Lernen in und über Unterricht mit digitalen Portfolios

Transkript

1 24. Bundestagung der Leiterinnen und Leiter der Schulpraktischen Studien Arbeitsgruppe Praktika mit Medienbezug Lernen in und über Unterricht mit digitalen Portfolios Silke Grafe, Prof. Dr. Bardo Herzig, Ruhr-Universität Bochum

2 Agenda Ausgangslage Unterrichtsqualität Kompetenzerwerb Reflexives Lernen Digitales Portfolio Diskussion

3 Praxisrelevanz Zur Einschätzung der Praxisrelevanz theoretischer Kenntnisse aus der Allgemeinen Didaktik Prozente 50 50% Stichprobe: n = % 30 30% Studiengang: SI 23,4% SII 19,1 % SI/SII 57,4 % 20 20% 10% Praxis-Relevanz der theor. Kenntnisse 5 Legende: 1 gar nicht praxisrelevant 2 wenig praxisrelevant 3 in mittlerer Weise praxisrelevant 4 in stärkerem Maße praxisrelevant 5 sehr praxisrelevant

4 Unterrichtsqualität Unterrichtsqualität Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler Qualität des Lernprozesses (Merkmale der Unterrichtsmethode) Welche Aspekte beeinflussen die Qualität von Unterricht positiv?

5 Unterrichtsqualität Erforschung von Einflussfaktoren Persönlichkeitsparadigma - Kontaktbereitschaft - emotionale Stabilität - psychische Belastbarkeit - Maß an Selbstkontrolle Mindestanforderungen an die Lehrerpersönlichkeit Prozess-Produkt-Paradigma - breites Handlungsrepertoire (direkte Instruktion) - effektive Zeitnutzung - anspruchsvolle Aufgaben(-kultur) - individuelle Unterstützung - klare Unterrichtsstruktur - lernförderliches Klima

6 Unterrichtsqualität Erforschung von Einflussfaktoren Expertenparadigma Noviz(e)in Expert(e)in z.b.: - kognitive Strukturen von Lehrpersonen - subjektive Theorien - Fehlerkultur - Unterrichtsmuster ( Skripts ) Erfolgreiches Unterrichten erfordert verschiedene Kompetenzen

7 Kompetenzbereiche Fachwissenschaft Didaktik Diagnostik Klassenführung (F.E. Weinert )

8 Kompetenzerwerb Noviz(e)in? U N I V E R S I T Ä T Erwerb wissenschaftlicher Grundlagen für die Wahrnehmung von Erziehungs-, Bildungs- und Schulentwicklungsaufgaben Aufbau einer forschenden Grundhaltung Erwerb erster berufspraktischer Erfahrungen Entwicklung relevanter Persönlichkeitseigenschaften Situationssensibilität Expert(e)in S C H U L E Reflexionsvermögen Variabilität des Handlungsrepertoires Orientierung an berufstypischen Werten Begründung von Handlungen aus einem empirischwissenschaftlichen Habitus heraus

9 Kompetenzerwerb Strukturelle Integrationsanforderungen Theorie/ Wissenschaft Praxis/ unterrichtliches Handeln Allgemeine Didaktik Inhaltliche Integrationsanforderungen Fachdidaktik Fachwissenschaft

10 Theorie und Praxis Kernfrage: Welchen Stellenwert hat das wissenschaftliche Wissen für die praktische (Unterrichts-)Tätigkeit? Modellierung des Theorie-Praxis-Verhältnisses

11 Theorie und Praxis Modell 1 Theorie Praxis direkter Transfer Modell 2 Theorie Praxis Transformationsregeln Können/ Routinen

12 Theorie und Praxis Modell 3 Theorie Praxis In-Beziehung-Setzen Reflexives Lernen Subjektive Theorien Erfahrungen

13 Reflexives Lernen mit Medien Mehrwert der videobasierten Reflexion von Unterrichtssequenzen Helping teachers to learn what to do in the classroom? Helping teachers to notice what is happening in the classroom Sherin/ van Es 2003

14 Reflexives Lernen mit Medien Mehrwert der videobasierten Reflexion von Unterrichtssequenzen Helping teachers to learn what to do in the classroom! Helping teachers to notice what is happening in the classroom - Erkennen des Relevanten/ Wichtigen in komplexen Umgebungen - Herstellen von Beziehungen zwischen speziellen Interaktionen und übergreifenden Prinzipien/ Konzepten vom Lehren und Lernen ( What is this a case of? ) - Einbeziehen von Kontextwissen über die spezifische Situation ( Situieren ) Sherin/ van Es 2003

15 Reflexives Lernen Ziel: Erwerb von Reflexionsfähigkeit ( Reflexionswissen ) Fähigkeit, Wissenschaftswissen (Fachdidaktik und Allgemeine Didaktik) zu spezifischen Lehr- und Lernsituationen sowie zu individuellen subjektiven Theorien in Beziehung zu setzen und in ersten berufspraktischen Erfahrungen auszuwerten.

