Lebensmittelabfälle in Österreich Fakten statt Mythen

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1 Lebensmittelabfälle in Österreich Fakten statt Mythen Österreichisches Ökologie-Institut C. Pladerer, P. Hietler, M. Meissner, G. Bernhofer & M. Kalleitner-Huber , Recy & DepoTech, Leoben

2 Foto: Taste the Waste - Täglich wird in Wien so viel Brot weggeworfen, wie Graz ( EW) zur Versorgung benötigt.

3 Lebensmittel im Restmüll der Privathaushalte!

4 Überseeprodukte als Abfälle mit großem ökologischen Rucksack

5 Lebensmittel als Abfall in der Landwirtschaft und Produktion Lebensmittel als Abfall in der Gastronomie Lebensmittelabfälle im Handel

6 Weltweite Lebensmittelverluste und abfälle in kg/ew.a FAO-Studie schätzt, dass von der weltweiten Lebensmittelproduktion rund 30 % der genießbaren Bestandteile weggeworfen werden, = rd. 1,3 Mrd. t weggeworfene Lebensmittel pro Jahr.

7 Wertschöpfungskette von Lebensmittel und Entstehungsorte von Lebensmittelabfälle!

8 Mythos 1: Lebensmittelverluste und -abfälle sind ein reines Entsorgungsproblem! FALSCH! Lebensmittelabfälle sind ein ökologisches, ökonomisches, gesellschaftliches und moralisches Problem. Lebensmittel die rohstoff- und energieintensiv produziert (Düngemittel, Fläche, Wasser, Energie z.b. Transporte, Lagerung, Kühlung, Verarbeitung, Verpackungsmaterial) meist kilometerweit transportiert und zu hochwertigen Speisen verarbeitet aber nicht gegessen werden, sondern energie- und kostenintensiv entsorgt werden, verursachen auf ihrem gesamten Lebensweg eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf Umwelt und Mensch (z.b. Bodenerosion, Überdüngung von Gewässern, Treibhausgase wie CH 4 -Emissionen)

9 Mythos 2: Es gibt keine Zahlen zu Lebensmittelverluste und -abfälle in Österreich! TW. RICHTIG! Quelle: WWF, Mutter Erde, Österreichisches Ökologie-Institut, Lagebericht Lebensmittelabfälle Österreich 2016

10 FALSCH! Quelle: WWF, Mutter Erde, Österreichisches Ökologie-Institut, Lagebericht Lebensmittelabfälle Österreich 2016

11 TW. FALSCH! Quelle: WWF, Mutter Erde, Österreichisches Ökologie-Institut, Lagebericht Lebensmittelabfälle Österreich 2016

12 Mythos 3: In der Landwirtschaft werden keine Lebensmittel weggeworfen! FALSCH! Vorernteverluste Fox, Fimeche 2013: 30% der Gemüseproduktion in Großbritannien bleiben am Feld. In Deutschland (Peters et al. 2013) 30% der Karotten, 10% Äpfeln erreichen nie den Nachernteprozess. In Österreich gehen 25% des Obsts und Gemüses am Produktionsstandort verloren, 5% während des Handlings und der Lagerung, 10% bei der Distribution und 19% beim Konsumenten. (Leibetseder 2012)

13 Ernteverluste entstehen durch mechanische Zerstörung bei und nach der Ernte, sowie Produkte, die direkt nach der Ernte aufgrund von Schäden oder Qualitätsstandards (z.b. Farbe, Form, Größe) aussortiert werden. Nachernteverluste entstehen bei der Erstbehandlung der Produkte nach der Ernte, beim Transport und Lagerung, Reinigungs- und Trocknungsverluste oder Schädlings- und Krankheitsbefall während des Transports oder im Lager. Normen, Standards, Qualitätssicherungsmaßnahmen Hauptgründe für VORERNTEVERLUSTE, ERNTE- UND NACHERNTEVERLUSTE

14 Mythos 4: In der Lebensmittelproduktion fallen keine Lebensmittelabfälle an! FALSCH! Die Verluste in der deutschen Lebensmittelindustrie: 1,85 Mio t /a (22 kg/ EW/a) (Kranert et al 2012, BCFN 2012, Göbel 2012, Rubach 2013). Für Österreich sind derzeit noch keine Zahlen verfügbar. Eine Studie im Jänner 2016 gestartet und Ergebnisse für Juni 2017 erwartet (Pladerer et al. 2017). Lebensmittelabfälle in der Produktion sind alle industriellen Weiterverarbeitungsverluste tierischen und pflanzlichen Rohmaterials bei der Veredelung zu Ernährungszwecken und entstehen durch Aussortierung nicht geeigneten Materials bei Wasch-, Schnitt- und Kochprozessen bzw. technischen Problemen im Produktionsablauf.

15 Ursachen für Prozessverluste Beschädigung und Verderb beim Transport, Verpacken, Lagerung Nicht Einhaltung der Kühlkette, Lagerüberschüsse, Lagerungsschäden, Produktionsabfälle in der Verarbeitung der Lebensmittel, technische Störungen im Betriebsablauf, Überproduktion, Sortimentswechsel, Unter- oder Übergewicht der Produkte, Fehletikettierungen, Verpackungsneugestaltung, Saisonwarenproduktion, Rückstellmuster für die Qualitätssicherung, Retourwaren, Kommissionsware.

