Qualitätsrindfleischerzeugung durch Weidemast - Das ist zu beachten! -
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- Maike Fuchs
- vor 7 Jahren
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1 Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV Biopark e. V. Grünlandwirtschaft - Futterqualität für die Weidemast Klockenhagen, 29. Oktober 2008 Qualitätsrindfleischerzeugung durch Weidemast - Das ist zu beachten! - Dr. Jörg Martin Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern
2 D ie G rundlage jeden gesunden, leistungsfähigen Tierzucht ist das G rünland - aber nur dann, w enn es nicht arm selig und vernachlässigt als notw endiges Ü bel des landw irtschaftlichen Betriebes betrachtet und behandelt w ird, sondern w enn es durch A nw endung der E rgebnisse der F orschung zum G esundbrunnen unserer gesam ten Tierzucht gem acht w ird. K ein gesunder Tierbestand ohne gesunde Pflanzenernährung, kein gesundes Pflanzenw achstum ohne gesunden Boden, kein gesunder Boden ohne gesundes Bodenleben! A rthur M oor, 1959
3 Qualitätsfleischerzeugung Die Situation im Rindfleischbereich ist gekennzeichnet durch - langfristigen Preisdruck Öffnung des EU-Binnenmarktes ( WTO-Verhandlungen) Interventionsabbau (Wirksamkeit des Sicherheitsnetzes?) sowie - Stagnation des Rindfleischverbrauchs (auf relativ niedrigem Niveau) infolge sinkender Realeinkommen und Verunsicherung der Verbraucher durch anhaltende Diskussionen um Tierseuchen, Coli-Keime, Fleischskandale, mit Pflanzenschutzmitteln verunreinigten Futtermitteln, Hormoneinsatz und Gentechnologie Klimaschutz Beachten: - Den Vermarktern ist es bisher nur in Ansätzen gelungen, preislich zwischen Qualitäts-, Standard- und Problemtieren zu differenzieren. - Es ist ein Zeichen eines Überschußmarktes, daß das bessere Produkt nicht honoriert wird, und die erzeugerpreisbestimmenden Qualitätsmerkmale Handelsklassenkriterien = Fleischigkeitsklasse und Fettgewebeklasse für die Endverteilerstufe keine Bedeutung haben.
4 Anforderungen an Qualitätsrindfleisch Qualitätsrindfleisch (CMA) Tiere Nutzung fleischbetonter Rassen (positiv fleischleistungsgeprüfte Väter) - Bullen bis max. 18 Monate bei kg Schlachtgewicht - Ochsen bis max. 24 Monate bei kg Schlachtgewicht - Färsen bis max. 24 Monate bei kg Schlachtgewicht Schlachtkörperqualität und Fleischbeschaffenheit Fleischigkeitsklasse Fettgewebeklasse E U R hellrot rot - feinfaserig - gut marmoriert
5 Einflußfaktoren auf die Rindfleischqualität Rasse Nutzungsrichtung Gewebeanteile Teilstücke Geschlecht Kategorie Tierspezifische Faktoren Rindfleischqualität Umweltfaktoren Haltung Fütterung Transport Schlachtung Kühlung Reifung
6 Ökonomische Bewertung von Verfahren der Bullen-,, Färsen- und Ochsenmast 1,300 1,200 1,100 1,000 entscheidende Faktoren - Haltungsdauer Futterkosten - Tiereinsatz Bulle - ab Kalb M Bulle - ab Kalb Z Bulle - ab Absetzer Färse - Stall mittel Färse - Stall-Weide Ochse - Freiland Kalb Absetzer Kalb Absetzer 0,900 Qualitätsindex Effektivitätsindex berechnet nach Heller (1978) Qualitätsindex Bewertung des Schlachtkörperwertes mittels der Gebrauchseigenschaften - Fleischanteil, Konformation, Fettklasse, Scherwert - Effektivitätsindex Erzeugnismenge bestimmter Qualität je Kosteneinheit
