Prof. Dr. Eiko Jürgens
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- Eugen Schmitt
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1 Fakultät für Erziehungswissenschaft AG 5: Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik Prof. Dr. Eiko Jürgens Innovative Formen der Leistungsbeurteilung Vortrag im Rahmen einer Schulleiterdienstbesprechung am 16.März 2017 im BBZ Stegen/Freiburg
2 Definition Pädagogische Diagnostik 1 Pädagogische Diagnostik umfasst alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen Lernenden und den in einer Gruppe Lernenden Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehrund Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und Lernergebnisse festgestellt werden, um individuelles Lernen zu optimieren. Zur Pädagogischen Diagnostik gehören ferner die diagnostischen Tätigkeiten, die die Zuweisung zu Lerngruppen oder zu individuellen Förderungsprogrammen ermöglichen sowie die mehr gesellschaftlich verankerten Aufgaben der Steuerung des Bildungsnachwuchses oder der Erteilung von Qualifikationen zum Ziel haben. (aus: Ingenkamp, K.H./Lissmann,U.,2008, Weinheim und Basel: Beltz,S. 13)
3 Begriffsbestimmung 2 >>Neue Formen der Leistungsbeurteilung erfassen Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die über den fachlich-inhaltlichen Lernbereich hinausgehen. Sie überprüfen und beurteilen Elemente aus allen Lernbereichen des erweiterten Lernbegriffs: methodisch-strategische Leistungen, sozial-kommunikative Leistungen, persönliche Lernleistungen.<< (Definition nach Bohl 2001, S. 19)
4 3 Lerndialogische (qualitative) Verfahren Lerntagebuch Lernjournal Logbuch Portfolio Beurteilungs- / Kompetenzraster Förderpläne
5 Lerntagebuch - Begriffsbestimmung 4 Ein Lerntagebuch (learning journal) ist ein diagnostisches Instrument, mit dem Lernprozesse und Lernverhalten begleitend beobachtet, dokumentiert, ausgewertet und beurteilt sowie interpretiert und reflektiert werden können. Hauptsächlich soll mit dem Führen eines Lerntagebuchs erreicht werden, dass Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Lernen besser verstehen lernen, indem sie deren Abläufe bewusst überwachen (Monitoringfunktion lerndialogischer Verfahren). Grundbedingung: Regelmäßiges Dokumentieren über ausgedehntere Zeiträume, um zwischen zufällig und kurzfristig auftretenden Phänomenen und langfristigen, nachhaltigen Entwicklungen unterscheiden zu können.
6 5 Pädagogisches Logbuch Primär ist ein Logbuch ein diagnostisches und didaktisches Instrument: Es dient nicht der Zensurengebung. Der Fokus liegt auf der individuellen Förderfunktion. Diagnose Prognose Förderung Beobachtung Rückmeldung Beratung Didaktik Diagnose Unterricht bietet Raum für eigenverantwortliches Lernen und Arbeiten Kooperative Lern- und Arbeitsformen werden hoch geschätzt Kritisch-konstruktive Fehlerkultur liegt vor
7 Portfoliokonzept 6 Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Die Sammlung muss die Beteiligung der/des Lernenden an der Auswahl der Inhalte, der Kriterien für die Auswahl, der Festlegung der Beurteilungskriterien sowie Hinweise auf die Selbstreflexion der/des Lernenden erschließen. (Paulson et. a. 1991)
8 Kompetenz- / Beurteilungsraster 7 Vorteil: Mit einem Beurteilungsraster lassen sich Lernentwicklungen konkret, differenziert und mehrdimensional abbilden. Das gleichzeitige Auftreten von Dimensionen, Kriterien und Niveaustufen lässt direkt den aktuellen Lernstand erkennen. In den Feldern der Matrizen werden die den Lernmerkmalen zugeordneten Niveaustufen sprachlich beschrieben. Solche Beschreibungen werden als Deskriptoren bezeichnet (>>descriptors<<)
9 8 Grundmodell der Einheit von Diagnose und Förderung Anlass / Ausgangslage (z.b. auffälliges Lerntempo) Diagnostik / Kind-Umfeld- Analyse / Problemdokumentation und -analyse»theoretische«annahmen / Erklärungsansätze /»Förderkonzepte«Entwicklung von hierarchisierten Förderzielen Prüfung und Entscheidung für geeignete Fördermaßnahmen /»Förderplan«Überprüfung und Rückmeldung der Effekte eventuell Ende der Maßnahme(n) Beratung und Entscheidung über weitere Schritte
10 Kommunikation und Reflexion über die schulische Leistungspraxis 9 These: Regelmäßiger Austausch mit Schülerinnen und Schülern über Leistung, Leistungsansprüche und Leistungsbeurteilung ist notwendig, u.a. deshalb, will es keine Leitung per se gibt. Die Entscheidung, ob eine Tätigkeit oder ein Handlungsresultat als Leistung gekennzeichnet wird (werden soll), bedarf der Definition (bzw. der Absprache).