16 Mythos 5: Lebensmittelabfälle im Lebensmittelhandel sind vermeidbar? RICHTIG! Ursachen für Verteitungsverluste Im Handel anfallende Lebensmittelabfälle gelten Großteils als vermeidbar, da nahezu alle Produkte konsumfertig sind. Der Verlust (kaufmännischer Verderb) beläuft sich auf 1,5% des Gesamtumsatzes Food. Forderung frischer Produkte (Obst und Gemüse) Beschädigte Lebensmittel beim Transport, Distribution, Kommission, wie Bruchware, Produkte mit beschädigter Verpackung, gebrochene Eier in einer Verpackung, Luftzieher Packungen, verdorbenen einzelne Stücke etc. Falsche Bestellungen, Falsch deklarierte Lebensmittel Nicht verkaufte Produkte vor Verkaufsdatum und MHD Restbestände oder Saisonartikel (z.b. Schokoladenikolaus), Sortimentswechsel Interne Qualitätsanforderungen Vorschriften bspw. der EU bei Lebensmitteln

17 Mythos 6: In private Haushalte fallen die meisten Lebensmittelabfälle an! RICHTIG! Gründe, warum im privaten Haushalt Lebensmittel weggeworfen werden, vgl. Selzer 2010 Warenzugang (41%): Übersicht über Vorrat fehlt, spezielle Angebote und Werbung, Geschenkte oder mitgebrachte Lebensmittel von Gästen Einstellung (38%): Unsicherheit darüber, ob das Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht; Meinung, dass abgelaufen gleich verdorben ist, beim Einkauf nicht auf Haltbarkeit und Frische geachtet, große Auswahl zuhause von der Familie erwünscht, Ausmisten, Gesundheitsüberlegungen/Einkäufe für das Gewissen Lifestyle / Lebensgewohnheiten (11%): Änderung der Lebensumstände, Ernährungsumstellung; HH-Größe, Flexible Tagesgestaltung: Essengehen Falsche Lagerung (3%): Lagerung an unpassenden Orten, versteckte Lagerung wie z.b. ganz hinten im Kühlschrank, Gefrierbrand

18 Mythos 7: In der Außerhausverpflegung können Lebensmittelabfälle nicht vermieden werden! FALSCH! Gründe, warum in Großküchen, Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe Lebensmittel weggeworfen werden: Zubereitung (Lebensmittel werden falsch, großzügig geputzt, zurechtgeschnitten, Reste werden nicht verwendet, landen unsortiert im Restmüll, Küchenpersonal ist unzureichend aus- und weitergebildet) Überproduktion (Mangelnde Planung und Kommunikation bei Vorbestellung) Buffetreste (ständige Nachbestückung auch gegen Ende, Verwendung von zu großen Gebinden oder Behältern, Dekoration mit Lebensmitteln) Tellerreste (Zu große Standardportionen, Beilagen werden nicht vollständig konsumier, eingestellte Getränke, mangelnde Abfrage der Kundenwünsche, unzureichende Schulung für Ausgabegrößen)

19 Mythos 8: Der Handel spendet keine Lebensmittel bspw. an soziale Einrichtungen! FALSCH! Laut der Untersuchung Weitergabe von Lebensmitteln in Österreich (Pladerer et al. 2013) kommt mehr als die Hälfte der Warenspenden vom Lebensmittelhandel, der andere Teil von Bäckereien, Großhandel, Lebensmittelproduzenten, landwirtschaftlichen Betrieben, Märkten und fallweise auch Privathaushalten. Von den sozialen Einrichtungen wurden 2013 rund Tonnen Lebensmittel übernommen, verteilt oder verkauft. Tatsächlich werden davon 94% als Nahrungsmittel verwendet.

20 Mythos 9: MHD, Verbrauchsdatum, Verkaufsdatum, Ablaufdatum alles dasselbe? FALSCH! mindestens haltbar bis Verpackte Lebensmittel müssen ein MHD tragen. Das ist jener Zeitpunkt, bis zu dem das Lebensmittelunternehmen garantiert, dass das Produkt bei richtiger Lagerung und geschlossener Verpackung seine spezifischen Eigenschaften behält (z. B. Geschmack, Aussehen, Konsistenz, Nährwerte). Auch darüber hinaus können Lebensmittel genießbar sein. MHD gilt nur für original verschlossene Verpackungen. Neben dem MHD sind verpackte rohe Eier auch mit einem Verkaufsdatum (21Tage nach dem Legedatum) gekennzeichnet. Nach dem Ablauf des Verkaufsdatums dürfen rohe Eier im Handel nicht mehr abgegeben werden.

21 zu verbrauchen bis Das Verbrauchsdatum wird bei sehr leicht verderblichen Lebensmitteln verwendet - für frisches Fleisch, Innereien, Knochen, rohes Wurstbrät, rohe Bratwürste, frischen Fisch und Rohmilch vorgeschrieben. Bei diesen Lebensmitteln müssen unbedingt die angegebenen Lagerungsbedingungen (Kühltemperaturen) eingehalten werden. Lebensmittel sollten nach Ablauf des Verbrauchsdatums nicht mehr verzehrt werden, da diese gesundheitsschädlich sein können.

22 Mythos 10: Die Umsetzung von Vermeidungsmaßnahmen von Lebensmittelabfällen in die Praxis ist schwer!

23 Danke für ihre Aufmerksamkeit! DI Christian Pladerer Vorstand des Österreichischen Ökologie-Instituts Gesellschafter der pulswerk GmbH Seidengasse 13, A-1070 Wien Tel: pladerer@ecology.at Web: