Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen

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1 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 1 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen Thomas Lückgen werk.um architekten DE-Darmstadt

2 2 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 6. Europäischer Kongress EBH 2013

3 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 3 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen Modulares Bauen in Holz Das modulare und elementierte Bauen in Holz hat in der Regel mehrere Beweggründe. Die wichtigsten 3 Aspekte möchte ich hier nur kurz aufführen, da die Vorteile hinlänglich bekannt sind. Die starke und eindeutige Entwicklung des Holzbaus in Richtung der Vorfertigung spricht für sich. Qualität: In einer Werkshalle können wetterunabhängig die Elemente vorgefertigt und transportbereit verpackt werden. Abläufe sind standardisiert, Materialien können über das ganze Jahr unter nahezu gleichen Bedingungen eingebaut werden. Die Qualität des Arbeitsplatzes ist höher, Montagezeiten und die damit verbundenen Arbeitszeiten Fern der Familie sind deutlich reduziert. Zeit: Werksseitig produzierte Vorelementierung können in der Regel nach einem exakten Terminplan eingetaktet werden. Parallel dazu werden störungsfrei Erd- und Gründungsarbeiten ausgeführt. Wetterbedingte Verschiebungen des Bauablaufs werden minimiert. Eine in wenigen Tagen geschlossene Aussenhülle ermöglicht in unmittelbarem Anschluss den klimageschützten Innenausbau. Kosten: Die oben aufgeführten Punkte führen zwangsläufig auch zu einer Kostenreduzierung. Jedoch liegt das Preisniveau des Holzbaus im Vergleich zum Massivbau in der Regel leicht höher. Das liegt zum einen an dem unterschiedlichen Lohngefüge in den entsprechenden Baubereichen, zum anderen auch an den Qualitäten der Materialien und Ausführungen. In Betrachtung aller Faktoren liegt der Holzbau vorne. Um die Vorteile der Vorfertigung in vollem Umfang nutzen zu können, ist es für die Planer unabdingbar, sich mit dem Holzbau und der Vorfertigung schon im Vorfeld auseinanderzusetzen. Die Transportfähigkeit und die Fügungstechnik spielen oftmals eine entscheidende Rolle bei der Realisierung- und Preisgestaltung der vorgefertigten Module/Elemente. Im Besonderen Architekten und Tragwerksplaner sind hier gefordert, Ihre Planung schon im Entwurf auf die Produktionsbedingungen abzustimmen. Für Kinder Bauen Jetzt kommt noch eine weitere Herausforderung für die Architekten hinzu. Pädagogische Konzepte für die Betreuung von Kindern gibt es viele - und sie ändern sich, sind ähnlichen Wandlungsprozessen ausgesetzt wie die allgemeinen gesellschaftlichen Umbrüche. Im U3-Bereich fehlt es zurzeit zumindest in Deutschland an Erfahrung. Konzepte sind gefragt, selbst die Betreiber sind oftmals überfordert, entsprechende Raumprogramme zu erstellen. Vieles wird aus dem U7-Bereich übertragen, auf der Bauherrenseite sitzen oftmals engagierte Erzieherinnen, die Ihre Erfahrungen ausschliesslich in der Betreuung von 3-7 -Jährigen gemacht haben. Nachhaltig Bauen Für Kinder bauen, für die nächsten Generationen bauen, bedeutet in letzter Konsequenz automatisch auch nachhaltiges Bauen. Neben den klassischen Aspekten wie Energieverbrauch, CO2 Bilanz, Ökonomie bekommt in unserer Betrachtungsweise von Nachhaltigkeit 1 Schwerpunkt besondere Aufmerksamkeit: Suffizienz Suffizienz bedeutet, weniger zu bauen, mit weniger auszukommen, weniger Geld, weniger Raum, weniger Fläche. think.red (abgeleitet von reduzieren) ist das Schlagwort für unsere Arbeitsweise.

