Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05) Dietrich Kurz Universität Bielefeld Abteilung Sportwissenschaft
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- Arnim Bergmann
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1 Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05)
2 Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05) Lektion 9: Spiel: Anthropologische Einsichten II
3 Lektion 9: Spiel: Anthropologische Einsichten II 1. homo ludens. Muss der Mensch spielen? 2. Formen des Spiels (und der Sport) 3. Merkmale des Spiels (und der Sport) 4. Flow. Aufgehen im Tun 5. Zur pädagogischen Bedeutung des Spiels Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
4 1. Homo ludens. Muss der Mensch spielen? Spiel : für Pädagogen der Gegenwart ein Wort mit einem guten Klang. Johan Huizinga Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel (1938). Dt.: 1956ff. Kultur entsteht im Spiel aber das Spiel ist ambivalent. Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
5 Zu 1.: Sutton Smith (u.a. Die Dialektik des Spiels. Dt.: 1978) 1. In höher entwickelten Kulturen spielen Menschen mehr und komplexere Spiele auch Erwachsene. 2. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Spielkultur und den wahrgenommenen Anforderungen des Lebens: Spiel als unspezifische Vorbereitung auf das Leben. Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
6 Zu 1.:Neill Postman: Das Verschwinden der Kindheit Mit den Massenmedien verbreitet sich eine triviale Einheitskultur, Kinderspiele verschwinden, Kinder spielen Sport. Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
7 2. Formen des Spiels (und der Sport) Eine einfache Systematik des Spielens und der Spiele (u.a. F. J. J. Buytendijk) 1. Spielen mit etwas (Objektspiele) 2. Spielen als etwas (Rollenspiele) 3. Spielen um etwas (Regelspiele/Parteispiele)
8 2. Formen des Spiels (und der Sport) Dahinter kann eine Entwicklungslogik gesehen werden: abc! Regelspiele setzen Objektbeherrschung und Fähigkeit zum Rollenspiel voraus, sind also die anspruchsvollsten Spiele. Weltweit wichtigste Form des Regelspiels: Sport
9 Zu 2.: Verteilung der Spiele (Roger Caillois: Die Spiele und die Menschen. Maske und Rausch. 1958) AGON ALEA MIMICRY ILINX (Wettkampf) (Chance) (Verkleidung) (Rausch) Nichtgeregelter Auszählspiele Kindliche Nach- Kindliche paidiá Wettlauf ahmungsspiele Drehspiele Schach Roulette Sportwettkämpfe Lotterie Theater Ski ludus
10 Zu 2.: Systematik der Partei und Regelspiele (Roberts & Sutton Smith) Games of chance, z. B. Würfelspiel Games of strategy, z. B. Schach Games of physical skill, z. B. Wettlauf
11 3. Merkmale des Spiels Merkmale des Spiels (Caillois, vgl. Grupe 1997, S. 237) : Das Spiel ist eine freie (nicht gezwungene), abgetrennte (Spielraum, Spielzeit), ungewisse (Ablauf und Ergebnis offen: Spannung), unproduktive ( was das Terrain nicht verändert,zweckfrei, auto-telisch), geregelte (übliche Konventionen aufgehoben, eigene für die Dauer des Spiels) fiktive (anders als das alltägliche Leben) Tätigkeit.
12 3. Merkmale des Spiels (Caillois, vgl. Gruppe 1997, S. 237) Idealtypische (damit auch: normative) Definition Frei: Schulsport als Pflichtveranstaltung ist eine pragmatische Paradoxie (Volkamer) Fiktiv: Fußball ist mein Leben, Spielsucht. Ist es dann noch Spiel?
13 4. Flow. Aufgehen im Tun (Czikszentmialyi) Warum tun Menschen mit Hingabe etwas, was keinen Zweck hat?
14 4. Flow. Aufgehen im Tun (Czikszentmialyi) Merkmale des Flow (Stichworte nach Czikszentmihalyi) 1. Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein 2. Zentrierung der Aufmerksamkeit 3. Verlust des Selbst 4. Gefühl der Handlungskontrolle 5. eindeutige Handlungsanforderungen und Rückmeldungen 6. auto-telische Deutung
15 4. Flow. Aufgehen im Tun (Czikszentmialyi) Notwendige Bedingungen für das Entstehen von Flow 1. unmittelbare, eindeutige Rückmeldungen 2. optimale Passung Unterstützende Bedingungen 3. keine ablenkenden Reize 4. Unterstützung der auto-telischen Deutung 5. Tätigkeitsanreize 6. (bei Wettbewerben) offener Ausgang
16 4. Flow. Aufgehen im Tun (Czikszentmialyi) Flow = Grenzfalls des Spielerlebens! Aber: auch in der Arbeit möglich!
17 4. Flow. Aufgehen im Tun (Czikszentmialyi) Warum sollen wir als Pädagogen Menschen helfen, in den Flow zu kommen? 1. Im Flow bringt man die optimale Leistung. 2. Flow ist Glück. Ohne Flow wird man krank.
18 5. Zur pädagogischen Bedeutung des Spiels... was man im Spiel ( aus dem Spiel ) lernen kann.
19 5. Zur pädagogischen Bedeutung des Spiels Sutton-Smith (vgl. Grupe, S. 253f, hier nochmals verkürzt) 1. Das Spiel beruht auf Abstraktion und Variation; daher erweitert es das Verhaltenspotential, fordert und fördert die Kreativität. 2. Das Spiel hat eine dialektische Struktur; daher fordert und lehrt es das Handeln in Rollen und den Umgang mit Konflikten.
20 5. Zur pädagogischen Bedeutung des Spiels Ist jedes Spiel gut, wenn es nur ein Spiel ist? Nein! Das Spiel ist bezüglich aller seiner Wirkungen ambivalent.
21 5. Zur pädagogischen Bedeutung des Spiels Instrumentalisierungsdebatte (ein Beispiel): Pädagogische Aufgabe: Faires Spielen lehren. Hoffnung: Fairness als Haltung unterstützen (auch über das Spiel hinaus). Ist es dann noch ein Spiel? Ist dann nicht Fairnesserziehung der Zweck? Antwort (Kurz 1993: Sinn, Folgen, Zwecke ): Es bleibt Spiel, wenn die Eingriffe des Pädagogen der Verbesserung des Spiels gelten (Ziel: das gute Spiel) und nicht der Verbesserung der Spieler durch das Spiel. Erziehung durch Sport? Erziehung im Sport!
22 Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05)
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