Frauen auf der Flucht Juni 2016
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- Cathrin Raske
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1 Frauen auf der Flucht Juni 2016 Working paper Das Vorhaben zum Thema Frauen auf der Flucht : Worum geht s Die Fachbereiche Frauen und Gleichstellung und Integration der Abt. JUFF des Amtes der Tiroler Landesregierung planen gemeinsam eine Fachtagung zum Thema Frauen auf der Flucht, die im Herbst 2016 in Innsbruck stattfinden soll. Im Vorfeld werden relevante Einrichtungen, die sich mit Frauen auf der Flucht befassen, zum Erfahrungsaustausch an Runden Tischen eingeladen. Bis zum Sommer sind drei Runde Tische in Innsbruck und je einer im Tiroler Oberland und im Tiroler Unterland geplant. Die Diskussionsbeiträge, die bei den Runden Tischen zusammen getragen werden, sollen in die Planung der Fachtagung einfließen. Welche Fragestellungen beschäftigen uns bei den Runden Tischen Bestandsaufnahme und Austausch zum Thema Frauen auf der Flucht Wie stellt sich die aktuelle Situation von Frauen auf der Flucht in Tirol dar? Welche Bedürfnisse orten die Vertreter_innen der teilnehmenden Einrichtungen? Welche spezifischen Angebote für Frauen auf der Flucht gibt es bereits in Tirol, was fehlt noch? Wie könnten die Angebote/das Wissen gebündelt und an alle weitergegeben werden? Klientinnen sollen vertrauensvoll und rasch an die jeweiligen Expert_innen weitergeleitet werden können. Wann, wo, wer 1.Runder Tisch, in Innsbruck, Amt der Tiroler Landesregierung, M. Gaismair-Str. 1 2.Runder Tisch, in Innsbruck, Haus der Begegnung, Innsbruck 3.Besprechung mit Nuran Ekingen/Integrationsstation Imst am Runder Tisch, in Wörgl 34 Vertreter_innen von 19 Einrichtungen/Institutionen folgten der Einladung zu den drei Runden Tischen in Innsbruck und Wörgl. (Listen s. Anhang). Da der geplante Runde Tisch im Tiroler Oberland nicht zustande kam, baten wir Nuran Ekingen, die in der Integrationsstation Imst tätig ist, zu einem Informationsaustausch. Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
2 Ergebnisse auf einen Blick Gesicherte Daten zu Frauen auf der Flucht, die sich aktuell in Tirol befinden, stehen derzeit noch nicht zur Verfügung. Wichtig sind Angebote, die spezifisch auf Frauen auf der Flucht zugeschnitten sind: - Verständliche Information zur Alltagsbewältigung in Österreich - Deutschkurse mit Kinderbetreuung - Ganzheitliche, professionelle Beratung und Begleitung von Frauen zu den Themen Gesundheit, Sicherheit, Bildung, Einstieg in den Arbeitsmarkt Ausschlaggebend für die frauenspezifische Qualität dieser Angebote sind: Offenheit für Frauen und Kinder, Niederschwelligkeit, sichere Räume! Außerhalb von Innsbruck gibt es zu wenig Beratungseinrichtungen und andere Angebote für Flüchtlinge wie z. B. Deutschunterricht. Die Mobilität ist ein großes Problem: Wie können Frauen Orte erreichen, in denen des Bildungs-und Beratungseinrichtungen gibt? Längerfristige Begleitung ist auch nach der Anerkennung als Flüchtlinge unabdingbar, um einen guten Start in Österreich zu unterstützen. Konsumfreie Räume/Treffpunkte wären wichtig! Der Transfer von Knowhow zwischen den Organisationen, die mit Frauen auf der Flucht arbeiten, soll gestärkt werden: Es geht um Vertiefung gender- und diversitätsspezifischer Sensibilität in allen Einrichtungen! Einige Organisationen bieten dazu Fortbildungen für Multiplikator_innen. Klärung des Rahmens Was verstehen wir unter Frauen auf der Flucht? Zentrale Zielgruppe unseres Austausches: Im Zentrum der gemeinsamen Überlegungen stehen Frauen in der ersten Phase ihrer Ankunft in Tirol. (unabhängig von ihrem aktuellen rechtlichen Status) Die erste Hürde ergibt sich schon aufgrund des Terminus Frauen auf der Flucht : Welche Frauen genau sind gemeint? Müsste es nicht eher heißen: nach der Flucht? Flucht endet nicht zu einem exakt bestimmbaren Zeitpunkt; daher soll für diese erste Bestandsaufnahme der rechtliche Status der Frauen nicht im Vordergrund stehen. Der rechtliche Status dieser Frauen ist unterschiedlich und ändert sich im Laufe des Asylverfahrens. Für den Bezug spezifischer Leistungen ist dieser Status allerdings ausschlaggebend. Es spielt daher auch für die Arbeit der Einrichtungen und die Angebote, Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