11 10 Selbstdiagnostik / Selbstlernkontrolle & Fremddiagnostik / Fremdlernkontrolle
12 11 Vorteile der Selbstdiagnostik - intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Lernleistungen - Wertigkeit und Sinn / Bedeutung des eigenen Leistens werden intensiver wahrgenommen und reflektiert - Akzeptanz und Transparenz von Lernleistungskontrollen werden gesteigert - Selbstbeurteilung hat positive Auswirkungen auf den inneren Lernprozess (z.b. Nachvollziehbarkeit der Fremddiagnostik) - Partizipation an der Beurteilungsaufgabe führt zur gemeinsamen Verantwortung für diagnostische Einordnungsund Auswertungsprozesse und die daraus zu ziehenden Konsequenzen
13 Normative Grundsätze für die schulische Diagnostik 12 (1) Leistungsbeurteilung ist stets normativ vergleichend (2) Für die schulische Diagnostik ist der anforderungsbezogene Maßstab (kriteriale Bezugsnorm) maßgebend. (3) Die individuelle Bezugsnorm ist eine differenzierte, dem individuellen Lernstand angepasste kriteriale Bezugsnorm
14 13 Diagnostisches Instrument (Funktionen) Dokumentationen zu Lernprozessen und produkten: entwicklungsbezogene Lernbegleitung lernziel- und kompetenzorientiert: stärkenorientiert Kombination von individueller und sachlicher Bezugsnorm Verbindung von Selbst- und Fremdeinschätzung Anlass zu Dialog und Reflexion Zusammenhang zwischen Diagnose, Erkenntnis und Beratung
15 14 Didaktisches Instrument (Funktionen) Aufbau von >>symmetrisierten<< Kommunikations- und Interaktionsstrukturen (Machtstrukturen) Demokratisierung und Humanisierung schulischer Unterrichtskultur (Klassenklima) Partizipation an Entscheidungsprozessen (Kriteriendefinition der Leistungsbewertung; Wahl der Themen, Arbeits- und Lernstrategien) Stärkung von Autonomie und Selbstwirksamkeit Umgang mit Heterogenität: Differenzierung und Individualisierung Lernziel- bzw. Anforderungsbezug (bspw. Kompetenzstufen) und -transparenz
16 15 Gütekriterien (testtheoretische, quantitative) Objektivität Validität Reliabilität Anwendungsgebiet: u.a. informelle Tests (sogenannte Klassenarbeiten, Klausuren etc.), Beobachtungen (Merkmalsbogen zum Arbeits- und Sozialverhalten, Diagnosebögen etc.)
17 16 Gütekriterien (qualitativ) Als besonders geeignet für die Validitätsbestimmung in der >>innovativen<< Leistungsbeurteilung werden sog. >>Dialog-Konsens-Methoden<< angeboten: Unterscheidung in drei Methoden (1) kommunikative (2) argumentative (3) kumulative Validität
18 17 Unterscheidungsebenen der Pädagogischen Diagnostik Individuelle Förderung Lerndiagnostik Qualifikationsfunktion Leistungsdiagnostik Prüfungsdiagnostik Curriculare Funktion Beurteilungsformen Sonderfall Zensurengebung Verbale Wertungen
19 18 Die Anwendung innovativer Beurteilungsformen in Prüfungssituationen wirft rechtliche Fragen auf: (1) Billigung von Gruppenprüfungen und Gruppenzensuren (2) Partizipation von Schülerinnen und Schülern an der Beurteilung von Prüfungsergebnissen Zertifikate (3) Vergleichbarkeit der beurteilten Leistungen (bei differenzierten oder individualisierten Lernarrangements) (4) Verbale vs. numerischer Beurteilung (5) Rechtlich verwendbare Gütekriterien
20 Zum Weiterlesen: Jürgens, E./ Lissmann, K. (2015): Pädagogische Diagnostik. Grundlagen und Methoden der Leistungsbeurteilung in Schulen. Beltz Verlag: Weihnheim und Basel. ISBN Jürgens, E. (2010): Leistung und Beurteilung in der Schule. 7. Auflage. Academia Verlag: Sankt Augustin. ISBN Jürgens, E./ Sacher, W. (2008): Leistungsbeurteilung und Pädagogische Diagnostik in der Schule. Grundlagen und Anregungen für die Praxis. Kohlhammer Verlag: Stuttgart. ISBN
21 Vielen Dank für Ihr Interesse
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