DAS JAHR NACH DEM AUFWERTUNGSSCHOCK

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1 DAS JAHR NACH DEM AUFWERTUNGSSCHOCK JONAS STOLL, BAKBASEL Die Luzerner Wirtschaft hat das Jahr nach dem Aufwertungsschock vergleichsweise solid überstanden. Dennoch kämpf ten Industrie und Handel mit den anspruchsvollen Rahmenbedingungen. Die Auswirkungen der Mindest kur s aufhebung sind noch nicht ausgestan den. Auch im laufenden Jahr be lastet die Verschlech terung der preislichen Wett be werbs fähigkeit noch das Wirtschaftsgeschehen im Kanton Luzern. Ausserdem fallen Impulse aus Branchen, die als Wachstumsstützen fungierten, weg. Dies wird das Luzerner Wirtschaftswachstum gemäss den Einschätzungen von BAKBASEL zusätzlich bremsen. Entwicklung Weltwirtschaft Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich zum Jahresende verlangsamt. Neben der hartnäckigen Schwächephase der Schwellenländer erlebten auch die USA und Japan ein enttäuschendes Schlussquartal. In der Eurozone setzte sich dagegen der moderate Wachstumskurs fort. Insgesamt ist die Weltwirtschaft um 2.5 Prozent gewachsen. Die Aussichten für sind verhalten. Vor allem die Schwellenländer werden nach wie vor durch strukturelle Probleme und die stark gesunkenen Rohstoffpreise ausgebremst. Dies spiegelt sich auch in der sehr schwachen Entwicklung des Welthandels wider. Aber auch in den Industriestaaten lässt der seit längerem erhoffte Aufschwung noch auf sich warten. Zwar expandiert der private Konsum dank der niedrigen Energiepreise und der Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt sowohl in den USA als auch in der Eurozone. Doch die Unternehmen halten sich trotz der expansiven Geldpolitik weiter mit Investitionen zurück. Verantwortlich für diese Zurückhaltung ist die Verunsicherung über die derzeit zahlreichen Belastungsfaktoren (Wachstumsschwäche der Schwellenländer, möglicher Brexit, hohe Volatilität der Energie- und Rohstoffpreise, Deflationstendenzen, geopolitische Konfliktherde). Insgesamt ist daher nur mit einer Expansion der Weltwirtschaft um 2.3 Prozent zu rechnen. Entwicklung Schweizer Wirtschaft Der starke Anstieg des Frankens nach der Aufhebung des Mindestkurses zum Euro hat die Schweizer Wirtschaft ausgebremst. Vor Sinkende Exporterträge bremsen Wirtschaftswachstum. 01/ Chefsache 15

2 allem die Schweizer Exporteure bekamen den Frankenschock zu spüren und mit gewisser Verzögerung hat sich auch die Investitionstätigkeit im zweiten Halbjahr deutlich abgeschwächt. Insgesamt hat die Schweizer Wirtschaft nur um 0.9 Prozent expandiert. Die Wachstumsdynamik der Schweizer Wirtschaft dürfte auch gering bleiben. Zum einen sorgt der nach wie vor starke Franken für hohen Margendruck und zwingt viele Unternehmen zu Sparmassnahmen, was sich in einer sehr verhaltenen Investitionstätigkeit widerspiegelt. Zum anderen bleibt das aussenwirtschaftliche Umfeld verhalten. Hinzu kommt, dass eine baldige Einigung zwischen der Schweiz und der EU bezüglich der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative unwahrscheinlich erscheint. Eine Rezession ist in der Schweiz jedoch nicht zu befürchten, insbesondere da der private Konsum eine wichtige Wachstumsstütze bleibt. Allerdings ist aufgrund der steigenden Arbeitslosenzahlen und einer moderateren Arbeitsmarktzuwanderung auch hier eine Abschwächung der Dy - na mik zu erwarten. Insgesamt prognostiziert BAKBASEL für ein reales BIP-Wachstum von 0.8 