Auswirkungen von Basel III auf die KMU-Finanzierung
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- Andrea Voss
- vor 8 Jahren
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1 Auswirkungen von Basel III auf die KMU-Finanzierung Studie des WIFO im Auftrag des AWS Franz R. Hahn
2 Warum Eigenkapitalvorschriften für Banken? Zusammenbruch einer Bank hat negative (externe) Effekte für die gesamte Bankwirtschaft (alle Banken haben in der Regel dadurch Nachteile). Warum keine Eigenkapitalvorschriften für Autoindustrie? Konkurs eines Autoproduzenten hat in der Regel keine negativen (externen) Effekte für die gesamte Branche (die Konkurrenten haben in der Regel dadurch Vorteile).
3 Eigenkapitalvereinbarungen laut Basel Basel I Eigenmittel Basel II Eigenmittel Bankenaufsicht Marktdisziplin Ein Risikomaß Ein Bewertungsansatz Grobe Risikostruktur Mehrere Risikomaße Flexible Ansätze Feine Risikostruktur Qualitative Überprüfung der Risikobewertung und der Einhaltung institutsspezifischer Risikostandards Transparenz durch erweiterte Offenlegungspflichten Anwendungsbereich Anwendungsbereich Q: WIFO, DBB.
4 Eine gestärkte Eigenkapitalvereinbarung: Von Basel II zu Basel III Prozent der risikogewichteten Aktiv a Basel III Neue Definition und Kalibrierung Eigenkapitalanforderungen Zusätzliche makroprudentiale Komponente Hartes Kernkapital Eigenkapital der Klasse 1 Gesamtkapital Antizyklisches Polster Mindestanforderung Kapitalerhaltungspolster Erforderlich Mindestanforderung Erforderlich Mindestanforderung Erforderlich Bandbreite Basel II Nachrichtlich: Entspricht nach neuer Definition Entspricht nach neuer rund 1% für eine durchschnittliche Definition rund 2% für international tätige Bank eine durchschnittliche international tätige Bank Zusätzliches Polster für systemrelevante Insitute 1 ) 4,5 2, ,5 8 10,5 0 bis 2,5 Zusätzliche Eigenkapitalanforderung für systemrelevante Institute? Q: BIZ. 1 ) Modalitäten noch festzulegen.
5 Zielsetzung von Basel III Stärkung der Finanzsystemstabilität durch Höhere, und qualitative bessere Eigenkapitalausstattung der Banken (hartes Kernkapital) Höhere Liquidität der Banken (Liquiditätspuffer) Begrenzung des Wachstums der Banken (leverage ratio, Untergrenze von Kernkapital zu modifizierter Bilanzsumme und außerbilanziellen Forderungen)
6 Wirtschaftspolitische (gesamtwirtschaftliche) Befürchtungen im Zusammenhang mit Basel III Kredite an Unternehmen, insbesondere KMU, werden teurer (und daher knapper) wegen erhöhter Bonitätserfordernisse (Kostenargument). Kann gesamtwirtschaftlich unter Umständen erwünscht sein. Kredite an Unternehmen, insbesondere KMU, werden knapper wegen Eigenkapitalschwäche der Banken (Mengenargument). Gesamtwirtschaftlich eindeutig unerwünscht, insbesondere bei bankendominierter Außenfinanzierung der Unternehmen.
7 Empirische Evidenz Kostenargument Wird insbesondere im Zusammenhang mit KMU von verschiedenen Studien gestützt (z.b. durch jüngste IHS- Studie); es gibt aber auch gegenteilige Evidenz (FMA: Kosten durch Basel III vernachlässigbar). Mengenargument Wird insbesondere im Zusammenhang mit KMU von verschiedenen Institutionen und "öffentlichen Personen" häufig gegen Basel III benutzt; aktuelle empirische Studien, die das Mengenargument stützen, gibt es dazu uwn für Österreich nicht.
8 Bankbilanz AKTIVA Kredite Sonstige Aktiva Bilanzsumme PASSIVA Einlagen Eigenkapital Sonstige Passiva Bilanzsumme
9 Hauptproblem durch Eigenkapitalknappheit bei Banken Eigenkapitalquote = Eigenkapital Bilanzsumme Bilanzsumme, weil Kredite Kreditklemme durch Eigenkapitalknappheit
10 Polemischer Einschub Die österreichischen Banken übererfüllen das regulatorische Eigenkapitalerfordernis nach Basel II in einem so hohen Ausmaß, dass es schwer vorstellbar ist, dass sie Basel III nur bedingt erfüllen. Wo ist das Problem?
11 Hapert es doch an hartem, echtem Kernkapital bei den (österreichischen) Banken? ODER Haben Basel II und Basel III das wirtschaftlich notwendige Eigenkapital für viele strukturschwache Banken noch zusätzlich erhöht? ODER Haben Basel II und Basel III die Strukturprobleme des österreichischen Bankensektors noch deutlicher offengelegt (zu viele, zu kleine Banken mit ausgeprägten Klumpenrisken, d. h. extrem suboptimale Unternehmensgrößen im Bankensektor)?