4 4 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 6. Europäischer Kongress EBH 2013 Es erfordert immer die Suche nach der einfacheren Lösung für die entsprechende Bauaufgabe. Architekten sind der Herausforderung ausgesetzt, im Sinne der Nachhaltigkeit Gebäude mit einer hohen Nutzungsintensität, zu erstellen, die sowohl konstruktiv als auch funktional über viele Jahrzehnte Bestand haben sollten. Während der konstruktive Teil Alltagsgeschäft von Architekten ist, wird es unter Berücksichtigung des funktionalen Aspekts von langlebigen Gebäuden schon komplizierter. Der Faktor Zeit sollte ein wichtiger Parameter bei der Erstellung und Beurteilung von Raumkonzepten sein. Verschiedene Ansätze sind hier denkbar: Nutzungsneutrale Räume, Möglichkeiten der Aneignung, zeitlose Architektursprache, flexible/variable Grundrisse, zeitlich aufeinanderfolgende Mehrfachnutzung von Räumen, Gebäude, die einen Standortwechsel ermöglichen, etc. Atmosphären schaffen Wichtigstes Ziel hierbei bleibt es jedoch, die für die entsprechende Bauaufgabe Atmosphären zu schaffen. Für den Schulbau bedeutet das, eine angenehme und positive Lernumgebung zu gestalten, die es Schülern und Lehrern erleichtert, gemeinsam und in Beziehung zu lernen. Für den Kindergartenbau (U3-U7) spielt es eine entscheidende Rolle, eine alters- und entwicklungsspezifische Umgebung mit natürlichen Oberflächen, Rückzugs- und Spiel - und Aktionsbereichen zu schaffen, Pflegebereiche auszubilden, die eine aktive Beteiligung des Kindes ermöglichen. Ich möchte gerne 2 Projekte aus unserer Arbeit vorstellen, die die oben genannten Aspekte beinhalten, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten. 1. mobi scuul Dieses Projekt ist entstanden, als im Rahmen einer von uns bearbeiteten Schulsanierung Unterricht-Ersatzräume für die Zeit der Sanierung gesucht wurden. Wir schlugen vor, anstatt der üblichen Lösung, Container anzumieten, ein modular aufgebautes Holzbausystem zu entwickeln, dass allen Anforderungen besser gerecht wird und langfristig gesehen auch wesentlich preisgünstiger wird. Entwickelt wurde ein Raummodul mit folgenden Eigenschaften: Holzkonstruktion 20cm Zellulusedämmung Lüftungselemente mit WRG Demontierbar Mehrfach verwendbar Einlagerungsfähig Stapelbar (bis zu 3 Geschosse) Beliebig kombinierbar Warme freundliche Atmosphäre Vielseitig Einsetzbar Realisiert wurde an dieser Stelle ein 3 -geschossiges Gebäude mit 28 Klassenräumen, aufgestellt in 15 Werktagen. Im Sommer 2013 wird es abgebaut und sofort wieder an anderer Stelle für eine weitere Schulsanierung aufgebaut.

5 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 5 Abbildung 1: Entwurf des Grundmoduls, einzelne Aufstellung, Fassade in unterschiedlichen Varianten möglich Abbildung 2: Die Ansicht der realisierten Variante, 3-geschossig mit 28 Klassenräumen Abbildung 3: Ein Schnitt durch die Erschliessungsanlage mit der Fluransicht der Klassenräume

6 6 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 6. Europäischer Kongress EBH 2013 Abbildung 4: Innenansicht des Klassenraums Die Elemente einschliesslich Fenster, Oberflächen und Installationen sind im Werk gefertigt. Lampen und Schalter sind flächenbündig eingebaut, um sie bei Transport und Lagerung zu schützen. Abbildung 5: Aussenansicht des fertigen Gebäudes

7 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 7 Abbildung 6: Die Montage der Wandelemente Bolzen aus Eichenholz gefertigt erleichtern die Montage und übertragen gleichzeitig die Schubkräfte Abbildung 7: Montage der Deckenelemente