7 Das ist bei der Fütterung im ökologischen Landbau zu beachten! Fütterung durch EU-Verordnung sowie verbandsinterne Richtlinien bestimmt mindestens 60 % der Futtertrockenmasseaufnahme ist durch Rauhfutter abzudecken keine ausschließliche, ganzjährige Silagefütterung zulässig im Sommer Weidegang oder Auslauf mit Grünfuttereinsatz langfristig stabile Futterrationen kaum realisierbar Problematisch: Grundfutterversorgung Energieversorgung - geforderter Rohfaseranteil - ab August schnelle Umwandlung des Zuckers im Grünfutter in Zellwandbestandteile Energieergänzung Mikrobenprotein RNB! N-Energie-Verhältnis im Pansen Proteinzufuhr - relativ viel Rohprotein durch Leguminosenanteil - viel pansenlösliches Protein wenig Durchflußprotein Proteinergänzung Getreide Körnerleguminosen
8 Nährwert des Futters in Abhängigkeit vom Erntezeitpunkt Quelle: WILHELM und WURM (1999)
9 Tiermaterial sowie Haltungs- und Fütterungsregime im Versuchsbetrieb Tiermaterial Haltung Fütterung Uckermärker- und Angus-Absetzer aus Kreuzungsmutterkühen Tierzukauf mit 6 bzw. 11 Monaten Ziel: Mast bis ca. 660 kg ganzjährige Freilandhaltung mit dem Angebot einer Schutzhütte Bedingungen: - mecklenburgisch-brandenburgisches Übergangsklima mm Niederschlag/Jahr - humoser Sand mit zeitweiligem Grundwasseranschluß Frühjahr/Sommer grasreiche Weide mit Strohzufütterung Rohfaserausgleich Herbst/Winter Ballensilage zur freien Aufnahme 1. bzw. 2. Schnitt in Abhängigkeit vom Maststadium Mischfutter (1,0 kg je Tier und Tag) S1: Endmast ab 405. Masttag 33 % Blaue Lupinen, 67 % Roggen S2: bis 30. sowie ab 300. Masttag 33 % Blaue Lupinen, 67 % Gerste
10 Rohnährstoffanalyse der in der Ochsenmast eingesetzten Grundfuttermittel Futterart Inhaltstoffe Weidegras 1) Grassilage (Rundballen) 1. Schnitt 2. Schnitt Trockensubstanz Rohprotein Rohfaser Rohasche g/kg FM Calcium Phosphor Magnesium Natrium 11,6 4,4 2,9 2,5 9,2 3,9 0,9 2,4 8,2 3,4 1,8 1,8 Energie- und Proteinbewertung Umsetzbare Energie MJ ME/kg T Verdaulichkeit org. Masse % 11,6-10,9 75,8 10,4 72,2 Ruminale N-Bilanz Nutzbares Rohprotein +5, ) Probeschnitt des für die Silagegewinnung vorgesehenen Aufwuchses +3, ,4 135
11 Mastleistung der Ochsen bei ganzjähriger Freilandhaltung Einstallungsalter 6 Monate 11 Monate Uckermärker Angus Angus n Mastdauer Alter Mastende Tage Tage * 702* Gewicht Mastbeginn kg Mastende kg 285,5* 704,6* 236,5 638,8 315,0* 670,1* Zunahme Geburt Mastbeginn Mastbeginn Mastende Geburt Mastende g g g 1.256* 884* 992* * 962* 901 * Signifikanz der Mittelwertdifferenzen im Vergleich zu den Angus-Ochsen der Serie 1 (α 0,05)
12 Nutzung der Körperkondition in der Ochsenmast 1) 3,75 Kondition (Note) 3,50 3,25 3,00 2,75 Mastbeginn 1 kg Mischfutter bis 30. Masttag Grassilage 1. Schnitt Grassilage 2. Schnitt Weidefutter Grassilage 2. Schnitt Mastende 1 kg Mischfutter Grassilage 1. Schnitt 2,50 Dezember Tägliche Zunahmen der Ochsen in der Mastperiode (in g) Mai 5. Mastmonat September 9. Mastmonat Dezember Mastbeginn Mastende Mastperiode Zunahme = 962 g 1) ganzjährige Freilandhaltung mit dem Angebot einer Schutzhütte
13 Entwicklung des Exterieurs der Ochsen 6,8 6,6 Note 6,4 6,2 Mastbeginn 5. Mastmonat 9. Mastmonat Mastende 6,0 5,8 Mineralstoffversorgung auf der Weide! Typ Bemuskelung Skelett 5. Mastmonat Umstellung Fütterung Winter Sommer 9. Mastmonat Umstellung Fütterung Sommer Winter
14 Schlachtwert der Ochsen bei ganzjähriger Freilandhaltung Einstallungsalter 6 Monate 11 Monate Uckermärker Angus Angus n Schlachtalter Tage * Schlachtertrag Schlachtausbeute % Schlachtgewicht kg Nettozunahme g 57,77* 387,4* 580* 57,08 347, ,16 364,9* 520 Fleischanteil % 67,89* 66,37 66,56 Handelsklasse Fleischigkeitsklasse dar. U % R % O % Fettklasse dar. 2 % 3 % 4 % Note Note 3,47* ,87* , , , , * Signifikanz der Mittelwertdifferenzen im Vergleich zu den Angus-Ochsen der Serie 1 (α 0,05)