3 die Frauen gemacht werden können, eine große Rolle, ob sie Asylwerberinnen, subsidiär Schutzberechtigte oder anerkannte Flüchtlinge sind. 1 Bestandsaufnahme Die im Rahmen des Projektes Frauen auf der Flucht zusammen getragenen Daten basieren auf den Erfahrungen der beteiligten Einrichtungen. Die Anzahl der betreuten Frauen ändert sich von Tag zu Tag; die Daten sind daher von sehr kurzfristiger Gültigkeit und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Darüber hinaus ist anzumerken, dass die lückenlose Erhebung von Daten nicht zentrale Aufgabe der Beratungseinrichtungen ist die Profile der Klientinnen sind sehr vielfältig. Eine erste gemeinsame Bestandsaufnahme auf der Basis der Erfahrungen der anwesenden Einrichtungen ergab ein Bild, das dem Anhang Frauen auf der Flucht in Tirol Eckdaten (März Mai 2016) zu entnehmen ist. Anzahl der Frauen auf der Flucht Zur Anzahl der aktuell in Tirol anwesenden Frauen auf der Flucht gibt es derzeit noch keine gesicherten Daten; es können aktuell also keine exakten Angaben zur gesamten Zahl der Frauen gemacht werden. Weitere Daten, die vom AMS Tirol zur Verfügung gestellt wurden, sind in einem eigenen Anhang dokumentiert. 1 Definition des Fachbereiches Integration des JUFF lt. homepage: AsylwerberInnen: Menschen, die Schutz und Zuflucht suchen und einen Antrag auf die Zuerkennung des Flüchtlingsstatus stellen. Artikel 1 der Genfer Flüchtlingskonvention definiert Flüchtling als Menschen, der sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt, und der wegen seiner ethnischen Zugehörigkeit, Religion, Nationalität, der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder aufgrund seiner politischen Überzeugung eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung hat. Menschen, denen Asyl gewährt wurde, nennt man Asylberechtigte. Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
4 Themen, die Frauen auf der Flucht in spezifischer Weise betreffen Generell stellen viele der anwesenden Expert_innen fest, dass für die meisten Frauen auf der Flucht das Sorgen für ihre Familien zentral ist. Sehr häufig sind die Frauen in ihrer Rolle als Mütter spezifisch betroffen, sind sie doch häufig (großteils) für die Kinderbetreuung zuständig. Diese Sorge-Verpflichtungen sind in allen Angeboten für Frauen auf der Flucht zu berücksichtigen. Sicherung von Grundbedürfnissen Insbes. gesicherte und leistbare Wohnmöglichkeiten, Existenzsicherung Basisinformationen Zu wichtigen Fragen: Wo bin ich gelandet (Geografie)? Wo gibt es was? Was passiert mit mir? Wie funktioniert das österreichische politische System? u.v.m. Gesundheit -Gesundheitsvorsorge für die Familie: umfasst auch psychische Gesundheit (z. B. Bedarf an traumatherapeutischen Angeboten) -Frauengesundheit: Gynäkologische Beratung, Geburtsvorbereitung, Mutter-Kind-Beratung, Information zu Verhütung, Abtreibung, Impfungen Sicherheit -Gewalterlebnisse im familiären Umfeld -Unterbringung: Frauenschutzraum für allein reisende Frauen -Sicherheit vor Krieg, Verfolgung Bildung Vielfach betont wurde der dringende Bedarf an -Professionellen Deutschkursen mit Kinderbetreuung Wo können Frauen in Ruhe lernen? -Bildungs- und Berufsberatung: Welche Ausbildung/ Kompetenzen habe ich formell und informell erworben? Welche Qualifizierung brauche ich? Anerkennung von Qualifikationen -Nachmittagshausaufgabenbetreuung für Kinder, deren Eltern kein Deutsch sprechen Einstieg in den Arbeitsmarkt Wie können Frauen mit Betreuungspflichten eine passende Arbeit finden? Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
5 Gesellschaftliche Integration Wie können Frauen soziale Kontakte außerhalb der Familie aufbauen? Werte, Religion Informationen zum Christentum, zum Geschlechterverhältnis u.v.m.: Was ist in Österreich erlaubt/nicht erlaubt: z. B. Kopftuch? Mobilität Die Frage der Mobilität spielt vor allem für jene Frauen eine große Rolle, die Unterkünfte in ländlichen Regionen gefunden haben. Für sie ist es besonders schwierig, Orte zu erreichen, in denen sie Deutschkurse besuchen und Beratung in Anspruch nehmen können. Die Kosten der öffentlichen Verkehrsmittel sind für Bezieher_innen von Mindestsicherung sehr hoch. Dazu kommt außerhalb des Inntales das Problem der Frequenz: Gibt es Möglichkeiten der Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Zeiten, die mit Betreuungspflichten vereinbar sind? Beratungsangebot Das Beratungsangebot und andere Angebote für Flüchtlinge außerhalb von Innsbruck ist nicht ausreichend. Das macht es für bestehende Einrichtungen/Organisationen in den Regionen schwierig, Frauen bzw. Menschen auf der Flucht an eine jeweils geeignete (Beratungs)einrichtung im Umkreis weiter zu vermitteln. Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