8 8 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 6. Europäischer Kongress EBH Kindertagesstätte Fiedlersee Dieses Projekt wurde im Rahmen der KITA- Förderung im Herbst 2012 gestartet. Eine 7-gruppige Kindertagesstätte mit einem 3-gruppigen U3 - und einem 4-gruppigen U7- Bereich mit einem Flächenbedarf von ca qm soll entstehen. Auf Grund der Fördermöglichkeiten muss die KITA Ende 2013 ihren Betrieb aufgenommen haben, also schon auf Grund des engen Zeitrahmens stellt dieses Projekt für alle Beteiligten eine echte Herausforderung dar. Auf Grund der knappen Zeit kam nur ein Holzbau mit einem hohen Anteil an Vorfertigung in Frage. Für die Planungszeit wurden 4 Monate incl. funktionaler Ausschreibung veranschlagt. Möglich wurde die kurze Planungsphase durch den glücklichen Umstand, dass wir bereits im Vorfeld für ein anderes Kita-Projekt Qualitätsstandards für die Stadt Darmstadt entwickelt haben, auf denen wir aufbauen konnten. Bei diesem Beispiel möchte ich besonders auf die spezifischen Herausforderungen und die möglichen Qualitäten eingehen, die das Bauen für kleine Kinder mit sich bringt. Fragen, die man sich vor der Planung stellen sollte: Was brauchen Kinder für Ihre gesunde Entwicklung? Was brauchen die Betreuer für Ihre dauerhaft engagierte und verantwortungsvolle Arbeit? Was brauchen Eltern, um Ihre Kinder vertrauensvoll abgeben zu können? Und... Was können Wir als Planer dazu beitragen? An Hand von diesem Projekt und einigen Bildern aus dem Vorläufer möchte ich dazu in meinem Vortrag einige Aspekte vertiefen. Abbildung 8: KITA Fiedlersee Ansicht West, Haupteingang

9 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 9 Abbildung 9: KITA Fiedlersee Grundriss Erdgeschoss Abbildung 10: KITA Fiedlersee Grundriss Obergeschoss

10 10 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 6. Europäischer Kongress EBH 2013 Abbildung 11, 12: Der Fensterplatz, ein Ort zwischen Innen und Aussen und die Entdeckung, das Verweilen. Abbildung 13, 14: Eine Nische im Flur und deren Aneignung Abbildung 15, 16: Spielpodeste in den Gruppenräumen mit vielen Möglichkeiten der Anpassung und Aneignung

11 Modulares Bauen für Kinder Atmosphären schaffen T. Lückgen 11 Abbildung 17: Der Spielflur, Möglichkeiten der Spiels, der Bewegung und Begegnung Neben den besonderen Orten in der Kita wird die Atmosphäre durch natürliche Farben und Materialien bestimmt. Das Holzparkett lädt zum Barfusslaufen und Aufenthalt ein. Wir versuchen, uns als Erwachsene und Planer, so weit es möglich ist, zurückzunehmen. Wenn Bunt gewünscht wird, soll es mit den Kindern und Erziehern gemeinsam entstehen. Der bisherige Betrieb und der Umgang mit der zurückhaltenden Gestaltung zeigt aber, dass ein Bedürfnis nach bunter Veränderung nicht vorhanden ist. Diese 5-gruppige Kita (70 Kinder) ist mit Baukosten (KG ) von ca Euro brutto ausgekommen. Ein hochwertiges Erscheinungsbild muss also nicht teuer sein. Im Sinne der Nachhaltigkeit und im Sinne aller Familien, die immer mehr so dringend Betreuungsplätze benötigen, wird es in Zukunft unsere Aufgabe sein, mit einem weniger besser zu bauen. Das ist möglich, wenn wir uns gleichzeitig den besonderen und bereits oben aufgeführten Fragen stellen: Was brauchen Kinder für Ihre gesunde Entwicklung? Was brauchen die Betreuer für Ihre dauerhaft engagierte und verantwortungs-volle Arbeit? Was brauchen Eltern, um Ihre Kinder vertrauensvoll abgeben zu können? Und... Was können Wir als Planer dazu beitragen?