Welche Palliative Care brauchen hochaltrige Menschen?
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- Sven Huber
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1 Welche Palliative Care brauchen hochaltrige Menschen? Regula Schmitt Hochaltrige pflegebedürftige Menschen Gebrechlich Multimorbid Innere und äussere Anpassung schwieriger: andere Reaktionen, Komplikationen Risiken: Immobilität, Instabilität, Inkontinenz, Intellekt- Abbau, Inappetenz, Inaktivität, Isolation, iatrogene Schäden Tod ist nahe 1
2 Hochaltrige pflegebedürftige Menschen Unterschiedliche Krankheitsverläufe sind möglich (Krebs, Herzkreislauferkrankung, Demenz..) Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte, seine eigene Persönlichkeit Oft weniger Beziehungen / Einsamkeit Palliative Care bei hochaltrigen pflegebedürftigen Menschen Alle brauchen Palliative Care (in verschiedenem Ausmass) Von ihnen definierte bestmögliche Lebensqualität / Wohlbefinden bis zum Tod Leiden lindern, vorbeugen Angehörige werden unterstützt, über den Tod hinaus Medizinische, pflegerische Behandlung, psychologische, soziale, spirituelle Unterstützung Vorausschauende Planung von Palliative Care in Ergänzung zu rehabilitativen Massnahmen 2
3 Was heisst das? es heisst: normale geriatrische Pflege und Betreuung! Auf Bedürfnisse individuell eingehen Pflegeplanung Präventive Massnahmen Standarts Konzepte, z.b. zu Sterbebegleitung, zu Angehörigen Handlungsanweisungen Fähigkeiten: Kommunikation, Umgang mit herausforderndem Verhalten, interdisziplinäre Zusammenarbeit.. Gleichzeitigkeit des Akzeptierens der Irreversibilität, der Einschränkungen einerseits und der Krankheitsbekämpfung, des Aufbaus auf Ressourcen andererseits; dies bei schwieriger Prognose normale geriatrische Pflege und Betreuung Symptommanagement Notfallplanung Vorbeugen von Komplikationen Lebensqualität : Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben 3
4 Was heisst das? Kompetente Betreuung von Menschen mit Demenz (und oft gleichzeitig andern Krankheiten) Kompetente Betreuung von alten Menschen, die an einer Depression, an einer Suchtkrankheit oder an einer andern alterspsychiatrischen Krankheit leiden (und oft gleichzeitig andern Krankheiten Palliative Care bei hochaltrigen Menschen: ist komplex! Was braucht es zusätzlich? oder: Worauf fokussieren wir? Was intensivieren wir? 4
5 Fokus / Intensivierung Sorge-Kultur Abschiedskultur, Trauerbegleitung spirituelle Begleitung Begleiten und Unterstützen beim seinen Weg suchen, also: medizinisch-ethischer Entscheidungsprozess Ein Beispiel: Frau S 88 Jahre, verwitwet, eine Tochter, seit 1 Jahr im Pflegeheim, Patientenverfügung vorhanden Ist meist zufrieden, Teilnahme am Leben Arthrosen, Osteoporose, cerebrovaskuläre Durchblutungsstörungen, koronare und hypertensive Kardiopathie, kognitive Einschränkungen (leichte Demenz?), eingeschränktes Sehvermögen Akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Thoraxschmerz: was tun?? Ist Frau S palliativ? 5
6 Frau S, einige Monate später: Braucht mehr Unterstützung in ADL Wirkt oft unglücklich, unzufrieden, traurig; sagt manchmal, dass sie sterben möchte Wenig Appetit, klagt oft über Uebelkeit; fragt besorgt, welche Krankheit dahinter stecke, wie man diese behandeln könne Schläft schlecht, will Schlafmittel (wenig Erfolg) Besucht Singgruppe und Gesprächsgruppe, dort eher passiv, aber es scheint ihr zu gefallen Schätzt die Besuche der Tochter Erkrankt an einer Lungenentzündung: was nun? Ist Frau S palliativ? Frau S, einige Wochen später Viel schwächer, kann für wenige Stunden aufgenommen werden, steht nicht alleine Isst sehr wenig, trinkt auch immer weniger, kann Medikamente schlucken (flüssig oder gemörsert) Ist manchmal unruhig/verwirrt Atmet zeitweise etwas schwer Erleidet einen Harnwegsinfekt: was tun? Ist sie palliativ? 6
7 Frau S ist palliativ Haltung der Betreuenden (Sorge-Kultur wird selbstverständlich) Ja sagen können zum Sterben (Frau S, Tochter, Bezugspersonen): ein Prozess! (existentielle Fragen, spirituelle Aspekte) Verdursten lassen? Ersticken? kachelnde Atmung? Schmerzen? Wohlbefinden/Frieden Medizinisch-ethischer Entscheidungsprozess es braucht: Wissen: Ambivalenz, unsichere Prognose, Komplexität: Gebrechlichkeit, Multimorbidität, Urteilsfähigkeit? Mutmasslicher Wille? Wohlverstandenes Interesse.. Zeit in jeder Hinsicht! Geht oft verschlungene Wege (es ist ein Prozess!) Bereitschaft zur interprofessionellen Zusammenarbeit Ethische + fachliche + psychosoziale Kompetenz Empathie ( Du bist wichtig, weil Du bist. ) Kommunikationsfähigkeit; Fürsorge durch Information und Beratung Entwicklung eines Konzeptes zu persönlichem Willen 7
8 Anforderungen für Palliative Care bei hochaltrigen Menschen Qualifiziert/kompetent in Geriatrie Qualifiziert/kompetent in Alterspsychiatrie (Demenz, Depression ) Qualifiziert/kompetent in Palliative Care (inkl. Fokusse, d.h. Sorge, Abschiedskultur, spirituelle Begleitung, Fähigkeit zur Begleitung und Unterstützung im Entscheidungsprozess) Die Kunst der Verflechtung : - medizinische oder pflegerische Massnahmen ergreifen bzw. verzichten: was raten wir? - Schmerztherapie bei hochaltrigen Menschen und anderes - Problem Urteilsunfähigkeit, eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit. Die Kunst der individuellen Betreuung; der richtigen Auswahl Rahmenbedingungen Aus- Fort- und Weiterbildung (insbesondere in ethischer Entscheidfindung) Möglichkeit der Zusammenarbeit Arzt Pflege sind gegeben Die Leitung steht dahinter und weiss, worum es geht Möglichkeit des Beizugs von Fachexpertinnen (Geriater, Alterspsychiater, Palliative Care-Team, Wundexpertin, Ernährungsspezialisten.. Zeit! u.a. Berücksichtigung der Langsamkeit Freiwillige (z.b. bei Einsamkeit) 8
9 Wer soll das bezahlen? Pflegebedarfs-Erfassungssysteme weiterentwickeln Berücksichtigung von mehr Zeit (für Pflege, für Gespräche usw.) Expertenbeizug im Heim wird anstandslos bezahlt Fort- und Weiterbildung wird unterstützt (die passende, ev. massgeschneiderte) Zusammenfassung Kompetenz und Qualifikation in Palliative Care, in Geriatrie, in Demenzbetreuung (alle Professionen, stufenentsprechend); dies miteinander verflechten können Zusammenarbeit interprofessionell, Fachexperten Fokus auf Sorge-Kultur, Abschiedskultur, spirituelle Begleitung, ethischen Entscheidungsprozess Fort- und Weiterbildung: ausgerichtet auf die Bedürfnisse und Situation hochaltriger Menschen 9
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