Prozent. Entwicklung Luzerner Wirtschaft Wenn sich auch das Wachstumstempo der Luzerner Wirtschaft im vergangenen Jahr im Zuge der Frankenaufwertung deutlich abgeschwächt hat, blieb die Gangart deutlich über der Geschwindigkeit der Schweiz und der Zentralschweiz. Ausschlaggebend für die überdurchschnittliche Zunahme im Jahr sind die Entwicklungen im Baugewerbe. Auch das Gastgewerbe konnte eine im Vergleich zum Schweizer Mittel hohe Dynamik erreichen. Dämpfend wirkten, wie in der Schweiz insgesamt, insbesondere die Verläufe in der Investitionsgüterindustrie und im Handel. Das Wachstum des Brut to inlandsprodukts des Kantons Luzern verlangsamte sich von 2.2 Prozent im Jahr auf 1.5 Prozent im Jahr (CH : %, : %). Im laufenden Jahr erwartet BAKBASEL eine weitere Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik im Kanton Luzern. Dazu trägt insbesondere die Wertschöpfungsentwicklung im öffentlichen Sektor bei. Sparmassnahmen dämpfen den Verlauf. Aber auch von Seiten der Industrie ist mit geringeren Wachstumsbeiträgen zu rechnen. Die Auswirkungen der Mindestkursaufhebung belasten auch den Geschäftsverlauf des vergleichsweise stark von der Eurozone abhängigen exportorientierten verarbeitenden Gewerbes im Kanton Luzern. Positive Impulse sind hingegen vom Handel zu erwarten. Die Wertschöpfungsrückgänge im Rahmen des Aufwertungsschocks beschränken sich gemäss den Einschätzungen von BAK- BASEL auf das Jahr. Im laufenden Jahr dürfte der Luzerner Handel wieder Tritt fassen. Insgesamt rechnet BAKBASEL für mit einem Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von 0.8 Prozent, womit der Kanton im Schweizer Durchschnitt expandiert. BIP Schweiz Zentralschweiz Luzern Luzern Zentralschweiz Schweiz Branchen Ausblick Lebensmittelindustrie Die Luzerner Lebensmittelindustrie (Landwirtschaft, Lebens- und Genussmittelindustrie) konnte ein überdurchschnittliches Wachstum der realen Bruttowertschöpfung verzeichnen. Treibende Kraft war die Nahrungsmittelindustrie, deren Wachstum sich zwar deutlich abgeschwächt hat, jedoch immer noch dynamisch ausfiel. Gleichzeitig fiel der Wertschöpfungsrückgang in der Landwirtschaft weniger markant aus als im Schweizer Mittel. Im laufenden Jahr ist keine signifikante Wachstumsbeschleunigung in der Lebensmittel industrie zu erwarten. In der Lebens- und Genussmittelindustrie schwächt sich die Dynamik auf hohem Niveau weiter ab. Hingegen findet die Landwirtschaft wieder in die Wachstumszone. Damit kann die Luzerner Lebensmittelindustrie insgesamt auch überdurchschnittlich zulegen. Technologie-Sektor Im Luzerner Technologiesektor endete die zweijährige Boomphase im vergangenen Jahr abrupt. konnte wie in der Schweiz insgesamt nur noch ein kleines Wertschöpfungswachstum realisiert werden. Die Auswirkungen des Aufwertungsschocks hinterliessen damit deutliche Spuren in der Entwicklung der Branche. Getragen wurde die kleine Zunahme nahezu ausschliesslich von der metallverarbeitenden und der pharmazeutischen Industrie. Negative Impulse lieferten insbesondere das metallerzeugende Gewerbe sowie die Branche «Elektrische Ausrüstungen». Eine Erholung vom Währungsschock ist noch nicht zu erwarten. Die überdurchschnittliche Abhängigkeit von der Eurozone im Exportgeschäft dürfte die Luzerner Firmen weiter vor grosse Herausforderungen stellen. Während die Pharmaindustrie auch als Wachstumsstütze fungiert, ebben die Wachstumsimpulse aus der Branche «Metallverarbeitung» gemäss den Erwartungen von BAKBASEL ab. Gleichzeitig dämpfen signifikante Arbeitsplatzverluste die Dynamik. 1 01/ Chefsache

