Routinedaten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) - Eine Ressource für die Versorgungsforschung
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- Thomas Diefenbach
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1 Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland 14. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung, in Berlin Routinedaten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) - Eine Ressource für die Versorgungsforschung Michael Erhart, Dominik von Stillfried
2 Hintergrund Im Verlauf eines Kalenderjahres nehmen rund 90% der GKV Versicherten mindestens einen niedergelassenen ambulant tätigen Vertragsarzt in Anspruch. Trotz umfangreicher Datenmengen die routinemäßig im Prozess der ambulanten Gesundheitsversorgung anfallen bleibt das Versorgungsgeschehen bspw. im Hinblick auf Kontaktanlässe, diagnostische und therapeutische Leistungen oder Ergebnisse nach wie vor häufig unbekannt. unter den finanziell enger werdenden Rahmenbedingungen der GKV und einem soziodemografisch bedingten wachsenden Versorgungsbedarf sind jedoch vermehrt wissenschaftlich fundierte Analysen des Versorgungsgeschehens notwendig damit weiterhin allen Versicherten eine hochwertige und den spezifischen Versorgungsbedürfnissen einzelner Bevölkerungsund Patientengruppen entsprechende Behandlung angeboten werden kann. SEITE 2 von 12
3 Hintergrund Die in den KVen zur Abrechnung routinemäßig verarbeiteten Daten zur Inanspruchnahme ambulanter Versorgungsleistungen durch GKV-Versicherten stellen damit zusammen mit den in den Apothekenrechenzentren anfallenden Arzneiverordnungsdaten eine deutschlandweit einmalige Datengrundlage für wissenschaftliche Untersuchungen zur Versorgungsforschung dar. Bisher wurde diese Datengrundlage nur zum Teil in systematischer Art und Weise für wissenschaftliche Untersuchungen zum Versorgungsgeschehen genutzt. Ziele Diese Arbeit stellt beispielhaft verschiedene Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Auswertung ambulanter Routinedaten vor. Dabei werden die Grenzen und Möglichkeiten erörtert, bspw: Individuelle Zusammenführung Leistungs & Arzneiverordnungsdaten Umgang mit fehlenden individuellen Informationen zum sozioökonomischen und familiären Status. SEITE 3 von 12
4 Datengrundlage und Auswertungsinhalte Vertragsärztliche Abrechnungsdaten ( 295 SGB V) aller Patientinnen und Patienten die einen über das KV-System abrechnenden Arzt in Anspruch nehmen (n=70 Millionen) Alter, Geschlecht, Wohnort, Diagnosen, Leistungen, Versichertenstatus Arzt, Praxis, Fachgebiet, Leistungsschwerpunkte Arzneiverordnungsdaten ( 300 SGB V) Arzneiverordnungsdaten der Apotheken-Rechenzentren aller Patientinnen und Patienten die eine Arzneiverordnung (N=700 Millionen) erhalten und in einer Apotheke eingelöst haben Wirkstoff, Menge, Abgabe, Einlösung (-) Limitierungen Keine Info zu stationäre Einweisungen und Aufenthalte, Hochschulambulanzen etc., DRV-Reha, PKV-Versicherten Keine Info zu AU-Zeiten, sozioökonomischem Status, Familie, Kinder (+) Stärken Kassen- und Regionsübergreifend- bundesweit vollständige(*) und detaillierte Datengrundlage SEITE 4 von 12
5 Ergebnisse Beispiel 1: Identifikation von Versorgungsbedarfen: Prävalenz von Depressionen und Psychischen Störungen im Altersgang Frauen 2011 Männer 2011 SEITE 5 von 12
6 Regionale Variation Ergebnisse Beispiel 2: Versorgung von Depressionen in 88 regionalen Einheiten (KV*Regionstyp) Starke regionale Variation in der psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlungsprävalenz; Hinweise auf substitutive Beziehung? MEHREBENENANALYSE mittlerer Depressionsschweregrad mit höheren Psychotherapie- Leistungsbedarf - schwergradige Depression mit höherem Antidepressiva Verbrauch assoziiert Psychotherapeutendichte mit höherem PT-LB und geringerem Antidepressivaverbrauch assoziiert SEITE 6 von 12 Regionale Variation höheres Haushaltseinkommen in der Wohnortregion mit höheren PT- LB und geringerem Antidepressivav. assoziiert.