12 Stylized facts: Österreichischer Bankensektor im internationalen Vergleich Ø 2005 bis 2008 Cost/ Income Ratio Eigenkapitalquote 1 ) Return on Assets 3 ) Return on Equity 4 ) Eigenkapitalquote lt.basel 2 ) Penetration Ratio 5 ) Zahl der Banken Einwohner je Hauptanstalt Einwohner je Bankstelle Neuseeland 0,44 6,6 10,8 1,54 21,7 143, Slowenien 0,58 7,4 44,3 1,08 13,4 82, Slowakei 0,64 6,7 13,1 1,49 22,5 41, Irland 0,47 3,9 13,1 0,56 12,5 372, Belgien 0,59 3,5 16,0 0,05 1,5 133, Niederlande 0,73 3,3 10,8 0,38 10,7 298, Dänemark 0,52 5,7 0,88 13,4 111, Schweden 0,57 5,5 21,6 1,03 17,4 76, Japan 0,66 4,5 0,42 8,3 87, Norwegen 0,54 5,2 12,0 1,06 18,5 97, Luxemburg 0,40 3,9 0,53 12,3 499, Spanien 0,45 7,4 11,5 0,93 11,8 158, Schweiz 0,64 5,0 0,33 5,8 250, Finnland 0,45 8,1 1,01 11,6 80, Frankreich 0,72 4,0 0,41 9,4 102, Polen 0,58 9,0 13,1 2,03 21,0 37, Italien 0,60 7,5 13,9 0,84 10,8 90, Österreich 0,61 6,0 17,7 0,49 8,1 142, Deutschland 0,71 4,3 0,26 6,2 123, USA 0,63 10,0 1,19 11,2 57, Q: OECD, Bank Profitability. - 1) Capital & reserves as % of balance sheet total. - 2) Total regulatory capital as % of riskweighted assets. - 3) Profit before tax as % of balance sheet total. - 4) Profit before tax as % of equity. - 5) Loans as % of GDP.
13 Die zentralen Fragen der WIFO-Studie Die Studie beschäftigt sich primär mit dem gesamtwirtschaftlich bedeutsameren Mengenargument (höhere Eigenkapitalerfordernisse der Banken führen zur Verknappung von Krediten an Unternehmen, insbesondere an KMU). 1. Ist Umfang der Kredite an KMU quantitativ bedeutsam? Sind Banken, die primär in der KMU-Finanzierung tätig sind, durch Eigenkapitalschwäche in der Kreditvergabe beschränkt? Sind KMU durch eigenkapitalschwache Banken in ihrem Wachstum eingeschränkt?
14 Die WIFO-Studie untersucht diese drei Fragen anhand eines umfangreichen, vernetzten Datensets auf Unternehmens-/ Einzelbankebene für die Periode 2004 bis 2009 (anonymisierte Daten, Einhaltung der gesetzlichen Datenschutzbestimmungen). Elemente des Datensets: 1. Einzelbankdaten für alle österreichischen Kreditinstitute (mehr als 800 aus OeNB-WIFO-Bankenpanel, im Wesentlichen Bilanzdaten). 2. Unternehmensdaten (einschließlich Ratings) für nichtfinanzielle Unternehmen (etwa aus KSV1870 Unternehmensdatenbank, im Wesentlichen Bilanzdaten, Umsatz, Beschäftigte usw.). 3. Zusammenführung beider Datenbanken über Nennung der Hausbank(en) jedes Unternehmens im KSV 1870 Unternehmens-Sample.
15 Die WIFO-Studie findet folgende Evidenz für die drei Fragestellungen: Frage 1: KMU-Kredite bedeutsam Frage 2: Eigenkapitalschwäche der Banken beschränkt KMU-Kreditvolumen JA JA Frage 3: KMU-Wachstum behindert durch eigenkapitalschwache Banken JA (?)
16 Frage 1: KMU-Kredite bedeutsam Regionalbanken (Hauptfinanciers der KMU) begeben mehr als die Hälfte der gesamten Unternehmenskredite.
17 Frage 2: Eigenkapitalschwäche der Banken beschränkt KMU-Kreditvolumen Bei Regionalbanken mit Eigenkapitalquote (Stammkapital plus Rücklagen in % der Bilanzsumme, ALSO NICHT NACH BASEL) von weniger als 8% (Median) beschränkt Eigenkapital die Kreditvergabe. Das betrifft etwa 80% der von Regionalbanken gewährten Kredite, d.h. zumindest 40% der gesamten Unternehmenskredite (Untergrenze).
18 Frage 3: KMU-Wachstum behindert durch eigenkapitalschwache Banken Bei KMU, finanziert durch Banken mit Eigenkapitalquoten von weniger als 8%, haben Kredite eine beschränkende (statistisch jedoch nicht signifikante) Wirkung auf Wachstum (Umsatz).
19 Wirtschaftspolitische Lösungsansätze 1. Lockerung der Eigenkapitalvorschriften für KMU-Kredite (österreichische Lösung; Behandlung ähnlich wie Konsumkredite bei diesen hat Eigenkapital keine beschränkende Wirkung) wird durch unsere Berechnungen gestützt, ist jedoch gesamtwirtschaftlich suboptimale Lösung (perpetuiert Strukturproblem des Bankensektors; kann auch negative allokative Folgen haben).
20 Wirtschaftspolitische Lösungsansätze /Fortsetzung 2. Stärkung der Eigenkapitalausstattung der Banken, sodass negativer Link zwischen Eigenkapital und Kreditvergabe verschwindet (wie jetzt bei Banken mit Eigenkapitalquote von über 8%). Gesamtwirtschaftlich wünschenswerte Lösung, dauert jedoch und erzeugt Anpassungskosten (die hoch sein können). Durch Fusionen am ehesten umsetzbar.
21 Wirtschaftspolitische Lösungsansätze /Fortsetzung 3. Abschwächung der einschränkenden Wirkung auf die Kreditvergabe an KMU wegen Unterkapitalisierung der Banken durch förderpolitische Korrektur dieser "negativen externen Effekte" von Basel III (z. B. Maßnahmen durch AWS).
22 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
BASEL. Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher Datenbanken/Künstliche Intelligenz. franz-josef.radermacher@uni-ulm.de
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