3 Baugewerbe und Immobilienwesen Das Baugewerbe und Immobilienwesen im Kanton Luzern konnte die hohe Dynamik der Jahre und auch im vergangenen Jahr halten. Das Bevölkerungswachstum und die niedrigen Zinsen blieben eine Wachstumsstütze der Bauwirtschaft. Anders als in der Schweiz insgesamt blieb das Baugewerbe im Kanton Luzern grösstenteils von den Effekten der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative verschont und konnte entsprechend stark überdurchschnittlich expandieren. Allerdings schwächte sich der Wertschöpfungsverlauf im Immobilien wesen analog zur Schweiz insgesamt ab. Auch dürfte das Baugewerbe gemäss den vorlaufenden Indikatoren Baugesuche und -bewilligungen das Luzerner Wirtschaftswachstum substanziell stützen. Im Immobilienwesen ist eine leichte Beschleunigung im Kanton Luzern wie auch in der Schweiz gesamthaft zu erwarten. Luzerner Immobilienmarkt Der Luzerner Immobiliensektor kann auf eine stark dynamische Phase zurückblicken. Wie in der Schweiz insgesamt erhöhten sich die jährlichen Bauinvestitionen seit der Jahrtausendwende markant. Im Kanton Luzern stiegen die Bauausgaben mit durchschnittlich 3.5 Prozent pro Jahr zwischen 2000 und noch dynamischer an als im Landesmittel (+ 2.9 % p. a.). Treibende Kraft dieser hohen Dynamik war im Kanton Luzern überdurchschnittlich ausgeprägt der Wohnbau. Gemäss den Baubewilligungen scheint sich das hohe Wachstum der Bautätigkeit in jüngster Zeit fortgesetzt zu haben und auch in naher Zukunft weiterzugehen. Die kräftige Expansion im Wohnbereich wurde im Kanton Luzern durch die steigende Nachfrage aufgrund des schwungvollen Bevölkerungswachstums absorbiert. Die Leerwohnungsziffer hat sich daher trotz des hohen Investitionsvolumens zwischen 2000 und mehr als um einen Drittel reduziert. Das ist deutlich mehr als in der Schweiz insgesamt. Entsprechend sind gemäss Indikatoren die Mietpreise im gleichen Zeitraum stärker angestiegen als im Landesschnitt. Anteil der Wirtschaftssektoren an der Gesamtwertschöpfung Durchschnittlicher Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung des Kantons Luzern Primärer Sektor Anteil: 1. % Sekundärer Sektor Anteil: 2.8 % Tertiärer Sektor Anteil: 71.8 % Beiträge der Wirtschaftssektoren zum Wertschöpfungswachstum Primärer Sektor Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor Schweiz Prognose : % 0.5 % 1.3 % Zentralschweiz Prognose : % 0. % 1. % Luzern Prognose : % 0. % 1. % 01/ Chefsache 17

4 Wertschöpfungswachstum Luzern Zentralschweiz Schweiz Prognose Lebensmittelindustrie Anteil an der Gesamtwertschöpfung des Kantons LU :.9 % Technologie-Sektor Anteil an der Gesamtwertschöpfung des Kantons LU : 10.7 % Baugewerbe & Immobilienwesen Anteil an der Gesamtwertschöpfung des Kantons LU : 8.3 % Tourismuswirtschaft 1 Anteil an der Gesamtwertschöpfung des Kantons LU : 1.7 % Handel Anteil an der Gesamtwertschöpfung des Kantons LU : 13.9 % Tourismuswirtschaft 1 Auch das Luzerner Gastgewerbe kann im Gegensatz zum Schweizer Branchendurchschnitt auf ein dynamisches Jahr zurückblicken. Dank einer markanten Zunahme an ausländischen Gästen sowie umfangreicher Rabattaktionen für Übernachtungen von Schweizer Besuchern konnte das Wachstumstempo in einem anspruchsvollen Umfeld gehalten werden. Insbesondere ein markanter Zuwachs an