FOKUS GOLD 27. April 2017 SEITE 1
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1 MARKTBERICHT VOLKSWIRTSCHAFT FOKUS GOLD 27. April 217 Goldpreis fällt nach Frankreichwahl Der Goldpreis musste in den vergangenen Tagen die bisher stärksten Preisrückgänge in diesem Jahr hinnehmen. Aktuell notiert der Preis für das Edelmetall bei rund 127 US- Dollar/Feinunze und damit 25 US-Dollar unterhalb des Jahreshöchststandes. Der Grund für diese Preisbewegung ist vor allem in Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen in Frankreich zu suchen. Die Erleichterung über ein Erreichen der Stichwahl des Kandidaten Emmanuel Macron führte zu Risk-on Bewegungen in anderen Asset-Klassen - wie auch an der Abwertung des japanischen Yen ggü. anderen Währungen gut zu erkennen ist. Zudem stiegen die Opportunitätskosten der Goldhaltung, durch einen Anstieg der Renditen von Staatsanleihen. Der Goldpreis folgte schließlich einer Einengung des Basisspreads von französischen zu deutschen Staatsanleihen und einer Abnahme der anhand des VIX gemessenen Volatilität an den Aktienmärkten. Wir erwarten, dass die Volatilität bei Gold in den kommenden Wochen weiter hoch sein dürfte, da die Realzinsen in der kurzen Frist ansteigen dürften und somit weitere Preisnachlässe bei Gold auslösen dürften. Hintergrund dieser Erwartung ist, die Fokussierung der Anleger auf die Themen Wirtschaftswachstum und Reflation nach einer langen Phase von politisch dominierten Märkten. Bisherige Rallye war getrieben durch Flucht in sichere Anlagen Der jüngste Preisrückgang bei Gold folgte auf einer Rallye in den ersten drei Monaten des Jahres von 113 auf zwischenzeitliche 1295 US-Dollar/Feinunze, angetrieben durch eine Umkehrung der durch die Wahl von Donald Trump ausgelösten Kursanstiege bei den meisten Rohstoffen, eines mehr verhaltenen Tonfalls der Fed und erhöhte politische Unsicherheiten. Letzteres bezieht sich nicht nur auf Frankreich, sondern auch auf eine Eskalation Spannungen zwischen den USA und der Furcht eines stärkeren Interventionismus im Nahen und Mittleren Osten. Diese Faktoren trugen zu einem Rückgang der Realzinsen und einer Dollarabwertung bei und machten Gold attraktiver. Begünstigt wurde der positive Start in 217, wie auch in den beiden vorangegangenen Jahren, durch Zuflüsse in Gold-ETFs (Januar-April: +85 Tonnen). Anfang 215 kam es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten, der Aufgabe des Mindestkurses des Schweizer Franken zum Euro durch die SNB und der Ankündigung des Anleihekaufprogramms durch die EZB. Den Gold ETFs flossen damals in den ersten beiden Monaten fast 8 Tonnen zu, bevor im März Abflüsse einsetzten. Im ersten Quartal 216 verzeichneten die Gold-ETFs sogar Zuflüsse von fast 3 Tonnen, ausgelöst durch Sorgen um China und dem Absturz des Ölpreises, bevor es dann wenige Tage nach dem Brexit-Referendum die ersten Abflüsse aus Gold-ETFs zu beobachten waren. In diesem Jahr waren es bisher vor allem die politische Unsicherheit, die, wie wir es erwarten, mit den französischen Präsidentschaftswahlen ihren Höhepunkt erreicht haben dürfte, welche die Anleger in den sicheren Hafen Gold hat fliehen lassen. Jan Edelmann Telefon: Goldpreis vs. Anleihespread,6,5,4,3,2,1 Jan-17 Feb-17 Mar-17 Apr-17 Anleihespread, in % (2j. Franz. vs. 2j. Bunds, lhs) Goldpreis, US-Dollar/Feinunze (rhs) Quellen: Bloomberg, HSH Nordbank Goldpreis vs. Volatilität Jan-17 Feb-17 Mar-17 Apr-17 Goldpreis, US-Dollar/Feinunze (lhs) Quellen: Bloomberg, HSH Nordbank Zuflüsse Gold-Indexfonds in Tonnen VIX Index (rhs) Mrz. 15 Sep. 15 Mrz. 16 Sep. 16 Mrz. 17 Gold-ETF Zuflüsse Goldpreis, US-Dollar/Feinunze Quelle: Bloomberg, HSH Nordbank In unserem Jahresausblick für 217 argumentierten wir, dass rund um die Frankreich- Wahl wohl die Höchststände bei den Goldnotierungen in diesem Jahr zu beobachten sein werden. Die Gefahr von einem Wahlsieg der rechtspopulistischen und eurokritischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen und der darauf aufbauenden Angst vor einem Auseinanderbrechen der EU, dürfte in der nun höheren Wahrscheinlichkeit eines HSH NORDBANK.DE FOKUS GOLD 27. April 217 SEITE 1