15 Schlußfolgerungen und Empfehlungen Die ökologische Rindfleischerzeugung lohnt sich nur, wenn über entsprechende Absatzwege (Naturkostläden, Direktvermarktung) deutlich höhere Produktpreise erzielt werden können. Marktchancen Marktgesetze Verbraucher und seine Kaufentscheidung bestimmt entscheidend die Marktchancen des ökologischen Landbaus muß auf Dauer bereit sein, einen höheren Preis für dieses Produkt zu zahlen! Aufgabe des Staates: Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für eine umweltverträgliche Landbewirtschaftung Zuwachs in diesem Marktsegment führt dazu, daß die traditionellen Vermarktungswege an ihre Grenzen stoßen zunehmende Bindung an Lebensmittelkonzerne verstärkter Preisdruck Preisverfall sich an konventioneller Vermarktung orientierende Qualitätskriterien Ökologisch wirtschaftende Mäster und Mutterkuhhalter müssen zur Gewährleistung einer marktgerechten ökologischen Rindfleischerzeugung der Beherrschung der züchterischen und produktionsorganisatorischen Aspekte der Verfahren eine hohe Aufmerksamkeit widmen Fütterung Grundfutterqualität!
16 Schlußfolgerungen und Empfehlungen Ziel der Jungrindermast ist, durch eine bedarfsgerechte Versorgung mit Energie und Protein das Wachstumsvermögen der Tiere auszuschöpfen um eine marktgerechte Schlachtkörperqualität zu erreichen. Fütterungsgrundsätze Voraussetzung für guten Mastverlauf = gesunde, frohwüchsige Kälber bzw. Absetzer - Fütterungsintensität und Mastendgewicht auf Rasse bzw. Typ der Tiere abstimmen Beachten: - keine größeren und abrupten Futterwechsel während der Mast vornehmen - Pansen- und Darmflora muß sich an veränderte Fütterung erst anpassen Rationsgestaltung - wiederkäuer- und leistungsgerechte Rationszusammensetzung fördert Futteraufnahme gute Verzehrseigenschaften ( abwechslungsreich, schmackhaft, hoch verdaulich) mindestens 15 % Rohfaser in der Ration, davon ⅔ strukturwirksam - Basis erfolgreicher Mast = wirtschaftseigenes Grundfutter bester Qualität Kraftfutter in Abhängigkeit von der Grundfutterqualität gezielt ergänzen - Weidemast von Ochsen und Färsen Weidevorbereitung abrupten Futterwechsel vermeiden! Rohfaserausgleich vor allem bei jungem Weideaufwuchs % höherer Energie- und Proteinbedarf infolge Futtersuche und -ernte Beachten: durch dessen schnelle Umwandlung in Zellwandbestandteile ist Verfügbarkeit des Zucker im Grünfutter als Energiequelle für Pansenbakterien zur Proteinsynthese ab August begrenzt Energieausgleich?!
17 Schlußfolgerungen und Empfehlungen Mindestanforderungen an den Futterwert von Grundfutter Parameter Maissilage Grünfutter Anwelksilage Heu Trockensubstanz g/kg FM Rohprotein Rohfaser Energie MJ ME/kg T > 80 < 200 > 10,8 < 220 > 160 < 210 > 10, > 140 < 250 > 10,5 860 > 120 < 300 > 9,0 Milchsäure Essigsäure Buttersäure > * * * > * * * Mutterkühe Kälber/Absetzer Mastrinder Jungbullen Ochsen/Färsen säugend säugend Stroh! Protein Energie Energie Stroh! Beachten: - Silage/Heu möglichst von artenreichem Grünland und vom 1. sowie. 2. Schnitt Abstimmung der Bewirtschaftungsmaßnahmen auf Standortverhältnisse - Anwelksilage und Heu aus naturschutzgerechter Grünlandbewirtschaftung nicht für Qualitätsfleischerzeugung geeignet unter Berücksichtigung sensorischer Eigenschaften gezielter Einsatz bei trockenstehenden Mutterkühen und tragenden Färsen in guter Kondition
18 Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit!
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