Jahresbericht IIZ-Netzwerk Interinstitutionelle Zusammenarbeit im Kanton Thurgau
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- Stefan Kruse
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1 Jahresbericht 2015 IIZ-Netzwerk Interinstitutionelle Zusammenarbeit im Kanton Thurgau 12
2 Editorial Impressionen IIZ-Workshop 2015 Durchdacht und nachhaltig Die Wirtschaftslage ist im Thurgau momentan wenig erfreulich. Es gab zwar in den letzten Monaten eine leichte Entspannung, aber noch immer stellt der stark überbewertete Schweizer Franken vor allem unsere zahlreichen exportorientierten Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Auch die Prognosen für die Bauwirtschaft sind eher verhalten optimis tisch. Viele Betriebe müssen sich deshalb mit personellen Umstrukturierungen helfen, um im harten Wettbewerb weiter bestehen zu können. Das be deutet, dass auch immer mehr Arbeit nehmerinnen und Arbeitnehmer den zu nehmen den Druck im Arbeitsmarkt zu spüren bekommen. Besonders betroffen sind dabei insbesondere jene Personen, deren Arbeitsmarktfähigkeit durch ein Handicap be ein trächtigt ist. Einmal arbeitslos haben sie es ausgesprochen schwer, wieder eine geeignete Stelle zu finden. Das Netzwerk Interinstitutionelle Zusammenarbeit (IIZ) setzt genau hier an. Ziel ist es, über die verschiedenen Institutionen hinweg durchdachte und nachhaltige Lösungen für erwerbslose Personen mit Mehrfachproblematik zu erarbeiten. Dabei stehen die zielgerichtete Zusammenarbeit und der regelmässige Austausch zwischen den verschiedenen kantonalen Ämtern, Anbietern von Beschäftigungsprogrammen sowie Gemeinden im Zentrum. Durch die gemeinsamen Anstrengungen können die Stärken der handicapierten Personen gezielt gefördert werden, um ihnen eine baldige Wiedereinglie derung in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Wenn dies nicht möglich ist, werden alternative Lösungen gesucht, um die individuellen Begabungs- und Persönlichkeitsfaktoren dieser Personen zu unterstützen. IIZ praktizieren wir im Thurgau seit rund zwölf Jahren und die Erfahrungen damit sind sehr gut. Im letzten Jahr konnten in unserem Kanton dank der Interins titu tionellen Zusammenarbeit insgesamt 230 arbeitslose Personen mit einer Mehrfachproblematik wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Für die Be troffenen ist dies ein grosses Stück Lebens qualität für den Kanton ein beachtlicher Erfolg! Edgar G. Sidamgrotzki Amt für Wirtschaft und Arbeit Amtschef Andy Ryser Sozialversicherungszentrum Thurgau Direktor Turi Schallenberg Soziale Dienste Frauenfeld Amtsleiter Marcel Volkart Amt für Berufsbildung und Berufsberatung Amtschef Florentina Wohnlich Sozialamt des Kanton Thurgau Amtsleiterin
3 IIZ-Aktivitäten 2015 Austausch von Institutionen und Akteuren im Integrationsbereich Der Mensch steht bei der interdisziplinären Zusammenarbeit unserer verschiedenen Institutionen im Zentrum. Ein wichtiges Ziel ist es, die körperliche und psychische Funktionsfähigkeit sowie die Unabhängigkeit und Eigeninitiative unserer Klienten zu steigern. Wir bieten ihnen Hilfestellung im beruflichen und sozialen Umfeld. Diese Ziele erreichen wir zum grossen Teil im Rahmen von Kursen und Beschäftigungsprogrammen. Bei den arbeitsmarktlichen Massnahmen ist für unsere IIZ-Klienten nicht in erster Linie der Inhalt der Arbeit wichtig, sondern vor allem die Stabilisierung der Grundarbeitsfähigkeit. Viele Menschen mit einer Mehrfachproblematik müssen Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen oder Pünktlichkeit erst wieder lernen. Auch die Präsenz am Arbeitsplatz oder die Beziehung zu Vorgesetzten und Arbeitskolleginnen und -kollegen ist nach längerer Absenz wieder gewöhnungsbedürftig. Um den Bedürfnissen unserer Klienten gerecht zu werden, ist ein professioneller Austausch zwischen den IIZ-Partnern