Sprachentwicklung bei CI-Kindern

Transkript

1 Sprachentwicklung bei CI-Kindern Annerose Keilmann, Mainz 1

2 Sprachentwicklung bei Kindern mit CI manche CI-Kinder entwickeln Sprache ebenso gut wie normalhörige Kinder Sprachentwicklung verläuft sehr unterschiedlich Sprachrezeption ist nie unbeeinträchtigt im Störgeräusch geringere Frequenzauflösung geringere zeitliche Auflösung 2

3 Auditorische Deprivation selbst bei Diagnose im Rahmen des Neugeborenenhörscreening und Versorgung mit optimalem Hörsystem im Alter von 3 Monaten hat das Kind dann schon Defizite gegenüber einem normalhörigen Kind, das schon während der Schwangerschaft gehört hat 3

4 Anfang der 90er Jahre wurde Kinder in der Regel nicht vor dem 5. Geburtstag operiert. Damals stellte sich die Frage, ob das Kind nach der Operation rascher sprachliche Fortschritte machen wird. 4

5 Wie wirkt sich die veränderte akustische Wahrnehmung auf die Sprachproduktion aus? Miyamoto et al., 1997 Reynell expressiv 5

6 Sprachentwicklung nach CI Miyamoto et al.,

7 Bakhshaee et al.,

8 Einfluss des Versorgungszeitpunkts Wann erhielt das Kind ein optimales Hörsystem? Wann erfolgte die erste Prozessoraktivierung? 8

9 Sprachverständlichkeit und syntaktische Leistungen bei 8- und 9-jährigen Kindern, die zwischen 2,5 und 5,5 Jahren implantiert wurden Geers

10 Wortverstehen in Abhängigkeit vom Implantationszeit punkt Hammes et al.,

11 Haben Kinder, die als Säuglinge ein CI oder 2 CIs erhalten die Chance, eine normale Sprachentwicklung zu erleben? 11

12 Verlauf der prälexikalischen und frühen Sprachentwicklung bei früh mit einem Cochlea Implantat versorgten Kindern und normalhörenden Kindern B. Schramm 1, J. Brachmaier 2, M. Deibl 2, M.Schweizer 1, A. Keilmann 1 1 Klinik und Poliklinik für HNO und Kommunikationsstörungen, Mainz, Deutschland 2 MED-EL Innsbruck, Österreich Dreiländertagung D-A-CH, Innsbruck Österreich

13 Untersuchungsdesign 5 resthörige Kinder, die vor dem zweiten Geburtstag ihr erstes CI erhielten (alle bilateral implantiert) 5 normal hörende Babys sonst keine Beeinträchtigungen Standardisierte Videoaufnahmen der Eltern- Kind-Interaktion Fragebögen 13

14 Methode ELFRA1 (12 Mo.) ELFRA 2 (24 Mo.) FRAKIS (18 Mo.) LittlEARS (bis Höralter 2 Jahre) 14

15 Ergebnisse 15

16 Ergebnisse Gesamtscore (LittlEARS) Vergleich individueller Daten mit internationaler Normkurve normalhörender Kinder Anstieg der Hörreaktionen mit dem Höralter! Normkurve gesamt 95% Konfidenzintervalll Individuelle Daten CI1 Individuelle Daten CI2 Individuelle Daten CI3 Individuelle Daten CI4 Individuelle Daten NH1 Individuelle Daten NH2 Individuelle Daten NH3 Individuelle Daten NH4 Individuelle Daten NH Höralter [Monate] 16

17 Ergebnisse Gesamtscore (LittlEARS) Vergleich individueller Daten - Verlauf des Gesamtscores abhängig vom Lebensalter Individuelle Daten CI1 Individuelle Daten CI2 Individuelle Daten CI3 Individuelle Daten CI4 Individuelle Daten NH1 Individuelle Daten NH2 Individuelle Daten NH3 Individuelle Daten NH4 Individuelle Daten NH Lebensalter [Monate] Anstieg der Hörreaktionen mit dem Lebensalter! 17

18 Lernen von Pseudowörtern 14 CI-Kinder und 14 normal hörende Kinder /kub/, /daet/, /saeschun/ 9 verschiedene Plastik- und Metallteile Bei jedem Kind wurden 3 Objekte, 2 bekannte (z. B. ein Stift und eine Gabel) und ein unbekanntes eingesetzt Tomblin et al.,

19 Lernen von Pseudowörtern Verschiedene Aufgaben, um rezeptives und produktives Beherrschen der Vokabeln zu prüfen Die Puppe isst den /kub/ Wie heisst das? Tomblin et al.,

20 20

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23 Elterliches Engagement Moeller (2000) zeigte, dass die Sprachentwicklung mehr vom elterlichen Engagement als vom Hörstörungsgrad abhängt 23

24 Kommunikationsmodus Kinder, die sich auf verbale Kommunikation im Alltag verlassen, entwickeln rascher Lautsprache als solche, die auch Gebärden einsetzen Kirk et al.,

25 Einfluss des Kommunikationsmodus auf den Zuwachs der Sprachproduktion Kirk et al.,

26 Variabilität der Sprachentwicklung Kognitive und linguistische Faktoren Sprachverarbeitung Aufmerksamkeit Gedächtnisleistungen Lernstrategien 26

27 Definition pathologische frühe akustisch evozierte Potentiale (fehlend, erhöhte Schwelle, gestörte Kurvenform) nachweisbare otoakustische Emissionen 27

28 Auditorische Synaptopathie/Neuropathie Untergruppe der sensorineuralen Schwerhörigkeit Tonschwellengehör kann sehr verschieden sein, Audiometrie ist oft schwierig Sprachverstehen ist typischerweise stärker eingeschränkt als das Tonaudiogramm es vermuten ließe Hörsystemversorgung oft schwierig 28

29 EA Sprachverständnisalter = f(ia) Implantationsalter[Jahren] EA cochl EA PA1 EA PA2 EA PA3 29

30 EA Sprachverständnis (Reynell) = F(LA) Lebensalter [Jahren] EA cochl EA PA1 EA PA2 EA PA3 30

31 Stadien der Innenohr-Fehlbildungen (aus: Graham et al, 2000) 31

32 3 Case reports: Cochlea-Implantat-(CI)- Versorgung bei common cavity Annette Cryer 1, Wibke Müller-Forell 2, Annerose Keilmann 1 1 Klinik für Kommunikationsstörungen der Universität Mainz 2 Institut für Neuroradiologie der Universität Mainz Jahrestagung der DGPP Innsbruck

33 CT Schädel axial CT Schädel coronar 33

34 Altersgerechte Motorik Sprachentwicklung: - Sprachverständnis: um 1 Jahr zurück - Schwer- bis schwerstgrad. Dysgrammatismus - Multiple Dyslalie 34

35 Mainzer II: bei 55/65/80 db: 30/60/80 ohne Bildkarten 35

36 Schlussfolgerungen Die Indikation zur ein- und beidseitigen CI- Operation ist einem Wandel unterworfen. Wesentliches, aber sicher nicht einziges Kriterium ist das zu erwartende Sprachverstehen in Ruhe und im Störgeräusch im Verhältnis zu dem bei bester HG- Versorgung. Wachsende Bedeutung der elektroakustischen Stimulation, die gerade auch für das Hören von anderen Signalen bedeutsam ist. 36