsen, Hohe Dividenden Stark steigende oder stark fallende Kurse, steigende Zinsen Bei Fälligkeit Barriere intakt, Basiswert unterhalb des Bonusniveaus Barriere verletzt, niedriger Basiswert UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 27
28 6. Risiken und Nebenwirkungen Ratschläge für Anleger für den Umgang mit Finanzderivaten Kaufen Sie nur, was Sie verstehen. Übernehmen Sie nur so viel Risiko, wie Sie verkraften können. Bilden Sie sich eine Meinung zur Entwicklung des Basiswertes und investieren Sie dementsprechend, aber übersehen Sie nicht die anderen Einflussgrößen. Vergleichen Sie mit mindestens einer Alternative. Achten Sie auf entgangene Ausschüttungen und Zinsen. Gehen Sie diszipliniert vor. UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES Seite 28
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