enorm wichtig. Ein Integrationsplan ist nur erfolgversprechend, wenn alle Partner davon überzeugt sind. Damit der Austausch nicht stagniert oder sogar im Sande verläuft, ist der jährliche IIZ-Workshop eines der wichtigsten Instrumente für uns. Im Workshop wird jeweils ein Bildungsteil mit dem konstruktiven Austausch unter Gleichgesinnten kombiniert. Im IIZ Workshop am 28. Mai 2015 war der Bildungsteil dem Thema «Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL)» gewidmet. Chefarzt Dr. med. Patric Gross und Cheftherapeutin Ina Kop permann haben uns in der Klinik St. Katharinental herzlich empfangen. Claudia Federli, Leiterin Arbeitsspezifische Rehabilitation (ASR) und Dr. med. Christoph Gorbach, leitender Arzt, referierten über das Vorgehen bei der Bestimmung der Arbeitsfähigkeit. Den Referenten gelang es ausgezeichnet, das eher komplexe Themengebiet anschaulich und spannend zu erläutern. In verschiedenen «Mini-Workshops» konnten wir unter Anleitung von Physiotherapeuten und -therapeutinnen praktische Übungen anwenden. Ein Austausch mit der Sozialarbeiterin der KSK Madeleine Büchi und ein eindrucksvoller Rundgang durch das ehemalige Dominikanerinnenkloster St. Katharinental rundeten den ersten Teil der IIZ-Tagung ab. Nicht weniger interessant war der Besuch am Nachmittag im Altra Schaffhausen. Alain Thoman hat für uns eine Führung durch die Angebote von Arbeits- und Ausbildungsplätzen organisiert. Ganz im Sinne vom IIZ-Leitgedanken ist auch für das Altra wichtig, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft integriert werden. Wenn wir uns gemeinsam für den Erhalt dieses wertvollen Systems einsetzen, dann wird unsere Arbeit für eine erfolgreiche Integration von Einzelpersonen weiterhin gut funktionieren. AM-Strategie unterstützt systematisch IIZ Für den Thurgau wurde im Jahr 2015 eine neue Strategie für die Arbeitsmarktlichen Massnahmen AM erarbeitet. Im Januar 2016 wurde mit der Umsetzung begonnen und es konnten erste positive Erfahrungen gemacht werden. Ziele der AM-Strategie Ziel der Strategie ist es, einerseits die Massnahmen optimal auf die beruflichen Qualifikationen der Kunden abzustimmen und andererseits den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes Rechnung zu tragen. Qualifizierungsmassnahmen ohne Bezug zum Arbeitsmarkt und ohne konkrete Verwertbarkeit in der Praxis (z. B. Praktikum) sollten vermieden werden. Zu gross ist die Gefahr, dass sich die Stellensuche deswegen verzögert (sog. Lock-In-Effekt). Wichtig erschien es uns auch, die Akteure im Sinne der IIZ eng miteinander zu vernetzen und die kontinuierliche Fall-Kommunikation zu unterstützen. Ausrichtung auf individuelle Integrationsziele Das Beraterteam der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) im Thurgau erstellt für jede Stellensuchende und jeden Stellensuchenden eine individuelle Wiedereingliederungsstrategie, welche die aktuelle Arbeitsmarktfähigkeit berücksichtigt. Für eine optimale Umsetzung wurde das Massnahmensortiment modularisiert und jedes AM-Modul an eine oder mehrere Wiedereingliederungsstrategien gekoppelt. Durch den Einsatz der Module und mittels definierten Feedbackschlaufen wird die Kommunikation zwischen den Anbietern der Massnahmen und den RAV-Beratern positiv unterstützt. Alle Akteure sind jederzeit über den Stand der Umsetzung der Wiedereingliederungsstrategie informiert. So kann bei einer Zielabweichung frühzeitig reagiert und wertvolle Zeit für die Integration des Stellensuchenden gewonnen werden. Mit der Umsetzung auf Kurs Die Umstellung wird eng durch die Abteilung Arbeitsmarktliche Massnahmen begleitet. Im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung werden Anregungen und Erkenntnisse der Beteiligten aufgenommen. Die Prozesse und Abläufe können bei Bedarf rasch angepasst werden. Erste positive Effekte können bereits jetzt festgestellt werden. Fundierte Ergebnisse erwarten wir jedoch erst gegen Ende des Jahres Marcel Schaer Leiter Arbeitsmarktliche Massnahmen Marianne Strupler IIZ-Koordinatorin RAV Thurgau