Übernachtungen von asiatischen Gästen trieb das Logiernächtewachstum an. Da zahlreiche Buchungen für wohl bereits vor der Mindestkursaufhebung getätigt worden sind und wegen den wegfallenden Sondereffekten, rechnet BAKBASEL im laufenden Jahr mit einer deutlichen Eintrübung der touristischen Gangart. Die reale Bruttowertschöpfung dürfte dabei leicht rückläufig sein, jedoch weniger deutlich als im Schweizer Durchschnitt. Handel Negative Wachstumsbeiträge gingen von den Handelsbranchen aus. Während im Grosshandel der Geschäftsgang aufgrund der eingetrübten Lage in wichtigen Abnehmerbranchen geschwächt wurde, dämpfte im Detailhandel neben der allgemeinen konjunkturellen Verdüsterung der Einkaufstourismus die Unternehmensergebnisse. Aufgrund der wechselkursbedingt grossen Preisunterschiede zum deutschen Grenzgebiet ist auch ein Teil der Luzerner Kaufkraft ins Ausland abgeflossen. Anders als in der Luzerner Industrie rechnet BAKBASEL für den regionalen Handel bereits mit einem Schritt zurück in die Wachstumszone. Im Detailhandel dürfte dabei eine leicht überdurchschnittliche Zunahme erfolgen, während der Grosshandel leicht unter dem Tempo des Schweizer Mittels, das durch den dynamischen Transithandel angetrieben ist, expandieren dürfte. 1 Berücksichtigt wurde das Gastgewerbe als Kernbranche der Tourismuswirtschaft / Chefsache

5 Wirtschaftsstruktur und -entwicklung Luzern Prozentualer Anteil an der Wertschöpfung, Wertschöpfungswachstum Positives Wachstum Negatives Wachstum LUKB Anteil an der Schweizer Wirtschaft Anteil an der Luzerner Wirtschaft Wertschöpfungswachstum Kanton LU 3.5 % 1.5 % DIGITAL Erleben Sie die LUKB und ihre Themen im Video. Gehen Sie über die QR-Codes oder Webadressen zu den einzelnen Beiträgen. Das Editorial mit Leo Grüter zum Thema «Neue Bewegung» 01 Land-, Forstwirtschaft, Fischerei 02 Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 03 Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel) 0 Papier und Druckgewerbe 05 Chemische Industrie 0 Pharmazeutische Industrie 07 Herstellung von Metall/Metallerzeugnissen 08 Maschinenbau 09 Elektro, Feinmechanik und Optik 10 Energie- und Wasserversorgung 11 Baugewerbe Grosshandel 13 Detailhandel 1 Verkehr und Lagerei 15 Gastgewerbe 1 Unternehmensbezogene Dienstleistungen 17 Öffentliche Dienstleistungen 18 Gesundheits- und Sozialwesen Immobilienexperte Prof. Dr. Markus Schmidiger erzählt, worauf man beim Kauf einer Liegenschaft achten muss. Erklärung: Oben stehende Abbildung zeigt einen Vergleich zwischen der Luzerner und der Gesamtschweizer Branchenstruktur. Dabei entspricht die horizontale Achse dem Anteil einer Branche am Total der Luzerner Bruttowertschöpfung, während auf der vertikalen Achse der Anteil der Branchen an der Bruttowertschöpfung im Schweizer Durchschnitt zu sehen ist. Je nachdem, ob eine Kugel ihren Mittelpunkt oberoder unterhalb der Trennlinie hat, ist die Branche im Vergleich mit dem Schweizer Mittel von unter- bzw. überdurchschnittlicher Bedeutung für die Luzerner Wirtschaft. Der Durchmesser der Kugeln entspricht dem Wertschöpfungswachstum zwischen und der Branchen im Kanton Luzern. Blaue Kugeln weisen auf ein positives Wachstum hin, während negative Wachstumsraten durch gelbe Füllungen ausgedrückt werden. Die Immobilienbank der LUKB: zum Porträt mit Erklärvideo. Ferne Nähe. Wie Kunde und LUKB einander digital näher kommen. Kurzvideo zum Geschäftsbericht der LUKB. 01/ Chefsache 19