2 Wahlsiegs des europanahen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron deutlich gemildert sein. Die Marktteilnehmer werden sich nun mehrheitlich auf eine konjunkturelle Erholung und einer graduellen Straffung der US-Geldpolitik fokussieren, was tendenziell das Gold belasten dürfte. s- erneut wiederholt. Ausblick auf die kommenden 12 Monate Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass Gold in den nächsten drei Monaten mit einem neuen kurzfristigen Preisziel von nun 1.22 US-Dollar/Feinunze unter Druck geraten dürfte. In der Tat dürften in den kommenden Wochen mehrere Faktoren zu beobachten sein, die den Goldpreis kurzfristig unter Druck setzen könnten. Zum Einen dürfte die Risk-on-Bewegung zunächst anhalten, d.h. risikoreichere Anlageklassen erhalten einen relativ höheren Zufluss als weniger risikoreiche Anlagen. Zum Anderen ist mit einem Anstieg der Realzinsen zu rechnen, sollten sich Donald Trumps Steuerpläne (die diese Woche vorgestellt werden sollen) konkretisieren, denn dies dürfte unmittelbar zu einem Anstieg der Anleiherenditen führen. Über die kommende Woche hinaus erwarten wir ein solides Wachstum der Weltwirtschaft. Der daraus resultierende Anstieg der Realzinsen erhöht die Opportunitätskosten der Goldhaltung und dürfte somit auf dessen Preis lasten. Genauer gesagt erwarten wir zwei Zinserhöhungen in den USA bis Jahresende. Mittelfristig besteht dagegen unserer Ansicht nach größeres Upside-Potential für Gold, wobei wir zwei Faktoren identifizieren, die die Preisentwicklung maßgeblich mitbestimmten dürften. Einerseits könnte der tatsächliche Beginn der Brexit-Verhandlungen den Goldpreis unterstützen. Andererseits dürfte Gold perspektivisch primär von einer zyklischen Erholung bei den Rohstoffpreisen profitieren. Weiteres Upside-Risiko für unsere Prognose stellt zudem ein möglicherweise schwächer als erwartetes Wachstum der Weltwirtschaft dar - was allerdings gegenwärtig nicht unser Basisszenario ist. Daher rechnen wir auf zwölf-monatssicht mit einer erneuten Preiserholung bei Gold auf US-Dollar/Feinunze. Das Edelmetall dürfte durch drei Faktoren Unterstützung erhalten: Höhere Kaufkraft in Emerging Markets: Wir glauben, dass einer der Hauptgründe des Goldpreisanstiegs seit 2 auf die Zunahme der Dollarkaufkraft der aufstrebenden Volkswirtschaften (und insbesondere denen in Asien) zurückzuführen ist. In diesen Ländern gibt es eine starke Neigung Gold zu besitzen. Nachdem die Kaufkraft in diesen Ländern zwischen stark gesunken ist, dürfte diese sich in den Jahren zwischen 217-2, aufgrund einer erwarteten (moderaten) Beschleunigung des BIP-Wachstums, wieder erholen. Eine Aufwertung der Emerging-Asia-Währungen ggü. dem US-Dollar dürfte zu den Faktoren zählen, die den Goldpreis in diesem Jahr unterstützen dürften. Denn eine Aufwertung der Währungen ggü. dem Greenback verbilligt den Import des in US-Dollar gehandelten Edelmetalls. Rückläufige Minenproduktion: Die historische Verknüpfung zwischen Goldminenexpansion, Investitionsausgaben und Goldminenproduktion deutet auf einen Produktions-Peak im Jahr 217 und Rückgang bei der Minenproduktion bis in das Jahr 22. In der Vergangenheit stützten ein niedrigeres Angebot den Goldpreis, da weniger Material zur Verfügung stand, um Schmuck- und Investitionsnachfrage zu bedienen. Schwache konkurrierende Anlageklassendynamik: US-Aktien sehen gegenwärtig besonders überbewertet aus und unser Aktienstratege erwartet, dass der S&P 5 am Jahresende bei 24 gegenüber dem aktuellen Niveau von 2386 Punkten gegenwärtig liegen dürfte. Beim DAX dürfte die Rendite bei einem Einstieg heute gar rückläufig sein. In einem Umfeld mit niedrigen erwarteten Aktienrenditen kann Gold relativ ansprechend sein, da Gold auf lange Sicht reale Kaufkraft bewahrt hat und als Absicherung gegen geopolitische Risiken, die Spekulative Netto-Long-Positionen in 1 Kontrakten Apr. 15 Okt. 15 Apr. 16 Okt. 16 Apr. 17 Quelle: CFTC, HSH Nordbank Goldpreisprognose der nächsten 12 Monate US-Dollar/Feinunze Jun. 17 Aug. 17 Sep. 17 Nov. 17 Dez. 17 Feb. 18 Apr. 1 Quelle: HSH Nordbank Zeitraum Beginn: Ende: HSH NORDBANK.DE FOKUS GOLD 27. April 217 SEITE 2
3 das globale Wachstum beeinflussen können, sowie zur Portfolio Diversifizierung dienen kann. Wir bekräftigen unsere Preisprognose bei Gold zum Jahresende von 116 US- Dollar/Feinunze, da wir glauben, dass der Goldpreis kurzfristig unter Risk-on- Bewegungen leiden dürfte. Zum Ende des ersten Halbjahres erwarten wir nun einen Goldpreis von 122 US-Dollar/Feinunze. Allerdings dürfte Gold zum Jahresende 217 seinen Tiefpunkt erreichen und im Anschluss aufgrund der zyklischen Erholung, von der Rohstoffe im Allgemeinen besonders profitieren, wieder kräftig zulegen. HSH NORDBANK.DE FOKUS GOLD 27. April 217 SEITE 3