4 Psychische Erkrankungen im Arbeitsalltag Eine interdisziplinäre Herausforderung Das Sozialversicherungszentrum Thurgau (SVZ), das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) sowie Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, von Thurgauer Kliniken und Ärztegesellschaften luden am 18. Juni 2015 zu einem gemein samen Anlass in den Thurgauerhof in Weinfelden. Ziel des Anlasses war es, den eingeladenen Arbeitgebern und Ärzten verschiedene Aspekte und Auswirkungen von psy chischen Erkrankungen im Arbeitsalltag aufzuzeigen. In vier Referaten wurden die Sichtweisen von Arbeitgebern, Medi zinern, der Invalidenversicherung und der Forschung aufgezeigt. Die Thematisierung psychischer Erkrankungen von verschie denen Seiten schärfte den Blick, um erfolgversprechende Lösungsund Wiedereingliederungsansätze umzusetzen. In der abschliessenden Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig: Die Wiedereingliederung psychisch erkrankter Menschen stellt eine grosse interdis ziplinäre Herausforderung dar. Eine Eingliederung kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten gut zusammenwirken. In diesem Zusammenhang kommt auch dem IIZ-Netzwerk eine wichtige Rolle zu. Für die Zukunft wird eine engere Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Ärzten angestrebt. Rund 250 Personen, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitgebern und Ärzten, folgten der Einladung. Heinz Erb Leiter RAV Thurgau Manuela Schibli Leiterin Abteilung Eingliederung / Rente, IV-Stelle Thurgau
5 Zahlen und Fakten Wirkung IIZ-Netzwerk Thurgau Anzahl IIZ Kunden (Doppelanmeldungen RAV-IV) Stellenvermittlungen Platziert in Arbeitsstrukturen (PvB) + sonstige AMM Rentenentscheide IV-Taggelder (berufliche Massnahmen) IV Frühinterventionsmassnahmen (FI-Massnahmen) ¹ 18 Krankentaggelder Unfalltaggelder Sozialhilfe Wegzug, Ende Rahmenfrist, auf Arbeitslosentaggelder verzichtet Laufende Rahmenfrist Während einer FI-Massnahme bleiben Versicherte während des Einsatzes auf dem RAV angemeldet und erhalten weiterhin das ALV-Taggeld. Ausgesteuerte Versicherte (ohne Sozialfirmen) Anzahl Kunden in Arbeitsstrukturen Stellenvermittlungen Neue Rahmenfrist erarbeitet Am noch im Programm / Andere Lösungen /Austritte Organisation IIZ-Fachgruppe 2016 Brigitte Baumgartner, IIZ-Koordinatorin, IV-Stelle Thurgau Marianne Strupler, IIZ-Koordinatorin RAV Thurgau Ruedi Brander, IIZ-Delegierter Arbeitgeberkoordination, RAV Thurgau Yvonne Brüggler, Leitung Lernwerkstatt, Stiftung Zukunft Thurgau Adela Civic, Sozialamt Arbon, IIZ-Delegierte Sozialämter Thurgau Sabine Entress, IIZ-Personalberaterin, RAV Amriswil Max Frauenknecht, Eingliederungsspezialist, IV-Stelle Thurgau René Gisler, Abteilungsleiter Sozialhilfe, Beratung, Asyl der Stadt Frauenfeld Barbara Horn, IIZ-Beraterin, Stiftung Zukunft Weinfelden Achim Jungclaus, Leitung Arbeitsintegration, Stiftung Zukunft Thurgau Sonja Lanter, IIZ-Beraterin Vermittlung/Externe Arbeitsplätze, Verein Kompass Bischofszell Cornelia Schmid, IIZ-Personalberaterin, RAV Frauenfeld Roberto Scirocco, IIZ-Personalberater, RAV Kreuzlingen IIZ-Steuerungsgremium 2016 Heinz Erb, Leiter RAV Thurgau Andy Ryser, Direktor, SVZ Thurgau Marcel Schär, Leiter Arbeitsmarktliche Massnahmen Turi Schallenberg, Amtsleiter, Soziale Dienste Frauenfeld Manuela Schibli, Leiterin Eingliederung/ Rente, IV-Stelle Thurgau Edgar G. Sidamgrotzki, Amtschef AWA bis Daniel Wessner, Amtschef AWA ab Marcel Volkart, Amtschef, Amt für Berufsbildung und Berufsberatung Florentina Wohnlich, Amtsleiterin, Sozialamt des Kanton Thurgau
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