7 Ergebnisse Beispiel 3: Persistenz von Depressionen 2011 nach Inanspruchnahme von Psychotherapie 2009 Logistiche Regression Nur unter Berücksichtigung von Morbidität 2009 und Kosten 2009 ist Antragspflichtige Psychotherapie 2009 mit verringerter Persistenz 2011 assoziiert Psychotherapie- Wirkung schwer Nachweisbar da keine kombinierte Information zu Antidepressiva Prädiktoren Odds Ratios Modell 4 Nichtantragspflichtige Leistungen 1,12 Diagnostische & Therapeutische GoPs 1,22 Probatorische Sitzungen 1,34 Antragspflichtige Leistungen 0,89 Alters- und Geschlechtsstruktur Schweregrad Inzident Morbiditätskategorien nach InBA Leistungsbedarf in Euro 2009 sign. & bed. sign. & bed. sign. & bed. sign. & bed. sign. & bed. Abhängige Variable = Wahrscheinlichkeit der Depressions-Persistenz in 2011 Nagelkerke R-square 0,199 Area under ROC 0,729 SEITE 7 von 12
8 Ergebnisse Beispiel 3: Identifikation von Versorgungsbedarfen Regionale Variation Alkoholdiagnosen und Depressionsdiagnosen Alkoholprävalenz (weit) 0,0121 0,0132 0,0142 0,0155 0,0170 0,0194 0,0218 unter und mehr SEITE 1,1 Millionen (2011) 0,0121 0,0132 0,0142 0,0155 0,0170 0,0194 0, von 12 Depression ohne Alk. 0,091 0,097 0,103 0,108 0,112 0,118 0,127 unter und mehr 7,2 Millionen (2011) 0,091 0,097 0,103 0,108 0,112 0,118 0,127
9 Prävalenz F10 Ergebnisse Beispiel 4: Sozioregionale Korrelate von Versorgungsbedarfen Die regionale Prävalenz von F10 Diagnosen korreliert... positiv und stark mit Arbeitslosigkeit Negativ und moderat mit -Haushaltseinkommen Arbeitslosenquote Haushaltseinkommen SGB II - Quote Alkohol F10, age-, gender adj.,597 -,344,611 4,0 R 2 = 0,3737 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 SGB II Quote SEITE 9 von 12
10 Herzinsuffizienzprävalenz (65-79 Jahre) Ergebnisse Beispiel 4: Sozioregionale Korrelate von Versorgungsbedarfen Ökologische Analyse zur kann Bedeutung der sozioregionalen Belastung setzt geeigneten kleinräumigen Systematik voraus, kann Individualebenanalyse aber nicht ersetzen Sozialen Belastung in Hamburger Stadtteilen und Herzinsuffizienzprävalenz bei Jährigen 25,0% R 2 = 0,52 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% -2,50-2,00-1,50-1,00-0,50 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 Soziale Belastung des Gebietes SEITE 10 von 12
11 Diskussion Ergebnisse weisen auf die Potentiale und die Bedeutung wissenschaftlichen Auswertung von ambulanten Routinedaten hin Analyse von Versorgungsbedarfen und Prozessen Stärkung der Versorgungsqualität und Versorgungseinheitlichkeit Analyse von Bedingungsfaktoren für Erfolg & Misserfolg von Versorgungen Voraussetzung: Bundesweiter und kassenübergreifender Datenkörper Zusammenführung von Leistungs-, Diagnose- und Verordnungsdaten auf der Individualebene Ausblick Entwicklung eines Scientific Use File (SUF) aus Daten zur Inanspruchnahme von vertragsärztlichen Versorgungsleistungen und Arzneiverordnungen der auf Antrag zur Bearbeitung von wissenschaftlichen Fragestellungen aus dem Bereich der Grundlagen der Versorgungsforschung verwendet werden kann. Möglichkeit der Förderung entsprechender Vorhaben im Rahmen der Zi- Projektförderungsinitiative (Jährliche Ausschreibung von zur Förderung von Versorgungsforschungsprojekten) SEITE 11 von 12
12 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Herbert-Lewin-Platz Berlin Tel Fax zi@zi.de SEITE 12 von 12
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