6 Welche Angebote für Menschen auf der Flucht gibt es in Tirol Alle Angebote, die im Rahmen der Runden Tische zusammengetragen werden konnten, sind in einem eigenen Anhang aufgelistet. Welche frauenspezifischen Angebote gibt es in Tirol Vereine, die auf frauenspezifische Angebote spezialisiert sind: DOWAS für Frauen, Innsbruck Frauen aus allen Ländern, Innsbruck Frauenhaus Tirol, Innsbruck Frauen helfen Frauen, Innsbruck EVITA, Kufstein Diese Einrichtungen verfügen über spezifisches Knowhow, das ihnen ermöglicht, die Angebote zielgruppenspezifisch zu gestalten. Diversitäts- und frauenspezifische Sensibilität sind Kernkompetenzen. Darüber hinaus stellen auch das AMS Tirol, die Freiwilligenpartnerschaft Tirol, die Gemeinde Telfs, das JUFF/ Abt. Frauen und Gleichbehandlung und Integration, die Flüchtlingsheime in Kufstein, Komm!unity, die Stadt Schwaz Angebote zur Verfügung, die sich spezifisch an Frauen richten. (s. Anhang: Angebote für Frauen auf der Flucht in Innsbruck und im Tiroler Oberland und Angebote für Frauen im Tiroler Unterland ). Welchen dringenden Bedarf gibt es Notwendig sind Ausbau von Rechtsberatung Schwangerschaftskonfliktberatung Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal Zusätzliche Beratungsangebote und weitere Angebote außerhalb von Innsbruck Konsumfreie Räume/Treffpunkte Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
7 Bildungs- und Beratungsangebote Niederschwellige offene Angebote für Frauen mit Kindern in sicheren Räumen Basisbildung: Lesen und Schreiben Deutschkurse mit Kinderbetreuung, Spiel- und Sprachgruppen Politische Bildung, IT-Kurse Wichtig: Frauen brauchen Ruhe, um, gut lernen zu können. Begleitung nach der Anerkennung Der Übergang von der Anerkennung als Asylberechtigte in die Selbständigkeit ist eine sehr kritische Phase. Es bedarf u.a. dringend der Unterstützung bei der Wohnungssuche. Handlungsfelder Erweiterung der Angebote bereits bestehender Einrichtungen Überall den Zugang für Frauen aus anderen Ländern erleichtern! In der Beratung und Begleitung von Familien ist es wichtig, den Kontakt mit den Frauen aktiv herzustellen und sie bei der Vermittlung von Informationen und in alle Angebote einzubeziehen. Dies erfordert genderspezifisches Knowhow und aktive Zuwendung seitens der Berater_innen und Ansprechpersonen. Ausbau von Gruppenangeboten und Informationsvermittlung Information, die die Orientierung in österreichischen Systemen (z. B. Schulsystem etc.) erleichtert: gendersensible Aufbereitung, anknüpfend an Lebenswelten der Frauen Austausch unter professioneller Leitung: Gruppenangebote, die den Frauen ermöglichen, ihre Themen einzubringen Übersetzung bereits vorhandenen Informationsmaterials Für alle Angebote wichtig sind: Professionelle Dolmetscherinnen! Differenzierung nach Status der Frauen (subsidiär Schutzberechtigte, anerkannte Flüchtlinge Q) Qualitätssicherung Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
8 Welche Einrichtungen können Knowhow an andere Multiplikator_innen weitergeben? Ankyra Knowhow zum Aufbau eines Dolmetscher_innen-Pools: Was braucht es dazu, Finanzierungsfragen etc. Frauen aus allen Ländern (FaaL) Fortbildungsprogramm Workshops für Volontärinnen, die bei FaaL arbeiten Diese WS können für eine geringe Teilnahmegebühr auch von Mitarbeiterinnen anderer Einrichtungen besucht werden. ÖIF Unterlagen für Deutschunterricht und Werte-/Orientierungskurse (dt./arab.) sind für alle Interessierten zugänglich und dürfen verwendet werden: ZeMiT Auf Anfrage werden folgende Seminare für andere Einrichtungen angeboten: Seminar zu Fremdenrecht Workshop zum Anerkennungsverfahren Komm!unity Komm!unity stellt gerne ihre Expertise zur Verfügung und möchte sich weiterhin mit anderen Organisationen austauschen. Dokumentation: Itta Tenschert Frauen auf der Flucht - Working Paper Junii
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