16 Digitales Portfolio Veranstaltungen im Rahmen des erziehungswissenschaftlichen Studiums Digitales Portfolio als studienbiografisches Instrument Veranstaltungen im Rahmen des fachdidaktischen Studiums Allgemeindidaktisches Praktikum Fachdidaktisches Praktikum - Dokumentation - Reflexion - Information

17 Digitales Portfolio Leitfragen zur Reflexion Beschreibung von Unterricht Analyse von Unterricht Beurteilung von Unterricht

18 Digitales Portfolio Leitfragen zur Reflexion Beschreibung von Unterricht unmittelbar auf den Lehr- Lernprozess bezogen - Lehrhandlungen der Lehrperson - Lernhandlungen der Lernenden - Inhalte der Interaktion zwischen Lehrperson und Lernenden - Medien (Erfahrungsformen) - praktizierte Sozialformen - Aktivitäten, die nicht unmittelbar auf den Lehr-Lernprozess bezogen sind

19 Digitales Portfolio Leitfragen zur Reflexion Analyse von Unterricht - Lernvoraussetzungen der Lernenden - Zielvorstellungen der Lehrperson - Gliederungsabsichten der Lehrperson - Lernwirkungen - Grundauffassung zum Lehren und Lernen auf Seiten der Lehrperson - Beziehungsgefüge innerhalb der Lerngruppe sowie zwischen Lehrperson und Lernenden - Einflüsse des sozialen, ökonomischen, kulturellen Milieus auf den Unterricht

20 Digitales Portfolio Leitfragen zur Reflexion Beurteilung von Unterricht - Waren die einzelnen Lehrhandlungen geeignet, um wünschenswerte Lernaktivitäten auf Seiten der Lernenden anzuregen oder zu unterstützen? - Waren die Lernaktivitäten geeignet, Lernwirkungen im Sinne der Zielvorstellungen zu erzeugen? - Waren die Zielvorstellungen im Aspekt der gegebenen Lernvoraussetzungen angemessen? - Wurden unterschiedliche Lernvoraussetzungen in angemessener Form berücksichtigt? - Haben die gewählten Erfahrungsformen bzw. Medien die Lehrhandlungen und Lernaktivitäten in angemessener Weise gefördert? - Waren die Inhalte zur Anregung der Lernprozesse geeignet? -... interne Kriterien Auswahl

21 Digitales Portfolio Leitfragen zur Reflexion Beurteilung von Unterricht Auswahl externe Kriterien Interaktionsverhalten - Wie sind die Zielvorstellungen und Lernwirkungen zu bewerten im Hinblick auf ein sachgerechtes, selbstbestimmtes und kreatives Handeln in sozialer Verantwortung? - Sind die Lehrhandlungen und Lernaktivitäten geeignet gewesen, die intellektuelle und soziale bzw. moralische Entwicklung zu fördern? - Entspricht die Grundauffassung vom Lernen auf Seiten der Lehrperson bewährten lehr-lerntheoretischen Konzepten? nicht-verbale Verhaltensweisen - nicht-verbale Aspekte des Verbalverhaltens - Verbalverhalten

22 Digitales Portfolio Ursprüngliche Idee des Portfolios: Künstlermappe Grundgedanke des Digitalen Portfolios: Lernbiographisches Instrument Fremdevaluation ( fremde Beispiele) Selbstevaluation (eigene Beispiele) Referenzmöglichkeiten - kriterial: Standards - individuelle: biographische Entwicklung - sozial: Benchmarking

23 Digitales Portfolio Lernanlässe und -möglichkeiten Wahrnehmung der eigenen Person und des eigenen Unterrichts Ins-Bewusstsein-Heben spezifischer (eigener) Handlungsformen Erweiterung der Wahrnehmung von Unterrichtsaspekten und Schülerverhalten Auseinandersetzung mit Unterricht auf der Basis von Bild- und Tondokumenten Fallbasiertes Lernen Diskussion fachdidaktischer Problemstellungen Kollegiale Fallberatung...

24 Reflexives Lernen mit Neuen Medien Mediendidaktische Aspekte Video als externes Gedächtnis Erkenntnisgewinn durch handelnden Umgang mit Darstellungsformen Kopplung von Situationen und begrifflichen Situationsmerkmalen (mentale Modelle, Konstrukte) Medienfunktionen - Darstellen/ Arrangieren - Speichern - Übertragen - Verarbeiten auf einer technischen Plattform (gemeinsamer Wahrnehmungsraum, Vermeidung von Medienbrüchen)

25 Reflexives Lernen mit Medien Mediendidaktische Aspekte Video Medienbruch Fachliteratur Subjektive Theorien Vitamin C bekämpft Weiße Blutkörperchen zerstören Mentales Modelle zu zu Bewegungsabläufen Viren Erkältungen? Medienbruch Wissensnetzwerk? Preis R sitzt auf R Angebot S S Katze Boden Planung Medienbruch Mentale Modelle Unterrichtsmaterial

26 Vernetztes reflexives Lernen Individuelle EPHAIL-Oberfläche STeam-Oberfläche Gruppenmitglieder Virtueller Raum STeam-Server Heim Medienwerkstatt Notebook- Cafe Seminar Bibliothek Seminar Seminar

27 Bildnachweise/ -vorlagen: Videokamera: vkp_preistraeger.html Laptop 1: downloads/ Laptop2: ofest.uchicago.edu/nsit/purchasing/ notebook.html Rodin Unterricht: Bibliothek: wissen/index_wissen.ht Lempel: Künstlermappe: shop/geschenk3.html