4 IMPRESSUM HSH NORDBANK AG HAMBURG: Gerhart-Hauptmann-Platz 5, 295 Hamburg, Telefon , Fax KIEL: Martensdamm 6, 2413 Kiel, Telefon , Fax REDAKTION UND VERSAND Volkswirtschaft & Research Dr. Cyrus de la Rubia Chefvolkswirt Tel.: Sintje Boie in Tel.: Volker Brokelmann, CFA Credit Tel.: Jan Edelmann Tel.: Patrick Harms Tel.: Thomas Miller, CFA Credit Tel.: Marius Schad Tel:-1525 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 27. April 217 WEITERE ANSPRECHPARTNER DER HSH NORDBANK Sparkassen & Financial Institutions Thomas Benthien Tel.: Sales Corporates and Real Estate Kristin Ehrhorn Tel.: Sales Shipping, Energy & Infrastructure Stefan Masannek Tel.: Debt Capital Markets Jan Eibich Tel.: Disclaimer Die in dieser Publikation enthaltenen Marktinformationen sind zu allgemeinen Informationszwecken erstellt worden und ausschließlich zur Information bestimmt. Sie ersetzen weder eigene Marktrecherchen noch sonstige rechtliche, steuerliche oder finanzielle Information oder Beratung. Es handelt sich hierbei nicht um eine Kauf- oder Verkaufsaufforderung. Die HSH Nordbank AG weist darauf hin, dass die dargestellten Marktinformationen nur für Anleger mit eigener wirtschaftlicher Erfahrung, die die Risiken und Chancen des/der hier dargestellten Marktes/Märkte abschätzen können und sich umfassend aus verschiedenen Quellen informieren, bestimmt sind. Die in dieser Publikation enthaltenen Aussagen und Angaben basieren auf Informationen, die die HSH Nordbank AG gründlich recherchiert bzw. aus allgemein zugänglichen, von der HSH Nordbank AG nicht überprüfbaren Quellen, die sie für verlässlich erachtet, bezogen hat: Die HSH Nordbank AG hält die verwendeten Quellen zwar für verlässlich, kann deren Zuverlässigkeit jedoch nicht mit letzter Gewissheit überprüfen. Die einzelnen Informationen aus diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle der sachlichen Richtigkeit fand nicht statt. Zudem enthält diese Publikation Schätzungen und Prognosen, die auf zahlreichen Annahmen und subjektiven Bewertungen sowohl der HSH Nordbank AG als auch anderer Quellen beruhen und lediglich unverbindliche Auffassungen über Märkte und Produkte zum Zeitpunkt der Herausgabe darstellen. Trotz sorgfältiger Bearbeitung übernehmen die HSH Nordbank AG und ihre Mitarbeiter und Organe keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen und Prognosen. Dieses Dokument kann nur gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in den jeweiligen Ländern verteilt werden, und Personen, die im Besitz dieses Dokuments sind, sollten sich über die anwendbaren lokalen Bestimmungen informieren. Diese Unterlagen enthalten nicht alle für wirtschaftlich bedeutende Entscheidungen wesentliche Angaben und können von Informationen und Einschätzungen anderer Quellen/Marktteilnehmer abweichen. Weder die HSH Nordbank AG noch ihre Organe oder Mitarbeiter können für Verluste haftbar gemacht werden, die durch die Nutzung dieser Publikation oder ihrer Inhalte oder sonst im Zusammenhang mit dieser Publikation entstanden sind. Die HSH Nordbank AG weist darauf hin, dass eine Weitergabe der vorliegenden Materialien an Dritte nicht zulässig ist. Schäden, die der HSH Nordbank AG aus der unerlaubten Weitergabe dieser Materialien an Dritte entstehen, hat der Weitergebende in voller Höhe zu ersetzen. Von Ansprüchen Dritter, die auf der unerlaubten Weitergabe dieser Materialien beruhen, und damit im Zusammenhang stehenden Rechtsverteidigungskosten hat er die HSH Nordbank AG freizuhalten. Dies gilt insbesondere auch für eine Weitergabe dieser Publikation oder von Informationen daraus an U.S. Personen oder Personen in Großbritannien. Es handelt sich hierbei um eine Publikation. Diese Publikation genügt nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und unterliegt nicht einem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. Die HSH Nordbank unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 18, Bonn sowie der Europäischen Zentralbank, Sonnemannstraße 2, 6314 Frankfurt am Main. HSH NORDBANK.DE FOKUS GOLD 27. April 217 SEITE 4
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